um euch die Wartezeit auf "Star Trek Beyond" zu verkürzen (und weil ich es eh vorhatte), bringe ich hier mal das, was ich in meinem eigenen SF-Universum schon verbrochen habe. Den chronologischen Anfang macht GOOD HOPE, eine Geschichte, die ich vor Jahren in neun Teilen für das Fanzine XUN geschrieben habe. Im Nachhinein sehe ich, dass ich dabei ziemlich viel falsch gemacht habe (zu kurze Kapitel, zu oft Charaktere und Schiffe nach SF-Persönlichkeiten benannt, zu wenig im Voraus geplant, Inkonsistenz bei der Schwerelosigkeit auf den Raumschiffen), aber auch das eine oder andere Richtige. Die Nachfolge-Produktionen aus dem Universum der Terranischen Allianz sind mir deutlich besser gelungen, und gerade der zweite Mehrteiler RAUMSCHIFF CAWDOR wurde von meinen bisherigen Lesern mit Lob überschüttet (und ich erzähle euch das, weil ich voll der Narzist bin). Zwar kann man den späteren Stories auch folgen, ohne diese Jugendsünde gelesen zu haben, aber es hilft, die historischen Ereignisse zu kennen, und einige Charaktere tauchen auch später noch auf. Und bevor ich noch mehr potentielle Leser verschrecke, höre ich jetzt lieber auf.
Disclaimer: Die folgende Geschichte und die darin vorkommenden Figuren und Geschehnisse sind geistiges Eigentum des Autors(mir). Reproduktion nur mit Genehmigung des selbigen(mir) erlaubt.
GOOD HOPE
Der zweite Galaktische Krieg
von Kai Brauns
Teil 1: Der Himmel voller Sterne
Der zweite Galaktische Krieg
von Kai Brauns
Teil 1: Der Himmel voller Sterne
Captain William Stewart blickte durch das große Sichtfenster in der Kommandozentrale der GOOD HOPE. Er seufzte, als er den Planeten Proxima II erblickte. Dort unten war eine relativ junge Kolonie der Terranischen Allianz. Noch jünger war jedoch die GOOD HOPE, die erste Raumstation der Space Force. Sie war walzenförmig gebaut und rotierte, um die künstliche Schwerkraft zu gewährleisten. In dieser Hinsicht war der Dienst auf der GOOD HOPE angenehmer als auf einem der vielen Schiffe der Space Force, welche noch nicht über künstliche Schwerkraft verfügten. Allerdings, so wußte Stewart, arbeiteten die Wissenschaftler der TA bereits daran.
Er wandte sich um und trat auf den schmalen Steg, der über eine Ausbuchtung führte, in der mehrere Leute an ihren Terminals arbeiteten.
An jenem Morgen war der Abzug von dreien der fünf Raumschiffe, die sonst um die GOOD HOPE stationiert waren, befohlen worden. Soeben war das letzte, die BRADBURY, abgeflogen. Zurück blieben die RODDENBERRY und die STRACZYNSKI.
Stewart ließ sich auf seinen Sessel in der Mitte der Kommandozentrale fallen. Dieser Sessel lag auch über der Mitte der Einbuchtung. Er befand sich im Zentrum eines Kreuzsteges, der über die Einbuchtung führte.
„Gibt es etwas neues vom Krieg im Orion?“ fragte er gelangweilt.
„Es heißt, die Hildar hätten ein Nest von Widerständlern auf Orion 6 entdeckt,“ rief Lieutenant Christian von ihrem Terminal auf der rechten Seite der Zentrale aus.
„Ich frage mich, was noch nötig ist, um den Senat endlich zum Eingreifen zu bewegen!“
Stewart bedachte die junge Frau mit besorgtem Blick. Die junge Offizierin hatte offensichtlich noch nicht viel Kampferfahrung. Doch Stewart erinnerte sich noch allzu gut an den Galaktischen Krieg. Er erinnerte sich an den Feind, und der Himmel war voller Sterne, und jeder Stern war ein zerstörtes Schiff. Nein, Captain Stewart hatte nicht das Verlangen, erneut in den Krieg zu ziehen.
