"Whooa..." machte JJ überrascht. Seine Augen wurden groß. "Du? Whooa..." er sah ihn fassungslos an.
Clark lächelte ein wenig schief und nickte. "Ja, ich. Es ist eine sehr lange Geschichte, JJ. Meine wirklichen Eltern hießen Lara und Jor-El. Sie lebten auf Krypton und eines Tages stellte sich heraus, dass der Planet Krypton innerhalb kurzer Zeit explodieren würde. Um mich zu retten, bauten meine Eltern ein Raumschiff. Ich war damals noch ein Baby und sie sandten mich alleine zur Erde. Dort fanden mich Oma Martha und Opa Jonathan und sie adoptierten mich. Zunächst wussten wir nicht, woher ich gekommen war und ich sah aus, wie ein ganz normaler Junge, aber eines Tages stellte ich fest, dass ich über besondere Kräfte verfügte ...Du weißt schon, den Hitzeblick, die Kraft usw. ...und da wussten wir, dass ich kein gewöhnliches Kind war. Viel später, als ich schon in Metropolis arbeitete, fand ich dann heraus, dass ich ein Außerirdischer bin und vom Planeten Krypton abstamme." Er machte ein kleine Pause in seiner Erzählung, dann fuhr er fort: "Ich habe lange überlegt, wie ich es anstellen könnte, meine Kräfte sinnvoll einzusetzen, um den Menschen zu helfen, ohne dass jeder Mensch gleich herausfinden würde, dass Clark Kent ein Außerirdischer ist. Ich wollte ein ganz normales Leben führen. Tja, und so bin ich dann eines Tages, 1994 auf die Idee gekommen, dass ich mir eine Verkleidung zulegen würde. Meine Mom hat sie geschneidert und so entstand Superman. "
"Wahnsinn..." sagte JJ. "Ich hätte nie gedacht, dass Superman in Wirklichkeit jemand ganz anderes ist."
"Bist du darüber enttäuscht? " fragte Clark.
JJ überlegte ein Weile, dann schüttelte er den Kopf und sagte: "Nein."
Clark lächelte. "Warum ich dir das auch erzählt habe, JJ, sollen wir ein wenig die Welt erkunden gehen? Ich kann dir eine Menge zeigen!"
Die Augen des Jungen leuchteten auf. "Du meinst, wir fliegen? Whooa, cool..."
Clark lachte, dann wechselte er schnell in das Superman-Kostüm.
JJ betrachtete ihn kritisch. "Weißt du Clark, du siehst wirklich anders aus in diesem Kostüm, als sonst. Ich finde das Kostüm übrigens gut, so mit dem Cape und so. Unser Superman hat kein Cape und sein Kostüm ist schwarz."
"Unser ...Superman?!" fragte Clark entgeistert.
JJ nickte. "Ja, wir haben auch einen, wusstest du das nicht? Er kann auch fliegen und so und meine Mommy und mein Daddy kennen ihn sehr gut. Er hat sie sogar schon mal rumgeflogen, mich aber leider nicht...." er ließ den Kopf hängen.
Clark starrte ihn an. "Aber das ist ...das ist doch ...unmöglich!" stotterte er. ' Ich muss es ihr sagen.' dachte Clark. ' Soll ich es ihr sagen? Womöglich ist das kein Beweis dafür, dass wir Kinder haben werden, womöglich wecke ich Hoffnungen in ihr und dann ist doch nichts...' Er seufzte verzweifelt. ' Ich muss es ihr sagen.' Nach JJ's überraschender Eröffnung, war Clark zunächst einmal wie gelähmt gewesen. Er hatte vor JJ gestanden, mit offenem Mund und sein Gehirn arbeitete fieberhaft. ' Es gibt jemanden mit Superkräften in der Zukunft.' dachte er und sein Herz führte einen innerlichen Jubeltanz auf, bevor sein Gehirn bereit war die Konsequenz aus dieser Erkenntnis zu ziehen. ' Es gibt jemanden mit Superkräften, d. h. wir werden ein Kind haben ...Oh Gott! Ich kann es nicht glauben, wir werden ein Kind haben!!' Er lachte glücklich, ließ sich wieder neben JJ nieder und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. ' Ich muss zu Lois, ich muss es ihr sagen!' dachte er. Doch plötzlich drängten sich Zweifel nach vorne. Die Ärzte hatten gesagt, es sei nicht möglich! Star Labs war bekannt für seine exzellenten Wissenschaftler, sollten sich die denn wirklich geirrt haben? Sam Lane hatte die Sache ebenfalls untersucht und auch er hatte keinen Fehler entdecken können! War die Anwesenheit eines 'Supermans' wirklich der Beweis dafür, dass Lois und er eigene Kinder haben könnten? Konnte es nicht noch andere Möglichkeiten geben, Kraftübertragung durch rotes Kryptonit, oder durch Elektrizität z.B.? Vielleicht war der Superman der Zukunft ja auch überhaupt nicht mit ihm verwandt, sondern war ein Neukryptonier, der auf die Erde gekommen war! Clark fühlte sich plötzlich ernüchtert. Nein, Superkräfte allein waren noch kein Beweis. Also blieb wieder die Frage: ' Soll ich es ihr sagen? Was tut ihr mehr weh, die Hoffnung, die gebrochen werden kann, oder das Verheimlichen der Wahrheit?' Aber schon während er das dachte, wusste er genau, dass er keine Wahl hatte. 'Keine Geheimnisse mehr, Lois.' hatte er ihr geschworen und egal, wie schmerzhaft die Wahrheit sein würde, er musste es ihr sagen. Clark seufzte noch einmal und stand auf. Er würde ihr alles erzählen, aber nicht jetzt direkt. Er hatte JJ seinen Ausflug versprochen und natürlich musste er sein Versprechen halten. "Also JJ," fragte er den aufgeregten Jungen und hielt ihm die Hand hin, "Was soll nun unser erstes Ziel sein, hm?"
Lois hatte Clark ohne großes Bedauern zugewinkt, als er kurz an ihrem Fenster vorübergeflogen kam, mit JJ auf dem Arm, um ihr Bescheid zu sagen, dass er 'JJ auf einen Ausflug mitnehmen würde.' Für das, was sie vorhatte, konnte sie ihn nicht brauchen. Es war also gut, wenn er eine Weile unterwegs sein würde. Flüchtig streifte sie der überraschte Gedanke, dass er offenbar JJ die Wahrheit über Superman mitgeteilt hatte und sie überlegte für eine Sekunde, warum er das wohl getan hatte, aber dann kehrten ihre Gedanken doch wieder zurück, zu der kleinen Schachtel in ihrem Nachttisch. Sie setzte sich aufs Bett und öffnete die Schublade. Unschlüssig, hielt sie die Schachtel eine Weile in der Hand, dann plötzlich tat sie sie doch wieder zurück. Nein, sie konnte es nicht tun. Sie traute sich nicht. Ärgerlich stand sie auf und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch mal um. 'Verdammt, Lois! Das war jetzt schon das zweite Mal, wann wirst du endlich die Courage haben?!' dachte sie erbost. Aber sie ging nicht mehr zurück. Stattdessen ging sie zur Treppe, um Martha ein wenig Gesellschaft zu leisten.
