Ganz dringend muss ich an dieser Stelle noch einmal ein großes "Dankeschön" los werden. Es gilt meiner unermüdlichen Beta-Leserin Magss! Ich glaube, das ist die dritte oder vierte Version meiner FF, die ihr zurzeit zum Nachgucken vorliegt. Sie macht das mit Engelsgeduld und hat immer wieder neue tolle Tipps für mich. Vielen Dank!!
Die afrikanische Nacht Teil Eins (7/12)
Zeit: 02. Februar 1993
Ort:Namibia, zuerst über dann im Etosha-Nationalpark / 2. Welt
Mit einem Sprung kam der Löwe auf sie zu.Wie in Großaufnahme bemerkte sie noch seine blutige Seite und mächtige Pranken. Aus dem weit aufgerissenen Maul mit den großen Reißzähnen kam ihr ein stinkender Atem entgegen. Luftholen ging nicht mehr. Ihr wurde schwarz vor den Augen. Sie fühlte nur noch wie sie gepackt wurde, dann war jedes Empfinden ausgelöscht.
Sie konnte fliegen. Lois hob einfach ihre Arme, bewegte sie, als ob es Schwingen wären und segelte durch die Lüfte. Ein sanfter Wind hob sie hoch und sie tanzte zu seinem Lied.
Dieser sanfte Wind begleitete sie auch auf dem langsamen Weg ins Bewusstsein. Ein flatterndes Geräusch vernahm sie als erstes. Sie fühlte sich sicher, geborgen und sehr behaglich. Sie empfand weder Schmerz noch Kälte, weder Hunger noch Durst.
Mit Macht stürzte die Erinnerung auf sie ein. Ganz klar sah sie das Wasserloch und den auf sie zuspringenden Löwen vor sich.
„Ich bin also tot! Aber wenn das der Tod ist, wieso fürchten wir Menschen uns bloß so vor ihm?“, dachte sie verwundert.
Ganz vorsichtig öffnete sie die Augen. Es war dunkel, aber im Glanz der vielen Sterne sah sie das lächelnde Gesicht eines Mannes über sich.
Leider konnte sie keine Details erkennen. Aber sie merkte, dass sie langsam auf seinen Armen durch die Luft getragen wurde. Alles fiel ihr ein, was sie, besonders als Kind, von dem Leben nach dem Tod gehört hatte. Darum konnte ihre jetzige Feststellung sie beileibe nicht erschüttern. Musste das nicht so sein, wenn man gestorben war? Und wie es aussah hatte er sogar den richtigen Kurs eingeschlagen.
Aber vergewissern musste sich die Neugier in Person doch: „Du Engel, du bringst mich doch hoffentlich in den Himmel?“, fragte sie zaghaft.
Der Engel gab ein leises, heiteres Lachen von sich und sie hörte eine sehr sympathische Stimme mit einem warmen Timbre: „Hallo, Lois, Verzeihung, Ms. Lane, ich hoffe, mit Ihnen ist alles in Ordnung? …Und nein, ich bin bestimmt kein Engel.“
Ganz langsam verarbeitete sie das Gehörte. Na also, er kannte sogar ihren Namen! Was hatte er gefragt? Ob mit ihr alles in Ordnung wäre? Und er behauptete kein Engel zu sein?
„Oh, für eine Tote geht es mir recht gut. Ein Löwe hat mich gefressen, das weißt du ja sicher. Und bleib ruhig bei Lois! Aber wieso bist du kein Engel? Machst du Scherze? Du musst ein Engel sein, du fliegst doch! Ich höre deine Flügel rauschen. Außerdem kennst du sogar meinen Namen! Und wie heißt du? Bist du Michael oder vielleicht Seth?“
Sie spürte eine Erschütterung seines Körpers, die sich wieder als das angenehme Lachen herausstellte, nur etwas kräftiger als beim ersten Mal: „…Glauben und vertrauen Sie mir bitte, Lois, Sie sind wirklich nicht tot! Ich habe Sie dem Löwen vor dem Rachen weggeschnappt. Die Flügel, die Sie hören, sind mein Cape, das ich jetzt um Ihre Schultern legen werde.Ich bin wirklich kein Engel! Mein Name ist Clark Kent und eigentlich bin ich Ihr Kollege beim Daily Planet.“
Wenn er sie nicht so fest gehalten hätte, wäre sie jetzt sicher zur Erde gestürzt. Sie kniff sich in den Arm.Tatsächlich, der Schmerz war nicht zu verleugnen. Also war sie doch nicht tot?