Im Orion-System herrschte Krieg. Die Hildar von Orion IV waren vor einigen Jahren unter dem Diktator Er’Kar auf Tramaris eingefallen. Systematisch brachte die Hildar, mit Hilfe der Heeldar von Orion VII, die auf ihnen lebenden Iliar um. Er’Kar träumte anscheinend von der großen galaktischen Herrschaft der Hildar. Bisher begrenzte sich der Krieg auf Orion und die Nachbar-systeme Tramaris und Da’Mehr.
Es war der 7. Dezember 2151. Im Proxima-System war alles ruhig. Auf GOOD HOPE war es früher Morgen. Stewart glaubte, dass es ein recht ereignisloser Tag werden würde. Er war gerade auf dem Weg zum Replikator, um sich eine Tasse Kaffee zu replizieren, als der Alarm losging. Hastig lief er zum Sichtfenster. Ein Hyperraumsprungtor erschien aus dem Nichts. Und aus diesem Sprungtor flogen zwei große Kampfschiffe, länglich, mit einem großen Schild an der Vorderseite und einem weiteren über dem Heck. Es waren Schiffe der Heeldar. Er wandte sich um und rief: „Roter Alarm, schickt die Piloten zu den Jägern! Und geben Sie mir einen Kontakt zu unseren Schiffen!“
Die Mannschaft reagierte sofort. Der strategische Offizier gab die Nachricht zu den Piloten, der Kommunikationsoffizier sorgte für eine telepathische Funkverbindung mit den Kommandanten der beiden Zerstörer der Space Force. „Verbindung steht,“ rief er seinem Captain zu.
Stewart strich leicht über seinen Telepathen, der an seiner rechten Schläfe klebte. Die Technologie, die bestimmte Gehirnwellenmuster in Funksignale verwandelte und absendete, war ihnen vor knapp 60 Jahren von den Hildor von Orion 4 überbracht worden. Nun konnte Stewart die angespannten Gesichter der Captains Clark von der RODDENBERRY und Santiago von der STRACZYNSKI sehen, obwohl seine Augen nichts dergleichen erfassten.
„Wir sind auf roten Alarm gegangen,“ sagte Clark. „Unsere Jäger sind bereits auf dem Weg nach draußen.“
„Bei uns sieht es genauso aus,“ berichtete Santiago. „Wir werden den fremden Schiffen nun entgegen fliegen, die RODDENBERRY sollte zurückbleiben. Wenn die Heeldar uns feindlich gesinnt sind, werden wir das merken.“
„In Ordnung,“ antwortete Stewart, ohne wirklich zu sprechen. Seine Gedanken wurden direkt übertragen. „Eröffnen Sie das Feuer nicht als Erster, wir haben nicht die Absicht, uns in den Krieg einzumischen!“
„Verstanden,“ bestätigte Santiago. „Wir versuchen erst, Kontakt zu ihnen herzustellen.“
Draußen in der Nacht jagte die STRACZYNSKI der Gruppe der Heeldar entgegen. Als der Abstand nur noch 2000 Kilometer betrug, fingen die Heeldar an, zu feuern. Aus den Hangars an den Seiten der Schiffe wurden insgesamt 56 Jäger ausgesandt. Die STRACZYNSKI war mit jedem neu-en Schuss von einem Leuchten umgeben, dass ihren Schutzschild andeutete.
„Gegenfeuer,“ rief Santiago seinem strategischen Offizier entgegen. Dieser gab den Befehl weiter an die Kanoniere, die über das Schiff verstreut ihre Laserbatterien auf die feindlichen Schiffe richteten. Energieblitze flogen zwischen den Raumschiffen hin und her.
