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Das deutsche Superman Kreativ-Forum Superman-Forum.net 2011-08-04T20:58:12+01:00 http://superman-forum.net/feed.php?f=88&t=905 2011-08-04T20:58:12+01:00 2011-08-04T20:58:12+01:00 http://superman-forum.net/viewtopic.php?t=905&p=12765#p12765 <![CDATA[Re: Eine Sekunde]]>
Das war wirklich sehr merkwürdig. Lex war nie ein Kostverächter gewesen. Er zeigte sich immer gerne in Begleitung schöner und kluger Frauen, wie Miranda die Chemikerin, Mrs Cox oder auch Dr. Toni Baines. Was bedeutete das, wenn es da jetzt niemanden an seiner Seite gab? Litt er womöglich auch an dem Verlust um Lois? Aber er hatte sie umgebracht, warum nur hatte er das getan? Eine Frage, auf die Clark bis heute keine Antwort gefunden hatten. Oder gab es da noch ein ganz anderes Geheimnis?

In diesem Moment beschloss Clark, sich das Anwesen von Lex Luthor bei Nacht noch einmal genauer anzusehen, dort einzubrechen. Lois hatte mehr als einmal zu ihm gesagt, dass verschlossenen Türen für sie nur den Anreiz darstellten, sie zu öffnen, um zu erfahren, was dahinter lag. Und da er diese Ermittlung für sie anstellte, konnte er sich auch ruhig ihrer Methoden bedienen.

Also flog er in der schützenden Dunkelheit noch mal zu dem Anwesen.

Alle Gäste waren gegangen und das Anwesen lag still und völlig dunkel da, aber Clark sah auch, dass sich in dem Garten einige Wachen aufhielten. Aber die konnte er natürlich besser sehen, als sie ihn und so war das überhaupt kein Problem. Er schlich sich schwebend an allen vorbei. Ins Haus kam er dann durch ein offenes Fenster, wirklich sehr einfach. Hier sah er sich dann genauestens mit seinem Röntgenblick um. Es gab all die Räume, die er hier vermutete, Wohnzimmer, Arbeitszimmer und einige Gästezimmer, aber zur Rückseite des Hauses, also in den Berg eingelassen, lagen noch viel mehr Zimmer, als von außen zu vermuten war. Auch schien es einige Stockwerke in den Keller zu gehen, auch im Berg verborgen. Luigi hatte recht, diese Haus verbarg mehr, als es zeigte.

Clark wollte sich diesem Bereich nähern um dann auch hier möglichst viel einsehen zu können. Er kam zu einem Treppenhaus und spürte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl der Schwäche. Und mit jedem seiner Schritte wurde es stärker, bis er dann noch in seinen Schläfen einen unglaublichen Schmerz verspürte - Kryptonit! Das war nun ein unumstößlicher Beweis, dass dieses Haus Lex Luthor beherbergte und dass der ihn erwartete. Aber er machte es Clark auch fast leicht einzudringen, vielleicht rechnete er nach so vielen Wochen nicht mehr damit, dass Clark ihn aufspüren würde. Aber er musste hier raus und zwar schnell. Bevor das Schwächegefühl so stark wurde, dass er sich nicht mehr wehren konnte! Es wäre nicht das erste Mal, dass Lex ihn in dieser Lage in der Gewalt hatte, aber das konnte er nicht zulassen. Clark verließ das Haus genauso unbemerkt, wie er eingedrungen war.

Dann stieg er in den Nachthimmel auf und flog mit sehr schneller Geschwindigkeit direkt nach Metropolis und hier direkt zu Dr. Bernard Klein. Er hatte mit Klein vor einiger Zeit über eine Möglichkeit gesprochen, sich vor Kryptonit zu schützen und das würde er jetzt testen wollen, er würde es testen müssen.

Klein war wirklich erfreut Superman wieder zu sehen, ihm war durchaus aufgefallen, wie dem Rest der Welt auch, dass Superman unter dem Tod von Lois Lane unglaublich litt. Und er war froh, dass Superman jetzt wieder so scheinbar normale Aufgaben erledigte, wie die Welt zu retten. Er hoffte auch, dass sein Anliegen irgendetwas Kompliziertes war, weil ihn das sicher am besten ablenken würde. Nur hoffentlich kostete es ihn selber nicht zu viel Zeit. Das Zeitbudget eines Wissenschaftlers war viel knapper bemessen, als das immer alle glauben. Superman kam dann auch gleich ohne Um¬schweife zur Sache, das mochte er an ihm, keine Zeitverschwendung mit unnötigen Erklärungen. "Dr. Klein, ich habe nicht viel Zeit. Ich brauche den Blei-Anzug, von dem wir vor ein paar Monaten gesprochen haben. Ich habe eine Aufgabe vor mir, bei der ich mich Kryptonit aussetzen muss. Er ist doch fertig - oder?"

Klein war entsetzt. "Ja natürlich ist er fertig. Aber noch nicht einsatzbereit, wir haben ihn doch noch gar nicht getestet. Das ist utopisch und unverantwortlich. Kein Mensch weiß, wie der Anzug funktioniert." Sie hatten vor längerer Zeit darüber gesprochen, ob die Tatsache, dass Blei in der Lage war das Kryptonit abzuschirmen, nicht zum Schutz von Superman genutzt werden konnte. Klein hatte daraufhin einen Anzug aus Bleifasern angefertigt. Das Problem war, dass der Anzug keine Stelle freilassen konnte, weder für die Augen noch zum Atmen, deswegen war das ja auch noch in der Testphase, so wie der Anzug jetzt beschaffen war, war es alles andere als ideal. Er würde den Anzug nur kurze Zeit tragen können und könnte so gut wie nichts sehen.

"Dr. Klein, ich habe wirklich keine Zeit zum Testen. Meine einzige Chance ist, ihn zu benutzen. Sehen wir das doch einfach als Test. Und bevor die Frage kommt: Nein, ich kann nicht sagen worum es geht, es ist auch besser, wenn das niemand weiß."

Klein war ganz verdattert, aber natürlich ließ er sich überreden und händigte ihm den Anzug aus, so lief es immer, aber er gab Superman noch mal etliche Warnungen mit auf den Weg.

Clarks nächste Anlaufadresse war der Daily Planet. Er bat Perry einen Artikel, den er vorbereitet hatte, in der Zeitung abzudrucken. In diesem Artikel wurde die Behauptung aufgestellt, dass sich ein Komitee in Metropolis gebildet hatte, welches sich dafür einsetzen wollte, dass Lex Luthors falsche Begnadigung in eine richtige Begnadigung umgewandelt werden sollte. Viele der Verbrechen, für die er verurteilt worden war, waren niemals wirklich bewiesen worden. Und es musste unbedingt geklärt werden, ob nicht Lex Luthor doch ein wichtiges Mitglied der Gesellschaft gewesen war. Clark hoffte Lex damit nach Metropolis locken zu können, um sich so ungestört in seinem Anwesen umsehen zu können. Glücklicherweise war er genau vor der Drucklegung in der Redaktion, so dass dieser fingierte Artikel sofort in den Druck ging.

Dann flog er zurück nach Italien und beobachtete wieder das Anwesen von Lex. Stunde um Stunde. Er dachte noch einmal alles über alles nach, was er bis hierhin an Informationen gesammelt hatte. Schob jeden Gedanken in seinem Kopf hin und her. Aber jedesmal, wenn er daran dachte, was er mit Lex machen wollte, war das einzige Gefühl, dessen er fähig war, Wut, ungebändigte Wut. Und nach ein paar Stunden, als wenn sich das Blatt jetzt endgültig gewendet hätte, als wenn er jetzt einfach nur noch Glück hatte, sah er Lex am späten Nachmittag mit einigen Gepäckstücken das Haus verlassen, Gepäck für eine längere Reise. Lex schien wirklich keinen Verdacht zu haben. Sein Plan funktionierte scheinbar. Jetzt musste er nur noch auf die Dunkelheit warten...

... Um sich dann vollkommen lautlos, wie in der vorherigen Nacht, auf das Anwesen und ins Haus zu schleichen. Vorsichtshalber scannte Clark alle Räume ab, doch er war wirklich alleine hier. Wachen gab es nur draußen im Garten und an denen hatte er sich ja schon vorbeigeschlichen. Dann scannte er alles um ihn herum ab und versuchte sich möglichst viel von der Raumaufteilung zu merken, Klein hatte ihn gewarnt, dass er durch den Anzug wahrscheinlich nichts sehen könnte, also fast blind war.

Er nahm Kleins Anzug, der sich ein wenig merkwürdig anfühlte. Es war wie aus sehr schwerem Latex, flexibel, aber doch schwer. Clark fand, dass er sich unangenehm anfühlte. Trotzdem schlüpfte er in den Anzug und verschloss sorgfältig den Reißverschluss auf dem Rücken und die Schlaufen über seinem Kopf. Es war ein unangenehmes Gefühl, der Anzug war schwer, schwerer, als er vermutet hatte. Aber vielleicht kam er ihm nur so schwer vor, weil er sich so eingeengt fühlte. Er bekam keine Luft und sah fast nichts, konnte nur schemenhaft Umrisse erkennen.

Dann näherte er sich vorsichtig dem Treppenhaus, wo er in der vorigen Nacht das Kryptonit gespürt hatte - und? Nein, alles fühlte sich gut an, keine Schwäche, keine Schmerzen, auch wenn er sich alles andere als wohl fühlte, er spürte kein Kryptonit und Lex würde es ja sicher dagelassen haben, wenn er das Haus verließ. Also schien Bernie wohl wirklich ganze Arbeit geleistet zu haben. Jetzt ging er langsam die Treppe hinunter, er wollte ganz unten beginnen und die Treppe führte ihn drei Etagen in die Tiefe. Um ihn herum war alles dunkel und verschwommen. Immer wieder horchte er aufmerksam, denn sehen konnte er so gut wie nichts. Aber er schien wirklich alleine hier unten zu sein.

Er konnte gerade noch erkennen, dass es hier einen langen Gang gab, den er jetzt entlangging, er wollte ganz systematisch am hintersten Ende beginnen. Dort angelangt blieb Clark dann vor einer Tür stehen und überlegte, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Er würde gerne wissen, was sich hinter dieser Tür verbarg, aber er war fast blind. Ob er es riskieren sollte, den Anzug abzulegen? Wenn er Glück hatte, wäre das Kryptonit hier unten gar nicht mehr zu spüren. Clark beschloss das Risiko einzugehen, den Anzug zu öffnen und eventuell sogar abzulegen. Während er seine eigenen körperlichen Reaktionen genau beobachtete, die ihm anzeigen müssten, wenn hier unten doch noch Kryptonit spürbar wäre, öffnete er ganz langsam den Anzug und befreite endlich sein Gesicht daraus - und - nichts, er fühlte sich gut. Kein Schmerz, keine Schwäche. Das war natürlich sehr gut, gab es ihm doch die Möglichkeit jetzt wieder all seine Kräfte zu nutzen, um hier alles zu erkunden und endlich wieder frei zu atmen.

Clark atmete einige Male tief durch. Endlich wieder frische Luft. Er ließ seinen Röntgenblick umherschweifen, doch dann Schock - dieser eine Raum ließ sich nicht scannen, die Tür und der ganze Raum schienen mit Blei abgeschirmt zu sein! Aber warum würde Lex Luthor in seinem eigenen Haus einen Raum mit Blei abschirmen, doch nur damit er - Superman - nicht sehen könnte, was Lex dahinter verbarg. Clarks Puls begann zu rasen. Das steigerte Clarks Neugierde natürlich, konnte hier womöglich sein Geheimnis verborgen sein? Er hatte jetzt das Gefühl 'ganz nah dran' zu sein.