„Mein Kollege beim Planet? Ich kenne dich doch gar nicht. Wieso kannst du fliegen, wenn du kein Engel bist und woher kennst du mich dann und was machst du hier und wo bringst du mich denn hin, wenn ich nicht gestorben bin? Und wenn du mich schon gerettet hast, dann lass doch bitte dieses förmliche Sie weg.“ Lois wusste nicht, wo ihr der Kopf stand und während des Redens wurde ihre Stimme immer forscher und lauter.
Die, die ihr antwortete, war ruhig und klang frohgestimmt: „Das sind aber viele Fragen auf einmal, Lois. So schnell werde ich sie dir nicht beantworten können. Ich werde dir unglaubliche Dinge erzählen müssen, aber akzeptiere sie einfach. Sie entsprechen wirklich der Wahrheit.“
Na, was mochte da wohl kommen, sie war aber sehr gespannt!
Der Engel, der angeblich keiner war, redete weiter: „Also, …fliegen kann ich, weil ich von einem fremden Planeten namens Krypton stamme, meine Zell- und Molekularstruktur ist eine ganz andere als die der Erdenmenschen. Außerdem kann ich noch andere sehr außergewöhnliche Dinge. Aus diesem Grund nennt man mich in Metropolis auch …Superman.“
Was erzählte er da? „Superman? Superman? Clark, so heißt du, ja? Also Clark, warum habe ich dann noch nie von dir gehört? Ein Superman, das wäre doch die Schlagzeile! Das müsste ich doch wissen! Ich wohne doch auch in Metropolis und wir sind angeblich Kollegen?“
Was war bloß in der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit in Metropolis geschehen?
Sie konnte zwar seinen intensiven Blick nicht sehen, aber sie spürte ihn. Ein zarter Druck seiner Arme unterstrich seine eindringlichen Worte: „Lois, habe bitte Vertrauen, du wirst alles verstehen. Hab` keine Angst, erschreck` nicht und glaub` mir einfach, auch wenn es dir noch so schwer fällt.“
Kleine Pause! Tief holte er Luft. Sie vermeinte zu spüren, wie sie in seine Lungen strömte. Er verstärkte noch mehr den Griff, mit dem er sie hielt. Hatte er Sorge, dass sie vor Schreck aus seinem Arm springen könnte? Welche Unglaublichkeiten würden dann wohl aus seinem Mund kommen?
„Lois, …ich kam mit einem Freund aus der …Zukunft hierher um dich zu suchen. Wir schreiben in meiner Gegenwart das Jahr …1997, …12. Februar 1997. Du bist seit vier Jahren verschollen. Man hat dir sogar einen Grabstein errichtet. Niemand weiß, wo Du geblieben bist.“
Jedes Wort traf sie wie ein Hammerschlag. …Zukunft, …1997, …vier …Jahre, ...verschollen, ...Grabstein!
Lois starrte ungläubig in das kaum erkennbare Gesicht über sich. Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Was erzählte dieses seltsame Wesen? Dabei musste es einem ja schwindlig werden. Ihr scharfer Verstand rebellierte. Aus der Zukunft? Unmöglich! Es gab doch keine Zeitreisen!
Aber sie schwebte auf den Armen eines Mannes, der angeblich von einem anderen Planeten stammte, durch den nächtlichen afrikanischen Himmel. Ein fliegender Außerirdischer! Das gab es ja eigentlich auch nicht! Es war aber eine unumstößliche Tatsache!