Santiago beobachtete das gegenseitige Abschlachten mit Angst. Er wußte kaum, was zu tun war, die Terranische Allianz hatte seit dem Galaktischen Krieg nicht mehr an Schlachten teilgenommen. Ihre schlimmsten Feinde waren seit Jahren kleine Piratengruppen. Er krallte sich an den Armlehnen seines Sessels fest. Schließlich fasste er einen Entschluss. „Lenkt das Feuer auf den Heeldar auf Koordinaten 99/4/21! Unsere Jäger sollen uns die feindlichen Flieger vom Hals halten!“ Dann suchte er erneut den telepathischen Kontakt zu den beiden anderen Kommandanten. „Clark, bewegen Sie Ihren Arsch hierher! Wir kümmern uns um den...“
Weiter kam er nicht. Einer der dolchförmigen Jäger der Heeldar hatte sich auf eine Stelle des Schutzschildes konzentriert und hatte schließlich eine Lücke schießen können. Dort war er hindurch geflogen und feuerte nun auf die Außenhülle des Schiffes. Bald kam er nahe an die Brücke der STRACZYNSKI. Er beschleunigte und rammte durch die Schiffshülle. Die Brücke des Zerstörers ging in einer großen Explosion unter. Das Schiff trudelte. Die Steuerung war völlig außer Kontrolle. Das beschädigte Schiff kam einem der beiden heeldarischen Zerstörer gefährlich nahe. Man konnte noch beobachten, wie die Heeldar auszuweichen versuchten. Doch es war zu spät. Die STRACZYNSKI rammte gegen die Außenhülle des feindlichen Schiffes.
„Oh, mein Gott,“ stieß Stewart aus, als er die gigantische Explosion beobachtete. Er wandte sich um, als die Explosion zu hell wurde. Als das Vakuum des Raumes das Flammenmeer gelöscht hatte, sah er wieder zum Sichtfenster hinaus. Das Schiff der Heeldar driftete noch einige Augenblicke. Dort, wo die STRACZYNSKI eingeschlagen war, klaffte nun ein so großes Leck, dass es fast die ganze Seite des Schiffes aufgerissen hatte. Der Reaktor war wohl betroffen, da der Zerstörer nach wenigen Augenblicken von Explosionen geschüttelt wurde, bis schließlich das ganze Schiff vernichtet war.
Die Space Force Jäger schwirrten durch den Raum und holten in ihrer Verzweiflung einige der feindlichen Kleinschiffe vom Feld. Der verbliebene Jäger der Heeldar nahm nun Kurs auf GOOD HOPE.
„Sir, Verstärkung wird erst in vier Stunden eintreffen!“
„Wir haben keine vier Stunden mehr,“ rief Captain Clark.
„Das feindliche Schiff wird bereits in fünf Minuten hier sein!“ Er dachte angestrengt nach. „Verdammt, ich sehe keinen Ausweg!“
Stewart beobachtete das näherkommende Schiff. Die GOOD HOPE war als Raumstation nicht gut genug bewaffnet, um wirklich etwas zum Kampf beitragen zu können. Er wandte sich an Lieutenant Christian. „Evakuieren Sie alle Besatzungsmitglieder, die nicht unbedingt gebraucht werden! Schicken Sie sie nach Proxima II!“
Christian nickte. Stewart sah ihr an, dass sie sich zusammenriss, um nicht in Tränen auszubrechen. Als sie sich abwandte, um den Befehl auszuführen, starrte der Captain ihr einige Augenblicke nach. Telepathisch empfahl er Clark dieselbe Vorgehensweise. Er hatte einen Plan. Doch dieser Plan verlangte Opfer.
Lieutenant Marina Christian beobachtete, wie die Mengen an Crewmen in die Shuttles liefen. Sie selbst würde als letzte einsteigen. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Niemand sollte ihr anmerken, wieviel Angst sie hatte.
Die Brücke war anders aufgebaut als die Kommandozentrale der GOOD HOPE. Ganz zu vorderst saßen Steuermann und Navigator, nur wenige Schritte vom Sichtfenster entfernt. Die anderen Terminals befanden sich an den Wänden des kleinen Raumes. In der Mitte saß Captain Clark auf dem Kommandosessel. Er zupfte nervös an den Gurten, mit denen er sich am Sessel festgeschnallt hatte, um nicht in der Schwerelosigkeit einfach davon zu treiben. Captain Clark starrte auf den sich nähernden Zerstörer der Heeldar. Immer wieder gab es Explosionen um das feindliche Schiff herum. So gut wie alle waren Einmannjäger, die meisten davon waren von ihnen.