Ohne darüber nachzudenken, was er denn vorzufinden erwartete und auch ohne die geringste Idee, was er dann machen würde, brach Clark diese Tür auf, sie war zwar gut gesichert, aber für ihn stellte das nicht wirklich ein Hindernis dar. Er kam dann in eine Art Schleuse und vor eine zweite Tür. Er atmete noch einmal tief durch und auch diese zweite Tür ließ sich dann von Clark leicht öffnen.

Doch was ihm dann entgegen kam, damit hatte er nicht im Entferntesten gerechnet, ihm flogen Dinge entgegen, eine Vase, ein Teller, ein Becher und mehrere Bücher. Clark riss abwehrend die Arme hoch, um nicht getroffen zu werden. Wer auch immer hinter dieser Tür lebte, schien von nächtlichen Besuchern alles andere als begeistert zu sein. Clark wehrte das fliegende Interieur mehr oder weniger erfolgreich ab und versuchte endlich zu sehen, wer ihn so freundlich begrüßte... und da verschlug es ihm endgültig die Sprache...

Es war... aber das konnte nicht sein... er konnte seinen Augen nicht trauen... es war Lois! Aber war das nicht nur wieder ein Klon? Es konnte doch durchaus möglich sein, dass Lex sich für alle Fälle mehrere anfertigen lassen hatte. Clark hatte noch immer seine Arme in Abwehrhaltung gehoben, für die Dinge, die da vielleicht noch auf ihn zuflogen und versuchte dann seinem Gegenüber in die Augen zu sehen.

Und der Blick, den er dann erfasste, traf ihn tief im Herzen, das war kein Klon, das war Lois, seine Lois, Lois Lane, sie war es wirklich, sie lebte, sie hatte die ganze Zeit gelebt und Lex hielt sie hier gefangen - und das wohl schon seit Wochen. Und er hatte sie niemals gesucht, weil er die Möglichkeit, dass sie doch noch leben könnte, gar nicht in Betracht gezogen hatte. Doch wusste sie, wer er war? Wusste sie, wer sie selber war? Das letzte Mal, dass er die echte Lois gesehen hatte, hatte sie ihr Gedächtnis verloren und Lex konnte ihr einreden, er sei ihre große Liebe. Also was wusste sie jetzt? Wer war sie? Was fühlte sie?

Wie war das möglich? Wie war es ihr ergangen? Warum hatte er nicht die ganze Welt nach ihr abgesucht? All diese Gedanken rasten ihm in nur einer Sekunde durch den Kopf, aber ihre Reaktion beantwortete ihm all seine Fragen im Bruchteil einer Sekunde. Schon das nächste Buch zum Wurf bereit in ihrer Hand, hielt sie inne und rief mit sich überschlagender Stimme: "Clark... ich dachte schon, du würdest mich niemals finden." Sie ließ das Buch fallen, lief ihm entgegen und sie fielen sich in die Arme, hielten sich fest, berührten sich verzweifelt und glücklich, fordernd und leidenschaftlich, hielten sie sich eng umschlungen und wollten sich nicht mehr loslassen. Küssten sich und sahen sich immer wieder in die Augen, um sich zu bestätigen, dass dies auch wirklich passierte, dass dies kein Traum war, sondern wirklich und wahrhaftig passierte. Worte hatte keiner von beiden. Aber Tränen rollten ihnen beiden die Wangen herunter.

Bis Lois dann leise zu ihm sagte: "Clark bring mich hier raus, ich halte es keine Minute länger hier aus. Ich verliere noch den Verstand."

"Oh Lois, alles nur das nicht, bitte. Okay, lass uns schnell hier rauskommen, aber du musst mir helfen." Clark erklärte ihr, was es mit dem Kryptonit und dem Blei-Anzug auf sich hatte und dass er damit fast blind sei, aber wenn sie ihn führen würde, wäre das ja kein Problem mehr.

Der Rückweg gestaltete sich dann auch entsprechend einfacher. Kaum waren sie weit genug von dem Treppenhaus entfernt, wo Clark in der gestrigen Nacht die Wirkung des Kryptonits bemerkt hatte, da befreite er sich endlich wieder von dem lästigen Anzug. Sie verließen unbemerkt das Haus und Clark stieg mit Lois in den Nachthimmel auf.

Er hatte nicht geglaubt, dass er das jemals wieder machen würde, mit Lois fliegen, er hatte nicht zu hoffen gewagt, sie wieder im Arm halten zu dürfen. Und erst in diesem Moment wurde ihm klar, wie sehr er all das vermisst hatte. Er genoss es, sie zu spüren, ihren Körper so nah bei sich zu spüren und auch Lois schmiegte sich deutlich näher an ihn, als sie es jemals beim Fliegen getan hatte.

Das alles tat so gut. Clark wäre am liebsten gleich mit ihr nach Metropolis geflogen, einfach nur, damit dieser Flug möglichst lange dauern würde. Aber da waren so viele Fragen, so viele Dinge, die noch zu klären waren. Also flog er mit ihr erst mal zu Luigis Haus, beziehungsweise in die Nähe, um dann mit Lois, wie bei seinem ersten Besuch, zum Haus zu gehen.

Luigi und Maria erwarteten ihn bereits ihm Garten, wo die beide bei einer Flasche Wein saßen. Luigi kam auf sie zu. "Ah, ich habe es mir doch gedacht, Lois nehme ich an, ich bin Luigi, das ist meine Frau Maria. Ich bin so froh, dass ich recht hatte und Clark jetzt nicht mehr so unglücklich sein muss. Aber jetzt lassen wir euch alleine, ihr habt sicher eine Menge zu bereden. Bis morgen. Frühstück im Garten, wie immer - ja?" Damit verabschiedeten sich die beiden, wobei Luigi Clark einen verschwörerischen Blick zuwarf.

Clark brachte Lois in das geräumige Gästezimmer, in dem er bei den Branduardis untergebracht war. Lois sah sich kurz um und sagte zu ihm: "Deine Freunde sind nett, woher kennst du sie?" Während sie das fragte, ging Lois zur Tür und verschloss diese.

Clark wollte jetzt nicht wirklich über Luigi sprechen, dafür gab es viel zu viele Fragen. "Wir haben vor Jahren mal zusammen ermittelt und er hat schon immer unglaubliche Kontakte gehabt. Das hat mir auch jetzt geholfen."

Lois hörte ihm aufmerksam zu, dann kam sie zu ihm und legte ihre Arme um seinen Nacken. "Clark, ich möchte dich um einen Gefallen bitten, ich möchte, dass du mir etwas versprichst, für die Zukunft..."

Er lächelte sie an. "Alles, was du willst." Clark konnte immer noch nicht glauben, das dies hier wirklich gerade passierte. Er hätte ihr in diesem Moment absolut alles versprochen, obwohl, eigentlich nicht nur in diesem Moment. "Was möchtest du, dass ich dir verspreche?"

"Lass uns nie wieder mit irgendwas warten. Wenn wir etwas tun wollen, dann lass es uns tun und nicht auf... irgendwas warten. Bitte nie wieder."

Clark hatte keine Ahnung, wovon Lois da sprach, dann spürte er ihre Hände unter seinem Hemd und in dem Moment, wo er sie fragen wollte, was sie damit meinte, verschlossen ihre Lippen bereits die seinen. Dieser Kuss war so leidenschaftlich, so fordernd und doch so zart. Da wusste er plötzlich, wovon sie sprach.

Doch plötzlich hielt Lois inne, sah ihn erschrocken an und fragte: "Clark, was ist mit dem Klon passiert?"

"Lois, der Klon ist tot, sie starb ein paar Tage nach... dem ganzen Desaster, sie hatte doch nur eine begrenzte Lebensspanne." Wie konnte sie sich in so einem Moment der Leidenschaft für diesen... diesen Klon interessieren?

"Nein Clark, das meine ich nicht. Was ist in der... Hochzeitsnacht passiert... mit euch beiden... sie war doch bei dir... in deinem... Bett - oder?" Jedenfalls war das ihre Aufgabe, wie ihr Lex immer wieder erzählt hatte.

Clark merkte wie er etwas rot wurde. Es war ihm schon peinlich, dass er nicht vom allerersten Moment an gemerkt hatte, dass das nicht Lois war. Seine Erwartungen, seine Aufregung und seine Vorfreude hatten ihn blind gemacht und so hatte er nicht gemerkt, dass diese falsche Lois sich so ganz anders verhielt. Erst am nächsten Morgen hatte er den Verdacht, dass da etwas nicht stimmte. "Aber es ist nichts passiert, sie wollte nicht, sie mochte mich nicht, mochte meine Muskeln nicht und sie sagte, sie sei müde..."

Lois lächelte ihn erleichtert an. "Na, dein Glück...", dann fuhr sie ihm mit ihren Händen über seinen Bauch, "Zu viele Muskeln? Lächerlich! Glücklicherweise hat er es versäumt, dem Klon Geschmack mitzugeben." Sie wollte den Namen 'Lex' nicht aussprechen, am liebsten nie wieder, aber auf keinen Fall in dieser Situation. Neugierig erkundeten ihre Hände jetzt seine Brust, als müsste sie sich alles genau einprägen. Dann begann sie die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, einen nach dem anderen. Denn ansehen würde das Vergnügen sicher noch steigern.

"Lois, was hast du vor?" fragte Clark sie mit zittriger Stimme. Ihre Berührungen nahmen ihm die Luft zum Atmen, jede ihrer Zärtlichkeiten löste explosionsartige Empfindungen auf seiner Haut aus, seiner Haut und auch sonst überall auf seinem Körper, in seinem Kopf, einfach überall.