Welch ein Chaos! Ihr schwirrte der Kopf. Zuerst hatte sie geglaubt, sie wäre tot, doch sie war es nicht, aber die Menschen in Metropolis waren schon seit Jahren davon überzeugt: „Ich glaube, Clark, im Moment reicht es, mehr kann ich zurzeit nicht verkraften. Sage mir bitte nur noch, wo du mich jetzt hinbringst. Zurück zu Kate und Bob?“
Er wurde noch langsamer und leiser: „Lois, aus einem bestimmten Grund darf ich dich nicht zur Lodge zurück bringen. Ich weiß, wir werden deinen Freunden sehr weh tun. Sie werden dich verzweifelt suchen. Mir tut das selbst sehr leid, aber ich kann es wirklich nicht ändern.“ So bedauernd klang seine Stimme nun auch wieder nicht: „Hab´ bitte keine Angst, wir fliegen zu meinem Begleiter, der auf uns wartet. Dort wirst du alles weitere erfahren.“
Angst? Nein, Angst hatte sie nicht, nicht bei diesem vertrauenerweckenden Beschützer. Darum gab sie sich erst einmal mit seiner Auskunft zufrieden. Sie hatte das Riesenbedürfnis, in Gedanken ein Resümee zu ziehen.
Das Wichtigste: Sie war nicht tot! Clark Kent, ein Kollege vom Planet, hatte sie vor dem heran springenden Löwen in Sicherheit gebracht. Das war ja schon mal sehr beeindruckend, aber dann ging es erst so richtig los. Sie wusste nicht, was ihr am merkwürdigsten erschien.
Dass er ein Außerirdischer mit Superkräften war? Welche Superkräfte besaß er? Eine erlebte sie zurzeit mit ihm. Er konnte fliegen wie ein Vogel! Sogar ohne Flügel!
Dass er aus der Zukunft kam um sie zu suchen? Dazu noch mit einem Begleiter!
Dass die Leute in Metropolis glaubten, sie wäre seit vier Jahren verschwunden und tot? Oh, Mutter, Dad und Lucy! Glaubten sie das auch?
Dass er ihren Namen kannte?
Dass er zur rechten Zeit am rechten Ort war um sie vor dem Löwen zu retten?
Das waren zu viele Absonderlichkeiten auf einmal. Wie würde es weitergehen? Was hatte er gesagt?
„Wir fliegen zu meinem Begleiter, der auf uns wartet. Dort wirst du alles weitere erfahren.“
Was das wohl sein würde, das weitere?
Er war sehr langsam geworden, fast stand er in der Luft. „Geht es dir wirklich gut, Lois?“, hörte sie ihn fragen.
Machte er sich Sorgen um sie? Wie nett!
Sie lächelte zu ihm hoch: „Danke, mir geht es wirklich gut! Ich musste nur über alles etwas nachdenken.“
Sie hatten sich kontinuierlich dem Boden genähert. Er landete und stellte sie sanft auf ihre eigenen Füße. Direkt vor ihr stand ein ausgesprochen eigenartiges Gefährt. Diffuses Licht ging von ihm aus. Es sah aus wie eine seltsame Kutsche ohne Räder oder wie ein umgebauter Schlitten. Komischerweise war es mit einem großen Teppich ausgelegt. Die Rückfront war ein riesiges Zifferblatt. So etwas Seltsames war ihr im ganzen Leben noch nicht begegnet. Das Ding musste alt sein, sehr alt. Modern war es jedenfalls nicht!
Bei ihrer Ankunft stieg ein kleiner, etwas älterer Herr aus, dessen Gesicht ein Schnurrbart zierte und dem sie ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Er nahm seinen altmodischen Hut ab, unter dem eine genau so altmodische Mittelscheitelfrisur zum Vorschein kam und blickte sie lächelnd durch seine ebenfalls altmodische Brille an.