~~~
Clark erwachte aus tiefstem Schlaf, weil er eine leichte Erschütterung des Bettes spürte. Lois? War sie aufgestanden? Einen kurzen Augenblick lang kämpfte er mit seinem, vom Schlaf noch benebelten Bewusstsein. JJ und er waren erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen, als alle schon tief und fest schliefen. Eigentlich keine 'Zubettgehzeit' für einen elfjährigen Jungen, aber sie hatten die Zeit so genossen! Sie waren überall gewesen, in Europa, in Asien, in Australien. Sie hatten tropische Inseln besucht, waren über den Himalaja hinweggeflogen und hatten im toten Meer gebadet. Clark war entzückt über die Begeisterung, die jede neue Entdeckung in JJ auslöste und JJ war einfach unersättlich in seinem Wissensdurst. Und so hatten sie ein wenig die Zeit vergessen und es war später geworden, als beabsichtigt.
Plötzlich wusste er, woher die Erschütterung kam. Es war ein heftiges Zittern und es kam von Lois. Er drehte sich alarmiert zu ihr um. Sie hatte sich das Kopfkissen über den Kopf gezogen und... weinte? Sie weinte! Sie weinte heftiger, als er es bei ihr bisher erlebt hatte. Erstickte Schluchzer waren unter dem Kopfkissen zu hören. "Lois!" rief Clark erschrocken. "Um Gottes Willen, was ist denn los?" Sie umklammerte ihr Kopfkissen, als sei es der einzige Halt in ihrem Leben und schüttelte heftig den Kopf. Das Weinen wurde nur noch stärker. "Lois..." flüsterte Clark und zog vorsichtig an ihrem Kissen. "Was ist denn nur? Komm her..." Er befreite das Kissen aus ihrem Klammergriff. Lois gab nach und lag da, hilflos schluchzend. Clark nahm sie hoch und in seinen Arm. Da wiegte er sie eine Weile hin und her, wie ein kleines Kind. "Hey ...jetzt erst mal ganz ruhig..." sagte er beruhigend.
"Mir ist so schlecht!" sagte Lois und begann wieder zu weinen. "Mir ist sooo schlecht. " Es klang absolut herzzerreißend und Clark streichelte sanft über ihr Haar.
"Bist du krank? Tut dir sonst irgendwas weh? Soll ich einen Arzt anrufen?" fragte er besorgt.
Als Antwort bekam er nur ein noch heftigeres Weinen. "Neeeeiiiin ..." heulte Lois.
Clark war ratlos. Das hörte sich ja furchtbar an, was war denn nur los mit ihr! "Hast du vielleicht irgendetwas Falsches gegessen? Kann es daran liegen?" bohrte er nach. Aber sie schüttelte nur weiter den Kopf und klammerte sich an ihn. "Ich rufe einen Arzt." sagte er entschlossen und stand auf, aber Lois begann gleich wieder stärker zu weinen und zog verzweifelt an seinem T-Shirt.
"Nein, nicht..." weinte sie und schluckte krampfhaft.
Clark sah hilflos auf sie hinunter. Er hatte sie noch nie so erlebt. Sie war ja nahezu hysterisch! Plötzlich entdeckte er in ihrer Hand, mit der sie an seinem T-Shirt, zog einen Gegenstand. "Was ist das?" fragte er und öffnete ihre Hand. Es war ein weißes Plastikröhrchen, es sah aus wie ein Kugelschreiber und in der Mitte des Röhrchens war ein kleines Fenster. Dort waren zwei Linien, eine rote und eine blaue. Clark spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. "Lois..." flüsterte er heiser. "Ich glaube, ich habe noch keinen gesehen, aber ...aber das ist doch ein Schwangerschaftstest, oder? "
"Mir ist so schlecht " wisperte Lois, ihr liefen immer noch die Tränen die Wangen herunter.
"Ist er..." Clark traute auf einmal seiner eigenen Stimme nicht mehr und begann erneut: "Ist er ...positiv?“
Lois schluckte wieder, während in ihrem Gesicht verzweifelt ein Lächeln den Weg durch die Tränen suchte. Sie nickte heftig und begann gleich wieder zu weinen. "Jaaa ..." heulte sie.
Clark fühlte sich auf einmal so leicht. So wunderbar, herrlich leicht, so beschwingt und glücklich, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Sein Gesicht verzog sich zu einem jubelnden Lächeln und er ergriff seine Frau und hielt sie über seinen Kopf. "Du bist schwanger?!!" rief er, "Lois, du bist schwanger? Ist das wirklich wahr?!!" er lachte und in Lois Gesicht gewann kurz ihr eigenes Lachen die Überhand.
"Ja!" rief sie verzweifelt "und ich kann nicht aufhören zu weinen!"
Clark nahm sie wieder runter und drückte sie fest an sich. "Hey." sagte er zärtlich. "Das ist ein Grund zur Freude, nicht für Tränen! Warum weinst du denn nur so schrecklich?"
"Weiß' nicht..." murmelte Lois und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Sie schien sich langsam zu fangen.
Clark schüttelte ungläubig den Kopf, immer noch fassungslos. "Ich werde ein Daddy. " stellte er fest und lachte wieder. " Das gibt's nicht!“
"Mir ist schlecht. " sagte Lois weinerlich.
"Du Arme. " sagte Clark mitleidig, aber das Lachen wich nicht aus seinem Gesicht. Er legte ihr vorsichtig die Hand auf den Bauch. "Ein Baby." sagte er und seine Augen strahlten voll Liebe, als er Lois ansah. "Du bekommst ein Baby.“
Lois legte ihre Hand auf die seine und lächelte. "Wir bekommen ein Baby." sagte sie glücklich.
~~~
Clark hatte natürlich gewusst, dass seine Eltern begeistert sein würden, von dem Gedanken, dass er und Lois Nachwuchs bekämen, aber das sie so ausflippen würden? Martha und Jonathan lachten und weinten, alles gleichzeitig und durcheinander. Besonders Jonathan schien völlig außer Rand und Band zu sein. "Das ist wunderbar! Gott Kinder, das ist ja wunderbar!" rief er immer wieder und umarmte und küsste nacheinander Clark, Lois, Martha und sogar JJ. "Ist das nicht absolut wunderbar?" fragte er diesen.
"Na ja... " meinte JJ trocken. "Wenn man Kinder mag..." Er konnte diese Begeisterung offensichtlich nicht so ganz nachvollziehen.
Lois zwinkerte ihm zu. "Kein großer Kinderfreund, JJ?" fragte sie ihn lächelnd.