"Nun, Warten ganz sicher nicht..." Lois verschloss seine Lippen wieder mit den ihren, denn nach Reden stand ihr jetzt auch nicht der Sinn.

~~~

Einige Zeit später lag Lois auf ihrer linken Seite und Clark auf seiner rechten. Es wurde bereits hell und die Vögel bemühten sich nach Leibeskräften, den neuen Tag zu begrüßen. Lois sah Clark ganz verzaubert in seine wunderschönen braunen Augen, scho¬ko¬la¬den¬braun. Sie könnte sich in seinem Blick verlieren, der so viel Wärme und Liebe ausstrahlte. Könnte die Welt um sich herum vollkommen vergessen unter der zärtlichen Berührung seiner Hände, die jetzt ganz sachte über ihre Seite und ihren Arm strichen. "Oh Clark, ich habe dich doch nicht zu sehr überrumpelt...?"

Clark schenkte ihr ein seliges Lächeln. "Das... darfst du ruhig tun. Immer und immer wieder."

"Clark, ich bin fast wahnsinnig geworden bei dem Gedanken, du und dieser Klon in der Hochzeitsnacht, in unserer Hochzeitsnacht, die Nacht, auf die wir beide so lange gewartet haben. Und stattdessen hatte ich Lex, der immer zudringlicher wurde."

Clark hielt inne in seinen Streicheleinheiten und bemerkte Wut in sich aufkeimen. "Hat er dir etwas angetan?"

"Nein, nein, ich konnte ihn auf Distanz halten, aber ich weiß nicht, wie lange ich das noch gekonnt hätte. Lex ist ein Monster, ein Teufel, ein Unmensch..."

"Was ich nicht verstehe, warum hat er diesen anderen Klon, der auch aussah wie du, warum hat er den vor meinen Augen erschossen? Was hatte das für einen Sinn?"

Lois holte tief Luft. Sie hätte in diesem wunderbaren Moment lieber über etwas anderes gesprochen, über sich und Clark, über das, was sie gerade erlebt hatten, aber die Fragen standen einfach im Raum und das konnten sie beide nicht ignorieren. "Lex hat mir seinen diabolischen Plan so erklärt: Ursprünglich sollte ich dich töten, das war Asabis Idee, weißt du wer Asabi ist?" Clark nickte. "Okay, Asabi meinte, er sehe eine große Liebe in mir und die stärker werdende Erinnerung. Zu der Zeit glaubte ich noch, ich sei Wanda Detroit. Und wenn ich nun diese Liebe mit eigener Hand töten würde, dann würde sie aufhören zu existieren. Also hat Lex mir, Wanda, versucht klarzumachen, dass ich dich töten muss, hat mir genau erklärt, wie dieses Quanten-Dings funktioniert, aber ich wollte nicht, ich konnte nicht, irgendetwas in mir, hat sich dagegen gesträubt. Lex ist darüber furchtbar wütend geworden, wir haben uns gestritten und er hat... er hat mich geschlagen."

"Ich werde ihn vernichten..." Clark konnte seine Wut nicht verbergen.

"Hey, alles halb so schlimm, diese Ohrfeige hatte zur Folge, dass ich plötzlich wusste, wer Lois Lane ist, dass Wanda Detroit die Protagonistin meines Romans war, dass Clark und Kent eine Person sind... Wieviel weißt du von meinem Roman?"

"Ich habe ihn gelesen."

"Oh... Ich habe das geschrieben, zu einer Zeit, als meine Gefühle wirklich noch sehr verworren waren, ich habe damals so vieles nicht verstanden. Wie auch immer, davon später mehr. Jetzt weiter im Text, ich wusste wieder wer ich war - und das war gut so. Lex war augenblicklich klar, dass ich seiner Forderung, dich zu töten, jetzt niemals mehr nachkommen würde. Er musste sich etwas anderes überlegen. Er nahm dieses Quanten-Dings und ging zu deiner Wohnung, dann würde er dich eben selber umbringen. Aber obwohl er das Gerät wohl auf volle Leistung gestellt hatte, ging es nicht, du warst zu stark. Aber er wollte dich vernichten, dich treffen. Und dann kam ihm die Idee, einen weiteren Klon, der aussah wie ich, er hatte übrigens drei angefertigt, für alle Fälle, vor deinen Augen zu töten. Es ging nur darum, dich - Superman zu vernichten. Wenn er dein Leben schon nicht auslöschen konnte, so wollte er dir wenigstens die Hoffnung nehmen." Die letzten Worte waren selbst für Clark kaum noch zu hören, es war nur noch ein Flüstern.

"Und ... er... hat... es... geschafft. Ich habe geglaubt, was ich gesehen habe und... ich habe es niemals angezweifelt, habe niemals nach dir gesucht... Es tut mir so leid." Clark kullerte eine Träne herunter, er hatte das Gefühl, es sei alles seine Schuld.

"Aber du hast mich gefunden, du hast mich befreit."

Clark hatte wirklich ein schlechtes Gewissen. "Aber ich habe nicht nach dir gesucht, ich habe nach ihm gesucht. Dass du noch leben könntest, diesen Gedanken habe ich mich gar nicht getraut zu denken. Ich war so ohne jegliche Hoffnung, ich war so leer, so kalt, so leblos, Lois, das war für mich die schrecklichste Zeit meines Lebens. Ich habe oft gedacht, ich steh das nicht durch. Ich war nicht mehr ich selbst, ich war gar nichts mehr. Ohne dich bin ich ein Nichts."

"Oh Clark, mein Zustand war nur geringfügig besser. Ich wusste du lebst, aber ich habe in den Berichten, die Lex mich hat sehen lassen, bemerkt was mit dir los war. Und ich konnte nichts an meinem Zustand ändern, wirklich keine Fluchtmöglichkeit. Ich habe es versucht, immer wieder, Lex hat ganze Arbeit geleistet. Jedenfalls was meine Fluchtmöglichkeit angeht. Ich glaube, er hat nicht mehr damit gerechnet, dass du hereinkommen würdest. Aber diesmal sollten wir ihn festsetzen - endgültig. Jetzt sind wir ihm einen Schritt voraus. Dann kann er sich auch nicht mehr rächen, denn das würde er sicher gerne tun, nachdem du ihm seine Gefangene weggenommen hast. Er wird wissen, wer dahinter steckt und er wird uns suchen, bis ans Ende der Welt, das können wir nicht zulassen."

"Ja. Machen wir ihn dingfest. Und diesmal für immer."

~~~

Kurz darauf hörten sie die Stimmen von Luigi und Maria im Garten, die dabei waren das Frühstück herzurichten. Lois und Clark gingen in den Garten, als Lois, die voran ging, stehen blieb, sich umsah und tief durchatmete. Clark schmiegte sich an ihren Rücken, während Lois sagte: "Mh, Tageslicht, die Sonne, dieser Duft hier, frischer Kaffee und ein Frühstück in Aussicht, das Leben kann so schön sein." Und ganz leise fügte sie hinzu: "Und die Liebe meines Lebens hält mich im Arm und war mir niemals so nah, wie in dieser Nacht - ich danke dir Clark."

Clark schmiegte sich noch etwas dichter an sie heran und flüsterte ihr ins Ohr: "Ich liebe dich."

Es war ein gutes Frühstück, lustig, ausgelassen, ausgesprochen gutschmeckend und temperamentvoll, fröhlich und unbekümmert genossen sie all die Köstlichkeiten. Und dann war es sogar Luigi, der fragte, wie die beiden jetzt weiter vorgehen wollten. Er ging einfach davon aus, dass Lois und Clark die Situation an diesem Punkt nicht so belassen würden und Lex davon kommen lassen würden.

Lois sah Clark mit einem Blick an, der fragte, woher wusste Luigi, was wir vorhaben.

Clark zuckte mit den Achseln und sagte dann zu Lois: "Luigi weiß immer irgendwie alles, gewöhne dich besser daran." Maria lachte ausgelassen, sie kannte ihren Mann und wusste genau, was Clark meinte. Und dann sagte Clark zu Luigi gewandt. "Aber du hast natürlich recht, wir wollen, dass er verhaftet wird. Er darf auf keinen Fall ungeschoren davon kommen. Aber es gibt noch keinen Plan. Hast du etwa schon eine Idee?"

Luigi erzählte ihnen von den Gedanken, die er sich schon gemacht hatte, heute am frühen Morgen. Er war der Meinung, dass Lex am besten zu kriegen sei, wenn sie ihn überrumpeln würden, ihn in einer Situation provozieren würden, wo er nicht damit rechnen würde. Am besten, gleich nach seiner Rückkehr aus den USA, wenn er feststellte, dass Lois nicht mehr da war. Aber sie müssten ihn aus seinem Haus herauslocken. Dieses Haus sei eine uneinnehmbare Festung und wer weiß, ob sie nicht noch unbekannte Fluchtmöglichkeiten barg.

Luigi hatte den Plan geschmiedet, dass man Lex auf sein Schiff locken könnte, unter dem Vorwand, dass es dort Probleme mit der Mannschaft geben würde, so eine Art Streik der gesamten Crew. Luigi kannte genug Leute im Hafen, er könnte das in die Wege leiten. Und er wusste inzwischen auch, welches Lex' Schiff sei, mit welchem er die Drogen schmuggeln ließ. Und dann sollte die italienische Polizei vor Ort sein und ihn verhaften. Auch das konnte er organisieren, er kannte schon die richtigen Leute. Das sei alles kein Problem. Die Polizei würde Lex dann sicher an die USA ausliefern, da er ja dort schon verurteilt sei und der Drogenhandel hier im Land gegen all die anderen Verbrechen ja fast eine Lappalie wäre. Soweit der Plan.

Lois hatte fast das Gefühl, das ginge zu leicht, aber wenn es wirklich klappen würde, sollte ihr auch das recht sein. Nach den Monaten der Ungewissheit und der Angst wollte sie dieses Kapitel einfach nur noch möglichst schnell abschließen. Je weniger sie sich noch damit auseinandersetzen musste, um so besser. Sie fand, dass sie jetzt einfach ein Anrecht darauf hatte, glücklich zu sein. Und das hieß ganz schnell diese verunglückte Hochzeit nachholen und dann, ja was dann? Ach ja, Flitterwochen...

Luigi kam aus dem Haus wieder in den Garten und riss Lois aus ihren Gedanken, laut seinem Informanten war Lex auf dem Rückflug nach Italien. Er schien, wie Clark das schon angedeutet hatte, wirklich über sehr weitreichende Kontakte zu verfügen. Schade, so jemanden wie Luigi könnten sie sicher gut in Metropolis gebrauchen.

~~~

Und am frühen Abend sollte dann alles wie geplant ablaufen. Luigi hatte ihnen den Vorschlag gemacht, dass es gar nicht erst zu einer Begegnung zwischen Clark und Lex kommen sollte, das würde dann auch die Gefahr eindämmen, dass Clark doch noch Rache üben würde, laut Luigis Meinung sollte das lieber die Justiz übernehmen.

Lois und Clark stahlen sich zu der angegebenen Zeit trotzdem aus dem Haus von Luigi und Maria davon, sie wollten wenigstens beobachten, was passierte. Wollten mit ihren eigenen Augen sehen, wie Lex verhaftet wurde. Vorher hatte es noch eine kleine Auseinandersetzung darüber gegeben, ob Clark alleine in den Hafen flog, was Lois aber auf keinen Fall zulassen wollte. Aber Clark sah schnell ein, dass Lois es nicht ertragen wollte, dass sie sich aus den Augen ließen. Also flogen sie gemeinsam dorthin.

Und genauso wie Luigi alles geplant hatte, passierte es dann auch.

~~~
Lex Luthor nahm vom Flughafen aus ein Taxi. Er war sehr aufgebracht und nervös, er war wütend. Dieser Flug in die USA war nicht nur Reinfall, was viel schlimmer war, er wurde den Verdacht nicht los, dass ihn jemand aus dem Land locken wollte. Er wollte jetzt nur noch so schnell wie möglich in sein Haus, um nachzusehen, ob hier noch alles in Ordnung war. Also versprach er dem Taxifahrer eine Extraprämie, wenn er so schnell wie möglich fahren würde.

In seinem Haus angekommen stürzte er sofort in das unterste Stockwerk, immer in der Hoffnung, dass er seine Situation viel zu schwarz malte. Aber seine schlimmsten Befürchtungen wurden augenblicklich bestätigt. Die beiden Türen zu Lois' Verlies waren brutal aufgebrochen und - sie war weg! Lois war weg!

Vorne an der Tür lagen mehrere Dinge und Scherben auf dem Boden, wahrscheinlich hatte sie ihren Retter mit diesen Dingen beworfen, das machte sie auch immer, wenn er sie in ihrem Verlies besuchte. Jeden Tag. Und er ließ jeden Tag neue Vasen in ihr Zimmer bringen. Er liebte ihr Temperament, ihre ungezähmte Leidenschaft und war sich sicher, dass sie dieses Gefühl irgendwann für ihn hegen würde, irgendwann, wenn sie mürbe war.