Doch seine vielen Lachfalten machten sein Gesicht sehr ansprechend. Seine Stimme war tief und kraftvoll, passte so gar nicht zu seiner Statur: „Ms. Lane, ich freue mich unendlich, Sie zu sehen. Geht es Ihnen gut? Unser Freund hier hat seine Sache doch wohl ordentlich gemacht?“
Lois wunderte sich gar nicht mehr, dass sie wieder mit ihrem Namen angesprochen wurde. Sie nahm die ihr entgegen gestreckte Hand und schaute fragend auf ihr Gegenüber: „Danke, es geht mir gut, Mr. …?“
„Oh Verzeihung, Ms. Lane, mein Name ist Wells, Herbert George Wells.“ Er machte eine kleine Verbeugung und schwenkte seinen Hut etwas zur Seite.
„…Wells? …H. G. Wells?“ Ihre Gedanken überschlugen sich: „Bei Recherchen habe ich mal etwas über einen Schriftsteller gelesen, der so hieß. Er hat utopische Romane auch über …Zeitreisen verfasst. Sind Sie das? …Aber das ist doch unmöglich! Der ist doch schon lange …tot?“ Wieder einmal verlor sie ihre Fassung.
„Oh, das Wort …unmöglich ist mir außerordentlich unsympathisch! Aber ich bin dieser Schreiberling, nur ist es klein wenig anders. Davon aber später. Und manchmal bin ich sogar tot.“ Er kicherte vergnügt vor sich hin, seine Lachfalten entwickelten ein interessantes Eigenleben. Seine Hände spielten die ganze Zeit mit einer goldenen Kette, die ihm waagerecht über seine Weste hing.
Lois fühlte sich einfach überrollt. Eine Unwahrscheinlichkeit jagte die andere, was käme noch auf sie zu? „Dann ist dieses merkwürdige Gerät Ihre Zeitmaschine? Clark erzählte, dass Sie mit ihm aus der Zukunft gekommen wären.
Doch was geschieht jetzt mit mir? Er sagte mir nämlich auch, dass ich nicht zur Lodge zurück kann, warum nicht?“
„Ja, er hat recht! Aber es ist, habe ich den Eindruck, alles etwas zu viel auf einmal für Sie, mein Kind“, antwortete H.G. Wells besorgt, „ich weiß nicht, was ich Ihnen noch zumuten kann.“
Das war doch die Höhe! „Oh, was auch immer, Mr. Wells! Ich wurde fast von einem Löwen gefressen. Ich flog mit einem Engel, der sagt, dass er gar kein Engel ist, sondern ein Außerirdischer. Ich treffe auf einen Schriftsteller, der eigentlich in seinem Grab liegen müsste, …oh Verzeihung. Hier steht seine Erfindung, mit der er durch die Zeit reist, …was sollte mich da noch erschüttern?“ All diese Unglaublichkeiten sprudelten wie ein Wasserfall in immer kräftiger werdenden Kaskaden nur so aus ihr heraus. Bei diesem Ausbruch zog der kleine Schriftsteller seinen Kopf ein und schrumpelte noch etwas mehr in sich zusammen.
Von Clark, der während des Gesprächs neben ihr gestanden hatte und sie durch einen Griff an ihrem Ellenbogen immer noch etwas stützte, kam ein halblautes Kichern: „He, he, he, Lois Lane, wie sie leibt und lebt!“
Was war das doch alles seltsam! Sie wandte sich ihm zu: „Das ist auch so mysteriös, woher kennst du mich überhaupt, Clark?“
Ihre Augen weiteten sich überrascht, als ihr Blick auf ihn fiel. Seit dem sie auf dem Erdboden stand, hatte sie sich nur Mr. Wells gewidmet. Sie trat zwei Schritte zurück, um Clark besser betrachten zu können.
Durch einige Lichtkugeln auf der Zeitmaschine, neben der sie standen, war die nächste Umgebung etwas erleuchtet. Leider konnte sie immer noch nicht die Feinheiten seines Gesichts unterscheiden. Die Augen schienen dunkel zu sein, was sonst erkennbar war, wirkte regelmäßig und sympathisch, eigentlich sehr sympathisch.