"Och schon." zuckte er die Schultern. "Aber am Anfang sind sie langweilig. Meine Schwester Lucy hat immer nur geschlafen und geschlafen und geschlafen am Anfang. Und dann, als sie ein bisschen munterer wurde, hat sie dauernd mein Spielzeug kaputtgemacht. Ich war froh, als sie endlich in dem Alter war, wo ich sie aus meinem Zimmer vertreiben durfte, ohne dass Mommy mit mir geschimpft hat."
"Ich wusste gar nicht, dass du noch eine Schwester hast." sagte Clark "Wie alt ist sie?"
"Sie müsste jetzt neun sein." sagte JJ "sie ist drei Jahre jünger als ich." Er betrachtete Lois kritisch. "Ist dir auch schlecht?" fragte er. "Mommy war immer ganz furchtbar schlecht. Sie hat nie das Frühstück durchgehalten und manchmal hat sie zu Daddy gesagt. "Warum habe ich eigentlich vergessen, wie das ist, hm? Ich hätte dich besser aus dem Zimmer vertrieben!" und Daddy hat gelacht und gesagt "Mein armes Baby." ich glaube aber, er meinte damit nicht Lucy sondern Mommy!"
"Oh-oh." meinte Clark. "Wollen wir hoffen, dass es bei Lois nicht ganz so schlimm wird."
"Es fängt aber schon vielversprechend an!" murmelte Lois und verließ hastig das Zimmer. Die anderen sahen sich halb lächelnd, halb verzweifelt an. "Genauso ist Mommy auch immer gerannt." sagte JJ zufrieden.
"Mein armes Baby." sagte Clark zerknirscht.
Es war JJ's letzter Tag und sie beschlossen, diesen noch einmal ganz besonders zu genießen und es ihm so schön wie möglich zu machen. Weil er so ein großer Football-Fan war kam es ihnen gelegen, dass ausgerechnet heute in Smallville ein echtes Knüller-Spiel stattfand. Die Smallville-Packers trafen auf die San Francisco 49ers, eine Mannschaft, bei der jeder, der ein wenig von American Football versteht, eine ehrfürchtige Gänsehaut bekommt. So natürlich auch JJ. Er war entzückt, als er feststellte, dass der in seiner Zeit legendäre Steve Young tatsächlich in der Gegenwart von Lois und Clark noch der Quarterback der 49ers war und so war es für ihn ein wunderbares Geschenk, als Clark mit den Karten für das Spiel rausrückte.
Sie beschlossen alle zusammen dorthin zu gehen. Als sie im Stadion ankamen, war dort schon ein Betrieb, wie ihn weder Clark noch sein Vater jemals bei einem Spiel der Packers erlebt hatten. Und sie hatten schon einige gesehen! Aber Smallville war erst in diesem Jahr in die erste Division der NFL aufgestiegen und so war man an berühmte Mannschaften im kleinen Packers-Stadion noch nicht gewöhnt. Sie mussten relativ lange am Eingang anstehen, aber nachdem sie erstmals diese Hürde genommen hatten, wurde die Sache dann weniger beschwerlich. Clark hatte seine Beziehungen zur Daily Planet Sportredaktion spielen lassen und ihnen wirklich erstklassige Plätze besorgt. Sitzplätze und sehr nah am Spielfeldrand, aber auch nicht zu nah, so dass man alles wunderbar verfolgen konnte. Lois, der es nun deutlich besser ging, als am Morgen und die sich dankbar auf ihren bequemen Sitz fallen ließ, beschloss dann auch nach einem kritischen Rundblick, besser nicht zu genau danach zu fragen, wie viel die Karten wohl gekostet hatten!
Das erste Quarter verlief angenehm ruhig. Erwartungsgemäß lagen die 49ers schnell in Führung, aber dann doch nicht so weit, als dass die Smallviller Bürger das Gefühl bekamen, dass ihre Mannschaft niedergemacht würde. JJ, Jonathan und Clark riefen mindestens 15 mal : "Schaut Euch diesen Pass an! Genial, er ist einfach genial!" wenn Steve Young mal wieder einen seiner gefürchteten Pässe an den Mann brachte und Lois und Martha amüsierten sich gemeinsam über den völlig identischen Gesichtsausdruck auf den Gesichtern des beinahe 60 jährigen Jonathan, seines 30 jährigen Sohnes und des 12 jährigen JJ.
In der ersten Pause schließlich beschloss Jonathan für das leibliche Wohl aller Beteiligten zu sorgen und bemühte sich ein verständnisvolles Gesicht zu machen, als er Lois 'Bestellung' aufnahm. Aber selbst Clark rutschte ein "Gütiger Himmel!" raus, angesichts der Mischung von Hotdogs mit Senf, Sauerkraut und Peperoni abgerundet durch Apfelstrudel mit Vanilleeis und eine Diätcola! Lois zuckte jedoch nur gleichgültig mit den Schultern und meinte, sie habe nun mal Hunger darauf, woraufhin Clark sie zärtlich auf die Wange küsste und wieder diesen entzückten Gesichtsausdruck bekam, der heute auf seinem Gesicht festgewachsen zu sein schien.
Lois, Clark und JJ machten sich in der Zwischenzeit auf, um ein wenig umherzustreifen und nach 'Souvenirs' für JJ Ausschau zu halten. Ein Baseballcap von den 49ers oder ein Trikot von Steve Young, das wünschte sich JJ und die wollten sie besorgen. Rund um das Stadion hatten Händler ihre Buden aufgebaut und ihr Angebot reichte von Trikots, Baseballmützen und anderen Sportsouveniers bis zu Spielwaren und Süßigkeiten. Gemeinsam spazierten sie durch die schiebende Menschenmenge. Clark und Lois Hand in Hand im Mittelgang und JJ mal rechts, mal links an jedem Stand anhaltend um die dort ausgebreiteten Dinge genau zu studieren.
An einem, etwas versteckten Stand, ganz am Ende des Ganges um das Stadion herum, entdeckte er dann genau, was er suchte, ein Trikot von Steve Young und zu allem Überfluss war es sogar auch noch mit einem Autogramm des Quarterbacks versehen! JJ konnte sein Glück kaum fassen, besonders wo es noch nicht einmal so teuer zu sein schien. Er sah sich aufgeregt nach Lois und Clark um, die ein wenig hinter ihm zurückgeblieben waren und an einem der vorderen Stände gegenseitig Baseballmützen anprobierten, da sprach ihn der Standinhaber plötzlich an: "Jonathan Jerome Kent? Habe ich mir doch gedacht, dass ich dich hier finden würde!"
JJ betrachtete den fremden Mann erstaunt. Er war sich sicher, dass er ihn noch nie gesehen hatte, weder in seinem hiesigen Dasein, noch in der Zukunft. "Meinen Sie mich? " fragte er deshalb vorsichtig.
"Aber natürlich meine ich dich, du Unschuldslamm." grinste der Fremde. "Oder siehst du hier noch einen anderen Jonathan Jerome Kent?"