Er rekapitulierte Stewarts Plan in seinem Kopf. Auch er sah keine andere Möglichkeit.
Endlich waren alle Crewmen in den Shuttles. Nun stieg auch Christian hinzu. Hinter ihr schloss sich das Schott. Sie setzte sich auf den Sitz direkt hinter dem Schott. Sie spürte einen Ruck. Sie waren gestartet. Durch ein Rückfenster konnte sie die Station beobachten. Sie versuchte so sehr sie konnte, doch die Angst und die Trauer waren ihr deutlich anzusehen.
Auch von der RODDENBERRY starteten die Shuttles. Insgesamt 13 der kleinen Raumschiffe flogen mit 154 Menschen an Bord auf Proxima II zu.
„Das feindliche Schiff ist jetzt in Schussweite, Sir,“ meldete der strategische Offizier.
Stewart seufzte. Über seinen Telepathen gab er Clark das Signal.
Die RODDENBERRY setzte sich in Bewegung und begann mit Dauerfeuer auf das feindliche Raumschiff. Plötzlich schob sich der Bugschild nach oben und gab die Sicht auf ein Dutzend Torpedokatapulte frei.
„Oh, mein Gott!“ Clark wurde schwindelig. „Volle Energie auf die vorderen Deflektoren!“
Doch da wurden bereits die Torpedos abgefeuert. Es hagelte Photonentorpedos, und nach nur wenigen waren die Schutzschilde der RODDENBERRY bereits zusammengebrochen. Nun trafen die Torpedos auf die Außenhaut des Schiffes und rissen es nach nur zwei Minuten auseinander.
Stewart starrte auf das explodierende Schiff. Er presste die Lippen zusammen. Du musst dich zusammenreißen, sagte er sich. Dann wandte er sich seinem Kommunikationsoffizier zu und befahl: „Schicken Sie den Heeldar eine Nachricht: Wir kapitulieren! Sie können gefahrlos andocken.“
Lieutenant Patricks, der Kommunikationsoffizier, nickte, wobei ihm der Schock anzusehen war. Trotzdem befolgte er den Befehl.
Das Schild wurde wieder vor den Bug gelassen und der Zerstörer näherte sich der Raumstation.
Die GOOD HOPE senkte die Schutzschilde und zog die Energie aus den Waffensystemen.
Lieutenant Christian beobachtete durch das Rückfenster, wie der Zerstörer in das Dock der großen Raumstation hineinflog. Eine Weile passierte nichts. Die Raumstation wurde immer kleiner. Und plötzlich gab es eine gigantische Detonation. Über die ganze Station verteilt gab es Explosionen, die das große Gebilde am Himmel in ihre Atome zerlegte. Christian ahnte was passiert war. Captain Stewart hatte zum Schein kapituliert und gewartet, bis die Heeldar angedockt waren, um dann den Reaktor zu überlasten. Er hatte die Selbstzerstörung gewählt, um den Feind zu vernichten.
Eine Träne lief Christian über das Gesicht, als sie nach draußen starrte, und der Himmel war voller Sterne.
Teil 2: Aufstellung
Ryan Cartwright lag in seinem Bett. Das Licht war aus, doch er war wach. Erneut blickte er zur Uhr, deren Ziffern rot leuchteten. Es war eigentlich höchste Zeit.
Endlich meldete der Bordcomputer den Kontaktversuch von Anton Sverenson, dem Verteidigungsminister. Cartwright stand auf und warf sich seinen Morgenmantel über den Pyjama. "Licht," sagte er an den Computer gerichtet. Sofort ging die Deckenlampe des Schlafzimmers an. Cartwright straffte den Gürtel des Mantels, nahm den Telepathen von seinem Nachttisch, drückte ihn an seine Schläfe und gab dem Computer Bescheid, dass er für den Kontakt bereit war.
Funksignale wurden an den Telepathen gesandt, welcher sie Gehirnwellen umwandelte und Cartwright weitergab. Vor seinem geistigen Auge sah er Sverenson vor sich stehen.
