das ist aus dem September... Aber ich werde jetzt auf jeden Fall noch in dem alten Jahr einen (den zweiten) Teil posten und der dritte und letzte wird auf keinen Fall so lange auf sich warten lassen, da er nämlich auch schon praktisch, fast, so gut wie fertig ist. Ein wenig geschleife noch, ein Blick meiner wachsamen Beta-Leserin und dann könnte ich den vielleicht sogar auch schon bald...
Aber jetzt erst einmal den zweiten - auch hier hat KitKaos in der Vorurlaubs-Vorbereitungs-Phase noch ein wenig Zeit gefunden und mir wieder ihren kritisch-förderlichen Blick geliehen - danke
So, lange Rede usw. viel Spaß mit dem zweiten Teil
„Ich hätte gerne eine Sekretärin…“
Oder auch einen Sekretär, das war letztlich vollkommen egal, wenn es nur jemand war, dem Bernhard Klein diesen ganzen Schriftkram auf den Schreibtisch legen konnte und sagen: „Hier! Mache Sie daraus einen Bericht, den irgendjemand im Ministerium versteht…“ Wobei, Verstehen war nicht das oberste Ziel dieser Berichte. Maßgeblich war eigentlich nur das Bestreben, dass diese Menschen das Gefühl bekamen, das, was er tat, war so wichtig, dass es weiterhin finanziert werden musste. Ja, so eine Sekretärin hätte er gerne. Er würde sie oder ihn auch niemals beauftragen, Kaffee zu kochen. Solch banale Dinge konnte er wirklich selber erledigen. Aber diese Berichte – wie er das hasste.
Dabei schob er das Problem schon ein paar Tage vor sich her, doch die Papiere in dem Stapel schienen sich zu vermehren. Was nicht sein konnte, da die Ergebnisse seiner Untersuchung seit einiger Zeit feststanden und damit nicht mehr verändert wurden. Auch hatte er bezüglich der Fähigkeit zur Reproduktion von Untersuchungsberichten eigentlich eine relative eindeutige Meinung. Doch in seinem rein optischen Eindruck schien der Stapel zu wachsen. Bedrohlicher und nicht kleiner, sondern höher zu werden.
Er dachte sehnsüchtig an den zwölf Jahre alten Old Turkey in dem hinteren Erlenmeyerkolben, während seine Hand zögerlich, aber verantwortungsvoll, in Richtung des Papierberges ging…
Als die Tür zu seinem Labor aufgerissen wurde und ihn aus seiner buchstäblichen Depression riss.
Sein Herz tat einen kleinen Hüpfer. „Lois Lane!“, rief er erfreut aus.
Normalerweise entlockte ihm die Reporterin nicht solch eine überschwängliche Begeisterung. Sie war zwar beeindruckend. Bemerkenswert erfolgreich in ihren manchmal abwegigen und unsystematischen Lösungsansätzen und hin und wieder sogar auf ihre Art sympathisch, aber auch sehr anstrengend. Und raubte ihm immer sehr viel seiner extrem knappen Zeit. Doch jetzt verhieß ihr Erscheinen Ablenkung; er konnte sich noch einmal kurz vor diesem unausweichlichen Bericht retten.
Aber nun, wo er ihr seine komplette Aufmerksamkeit zukommen ließ, bekam er das Gefühl, dass er sie sicher schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte. War da nicht etwas gewesen? Hatte da nicht etwas in der Zeitung gestanden? Aber ja, sie und Mister Kent hatten geheiratet, vor einem Monat oder so.
Nun, es lag also nahe, dass sie ihn eine Zeitlang in Ruhe gelassen hatten. Sie, Mister Kent und sogar Superman, einer der drei tauchte normalerweise immer bei ihm auf. Doch nun war sie wieder da und stand in seinem Türrahmen – und Lois Lane sah aus, als hätte sie eine wirkliche Aufgabe vor sich. Den Blick eines Kampfhundes und die Körperhaltung einer Siegerin. Nur einen Hauch davon entfernt ihre Idee in ein beweisbares Faktum zu verwandeln. Und nicht im Ansatz bereit einen Widerspruch zu akzeptieren. Genau so stand sie nun hier.
„Guten Morgen…“ doch Bernhard Klein zögerte und das ‚Lane‘ blieb ihm im Halse stecken. Hatte Lois Lane ihren Namen geändert? Hieß sie nun vielleicht Kent? Oder Lane-Kent? Würde jemand wie sie ihren etablierten, in der Fachwelt und bei ihren zahlreichen Lesern gut eingeführten Namen aufgeben? Wohl eher…
Doch ein Redeschwall von der Art eines frühgeschichtlichen Vulkanausbruchs, wie ihn nur eine Lois Lane hervor bringen konnte, unterbrach seine gedanklichen Ausführungen möglicher Namens-Konstellationen: „Doktorkleinichkommeineinerungalublichwichtigenmissionzu
ihneneinediekeinenaufschubduldetsiehabendochvoreinerganze
nweileversuchegemacht…“ Es war erstaunlich zu beobachten, sie atmete nicht!
