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Akte X - Bad Flight

Alle FanFiction, das anderen Fandoms als Superman zuzuordnen ist

Akte X - Bad Flight

Beitragvon AmberScully » Mi 16. Mai 2012, 15:27

Serie: Akte X
Titel: Bad Flight
Rating: ab 16
Autoren: Amber-Scully & Freundin
Spoiler: nicht, das wir wüssten... ^^
Kategorie: Angst, MSR, auch Romanze
Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht uns, sondern Chris Carter, 20th Century Fox und 1013 Productions. Wir haben sie uns nur geliehen, um sie ein wenig leiden zu lassen *g*.
Short-Cut: Ein Flugzeug wird entführt. Und ihr könnt euch sicher denken, wer sich in diesem Flugzeug befindet... Natürlich! Mulder und Scully... und die beiden werden nicht mit Samthandschuhen angefasst, das können wir euch versprechen. Welche Strapazen die beiden über sich ergehen lassen müssen und ob sie es heil aus dieser brenzligen Situation schaffen, lest selbst...



Bad Flight

Teil 1
07:19 Uhr

Scully war mulmig zumute. Die paar tausend Meter, in denen ihr Partner Agent Fox Mulder und sie sich befanden, machten sie wie immer nervös. Sie hasste es zu fliegen. Geistesabwesend schaute sie aus dem Fenster neben sich. Die vielen Wolken versperrten die Sicht auf die Erde. Die Maschine war etwa seit zwanzig Minuten in der Luft. Scully war froh, wenn sie sie wieder verlassen würden, doch das dauerte noch geschätzte vier Stunden. Warum hatte Mulder auch nur den Fall angenommen und musste sie jetzt nach Roswell schleppen? Sie warf einen skeptischen Blick auf die Reihe vor sich. Mulder lag mit ausgestreckten Beinen auf der Sitzbank, die Augen geschlossen und die Stöpsel vom MP3-Player im Ohr.
'Ich verstehe einfach nicht, wie er immer so relaxed sein kann,' Scully lehnte sich zurück. Irgendeinen Weg musste es doch geben, sich abzulenken. Also nahm sie eine Zeitschrift zur Hand und blätterte darin herum. Nach einigen Minuten jedoch legte sie sie wieder zurück. Es stand einfach nichts Interessantes darin. Vielleicht würde die X Akte, die Mulder auf seinen Schoss liegen hatte, Scully auf andere Gedanken bringen. Kurz zögerte sie, dann langte sie über die niedrige Stuhllehne hinweg und tippte ihm an die Schulter.
,,Mulder. Gibst du mir mal die Akte?", fragte sie, nachdem er die Augen geöffnet und die Stöpsel hinaus gezogen hatte.
,,Was ist, Scully? Stürzt das Flugzeug ab?", er grinste schelmisch. Mulder wusste, dass seine Partnerin es hasste zu fliegen. Doch es gab keinen anderen Weg, um Roswell innerhalb der nächsten Stunden zu erreichen. Scully erwiderte sein Grinsen auf ironische Art und Weise.
,,Hoffentlich versagt deine Atemmaske als einzige. Verdient hast du es auf jeden Fall." Sie nahm den Ordner entgegen, welchen Mulder ihr nun entgegenhielt.
,,Danke." Sie hatte bereits wieder den Blick auf die Schriftzeichen gewandt, da fragte er mit Spott in der Stimme ,,Sonst noch etwas, Mrs. Scully?" Sie winkte ab. 'Dann halt nicht.' Mulder steckte sich ohne weitere Worte erneut die Stöpsel in die Ohren und vertiefte sich wieder in seiner Musik.

Scully las währenddessen die Akte.
Als Mulder sie gestern Nacht angerufen hatte und ihr gesagt hatte, dass sie einen Fall in Roswell übernehmen mussten, war ihre Freude nur bedingt gewesen.
Irgendetwas sagte ihr, dass es einen Haken gab. Mulder hatte sich so begeistert angehört- zu begeistert.
„Wir fliegen ins sonnig warme New Mexiko Scully!“ hatte er verkündet.
„Um dort was zu machen?“
„Es gab da einen .... Zwischenfall in Roswell“ rückte er dann langsam mit der Sprache heraus.
Sämtliche Alarmglocken schrillten bei Scully auf als sie ‚Roswell’ hörte. Sie konnte sich vorstellen, was das werden würde. Eine Jagd auf Außerirdische.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, versuchte er sich gleich in Schadensbegrenzung. Er wusste, was seine Partnerin dachte, im Grunde lag sie gar nicht so falsch, aber das durfte er ihr vorerst nicht sagen.
„Es ist nicht das was sie denken.“
„Was denke ich denn, Mulder?“ fragte sie mit einem Unterton in der Stimme, den Mulder nur allzu gut kannte.
„Sie denken,dass das eine Jagd nach Außerirdische wird. Aber das ist es nicht.....nicht direkt.“ Er machte eine Pause, um ihr Zeit zu geben, darüber nachzudenken.
„Der Sheriff hat einige metallische Überreste gefunden und es gab da verschiedene Lichterscheinungen“ versuchte Mulder zu erklären. Er hörte ein Seufzen am anderen Ende. Er wusste, sie würde mit ihm kommen.
„Na gut Mulder. Ich kann sie ja wohl schlecht alleine auf Roswell loslassen. Aber ich bin mir sicher, das es nicht das ist was sie denken oder vermuten.“
„Danke Scully. Ich hab schon einen Flug gebucht. Ich hole sie morgen um halb 6 Uhr ab.“ Damit legte er auf und gab ihr keine Möglichkeit zu protestieren. Nur zu gut wusste er, wie sehr sie es hasste, wenn er Flüge für sie beide buchte, ohne sie vorher zu fragen.
Das war jetzt neun Stunden her.
'Warum habe ich nicht nein gesagt? Dann müsste ich jetzt nicht fliegen.'
Sie versuchte sich auf die Akte auf ihrem Schoss zu konzentrieren, aber es wollte ihr nicht gelingen. Heute war sie irgendwie unruhiger als sonst. Ob das nur am Fliegen lag? Oder lag es daran, dass in diesem Flugzeug einfach nur circa 60 Personen waren? Wohl kaum.

Ein paar Minuten waren vergangen. Dieses ungute Gefühl steigerte sich allmählich. Irgendetwas in Scully wollte sie warnen, nur wovor? Sie blickte zu Mulder, der noch immer mit geschlossenen Augen da lag. Das Reisen im Flugzeug war ihm sichtlich schnurz und seine Partnerin beneidete ihn dafür. Nachdem sie die Akte neben ihren Sitzplatz gelegt hatte, stand Scully auf. Mit einem seltsamen Gefühl in ihrer Magengegend und einem unangenehmen Kribbeln in den Füßen trat sie hinaus in den Gang. Mulder bemerkte dies nicht. Und sie hatte auch nicht vor, ihn darüber zu informieren, dass sie nun die Toilette benutzen würde. Also lief die Agentin durch die Reihen und betrachtete dabei die Reisenden. Manche hatten die Augen geschlossen, andere starrten aus den Fenstern, wieder andere lasen Zeitungen oder spielten Karten. Es waren wohl auch ein paar Familien unter den Passagieren, denn in einer der vordersten Reihen sah sie ein neunjähriges Mädchen aufgeregt schwatzen. Wie entspannt diese Leute nur alle waren. Das krasse Gegenteil zu Dana Scully, die sich fort wünschte von diesem Ort.

Warum blieben alle so entspannt?
Schnell verschwand sie in der Toilette, die aufgeregten Stimmen, die sie aus dem Cockpit vernahm, fand sie nicht so beunruhigend. Bestimmt hatten die Piloten eine Meinungsverschiedenheit. Im gleichen Moment jedoch stellte sie fest, dass es sehr beunruhigend war, wenn es um das Flugzeug ging. Was, wenn sie abstürzen würden?
Schnell erledigte sie ihr Geschäft und trat dann näher an den dunkelblauen Vorhang heran, der sie von dem Raum mit den Piloten trennte.
Aufmerksam lauschte sie.
Zuerst hörte sie nur eine Stimmte, ziemlich erregt, mit einem ausländischen Akzent. Wenn sie sich nicht irrte, hörte sich es arabisch an.
Dann war plötzlich ein ganzes Stimmengewirr da. Mindestens fünf Personen, die sich offensichtlich um etwas stritten.
Die Agentin war nur in der Lage einige wenige Worte herauszuhören: ‚Landen’, ‚Flugzeug’ und ‚Hamas’.
Beim letzten war sie sich nicht sicher, ob sie es sich nicht nur eingebildet hatte.
Hatte ihr Ohr ihr einen Streich gespielt, weil sie solch ein ungutes Gefühl hatte?
Sie beschloss Mulder zu informieren, wahrscheinlich würde er sie auslachen, aber im Moment war es ihr egal. Die Unruhe, welche sie schon vorher verspürt hatte, war stärker geworden.
Sie wollte gerade wieder in den Gang zurückgehen, als sie Schritte hinter sich hörte und gleich darauf einen Schlag auf den Hinterkopf einsteckte. Sie hatte keine Chance sich umzudrehen und ihren Angreifer zu sehen, denn sie wurde fast sofort bewusstlos, spürte den unsanften Aufprall auf dem Boden nicht mehr.
07:31 Uhr
Mulder hatte entspannt auf seine Musik gehorcht, da stoppte der Song plötzlich mittendrin. Er öffnete die Augen und schaute auf das Display. ,Scheiß Akku´s. Die halten auch nicht mehr länger als zwanzig Minuten', schimpfte er in Gedanken. Er nahm die Ohrstöpsel aus den Ohren und packte anschließend das Gerät in seine Aktentasche. Gerade beugte er sich auf, da hörte er eine laute und aggressive Stimme durch die Reihen rufen.
,,ALLE SOFORT AUF IHRE SITZPLÄTZE UND RUHE BEWAHREN! WIR HABEN DAS FLUGZEUG UNTER UNSERER KONTROLLE. WENN JEMAND IRGENDWELCHE TRICKS VERSUCHT, WERDEN WIR GEBRAUCH VON UNSEREN SPIELZEUGEN MACHEN!"
Mulder war erschrocken. Eine Flugzeugentführung? Das konnte doch nicht wahr sein! Seine Augen wanderten zu den fünf bewaffneten Männern, die wie wild mit ihren Waffen in der Luft fuchtelten und die Leute auf ihre Sitzplätze scheuchten. Die anderen Passagiere zeigten Panik und waren vollkommen überrumpelt. Manche Frauen hatten zu weinen begonnen, Männer waren verdutzt aufgesprungen und riefen ,,Was soll der Scheiß?" aber als die maskierten Männer die Waffen auf sie richteten, traute sich keiner mehr, sich zu widersetzten.
,,Scully. Wir müssen was tun. Wir haben noch unsere Waffen bei uns. Das wissen die Typen nicht. Wir müssen versuchen, diese Situation zu entschärfen." Als er geendet hatte, wartete er angespannt auf eine Antwort von seiner Partnerin, doch es kam keine. Als er sich sicher fühlte und gerade keiner der Terroristen in seine Richtung schaute, drehte er sich auf seinem Platz um und traute seinen Augen nicht. Scully war weg.
,,Verdammt, Dana! Wo bist du?!", sofort tauchten die schrecklichsten Szenarien vor seinen geistigen Auge auf. Was war mit Scully, wo war seine Partnerin?

Scully wurde von einem Unbekannten ins Cockpit geschleppt. Noch immer war sie nicht bei Bewusstsein. Wie ein nasser Sack zog der vermummte Mann sie hinter sich her.
„Said!“ rief der Mann. Ein ebenfalls vermummter Mann drehte sich zu den beiden um.
„Was hast du gemacht Ahmad?“ fragte er mit Blick auf die leblos wirkende Agentin.
„Sie hat uns belauscht und ich hab sie niedergeschlagen“ rechtfertigte sich Ahmad.
Der scheinbare Anführer – Said - überlegte einen Moment.
„Weck sie auf und durchsuch sie“ befahl er dann nach kurzen Zögern. Es gefiel ihm gar nicht, das sie nun hier war. Er ging nach draußen.
Ahmad versuchte erst gar nicht sie so zu wecken, er holte aus dem Getränkewagen eine Flasche Wasser und goss diese über Scullys Gesicht.
Langsam fing sich die FBI Agentin an zu regen. Als sie die Augen ganz offen hatte, wurde sie brutal nach oben gezerrt. Ihr Kopf dröhnte und sie hatte keine Ahnung was hier gerade geschah.
Ahmad fing an sie abzutasten, worauf Scully prompt protestierte.
„Nehmen sie ihre Finger weg!“
„Klappe!“ fauchte er und machte weiter.
Länger als nötig verweilte er an ihrem Oberkörper. Seine Hände wanderten langsam nach unten und spürten dann einen Gegenstand. Er hob ihren Blazer an und entdeckte ihre Waffe.
Scully, die noch immer etwas wackelig auf den Beinen war, murmelte irgendetwas.
„Wer sind sie?“ fragte er
Sie antwortete nicht.
Er wiederholte seine Frage, aber sie antwortete immer noch nicht. Ahmad wurde ungeduldig. Als sie sich immer noch nicht regte, nahm er ihre Waffe, entsicherte sie und zielte auf den mucksmäuschenstillen Piloten.
Scully hatte ihn bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bemerkt.
„Wie heißen sie?“ fragte er nochmals mit Nachdruck.
Es blieb still. Dana sah förmlich in Zeitlupe, wie er den Abzug drückte, die Kugel aus dem Lauf geschleudert wurde und schließlich den Piloten traf.
Der Kopilot schrie entsetzt auf.
„Weiterfliegen“ befahl er.
Er schien von dem Ganzen ungerührt zu sein, während Scully noch immer wie erstarrt auf den Piloten blickte.
„Wie heißen sie?“ fragte er nochmals.
Doch diesmal war Scully zu erschüttert um irgendetwas zu sagen.
Ahmad holte aus und schlug Scully mit der Waffe an die Schläfe. Wieder ging sie zu Boden, blieb diesmal jedoch bei Bewusstsein.