JJ drehte sich so, dass er Clark und Lois aus den Augenwinkeln sah. Waren sie immer noch nicht in der Nähe? Nein. Sie standen unverändert an dem Stand etwa 100 Meter von ihm entfernt. "Wer sind Sie?" fragte er schließlich.
Der fremde Mann lachte spöttisch. "Ah, mein Name ist Tempus. Noch nie von mir gehört? "
'Natürlich' dachte JJ beklommen. 'Das musste ja so kommen.' Tempus, der bekannteste Feind Supermans überhaupt, der Mann, der Superman mehrmals beinahe vernichtet hätte, tauchte hier auf. Aber was wollte er von ihm? Aufgeregt zogen seine Gedanken wilde Kreise. Clark war Superman, das hatte er ihm gestern gesagt. Und Lois bekam ein Baby. Und sein eigener Vater wollte ihm an seinem elften Geburtstag ein Geheimnis verraten... Sein Vater war so oft weg... 'unterwegs' wie seine Mutter es nannte... H.G. Wells hatte ihn zu Lois und Clark gebracht, weil er bedroht war ...bedroht von wem? Superman...? Superman war ein Kent, sein Vater war ein Kent, er war ein Kent ...und Lois bekam ein Baby! 'Oh Mann!' dachte JJ 'Ich bin der nächsten SUPERMAN!' Er schüttelte ungläubig den Kopf. 'Blödsinn.' dachte er, 'Du kannst doch nicht fliegen, du kannst das doch alles nicht, was Superman kann, oder doch?' Er erinnerte sich plötzlich, dass ihm gestern aufgefallen war, dass er so viel schneller rennen konnte, als am Tag vorher und dass er einen ganzen Ballen Heu vom Traktor auf den Speicher geschmissen hatte, ohne dass es ihn auch nur eine winzige Anstrengung gekostet hatte und dass Jonathan später den selben Ballen Heu mit großem Geächze von einer Seite auf die andere getragen hatte und wie er gedacht hatte 'Mensch, so schwer war der doch gar nicht.' ... Und heute Morgen. Heute Morgen war doch auch was mit seinen Augen gewesen, nicht wahr? Er hatte aus dem Fenster gesehen und gedankenverloren in die Ferne gestarrt und da hatte er die Menschen in Smallville auf der Straße rumgehen sehen können, obwohl die Stadt fast 10 Meilen entfernt war!!! In all der Aufregung um Lois und das Baby, hatte er den Gedanken darüber zur Seite geschoben und sich nicht weiter darüber ausgelassen, aber jetzt?
Tempus grinste derweilen weiterhin sein spöttisches, ein wenig unverschämtes Grinsen. Er schien genau lesen zu können, was in JJ's Kopf vorging. "Na, dämmert's dir JJ? Oder sollte ich lieber sagen Superman? Ha! Eher wohl Superboy, hm?"
JJ blickte sich wieder nach Lois und Clark um. "Was wollen Sie?" fragte er dann und bemühte sich seine Stimme ganz ruhig klingen zu lassen. "Tja, was will der böse Onkel Tempus wohl?" säuselte sein Gegenüber. "Der böse Onkel Tempus ist ja sicher nicht durch die Zeit gereist und hat verzweifelt nach dem kleinen JJ gesucht, um ihm jetzt ein Steve Young Trikot zu verkaufen, nicht wahr?" Er lachte leise und zog einen Gegenstand aus der Tasche.
JJ schluckte entsetzt. Er blickte geradewegs in die Mündung einer Pistole.
"Der böse Onkel Tempus wird den kleinen JJ umbringen, solange es noch nicht zu spät ist." sagte Tempus seelenruhig und drückte ab.
Lois und Clark waren ziemlich albern, als sie sich gegenseitig die verschiedenen Baseballmützen aufsetzten, die der Stand zu bieten hatte. Lois bevorzugte für Clark ein Modell, dass sich nach seinen Worten als 'handfester Scheidungsgrund' herausstellen könnte, da es nicht nur durch seine schweinchenrosa Farbe bestach, als auch noch durch seine Aufschrift: 'I'm Mr Hardbody’. Lois fand das sehr lustig und sie erinnerte ihn an die erste Zeit ihrer Bekanntschaft, als sie versucht hatte herauszufinden, wie dieser farmboy Clark Kent es hinkriegte, nur von Dickmachern zu leben und dabei so einen erstaunlichen Körper aufzuweisen hatte.
Clark weigerte sich trotzdem standhaft, die Mütze länger als fünf Sekunden aufzubehalten und stellte fest, dass er zwar gerade heute in ausgesprochen sentimentaler Stimmung sei, dass aber selbst Sentimentalität irgendwo an natürliche Grenzen stoße und seine Grenze läge bei pink und Mr Hardbody. Er revanchierte sich allerdings nicht weniger grausig, indem er Lois eine Mütze aufsetzte, die als Emblem eine vollbusige Blondine zeigte, die hinter einem Schreibtisch saß, beseelt in die Gegend starrte und 'My heart pounds for farmers' flötete. Und sie schien eine Menge davon zu haben! Lois fand diese Mütze nicht nur geschmacklos, sondern auch noch frauenfeindlich und als Clark dann auch noch grinsend sagte, er wüsste auch nicht warum, aber irgendwas an dieser Frau erinnere ihn an sie ...bekam Superman fast eine Ohrfeige.
"Was bitte schön kann dich hier an mich erinnern?!" fragte sie und wies anklagend auf 'Ms Oberstupid' und als sein Grinsen nur noch breiter und noch anzüglicher wurde drehte sie sich mit einem gespielten Wutschnauben zu der hinter ihr stehenden Frau um. "Männer!" sagte sie bezeichnend. Und schmiss den Stein des Anstoßes wieder zurück auf den Tisch. Natürlich hatte die Frau keinerlei Ahnung wovon sie sprach, aber die Leute in Kansas sind freundlich und so lächelte sie unverbindlich.
Nachdem sie so eine Weile rumgealbert hatten fiel ihnen plötzlich auf, dass sie JJ schon ein paar Minuten nicht mehr gesehen hatten. "JJ?! " rief Lois und kam unter dem Vorzelt des Standes mit den Mützen hervor. "JJ?" Ihre Augen wanderten prüfend über die vielen Stände vor ihnen, ob irgendwo der bekannte, heute nicht mehr ganz so kleine Rotschopf zu sehen war. Ja, da hinten war er, am letzten Stand der Gasse. Er stand allein gegenüber dem Mann an dem Stand und dieser hielt etwas in der Hand und es blitzte in der Sonne... Plötzlich weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen. "Cla ... " die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Er war sofort an ihrer Seite und als er ihr bleiches Gesicht und die aufgerissenen Augen sah, wusste er, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste. Im selben Moment ertönte der Knall.
Clarks Kopf flog herum und er sah, wie die Kugel aus Tempus Pistole auf JJ zuflog. Wie in Zeitlupe sah er die Bahn der kleinen Bleikugel von der Mündung, bis zum Kopf des Jungen. Er wusste er war nicht schnell genug. Selbst seine Reaktionszeit würde nicht ausreichen um diese Kugel zu stoppen. "NEIN!" Sein Entsetzensschrei kam fast simultan mit dem von Lois und gemeinsam setzten sie sich in Bewegung, in die Richtung aus der der Knall gekommen war.
