Go to footer

The person you've called is temporarily not available (1/1)

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

The person you've called is temporarily not available (1/1)

Beitragvon Tahu » Di 16. Mär 2010, 16:21

Ein großes Dankeschön geht an Magss. Ohne sie wäre diese Story immer noch auf meiner Festplatte. Sie war eigentlich als Beitrag für den Ficathon Weihnachten 2008 gedacht. Aber sobald ich mich entschieden hatte doch zu schreiben, war die Zeit gegen mich. Danke für Deine Geduld und das wundervolle Beta, Magss. Du bist unbezahlbar. Auch wenn ich für Weihnachten 2009 zu spät bin...


Disclaimer: Die Charaktere gehören mir nicht und ich verdiene auch kein Geld damit. Ich schreibe nur zum Spaß.



The person you’ve called is temporarily not available…

“Last Christmas I gave youuuuuu my heart” tönte es von der Bühne und Ralph grölte fröhlich mit, völlig unbeeindruckt von seinen Kollegen die nur ungläubig mit dem Kopf schüttelten. „But the very next day you gave it away.“ Wild fuchtelnd deutete er auf mehrere Kolleginnen, die peinlich berührt nach unten blickten. Auch als der Song endete, amüsierten sich alle noch über diesen typischen Ralph-Auftritt, wieder ein Versuch Aufmerksamkeit zu erregen. Das war ihm wirklich gelungen, aber nicht im positiven Sinne. Am Ende des Liedes hatte Ralph sogar Zuckerstangen in die Menge geworfen, aber auch das würde ihm nie zu Fanruhm verhelfen. Es wurde nur mit einem milden Lächeln seiner Kollegen belohnt, die sich wieder ihren Gesprächen widmeten und froh waren, dass der Spuk endlich vorbei war.

Die Weihnachtsparty des Daily Planets war im vollen Gange. Lois’ Kollegen unterhielten sich und feierten ausgelassen. Der Baum in der Mitte der Redaktion war festlich geschmückt und alle schienen vor Glück förmlich zu explodieren. Der Alkohol floss in Strömen und ein riesiges Buffet war am Ende des Raumes aufgebaut worden. Es gab Truthahn, riesige Berge mit Gemüse, Kartoffelgratin, diverse Salate und eine reiche Auswahl verschiedener Desserts. Lois ließ ihren Blick über den Saal schweifen, um die Eindrücke in sich aufzunehmen. Perry tanzte mit Alice auf der improvisierten Tanzfläche und Jimmy flirtete am Rand mit Angela. Ralph hatte sich nach seinem Auftritt zu seinen Kollegen gestellt und prahlte, ohne zu merken, dass sie ihm nur halb zuhörten und im Eierpunsch rührten. Nur Lois selbst stand etwas abseits. Wie sehr sie Weihnachten an sich verabscheute, doch dieses Jahr hatte sie sich das erste Mal auf Weihnachten gefreut. Ein Gefühl, was für Lois neu und unergründet war.

Sie hatte Clark wieder und das war das Wunder schlechthin. Etwas was sie nie für möglich gehalten hatte. Er war von den Toten zurückgekehrt. Zurück zu ihr. Sie hatte ihren Partner wieder, ihren besten Freund und so viel mehr. Wie gerne hätte sie auch Weihnachten mit ihm verbracht, nur um sich zu versichern, dass er wirklich wieder da war. Sie wollte einfach sicher sein, dass, das alles kein Traum war aus dem sie aufwachte, nur um dann festzustellen, dass Clark in dieser Nacht wirklich gestorben war. In der letzten Zeit war Clark für sie mehr als nur ein guter Freund, doch sie hatte Angst vor dem Ungewissen, Angst verletzt zu werden.

Clark hatte sich vorhin auf zum Flughafen gemacht. Er verbrachte Weihnachten mit seinen Eltern in Smallville und sie blieb alleine auf der Daily Planet Party. Zuvor hatten sie noch ausgelassen zusammen getanzt und gelacht. Es war fast so als hätte es diesen einen Abend im illegalen Club von George der Locke nie gegeben, als hätte die Kugel, die eigentlich für sie bestimmt gewesen war, nicht Clark getroffen. Fast so als wäre Clark nicht leblos vor ihren Augen zu Boden gesunken. Lois wollte einfach nicht mehr ohne Clark sein, denn sie hatte ihn ja eben erst wiederbekommen. Und trotz allem war er nach Smallville geflogen, denn sie hatte sich nicht getraut etwas zu sagen. Ihm zu sagen, dass sie Weihnachten gerne mit ihm verbracht hätte und dass er für sie mehr war als nur ein Freund.