Mulder hatte selten in seinem Leben Angst, aber wenn es um seine Partnerin ging, vermutete er immer das Schlimmste. Seit wann war Scully verschwunden und wo befand sie sich jetzt? Er wusste keinen Rat. Wären keine Terroristen zwischen den Sitzreihen herumgelaufen, wäre er einfach aufgesprungen und hätte seine Partnerin gesucht, aber dies konnte er zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht riskieren.
Mittlerweile traute sich keiner der Passagiere mehr von seinem Platz aufzustehen. Alle beobachten die fünf maskierten Männer, manche neugierig, andere ängstlich. Keiner machte Anstalten, Widerstand zu leisten. Mulder empfand dies als schlau. Noch war unklar, was die Terroristen verlangten und zu welchen abscheulichen Taten sie fähig waren.
Um sicherzugehen, tastete der Agent kurz an seiner Hüfte. Noch war seine Waffe an ihrem Platz. Doch wie lange noch? Würden die Terroristen - welchen Grund sie auch immer hatten, das Flugzeug zu entführen - alle Passagiere durchsuchen? Mulder hoffte es nicht. Er beschloss kurzerhand, die Waffe an ihrem derzeitigen Aufenthaltsort zu lassen. Zu groß war die Gefahr, dass man ihn dabei erwischte, wenn er versuchte sie zu verstecken. Ein paar Minuten vergingen. Mulder wurde immer nervöser und eine unangenehme Unruhe kribbelte in seinem Körper. Sollte er es sich doch wagen, einfach aufzustehen?
,Jetzt reiß dich am Riemen und bewahre einen kühlen Kopf. Sowas hast du doch schon oft durchlebt.' Doch er musste zugeben, dass Scully bisher immer an seiner Seite gewesen war. Diesmal jedoch nicht. Die Angst um seine Partnerin stieg. Irgendein Terrorist musste sie sich geholt haben oder... Mulder wollte es sich nicht ausmalen.
Als er seinen Blick um ein weiteres Mal durch die Gänge schweifen ließ, sah er, wie jemand einen Wäschekorb herbeischleppte. Der maskierte Mann, der neben ihm stand, erhob das Wort.
,,Mein Kumpel wird jetzt durch die Reihen gehen. Ich fordere Sie hiermit auf, Ihre Wertsachen hineinzuwerfen. Ob Handys, Geldbörsen, Ausweise. Wer sich nicht dran hält, wird bestraft. Und keine Mätzchen." Man merkte, dass er nicht fließend sprach. Irgendein Akzent floss in seiner Stimme mit, doch Mulder konnte nicht sofort sagen, welcher es war. Angespannt verfolgte er den Mann, der Reihe für Reihe durchlief. Die Passagiere taten, was ihnen befohlen worden war. Als der Korb Agent Fox Mulder erreicht hatte, befanden sich Unmengen von Handys und anderen Wertgegenstände darin. Nun musste es schnell gehen. Ohne lange zu zögern, warf Mulder sein Handy und seine Geldbörse hinein. Doch der Maskierte schien nicht befriedigt.
,,Ausweis!", forderte er im kalten Befehlston. Und nun? Mulder entschloss sich kurzerhand, seinen FBI Ausweiß hineinzuwerfen. Was blieb ihm anderes übrig?
,Und jetzt verpiss dich!', betete er im Stillen. Wenn der Terrorist bemerkte, dass eine Waffe an Mulders Halfter saß, würde es keine Verschonung geben.
,,Sonst noch was? Soll ich mich ausziehen und einen Strip Teas hinlegen?", auf sarkastische Art und Weise versuchte er ein Ablenkungsmanöver. Doch der Terrorist, dessen Name Marid war, fand diesen Spruch gar nicht lustig. Er holte aus und traf Mulder mit seinem Pistolenlauf an der Schläfe. "Schnauze!"
Währenddessen lag Scully noch immer am Boden. Ihr Kopf dröhnte fürchterlich und Blut lief an ihrer linken Schläfe herunter.
Warum musste ausgerechnet das Flugzeug entführt werden, in dem sie saßen? Und was hatten diese Leute vor?
Verschwommen sah sie Ahmad auf sich zukommen. Brutal riss er sie an den Haaren hoch.
„Ahhhh“ schrie Scully auf.
„Ich werde rauskriegen wer sie sind!“ damit zog er sie zu den anderen Passagieren. Bei den Sitzreihen angekommen, packte er sie bei den Armen, weil sie drohte zu stürzen. Er hatte sie wohl ziemlich stark am Kopf getroffen.
„Kennt jemand die Frau?!“ schrie er dann.
Im Flugzeug blieb es totenstill. Man sah ängstlich geweitete Augen, Frauen die leise weinten und das Rascheln der Körbe, die die Ausweise einsammelten.
Musternd ließ er nochmal einen Blick durch den länglichen Raum wandern, als er von Scully zurücktrat und auf die Reihe mit dem kleinen Mädchen zuging.
Panisch versuchte die Mutter das Kind festzuhalten, das Kind weinte und schrie. Es hatte schreckliche Angst. Langsam setzte er die Pistole an die Schläfe des Kindes.
„ Wie heißt diese Frau?“ fragte er nachdrücklich.
Scully schaute entsetzt auf das Szenario. Das Mädchen durfte nicht streben, nicht wegen ihr.
„Ich heiße Dana Scully“ sagte sie dann leise. Ihre Stimme war ein Zittern und kostete sie unheimlich Kraft. Sie wollte schlafen, schlafen und dann aus diesem Albtraum aufwachen.
Erstaunt blickte sich der Mann um.
„Und warum haben sie eine Waffe?“
„Um sie zu erschießen“ stieß Scully hervor.

Mulder fasste sich an die Schläfe, nachdem Marid verschwunden war. Nun stand fest, dass diese Männer brutal und unberechenbar sein konnten. Seine Angst um Scully verstärkte sich. Was, wenn sie wirklich bei den Männern war? Was würden die wohl mit ihr anstellen? Besorgt schaute er um sich. Die Beute, die sich im Korb stapelte, wurde durchsucht. Mulder hoffe, sein Ausweis würde nicht der erste sein, den man genauer unter die Lupe nahm. Zumindest bis Scullys Rückkehr wollte er auf seinem Platz sitzen bleiben, um sich einen besseren Überblick über die Lage verschaffen zu können.
Gerade wischte er die Blutstropfen fort, die sich an seinem Kopf gebildet hatten, da ertönte ein Schuss. Die Passagiere zuckten erschrocken zusammen. Sofort war die Aufmerksamkeit der Menschen geweckt. Überrascht aber auch neugierig blickten sie Richtung Cockpit. Hatte man etwa den Piloten erschossen? Oder hatte Scully Gebrauch von ihrer Waffe gemacht?
Mulder war ratlos. Was sollte er nun tun? Langsam ließ er die Hand sinken. Gab es überhaupt noch ein Entkommen aus diesem Gefängnis?
In Gedanken verloren bemerkte Mulder kaum, als Ahmad wenig später mit Scully im Schlepptau den Passagierraum betrat. Erst nachdem ihm eine vertraute Stimme ans Ohr drang, schaute er auf und zuckte erschrocken zusammen, als er seine Partnerin erkannte. Sofort erkannte er das Blut an ihrer Schläfe. Warum und wie war sie nur in die Fänge dieser Entführer gelangen? Und was wollten sie von ihr? Mulder grübelte. Sollte er einfach aufstehen und somit seine Identität preisgeben? Nein. Das würde nur ihr Leben und auch seines gefährden. Leicht zitternd verharrte er also auf seinem Platz und versuchte das Geschehen in etwa zehn Metern Entfernung zu verfolgen.
Mit dieser Antwort kassierte Scully nur einen weiteren Schlag. Diesmal schlug er jedoch nicht mit der Waffe nach ihr, sondern trat ihr mit seinem Fuß in den Bauch.
Scully krümmte sich keuchend vor Schmerzen. Sie war von der Brutalität völlig überrascht. Zuvor hatte sie schon Zweikämpfe ausgetragen, doch diese Situation war neu. Zwar waren die Terroristen eindeutig in der Minderheit, jedoch trugen sie Waffen und konnten die Passagiere einfach niederschießen, wenn sie ihnen Probleme machten.
Was konnte sie also tun? Wenn sie diesem Ahmad gestehen würde, dass sie vom FBI war, musste sie sich auf weitere Schläge vorbereiten, denn sie würde keinesfalls auf Begeisterung stoßen.
„Muss ich erst das Mädchen erschießen damit sie reden?“ knurrte er dann dicht an ihrem Ohr. Er wusste, dass sie das Leben des Mädchens nicht gefährden wollte.
Scully schloss geschlagen die Augen.
„Ich bin vom FBI“ flüsterte sie kaum hörbar.
Sie wartete schon auf den nächsten Schlag, aber der kam nicht. Stattdessen zog er sie wieder an den Haaren nach oben und tastete sie erneut ab. Gründlicher diesmal. Dana empfand es als widerlich, wie seine Hände über ihren Körper glitten.
Endlich hatte er dann ihren Ausweis gefunden. Argwöhnisch betrachtete er ihn und schien nicht zu wissen, was er nun machen sollte, jetzt, wo er ihr Geheimnis gelüftet hatte.
Just in diesem Moment rief einer der anderen, dass er einen FBI Ausweis gefunden hatte. Scully konnte einen tiefen Seufzer nicht unterdrücken.
Sie hatten Mulders Ausweis jetzt schon gefunden. Die Agentin konnte sich vorstellen, dass diese Leute nicht sonderlich gut auf das FBI zu sprechen waren. Was würden sie jetzt mit ihnen machen? Was würden sie mit Mulder tun?
'Scheiße. Jetzt ist alles zu spät', Mulder versuchte tief durchzuatmen. Er musste jetzt handeln, sonst wäre alles zu spät. Noch trug er seine Waffe bei sich, und er entschloss kurzerhand, Gebrauch davon zu machen. Zur Überraschung der Flugzeugentführer sprang der Agent auf, aus den Augenwinkeln sah er Scullys erschrockenen Gesichtsausdruck, packte seine Waffe und zielte auf den nächst stehenden maskierten Mann.
,,Lassen Sie sofort meine Partnerin frei, sonst erschieße ich ihren Freund!", rief er laut jedoch bestimmt zum vorderen Teil des Flugzeuges. Mittlerweile waren alle Waffen auf Mulder gerichtet, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
,,Waffe fallen lassen, sonst ist ihre kleine Partnerin tot!", brüllte Ahmad zurück. Gerade als er Scully packen wollte, trat sie zu. Keuchend ging er zu Boden. Der Tritt in seine Weichteile war erfolgreich gewesen. Da Mulder für Ablenkung sorgte, trat sie immer wieder auf den Maskierten Typen ein.
Dann ging ein Schuss durch die Passagierhalle. Einer der Terroristen hatte auf Mulder geschossen, doch er hatte ihn glücklicherweise um einige Meter verfehlt. Mulder drehte sich geschwind um und feuerte zurück. Sein Treffer saß. Die Kugel verschwand in der Brust des Mannes, wenig später ging dieser mit aufgerissenen Augen und blutend zu Boden.
Manche schrien, andere verfolgten sprachlos die Szene. Doch eines teilten alle: Angst. Auch Mulder wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab. Er musste die Sache jetzt durchziehen und zusammen mit Scully versuchen, die Terroristen unter Kontrolle zu bringen. Als er zu seiner Partnerin schaute, staunte er kurz. Scully stand triumphierend über Ahmad, der bewegungslos am Boden lag. Einen kurzen Moment genoss Mulder diesen Anblick, doch er wusste, dass er nicht ewig ohne Taten zuschauen durfte. Er erhob die Stimme.
„Scully!“ Seine Partnerin reagierte sofort. Sie warf ihm einen lieben und aufmunternden Blick zu, dann bückte sie sich und nahm die Waffe von Ahmad an sich. Kurze Zeit später stand sie an Mulders Seite. Die Terroristen waren sauer, jedoch unternahm keiner von ihnen den Versuch, die FBI Agenten zu beschießen. Nach einer endlos langen Zeit des Schweigens trat der Anführer, Said, in den Passagierraum. Er begutachtete die Szene. Ahmad setzte sich gerade auf.
„Was soll das hier?“, rief er erregt durch die Reihen. Sein Blick fiel auf Mulder und Scully.
„Sofort die Waffen runter!“, allmählich wurde er sauer. Waren seine Leute nicht fähig genug diese lächerlichen Zivilisten unter Kontrolle zu halten? Doch als er auf die Waffe des Mannes schaute, erkannte er, dass es keine seiner Männer war. Er musste eigenständig bewaffnet gewesen sein. Also hatte er es hier mit irgendwelchen Regierungsbeamten zu tun.
Mulder rief nun zurück.
„Das können Sie vergessen! Wir können nicht zulassen, dass Sie diesen unschuldigen Menschen etwas antun. Ich will wissen, warum Sie genau dieses Flugzeug entführt haben!“
Said trat näher. Er war der Einzige, der keine Waffe bei sich trug. Anscheinend glaubte er nicht, dass Mulder ihn erschießen würde. Plötzlich fing er an zu lachen. Mulder und Scully tauschten verwirrte Blicke aus. Was hatte das zu bedeuten? Doch sie sollten schnell den Grund erfahren.
„Das soll wohl ein Witz sein. Zwei gegen Sieben. Ich glaube, sie überschätzen ihre Fähigkeiten.“
„Zwei gegen Sechs“, flüsterte Ahmad schwächelnd in das Ohr seinen Anführers. „Sie haben Ari getötet.“
„Was?!“, wütend funkelten Said´s Augen auf. „Sie haben es sich gewagt, einen meiner Männer zu erschießen? Fein. Dann habe ich zumindest noch einen Grund mehr, sie später ohne Mitleid zu quälen.“ Wieder lachte er höhnisch auf. Mulder und Scully konzentrierten sich angestrengt auf die maskierten Männer. Irgendwie hatte er Recht. Was konnten sie schon tun? Auf den Anführer schießen, hätte keinen Nutzen gebracht. Die anschließenden Kugeln seiner Gefolgsleute wären in ihren Oberkörpern gelandet. Mulder schaute kurz zu seiner Partnerin.
„Was machen wir jetzt? Wir haben kaum eine Chance...“
Scully erkannte sofort den hoffnungslosen Ton in seiner Stimme. Auch sie machte sich keine großen Hoffnungen. Sie Situation war ausweglos. Doch sie musste es trotzdem versuchen. Den scharfen Blick von Ahmad ignorierend blickte sie entschlossen zu Said.
„Landen sie das Flugzeug, und lassen sie die Unschuldigen gehen.“ Ihre Forderung war klar, doch würde man darauf eingehen?
Zuerst reagierte keiner, doch dann begann Said leise, dann lauter zu lachen. Verunsichert blickten die FBI Agenten durch die Reihen. Dabei fing Scully einen warnenden Blick eines Passagiers auf. Er versuchte etwas anzudeuten, doch sie war zu langsam, um zu verstehen, was er ihr zu sagen versuchte. Plötzlich krachte der Lauf eines Maschinengewehrs auf Mulders Hinterkopf auf. Scully schaffte noch eine halbe Drehung, da fiel Mulder schon regungslos in sich zusammen. Marid hatte sich meisterhaft angeschlichen und holte nun aus, um auch die FBI Agentin bewusstlos zu schlagen. Scully hatte keine Chance. Nur wenige Sekunden später lag auch sie am Boden, jedoch konnte sie sich bei Bewusstsein halten. Ein unaufhaltsamer Schmerz fuhr durch ihren Kopf. Sie spürte, wie Blut hinunterströmte. Mit einem Stöhnen drehte sie sich auf den Rücken und schaute in das befriedigte Gesicht Marids.
„Es war sehr dumm, sich als Helden aufzuspielen, meine Gute.“ Er beugte sich hinunter und streichelte kurz ihre Wange. Er wusste nicht warum, aber irgendwie gefiel ihm ihr Temperament.
„Marid! Lass das. Wir werden die beiden hier raus bringen. Ahmad, hilf ihm!", befahl Said ihm scharfen Ton.
Kraftlos musste Scully mit ansehen, wie wenig später ihr Partner an den Füßen voran durch den Gang geschleift wurde, die fassungslosen Blicke der Passagiere auf seinem Körper nagend. Marid stand noch immer über Scully. „Sie werden damit nicht durchkommen,“ stöhnte sie nun.
„Das glaubst aber auch nur du,“ entgegnete Marid grinsend und packte sie dann an den Schultern. „Los, aufstehen.“ Solange sie selber laufen konnte, wollte Marid auch, dass sie es tat. Er würde sich nicht die Mühe machen, sie durch die Gegend zu tragen. Nachdem die Agentin leicht zitternd auf ihren Füßen stand, stieß er sie voran, vorbei an den Sitzreihen, Richtung Cockpit, doch das Ziel war ein anderes. Die Passagiere schauten verängstigt, was mit den beiden Agenten geschah. Manche warfen Scully aufmunternde Blicke zu, andere verurteilten sie, dass sie zusammen mit Mulder versucht hatte, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Scully gestand sich ein, es hätte besser laufen können, doch nun war es nicht mehr zu ändern. Sie hoffte, man würde Mulder und sie nicht umbringen lassen.
Marid schubste die Agentin vor sich her, in einen kleinen Raum, der hinter dem Cockpit lag. Ursprünglich war er für die Stuartdessen gedacht, jetzt sollte er so etwas wie ein Gefängnis werden. Ein Gefängnis für sie und Mulder. Wenn sie Glück hatten, würden sie dort drinnen allein sein und könnten überlegen, was zu tun war.
Ahmad hatte Mulder schon rein gebracht und stand jetzt scheinheilig grinsend an der Tür. Marid schubste Scully hinein.
„Geh zu den anderen“ befahl Ahmad ihm in barschem Ton.
„Bis später Süße“ flüsterte Marid Scully ins Ohr. Diese schaute nur angeekelt drein, während Ahmad ihn strafend ansah.
Wie befohlen machte er sich auf den Weg. Scully ahnte nichts Gutes.
Sie konnte sich vorstellen, dass er sich für vorhin rächen wollte - an ihr. Sie hatte ihn überwältigt und mehrmals geschlagen. Hoffentlich würde er wenigstens Mulder in Ruhe lassen. Ihm durfte nichts passieren, schon gar nicht wegen ihr.
Bevor Dana noch etwas sagen oder denken konnte, spürte sie auch schon seinen Stiefel in ihrem Magen. Sie lies sich auf die Seite fallen und wurde gleich darauf nochmal getroffen. Sie hatte sich, in dem Versuch einen Schrei zu unterdrücken, auf die Lippe gebissen. Blut floss an ihrem Mundwinkel herab.
„Ich hoffe, es war dir eine Lehre“ damit verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich zu. Nur noch eine kleine Lampe spendete Licht. Keuchend robbte sich Scully zu Mulder.
Im Moment ignorierte sie ihre Schmerzen völlig, sie musste jetzt unbedingt wissen, wie es Mulder ging.
Zärtlich legte sie eine Hand eine an seine Wange, während sie mit der anderen seinen Puls suchte. Alles normal - zum Glück - stellte sie wenige Augenblicke später fest.
Sie atmete erleichtert aus. Er würde wohl bald wieder zu sich kommen. Ihr Schädel dröhnte und ihr Bauch tat höllisch weh, aber sie traute sich nicht sich einfach einen Moment hinzulegen. Dann würde sie völlig schutzlos sein, sollte Ahmad noch mal das Bedürfnis verspüren, sich zu rächen.