Aber jetzt war sie weg. Und Art wie die Tür aufgebrochen war, die schwere Metalltür einfach aus den Angeln gehoben, ließ nur einen Schluss auf ihren Retter zu. Diese Erkenntnis schürte seine Wut und es brach aus ihm heraus: "CLARK KENT. Du wirst sie nicht kriegen, ich werde dich finden und ich werde dich vernichten!"

Doch jetzt sollte er erst mal herausfinden, warum alle seine Wachen versagt hatten und lief wieder nach oben. Irgendjemanden musste er jetzt zur Verantwortung ziehen. Irgendwo musste er mit seiner Wut hin. Doch kaum oben angekommen viel sein Blick auf die Nachrichten, die sein Sekretär ihm hingelegt hatte. Lauter Unwichtiges, bis auf eine Meldung: sein Schiff, die Santa Anna konnte nicht auslaufen, weil sich die Mannschaft weigerte unter den gegeben Bedingungen weiterzuarbeiten. Das konnte alles nicht wahr sein! Aber was ihn am meisten ärgerte, war, dass er sich um dieses Problem als erstes kümmern musste. Dieses Schiff, mit der darin enthaltenen Schmugglerware, stellte seine einzige größere Finanzquelle dar und er konnte sich Verzögerungen nicht leisten.

Also fuhr Lex in den Hafen und verließ wutentbrannt seinen Wagen. Er lief gleich auf das Schiff, stürmte auf die Brücke zu dem Kapitän und palaverte lautstark mit ihm herum. Dabei merkte er aber nicht, dass während dieser Zeit die Polizei die Brücke umstellte, sie waren schon überall auf dem Schiff, jetzt gab es keine Fluchtmöglichkeit mehr.

Dann schaltete die Polizei plötzlich mehrere Scheinwerfer ein und rief durch ein Megaphon: "Lex Luther! Hier spricht die Polizei, das Gelände ist vollständig umstellt, geben Sie auf, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus, dann passiert Ihnen nichts."

Als Lex verstand, was da passierte, lachte er laut. Er hatte verloren, das sah er jetzt ein. Er verfiel in ein hysterisches Lachen und konnte sich nicht mehr beruhigen. Er ahnte auch, wer dafür verantwortlich war, reckte er doch, als die Polizei ihn in Handschellen von Bord führte, drohend die Hand in den Himmel und schrie: "CLARK KENT! Wo bist du? Komm raus und zeig dich!"