Als die Kugel aufprallte wurde JJ's Kopf von ihrer Wucht zurückgeschleudert. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden während in seinen Ohren noch das hämische Lachen des Mannes, der sich Tempus nannte klang. 'Seltsam' dachte er noch. ' Es tut gar nicht weh...' Dann wurde es dunkel um ihn.
Lois war völlig fertig. Clark sah es ihr an und er machte sich große Sorgen. Das war alles zu viel für sie gewesen. Die Schwangerschaft, die Trauer darüber, dass JJ morgen wieder weg sein würde, der furchtbare Schock, als die Pistole losging, Die Aufregung und Konfusion, bis sie sich zum Körper des Jungen vorgekämpft hatten, der sofort von einer hysterischen Menschenmenge umzingelt gewesen war, und dann die Erleichterung, als sich rausstellte, dass er lebte und wahrscheinlich nur einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte...
Sie kauerte neben JJ, der immer noch im Gras auf dem Boden lag, hielt ihm immer mal wieder die Hand auf die Stirn, streichelte sein blasses Gesicht und die ganze Zeit liefen ihr die Tränen die Wangen herunter. "JJ. " murmelte sie immer wieder "Bitte nicht JJ." und mit jedem 'JJ' wurde das Weinen schlimmer.
Clark seufzte. Um sie herum ebbte langsam das Gezeter und Geschrei der aufgeregten Menschen ab. Unter lautem Wutgeheul war Tempus von Superman der Polizei übergeben worden., brüllend und außer sich, dass der Junge noch lebte, hatte er wilde Verwünschungen gegen Clark Kent und seine 'verdammte Sippe' ausgestoßen. Martha und Jonathan hatten derweil versucht, ein wenig Ruhe in die ganze Situation zu bringen, hatten mit dem Arzt geredet und diesen ein wenig abgelenkt von der erstaunlichen Tatsache, dass der Junge offenbar keinerlei blutige Verletzung davon getragen hatte, obwohl er doch von etwas getroffen wurde... Die Polizei war nicht lange nach dem Vorfall am Tatort erschienen. Sie hatte alles abgesperrt und suchte nach Spuren, besonders natürlich nach der Kugel. Aber so genau sie auch das Gras absuchten, es war keine Kugel zu finden. Sie konnten ja nicht wissen, dass Superman diese in weißer Voraussicht an sich genommen hatte und dass sie jetzt sicher in Clarks Hosentasche versteckt war.
Clark betrachtete wieder besorgt seine Frau. Er ging zu ihr hin, ließ sich vorsichtig hinter ihr nieder und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Komm Lois." sagte er sanft. "Wir müssen ihn nach Hause bringen."
Sie nickte, ließ aber nicht davon ab, über JJ's Gesicht zu streicheln. "Beinahe wäre es passiert, Clark!" schluchzte sie. "Wir haben nicht aufgepasst! Wie konnten wir nicht aufpassen, er hätte ihn beinahe umgebracht! W-wir sind schlechte Eltern, wir können noch nicht einmal auf einen kleinen Jungen aufpassen, für zwei Wochen ...wir... schaffen das alles nicht, wie ... w-wie sollen wir denn unser eigenes Kind beschützen..."
Clark zog sie hoch. "Lois... " sagte er vernünftig. "...er ist ein zwölfjähriger Junge, auf die kann man nicht immer aufpassen. Die wollen auch mal ihre ersten Schritte alleine machen." Sie sah ihn an und hörte auf zu schluchzen. "Lass uns gehen." sagte Clark und legte den Arm um sie "Alles ist gut. Niemandem ist etwas passiert. Er hatte einen Schutzengel, genau wie du und ich ihn schon so oft hatten, hm? " Sie nickte tapfer und versuchte zu lächeln.
"Okay." sagte sie leise. "Bringen wir ihn nach Hause."
Erst im Auto sprachen sie wieder. Sie hatten JJ zwischen Lois und Martha auf der Rückbank postiert und Lois hatte den Arm um ihn gelegt. Er war inzwischen wieder bei Bewusstsein, aber es ging ihm nicht besonders gut, ihm war immer noch ein wenig übel und sein Kopf tat weh. Am meisten schien ihn aber die Tatsache zu bedrücken, dass er sich an den Vorfall gar nicht mehr erinnern konnte. Martha sagte ihm, dass das ganz normal sei und dass er vermutlich eine saftige Gehirnerschütterung davongetragen habe, aber das schien ihn nicht besonders zu trösten. Er bemerkte finster, dass es eine Schande sei, wenn man den bisher aufregendsten Augenblick des Lebens so einfach vergessen hätte. Clark lachte darüber und tröstete ihn freundlich, dass er ja nun ziemlich sicher sein könne, dass er die Superkräfte geerbt habe und dann könne er ihm noch so viele aufregende Momente in seinem Leben versprechen, dass er vermutlich bald absolut die Nase von Aufregung voll habe. Nun, das war immerhin ein erfreulicher Ausblick, fand JJ und er beschloss daher gutmütig, sich nicht mehr über vergossene Milch aufzuregen und stattdessen ein wenig zu schlafen, denn eines wollte er auf keinen Fall verpassen an seinem letzten Tag: Das versprochene Barbecue!
An seinem fünften oder sechsten Tag auf der Farm hatte Jonathan den fatalen Fehler begangen und JJ gefragt, ob er gerne Barbecue mögen würde und JJ hatte offenbart, dass es so etwas nicht gäbe in seiner Zeit. Daraufhin hatten sie am selben Abend zum ersten Mal ein kleines Barbecue veranstaltet und waren beglückt festzustellen, dass der kleine JJ völlig hingerissen war von diesem Ereignis. Nach drei weiteren Abenden mit Barbecue hielt sich die Begeisterung der Erwachsenen dann allerdings immer mehr in Grenzen und Lois hatte sich ausgebeten, dass mit dem nächsten Grillabend zumindest bis zu JJ's Abschied gewartet würde und dass danach die Worte 'Gegrilltes mit Ketchup' für die nächsten Monate von ihrer Speisekarte gestrichen würden! JJ war darüber sehr enttäuscht, aber er blickte immerhin diesem letzten Barbecue mit absoluter Erwartungsfreude entgegen und er hatte außerdem beschlossen, seiner Familie zu Hause die Freuden dieses Essens ebenfalls nahe zulegen und zu diesem Zweck Martha genauestens interviewt, was man alles zu einem richtigen Barbecue alles brauche.