07:58 Uhr
Scully schaute angespannt auf ihre Uhr. So allmählich musste Mulder sein Bewusstsein wiedererlangen, doch er regte sich noch immer nicht. Sie machte sich Sorgen. Hoffentlich hatte er keine ernsthaften Schäden davon getragen. Mittlerweile hatte sie sich an eine Wand angelehnt, Mulder lag in ihrem Arm. Sie hoffte, er würde bald aufwachen. Sie musste mit ihm sprechen können, bevor einer der Terroristen wieder zurückkehren würde. Verängstigt dachte sie an diesen Ahmad. Nachdem sie ihn zu Boden geprügelt hatte, konnte er nichts Gutes mehr für sie übrig haben. Wahrscheinlich plante er bereits seinen nächsten Racheakt. Scully erschauderte bei diesem Gedanken.
Wieder vergingen ein paar Minuten. Die Agentin fühlte den Herzschlag ihres Partners. Noch war alles normal. Bloß warum wachte er nicht auf? Doch just in diesem Moment begann er sich zu regen.
,,Mulder!", erleichtert lächelte sie ihm entgegen, als er die Augen öffnete. Er erwiderte die Geste, doch dabei fuhr ein atemraubender Schmerz durch seinen Kopf.
,,Scully. Was ist passiert?", er konnte sich einen Moment lang nicht erinnern.
,,Du wurdest niedergeschlagen und anschließend in diesem Raum gebracht." Sie umging bewusst das Wort 'geschleift'. Mulder nickte nur.
,,Geht es dir gut?" Scully nickte. Es war ein seltsames Gefühl, von Mulder geduzt zu werden, doch die Lage war zu ernst, um auf Höflichkeit zu achten.
,,Den Umständen entsprechend würde ich sagen." Nun versuchte Mulder sich aufzurichten. Es war zwar ein angenehmes Gefühl, so in ihrem Arm zu liegen, aber irgendwie bereite ihm diese Haltung auch ein Kribbeln.
,,Warte, ich helfe dir." Wenig später saßen die beiden nebeneinander und musterten den Raum, in dem sie eingesperrt worden waren. Das Schweigen nagte als erstes an Scully. Sie setzte zu einer Frage an.
,,Wie geht es deinem Kopf?" Mulder winkte ab.
,,Wird schon wieder. Mach dir keine Sorgen. Wichtiger ist, welche Möglichkeiten uns jetzt verbleiben. Denkst du, wir haben eine Chance gegen diese Kerle?" Scully schüttelte betrübt den Kopf.
,,Ich bezweifle es. Die sind einfach in der Überzahl und ohne Waffen haben wir keine Möglichkeiten, uns zu wehren. Wir müssen wohl abwarten, bis wir den Plan von diesem Said erfahren. Vielleicht können wir ja doch noch mit denen verhandeln." Mulder lachte kurz auf.
,,Verhandeln? Meinst du das ernst? Wohl kaum. Entweder soll es ein Massengrab werden oder die wollen die Regierung erpressen, ich frage mich nur, wegen was." Scully wusste auch keinen Rat. Sie zuckte ratlos mit den Schultern. Ihre Augen offenbarten ihre Ratlosigkeit, die Mulder momentan genauso erfüllte wie sie.

„Ich weiß es auch nicht, aber ich kann hier nicht untätig rumsitzen“ meinte sie.
„Ich würde auch lieber etwas tun, aber im Moment haben wir sehr schlechte Chancen, irgendwas gegen die auszurichten.“
Seufzend lehnte sich Scully zurück. Sie würde wahnsinnig werden, solange sie nichts tun konnte. Sie wollte hier weg, mit Mulder. Mit Schrecken dachte sie an Ahmad, er würde kommen, um sich an ihr zu rächen, das stand außer Frage. Nur, wollte er sich auch an Mulder rächen? Schließlich hatte er diesen Mann - Ari - getötet. Was würden sie mit ihm tun?
Die Agentin wollte gar nicht weiterdenken. Ihr Bauch tat noch immer höllisch weh, ganz zu schweigen von ihrem Kopf. Es fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Hoffentlich hatte er sie nicht ernsthaft verletzt.
„Geht es dir wirklich gut?“ fragte Mulder besorgt und holte sie in die Realität zurück. Hatte er ihre Gedanken gelesen? Man könnte es so deuten.
„Ja, mir gehts gut“ bei diesem Satz verzog der Dunkelhaarige sein Gesicht. Wie oft hatte er diesen Satz schon gehört? Wie oft war es eine Lüge gewesen?
Sanft legte er eine Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu seinem. Zärtlich streichelten sein Finger ihre Wange, wanderten dann zu ihren Lippen. Er versuchte das Blut von ihrer Lippe zu wischen, versagte jedoch und ließ seine Finger nun unter ihr Kinn wandern und hob ihren Kopf leicht an. Gerade weit genug, um dass er in ihre wunderschönen, blauen Augen sehen konnte.
„Vertrau mir“ flüsterte er.
„Ich vertrau dir, dass weißt du.“
„Dann sag mir die Wahrheit, ich bin der letzte, der dich für schwach halten würde, Dana. Ich kenne dich. Du bist die Stärkste Frau, die ich kenne."
Sie blickte ertappt drein. Natürlich hatte sie gelogen und sie schämte sich sogar ein Stück dafür. Mulder kannte sie einfach schon zu lange, um dass sie Geheimnisse vor ihm haben konnte. Und dann noch diese zärtlichen Berührungen, die ihr ein angenehmes Kribbeln verschafften und ihren Puls beschleunigten. Wie gerne würde sie sich diesen Empfindungen einfach hingeben.
Aber sie durfte nicht, denn es würde ihre Freundschaft zerstören, oder?
Gerade wollte Scully etwas erwidern, da platze plötzlich ein maskierter Mann ins Zimmer. Auf die Schnelle war nicht zu erkennen, um wen es sich handelte. Scully rutschte ertappt ein paar Zentimeter von Mulder weg. Die Terroristen würden leichtes Spiel mit ihnen haben, wenn sie wüssten, dass die beiden FBI Agenten sich so nahe standen.
Es dauerte nicht lange, da war schon der Lauf der Waffe auf Scully gerichtet und der Mann forderte:
,,Auseinander. Los, einer von euch da rüber!", wild fuchtelte er mit der Waffe herum und deutete kurz auf einen im Boden verankerten Garderobenständer. Nun stand fest, dass sie diesen Mann noch nicht ,näher kennengelernt' hatten.
Mulder und Scully tauschten gequälte aber auch genervte Blicke aus. Wie oft waren sie schon bedroht worden, und wie oft heil aus diesen Situationen heraus gekommen? Oft. Bloß würde ihnen bei diesem Flugzeugdisaster auch ein Schutzengel zur Verfügung stehen?
Scully hob abwehrend die Arme in die Höhe.
,,Ich geh schon." Nachdem sie leicht zitternd auf den Beinen stand und die Welt vor ihren Augen Halt gemacht hatte, blickte sie dem Mann entschlossen entgegen.
,,Was wollen Sie von uns?" Der Maskierte antwortete nicht, sondern machte eine schnelle Bewegung, die ihr zeigte, dass sie näher treten sollte. Scully gehorchte ihm widerwillig. Mulder verfolgte angespannt die Szene. Was konnte dieser Mann nur vorhaben? Welchen Befehl wollte er von Said ausführen oder handelte er aus eigenem ,Vergnügen'?
,,Schnauze!", zischte der Mann und richtete seine Waffe nun gezielt auf Scullys Brust.
,,Ich hab bereits gesagt, was ich verlange."
,,Okay." Kurz verdrehte sie die Augen und trat dann noch einen Schritt näher auf die gewünschte Stelle. Als sie einen halben Meter von ihm entfernt stehen blieb, griff er gerade mit seiner freien Hand in seine Tasche. ,,Schau mal, was ich mitgebracht habe."
Ein verschwörerisches Grinsen durchzog sein Gesicht, als er das Paar Handschellen in die Luft hielt.
,,Das habe bei einem von euch unterm Sitzplatz gefunden." erklärte er überflüssigerweise und setzte nun wieder seine harte Miene auf.
,,Auf den Boden!", fuhr er Scully an. Diese gehorchte und kniete sich neben den Garderobenständer. Nun war klar, was er vorhatte. Scully fragte sich, ob sie versuchen sollte, sich zu wehren? Sie warf einen fragenden Blick zu Mulder, der jedoch bereits mit dem Kopf schüttelte. 'Versuch es erst gar nicht', sagten seine Augen. Der Mann war ihr körperlich eh überlegen.
Nun trat der Terrorist neben Scully.
,,Du weißt sicher, was jetzt kommt. Los, anlegen. Sonst werde ich sehr, sehr ungemütlich." Er überreichte ihr die Handschellen und sah erfreut zu, wie sie sie - mit Verbindung über eine der Stangen vom Garderobenständer - anlegte.
,,Braves Mädchen," er grinste und wandte sich dann an Mulder.
,,Hoch mit dir!" Wieder war der Lauf der Waffe auf den Agenten gerichtet. Mulder schluckte, dann tat er, was verlangt wurde. Kaum stand er auf seinen Beinen, da hatte der Terrorist seine Schulter gepackt und zerrte ihn Richtung Tür. Scully beobachtete erschrocken die Szene.
,,Wo wollen Sie mit ihm hin? Was haben Sie vor?" Doch der Mann gab keine Antwort mehr, sondern schubste Mulder auf den Flur hinaus, drehte sich noch einmal um, grinste triumphierend und schloss nach Verlassen des Raumes die Tür.