Er konnte es einfach nicht glauben, dass er ausgerechnet hier alles verlieren sollte, aber es war wie eine Pechsträhne, die ihn verfolgte. Es begann damit, dass er, was seinen überstürzten Flug in die USA anging, offensichtlich einer Finte aufgesessen war, jemand wollte ihn weglocken. Hatte er Clark womöglich doch unterschätz? Und dann der Verlust seiner Gefangenen. Aber er hatte noch nicht mal Zeit, sich darüber zu ärgern, irgendjemand zur Verantwortung zu ziehen, zu bestrafen, kam doch gleich die Nachricht, über die Schwierigkeiten auf seinem Schiff. Zufall? Oder war es doch möglich, dass das alles geplant war? Aber geplant von Clark Kent? Das wusste Lex nicht, aber es machte ihn rasend vor Wut. Dass er gar nichts tun konnte und dass er es nicht vorhergesehen hatte. War dies nun wahrhaftig das Ende von Lex Luthor?

~~~

Nachdem Lois und Clark dies alles aus sicherer Entfernung beobachtet hatten, kehrten sie zu den Branduardis zurück. Den Erfolg ihrer Mission feierten sie mit Luigi und Maria in ihrem Garten. Es war so ein ausgelassener und fröhlicher Abend mit viel Antipasti und Pasta, viel Rotwein und mit Marias Spezialität, ihrem Tiramisù nach Familien-Geheimrezept.

Am nächsten Morgen verließen Lois und Clark die beiden dann. Erstaunlicherweise bot Luigi ihnen nicht an, sie zum Flughafen zu bringen und als sie sich dann alle voneinander, mit nicht enden wollenden Umarmungen und Küssen auf beide Wangen verabschiedeten, sagte Luigi zu Clark: "Und flieg ja vorsichtig, ihr beide habt noch ein langes Leben vor euch." Damit zwinkerte er erst Clark und dann Lois zu.

Er wusste es also doch! Aber auf Luigi war Verlass. Lois und Clark gingen dann leicht verwirrt aber zuversichtlich soweit vom Haus weg, dass Clark mit ihr ungesehen in den Himmel steigen konnte - auf nach Hause, auf nach Metropolis.



ENDE

Statistik: Verfasst von Magss — Do 4. Aug 2011, 20:58


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2011-08-04T20:56:44+01:00 2011-08-04T20:56:44+01:00 http://superman-forum.net/viewtopic.php?t=905&p=12764#p12764 <![CDATA[Eine Sekunde]]>
Wie weit würde Lex Luthor wirklich gehen, um seinen Erzfeind Superman zu erniedrigen, ihn zu vernichten? Und welchen Preis würde er dafür zahlen müssen?

Diese Geschichte nimmt ihren Anfang in der Folge 3.17 'Seconds', 'Lois mal drei'. Es ist mal wieder so eine Was-wäre-wenn-es-ganz-ganz-anders-gewesen-wäre-Geschichte

Zum Inhalt: Clark kommt in das Versteck von Lex Luther und sieht dort auch Lois, die aber denkt, sie sei Wanda Detroid. Es kommt zu einer tragischen und folgenschweren Auseinandersetzung zwischen den Kontrahenten...

Für mich persönlich ist dies eine ganz besondere Story. Ich habe sie am 23.9.07 begonnen zu posten. Nachdem ich dann den zweiten von fünf Teilen eingestellt hatte, hat sich mir jemand als Beta angeboten – und zwar KitKaos. Sie hat sich wohl damals gedacht, dass ich noch einiges tun müsste – und sie hatte Recht. Heute finde ich, der Bruch zwischen dem zweiten und dritten Teil ist schon recht deutlich. Mit der Zeit hat KitKaos fast jede meiner Storys vorab gelesen. Ich habe unendlich viel von ihr gelernt und lerne noch immer. Neben allem, was uns heute persönlich verbindet, bin ich ihr unglaublich dankbar für ihre Hilfe was meinen Schreibstil angeht. Vielen lieben Dank, KitKaos!

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.






Eine Sekunde


Clark erreichte das Gewölbe unter der stillgelegten U-Bahn und sah Lex Luthor mit einem dämonischen Grinsen und unweit davon stand Lois und hielt den Quanten-Auflöser in der Hand.

Lois stand etwas unschlüssig da, doch als sie Clark erblickte, hob sie den Quanten-Auflöser an und zielte auf ihn. Aber sie zögerte, als könnte sie es nicht über sich bringen, auf ihn zu schießen. Und das war auch gut so. Lex hatte ihm nur eine Stunde vorher demonstriert, was diese Waffe anrichten konnte und dass sie ihn durchaus töten konnte.

Aber warum zielte sie auf ihn? Hatte Lex sie wirklich so sehr manipuliert, dass sie wirklich nicht mehr wusste, wer er war? Was sie beide füreinander empfanden, oder irgendwann mal empfunden hatten? War der diabolische Einfluss von Lex wirklich so groß, dass sie alles, was einmal war, vergessen hatte? Dass sie nichts mehr von dem Gefühl wusste, dass sie einmal verband? Dass das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen ihnen vollkommen vernichtet war?

Doch Clark hatte keine Zeit, diesen Gedanken noch weiter zu verfolgen, Lois aktivierte die Waffe. Aber kurz bevor sie ihn anvisierte schloss sie angewidert die Augen und schoss blind. Sie verfehlte dabei natürlich ihr Ziel.

Clark war vollkommen geschockt, sie hatte wirklich auf ihn geschossen, wenn sie auch nicht gezielt hatte, so hatte sie doch durch den blinden Schuss in Kauf genommen, ihn zu treffen. Der Schuss schlug nur wenige Zentimeter von Clark entfernt ein.

Entsetzt realisierte Lex, dass Lois Clark verfehlt hatte, weil sie blind geschossen hatte. Eine unglaubliche Wut machte sich in ihm breit. Sein Plan war zunichte gemacht und das konnte ein Lex Luthor auf keinen Fall ertragen. Lex brüllte Lois mit einer ungebändigten Wut an: "Lois schieß, erschieß in gefälligst!"

Doch Lois sah Lex entsetzt an, verwirrt, sie hatte Zweifel, Moral, irgendetwas was sie davon abhielt zu tun, was er von ihr verlangte. Das wiederum sah Lois ähnlich, selbst in einer Amnesie noch Moral zu haben, aber sonst hatte Clark das Gefühl, dass nichts an dieser Frau, ihn an die Lois erinnerte, die er kannte. Lex Wutausbruch bewirkte bei Lois nur, dass sie die tödliche Waffe angewidert sinken und sie dann auf den Boden fallen ließ. In Lois Gesicht standen in diesem Augenblick alle Fragen dieser Welt.

Aber Lex Luthor wäre nicht Lex Luthor, wenn er nicht auch für diese Situation noch einen Plan 'B' hätte. Er sprang an Lois Seite, stieß sie brutal beiseite und nahm die Waffe vom Boden. Er zielte auf Superman und drückte ab. Doch Clark wusste noch zu gut um die Gefährlichkeit dieser Waffe und bewegte sich blitzschnell aus dem Schussfeld. Er war noch immer etwas entkräftet von dem Beschuss auf seinem Balkon, aber nicht so kraftlos, um sich nicht in Sicherheit bringen zu können. Lex versuchte vergeblich ihn zu treffen, aber Clark war glücklicherweise immer schneller und konnte ihm jedes mal ausweichen. Doch dann zielte Lex sehr sorgfältig und ganz ruhig, mit einem teuflischen Grinsen nahm er Clark ins Visier. Clark ahnte, dies war der alles entscheidende Schuss. Aber Lex drehte sich dann mit der schussbereiten Waffe blitzartig zu Lois um, die die ganze Zeit fassungslos und handlungsunfähig neben ihm stand und drückte ab! Der Quanten-Auflöser traf Lois und im Bruchteil einer Sekunde zeigte sie noch ein entsetztes Gesicht, um im nächsten Augenblick in Agonie zusammenzubrechen.

Clark sah Lois Zusammenbrechen in Zeitlupe, sein Gehör versagte vollständig, er sah nur noch, wie sie ganz langsam zu Boden fiel, alles andere in seinem Blickfeld verschwand. In seinem Fokus sah er nur noch Lois, die in einer unendlichen Langsamkeit zu Boden sank. Clark wollte schreien, aber seine Kehle war zugeschnürt, kein Laut brachte er hervor. Er wollte zu ihr stürmen, wollte nur noch bei ihr sein, doch auch seine Bewegungen unterlagen einer unendlichen Langsamkeit. Trotz allem bewegte er sich Meter für Meter weiter auf Lois zu, die Gefahr, die immer noch von Lex ausging, ignorierend. Doch diese wenigen Meter bis zu ihr schienen Stunden zu brauchen, so langsam bewegte er sich scheinbar durch den Raum. Als er nach einer schier endlosen Zeit endlich bei Lois auf dem Boden liegendem Körper angelangt war, vernahm er keinen Herzschlag mehr, keine Atmung. Alles Leben war bereits aus ihrem Körper gewichen.

Clark wollte sie mit den Händen greifen, als wollte er ihre Lebensgeister zurück beschwören, doch sie löste sich unter seinen Händen in ein nicht mehr greifbares Nichts auf - eine perfide Wirkung des Quanten-Auflösers. Er griff immer weiter nach ihr, er wollte sie nicht gehen lassen, auch nicht ihren toten Körper, aber dennoch löste sie sich vor seinen entsetzten Augen immer weiter auf, bis sie vollständig verschwunden war.

Nichts war von ihr geblieben, nicht ein einziges Molekül, während Clark noch immer verzweifelt die Stelle abtastete, an der sie gerade noch gelegen hatte. Aber sie war weg. Vernichtet. Vollständig aufgelöst. In Zeit und Raum verloren. Nur eine Sekunde und es endete alles, was von Bedeutung war.

Das erste, was dann aus der bitteren Realität, in Clarks Bewusstsein drang, war dass das U-Bahn-Gewölbe mit einem unglaublichen Getöse jetzt zusammenbrach, der Beschuss von Lex mit dem Quanten-Auslöser, musste es so beschädigt haben, so dass es nun vollkommen instabil war. Lex war nirgendwo zu sehen, aber es gab keine Fluchtmöglichkeit für ihn.

Clark war klar, dass er diesen Ort verlassen musste, wenn er überleben wollte, aber was gab es für einen Anreiz zum Überleben? Sollte er sich nicht hier einfach begraben lassen, hier wo Lois vor seinen Augen gestorben war? Hier, wo er alles verloren hatte, jeglichen Sinn, all das, was Leben für ihn bedeutete? So würde er wenigstens das Grab mit ihr teilen.

Clark spürte bereits die ersten Gesteinsbrocken, die ihm auf den Rücken fielen, spürte wie ihm die Tränen über die verstaubten Wangen rannen.
Er war bereit alles aufzugeben, sich einfach in dem Chaos fallen zu lassen und sich von Tonnen von Beton begraben zu lassen, als eine vertraute Stimme von ganz fern an sein Ohr drang, eine Stimme, die seinen Namen rief, eine vertraute Stimme. Doch warum sollte er diesem Ruf folgen, welchen Sinn hatte es noch?

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Martha Kent war glücklich, dass der Lois-Klon sie in ihrem Gefängnis gefunden hatte, sie hörte von dem Kampf zwischen Lex und Superman, einem Kampf auf Leben und Tod zwischen ihrem Sohn und Lex Luthor. Und dass deren Ende durchaus offen war, hatte Lex ihnen ja vorher sehr eindringlich bewiesen. Es machte sie halb wahnsinnig, Clark weder helfen zu können, noch zu erfahren, was dort in dem angrenzenden Gewölbe passierte. Obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie ihm hätte helfen können. Aber alles wäre besser, als hier zur Untätigkeit verdammt an diesem Pfeiler gefesselt zu stehen.

Um so hoffnungsvoller war sie jetzt, als sie den Lois-Klon erblickte. Schnell löste sie ihr die Fesseln und sofort lief Martha dorthin, wo sie eben noch die rivalisierenden Stimmen von Lex und Clark hörte. Sie rief laut und verzweifelt nach ihrem Sohn, doch kaum dort angekommen, brach das Gewölbe mit einem lauten Getöse zusammen. Martha hätte sich in Sicherheit bringen müssen, aber sie blieb wie angewurzelt stehen.

Dann wurde es leise, die Staubwolke nahm ihr jede Sicht, nahm ihr die Luft zum Atmen und mit einem Mal hörte sie langsame Schritte. Eine winzige Hoffnung keimte in ihr auf und tatsächlich schritt ihr aus der Staubwolke langsam und mit schleppenden Schritt Clark entgegen. Es war völlig grau, wie der Staub, der sich nun langsam legte. Doch als Martha ihrem Sohn dann in die Augen blickte, war sie sich nicht sicher, ob Clarks Farblosigkeit von dem Staub herrührte. Aus seinem Blick war jede Hoffnung gewichen. Oh nein, sollte dass etwa bedeuten, dass Lois... Martha konnte noch nicht mal den Gedanken zu Ende denken, so schmerzte sie diese Vorstellung.

Aber ein Blick auf Clark, in seine verzweifelten Augen genügte, um sie die bittere Wahrheit erkennen zu lassen. Was konnte sie nur tun? Was würde sie nicht tun, als Mutter, um diesen Schmerz von den Schultern ihres Sohnes zu nehmen, wusste sie doch aber auch, dass jegliches Bestreben aussichtslos war. Es gab nichts, was in diesem Moment noch einen Funken Hoffnung geben konnte. Obwohl sie wusste, dass es nichts war, legte sie ihm ihre Arme um seine Schultern.