So lehnte er sich also zufrieden an Lois und schloss die Augen. Lois war immer noch sehr blass, wie Clark durch den Rückspiegel feststellte, aber sie sah nicht mehr so niedergedrückt aus, wie noch in dem Stadion. Offenbar hatte JJ's großer Kummer darüber, dass er 'den Schuss' verpasst hatte und seine Begeisterung über den Abend dazu beigetragen, dass sie wieder ein wenig ihre Fassung zurückgewonnen hatte. Trotzdem beschloss er innerlich, dass er versuchen würde, sie daheim auf der Farm zu einem kleinen Nachmittagsschläfchen zu überreden. Der morgige Tag würde für sie emotional bestimmt sehr hart werden und er hatte Angst um sie und das Baby. Das Baby ...da drängte es sich wieder durch. Der Gedanke war so aufregend für ihn, immer wenn er daran dachte, dass Lois schwanger war fühlte er, wie ihm plötzlich ganz warm wurde und sein Herzschlag sich magisch verdoppelte. Er konnte es immer noch nicht fassen. Noch vor zwei Wochen waren alle seine Hoffnungen auf eine gemeinsame Familie mit Lois zusammengebrochen, als Dr. Klein Superman mitgeteilt hatte, dass es für ihn nicht möglich sei, mit einer Erd-Frau ein Kind zu zeugen und jetzt war Lois schwanger! Offensichtlich hatte die Wissenschaft irgendetwas übersehen oder nicht bedacht, denn das Unmöglich war möglich geworden und in ein paar Monaten würde ihre Familie nie mehr so sein, wie sie war. Dann würden sie zu dritt sein... Er lächelte wieder glücklich und betrachtete Lois durch den Rückspiegel. Seine Lois, seine Frau und bald die Mutter seines Kindes. Konnte ein Mann auf der Welt mehr Glück haben als er?
Jonathan unterbrach seine Gedanken. "Meinst du, sie haben irgendeinen Verdacht geschöpft?" fragte er.
Clark schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht." er grinste zu seiner Mutter hinüber und meinte: "Mom hat Dr. Stevens gegenüber dermaßen Süßholz geraspelt, dass er gar nicht mehr wusste, wo er war! Er hatte definitiv einen zweiten Frühling!"
Martha lachte glucksend. "Tja, es war unser großer Vorteil, dass sie David Stevens geschickt haben und nicht diesen neuen jungen Doktor, bei dem ich hätte ich keine Chance gehabt!" sie lächelte Lois vielsagend an: "Du musst wissen Lois, der gute David hat nämlich eine kleine Schwäche für mich... "
"Huhu..." johlte Jonathan gutgelaunt. "Kleine Schwäche ist absolut untertrieben, der Kerl stellt meiner Frau nach, seit sie 16 Jahre alt ist! Zum Glück war diese Schwäche niemals gegenseitig, sonst hättet ihr heute mal so richtig den Genuss eines Kent'schen Ehekrachs erleben können!"
Das entlockte sogar Lois ein Lächeln. "Ehekrach? Ihr beide? Das kann ich mir gar nicht vorstellen!"
Martha und Jonathan lächelten sich durch den Rückspiegel zu. "Oh Lois..." sagte Martha " du hast keine Ahnung!"
Lois warf Clark einen ungläubigen Blick zu. " Clark, die nehmen mich doch auf den Arm, oder?“
Er lachte. "Ich kann es dir nicht sagen, Lois. Ich habe nur einen einzigen Krach meiner Eltern miterlebt, damals die Sache mit dem Maler, als ich schon in Metropolis wohnte, aber sonst ...immerhin, wenn sie es sagen, bin ich auch versucht es zu glauben."
"Hey, wir streiten uns doch nicht vor unserem Kind." meinte Martha vorwurfsvoll "aber natürlich haben wir auch unsere Streitpunkte, die gibt es in jeder Ehe. Es kommt aber immer darauf an, wie man streitet und wir haben das immer ganz gut hingekriegt uns rechtzeitig zu einigen, bevor das Ganze eskalierte. Die Sache mit dem Bild war eine der wenigen Ausnahmen ...sonst hätte Clark von der Sache auch nichts mitgekriegt. Und ansonsten kann ich nur sagen: Kansas hat weite Felder und lange, lange Spaziermöglichkeiten..."
Jonathan lachte wieder. "Ich kann euch aber versichern, es wird besser mit den Jahren. In den ersten Jahren unserer Ehe sind wir wirklich sehr weit gelaufen und jetzt brauchen wir nur noch selten diese Art von Spaziergängen ...wie ihr unschwer an meiner Figur erkennt! Hey Martha, vielleicht sollte es bei uns mal wieder häufiger krachen, meinst du dass ich dann wieder von dieser 'keinen Nachtisch mehr' Diät runter könnte?!"
Alle lachten laut auf und Martha klapste ihrem Mann liebevoll auf den Hinterkopf. "Keine Chance, Jonathan." sagte sie "Dafür bin ich zu alt. Das Streiten überlassen wir jetzt den Jungen..." sie zwinkerte Lois und Clark zu.
"Hey, wir streiten uns nicht." protestierte Clark "Seit der Press-Geschichte herrscht bei uns eitel Sonnenschein, stimmt's Lois?"
Lois nickte, runzelte aber die Augenbrauen. "Er hat Recht, das ist eigentlich beängstigend. Damit steigt ja die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Streit bald fällig ist ...wie deprimierend..." Plötzlich überzog jedoch ein breites Grinsen ihr Gesicht.
"Was?" fragte Clark.
"Och..." meinte Lois vielsagend. "Ich dachte nur gerade... die Chance auf eine Versöhnung steigt ebenfalls..."
Martha und Jonathan lachten und Clark wurde rot. "Oh Mann..." sagte er verlegen.
Trotz aller Aufregung wurde JJ's Abschiedsabend ein voller Erfolg. Sie lachten viel, erzählten sich gegenseitig, wie sie die zwei vergangenen Wochen erlebt hatten und es gelang ihnen, die traurige Tatsache, dass in ein paar Stunden ein Abschied für immer bevorstand, in den Hintergrund zu drängen. Schließlich aber, als es schon fast elf Uhr nachts war und JJ immer stiller und müder wurde, erhob sich Clark und mahnte zum Aufbruch. "Ich glaube, es ist Zeit." sagte er ernst. "Wir müssen vor Mitternacht in Metropolis sein, damit HG Wells uns auch findet. Wir wissen ja nicht, wann er kommen wird."
Martha und Jonathan nickten. Sie hatten beschlossen, dass sie nicht mit nach Metropolis fliegen würden, sondern sich schon in Smallville von JJ verabschieden würden, denn sie wollten Lois und Clark noch ein paar Augenblicke mit JJ alleine gönnen. Jonathan ging als erster auf JJ zu und umarmte ihn. "Pass gut auf dich auf Junge." sagte er ihm und Clark fühlte einen Kloß im Hals. Genau das hatte ihm sein Vater auch immer gesagt, wenn er sich von ihm verabschiedet hatte vor einer seiner längeren Reisen, oder bevor er nach New Krypton ging. Jonathan war kein Mensch der großen Worte, dem es leicht fiel Gefühle auszudrücken, aber er hatte immer gewusst, wie viel er seinem Vater bedeutete, wenn er dies zu ihm gesagt hatte.