Scully blieb allein zurück. Das schummrige Licht gab dem Raum eine gespenstische Atmosphäre. Nur das leise, ungleichmäßige Atmen von Scully war zu hören.
Von außerhalb des Zimmers hörte man so gut wie nichts, außer wenn jemand direkt vorbei lief, was nur sehr selten vorkam.
Unruhig rutschte Scully hin und her. Sie machte sich Sorgen um Mulder. Was wollten die von ihm? Was würden sie mit ihm machen?
Würde sie ihn überhaupt wiedersehen? So subtil dieser Gedanke war, die Agentin wusste, dass sie jederzeit sterben konnten. Und diese Männer hatten offenbar kein Gewissen, zumindest nicht ihnen gegenüber.
Sie waren eiskalt und scheinbare Profis, scheuten sich nicht von ihren Waffen Gebrauch zu nehmen. Eins war sicher: Sie beherrschten das Prinzip von ‚Teilen und Herrschen’.
Gezielt hatten sie die beiden Agenten getrennt, wussten das einer allein schwächer war. Außerdem konnten sie sie erpressen.
Dana hoffte nur, dass sie Mulder bald wieder bringen würden. Dieser kurze Moment vorhin war so unbeschreiblich schön gewesen. Seine Nähe zu spüren. Seine tröstenden Worte zu hören.
Verzweifelt versuchte sie sich in eine bequemere Position zu bringen. Die Handschellen ließen dies aber nicht zu, sodass sie weiterhin in ihrer jetzigen Position verhaaren musste. Scharf schnitten die Handschellen in das weiche Fleisch ihrer Handgelenke.
Sie versuchte sich einen Moment auszuruhen, ihr Kopf fing wieder stärker an zu pochen.
Sie war in eine Art Halbschlaf gefallen, als sie hörte wie die Tür geöffnet wurde.
Sie erkannte aber nur eine schwarze Gestalt, da sie von dem hereinfallenden Licht geblendet wurde.
Gemächlich kam er auf sie zu, kniete dann neben ihr nieder. Jetzt konnte sie ihn erkennen. Wie wurde er von den anderen nochmals genannt? Marid?
Sanft, schon fast zärtlich und ähnlich wie ihr Partner zuvor, fuhr er mit seinem Finger über ihre Lippen. Angewidert drehte Scully ihren Kopf zur Seite, was nur ein neuerlicher Stechender Schmerz durch ihren Kopf fahren lies.
„Du gefällst mir, Kleine“ gab er ganz offen zu. Jedoch hörte die Agentin deutlich den hochmütigen, ja schon fast überlegen klingenden Unterton in seiner Stimme.
Was hatte er vor? Dachte die rothaarige Frau ängstlich.
Warum konnte dieser Kerl sie nicht einfach in Frieden lassen? Am Schlimmsten war die Gewissheit, ahnungslos über sein Vorhaben zu sein. Und wozu würde er fähig sein? Würde Scully sich gegen ihn zu Wehr setzen können? Wohl kaum - daran hinderten sie die Handschellen.
,,Schau mich an, wenn ich mit dir rede!", fuhr Marid sie an, da Scully noch immer Augenkontakt mied. Sofort legten sich seine Finger unter ihr Kinn - die Sanftheit war verflogen. Er drehte ihr Gesicht zu seinem und zwang sie somit, den Augenkontakt wieder aufzunehmen.
,,So ist es doch schon viel besser." Ein schäbiges Grinsen durchfuhr sein Gesicht. Es war ein klasse Gefühl, zu wissen, dass er alles mit ihr anstellen können würde, was er wollte.
,,Nehmen Sie die Finger von mir!", ihr Protest zeigte, wie unwohl Scully sich fühlte. Mit einem Ruck schüttelte sie seine Finger ab, jedoch fuhr bei dieser Bewegung erneut ein stechender Schmerz durch ihren Kopf.
,Bitte verschwinde doch einfach wieder', dachte sie verbittert.
Doch trotz ihrer Versuche ließ sich Marid nicht besänftigen.
,,Nana, du willst doch nicht frech werden, oder!?", seine Hand schnellte abrupt vor. Er packte sie im Nacken. Den Druck, den er von Sekunde zu Sekunde ausübte, wurde immer stärker. Kurz blieb es still zwischen den beiden, dann beugte Marid sich vor und berührte mit seinen Lippen ihr Ohr. ,,Du solltest von Anfang an wissen, dass ich es nicht leiden kann, wenn man Widerstand leistet. Also lass es bleiben, sonst wirst du es übel bereuen." Sein Tonfall verriet nichts Gutes. Seine Stimme war ein einziges Flüstern.
Scully schluckte. Was sollte sie nun tun? Sie wartete mit klopfenden Herzen, bis er sie nach einer halben Minute endlich losließ. Sie räusperte sich und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken. Dann setzte sie - das Zittern in ihrer Stimme verdrängend - zu einer Frage an.
,,Was haben Sie mit meinem Partner vor?"
Marid‘s Augen nahmen einen ungläubigen Ausdruck an.
,,Was glaubst du denn? Das wir ein Gesellschaftsspiel mit ihm spielen? Wohl kaum. Wir brauchen ihn für unsere Pläne, also vergiss ihn. In den nächsten Stunden wirst du ihn eh nicht zu Gesicht bekommen. Jetzt sind wir für dich da, verstanden?", er legte seine Hand auf ihre, ,,Glaub mir, ich kann auch ganz zärtlich sein." Das Grinsen, das sich auf sein Gesicht gelegt hatte, verschwand schnell, während er den Worten lauschte, die er sofort zurückgezischt bekam.
,,Das glauben auch nur Sie! Und jetzt nehmen Sie die Hände von mir, Sie Schwein! Bläuen Sie sich besser gleich eines ein: Ich lass nicht mit mir spielen! Nehmen Sie doch einen von ihrer Männern, wenn Langeweile bei Ihnen aufkommt! Frauen passen ehrlich gesagt nicht zu Ihnen!"
Marid zog fassungslos die Luft ein.
,Das Mädchen hat aber noch ganz schön Pfiff.' Noch bevor Scully sich versah, hatte Marid die Hand erhoben und schlug ihr ohne Vorwarnung ins Gesicht.