"Mister President," schien Sverenson zu sagen. "Wir haben gerade eine Nachricht von Proxima II erhalten. GOOD HOPE wurde angegriffen. Sowohl die Station, als auch die Schiffe RODDENBERRY und STRACZYNSKI sind zerstört worden."
Cartwright nickte bedächtig. Dann wandte er sich um, ging zum kunstvoll verzierten Kühlschrank und holte eine Flasche Champagner heraus. Er öffnete sie und schenkte sich ein. Nun wandte er sich mit dem Glas in der Hand wieder Sverenson zu, erhob sein Glas und sagte: "Wir haben gerade den Krieg gewonnen."
Captain Michael Brooks saß in seinem Sessel in der Mitte der Brücke des Space Force Raumschiffträgers DARLTON und beobachtete beiläufig, wie diverse Einmannjäger draußen im All Kampf-übungen durchführten. Sie waren auf Patrouille im Sternensystem Tau Ceti, in der Nähe des Planeten Tau Ceti IV. Die meisten Leute waren mit Sensorenauswertung beschäftigt, aber niemand behelligte den Captain damit. Die Sensoren zeigten selten etwas Ungewöhnliches an. Aber immerhin, vor drei Tagen hatten sie eine kleine Gruppe von Schmugglern erwischt, die illegal Schwefel auf Tau Ceti VI abgebaut und ins Hoheitsgebiet des Philion Imperiums, wo Schwefel selten und auf Grund der halluzinogenen Wirkung auf die im Philion herrschenden Borten sehr begehrt, aber illegal war. Doch seitdem war es wieder ruhig.
Über seinen Telepathen hörte Brooks Musik, um sich zu entspannen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und seufzte dabei.
"Captain?!"
Brooks horchte auf, schaltete die Musik ab und wandte sich an Lieutenant Nichols, den Kommunikationsoffizier.
"Sir, eine Meldung vom Hauptquartier. Präsident Cartwright wird in einigen Augenblicken über Telepathen eine wichtige Erklärung abgeben."
Brooks verarbeitete die neue Information kurz, dann sagte er: "Geben Sie der Crew Bescheid!"
Er blickte ins Leere, wissend, dass gleich das Bild des Präsidenten vor ihm erscheinen würde.
Doch zuerst sah er noch den Pressesprecher des Präsidenten, der Selbigen ankündigte: "Meine Damen und Herren, Bürger der Terranischen Allianz, es folgt eine Erklärung von Präsident Ryan Ebenezer Cartwright!"
Sofort wurde er mit dem Bild Cartwrights ersetzt. Der Präsident blickte sein Publikum beklommen an. "Liebe Bürger der Terranischen Allianz, der letzte Tag war ein schwarzer Tag für unsere Welten. Am 7. Dezember 2151 wurde die Raumstation GOOD HOPE im Proxima-System von mehreren Schlachtschiffen der Heeldar ohne Provokation angegriffen. Sowohl GOOD HOPE, als auch die beiden anwesenden Space Force-Schiffe RODDENBERRY und STRACZYNSKI wurden bei der Verteidigung der Terranischen Allianz vernichtet. Den mir vorliegenden Zahlen zufolge wurden etwa 3560 Soldaten getötet. Immerhin gelang einer Gruppe von 4081 Männern und Frauen die Flucht nach Proxima II. Wir werden diesen Männern und Frauen an Bord der STRACZYNSKI, der RODDENBERRY und der GOOD HOPE auf ewig Dank schuldig sein. Und wir haben die Pflicht, jene, die uns angriffen zu bekämpfen, und dem Tod dieser Soldaten eine Bedeutung zu geben. Seit Jahren herrscht Krieg im Orion. Seit Jahren blieben wir neutral. Nun wurden wir unfreiwillig Teil in diesem kosmischen Spiel, und nun müssen wir unser Möglichstes tun, um es zu beenden und zu siegen. Der Feind hält uns für schwach, sonst hätte er uns nicht angegriffen. Nun müssen wir beweisen, dass wir nicht schwach sind. Dass wir stark sind. Hiermit erkläre ich den Hildar von Orion IV und den Heeldar von Orion VII offiziell den Krieg. Hiermit ist das Kriegsrecht ausgerufen. Beten wir, dass dieser Krieg schnell und unblutig beendet werden kann." Damit war die Übertragung beendet.