JJ nickte und lächelte ein bisschen unter Tränen. "Hmm, mach ich Jonathan. Ich werde meiner Familie erzählen, dass du noch netter bist, als wir ohnehin angenommen haben und..." er zwinkerte ihm zu "... ein noch schlechterer Monopoly-Spieler, als meine Mom."
Jonathan lachte. "Tu' das nur. " sagte er. "Immerhin sie wird sich darüber freuen!" Er klopfte ihm noch einmal kurz auf die Schulter, dann trat er zur Seite, um Platz für Martha zu machen.
Auch sie umarmte den Jungen zärtlich, der inzwischen fast genauso groß war, wie sie. "Grüße deine Familie von uns." sagte sie. "Und lass dich durch nichts unterkriegen. Weder durch Tempus, noch durch irgendeinen anderen Gauner, der versuchen wird dir das Leben schwer zu machen."
JJ schüttelte den Kopf. "Ich versprech's." sagte er ernst.
Martha lächelte. "Weißt du JJ, seit ich weiß, dass du unsere Zukunft bist, habe ich keine Angst mehr um unsere Welt."
JJ umarmte sie noch ein letztes Mal. "Mach's gut Martha." sagte er. "Ihr wart alle so großartig zu mir... " Er drehte sich um und ging zu Lois und Clark, die auf ihn warteten. Als sie wegflogen, sah er noch, wie Jonathan liebevoll den Arm um Martha legte, die sich ein paar Tränen aus den Augen wischte. Er war sich sicher, dass er diese beiden Menschen niemals vergessen würde und dass er immer die Erinnerung an das alte Farmhaus und die fröhliche Stimmung dort wach halten würde.
Sie kamen kurz vor Mitternacht in Metropolis an. Es war ein seltsames Gefühl für Lois und Clark, als sie die Tür zu ihrem Haus aufschlossen. So lange waren sie noch nie weg gewesen von ihrem neuen Heim. "Weißt du was?" meinte Clark, "Jetzt wo wir wieder hier sind, fällt mir erst auf, wie sehr ich unser Haus vermisst habe."
Lois lächelte. "Ja, es ist seltsam, wie schnell wir uns hier eingelebt haben. Ich denke eigentlich nie an mein altes Appartement zurück, dabei habe ich dort fast sieben Jahre gelebt! Aber das hier, das ist schon etwas anderes... "
Clark nickte. "Es ist eben unser Haus." sagte er. "Alleine der Ausdruck ist schon so schön." Er lachte glücklich. Von HG Wells war noch keine Spur zu sehen und sie überlegten, ob sie schlafen gehen oder lieber zusammen im Wohnzimmer auf ihn warten sollten. Sie entschieden sich für das Letztere, auch wenn JJ und Lois schon sehr müde waren.
"Schlafen können wir morgen noch." sagte JJ "ich könnte jetzt sowieso kein Auge zukriegen, ich bin so aufgeregt."
"Freust du dich sehr auf zu Hause?" fragte Lois.
JJ grinste. "Ja, schon." gab er zu. "Wenn man seine Familie zwei Wochen nicht sieht, vermisst man sie mehr, als man glaubt!"
Clark nickte. "Was meinst du, was die dich vermissen JJ, für sie warst du schließlich zwei Jahre weg, ohne dass sie etwas von dir gehört haben..."
"Es muss schrecklich gewesen sein für sie." sagte Lois. "Sie werden überglücklich sein, dich wieder zusehen."
In diesem Moment begann ein lautes Rumpeln und es erschien ein leuchtender, gleißend heller Lichtschein mitten in Lois und Clarks Wohnzimmer. Nach einigen Sekunden wurde das Geräusch schließlich wieder leiser und aus dem Lichtkreis erschien die bekannte Zeitmaschine, von HG Wells.
"Ah, da ist er schon." sagte Clark. "Pünktlich wie ein Uhrwerk", als plötzlich ein kleiner roter Wirbelwind aus der Zeitmaschine heraussprang, auf JJ zulief und ihn fast in einer Umarmung erdrückte.
"JJ!" rief die bildhübsche, rothaarige Frau begeistert "Mein süßer kleiner Schatz, du bist heil und munter, oh ich bin so froh!!"
"Mom!" murmelte JJ entzückt und drückte sie fest an sich. "Du bist ja so klein geworden..."
Aus der Zeitmaschine ertönte ein tiefes Lachen. "Ich denke du bist eher größer geworden Sohn." sagte ein Mann. Er stieg aus der Maschine, trat auf JJ zu und umarmte ihn ebenfalls, sofern ihm seine Frau Platz dazu ließ, die immer noch ihren Sohn im Arm hielt. "Gott, bin ich froh dich zu sehen!" murmelte er bewegt.
Er wandte sich mit leuchtenden Augen an Lois und Clark, die der Familienzusammenführung sprachlos zugesehen hatten. "Hm, Clark Kent und Lois Lane, nehme ich an?" fragte er lächelnd.
Lois und Clark nickten. JJ's Vater wies auf seine Frau und sich. "Mein Name ist Samuel Kent und dies ist meine Frau Laura. Wir sind JJ's Eltern, wie ihr wahrscheinlich schon erraten habt und wir danken Euch so sehr..."
Die rothaarige Frau ließ JJ los und stellte sich neben ihren Mann. "Ja, wir sind Euch so dankbar, es lässt sich gar nicht in Worte fassen. Was ihr für JJ getan habt, war wundervoll. " Sie streckte Lois und Clark dankbar ihre Hände entgegen. "Wir sind fast vor Angst gestorben, als uns HG Wells von der Bedrohung durch Tempus erzählte und wir haben JJ so furchtbar vermisst, aber wir waren beruhigt, dass er bei Euch war. Wir wussten, dass ihm bei euch nichts passieren konnte."
Lois und Clark waren froh, dass ihnen ein Kommentar zu dieser Feststellung erspart wurde, dadurch, dass sich jetzt HG Wells zu Wort meldete, der bisher stumm abseits gestanden hatte, während sich die Familien begrüßt hatten, denn ihnen fiel natürlich gleich wieder der Zwischenfall vom Tag zuvor ein. "Ich bin froh JJ, dass ich dich so wohlbehalten wieder abholen kann." sagte HG Wells zu dem Jungen. "Hast du eine schöne Zeit hier gehabt?"
JJ nickte, immer noch ein wenig überwältigt von der Tatsache, dass seine Eltern mitgekommen waren. "Eine sehr schöne Zeit." bekräftigte er. "Und ich bin jetzt auch unverwundbar." sagte er stolz zu seinen Eltern. "Oder zumindest fast." lenkte er dann ein, weil ihm einfiel, dass er immerhin noch eine Gehirnerschütterung davon getragen hatte bei seinem Zusammentreffen mit Tempus.