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Re: Akte X - Bad Flight

Beitragvon AmberScully » Do 17. Mai 2012, 13:30

Der Maskierte schob den Agenten stumm vor sich her. Mulder stellte fest, dass dieser Kerl schon lange keine Sanftheit mehr gespürt haben musste. Er hatte ihm die Arme auf den Rücken gedreht und umfasste nun mit brutalen Druck seine Handgelenke. 'Was hat der nur vor?'
,,Bewegung!", das Wort schallte noch einige Male in seinem Hörorgan wieder, so laut hatte der Terrorist gebrüllt. Mulder beschleunigte seine Schritte, jedoch verließen ihn allmählich die Kräfte. Er fragte sich zum hundertsten Male, wie er nur in so eine misslinge Lage gelangen konnte.
Nachdem die beiden ihr Ziel erreicht hatten, stieß der Terrorist Mulder zu Boden. Er konnte noch gerade so den Sturz abfangen. Kurz hustete er, dann blickte er sich um. Er befand sich im Cockpit.
,,Said. Hier ist der Kerl."
Mulder beobachtete, wie Said von seinem Platz aufstand und nur wenige Zentimeter vor Mulders Händen Halt machte. Funkelnde Augen ruhten auf dem Agenten. Mulder versuchte genauso grimmig zu schauen.
,,Dein Name!", Said‘s Stimme donnerte von den Wänden wieder. Doch Mulder rührte sich nicht und gab auch keine Antwort. Stattdessen setzte er zu einer Frage an.
,,Warum tun Sie das? Warum entführen Sie ein Flugzeug mit unschuldigen Passagieren?"
Doch er sollte keine Antwort darauf bekommen. Said nickte dem Maskierten augenblicklich zu, der noch immer hinter dem auf den Boden kniendem Agenten stand. Dieser fackelte nicht lange, griff nach einem Schnappmesser aus seiner Hosentasche, beugte sich hinunter und hielt es Mulder an die Kehle.
,,Rede besser, sonst wirst du bald gar nichts mehr zu sagen haben", zischte er ihm bedrohlich ins Ohr. Die Arme um den Oberkörper des Agenten geschlungen, schaute er nun wieder in die kalten Augen seines Anführers.
Eine minimale Panik kroch in Mulders Glieder. Was konnte er nun tun? Die Kälte der Klinge presste sich an seine Haut. Er bemühte sich, sein Unwohlsein und die aufkommende Angst hinunter zuschlucken. Die beiden ließen ihn keine andere Wahl, als das zu tun, was sie verlangten.
Kurz blieb es stumm, dann antwortete Mulder geschlagen.
,,Mein Name ist Fox Mulder. Ich bin vom Federal Bureau of Investigation. Und ich verlange zu erfahren, was das Ganze hier soll!"
Said nickte.
,,Das ist ein Anfang. Gut, lass ihn los." Dieser Befehl ging an seinen Mann. Sofort verschwand das Messer und die Umklammerung wurde gelöst. Mulder hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. ,Wie gnädig, der Herr.'
,,Sie wollen erfahren, warum wir hier sind? Tja, einen Grund haben wir. Aber ich wüsste nicht, warum Sie den erfahren sollten." Said grinste triumphierend, schnipste dann mit dem Zeigefinger und drehte ab. Urplötzlich riss man Mulder auf die Füße und schubste ihn dann auf den nächstbesten Stuhl. Gerade wollte er sich gegen die fremden Arme wehren, die seine Arme gepackt hatten, doch da holte einer der Maskierten aus und schlug ihm mit voller Wucht in den Magen. Wieder hustete der Agent und versuchte nach Luft zu schnappen. Was hatten diese Terroristen nur vor? Was wollten sie von ihm?
Nachdem man ihn die Arme an die Stuhllehnen gebunden hatte, traten die Kerle zurück und Said stellte sich vor ihn. Mit finsterer Miene musterte er Mulders Gesicht. Dieser hatte eine ausdruckslose Miene aufgesetzt.
,,Sie sollten besser tun, was wir Ihnen sagen, sonst wird Ihre kleine FBI Freundin nicht mehr lange unversehrt bleiben." Ein spöttischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Wie einfach es doch war, das Pärchen gegeneinander auszuspielen. Said war sich sicher, dass Mulder darauf reagieren würde. Die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein und keiner von ihnen würde das Leben des anderen unnötig riskieren.
,,Haben Sie das verstanden?" Mulder nickte nach einem Zögern. Er hatte Angst um Dana. Was würden diese Kerle ihr nur antun? Jetzt, wo sie sich ganz alleine in diesem Raum befand?
,,Was soll ich tun?", entgegnete er mit zusammengebissenen Zähnen. Als Said einen Schritt zur Seite trat, offenbarte sich dem FBI Agenten eine Kamera. Sofort ahnte Mulder, was man von ihm verlangte.
,,Soll ich der Regierung irgendeine Nachricht überbringen? Ist es das?" Said grinste nun.
,,Ein schlaues Kerlchen, das muss ich zugeben. Und hören Sie auf Fragen zu stellen. Ich will kein Wort mehr von Ihnen hören, außer ich habe Ihnen befohlen zu sprechen." Ein furchteinflößender Tonfall schwang in seiner Stimme mit. Er meinte es ernst, todernst. Und wenn dieser Agent ihm nicht gehorchen würde, würde er die beiden FBI Leute ohne mit der Wimper zu zucken töten lassen.
,,Schauen Sie auf die Tafel. Da steht, was Sie sagen sollen. Und wehe, Sie versuchen irgendwelche Tricks! Nicken Sie, wenn wir anfangen können."
Mulder schaute auf die Tafel und überflog die Worte. Das war es also, was die Terroristen forderten. Er nickte nach etwa einer halben Minute, dann betätigte der Mann hinter der Kamera einen Knopf und die Aufnahme startete.
,,Mein Name ist Agent Fox Mulder vom FBI. Ich befinde mich in der Boing 757 vom Washington Airport nach Roswell. Diese Maschine wurde entführt. Die Terroristen fordern vierundzwanzig Millionen Dollar Lösegeld für die noch unverletzten sechsundfünfzig Passagiere, eingeschlossen mich und meine Partnerin Dana Scully." Bei dem Namen seiner Partnerin musste er schlucken. War das, was gerade geschah, wirklich die Realität? Es fühlte sich zumindest nicht so an. Kurz verharrte Mulder in seinen Gedanken. Er konnte den ungeduldigen Ausdruck aufs Saids Gesicht lesen. Schnell erhob er wieder das Wort.
,,Das Flugzeug befindet sich..." Was stand dort? Auf dem stillgelegten Airport? Mulder stutzte. Da es eine Liveübertragung war, wie Mulder vermutete, musste er seine Chance nutzen und die Wahrheit sagen, egal welche Folgen kommen würden.
,,Es befindet sich in der Luft, etwa 100 Kilometer weit von Washington entfernt..." Weitere Informationen konnte er nicht geben, denn Said winkte einem seiner Leute zu, der sich sofort auf den Agenten stürzte. Mehrere Schläge trafen seinen Magen, andere seinen Kopf. Schmerzen unvorstellbarer Stärke durchfuhren seinen Körper und er hatte keine Chance, sich dagegen zu wehren, denn seine Arme waren festgebunden und verhinderten somit ein mögliches Schutzschild. Nach einer schier endlosen Zeit stoppte der Terrorist, grinste, wandte sich an Said und fragte ausdruckslos:,, Reicht das?"
,,Ich denke schon. Also nochmal Agent Mulder. Und diesmal halten Sie sich gefällig an unsere Vorgabe." Mulder schaute mit blauen Auge und aufgeplatzter Lippe auf. Hatte er jetzt wirklich noch die Kraft zu sprechen? ,,Ich brauch... ich brauch ´nen Schluck Wasser... bitte", seine Stimme klang gebrochen. Warum hatte er auch versucht, sich gegen Saids Befehl zu stellen?
,,Gib dem Mann, was er verlangt." Marid betrat gerade den Raum.
,,Hab ich was verpasst?", er schaute grinsend auf Mulder. Said winkte ab. ,,Nicht der Rede wert. Dieser 0:8:15 Agent hat sich nicht an die Tafel gehalten. Aber zum Glück haben wir keinen Life Feed eingerichtet." Mulder stockte kurz der Atem. Nun stand fest, dass es keine Liveübertragung, sondern nur eine Aufzeichnung gewesen war. Fassungslos blickte er zu der Kamera, dann zu Said.
,,Sie mieses Schwein!"
,,Aber aber!", Said setzte einen tadelnden Tonfall an, ,,nicht so unhöflich, wenn ich bitten darf. Wo bleibt das Wasser?!" Ein Maskierter hob einen Plastikbecher in die Höhe.
,,Hier Boss."
,,Her damit!", Said trat vor und riss es ihm förmlich aus der Hand. Dann trat er mit bedrohlichen Schritten auf den übel zugerichteten Mulder zu. ,,Hiermit nochmal zum mitschreiben!" Er schmiss ihm den Inhalt ins Gesicht. ,,Halten Sie sich an meine Forderungen sonst geht es Ihnen sowie ihrer Partnerin bald richtig schlecht!" Mulder hustete. Kaltes Wasser ran an seinen Schläfen, Wangen und Hals hinunter. Die Erfrischung war fast angenehm, doch die Kälte ließ ihn schaudern. Zwar kühlte die Flüssigkeit die Schläge, die sein Gesicht getroffen hatten, doch schon bald wurde sie ihm lästig, denn sie suchte sich ihren Weg durch seinen Anzug, abwärts zur Hose. Zu gerne hätte er sich das Wasser aus den Augen gewischt, doch das ließen die Stricke an seinen Handgelenken nicht zu. Stattdessen blinzelte er einige Male, bis die Gestalt des Anführers wieder klar vor ihm erschien.
,,Haben Sie verstanden?!", brüllte dieser nun. Mulder nickte geschlagen. Saids Lippen wurden von einem höhnischen Grinsen umspielt.
,,Gut, dann lassen Sie es uns noch einmal versuchen."
Scullys Kopf schleuderte unkontrolliert zur Seite, als Marid‘s Handfläche mit ihrer Wange in Berührung kam. Der hohe Knall hallte in ihrem Gehör noch etliche Sekunden danach wieder und ihre Wange brannte und kribbelte, obwohl er seine Hand schon längst zurückgezogen hatte. Ihr Kopf schien platzen zu wollen, als ein kaum auszuhaltender Schmerz durch ihre Nervenbahnen zog.
Um ihm nicht länger in seine dunklen Augen sehen zu müssen, die sie voller Verlangen und Überlegenheit anstarrten, senkte sie ihren Kopf. Er wusste, dass er der Stärkere war und er ließ es sie deutlich spüren. Sie war ihm ausgeliefert und schutzlos.
Ein fast unmerkliches Zittern ging durch ihren Körper, als sie begriff, dass dieser Mann alles mit ihr tun konnte, was er wollte. Alles.
Die Agentin hatte noch nicht einmal eine Chance sich zu wehren, denn ihre Hände lagen in Handschellen. Außerdem wäre er ihr körperlich überlegen gewesen. Es war das erste Mal, dass sie es verfluchte eine Frau zu sein.
„Was wollen Sie? Warum haben Sie dieses Flugzeug entführt?“, fragte sie, all ihren Mut zusammennehmend und ihm wieder in die Augen schauend.
Ihre Augen hatten einen kalten, durchdringenden Ausdruck. Es war eine Maske, nichts weiter. Sie wollte stark sein.
„Das geht dich überhaupt nichts an, meine Süße.“ Antwortete er, während seine Finger über ihr Schlüsselbein glitten.
„Es geht mich sehr wohl was an, denn ich werde hier gefangen gehalten. Und jetzt nehmen Sie ihre Pfoten von mir und nennen Sie mich nicht Süße!“, fauchte die Rothaarige. Noch im selben Augenblick spürte sie, dass sie wieder zu weit gegangen war. Eine weitere Ohrfeige war die Bestrafung für ihr Verhalten.
„Du wirst nach meinen Regeln spielen, ist das klar?“, donnerte Marid. Da es keine Frage, sondern ein Befehl gewesen war, erwartete er auch keine Antwort. Doch Scully nickte nach einem Moment der Regungslosigkeit.
„Gut“ erwiderte er und fuhr mit einer Hand unter ihren Pullover, während seine andere auf ihrem Schenkel lag. Man konnte Scully deutlich ansehen, wie unwohl sie sich fühlte und wie sehr sie sich an einem anderen Ort wünschte. Sie wollte gar nicht wissen, was er vorhatte. Sie schloss ihre Augen, verkrampfte sich merklich.
Plötzlich stand Marid auf und ging nach draußen, ohne Erklärung, aber mit einem Lächeln im Gesicht.
Aufatmend versuchte sich die junge Frau wieder zu entspannen.

,,Na bitte, es geht doch", Said grinste übers ganze Gesicht. Doch es war kein ehrliches, sondern ein höhnisches Grinsen. Nachdem Mulder mit den Worten ,,Sie haben zwei Stunden Zeit, um das Geld zum Flugzeug zu bringen" geendet hatte, ließ er erschöpft den Kopf hängen. Noch immer schmerzten die Schläge, die er zuvor erhalten hatte. Am liebsten wäre er diesem Said an die Kehle gesprungen, doch er fand keine Kraft mehr, um sich zu wehren.
,,Boss. Wir haben unser Ziel erreicht. Sollen wir zur Landung ansetzen?" Said drehte sich zu einem seiner Männer um, der den Platz des Piloten eingenommen hatte.
,,Tu das. Wo sind die anderen beiden Männer?", Said warf einen neugierigen Blick durch den Raum, indem sich zur Zeit außer Mulder und Marid, der erst vor kurzem dazugekommen war, zwei weitere seiner Gefolgsleute aufhielten.
,,Ahmad kümmert sich zusammen mit Moha um die Passagiere, damit da keiner etwas Unüberlegtes versucht. Aber ich habe da noch eine Frage. Sollen wir noch einmal zu den Passagieren sprechen?" Said klatschte bei diesem Vorschlag erfreut in die Hände. Mulder warf einen ungläubigen Blick zu dem Anführer, senkte aber schnell wieder den Kopf, als ihn Ahmads Augen trafen. Eine weitere Tracht Prügel wollte er sich keineswegs einhandeln.
,,Guter Plan. Wir nehmen unseren Agenten hier als Vorzeigebild." Er drehte sich zu Mulder und grinste höhnisch übers ganze Gesicht.
,,Macht ihn los. Marid, du übernimmst das."
Nachdem man Mulders Armfesseln gelöst hatte, zerrte Marid ihn unsanft auf die Füße und stieß ihn dann zurück in den Passagierraum. Die Leute, die noch immer eingeschüchtert auf ihren Plätzen saßen, betrachteten erschrocken den Anblick des FBI Agenten. Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war von Blut verschmiert und sein rechtes Auge war nur noch wenige Millimeter geöffnet. Seine nassen Haare ließen ihn nicht minder kraftlos wirken.
,,Wir setzten gleich zur Landung an. Wenn es kein Blutbad geben soll, bitte ich höflichst darum, dass jeder ruhig auf seinem Platz sitzen bleibt. Sie sehen ja, wozu wir fähig sind." Er deutete mit dem Kopf auf Mulder, den er an den Armen gepackt hielt.
Ein paar Minuten vergingen. Mulder grübelte fieberhaft, was die Terroristen nun vorhaben könnten. Wessen Plan befolgten sie? Ging es ihnen wirklich nur um das Geld?
Als das Flugzeug zur Landung ansetzte, spürte er den unangenehmen Druck in seinen Ohren. Dann gab es einen plötzlichen Ruck und das Flugzeug kam allmählich zum Stehen. Die Ungewissheit, was nun geschehen würde, machte den Agenten ganz verrückt. Was war mit Scully und was hatten die Terroristen mit den Passagieren vor? Während er unruhig seinen Gedanken nachging, ertönte eine Stimme hinter ihm und Marid.
,,Wir haben noch genug Zeit für Rache. Lass uns erst mal aus diesem Flugzeug verschwinden. Fessel und knebel sie. Und Ahmad, hol die kleine Agentin aus dem Raum. Wir müssen uns jetzt sputen", das war Said gewesen.
,Was hat das zu bedeuten?', fragte Mulder sich. Eine weitere Minute verging und schien jedoch eine Ewigkeit zu sein.
,,Sehr schön. Und jetzt raus hier. Ahmad, bist du soweit? ... Gut. Also dann. Marid, du zuerst." Jemand betätigte die Seitentür, die Stufen klappten hinunter und die Sicht nach draußen wurde frei. Um die Ecke schielend versuchte Mulder, den Ort zu analysieren, an dem sie waren, doch es waren keine ihm bekannten Details zu erkennen.
,,Vorwärts!", brüllte Marid in sein Ohr und schubste ihn, vorbei an den Passagieren, zum Ausgang.
,,Wartet! Was soll das werden?!", rief Mulder leicht panisch. Er versuchte sich aus Marid‘s Griff zu befreien, doch dieser schlug ihm ein paar Sekunden später zu Boden.
,,Lass das gefälligst sein!", er war stinksauer. Als Said näher kam, suchte er fragend seinen Blick.
,,Darf ich ihn bewusstlos schlagen?" Said schüttelte mit dem Kopf.
,,Nein." Nachdem man Mulder wieder auf die Füße gezogen hatte, traten er und Marid auf die Treppe zu. Der Landeplatz, soweit der Agent erkennen konnte, war leer abgesehen von ein paar schwarzen Transportern.
,Was verflucht soll das werden?', Mulder war sichtlich verwirrt. Seinen Widerstand gab er jedoch auf. Marid war schon gereizt genug. Gerade betraten die beiden die ersten Stufen, da hörte man ein erschrockenes Zischen durch die Sitzreihen wandern. Doch Mulder konnte sich nicht umdrehen um zu schauen, was die Leute so erschreckte.
,,Los, Bewegung!", zischte nun einer von Saids Männern, der noch zwischen Flur und Passagierraum war. Mulder fragte sich, wen die Terroristen noch in ihre Gewalt gebracht hatten.
Nachdem Marid und Mulder den harten Beton der Landebahn unter ihren Füßen spürten, sog der Agent dankbar die frische Luft ein. Es war ein milder Tag und um einiges angenehmer als die erdrückende Luft im Flugzeug. Marid steuerte sofort auf einen der Transporter zu. Die Hintertüren wurden geöffnet und weitere maskierte Männer kamen zum Vorschein.
,,Wer ist das?", fragte der erste, der Mulder erblickte. Marid zuckte desinteressiert mit den Schultern.
,,Ein FBI Agent. Said empfand es als schlauer, ihn mitzunehmen." Die Antwort war ein Nicken. Während Mulder an den Schultern gepackt in den Transporter gezogen wurde, konnte er einen kurzen Blick auf das ein paar Meter entfernte Flugzeug werfen. Drei Männer und eine Frau, die allesamt gefesselt und geknebelt waren, wurden gerade die Stufen hinunter gestoßen. Einer von ihnen hatte ein blaues Auge, der andere aufgeplatzte Lippen. Sofort stand fest, dass diese Leute eine extra Behandlung durchlebt hatten. Mulder fragte sich, wieso. Sie hatten ganz normale Kleidung an und sahen nicht aus, als hätten sie den Mut gehabt, sich einfach gegen die Terroristen zu stellen. Waren sie speziell ausgesucht worden? Aber warum? Waren es verdeckte Regierungsbeamte?
,Was hat das nur zu bedeuten?', Mulder war verwirrt. Und wo blieb eigentlich Scully? Würde seine schlimmste Befürchtung also doch wahr werden und man hatte vor, die beiden voneinander zu trennen? Oder hatte bereits jemand seine Partnerin... getötet?
Man setzte ihn auf eine Bank, die im Laderaum des Transporters befestigt worden war. Einen Blick auf den Fahrer konnte er nicht werfen, denn die beiden Bereiche wurden von einer Wand getrennt.
,,Keine Mätzchen, verstanden Freundchen?", zischte Marid und verschwand dann. Nach etwa einer halben Minute brachte man auch die anderen vier Geiseln in den Transporter und setzte sie gegenüber von Mulder auf die zweite Bank. Ihre Blicke versuchten etwas zu sagen, jedoch konnte der FBI Agent nichts außer Furcht und Unverständnis daraus deuten. Keiner von ihren begriff wirklich, was sich hier gerade abspielte.
Mit Angst dachte Mulder an Scully. Würde man sie auch in den Transporter bringen? Und was war mit dem Flugzeug? Wohin würde es nun fliegen? Was würden Said und seine Männer mit den restlichen Passagieren anstellen?