Captain Brooks blickte ungläubig ins Leere.
"Captain," meldete Nichols. "Wir haben Befehl, bei Procyon B Aufstellung zu nehmen und uns dort mit vier anderen Schiffen zu treffen. Wir sollen dort weitere Befehle abwarten."
Brooks atmete tief durch. "Sagen Sie den Jägern da draußen, sie sollen nach Hause kommen!"
"Aye, Sir," antwortete Nichols.
Dann wandte sich Brooks an den Piloten: "Commander Takei, berechnen Sie einen Kurs nach Procyon B!"
"Aye," antwortete der Pilot.
"Nichols, geben Sie Mr. Tucker unten im Maschinenraum Bescheid, dass wir in wenigen Augenblicken ein Sprungtor öffnen müssen!"
"Aye, Captain! Die Jäger sind wieder an Bord."
Captain Brooks starrte durch das große Panoramafenster nach draußen, in die ewige Nacht.
"Kurs berechnet," meldete Takei.
"Sprungtor öffnen," befahl Brooks.
Takei betätigte einige Knöpfe und Regler. Draußen im All öffnete sich ein rötlich strahlendes Tor in den Hyperraum. In menschlichen Augen schien das Sprungtor zu rotieren. "Fertig machen zum Sprung!"
"Fertig, Sir!"
"Jetzt, Takei!"
Die DARLTON steuerte auf das Sprungtor zu und wurde schließlich scheinbar hinein gesogen. In Ordnung, dachte Brooks. Dann stellen wir uns mal aufs Brett.
Teil 3: Motive
Er'Kar saß vor seinem Fenster und blickte hinaus, auf Brallta, die Hauptstadt von Orion IV und somit Zentrum des Neuen Hildarischen Reiches. Es war Nacht. Die Sterne funkelten am Firmament, und im Orbit konnte man diverse Raumwerften ausmachen. Der Führer der Hildar wandte sich vom Fenster weg und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er blickte auf den Monitor des in den Tisch integrierten Terminals und nahm sowohl die Bilder, als auch die dazugehörigen Düfte in sich auf, welche von den jüngsten Geschehnissen an der Front und den Vernichtungslagern auf den Monden Ja'Pral und Terrok Nor berichteten.
Die Hildar stammten von den Helder, den Bewohnern von Orion Prime ab. Es war viele Jahrtausende her, dass die Helder sich im Gürtel des Orion verbreiteten. Sie ließen sich auf Orion IV, Orion VI und Orion VII nieder. Die dortigen Kolonien entwickelten über die Jahrhunderte Unabhängigkeit und wurden schließlich eigene Reiche. Später bekamen auch Orion XI und XV ihre Unabhängigkeit, jedoch waren sie bis heute keine größeren Mächte und hielten sich aus der galaktischen Politik weitgehend raus. Biologisch waren die Völker der Hildar, der Hildor, der Hilder, der Heldar und der Heeldar noch fast identisch mit den Helder. Sie waren behaart, trugen daher keine Kleidung, wie andere Spezies, stattdessen hatten sie Scham in Bezug auf ihren natürlichen Körpergeruch, welchen sie in der Öffentlichkeit mit künstlichen Duftstoffen übertünchten. Sie waren Carnivoren, und von ihren Raubtiervorfahren hatten sie noch die Reißzähne und Krallen, welche sie selten abschnitten. Lange, kräftige Krallen waren noch immer ein Statussymbol und zeugten von innerer Stärke.
Ein Mensch, dem Er'Kar einst begegnete, hatte ihre Körperform mit einem mythologischen Wesen namens Zentaur verglichen.
Ein Signal ertönte und das Knurren seines Sekretärs ließ Er'Kar wissen, dass der Priester Ne'Don angekommen war. Er'Kar ließ ihn eintreten.