Sein Vater lachte. "So so, dann weißt du also Bescheid über Superman, hm?" fragte er ihn augenzwinkernd. "Dann müssen wir ja gar nicht mehr das Vater zu Sohn Gespräch darüber führen, dass ich dir für deinen elften Geburtstag angekündigt hatte!"
"Nein, brauchst du nicht." sagte JJ. "Clark hat mir alles erzählt. Aber er wusste noch gar nicht, dass es in unserer Welt auch einen Superman gab, das habe ich ihm erst erzählt."
"Oh." sagte HG Wells, "dann wisst ihr womöglich noch gar nicht...?" er sah Lois und Clark fragend an.
Lois und Clark lächelten sich zu. " ...dass die Babyfrage doch nicht so schwierig ist, wie von Star Labs angenommen, Mr. Wells? " beendete Clark die Frage des Zeitreisenden. Er legte den Arm um Lois. "Doch, Mr. Wells, das haben wir inzwischen auch schon rausgefunden."
"Schön, schön." lächelte der ältere Mann zufrieden.
"Lois ist schwanger." erklärte JJ seinen Eltern. "Und ihr ist genauso schlecht wie dir, Mom. Sie hat Clark aber noch nie gesagt, dass sie ihn aus dem Zimmer vertreiben hätte sollen... "
Die beiden Ehepaare brachen in helles Gelächter aus und Lois murmelte ihrem Mann zu: "Vielleicht kommt das ja noch."
"Keine Sorge Lois. " sagte Laura "das kommt höchstens mal in der Hitze des Augenblicks vor. Meistens habe ich die Schwangerschaft doch immer ganz gut ertragen können und habe keine Verwünschungen gegen meinen armen Ehemann ausgestoßen. Aber manchmal ..."sie seufzte bezeichnend. " Männer haben keine Ahnung wie das ist." sagte sie und verdrehte die Augen.
"Das ist ungerecht." sagte ihr Mann vorwurfsvoll. "Ich habe immer mitgelitten, aber du hast mich ja noch nicht mal ins Badezimmer gelassen, wenn es dir so schlecht ging."
"Sam." sagte seine Frau würdevoll. "Es gibt Augenblicke, da muss eine Frau einfach alleine durch."
In diesem Moment sah HG Wells auf seine Uhr. "Ich glaube es ist Zeit." sagte er bedeutsam.
Lois standen plötzlich die Tränen in den Augen, als ihr klar wurde, dass jetzt wirklich der gefürchtete Abschied von ihrem kleinen JJ kam, den sie in den letzten zwei Wochen so lieb gewonnen hatte. Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu und umarmte ihn fest, unfähig etwas zu sagen.
"Ach Lois..." murmelte der Junge. "Nicht weinen Lois." Lois schüttelte tapfer den Kopf und schluckte hart.
"Mach es gut JJ. Ich werde dich so sehr vermissen..." flüsterte sie.
Er nickte und wandte sich an Clark, der seinen Arm um Lois gelegt hatte. "Pass' gut auf sie auf." sagte er zu ihm. "Und auf das Baby."
Clark nickte auch. Er schloss den Jungen ebenfalls in seine Arme und klopfte ihm auf den Rücken. "Ich versprech's. sagte er. "Wir werden dich niemals vergessen JJ. Bleib' so wie du bist."
Sam und Laura hatten gerührt die Verabschiedung verfolgt und Laura hatte jetzt auch Tränen in den Augen. Sie umarmte Lois und flüsterte ihr leise ins Ohr. "Ich danke dir so sehr und ich wünsch' dir alles Gute für das Baby, Lois." Die Männer reichten sich die Hand und dann stiegen HG Wells, JJ, Sam und Laura auf die Zeitmaschine. Lois zitterte merklich unter Clarks Umarmung, als das wohlbekannte Rumoren begann und das Licht erschien.
Bevor das Licht so hell wurde, dass sie es nicht mehr ertragen konnten hinein zu schauen, sahen sie noch ein letztes Mal, wie der rothaarige Junge die Hand hob und winkte. "Wir sehen uns doch wieder!" rief er "In der Zukunft!" Dann wurde das Zimmer ruhig und die Maschine war fort.
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"Jimmy!" donnerte Perry Whites Stimme in altbekannter Art und Weiße durch den Redaktionsraum, als Lois und Clark am folgenden Montag wieder im Daily Planet erschienen. "Ich brauche dringend die Abzüge für die Story von Ralph! Wo sind sie?!"
"Auf Ihrem Tisch, Chief!" rief Jimmy zurück. "Ich habe sie gerade im Moment hingelegt!"
Lois und Clark sahen sich an. "Nichts Neues im Staate Dänemark, hm?" sagte Lois grinsend.
In diesem Moment hatte Jimmy sie erspäht. "Lois! Clark!" rief er erfreut und kam gleich auf sie zu gerannt. "Mensch, gibt es Euch auch noch? Ich dachte schon ihr kommt nie wieder!" Seine beiden Freunde lachten.
"Du tust ja gerade so, als wären wir auf Weltreise gewesen, Jimmy. Wir waren gerade mal zwei Wochen in Smallville!"
Zu dritt schlenderten sie die Rampe herunter und zu Lois Schreibtisch.
"Hach!" sagte Lois glücklich und schleuderte ihre Tasche auf den Schreibtisch. "Es ist doch schön wieder hier zu sein."
Jimmy grinste. "Habe ich mir doch gedacht, dass ein derart langer Urlaub nichts für unsere Lois ist." meinte er.
"So Jimmy, was gibt es Neues beim Planet?" fragte Clark.
"Och, eigentlich nichts." antwortete sein Freund. "Um ehrlich zu sein, es war eine ziemlich ruhige Zeit. Keine echten Knüller in Sicht, wenn Lane und Kent nicht am Werk sind." Er überlegte einen Augenblick dann meinte er nebenbei. "Allerdings, Ms Bailey von der Adoptionsbehörde hat noch mal angerufen für Euch, kurz nachdem ihr weg wart. Ich habe dir einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt."
Lois warf Clark einen Blick zu. "Ms Bailey, so so..." sagte sie.
Clark grinste, dann wandte er sich wieder an Jimmy. "Komm mal mit." sagte er und drückte ihn gemeinsam mit Lois Richtung Büro des Chefs. "Chief, haben Sie eine Sekunde Zeit?" fragte Clark und steckte den Kopf in das Zimmer von Perry White.
"Clark! Lois!" rief Perry erfreut. "Natürlich, kommt nur rein. Mensch, ich bin froh euch zu sehen. Kinder, wir haben seit zwei Wochen keine vernünftige Titelseite mehr gehabt!"
"Das werden wir so schnell wie möglich ändern, Chief." sagte Lois lachend "Aber zuerst noch etwas anderes..." Sie sah Clark hilfesuchend an.
Der lächelte, trat neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. "Perry, Jimmy... " sagte er glücklich. "Wir haben Euch etwas zu erzählen..."
ENDEStatistik: Verfasst von Magss — Sa 13. Aug 2011, 08:34
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