Das deutsche Superman Kreativ-Forum

Da hatte ich doch schon zwei Drabbles im Voraus geschrieben und dann kommen diese Spiele gar nicht mehr als Prompt an die Reihe. Pech auch! Mit administrativer Erlaubnis haben sie hier ihren Platz gefunden.

Herbie, der Falschspieler (Schach)
(ein Hunderter)

Schachmatt!

Dabei hatte er sich schon als sicheren Sieger gesehen! Die Dame hatte keine Bewegungsfreiheit mehr. Der König wäre innerhalb kürzester Zeit gefallen.

Sogar die übernächsten Züge der Gegner hatte er klar voraussehen können.

Was hatte ihn nur veranlasst, das Spiel fortzuführen?
Weil die zukünftige Witwe die einzige in diesem Dumpfhaufen war, die seine Genialität erkannte?

So hatte dieser kleine gewitzte Falschspieler die Möglichkeit gehabt, eine Figur von einem anderen Spielfeld zu holen und erfolgreich einzusetzen.

Und keiner, aber auch keiner, hatte das gemerkt!!

Plötzlich war seine ausgeklügelte Strategie nutzlos.

Von wem hat Herbie bloß gelernt, so hemmungslos zu betrügen?

Die Vorgabe (Scrabble)
(150 Wörter)

Warum um Himmelswillen sagt er denn nichts? Dafür nur dieser brennende Blick! Er jagt ihr die Röte heiß ins Gesicht und eine Gänsehaut kalt über den Rücken.

Dabei war ihr Date bisher wunderschön gewesen. Ambiente, Essen, Unterhaltung, wirklich erstklassig!

Doch gerade sprach Clark von Passionen. Sie wollte den Gedanken einfach nur fortführen.

So ähnlich wie beim Scrabble-Spielen. Dort müssen vorgegebene Buchstaben zu einem sinnvollen Wort ergänzt werden. Darin war sie schon immer Meisterin gewesen.

Hier war die Vorgabe allerdings ein ganzes Wort: Leidenschaft!

So viel hätte sie daraus ableiten können.
Menschen vergaßen sich ganz, beim Spiel, beim Sport, bei ihren Hobbys, bei so vielen Dingen!

Doch ihr war tatsächlich nichts anderes in den Sinn gekommen als …Liebe! Dieses Wort schwebte plötzlich zwischen ihnen.

Warum sagt er immer noch nichts? Seine Augen! Welche Assoziationen hatte ihre Bemerkung in ihm hervorgerufen?

Stellt er sich vielleicht gerade vor, …dass und …wie …sie beide...?

Plötzlich ist alles anders… (Sci-Fi)
(250 Wörter)

Die heutige Jugend! Perry White schüttelt verständnislos sein Haupt. Glaubt dieser Jungspund doch tatsächlich alles, was weniger seriöse Zeitungen an Falschmeldungen produzieren. Steht da mit diesem Schmierblatt in der Hand. Hat große Augen wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum mit einem vor Staunen geöffneten Mund.

Er lässt seine Stimme vernehmlich grollen: „Jimmy! Diese Schlagzeilen sind doch ihre Druckerschwärze nicht wert! Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben! Ein Mann der fliegen kann! Der eine Rakete in den Orbit schiebt! Bei Elvis, wo sind wir denn hier! Hast wohl in letzter Zeit zu viel Science Fiction gelesen oder gesehen?“

Ein Blick in die Runde befriedigt ihn sehr. Das hat gewirkt! Alle Mitarbeiter stehen da wie Salzsäulen. Aber seltsam, ihre Blicke gelten nicht ihm sondern…

„…Chief! …Da!“ Ein respektloser Ellenbogenstoß seines Jungfotografen lenkt Perrys Aufmerksamkeit auf das große Fenster. Sein Blick wird genauso starr wie der aller anderen.

Alles, was er gerade gesagt hat, wird von dem sich bietenden Schauspiel ad absurdum geführt.

Eine menschliche Gestalt in Rot-Blau nähert sich durch die Luft besagtem Fenster und schwebt in die Redaktion herein. Auf den Armen… eine sich offensichtlich in höheren Sphären befindende Lois Lane. Diesen Gesichtsausdruck hat der Chefredakteur noch nie bei seiner Starreporterin gesehen.

Seine Kiefermuskulatur versagt, das Kinn fällt in Richtung Brust. Die Augen wollen aus dem Kopf herausquellen. Sowas hat die Welt noch nicht erlebt. Sprachlos starrt er das Phänomen an, das Lois absetzt und sich wieder in die Luft erhebt.

Plötzlich ist alles anders…! Fiktion ist zur Realität geworden!

Ein Mann, zwei Colts (Western)
(Double-Drabble)

Warum ist das immer nur so schwierig? Jedes Jahr dasselbe Problem: ‚Als was verkleide ich mich bloß zum Maskenfest hier im Planet?'

Und natürlich ist der Partner, den man hätte fragen können, mit dem man sich vielleicht hätte beraten können, wieder einmal verschwunden. Bei Perry lohnt sich die Nachfrage nicht. Seine Wahl ist vollkommen klar, er wird sein Elvis-Kostüm tragen.