„… habendabeiherausgefundenobeseinemengekryptonitgibtdiesein
ekräfteaufeinmenschlichesnormalmaß…“
Moment! „Kryptonit?!“
Dieses eine Wort, zugegeben, etwas ausgespien, so erschrocken wie er war, ließ den Magma-Fluss erstarren. Lois atmete doch. Einmal sehr tief durch. Und gleich noch einmal. Dann kam ihre Antwort fast schuldbewusst: „Ja – Kryptonit.“ Sie wartete einen Moment, bevor sie weitersprach. Wollte sie seine Reaktion abwarten? „Sie haben doch…“, schlich sie wie eine Katze um den heißen Brei herum, „eine Menge ermittelt, die Supermans Kräfte auf ein Maß bringt, das einem normalen Mann von der Erde gleichen würde…“
„Oh ja…“, erinnerte Bernhard Klein sich, „Ziel der Versuchsreihe damals war eine Art Desensibilisierung gegenüber Kryptonit zu erreichen. Wir haben viel probiert, aber es hat leider nicht funktioniert. Vielleicht hat er Ihnen davon berichtet.“
„Ja. Hat er“, war ihre ausgesprochen knappe Antwort. Gerade so, als wollte sie sich mit solch nebensächlichen Beweggründen jetzt gerade nicht befassen.
„Jedenfalls haben wir damals heraus gefunden, dass es von dieser Art Kryptonit, welches ich hier im Institut lagere“, er hatte nicht die geringsten Vorbehalte so offen mit Mrs. Lane darüber zu sprechen. Erfahrungsgemäß hatten Lois Lane, Clark Kent und Superman gar keine Geheimnisse voreinander. „… dieses grüne eben, eine Menge gibt, die ihn zu einem ganz gewöhnlichen Menschen macht, was seine Kräfte angeht. Und ohne sein Leben zu gefährden. Es sind genau 0,0815 Gramm.“
„Ich weiß.“ Lois‘ Augen zeigten keine Emotion, nicht die geringste.
„Aber wozu brauchen Sie…?“
„Ach, Dr. Klein“, bei diesen Worten nun schlugen die Augen der Reporterin geradezu Purzelbäume, „das ist genau genommen so geheim, dass ich es noch nicht einmal Ihnen erzählen kann.“ Sie sah den Wissenschaftler nicht an dabei, dafür sprach sie nun immer schneller: „Sie haben doch so einen Splitter? Einen, der genau 0,0815 Gramm wiegt…?“
„Ja!“, unterbrach er ihre gehetzte Frage. „Was wollen Sie…? Sie fragen doch für Superman?“ fügte er diese These noch schnell gegen das mulmige Gefühl in seinem Magen an.
Auf diese Worte hin sah sie ihn nicht nur nicht mehr an, sie drehte ihm sogar den Rücken zu. „Dr. Klein, Sie kennen mich! Wozu bräuchte ich sonst Kryptonit?!“, fragte sie herablassend. Und brachte ihn sofort in den Genuss einer weiteren Lane’schen Tirade: „Ihnendürftejawohlklarseinwennerkönntewäreerselberhiererschienen…“
Ja, das war in der Tat ein Argument, dem er sich nicht erwehren konnte.
Kaum fünf Minuten später und dem sich vermehrenden Untersuchungsbericht-Papierstapel wieder vollkommen ausgeliefert, fragte sich Dr. Bernhard Klein, ob es wohl richtig war, Mrs. Lane… Kent… oder vielleicht doch Lane-Kent das Kryptonit ausgehändigt zu haben. Aber in der Herausgabe hatte er die einzige Möglichkeit gesehen, sich vor ihr zu retten. Er war nicht noch einmal zu Wort gekommen. Sie konnte so enervierend sein, so absolut und unausweichlich – armer Mr. Kent… oder hieß der jetzt vielleicht Lane?
* * * *
Bei allen Hits von Elvis, sie hatte wieder einmal den richtigen Riecher gehabt. ‚In kooperativer Zusammenarbeit mit der Polizei von Metropolis konnten die Beweise erbracht werden, dass die Diebstähle, über die der Planet vor einigen Wochen bereits berichtet hatte, die anfangs gar keinen Zusammenhang zu haben schienen, doch auf einen einzigen Täter zurückgingen. Eine ausführende Hand, ein Auftraggeber und ein einziger Beweggrund.‘ Das war typisch für Lois, sie nannte keine ihrer Quellen, das machte sie grundsätzlich nie. Und doch war sich Perry White sicher, dass niemand aus dem Personenkreis, den sie angriff, jemals die Herkunft ihrer Information infrage stellen würde. Lois Lane berichtete nicht über Gerüchte oder Tratsch. Wenn sie mit Behauptungen aufwartete, waren das Fakten.