Scully erschrak, als sich die Tür ruckartig öffnete und Ahmad eintrat.
Schnellen Schrittes kam er auf sie zu. Instinktiv drückte sich Scully mehr an die Wand und zog ihre Beine an den Körper. Eine natürliche Schutzhaltung. Ahmad schien dies überhaupt nicht zu beeindrucken. Er bückte sich und schloss die Handschellen auf - dass er ihr dabei weh tat, schien ihn überhaupt nicht zu stören. Im Gegenteil, er schien es mit Absicht zu machen.
Wahrscheinlich würde er es sie immer spüren lassen, das sie seinen Stolz gebrochen hatte. Immerhin hatte sie - eine Frau - ihn zusammengeschlagen und überwältigt.
„Hoch mit dir Miststück“ sagte er und riss dabei grob an ihrem Arm.
Als sie aufrecht stand, verspürte sie ein Schwindelgefühl, alles drehte sich und so stolperte sie vorwärts, als er ihr einen kräftigen Stoß in Richtung Tür verpasste. Nur mit Mühe schaffte sie es einigermaßen aufrecht zu laufen. Ihr tat alles weh, aber sie wusste, wenn sie sich jetzt weigern würde zu laufen, hätte sie Schlimmeres zu erwarten.
Sie wurde durch die Reihen der Passagiere geschubst, konnte verängstigte, teilweise sogar panische Gesichter sehen. Alle hatten Angst, genau wie sie selbst. Was würde mit ihnen passieren, wo wurde sie hingebracht und vor allem: Wo war Mulder? Ging es ihm gut?
Eine Frau weinte laut, ein kleines Kind schrie.
Ahmad dirigierte sie in Richtung Ausgang. Nun stand sie an der frischen Luft. Nur noch diese Treppe nach unten und sie hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Diese Tatsache bestärkte Scully wieder, vor allem weil das Schwindelgefühl immer mehr nachließ.
Sie hob ihren Blick. Dort unten stand ein Auto. Ansonsten war weit und breit nichts zu sehen außer Wüste. Es war ziemlich warm, aber angenehm. Wo waren sie? Und wo brachte man sie hin?
„Wo bringen sie mich hin?“ fragte sie und versuchte ihrer Stimme einen furchtlosen Klang zu geben. Sie scheiterte, es war mehr ein heiseres Flüstern, ihre Kehle war vollkommen ausgetrocknet. Wie lange waren sie in diesem Flugzeug gewesen?
Es kam ihr vor wie Tage, obwohl es wahrscheinlich nur wenige Stunden gewesen waren.
„Stell keine Fragen“ erwiderte er aggressiv. Sie erreichten gerade die vier letzten Stufen, als Scully sich umdrehen und wieder eine Frage stellen wollte. Noch bevor sie ihren Kopf zur Seite gedreht hatte, spürte sie einen kräftigen Stoß von hinten.
Sie verlor ihr Gleichgewicht, war nicht in der Lage es wieder herzustellen. Verzweifelt versuchte sie etwas zu finden, um sich festzukrallen zu können, aber ihre Reaktionen kamen zu langsam.
Schmerzhaft viel sie die letzten Stufen herunter und blieb dann liegen.
Sie war noch bei Bewusstsein, aber die Schmerzen die gerade erträglich geworden waren, waren jetzt wieder da. Sie hörte Ahmad, wie er gemächlich zu ihr kam und sie dann wieder brutal hoch riss. Er hielt sie an einem Arm fest, sie wäre wohl wieder gefallen, wenn er es nicht täte. Aber er tat es wohl eher, weil er Angst hatte, sie würde ihm weg rennen. Als ob sie die Kraft dazu hätte, dachte sie sarkastisch.
Er führte sie auf das Auto zu. Sie erkannte weitere Gestalten darin. Fünf die sie nicht kannte und dann sah sie Mulder!
Erleichterung durchfuhr sie, es ging ihm soweit gut, was man im Moment nicht von ihr behaupten konnte.
Er hatte sie scheinbar auch bemerkt. Besorgt schienen seine Augen sie zu mustern. Dann wurde sie von einem anderen Mann gepackt und in den Transporter gezogen. Sie wurde einfach auf den Boden gestoßen.
Sie blieb liegen, wollte für einen kurzen Moment verschnaufen, um wieder Herr über den Schmerzen zu werden.
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Re: Akte X - Bad Flight

Beitragvon AmberScully » So 20. Mai 2012, 22:04

Teil 2

Scheppernd schloss sich die Wagentür. Man konnte Ahmads schwere Schritte außerhalb des Transporters hören. Nachdem er auf der Beifahrerseite eingestiegen war, wurde der Motor gestartet. Das Dröhnen in Scullys Kopf schwoll unwillkürlich an.
,Was wird jetzt nur aus den anderen Passagieren?', fragte sie sich verwirrt. Erst jetzt vernahm sie die ängstlichen Blicke der anderen vier Geiseln, die sie musterten, wie sie noch immer am Boden lag. Auch Mulder blickte auf sie herab, nur das seine Miene Erleichterung zeigte. Ehe sie sich versah, war er aufgesprungen, nahm sie sanft bei den Schultern und setzte sie neben sich auf die Bank.
,,Scully, alles okay?", die Frage rührte sie. Milde schenkte sie ihm ein Lächeln. Als sie ihn genauer betrachtete, sah sie die vielen blauen Flecke und Blutergüsse, die sich über sein Gesicht verbreitet hatten. Blut klebte in seinen Haaren und auf seiner Haut. Er musste Qualen durchlitten haben.
,,Mir haben sie nichts getan, aber was ist mit dir?", sofort legte sie ihre Finger an seine Wange und streichelte sanft darüber, ,,Das sieht übel aus." Mulder genoss ihre Berührung, nahm aber nach einigen Sekunden ihre Hand in seine und legte sie auf seinen Schoss.
,,Schon gut. Ich hab mich nicht an Said,s Spielregeln gehalten, das ist alles."
Scullys Angst verwandelte sich schlagartig in Neugier. Nun wollte sie unbedingt erfahren, was Mulder in der letzten halben Stunde über sich ergehen hatte lassen müssen.
,,Wo hat dich dieser... Typ hingebracht? Was konntest du in Erfahrung bringen?" Mulder sah das Funkeln in ihren Augen. Er lächelte kurz, dann begann er, sie über das Geschehene zu informieren.
,,Ich musste eine Rede halten, für die Regierung vermute ich. Anscheinend verlangt..." er stoppte abrupt. Der Transporter war über eine Bodenwelle geholpert. Es schwankte kurz in seinem Kopf nach, aber er schluckte dieses Gefühl des Unwohlseins hinunter und fuhr fort.
,,Ich sollte vierundzwanzig Millionen Dollar für die Freilassung der Geiseln fordern. Als ich mich nicht an die Worte auf der Tafel gehalten habe, haben sie mich zusammengeschlagen." Scully nickte verständnisvoll.
,,So siehst du auch aus. Aber Geld? Und warum wurden wir von den Passagieren getrennt?" Sie zuckte erschrocken zusammen, als einer der geknebelten Männer versuchte, etwas zu sagen. Jedoch konnte man kein einziges Wort von dem, was er versuche zu sagen, verstehen. Die Agentin zögerte und blickte nach vorne zum Terrorist, der am Bankende saß. Er hatte das Gespräch stumm verfolgt, doch nun wurde es ihm zu kitschig. Er warf Scully einen grimmigen Blick zu und hob die Waffe, die bis eben auf seinem Schoss gelegen hatte.
,,Wagen Sie es nicht, diesen Typen zur Hilfe zu eilen. Und nun auseinander ihr zwei!", jetzt hatte er gemerkt, dass Mulder und Scully Händchen gehalten hatten. Schnell ließen die beiden voneinander ab. Mulder kochte. Sollte er es wagen diese Terroristen zu überwältigen? Doch wie? Er würde sich nicht unbemerkt anschleichen können und außerdem hatte er keinerlei Waffe bei oder an sich. Er wandte sich wieder an Scully.
,,Ich weiß nicht, ob das Ganze nicht eine Ablenkung sein sollte. Mir scheint es, als hätten diese Kerle einen ganz anderen Plan," flüsterte er so leise wie möglich. Als Antwort nickte Scully nur. Als ihre Augen die der anderen Frau trafen, bekam sie eine Gänsehaut. Was hatten diese vier nur getan, weshalb man sie ebenfalls in diesen Transporter verfrachtet hatte?
Der Rest der Fahrt verlief schweigsam. Nach etwa einer dreiviertel Stunde, die sich für die Insassen des Transporters wie eine Ewigkeit anfühlte, kam der Wagen abrupt zum Stehen. Mulder und Scully wechselten angespannte Blicke. Was würde nun mit ihnen geschehen? Wo befanden sie sich? Und das Wichtigste: Würden sie heil aus dieser Situation kommen können?

Alles was zu sehen war, war ein kleines Haus. Naja, es war wohl eher so etwas wie eine Bruchbude. Die Fassade war total eingerissen und auch sonst sah es nicht sonderlich stabil aus.
Nochmals wechselte Mulder einen angespannten Blick mit Scully. Sie waren hier nicht zum Vergnügen, das war allen klar, aber was wollten diese Leute? Und was geschah mit den anderen?
Ahmad öffnete die Tür und zog alle nacheinander nach draußen, wo wieder zwei andere Männer warteten – bis jetzt Unbekannte.
Scully stellte sich gleich zu Mulder, sie fühlte sich sicherer in seiner Nähe, außerdem spürte sie die Blicke von Ahmad, der sie hinterlistig ansah.
„Los, geht da rein“ befahl er auch schon und zeigte auf die Holztür. Alle sechs beeilten sich seinem Befehl nachzukommen. Drinnen war ein kleinerer Raum, der einer Küche gar nicht so unähnlich war und wo einige Stühle und Tische standen.
„Weiter!“ brüllte er hinter ihnen.
Sie kamen an einem kleinen Raum vorbei, der wohl Toilette war. Dann waren da noch rechts und links Räume, dessen Türen geschlossen waren. Die Geiseln wurden in einen mittelgroßen Raum geführt. Die Wände aus Beton sahen ziemlich alt aus. Außer einem kleinen Fenster gab es nichts in diesem Zimmer, keine Stühle, keine Tische. Nur eine kleine Tür führte zu einer Toilette. Von Hygiene sollte man hier aber lieber nichts halten.
Alle wurden in den Raum gedrängt und die Tür hinter ihnen abgeschlossen.
„Da werdet ihr eine Weile drin bleiben“ donnerte die gedämpfte Stimme von draußen.

Skinner saß gemütlich in seinem Büro, als seine Sekretärin hektisch hereinkam.
„Was ist denn los?“ fragte er besorgt, dieses Verhalten passte so gar nicht zu der blonden Frau.
„Das hier hat gerade ein Vertreter des Pentagons vorbeigebracht. Es geht um Agent Mulder und Agent Scully. Es ist wichtig“ erklärte sie und reichte ihm dabei ein in braunes Papier eingewickeltes Paket.
„Danke Kimberly“
Schnell verließ sie sein Büro.
Der Assistent Director riss das Päckchen auf und lief zu seinem Rekorder.
Was er jetzt sah, lies ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er hatte schon einiges erlebt, vor allem mit Mulder. Aber das war ernst. Es war todernst und Skinner wusste, zu was diese Menschen fähig waren, wenn sie nicht bekamen, was sie wollten. Mulder und Scully, sowie die anderen Geiseln, schwebten in Lebensgefahr.
Warum geriet immer ausgerechnet Mulder in solche Situationen? Und was würde jetzt weiter passieren? Die USA verhandelte nicht mit Terroristen, das wusste jeder.
Was würde passieren?
Sein Telefon klingelte und er nahm in Gedanken versunken ab. Es war der Verteidigungsminister, der einen Einsatz geplant hatte. Schnell hatte er den Plan erklärt und Skinner sicherte ihm seine besten Leute zu. Sie mussten die Geiseln da rausholen und zwar lebend.

