Jimmy
Jimmys Gedanken wurden vom stärker werdenden Schmerz in seinem Knöchel unterbrochen. Mit einer Mini-Taschenlampe an seinem Schlüsselbund beleuchtete er den Raum. Vorsichtig erhob er sich und humpelte zum alten Erste-Hilfe-Kasten. Doch bis auf eine rostige Schere war er leer. Seufzend machte sich Jimmy auf den Rückweg zum Stuhl und ließ sich wieder darauf fallen. Mit den Händen kramte er in seinen Hosentaschen bis er endlich sein Schweizer Taschenmesser gefunden hatte. Dann befreite er sein Hemd aus der Hose und begann ringsum einen Streifen abzuschneiden. Mit einem 'rrrritsch' gab der Stoff endlich nach und Jimmy hielt eine behelfsmäßige Binde in der Hand.
Im trüben Licht der Taschenlampe untersuchte er seine Wunde und stellte erleichtert fest, dass es nur ein Streifschuss war. Immerhin musste er nicht noch anfangen eine Kugel aus seinem Bein zu ziehen. Allein der Gedanke jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Also klemmte er sich die Taschenlampe zwischen die Zähne und begann umständlich den Stoffstreifen um seine Wunde zu wickeln. Er versuchte erst gar nicht sie zu Säubern um sie nicht wieder zu öffnen. Wenn er hier raus und in einem sauberen Krankenzimmer war, könnte ein Fachmann oder eine Fachfrau das nachholen. Der Gedanke an eine hübsche Krankenschwester brachte ihn sogar zum Schmunzeln.
Diesem Bild folgte sofort ein Bild einer anderen hübschen Frau, die er gerne bei sich gewusst hätte. Chloe! Sie war immer noch in Gefahr! Schnell beendete er seine Verbandsaktion und lauschte nach Draußen. Es war still, fast schon zu still. Wie viel Zeit mochte wohl vergangen sein? Jimmy wusste es nicht. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Zu blöd, dass er sein Telefon auf Chloes Schreibtisch hatte liegen lassen und seine Armbanduhr ausgerechnet diese Woche beim Uhrmacher war.
Wieder lauschte er in die Stille. Wie lange hatte er wohl gebraucht um über die Lüftungsschächte hier her zu kommen? 20 Minuten? Länger? Kürzer? Und wie hoch standen die Chancen, dass die schwarzen Männer ihn entkommen lassen würden. Müssten sie nicht nach ihm suchen? Hatten sie ihn vielleicht schon längst gefunden und erwarteten ihn vor der Tür? Wer war das überhaupt? Und warum waren sie hier? Was war so brandgefährlich an McDatchs Daten, dass man sie hier in der Redaktion überfallen und Mary getötet hatte?
So lange du hier in der Kammer sitzt, findest du keine Antworten. Sagte eine kleine, nervige Stimme in Jimmys Kopf.
Also nahm er all seine Kraft und seinen Mut zusammen, rappelte sich auf und bewegte sich zur Tür. Erneut lauschte er, dann legte er sich flach auf den Boden und linste unter dem Türspalt hindurch. Nichts war zu hören, nichts war zu sehen. Dieses Stockwerk des Daily-Planet-Gebäude war an eine Versicherung vermietet, deren Notdienst die Mitarbeiter von Zuhause aus betreuten. Es war also keiner da. Auch sonst konnte der Rotschopf niemanden entdecken. So richtete er sich wieder auf. Einen Moment zuckte er vor Schmerzen zusammen, als er unbedacht auf seinen linken Fuß trat. Mühsam unterdrückte er einen Schmerzenslaut. Dann atmete er tief durch und entriegelte das Schloss. Wieder lauschend wartete er einen Moment. Als sich nichts regte, öffnete er sachte und so leise wie möglich die Tür und lugte in den dunklen Flur.Statistik: Verfasst von C_K_unlimited — Sa 26. Mär 2011, 12:34
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