Doch seine Körperstatur war einigermaßen gut zu erkennen. Vor ihr stand ein größerer, junger Mann. Sie schätzte ihn auf etwa achtundzwanzig bis dreißig Jahre. Sein Körper war muskulös, aber sehr wohlgeformt gebaut. Und wie wohlgeformt! Er trug einen hauteng anliegenden blauen Anzug aus einem sehr elastischen Material. Auf seiner Brust prangte ein rot-gelbes Emblem in Form eines geschwungenen S. Von seinen Schultern fiel ein rotes Cape. Seine Beine steckten in halbhohen roten Stiefeln. Über dem Anzug trug er noch eine kurze rote Hose mit einem gelben Gürtel.
Oh Himmel, was sie da sah war ja außerordentlich bemerkenswert. Was für ein Body! Was für eine Präsenz! Lois konnte ihre Augen nicht mehr von ihm abwenden. All die Ungeheuerlichkeiten der letzten Stunde waren plötzlich wie weggeblasen! Sie starrte ihn an, als ob er das achte Weltwunder wäre.
„Hä-ämm, Ms. Lane, bevor wir Sie mit weiteren Enthüllungen erschrecken, sollten wir uns etwas stärken. Sie haben doch bestimmt auch Hunger und Durst?“, holte Wells sie aus ihrer Versunkenheit. Schade, sie musste sich von diesem überwältigenden Anblick losreißen!
„Durst? Hunger? Jetzt, wo Sie das sagen. Ich habe ja noch kein Abendbrot essen können, fast wäre ich eins geworden. Aber wo haben Sie denn hier Proviant versteckt, oder gibt es darin einen Kühlschrank?“, neugierig zeigte Lois auf diese eigenartige Konstruktion.
„Oh, Sie werden schon sehen, unser junger Freund hier wird sich mit Freuden darum kümmern. Sie essen doch gerne Chinesisch, mein Kind?“
„Woher wissen Sie das denn schon wieder?“ Lois stutzte einen Moment und sagte dann leiser, sich die Lippen
leckend: „Noch lieber wäre mir allerdings ein großes Schokoladeneis, das würde mir sehr helfen, das alles zu verkraften.“
Sie warf Clark schnell einen verstohlenen Blick zu. Der lächelte sie vergnügt an. Dann machte er eine blitzschnelle Drehung und mit einem eigenartigen Geräusch, das wie „Wwusch“ klang, verschwand er im Sternenhimmel.
Lois starrte hinter dem Entrückten her und dachte kurz über die Ereignisse seit ihrem Erwachen aus der Ohnmacht in seinen Armen nach. Sie wunderte sich selbst über ihre Passivität. War das Lois Lane? Aber sie hätte doch überhaupt nichts tun können, in der Luft schon gar nicht! Sollte sie jetzt vielleicht im Nationalpark weglaufen, nachts, inmitten all der wilden Tiere? Nein, bestimmt nicht! Außerdem, welche Richtung sollte sie einschlagen? Und warum auch, sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr von den beiden etwas Böses drohte, nein, im Gegenteil!
Außerdem musste sie unbedingt wissen, wie dieses Abenteuer enden würde und ganz besonders interessant fand sie ihren außergewöhnlichen Lebensretter. Ein Außerirdischer, der fliegen konnte, mit einem überirdischen Körper, Wahnsinn! Sie fühlte sich absolut nicht gefährdet und wollte einfach abwarten, was noch geschehen würde.
Mit dem Ergebnis ihrer kurzen Überlegung war sie sehr zufrieden. Sie folgte der Einladung Mr. Wells, der sie mit einer Handbewegung bat, in dem Gefährt Platz zu nehmen.
Auch jetzt in der Nacht vernahm man Tierstimmen und -rufe, alles klang so fremd und exotisch! Noch hatte sie den Angriff des Löwen nicht vergessen. Auf ihre bange Frage beruhigte Mr. Wells sie, dank seiner Schutzwellen würde sich kein Tier in ihre Nähe trauen.
Er ließ sich von ihr kurz die Ereignisse in und an der Lodge berichten. Und schon landete ihr Engel mit diversen Päckchen im Arm und gesellte sich zu ihnen in die Maschine. Wie hatte er das bloß so schnell geschafft?