Scully brauchte nur in die Augen ihres Partners zu schauen, und sie wusste, was er gerade dachte. Sofort gingen die beiden Agenten zu den gefesselten und geknebelten Leuten und befreiten sie von Stricken und Tüchern. Einer der Männer begann sofort zu reden, kaum dass das Tuch entfernt worden war.
,,Ach, das ist aber sehr nett von Ihnen. Sie sehen so aus, als wenn Sie von der Regierung wären. Wissen Sie, wir kommen auch daher, nur ist uns das nicht äußerlich anzusehen." Er lachte gedämpft, doch der Mann an seiner Seite räusperte sich und bedeutete ihm damit ,,Halt den Mund". Mulder spürte die Anspannung zwischen den beiden sofort und fuhr entschlossen dazwischen.
,,Bevor Sie uns ihre Lebensgeschichten erzählen, würde ich es angebracht finden, wenn wir Sie uns Ihre Namen nennen würden."
Der Mann, dessen Fesseln Scully gerade löste, nickte zustimmend. Die Agentin jedoch mied seinen Blick.
,,Mein Name ist Jack, Jack Johnson." Er schaute auf Scullys Hände, die leicht zitterten, doch ergänzte nichts. Er war um einiges größer als sie, fast größer als Mulder, hatte dunkelbraune kurz geschorende Haare und grüne Augen. Seine Figur zeigte, dass er Wert auf Sport und gute Ernährung legte.
Gerade hatte Mulder die Stricke von den Handgelenken des blonden Mannes entfernt, da stellte sich dieser mit vor.
,,Ich bin Jonathan Dickson. Und das ist mein guter Kumpel David McLean." Er zeigte mit freien Händen auf den schwarzhaarigen, durchschnittlichen Amerikaner. Scullys Augen folgten seiner Handbewegung. David sah nicht gerade begeistert aus. Scheinbar war es ihm ein wenig peinlich, dass Jonathan ihn vorgestellt hatte.
,,Hi", war alles, was er hervorbrachte. Dann wechselte Scullys Aufmerksamkeit zu der Frau, noch immer mit gefesselten Händen neben David stand. Sie hatte bisher keinen Ton von sich gegeben.
Um den kurzen Moment der Stille zu überbrücken, ergriff David erneut das Wort.
,,,Danke Jonathan. Aber ich kann sehr gut für mich alleine sprechen." Ein sarkastischer Tonfall begleitete seine Stimme. Mulder wunderte sich über die beiden Männer. Hatten die beiden denn keine andere Sorgen, als sich um ihre Ehre zu sorgen?
,,Benehmt euch mal!", ging nun Jack dazwischen. Als Scully zusammenzuckte - über die laute Stimme erschrocken - blickte er sofort entschuldigend in ihre Augen. ,Tut mir leid', sagten diese stumm.
,,Danke", seine Fesseln waren gelöst und Scully ging ohne zu zögern zu der Frau. In der Nähe des gleichen Geschlechts fühlte sich die FBI Agentin sofort um einiges besser. Mit aufmunterndem Blick begann sie, die Knoten zu lösen. Plötzlich ergriff diese das Wort, als wäre sie soeben aus ihrer Trance erwacht.
,,Samira... Samira Evelyn." Mulder nickte nur. Gerade hatte er sich David zugewandt.
,,Welchen Grund haben diese Terroristen uns hier gefangen zu halten?", warf er nun in den Raum. Sein Blick wanderte zu Jack, anschließend zu Jonathan.
,,Hey Mann. Wir haben uns nicht in das Flugzeug gesetzt, um hier zu landen. Jack und Samira wussten noch nicht einmal, das David und ich in der selben Maschine saßen. Erst als dieser Said uns zusammengetrommelt hatte, trafen wir aufeinander," erklärte Jonathan. Dabei schien er ein wenig angespannt. Möglichst lässig stütze er sich an der nächstliegenden Wand ab. Mulder fragte sich zum zweiten Mal, was mit diesem Mann nicht stimmte. Als er zu Scully schaute, hatte diese gerade Samira befreit. Ihre Augen trafen die seine und sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
David räusperte sich.
,,Und wie heißen Sie und Ihre kleine Freundin?" Jack warf ihm sofort einen vernichtenden Blick zu ihm.
,,Mein Name ist Agent Fox Mulder. Das ist meine Partnerin Dana Scully. Wir sind vom FBI." Jack sowie Samira machten kurzzeitig große Augen.
,Sie sieht gar nicht aus wie eine vom FBI', stellte Jack fest. Sein Blick schweifte unauffällig über Scullys Körper.
,,Und was hat sie in diese Maschine getrieben?", wollte David wissen.
,,Ach wissen Sie...", Mulder hielt inne. Scully warf ihm gerade einen ,Sagen sie bloß nichts von Aliens!'- Blick zu, ,,es war eigentlich kein besonders interessanter Fall, der uns nach Roswell bringen sollte. Aber nun können wir das wohl vergessen, nicht wahr, Scully?" Ihre Antwort war ein Lächeln. Jack wunderte sich, dass er ihren Nachnamen verwendete.
,Dana klingt doch viel schöner. Naja, der Kerl sieht eh etwas sonderbar aus.'
,,Warum sind wir so besonders für diese Terroristen?", fragte Scully nun. Sie ging zu der Tür, die nun fest verschlossen war und legte ihren Kopf daran, um Gespräche oder Geräusche von außerhalb zu hören. Jonathan zuckte mit den Schultern.
,,Ich vermute, es soll ein Racheakt sein. Wir..." David fuhr ihm dazwischen. Mittlerweile war auch er von seinen Fesseln befreit.
,,Bevor wir bei der Regierung anfingen, arbeiteten wir vier zusammen... in einer anderen Abteilung oder wie man es auch immer nennen will. Auf jeden Fall kann ich Jonathan zustimmen. Diese Terroristen haben uns hergebracht, weil sie Informationen und Antworten von uns haben wollen." Er verstummte. Mulder vermutete, dass die Geschichte an diesem Punkt noch lange nicht zu Ende war, doch niemand vervollständigte die Gedanken.
,,Sie kennen diese Leute?", Scully trat von der Tür zurück und stellte sich an Mulders Seite. Wie gerne hätte sie sich jetzt in seinen Arm gelegt, doch diesen Wunsch durfte sie sich jetzt nicht erfüllen. Es war wichtiger, den Grund zu erfahren, weshalb die Terroristen das Flugzeug entführt hatten und die sechs nun als Geiseln hielten.
Nun mischte sich Samira ein.
,,Ja." Mehr hatte sie wohl nicht zu sagen. Mulder betrachtete sie genauer. Lange blonde Haare, blaue Augen, ein schmales Gesicht, durchschnittliche Größe und Figur. Im Ganzen betrachtet eine sehr hübsche Frau, doch er gestand sich ein, dass Scully einfach besser zu ihm passte. Bisher konnte er sich kein Bild von Samira machen. Schon lange hatte er keine Frau mehr getroffen, die so wenig zu sagen hatte.
,,Also, was sollen wir jetzt tun? Abwarten, bis diese Kerle zurückkehren und ihre Spiele mit uns spielen? Oder hat jemand einen Plan, hier hinauszukommen?", Mulder schaute in jedes der Gesichter. Jack zuckte mit den Schultern.
,,Ich schlage vor, wir überprüfen diesen Raum genau. Vielleicht gibt es etwas, was uns einen Vorteil verschaffen kann." Die sechs schauten sich um. Während Jack, David, Jonathan und Samira alle auf ihre Weise den Raum erkundeten, nutzte Scully die Gelegenheit, berührte Mulder kurz an der Schulter und zog ihn dann zu sich.
,,Was hältst du davon? Können wir denen vertrauen? Mir erscheint das Ganze unglaubwürdig. Geht es dir auch so?", sie flüsterte so leise wie möglich.
,,Ich weiß nicht recht. Die vier scheinen genauso unglücklich über ihre Lage zu sein wie wir. Aber was deren Vergangenheit angeht, mache ich mir Gedanken. Irgendwas ist da faul, Scully." Entgegnete Mulder mit gesenkter Stimme.
Die beiden bemerkten nicht, dass Jack sowie Jonathan sie beobachteten.

Jack sah die beiden argwöhnisch an. Ob die beiden auch in privater Hinsicht Partner waren?
Die rothaarige Frau sah so überhaupt nicht wie eine FBI-Agentin aus, obwohl sie eine gewisse Autorität und Stärke ausstrahlte.
Jonathan sah sich nun wieder in dem Raum um, aber es schien vergebens zu sein. Es gab hier nichts ,was sie zur Verteidigung nutzen konnten.
„Wir müssen rauskriegen, warum die vier für die Terroristen so interessant sind, dann haben wir vielleicht eine Chance unser Wissen auf irgendeine Art und Weise zu nutzen“ schlug Scully - noch immer mit gesenkter Stimme - vor.
Zustimmend nickte Mulder. Er war einer Meinung mit seiner Partnerin, die sich nun aufmerksam im Raum umschaute.
„In was für einer ....Abteilung haben sie denn gearbeitet?“ fragte Mulder an niemand bestimmten gerichtet.
Bevor jemand etwas sagen konnte, fuhr David dazwischen.
„Ich denke das tut hier nichts zur Sache.“
Scully schaute ihn abschätzend an. Er schien etwas verbergen zu wollen, nur was? War es etwas, was die Terroristen und die Vergangenheit der vier Geiseln betraf?
Waren sie deswegen hier?
Mulder wollte gerade zu einer angemessenen Erwiderung ansetzten, als die Tür aufgestoßen wurde und vier Männer hereinkamen. Scully erkannte keinen wieder. Der eine könnte vielleicht der von dem Transporter gewesen sein, aber sie war sich nicht sicher.
Wie die anderen wichen die beiden Agenten automatisch in Richtung entgegengesetzte Wand zurück.
Einer der vier Männer packte sich gleich Samira, die ängstlich aufschrie, sich aber nicht traute sich zu wehren.
Ein Mann mit Kleidung in Tarnfarben kam auf sie zu, worauf Mulder Dana beschützend hinter sich schob. Unbeeindruckt griff der Mann nach dem Agenten und zog ihn nach draußen. Obwohl der sich versuchte zu wehren, hatte er keine Chance.
Angsterfüllt schaute Scully Mulder hinterher, wo wurde er hingebracht? Was hatten die vor?
Zwei weitere Männer verließen den Raum mit den Geiseln, so das nur noch sie und der dunkelhaarige Mann, der sich als Jack vorgestellt hatte, übrig blieb.
Langsam ließ sich Scully an der Wand hinunter gleiten. Jack, der bis dahin in einer anderen Ecke gestanden hatte, gesellte sich neben sie.
Er setzte sich neben sie, für Scullys Geschmack etwas zu nah.
Schweigend starrten sie vor sich hin. Scully war mit ihren Gedanken bei ihrem Freund und Partner. Jack bei der Frau neben sich.
„Das wird schon wieder“ versuchte er sie zu ermutigen und legte dabei eine Hand auf ihren Oberarm. Scully die völlig in Gedanken war, schreckte zusammen.
,,Tut mir leid," entschuldigte Jack sich sofort und zog seinen Arm zurück. ,, Ich wollte dir keinen Schreck einjagen." Scully schauderte, ließ sich jedoch nichts anmerken, als sie kühl entgegnete.
,,Ich weiß nicht, wann wir uns auf das ,Du' geeinigt haben." Irgendwie spürte sie, dass Jack versuchte, sich an sie heranzumachen. Und das sagte ihr ganz und gar nicht zu!
Sie versuchte Jack zu ignorieren und dachte an Mulder. Die anderen drei rückten dabei fast in Vergessenheit. Was würde jetzt mit ihnen geschehen? Was hatten diese Terroristen vor?

Mulder wurde von den anderen getrennt. Man brachte ihn den Flur zurück und öffnete eine der Türen, die dem Hauptraum am nächsten war. Als er den ersten Blick auf den Raum werfen konnte, fiel ihm zuerst das schäbige Gesicht des Anführers auf. Said war also auch hier. Der Mann, der Mulder hineingebracht hatte, ließ abrupt seine Schulter los und verließ den Raum. Knarrend schloss sich die Tür. Mulder schaute sich um. Dieser Raum war um einiges freundlicher eingerichtet, als der, indem er sich zuvor aufgehalten hatte. Ein großer Schreibtisch, ausgestattet mit Computer, Monitor und eine Tafel voller Zeitungsausschnitten und Berichten waren die Blickfänge.
,,Setzten Sie sich, Mr. Mulder," Said deutete auf den Stuhl, der auf der anderen Seite des Schreibtisches stand. ,,Ich denke, wir müssen einmal miteinander reden."
Mulder setzte sich trotz Widerwillen gegenüber des Anführers. Was konnte dieser Said von ihm wollen?
,,Schießen Sie los." Mulder blieb ausdruckslos. Saids Grinsen wurde breiter.
,,Mr. Mulder. Es tut mir leid, dass Sie und Ihre kleine Freundin da hineingeraten sind, aber im Ganzen betrachtet, haben Sie sogar einen Vorteil dadurch erlangt. Sie sind beide noch am Leben!"
Mulder stutzte. Was sollte das bedeuten? Waren die anderen Passagiere etwa...?
,,Was wird mit dem Flugzeug passieren? Lassen Sie die Leute frei, wenn Sie das Geld..."
Said fuhr ihm dazwischen.
,,Geld? Sind Sie etwa darauf reingefallen? Es ist doch nicht das Geld, das wir wollen! Wir wollten die vier, die bis eben das Zimmer mit Ihnen geteilt haben."
,,Und warum?", fragte Mulder kurz angebunden. 'Nun wird es erst richtig interessant.'
,,Haben die es Ihnen noch nicht gesagt? Naja, dann verrate ich es Ihnen auch nicht. Aber ich sage Ihnen eines, Mr. Mulder." Said beugte sich über den Schreibtisch hinüber und flüsterte in Mulders Richtung.
,,Vertrauen Sie niemanden."
Er nahm wieder eine aufrechte Position ein.
,,Und nun zu Ihnen. Warum haben Sie sich in diesem Flugzeug befunden?"
Mulder war einen Augenblick verwirrt.
,,Ähm. Meine Partnerin und ich haben an einem... kleinen Fall gearbeitet. Wir wollten nach Roswell, aber da haben Sie uns einen Strich durch die Rechnung gezogen." Said nickte.
,,Das stimmt wohl. Aber Ihre Freundin musste ja auch unbedingt gute Fee spielen. Und Sie haben dann ja auch noch Ärger angestiftet und einen meiner Männer erschossen." Er dachte kurz zurück, an den Moment, wo er über Aris Tod berichtet wurde. Eigentlich besaß dieser FBI Agent gar nicht das Recht zu leben.
,,Sie haben mir keine Wahl gelassen. Es ging um meine Partnerin. Da kenne ich keine Grenzen." Scully war nicht seine Freundin, nein. Er hoffte, Said würde es schnellstmöglichst verstehen.
,,Ich verstehe. Sie sind also keine Spionen, die der Regierung heimlich Informationen zukommen lassen?", Saids Tonfall wurde härter. Mulder schüttelte lachend mit dem Kopf.
,,Ich bin der Letzte, der ein Spitzel ist." Er sagte die Wahrheit, das spürte auch Said.
,,Nun gut. Ich will Ihnen glauben. Jedoch haben wir immer noch ein Problem..."
,,Und das wäre?"
,,Ich kann Ihre Partnerin und Sie nicht laufen lassen. Sie haben zuviel gesehen..."
,,Soll das ein Witz sein?! Zuviel gesehen! Sie haben eine Straftat begannen, als Sie das Flugzeug in Ihre Gewalt nahmen!"
,,Halten Sie den Mund, Agent Mulder! Ich muss nachdenken, wozu ich Sie nun verwenden kann. Natürlich könnte ich Sie auch einfach auf der Stelle erschießen, wenn Ihnen das lieber ist." Er nahm seine Waffe in die Hand, die die ganze Zeit über auf dem Schreibtisch gelegen hatte und richtete sie auf Mulder.
,,Sie brauchen es nur zu sagen, und schon ist Ihr - den Daten im Internet nach - lächerliches Leben beendet." Er grinste gefährlich. Seine Augen zeigten, dass es ihm ein Leichtes gewesen wäre, Mulder zu erschießen.
,,Bitte, Said oder wie auch immer Sie heißen. Ich verspreche Ihnen, das wird Ihr Schlechtes Gewissen auch nicht beruhigen." Mulder war noch nicht mal einem Zittern nahe. Said wollte Informationen und würde ihn nicht töten, solange er diese nicht bekommen hatte, das wusste er.
,,Schlechtes Gewissen? Vielleicht weil ich über 50 Menschen in den Tod gerissen habe?" Mulders Augen weiteten sich.
,,Was soll das heißen!?"
Said winkte ab.
,,Ach, vergessen Sie es. Rashid!" Ein Maskierter trat nur wenige Sekunden nach seinem Rufen ein. ,,Bitte bring Mr. Mulder wieder zurück in seine neue Behausung. Ich werde mir noch ausdenken müssen, was wir mit ihm und seiner Partnerin anstellen können." Rashid befolgte den Befehl und zog Mulder vom Stuhl auf. Dieser schaute noch immer erschrocken auf das Grinsen ins Saids Gesicht.
,,Sie haben all die unschuldigen Menschen getötet!", stellte er fest, während man ihn aus dem Zimmer beförderte. ,,Sie mieses Schwein!"
Er wandte sich in Rashids Griff, gewann kurz die Oberhand, doch kaum hatte Rashid in seiner Sprache nach Hilfe gerufen, waren neue Männer angeeilt und schlugen Mulder zu Boden.
,,Schnauze!" Nachdem er einige fiese Schläge in den Magen bekommen hatte, zog man ihn auf die Beine und zerrte ihn zurück, zurück in das fluchtlose Gefängnis.

