Die Maskerade (150 Wörter)
"Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein.
Und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein!"
Aus ihrer Kehle löste sich ein Lachen. Rauchig, kräftig, amüsiert. Wieso kam ihr dieser Reim aus einem Poesie-Album in den Sinn? Weil sie versucht hatte, für einen Mann ganz solide zu wirken? Sich hinter einer Maske zu verstecken? Als etwas anderes zu scheinen als sie in Wirklichkeit war?
Alle möglichen Register hatte sie gezogen: Sie trug entsetzlich prüde Kleidung, eine langweilige Hochsteckfrisur, ein Make-up, das überhaupt nicht vorhanden war. Zumindest für ihr Verständnis. War ein Mann auf der Welt es wert, dass sie sich so entstellte?
Nein, drei Tage waren genug! Mit Freude und großer Erleichterung entledigte sie sich dieser Verkleidung. In ihrem gewohnten Outfit, eng, tiefdekolletiert, gewagt und sexy war sie wieder die echte Cat Grant!
Sie war nun mal eben kein Veilchen. Sie war eine vollerblühte Rose.