Vielleicht gibt es von dieser Seite eine Inspiration: „Jimmy, verrat mal! Als was gehst du? Ist dir schon was eingefallen?“ Ein Grinsen gleitet über das Gesicht des Jungreporters, eine Spur Verschämtheit ist in seinen Augen zu entdecken.

Seine Finger fahren verlegen durch die Haare: „Lois, ich hab gerade meine Westernphase. In letzter Zeit bin ich richtig wild auf dieses Genre.“ Voller Vorfreude dreht er sich in den Hüften: „Ich verkleide mich als Westernheld. Mit zwei Colts in den Halftern, Cowboystiefeln und einem Stetson.“ Er legt seine Hände auf imaginäre Colts, geht
breitbeinig ein paar Schritte, als ob er gerade aus dem Sattel gestiegen wäre. Lois hört sogar schon die Sporen klingen. „Klasse, Jimmy, das ist wirklich toll!“

„Ja? Findest du?“ Jimmy strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „Louise aus der Recherche geht als Cowgirl mit mir im Partnerlook! Und, …Clark und du?“



Partnerlook (Drama)
(Triple-Drabble)

Wie peinlich! Hat Jimmy den wahren Grund ihres Interesses bemerkt? Dann vorwärts, Lois: „Jimmy, keine Ahnung, was ich anziehen soll. Hast du eine Idee?“

Abwägend gleitet sein Blick von ihren Fuß- bis zu den Haarspitzen. „Warte mal!“ Sein Zeigefinger streicht nachdenklich über seine Lippen: „Du, wir haben doch Superman. Wie wär‘s mit Supergirl? Kostüme bekommst du überall!“

Wow, Lois fällt ein Stein vom Herzen: „Jimmy, geil, das ist ja supertoll!“ Auf diese Idee hätte sie wirklich selbst kommen können. Der gute Ratgeber wird mit einem Wangenkuss belohnt.

Schnelle Schritte nähern sich: „Hab ich was verpasst?“ Clark, der vermisste Partner, steht vor ihnen und betrachtet mit Argusaugen die Szene. Bevor Lois antworten kann ertönt aus der Ferne ein Grollen mit unüberhörbarem Unmut: „Jimmyyy!“

„Au Backe! Der Chief!“ Der Gerufene enteilt in Richtung Chefbüro.

Hmm, …Partnerlook? Gute Idee. Aber Farmboy Clark und …Superman? Mal schauen! Ihn von oben bis unten fixierend geht sie um ihren Kollegen herum. Der betrachtet sichtlich verdutzt ihr seltsames Benehmen: „Lois, was soll das? Was tust du?“

Die ist mit ihrer Inspektion zufrieden. Ja, das ist annehmbar! Im engen Superman-Dress wird er eine gute Figur machen. Was sich unter dem schlechtsitzenden Jackett verbirgt, konnte sich absolut sehen lassen.

Und das Gesicht? Auch akzeptabel! Mit etwas Gel werden sich die Haare in die Frisur des Helden formen lassen. Und natürlich muss die Brille weg. Ja, das wird gehen!

„Kent, ich hab eine phantastische Idee für das Kostümfest. Wir gehen im Partnerlook! Ich als Supergirl, du als Superman. Wenn du die Brille abnimmst, ist sogar eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden!“

Bevor der konsternierte Partner etwas sagen oder eine abwehrende Handbewegung machen kann, reißt sie ihm die Brille herunter. Das Drama nimmt seinen Lauf:

Zuerst Überraschung! Dann Verwirrung! Atemloses Staunen! Letztendlich Erkenntnis! Gewissheit, in einem Schrei artikuliert: „…Nein! …Claaaark! Du bist S…!“

Gefangen (Romanze)
(Double-Drabble)

Jede Faser seines Körpers schrie um Hilfe. Grausame Schmerzen liefen pausenlos in Wellen über ihn hinweg. Weil er sich immer wieder an die grünglühenden Stäbe dieses Käfigs geworfen hatte. Vergeblich! Seine Lebenskraft wich von ihm wie die Luft aus einem porösen Reifen.

Aber noch schlimmer schmerzte die Vorstellung dessen, was weit über ihm geschah.
Eigentlich hätte er längst tot sein müssen, doch das Geschehen gab ihm eigenartigerweise etwas Auftrieb. Alles in ihm bäumte sich gegen diese Vorstellung auf.

Lois wollte Lex Luthor heiraten, jetzt, in diesen Minuten. Diesen Satan!

Während er verzweifelt nach einem Ausweg suchte, kam ihm eine Szene aus einem romantischen Liebesfilm in den Sinn: Ein junger Mann entriss seine Geliebte vor dem Traualtar ihrem Zukünftigen und flüchtete mit ihr. In Hochzeitskleid und Schleier.

Wenn er es doch dieser Romanze gleich tun könnte! Er musste hier raus! Unbedingt!

Entsetzt vernahm sein immer schwächer werdendes Supergehör den Hochzeitsmarsch. Jetzt würde Lois, von ihrem Vater geleitet, auf ihren Bräutigam zugehen und gleich die verhängnisvollen drei Wörter sprechen.

„Nein!“, schrie er zum x-ten Mal auf! „Lois! Bitte, sag nein!“ Er wollte doch mit ihr eine eigene, eine einzigartige Romanze erleben.

Denn sie gehörte zu ihm, …sie wusste es nur noch nicht.