Seit dem Anruf des Verteidigungsministers war nicht viel Zeit vergangen. Geschwind hatte der Assistent Director jedoch seine Leute ausgesucht. Er wusste ganz genau, welche die Besten waren und auf welche er sich verlassen konnte.
Normalerweise wären bei dieser Einheit auch Mulder und Scully dabei gewesen. Stets war auf sie Verlass gewesen und auch wenn Mulder des öfteren eher nach Gefühl handelte, war er dennoch ein ausgezeichneter Agent, genau wie seine Partnerin Dana Scully.
Schnell hatte er den Agents den Plan erklärt. Danach waren sie gleich in den FBI Jet gestiegen und Richtung Murray, in Kentucky, geflogen.
Das Radar hatte dort das Flugzeug das letzte Mal erfasst und scheinbar gab es dort in der Nähe eine stillgelegte Landebahn.
Vor Ort schwärmte das Team wie geplant aus. Sie mussten versuchen in dieses Flugzeug zu kommen und das unbemerkt.
Aber schon als sie dort ankamen, war so gut wie klar, dass sie es unbemerkt wohl kaum schaffen konnten. Weit und breit war nichts als sandige Wüste.
Dennoch wollten sie versuchen, das Flugzeug über die vier verschiedenen Türen zu stürmen. Die Hoffnung alle Geiseln lebend zu befreien, sank jedoch.
Jeweils vier Agents postierten sich an den Treppen, die anschließend zu den Türen des Flugzeuges führen würden. Auf Skinners Befehl hin stürmten sie los.
Der Ex Marine blieb mit dem Kommunikationsteam im Wagen. Von hier aus konnte er alles gut beobachten und im Notfall eine neue Einheit zur Verstärkung reinschicken.
Gebannt schaute er auf den Bildschirm, es waren nur noch wenige Stufen, bis die Agenten drin waren.
Endlich erreichte Agent Miller die oberste Stufe. Über Funk verständigte er sich mit den anderen und auf drei wollten sie die Türe aufstoßen. Dann musste alles ganz schnell gehen.
Noch mal atmete er tief ein, versuchte den Gedanken an seine kleine Tochter zu verdrängen. Er wusste das in diesem Flugzeug ebenfalls ein kleines Mädchen war. Er musste es retten.
Mit diesem Gedanken fing er an laut zu zählen.
„Eins! Zwei!“ schrie er „DREI!“ damit stieß er die Tür auf.
Ein lauter Knall, und eine Druckwelle schleuderten ihn zusammen mit einem Feuerball zurück.
Mit Entsetzen betrachtete Skinner den Bildschirm. Das Flugzeug explodierte. Es war eine Falle gewesen. Die Terroristen hatten Bomben an den Eingängen platziert, so das sie beim Öffnen explodieren würden. Die Agenten hatten keine Chance gehabt. Genauso wenig wie die Geiseln.
Sie waren alle tot. Das Flugzeug stand brennend auf der leeren Landebahn.
Mit einer fassungslosen Geste strich sich Walter über die Augen. Er hatte soeben seine Männer und Frauen in den Tod geschickt. Und dazu das Leben vieler unschuldiger Menschen.

Als sich die Tür zum ersten Mal öffnete, war das nun etwas eingeschüchterte Gesicht von Jonathan zu erkennen. Man stieß ihn unsanft hinein und schloss dann die Tür. Jack war sofort auf den Beinen.
„Hey, erzähl. Was haben die von dir gewollt?“ Jonathan schluckte heftig, verschluckte sich und fing dann stark zu husten an.
„Warte. Ganz ruhig.“ Jack schlug ihm ein paar Mal auf den Rücken. Scully machte diese Szene Angst. Wenn dieser Typ sich weiterhin so aufspielte, würden bald Köpfe rollen. Nun stand auch sie auf und näherte sich den beiden Männern.
„Versuchen Sie gleichmäßig zu atmen. Ja, so ists gut.“ Jack fand süß, wie sie sprach. Heimlich warf er wieder einen Blick auf sie. Nach einigen ungeduldigen Luftzügen hatte sich der Husten gelegt und Jonathan legte ein Grinsen auf.
„Geht schon wieder.“
Scully wandte sich ab. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht mit diesen Mann. Doch sie entschloss, lieber nichts davon wissen zu wollen. Flehend schaute sie zu Tür und hoffte, Mulder würde bald zurückgebracht werden.
Jack trat zu ihr.
„Was denken Sie? Gibt es einen Weg hier raus?“ Scully empfand seinen Versuch Konversation zu führen lächerlich und nervig. Verstand dieser Jack denn nicht, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte?
„Hören Sie“, Scully drehte sich zu ihm. „Ich möchte nicht, dass sie mich auf irgendeine Art belästigen. Mein Tag ist bisher schlimm genug verlaufen, um dass ich mich nicht auch noch mit...“ Ihnen rumschlagen möchte, doch sie hatte gestoppt. Jacks netter Ausdruck war nun verschwunden. Böse musterte er sie.
„War das eine Beleidigung?“, zischte er furchteinflößend.
Scully schüttelte schnell mit dem Kopf.
„Nein, es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht...“ Aber er unterbrach sie diesmal. „Jetzt halt doch einfach mal die Klappe und hör mir zu!“, er packte ihre Arme und drückte sie dann zurück, bis sie mit dem Rücken an die nächste Wand knallte. Scully unterdrückte ein Stöhnen und versuchte, sich zu befreien. Doch Jack war erstaunlich stark.
„Hör auf, du kleine Schlampe! Und hör mir zu.“ Scully schnappte erschrocken nach Luft. Sie und Mulder hatten Recht gehabt. Nicht nur die Terroristen außerhalb dieser Tür, auch die Geiseln innerhalb waren gefährlich. Sie stoppte niedergeschlagen ihre Versuche sich zu wehren und spürte mit Ekel, wie sich Jack an ihren Körper drückte.
„Du gefällst mir und ich will nicht, dass du mich so einfach ignorierst. Wenn wir hier schon festsitzen, dann können wir es uns auch gemütlich machen, oder?!“ Nun war auch Jonathan auf die beiden aufmerksam geworden. Überrascht mischte er sich dazwischen.
„Jack, was machst du da? Lass die Frau los!“
Scully wunderte sich erneut über diesen Kerl, jedoch war sie ihm in diesem Moment auch dankbar. Endlich ließ Jack ihre Arme los und drehte sich nun vollkommen desinteressiert zu Jonathan um.
„Was ist?“ Seine harte Schale war verschwunden und er klang erstaunlich ruhig.
„Mach dich nicht an das verehrte FBI Fräulein ran. Das darf nur ihr Partner. Los, helf mir mal.“ Er winkte ihn zu sich und deutete dann auf die Wand. „Kann man die unauffällig auseinander nehmen?“ Jack zuckte mit den Schultern.
Scully blickte ungläubig auf die beiden Männer, da öffnete sich die Tür erneut. Ihre Miene hellte sich sofort auf, als sie Mulder erkannte. Doch er sah ziemlich mitgenommen aus. Hatte er etwa schon wieder Prügel abbekommen?
Rashid stieß ihn zu Boden und blickte dann zu Jack, der sich von der Wand abgewandt hatte.
„Du! Herkommen, sofort!“ Jack zögerte nicht lange. Kaum hatte er Rashid erreicht, wurde er am Kragen gepackt und hinausgezerrt.
Scully war insgeheim froh, dass er nun für vielleicht zehn Minuten verschwand. Sie kniete sich gerade neben Mulder, als die Tür geschlossen wurde.
„Mulder, alles okay? Was haben sie dir jetzt schon wieder angetan?“ Mit traurigen Augen erwiderte er ihren Blick.
„Mir nicht, aber den Passagieren. Sie sind alle tot.“ Scullys Augen weiteten sich.
„Das ist ja furchtbar. Komm, erzähl mir alles, was du in Erfahrung bringen konntest.“ Liebevoll half sie ihm auf die Füße und stützte ihn bis zur nächsten Wand. Dann ließ er sich daran herunter gleiten. Scully setzte sich kurzerhand neben ihn. Jonathan interessierte sich nicht für die beiden. Er begutachtete die Wand.
„Man brachte mich zu Said. Er dachte, ich wäre ein Spion. Und ich sollte niemanden trauen, warnte er mich. Keine Ahnung, aber irgendetwas scheint mit den Vieren nicht zu stimmen. Dann erwähnte er etwas von den Passagieren und ich habe eins und eins zusammengezählt. Nur wegen der verdammten Aufzeichnung, die eine Falle gewesen war, sind wahrscheinlich mehrere Regierungsbeamte zum Tode gekommen. Und all die Insassen im Flugzeug. Ich glaube nicht, dass außer uns jemand anderes herausgeholt wurde. Said, dieses Schwein hat das alles genau geplant. Wir beide können von Glück sprechen, das wir noch am Leben sind.“
Scully nickte nur.
„Said. Am liebsten würde ich ihm den Hals umdrehen. Denk nur mal an die ganzen Menschen, die er einfach so in den Tod gerissen hat. Und warum... weil er an Jonathan, Samira, David und Jack als Spione vermutet?“ Bei dem letzten Namen wurde Mulder stutzig. Irgendeine Emotion war just in diesem Moment in Scully erkennbar gewesen. Liebevoll streichelte er ihre Wange. „Scully. Was ist? Was ist passiert, als ich nicht hier war?“
Ertappt. Scully schaffte es einfach nicht, irgendetwas vor ihm geheim zu halten. Sie schluckte niedergeschlagen, dann setzte sie zögernd zu einer Antwort an.
„Jack.. er hat mir gedroht. Es schien, als wollte er.... ich weiß auch nicht, Mulder. Irgendwie sind wir bei den falschen Geiseln gelandet.“ Den Rest flüsterte sie. Nun drohten Tränen sich anzubahnen.
„Komm her.“ Mulder weitete seine Arme und Scully ließ sich prompt da hinein fallen. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in seiner Brust und weinte bittere Tränen.
Mulder streichelte ihr besänftigend über das Haar.
„Ist schon gut. Wir packen das, hörst du.“ Er löste die Umarmung, suchte ihren Blickkontakt. Sie war so unglaublich schön. Es rührte ihm, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ.
„Scully, wir schaffen das, okay?“, er wischte die Tränen fort und schaute dann wieder in ihre funkelnden Augen. „Okay?“, wiederholte er noch einmal. Scully nickte hoffnungsvoll. Man konnte seinen Worten nur Glauben schenken, doch es war lange nicht so einfach, wie es sich anhörte. „Versprich mir, dass... du mich auffängst, falls etwas geschehen sollte...was...“, sie wollte diesen Satz nicht zu Ende führen.
Mulder nahm sie bei den Schultern und blickte tief in ihre Augen.
„Ich werde es nicht soweit kommen lassen, Dana.“ Ein erleichtertes Lächeln umspielte ihre Lippen, dann ließ sie sich erneut und dankbar in seine Arme fallen. Jonathan betrachtete schweigend das Geschehen.
‚Na da haben sich welche lieb...‘
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