Als er einige von diesen Päckchen öffnete, entströmte ihnen der Duft von exotischen Gewürzen. Sofort lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Und das, was er dann offerierte, war einfach köstlich! Noch nie hatte sie solch schmackhafte Gerichte zu sich genommen, hmm! Auf ihre Frage erfuhr sie, dass er sie mal eben in Shanghai geholt hatte, unglaublich! Mal eben! Shanghai! Sie waren hier in Namibia!
Langsam und genießerisch verspeiste sie die ihr angebotenen Speisen, auch ihren Begleitern schien es zu schmecken. Das Wasser war herrlich kühl und zum Schluss reichte Clark ihr tatsächlich einen nicht kleinen Eisbecher.
„Wieso ist das Eis noch so kalt?“, wollte sie wieder einmal verwundert wissen, „kannst du das auch, Clark?“
Wieder einmal lachte er leise. War er eigentlich immer so gut drauf? Er begann aufzuzählen: „Röntgen-, Teleskop- und Hitzeblick, Supergehör, eisiger Atem aus überdimensionalen Lungen, die Überwindung der Schwerkraft, Unverwundbarkeit, Super-Speed und außerordentliche Kräfte sind die Markenzeichen eines auf der Erde lebenden Kryptoniers.“ Er schien sich selber köstlich über die Anzahl und Art seiner Fähigkeiten zu amüsieren.
„Wow“, konnte Lois nur noch sagen. Das war sowieso das Wort, das sie in der letzten Stunde permanent von sich hätte geben können. Sie kam einfach aus dem Staunen und Wundern nicht mehr heraus. Sie fühlte sich wie in einem Film oder Traum. In dieser kurzen Zeit seit ihrer Ohnmacht hatte sie mehr Absonderlichkeiten erlebt als in ihrem ganzen bisherigen Leben.
Aber das Eis lockte! Sie wandte sich ihm zu. Es war sehr lecker, so richtig schokoladig. Es füllte ihren Mund mit süßer cremiger Frische. Wo er das wohl wieder her hatte, in Shanghai gab es bestimmt kein so vorzügliches italienisches Eis, oder doch? Wie auch immer!
Staunend sah sie zu, wie Clark aus der Maschine ausstieg und sich mit einer rasanten Rotation in ganz normale Kleider drehte und eine Brille aufsetzte. Wieso trägt er eine Brille, wenn er doch so gut sehen kann und wo hat er die andere Kleidung her? In normal geschnittenen Hosen und dem Hemd wirkte er jünger und alltäglicher, nicht so extravagant und aufreizend wie in seinem Dress.
Er nahm wieder neben ihr Platz. Ihr Blick fiel auf seine Hände. Während des Essens hatte sie sich diese in aller Ruhe betrachten können. Sie waren genau so, wie sie Hände mochte, schmal mit langen, feingliedrigen Fingern. Wie mochte sich das anfühlen, wenn sie zärtlich ihr Gesicht berührten? Als ihr dieser Gedankengang bewusst wurde, rief sie sich sofort energisch zur Ordnung.
Clark sorgte innerhalb des Gefährts für Sauberkeit. Lois wandte sich Mr. Wells zu: „Jetzt möchte ich aber wirklich wissen, was mit mir geschehen soll und auch, wieso Sie mich so gut kennen.“
Der Angesprochene zückte mal wieder seine Taschenuhr, die an der goldenen Kette hing und starrte auf das Zifferblatt: „Wie es mit Ihnen weitergeht, das entscheiden Sie ganz allein, mein Kind. Mr. Kent hat Ihnen sicher erzählt, dass Sie unmöglich zu Ihren Freunden zurück können!“
Das fand Lois ausgesprochen schleierhaft: „Und warum kann ich das nicht?“
Dieser Erklärung sah sie aber sehr spannungsgeladen entgegen!
Es geht weiter!

Statistik: Verfasst von Gelis — Mo 24. Jan 2011, 17:08
]]>