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Einige Stunden später saßen sie zu viert in Clarks Wohnung, Clark, Martha, Jonathan und der Lois-Klon. Inspektor Hendersen war gerade gegangen, er hatte ihnen mitgeteilt, dass seine Männer unermüdlich in den Trümmern des alten U-Bahn-Gewölbes suchen würden nach Überlebenden, nach Spuren, nach Beweisen, nach Lex und natürlich nach Lois, nach der echten Lois. Aber er hatte ihnen nicht viel Hoffnung gemacht. Sie hatten inzwischen den Unterschlupf von Lex und Lois gefunden, doch auch dort keine Spur von den beiden. Selbstverständlich würden sie weitersuchen, aber nach dem jetzigen Erkenntnisstand waren sowohl Lois Lane als auch Lex Luthor in den Trümmern ums Leben gekommen, alles wies darauf hin. Es gab keinen anderen Fluchtweg, als den nach vorne und wenn hier jemand entkommen wäre, so hätte Clark das bemerken müssen. Es würde sicher noch Tage dauern, bis alles Material gesichtet wäre und wahrscheinlich würde sie vieles auch gar nicht mehr finden...

Clark hörte den Ausführungen Inspektor Hendersens nicht mehr zu. All das interessiert ihn überhaupt nicht, die einzige Tatsache, die für ihn eine Bedeutung hatte, war dass Lois tot war, seine Frau, seine Liebe, sein Leben, sein alles. Und dafür brauchte er keinen Beweis, er hatte es gesehen, er war dabei, als es passierte. Und hatte es nicht verhindern können.

Jonathan legte ihm seine Hände auf die Schultern, aber auch er wusste, dass diese Geste seinen Sohn nicht erreichte, ihm nicht wirklich Trost spenden konnte. Immer wieder unterdrückte auch er eine einzelne Träne, Lois war ihm und seiner Frau in den letzten Monaten so ans Herz gewachsen, sie war für sie beide, die Tochter, die sie nie hatten und jetzt auch nicht mehr haben würden.

Der Lois-Klon hingegen hielt sich jetzt schon seit Stunden bewusst im Hintergrund, hatte sie doch, trotz ihrer geringen Lebenserfahrung, ständig das Gefühl, an diesem ganzen Desaster die Schuld zu tragen. Sie hatte sich bereit erklärt Clark zu täuschen, indem sie als seine Ehefrau einsprang, sie hatte Lex ständig mit Informationen auf dem laufenden gehalten und sie hatte Lex schließlich mitgeteilt, dass Clark Superman war. Inzwischen bereute sie das alles. Obwohl sie Dinge wie Freundschaft oder Mitgefühl, ganz zu schweigen von Liebe, niemals erlebt hatte in ihrem kurzen Leben und sicher auch nicht mehr erleben würde, aber von den hier anwesenden Personen hatte ihr niemand einen Vorwurf gemacht. Diese drei Menschen, Clark, Martha und Jonathan Kent waren einfach gute Menschen - und sie hatte sie alle verraten.

Was hätte Martha darum gegeben ihrem Sohn den Schmerz zu nehmen, sie hätte ihn auf sich geladen, damit er erlöst wurde, aber sie wusste, dass es dafür keine Möglichkeit gab. Sie konnte nichts tun, als ihm gelegentlich ein wenig Kraft zu geben mit einer Umarmung. Obwohl das Gefühl, ihn mit ihrer Zuneigung nicht erreichen zu können eine unglaubliche Stärke hatte, aber sie ließ sich nicht davon abbringen, was konnte sie anderes tun, als ihm ihre Liebe zu zeigen?

Clark saß auf seinem Sofa in der Mitte des Zimmers, seit Stunden oder Tagen? Er wusste es nicht. Gelegentlich nahm er wahr, dass seine Eltern um ihn herum waren, dass sie versuchten Trost zu spenden, manchmal spürte er eine Berührung. Aber die meiste Zeit saß er einfach nur da. Quälende Fragen schossen ihm unablässig durch den Kopf, was wenn er früher da gewesen wäre? Was, wenn er einfach aggressiver gegen Lex vorgegangen wäre? Was wenn er Lois nicht hätte gehen lassen? Was wenn sie woanders geheiratet hätten? Was wenn sie früher oder später geheiratet hätten? Was wenn sie gar nicht geheiratet hätten? Was wenn er Lex damals einfach vernichtet hätte statt ihn der Justiz zu übergeben? Was wenn er Lois niemals aus den Augen gelassen hätte? Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis.

Und dann dieser Raum - obwohl er sich in seiner eigenen Wohnung befand, erinnerte ihn einfach alles an sie. Selbst seine ganz persönlichen Dinge brachte er nur noch mit ihr in Verbindung. Alles in seinem Leben hatte mit ihr zu tun. Lois war einfach die Quelle für seinen Lebensgeist, seine wirkliche Kraftquelle, seine mentale Kraftquelle, das Zentrum seines Bewusstseins, seine Vergangenheit, seine Zukunft - die es jetzt nicht mehr gab, also warum sollte er weiteratmen? Wofür sollte er von diesem Sofa aufstehen? Wie sollte er je wieder die Kraft finden und einem Menschen helfen, wenn er ihr nicht hatte helfen können?

Selbst die Zuwendung seiner Eltern konnte er jetzt immer weniger ertragen. Sie wollten ihm helfen, sicher, auch sie litten an dem Verlust, sicher, auch sie fragten sich, ob sie irgendetwas anderes hätten tun sollen oder können, sicher, aber Clark hatte keine Kraft, sich um ihre Trauer zu kümmern. Jedes Mal, wenn er dachte, er hätte seine Gefühle soweit verdrängt, dass er den Schmerz aus seinem Herz verbannen konnte, kam irgendjemand und legt ihm die Hand auf die Schulter und erinnerte ihn mit seinen Trostbekundungen nur wieder daran, dass er den Schmerz wieder spürte.

Irgendwann hielt Clark es einfach nicht mehr aus und stand doch von seinem Sofa auf, nachdem er schon die ganze Zeit ohne bewusstes Zutun weitergeatmet hatte. Aber jetzt hatte er das Gefühl, dass er in diesem Raum keine Luft mehr bekam. Diese ständigen Zuwendungen, die ihn doch nicht berührten, diese ewig verständnisvollen Blicke, all das schnürte ihm die Kehle zu.

Er reckte seine inzwischen ganz steif gewordenen Glieder, ging zum Fenster und stieg schnell in den Abendhimmel auf. Er hatte immer noch sein staubverschmutzten Anzug an, aber auch das kümmerte ihn nicht.

Martha und Jonathan hofften, er hätte einen Hilferuf gehört und würde jetzt das tun, was er immer tat, das was für ihn inzwischen zur Normalität geworden war, den Menschen zu helfen, wenn sie in Not waren. Normalität war gut, Alltag war gut, alles was ihn von seinem Schmerz ablenken würde, war gut.

Doch Clark war, ohne einen Hilferuf zu vernehmen, in den Himmel aufgestiegen, er konnte die dichte, enge Atmosphäre in seiner Wohnung nicht mehr ertragen, er wollte nur noch raus, weg von all den Erinnerungen. Er stieg sehr schnell sehr hoch und flog dann sehr schnell, so schnell, dass der Wind in seinem Gesicht schmerzte, so schnell, dass er von der Geschwindigkeit das Blut in seinen Adern rauschen hörte, so schnell, dass sein Gleichgewichtssinn ihn im Stich ließ. Doch was würde es schon ausmachen, wenn er herunterstürzen würde, oder wenn er seine Geschwindigkeit so weit steigerte, dass er der Gravitation der Erde entkam und ins All schleuderte? Würde das seine Qual beenden? Er hatte bisher nie darüber nachgedacht, dass unverwundbar auch bedeutete, dass er selber seinem Leben kein Ende bereiten könnte - oder doch?

Nach Stunden hatte Clark die Erde wohl ein paar hundertmal umkreist, doch seine Kräfte ließen nicht nach, flog er dabei ja auch immer wieder durch sonnige Abschnitte, in denen die Sonne seine Kräfte regenerierte - die Sonne - jetzt seine einzige verbliebene Kraftquelle. Irgendwann landete er in der Arktis, mitten in einem Blizzard. Der Sturm, der an seiner Standfähigkeit rüttelte, hatte dabei fast etwas tröstliches, lenkte es ihn doch kurzfristig von seinem Schmerz ab. Nachdem der Sturm etwas nachgelassen hatte und ihn nur noch die Kälte umschloss, ihn vollständig einhüllte, meinte er dieses Körpergefühl passte perfekt zu seinem Seelenzustand, Eis, gefroren, Unbeweglichkeit, Kälte, Grausamkeit, Tod, Verlassen-Sein, Härte, Einsamkeit und die ewige Nacht. Das waren die Attribute, die jetzt sein Leben bestimmen würden.

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Wochen später erinnerte sich Clark an seine tagelangen Aufenthalte in der Eiswüste der Arktis, er hatte noch immer das Gefühl, dass diese eisige Umgebung seinem Seelenzustand am nächsten kam. Inzwischen hatte er aber die Kraft gefunden, wenigstens mechanisch seinen Alltag zu meistern. Er stand auf morgens, auch wenn er sich immer wieder fragte warum. Er ging sogar manchmal zum Planet, sprach aber sehr wenig mit den Kollegen. Perry und Jimmy versuchte er aus dem Weg zu gehen, sie erinnerten ihn mit ihren Mitleidsbekundungen, ähnlich wie seine Eltern in der Anfangsphase, viel zu sehr an Lois. Und das konnte er immer noch nicht ertragen.

Auch Superman machte inzwischen wieder durch Rettungseinsätze auf sich aufmerksam, wenn auch die Nachrichtensprecher dabei nicht selten einen Beitrag sendeten, der wie folgt lautete: "Wie der Feuerwehrhauptmann Smith unserem Korrespondenten berichtete, sah es bei dem Großbrand bis zum Eintreffen von Superman sehr bedrohlich aus. Dank Superman konnte der Brand aber nicht nur schnell gelöscht werden, auch brachte er alle Verwundeten schnell in die umliegenden Krankenhäuser. Doch Augenzeugen berichten immer wieder, dass Superman seit dem tragischen Tod der Reporterin des Daily Planet Lois Lane, nicht mehr der alte sei. Er würde mit niemanden sprechen, gäbe keine Interviews mehr und würde sich nicht mehr fotografieren oder filmen lassen. Lois Lane, die immer als eine gute Freundin von Superman galt und bisher fast alle Interviews mit Superman machte, ist inzwischen für ihr Lebenswerk mit einem Sonder-Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Sie ist Ende Februar, im Zuge einer Entführung von Lex Luthor, unter bisher nicht geklärten Umständen, zusammen mit dem verurteilten Kriminellen Luthor, ums Leben gekommen."

Fünf Tage nach Lois Tod war ihre Beerdigung, doch daran konnte sich Clark nur noch sehr dunkel erinnern. Es war ein trüber kalter Tag und es hatte geregnet. Obwohl Lois immer als schwierig und wenig umgänglich galt und sie wenig Freunde hatte, waren sehr viele Menschen zu ihrer Beisetzung erschienen, vielleicht berührte es die Menschen, dass Lois Lane am Anfang einer vielversprechenden Kariere und am Anfang einer hoffnungsvollen Ehe so brutal aus dem Leben gerissen wurde. Clark erinnerte sich noch dunkel daran, dass die Traueransprachen kein Ende nahmen. Viele Menschen hatten etwas zu sagen. Und obwohl viele zu ihren Lebzeiten immer die Augen verdrehten, wenn sie den Namen Lois Lane hörten, bedankten sich jetzt viele Menschen, dass sie sie gekannt hatten und wollten jetzt nur an ihre guten Eigenschaften erinnern, an ihren Ehrgeiz, ihren Gerechtigkeitssinn, ihr Engagement auch für Hilflose und Schwache, ihren Humor, ihre Empathie, ihre Eigenart erst dann Ruhe zu geben, wenn sie auch das letzte Fitzelchen Wahrheit aufgedeckt hatte, ihre Kraft, ihren Mut und ihre Risikobereitschaft... diese Liste wurde lang und immer länger.

Clark hatte wirklich überlegt, ob auch er sprechen sollte, aber was sollte er sagen? Die einzigen Worte, die ihm zu ihr einfielen waren, ihre Fähigkeit zu lieben, bedingungslos und vollständig. Und ihm damit das Gefühl zu geben, am Leben zu sein. Und immer wenn er diese Worte dachte, drängte sich ihm die Frage auf 'und was war jetzt, wo sie nicht mehr da war?' Aber er war sich sicher, würde er vor all den Leuten stehen, würde er kein Wort mehr herausbekommen, würde in Tränen ertrinken. Er war sich auch sicher, dass keine Worte, welcher Sprache auch immer, ausreichen würden, um diese Frau wirklich zu beschreiben, also ließ er es bleiben.

Der Lois-Klon war nicht mit zur Beerdigung gegangen, auch Martha und Jonathan hielten das wirklich für eine gute Idee. Die meisten Menschen kannten die Umstände um ihren Tod, die Entführung, die Verwechslung mit dem Klon ja gar nicht. Wie würde es aussehen, wenn sie auf der Beerdigung der echten Lois Lane erschienen wäre?

Doch als Clark, Martha und Jonathan nach der Beerdigung wieder in Clarks Wohnung kamen, fanden sie den Lois-Klon sterbend vor. Sie hatte ja nur eine begrenzte Lebensspanne. Aber Clark hatte nicht die Kraft sich um sie zu kümmern. Sie alle hatten ihr nie einen Vorwurf gemacht, aber zu Mitgefühl war Clark einfach nicht in der Lage. Sie beschlossen aber, dass auch sie eine Beerdigung erhalten sollte, aber zu dieser Trauerfeier erschienen nur Clark, Martha und Jonathan. Und auch an diesem Tag hatte es geregnet. Es war ein kalter und unfreundlicher Tag, der richtige Abschied für eine Namenlose Person, die schneller vergessen war, als sie gelebt hatte.