Die Tür glitt zur Seite und der heilige Mann trat ein. Er'Kar erhob sich vom Boden und ging um den Schreibtisch herum. "Gruß, Erhabenheit," knurrte Er'Kar.
"Ich hörte, dass die Terran Alliance angegriffen wurde." Der Priester kam immer schnell zur Sache, was für seinen Berufsstand unüblich war. Er hielt sich nie lang mit Segenfloskeln auf. Aber andererseits war Ne'Don kein Priester der Hauptreligion.
"Die Heeldar haben die Station GOOD HOPE angegriffen und vernichtet," berichtete Er'Kar. "Wie gewollt werden die Menschen nun in den Krieg eingreifen."
Ne'Don blickte den Führer zufrieden an. "Sehr gut," sagte er. "Die Älteren werden zufrieden mit dir sein."
"Guten Abend, Captain Brooks," begrüßte Admiral Benson den Neuankömmling via Telepathen.
"Admiral," entgegnete Brooks. "Wie ist die Lage, Sir?"
"Wir warten noch auf die Raumschiffe Shuster und Finger. Wir werden dann gemeinsam zum Gürtel des Orion aufbrechen. Im Übrigen habe ich noch einen neuen Offizier für Sie, Captain."
"Lieutenant Commander Marina Christian, Sir," meldete sich die junge Frau und versuchte, so gut es in der Schwerelosigkeit möglich war, stramm zu stehen und zu salutieren. "Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen!"
Brooks musterte seine neue erste Offizierin. "Erlaubnis erteilt! Stehen Sie bequem, Comander!"
Christian lockerte ihre Haltung und trat die Shuttlerampe hinunter. Der Captain machte eine einladende Geste und sie gingen/schwebten nebeneinander her.
"Wie ich hörte, waren Sie bis gestern noch auf der GOOD HOPE stationiert," meinte der Captain. "Darf ich fragen wie es Ihnen geht?"
"Ich habe viele Freunde verloren, Sir," antwortete Christian mit fester Stimme.
"Der Verlust muss Sie schwer treffen, Comander."
Christian sah ihren neuen Kommandanten überrumpelt an. Für einen Moment war ihr der Schmerz ins Gesicht geschrieben, doch sie fing sich sofort wieder. "Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, würde ich gern zuerst mein Quartier aufsuchen! Ich würde nur ungern mein Gepäck mit auf die Brücke nehmen."
Captain Brooks blickte die junge Frau eindringlich an. Er winkte einen jungen Matrosen herbei.
"Sir?!"
"Führen Sie Commander Christian zu Quartier B5," befahl Brooks. An den Commander gewandt sagte er: "Ich werde auf der Brücke auf Sie warten, Commander. Wenn ich es sagen darf, nehmen Sie sich ruhig Zeit."
Comander Christian nickte und folgte dem Matrosen den Korridor entlang.
Es waren nur 15 Minuten vergangen als Christian auf die Brücke kam. Überrascht sah Brooks sie von seinem Kommandosessel aus an. Wieder salutierte der junge Commander. Brooks legte die Sicherheitsgurte ab, die ihn am Sessel hielten, und kam auf Christian zu. "Commander, bevor Sie Ihren Dienst antreten, möchte ich noch einmal mit Ihnen reden!"
Christian schluckte und nickte.
"Takei, Sie haben die Brücke! Sobald die Situation sich ändert, benachrichtigen Sie mich in meinem Bereitschaftsraum!"
"Aye, Sir," meldete der Pilot.
Gemeinsam gingen Brooks und Christian durch eine Tür auf der rechten Backbordseite der Brücke. Dahinter befand sich das Büro des Captains, sein Bereitschaftsraum. Brooks setzte sich hinter den Schreibtisch, schnallte sich am Sessel fest, und lud Christian mit einer Geste ein, auf einem der beiden Gästesessel Platz zu nehmen. Christian setzte sich und schnallte sich ebenfalls fest.