Perry nahm sich seinen roten Marker, obwohl er sich sicher war, dass er kein Wort streichen würde und las weiter: ‚Anfangs gab es nichts, was die Unterschlagung bei Marion’s, die Schmuggel-Affäre des Zoll-Fahnders Zimmer und den Einbruch bei Bradley verband. Doch wie ein nasskalter Nebel einer verborgenen Insel beschlich mich ein Gefühl, nach einem verbindenden Element suchen zu müssen. Und dieses Element offenbarte sich – so unglaubwürdig das erscheinen mag – in der Sage um Atlantis. Der Stadt, die all ihr Wissen, ihre Macht, den technischen Vorsprung und ihren mystischen Stellenwert in der Vergangenheit und bis in die heutige Zeit einem geheimnisvollen Stein zu verdanken hat – einem Stein, der alles verändern kann. Oreichalkos… Doch genug Mythologie. Die Straftaten der Gegenwart hatten den Zweck Dinge zusammen zu bringen, die unter Kunstgelehrten mit der Sage um Atlantis in Verbindung gebracht werden. Offenbar glaubte der Juwelier Dr. Nilrem, 52 Jahre, dass es ausreichen würde einer antiken Maske ein paar Smaragde einzusetzen um mithilfe einer alten Macht die Welt zu beherrschen. Die Polizei prüft derzeit, ob Dr. Nilrems geistiger Zustand eine Vernehmung zulässt.‘
Oh ja, sie hatte es mal wieder allen Kollegen gezeigt, was der Lane’sche Spürsinn an die Oberfläche befördern konnte. Er zeichnete den Artikel ab und legte ihn in das Fach für die Morgenausgabe. Einzig Ralph hatte bisher noch nicht einmal bemerkt, wie sie ihn vorgeführt hatte. Aber das war ein ganz anderes Thema.
Perry steckte die Kappe auf den Marker und legte ihn beiseite. Er war sehr froh, dass Lois ihren gewohnten und bekannten Instinkt wieder gefunden hatte. Sie und auch Clark waren seit ein paar Tagen wieder ganz die Alten. Auch Clark war wieder der unerschütterliche Optimist geworden, den Perry schon vermisst hatte. Er konnte das an kein besonderes Ereignis knüpfen, doch seit vielleicht einer Woche oder auch etwas länger hatten sie beide wieder dieses Leuchten in den Augen. Wenn sie einen Fall bearbeiteten, eine Behauptung sich als richtig erwies, sie einen Artikel fertig gestellt hatten oder einfach so. Jeder für sich und beide miteinander. Ja, genau, wenn er sich das nun so besah, hatte sich auch das Verhalten der beiden miteinander verändert. Oder war das sogar der Ursprung?
Der Chefredakteur stand von seinem Schreibtisch auf und ging zu den Glasfenstern, die ihn vom Redaktionsbüro trennten. Die Jalousien waren heruntergelassen, aber offen. So konnte er das Treiben da draußen sehr genau beobachten, war aber trotzdem akustisch abgeschirmt. Lois saß an ihrem Schreibtisch und las offenbar etwas vor. Aber Perry war sich nicht wirklich sicher, ob sie die volle Aufmerksamkeit ihres Zuhörers hatte. Ihr Ehemann stand hinter ihrem Schreibtischstuhl und ließ seine Hände die Seiten seiner Frau hinunter wandern. Außer den beiden war niemand mehr im Redaktionsbüro und Perry beschlich das Gefühl, dass seine beiden Reporter ganz sicher nicht an ihren Chef hinter der Jalousie dachten. Clark beugte seinen Kopf zu seiner Frau hinunter und begann ihren Hals zu liebkosen. Doch Lois ließ sich kaum ablenken oder versuchte es zumindest. Sie begann zu lachen, aber las noch immer; sie hielt Clark auch nicht ab, weiter zu machen, was er gerade tat, reckte sich ihm fast noch etwas entgegen, damit er nur ja kein Stück überging – ach ja… junge Liebe.
Glücklicherweise war es schon spät am Abend, sonst hätte er sich als Chefredakteur um die minderjährigen Kollegen Sorgen machen müssen, aber so… Perry lächelte zufrieden.
* ~ * ~ *Statistik: Verfasst von Magss — Sa 31. Dez 2011, 13:48
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