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Clark kam nach einem schier endlos langen Tag in seiner Wohnung an und setzte sich auf sein Sofa. All das, was früher eine Bedeutung für ihn hatte, war heute nebensächlich, wie sich Essen zuzubereiten. Er hatte nie ausprobiert, wie lange er wirklich ohne Essen auskam, aber seit er unter Menschen lebte, hatte er jeden Tag gegessen, einfach weil es alle taten und natürlich weil es ihm schmeckte. Aber seit Lois aus seinem Leben verschwunden war, seit er alleine war, kochte er kaum noch, meist stopfte er sich nur gelangweilt etwas Brot oder irgendwelche Kekse zwischen die Zähne, aber er schmeckte nicht mal, was er da aß. Wenn er aus der Redaktion kam, saß er oft für Stunden auf seinem Sofa und starrte einen Punkt in irgendeiner Ecke des Zimmers an, um dann festzustellen, dass er noch immer die Jacke anhatte.

Manchmal verlor er sich dabei in einem Traum, seit er einen alten Song aus den 80er wiedergehört hatte,

When I need you
I just close my eyes and I'm with you
and all that I so want to give you
it's only a heartbeat away
when I need love
I hold out my hands and I touch love
I never knew there was so much love
keeping me warm night and day,


doch er erwachte immer mit tränenfeuchten Augen aus diesen Träumen. Trotzdem waren diese Minuten, in denen er der Realität entfloh, die einzigen glücklichen Momente seines Lebens.

Sein Verstand akzeptierte, dass sie nie mehr wieder kommen würde, aber sein Herz konnte diesen Umstand noch immer nicht verstehen. Er hatte eigentlich immer das Gefühl, ihre Präsens überall zu spüren. War es einfach so, dass er ihre Liebe über ihren Tot hinaus spürte? Dass er ihre Liebe für immer in seinem Herzen konservieren würde? Oder was hatte es zu bedeuten?

Über Supermaneinsätze war er meist froh, erfüllten sie ihn auch heute nicht mehr mit solch einer Befriedigung, wie sie es einmal taten, aber sie lenkten ihn ab, wenigstens für ein paar Stunden.

Auch jetzt saß er schon seit geraumer Zeit, immer noch in der Jacke da, als es plötzlich klopfte. Clark stand von dem Sofa auf und machte erst mal Licht an, er hatte bis zu diesem Moment im dunklen gesessen, dann öffnete er seine Tür. Davor stand Perry White. Clark atmete einmal tief durch. Perry bat ihn schon die ganze Woche, immer wenn er ihn sah, um ein Gespräch unter vier Augen, aber bisher hatte Clark das einfach ignoriert. Er ging ihm immer noch aus dem Weg, beschränkte alle Gespräche auf das nötigste. Aber nun schien es kein Entrinnen mehr zu geben.

Er trat beiseite und bedeutete seinen Chef einzutreten.

Perry begann zögerlich, als legte er jedes Wort auf die Goldwaage. "Clark, ich bin froh, dich hier anzutreffen, in der Redaktion gehst du mir ja immer noch aus dem Weg, als könnte ich etwas dafür..."

"Nein, das ist es nicht Chef... Über manche Dinge will ich nur einfach nicht reden." Irgendwie war Clark schon seit Tagen klar, dass er diesem Gespräch nicht entgehen konnte.

"Clark... Wir alle vermissen sie. Sicher, niemand so wie du. Das ist mir vollkommen klar, aber auch ich kann es immer noch nicht fassen. Manchmal sehe ich ihren Schreibtisch und denke, wo bleibt sie nur heute? Oder ich teile ihr in Gedanken eine Story zu, immer die vielversprechenden, die komplizierten, die ganz verzwackten, bis ich dann aufmerke und mich mit einmal erinnere, dass sie nicht mehr da ist... und auch niemals wieder kommt... Aber Clark..." Perry wollte so gerne irgendetwas mitfühlend hoffnungsvolles sagen, aber auch ihm fehlten bis heute die Worte. Lois Lane war mehr als eine Angestellte, sie war so viel mehr für ihn. Aber alles, was ihm einfiel war, "das Leben geht weiter."

Wie oft hatte Clark diesen Satz in den letzten Wochen gehört? Immer wieder. Von Menschen, die ihm oder Lois nahe standen, oder auch von Menschen, die sie beide nur entfernt kannten. Es war, als sei dieser eine Satz die Universalantwort für jede Form von Verlust. Aber es war nicht wahr, er hätte es am liebsten laut herausgeschrien, es war einfach nicht wahr, das Leben ging nicht weiter, es hatte einfach aufgehört zu existieren. Jede Form von Leben, wie sie vorstellbar war für Clark, gab es nicht mehr. Aber das konnte er Perry so nicht sagen. Auch Perry kämpfte immer noch mit seiner Trauer, wie er eben gerade wieder deutlich gemacht hatte und wenn es ihm gelang, aus genau diesem Satz Hoffnung zu schöpfen, gut für ihn. Aber das galt nicht für Clark. Er wollte mit seinem Chef nicht diskutieren und nickte nur vorsichtig.

Perry sah die Zweifel und die Verzweiflung in Clark und weil ihm so gar nichts kluges einfallen wollte, kam er jetzt, ein wenig enttäuscht von sich selbst, mit seiner nächsten universellen Lebensweisheit. "Und Clark, wir haben immer noch eine Zeitung herauszubringen!"

Perry wollte Clark die Zeit geben, die er brauchte, aber er war auch überzeugt, dass er wirklich langsam beginnen sollte, seiner Arbeit wieder regelmäßiger nachzugehen. Die Routine würde ihm sicher helfen. 'Die Zeit heilt alle Wunden' fiel ihm jetzt ein, aber er wollte nicht noch eine Phrase herunterbeten, die eigentlich leer und fehl am Platze war. Stattdessen sollte er langsam wirklich zu seinem Anliegen vordringen. "Clark meinst du nicht, du solltest langsam versuchen wieder wie ein Reporter zu denken und zu handeln und versuchen diejenigen dingfest zu machen, die Lex geholfen haben? Lex ist tot, der hat seine Strafe bereits, aber er wird Handlanger gehabt haben, es muss Leute gegeben haben, die ihm geholfen haben... Und irgendjemand sollte die aufstöbern und ihrer gerechten Strafe zuführen. Das bist du... Lois schuldig. Sie würde so handeln."

Clark hatte oft darüber nachgedacht, dass er gerne irgendjemanden verantwortlich machen würde. Er wusste ganz sicher, wenn Lex noch leben würde, dann würde sein einziger Lebensinhalt Rache sein. Aber nach anderen zu recherchieren, die beteiligt waren, die Lex geholfen hatten, die Idee war ihm bisher noch gar nicht gekommen. Sollte er sich diesem Gefühl hingeben? Er wusste, dass das nicht ganz ungefährlich war, aber wenn die Liebe in seinem Herzen nicht mehr wohnen würde, sollte da der Hass einziehen...? Clark atmete noch einmal tief durch, ja, der Gedanke schien ihm immer verlockender. Er würde versuchen alle aufzuspüren, die irgendwie beteiligt waren, sie würden alle bezahlen dafür, was sie Lois angetan hatten.

Dieser Gedanke formte sich jetzt immer mehr in seiner Vorstellung, nahm immer mehr Gestalt an und erfüllte ihn mit einem Antrieb, wie er ihn schon seit Wochen nicht mehr erlebt hatte. Auch seine Eltern hatten ihn immer wieder zu überreden versucht, er solle sich für eine Story engagieren, einfach nur, um sich abzulenken, um auf andere Gedanken zu kommen. Und für diese Story wollte er sich nun engagieren.

Clark unternahm dann, kaum dass er die Tür hinter Perry geschlossen hatte, einen Kontrollflug über Metropolis, einfach nur mal nachsehen, ob alles in Ordnung war, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, dazusitzen, bis die Zeit abgelaufen war, bis ein weiterer Tag Vergangenheit geworden war. Ein Kontrollflug, ohne dass ein Hilferuf ihn aufgefordert hatte. Ihm selbst fiel das überhaupt nicht auf, war es doch in seinem früheren Leben viel zu sehr ein normaler Teil seines Lebens.

Perry verließ Clarks Wohnung mit einem unguten Gefühl. Er hatte genau beobachtet, wie Clark von dem Gedanken erfasst wurde, ja verführt wurde, Rache nehmen zu können. Aber er versuchte schon seit Wochen, ihn mit allen denkbaren Storys abzulenken, leichte oder schwere, kurze oder lange, alleine oder solche, die er mit Jimmy gemeinsam bearbeiten sollte. Aber Clark hatte alles gleichgültig angelehnt. Dies war nun Perrys letztes Ass im Ärmel. Er war sich durchaus der Gefahr bewusst, Clark direkt in die Rache zu treiben, außerdem bedeutete diese Recherche, sich intensiv mit Lois' letzten Tagen auf Erden beschäftigen zu müssen. Aber mit irgendeiner Story musste er ihn doch erreichen! Und er vertraute auf Clarks Güte und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Eigenschaften, die ihn mehr auszeichneten, als alles andere, auch wenn diese Seite von Clark Kent gerade etwas verschüttet und blockiert schien.

Und so ging Perry in der Hoffnung, das richtige getan zu haben, nachdem Clark ihm glaubhaft versichert hatte, sich gleich morgen als erstes daran zu setzen.

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Wie er es Perry versprochen hatte, setzte er sich gleich am nächsten Morgen mit Jimmy an die minutiöse Rekonstruktion der letzten Tage im Leben von Lois Lane. Sie kamen Lex Luthor dabei Stück für Stück näher. Jimmy fiel auf, dass Clark nicht mehr so resigniert wirkte, aber seine Ausstrahlung war noch immer negativ, seine Handlungen und seine Worte mechanisch und relativ gefühllos. Nie zeigte sich ein Lächeln auf seinen Gesicht, wenn sie ein Detail ans Tageslicht beförderten, wie Jimmy es von früher kannte. Machte Jimmy mal einen Scherz, um die Stimmung ein wenig aufzulockern, so überhörte Clark das einfach.

In mühsamer Kleinarbeit und mit einer unermüdlichen Akribie förderten sie dabei ein Detail nach dem nächsten ans Tageslicht. Sie fanden heraus, wer Lex diese Waffe verkauft hatte, aber von dem Mann selber fehlte jede weitere Spur. Entweder der hatte sich wirklich sehr gut abgesetzt oder vielleicht hatte Lex ihn vernichtet. Dann gab es da noch viele Leute innerhalb de Gefängnisverwaltung, die die völlig unglaubwürdige Begnadigung Lex Luthors, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, akzeptiert hatten. Die Menschen, die ihm diesen Unterschlupf unter der stillgelegten U-Bahn hergerichtet hatten, die Menschen, die ihn während der ganzen Zeit mit allem versorgt hatten, was er zum Leben brauchte. Die Menschen innerhalb der Bank, die ihn an sein Geld gebracht hatten. Dann gab es noch einige Menschen innerhalb der Star Labs, die ihm schon lange vor dem Verlassen des Gefängnisses und auch danach in allen genetischen Fragen zur Seite gestanden hatten. Es gab unglaublich viele Leute, die ihn unablässig mit Informationen versorgt hatten und es gab Asabi. Der einzige Zeuge den die Polizei bereits festgenommen hatte. Und er war eine recht üppige Informationsquelle, versuchte er doch auch nur seine Haut zum Markte zu tragen. Clark und Jimmy sichteten Unmengen an Papieren, sprachen mit Zeugen und Informanten und sammelten dabei Beweis um Beweis. Nach ungefähr einer Woche hatten sie genügend Material zusammen, dass sie dann Inspektor Hendersen vorlegen würden.

Während Clark und Jimmy dann gemeinsam den Artikel dafür schrieben, merkte Jimmy auf einmal, wie froh er war, dass die Zusammenarbeit mit Clark an diesem Fall beendet war. Er hatte während der gesamten Ermittlung immer die Befürchtung gehabt, dass sie irgendwann auf einen Hauptverdächtigen stoßen würden. Er hätte nicht gewusst, wie Clark reagieren würde. Aber der Dreh- und Angelpunkt für das ganze Drama war und blieb Lex Luthor. Und der hatte sich seiner gerechten Strafe durch seinen Tod entzogen.

Hendersen erschien in der Redaktion, während sie den Artikel gerade beendeten. Er dankte Clark für die Informationen und freute sich gleich ein ganzes Dutzend Haftbefehle beim Staatsanwalt beantragen zu können. Hendersen war wirklich beeindruckt, dass Clark Kent diese Art von Ermittlungsarbeit so gleichmütig geschafft hatte, aber er fand auch, dass er noch immer ein Schatten seiner selbst war. Hendersen war selber glücklich verheiratet, er hatte schon eine ungefähre Vorstellung davon, was in diesem Mann vorging. Er wusste nicht, ob er selber die Kraft dazu haben würde.