Brooks trommelte mit seinen Fingern auf der Armlehne und beobachtete seinen neuen Offizier. Sie war deutlich nervös. "Sie haben ein ziemlich traumatisches Erlebnis hinter sich, Commander," begann Brooks. "Sie haben Freunde verloren. Wenn ich mich nicht irre, war Captain Stewart ihr Kommandant auf der GOOD HOPE."
"Ja, Sir," bestätigte Christian, wobei sie Augenkontakt vermied und stattdessen ins Leere starrte.
"Ich habe Captain Stewart gekannt, er war ein sehr guter Mann! So wie ich ihn kenne, hat er junge Offiziere wie Sie unter seine Fittiche genommen. Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Captain Stewart beschreiben?"
Christian biss sich auf die Unterlippe. "Er war ein sehr guter Captain. Er war für uns alle eine Art Vaterfigur. Naja, für die Senioroffiziere wohl eher ein Kamerad, aber er..." Sie brach ab, als ihre Stimme unsicherer wurde.
Captain Brooks blickte sie einige Momente lang an. "Und Freunde hatten Sie sicher auch einige unter Ihren Kameraden. Ich bezweifle, dass alle von ihnen überlebt haben."
Christian antwortete nicht, sondern starrte weiter ins Leere. Brooks bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden.
"Warum sind Sie hier?"
Die junge Frau hob ihren Blick und sah Brooks fragend an. "Sir?!"
"Warum sind Sie hier? Warum sind Sie auf meinem Schiff? Auf irgendeinem Schiff? Warum tragen Sie in diesem Augenblick diese Uniform? Warum sind Sie nicht zu Hause, bei Ihrer Familie? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Ihnen befohlen hat, sofort weiterzumachen. Erklären Sie es mir, Commander! Warum sind Sie hier?"
Einen Moment war sie still und presste die Lippen zusammen. Dann antwortete sie: "Weil DIE es sind! Weil DIE meine Freunde und Kollegen getötet haben! Und sie sind immer noch da draußen, ohne für diese Tode gebüßt zu haben!" Eine Träne lief über ihr Gesicht.
Brooks blickte sie nachdenklich an.
Plötzlich realisierte Christian, was sie gesagt hatte. Schuldbewusst blickte sie zum Boden.
"Ich schätze, Sie wissen, was Ihr Problem ist."
Sie nickte.
"Wollen Sie immer noch an Bord bleiben?"
Sie blickte auf. "Ja, Sir!"
"Dann schlage ich Ihnen folgendes vor: Sie bleiben bis auf Weiteres an Bord, außer Dienst. Verarbeiten Sie die Geschehnisse. Und wenn Sie glauben, dieses... Problem losgeworden zu sein, können Sie den Dienst antreten."
Commander Christian zeigte ein erleichtertes Lächeln. "Danke, Sir!"
Der Mann lächelte sie freundlich an. "Weggetreten, Commander!"
Ryan Cartwright saß vor seinem Fenster und blickte hinaus, auf Brüssel, die Hauptstadt der Erde und somit Zentrum der Terran Alliance. Es war Nacht. Die Sterne funkelten am Firmament, und im Orbit konnte man diverse Raumwerften ausmachen. Der Präsident der TA wandte sich vom Fenster weg und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er blickte auf den Monitor des in den Tisch integrierten Terminals und las die Berichte der jüngsten Geschehnissen an der Front und den Vernichtungslagern auf den hildarischen Monden Ja'Pral und Terrok Nor.
Ein Signal ertönte und sein Sekretär ließ Cartwright wissen, dass der Priester Howard Phillips angekommen war. Cartwright ließ ihn eintreten. Die Tür glitt zur Seite und der heilige Mann trat ein. Cartwright erhob sich von seinem Sessel und ging um den Schreibtisch herum. "Guten Abend, Erhabenheit," sagte Cartwright.
"Ich hörte, wir wurden angegriffen."
"Die Heeldar haben GOOD HOPE angegriffen und vernichtet," berichtete Cartwright. "Wie gewollt werden die Menschen nun in den Krieg eingreifen."
Phillips blickte den Präsidenten zufrieden an. "Sehr gut," sagte er. "Die Älteren werden zufrieden mit dir sein."