Im lockeren Plauderton erzählte Hendersen ihnen beiden dann anschließend, dass auf dem Internationalen Kriminalisten-Kongress jemand vor wenigen Tagen in einer kleinen Diskussionsrunde eine sehr abwegige aber interessante These vorgestellt hatte: Lex Luthor hätte seiner Meinung nach einen Nachahmer. Der Mann, der diese These vorstellte, arbeitete für die italienische Polizei und er sei der Meinung, dass es seit einiger Zeit, seit ein paar Wochen, oder vielleicht seit ein paar Monaten in Norditalien jemand geben würde, der die Handschrift, oder eher einfach den Stil von Luthor kopieren würde. Hendersen schüttelte den Kopf und sagte etwas resigniert: "Es ist wohl eher so, dass die Lex Luthors dieser Welt sicher nie aussterben..." Mit diesen Worten verabschiedete sich Hendersen.

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Clark ging an diesem Abend grübelnd nach Hause, die Worte Hendersens kreisten immer wieder durch seinen Kopf, ein Nachahmer? Jemand der Lex kopierte? Aber was war, wenn es niemand war, der Lex Luthor kopierte, sondern wenn es doch Lex Luthor selber war? Konnte das möglich sein? Alle waren immer davon ausgegangen, dass Lex irgendwo in den Trümmern begraben war, aber die Polizei hatte niemals einen wirklich eindeutigen, unumstößlichen Beweis dafür gefunden. Konnte es sein, dass Lex Luthor noch lebte, dass er geflohen war? Hatte dieser etwas merkwürdige indische Wunderheiler Asabi nicht davon gesprochen dass Lex vorgehabt hatte in die Alpen zu fliehen? Nun, es gab doch auch die italienischen Alpen. Waren das nicht zu viele Zufälle? Würde er vielleicht doch noch zu seiner Rache kommen?

Als Clark dann bei seiner Wohnung angekommen war, wusste er sofort, dass er hier natürlich gar nicht hinwollte, er wollte nach Italien und zwar sofort! Das war seit langer Zeit das erste Mal, dass er ganz zielgerichtet handelte, weil er wusste, was er tun wollte. Dort in Italien war es jetzt früher morgen, also eine gute Zeit um vorsichtige Ermittlungen zu beginnen. Aber er sollte aus Gründen der Fairness Perry, Jimmy und seinen Eltern Bescheid geben. Vielleicht war er ja nach einer Stunde schon wieder da, aber sollte an dieser verrückten Idee auch nur der Funke einer Möglichkeit sein, könnte es gut sein, dass er länger weg wäre.

Also machte er sofort wieder kehrt in den Planet und legte seinem Chef eine Notiz auf seinen Schreibtisch und faxte seinen Eltern, dass er für ein paar Tage nicht in Metropolis sein würde. Zu dieser späten Stunde die beste Möglichkeit seinen Eltern in Kansas eine Nachricht zukommen zu lassen. Und mit diesem neuen, alten Elan flog er dann nur Minuten später, pfeilschnell durch die Nacht über den Atlantik auf dem Weg Richtung Europa.

Er hatte noch gar keinen Plan, wie er vorgehen wollte. Das Beste würde es sein, Kontakt zu Luigi Branduardi aufzunehmen. Luigi kannte er noch aus seinen ersten Reporterjahren und heute lebte der wieder in Vigolo, seinem Heimatdorf. Wenn Clark sich noch recht erinnern konnte, sollte dieses Dorf sogar am Rande der Alpen liegen und Luigi hatte immer noch sehr gute Kontakte. Clark wollte nicht, dass irgendwie deutlich wurde, dass Superman oder Clark Kent in Europa aktiv wurden. Wenn Lex wirklich noch am Leben war, würde er nach ihm Ausschau halten, beziehungsweise nach ihm Ausschau halten lassen. Und Lex wusste schließlich, dass Clark Kent Superman war. Also brauchte er einen Unterschlupf, alles Dinge, die ihm Luigi in idealer Weise bieten konnte.

Luigi wurde von Clark immer als Lebenskünstler gesehen, er war eine zeitlang beim Militär und bei der Polizei gewesen, fertigte abstrakte Skulpturen aus allerfeinstem Carrara-Marmor und baute hingebungsvoll Gemüse in seinem Garten an, deswegen lebte er auch in diesem kleinen Dorf, fernab der kulturell interessanten Städte Italiens. Clark war sich nie ganz sicher, ob er nicht gelegentlich für Italiens Spionageeinheit tätig war, er, oder auch seine Frau Maria, aber das würden die beiden niemals zugeben, wenn es wirklich so sein sollte.

Clark landete in der Nähe des Dorfes und ging zu Fuß zu dem Haus der Branduardis. Er hoffte, er würde ihn wirklich zu Hause antreffen. Und genau so, wie er es erwartet oder gehofft hatte, war es dann auch. Luigi stand in seinen Garten und erntete ein paar Pfirsiche für das Frühstück. Kaum hatte Clark 'Buongiorno' gesagt, begrüßte Luigi ihn leidenschaftlich, laut und mit wilden Gesten. Augenblicklich kam auch Maria, Luigis Frau dazu und auch sie begrüßte Clark freudig überrascht und herzlich. Das italienische Temperament war nicht zu verhehlen. Dann meinte Luigi zu Clark: "Du siehst furchtbar aus. Aber ich weiß natürlich was passiert ist. Es tut mir so leid für dich. Es tut immer weh, einen Freund leiden zu sehen. Komm, frühstücke mit uns im Garten, in der Sonne, koste diese Pfirsiche, die besten, die es gibt, dann geht es dir etwas besser." Luigi wusste immer über alles Bescheid, Clark hatte keine Ahnung, wie er das machte. Aber er hoffte, dass es ihm jetzt helfen würde.

Nach einem üppigem Frühstück, nach dem es Clark in der Tat sehr viel besser ging, wollte Luigi wissen, was er für seinen alten Freund tun konnte. Dass Clark nicht zufällig vorbeigekommen war, stand für ihn von vorne herein fest. Clark erzählte ihm von dem Verdacht, den er hegte, von der winzigen Möglichkeit, die sich hinter all den Fakten verbergen könnte. Auch Luigi kannte Lex Luthor, wie er immer alle großen und mächtigen kannte. "Clark das wird kompliziert und wahrscheinlich gefährlich. Aber wir beide helfen dir, wo wir nur können. Das ist klar! Gib mir ein paar Stunden Zeit. Ich werde telefonieren. Ich kenne ein paar Leute, die kennen ein paar Leute... Mal sehen, was sich da herausfinden lässt. Wenn Lex Luthor noch am Leben ist und wenn er in Europa ist, wissen wir das heute Abend. Ganz sicher, das ist kein Problem. Aber ihn zu kriegen, das wird schwer." Clark wollte nicht wirklich wissen, was für Quellen Luigi anzapfte, um an diese Informationen zu kommen.

Maria zeigte ihm derweil ihre neuesten Kreationen, auch sie war als Bildhauerin tätig, arbeitete aber lieber mit kleinen, eher bildhaften Figuren in weicheren Formen, im Gegensatz zu Luigis Skulpturen, die ausladend, meist abstrakt und groß waren. Clark wollte sich eigentlich nicht auf eine Kunstdiskussion einlassen, aber Maria führte ihn, mit dieser typischen Künstler-Leidenschaft, immer weiter an ihre Werke heran, so dass er sich diesem Charme auf keinen Fall entziehen konnte und auch irgendwann gar nicht mehr wollte.

Gegen Mittag kam Luigi dann zu ihnen in die Werkstatt und sagte zu Clark mit einem triumphierenden Blick und ohne seinen Stolz zu verstecken: "Ich denke, du hattest Recht. Es gibt ja jemanden in der Nähe von Merano, natürlich ein anderer Name, Conte Giovanni Carpaccio, damit war ja zu rechnen. Aber sonst würde alles passen, auch der Zeitpunkt, als er hier in Italien aufgetaucht ist, ohne dass jemand weiß, wo er herkommt. Und alle munkeln, er hält sich über Wasser mit Drogenhandel, per Schiff, sicher von Venedig aus. Clark, den sollten wir uns ansehen. Ich habe eine Kleinigkeit zu Mittag gemacht und dann fahren wir - okay?"

Luigis Kleinigkeit stellte sich als ein mehrgängiges Menü heraus. Heiße und kalte Köstlichkeiten der italienischen Küche. Im Moment des Essens hatte Clark das Gefühl, noch nie in seinem Leben so gut gegessen zu haben, auch spürte er ein Leben in seinen Adern fließen, wie er es schon lange vermisste. Es war sicher ein Fehler, sich so lange von allen Freunden zurück gezogen zu haben.

Und dann fuhren sie beide nach Merano. Luigis Informant meinte, dass ein ganz bestimmtes Anwesen irgendwie zu der ganzen Sache passen würde, etwas abgelegen, aber mit Blick über die ganze Stadt. Lex liebte es, den Überblick über alle zu haben, es war wie eine Art Kampftaktik. Immer den höchsten Punkt besetzen. Doch bei diesem Ausspruch durchfuhr Clark eine geradezu schmerzhafte Erinnerung an Lois. Sie war dabei gewesen, als Lex Luther persönlich diesen Satz zu Clark gesagt hatte. Das alles schien so viele Ewigkeiten her zu sein. Sollte dieser Mann, der hier so plötzlich aufgetaucht war, ohne dass jemand wusste woher er kam, was er vorher gemacht hatte, wirklich Lex Luthor sein? Und wenn er es wirklich war, was würde Clark dann mit ihm machen... wollen?

Luigi parkte den Wagen außerhalb des Ortes in einem kleinem Waldstück mit gutem Ausblick auf das besagte Anwesen. Es wirkte nicht mal so groß, höchstens zehn Zimmer, das passte nun allerdings nicht zu Lex Luthor, der lebte schon immer gerne auf recht großem Fuß. Sie wollten das ganze erst mal eine Weile beobachten, was aber de Facto bedeutete dass Luigi seelenruhig schlief, während Clark alles im Auge behielt. Aber das war auch ganz gut so, gab es Clark doch die Möglichkeit seinen Superblick ungesehen einzusetzen. Bei all dem, was Luigi immer von allen wusste, war Clark sich bis heute nicht sicher, wieviel er wirklich von ihm und seinem Geheimnis wusste.

Sie standen schon eine ganze Weile auf ihrem Beobachtungsposten, als sich dort dann gegen frühen Abend etwas tat auf dem Anwesen. Aus dem Haus kamen Leute die Tische nach draußen trugen und eindeckten. Es sah aus, als liefen dort Vorbereitungen für eine Art Gartenfest. Das war natürlich sehr gut, Gartenfest würde bedeuten, dass auch der Gastgeber irgendwann im Garten erscheinen würde.

Clark wurde langsam wirklich aufgeregt und ungeduldig. Am liebsten wäre er auf das Anwesen gestürmt, um... ja was denn eigentlich? Was erwartete er denn zu sehen? Und wenn es wirklich Lex Luthor war, der dort lebte, was würde er dann tun? Und gerade in diesem Moment dachte er wieder an Lois. Sie war diejenige, die sich immer in alles hineinstürzte. Er war schon immer etwas zurückhaltender. Lois wäre sicher schon längst dort, wenn sie mit ihm gemeinsam diese Beobachtungen machen würde. Aber natürlich war Lois nicht hier.

Ihre Geduld wurde belohnt, am Abend erschienen dann einige Gäste und als scheinbar alle versammelt waren, beehrte der Gastgeber seine Gäste. Es war ein richtig großer Auftritt, alle Gäste warteten, dann wurde das Licht im Garten etwas dunkler eingestellt und an dem hellsten Punkt des Gartens erschien dann der Gastgeber. Das würde nun wieder sehr gut zu Luthor passen.

Während Luigi versuchte mit einem Nachtsicht-Fernglas irgendwas zu erkennen, scannte Clark sich immer weiter an den Mann heran, wegen dem sie jetzt schon seit Stunden hier saßen und warteten. Clark sah ihn eine ganze Weile von hinten, er hatte recht helle Haare, aber das konnte auch Tarnung, eine Perücke sein. Dann endlich drehte sich der Mann um und sah direkt in Clarks Richtung. Wenn er nicht mehrere Hundert Meter entfernt wäre, würde man sagen, er blickte Clark direkt in die Augen. Und diese Augen beantworteten augenblicklich alle Frage, alle Zweifel und alle Unsicherheiten: es war zweifelsfrei Lex Luthor. Die Gesichtszüge, das Kinn und die Augen. Clark war sich sicher, diese Augen würde er immer wieder erkennen, da konnte er sich noch so sehr verkleiden. Diese Augen waren einfach böse und durchtrieben.

Auch Luigi meinte dann, dass das seiner Meinung nach Lex Luthor sei und reichte Clark das Fernglas. Damit hatten sie den heutigen Teil ihrer Mission erfüllt. Jetzt mussten sie so viel Informationen über diesen Conte Giovanni Carpaccio sammeln, wie nur irgendwie möglich, sie mussten auf jeden Fall eine wunde Stelle finden, einen schwachen Punkt. Am liebsten wäre Clark sofort auf dieses Anwesen gestürmt und hätte Lex vor den Augen seiner ehrenwerten Gäste in kleine Stücke gerissen. Er spürte jetzt eine kaum zu bändigende Wut in sich aufkeimen, aber er musste wirklich noch ein wenig Geduld haben. Er wollte es richtig machen. Lex Luthor musste endgültig unschädlich gemacht werden. Das war er Lois einfach schuldig.

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Statistik: Verfasst von Magss — Do 4. Aug 2011, 20:56


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