Als sie ihm das letzte Mal ihre Gefühle offenbaren wollte, war er vor Erschöpfung eingeschlafen und sie hatte ihren unvorbereiteten Ausbruch auf den Schock geschoben genauso wie seine ausbleibende Reaktion. Clark wäre heute geblieben, hätte sie auch nur ein Wort gesagt, da war Lois sich sicher. Aber er hatte sich so auf Smallville und Weihnachten gefreut und sie hatte kein Recht dazu ihm das zu nehmen.

Wütend griff sie nach einem Glas Rotwein, welches verdächtig nach Gewürznelken und Zimt roch. Eine Gedanke schoss ihr plötzlich durch den Kopf, sie musste hier weg. Aber wie konnte sie sich von der Party verabschieden ohne aufzufallen? Clark hatte das mit Smallville lange vorher geplant gehabt und hatte sich Weihnachten in der Redaktion frei genommen. Da es nicht so viele Flüge in seine Heimatstadt gab, hatte er sich vorzeitig von der Party verabschieden können. Lois hingegen hatte es vorgezogen zu arbeiten, zwar nicht die gesamten Weihnachtstage, aber einen Teil davon. Die Redaktion musste immerhin besetzt sein. Sie setzte traurig das Glas an und trank es mit einem Schluck aus. Morgen war schon Weihnachten und sie wäre wieder einmal alleine. Wieder einmal. Lois hatte Clark in dem Glauben gelassen, dass sie mit ihrer Familie feierte. Und nun war sie alleine. Ganz alleine.

Auf dem Weg zur Garderobe genehmigte sie sich noch ein Gläschen, plauderte hier und da noch mit ein paar Kollegen und schlich sich dann ungesehen heraus. Als sie durch die Drehtür vor den Planet trat und die kalte Nachtluft sie umgab, spürte sie den Alkohol in ihren Beinen. Sie fühlten sich schwer, aber der Rest ihres Körpers fühlte sich leicht und gelöst an. Sie hörte leise Musik in ihrem Kopf und dachte an den Tanz mit Clark und seinen Geruch. Die Wärme, die sie umgeben hatte, wo seine Hand auf ihrem Rücken gelegen hatte. Als die Musik langsamer wurde, hatte Lois sich unauffällig näher an Clark gekuschelt und er hatte seinen Arm enger um ihre Taille gelegt. Sie hatte sich umsorgt, sicher und lebendig gefühlt. Clark und sie hatten eine zweite Chance bekommen und doch hatte Lois es ihm nicht gesagt. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie ihn liebte. Sie hatte panische Angst, Angst davor die Freundschaft zu zerstören. Angst sich zu verlieren und Angst, dass er sie gar nicht liebte. Er hatte sein Liebesgeständnis damals zurückgenommen, nach der Fast-Hochzeit mit Lex. Clark hatte ihr gesagt, dass er es nur gesagt hatte, um sie davon abzuhalten einen Fehler zu begehen.

„Einen Fehler, pah, Clark hätte mich zuerst reden lassen sollen! Dann wäre nun vielleicht alles ganz anders“ verwirrt und aufgebracht kuschelte sich Lois in ihren schwarzen Mantel. „Vielleicht wäre ich dann jetzt nicht alleine“ fügte sie traurig hinzu.

Der Schnee lag knöchelhoch und die Scheiben der Fenster waren gefroren. Fröstelnd zog Lois ihren Mantel enger um sich und beschloss sich ein Taxi zu nehmen, um schnell wieder ins Warme zu kommen. Das Bedürfnis nach einem schönen Gläschen Rotwein und dicken Wollsocken übermannte sie. In ihrem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. „Lois, reiß dich zusammen!“ fauchte sie leise, „Niemand kann dir die Angst nehmen! Und verdammt er lebt, das ist alles was zählt“.

Gott sei Dank riss das heranfahrende Taxi sie aus ihren Gedanken und für geschlagene zehn Minuten wurde sie mit Weihnachtsmusik gequält. Das Christmas-Rock-Medley. Allein der Name war schon grausam, aber Jingle Bells in Rapversion war die Krönung der ganzen Fahrerei. Lois war wirklich froh als sie endlich auf dem Bürgersteig vor ihrem Gebäude stand. Das Taxi fuhr mit lautem „Have yourself a merry little christmas“ davon und Lois wünschte den Fahrer samt Auto zur Hölle. Es erinnerte sie nur wieder an ihre traurige Situation.

Sie atmete zweimal tief durch und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Scheinbar hatte es, während sie auf der Party war, geregnet, denn vor ihrer Eingangstür hatte sich eine schöne spiegelglatte Fläche gebildet und Schuhe mit Absätzen waren in dieser Situation einfach nicht empfehlenswert. Sie fühlte sich wie Bambi bei den ersten Gehversuchen. Nachdem sie dachte die Balance gefunden zu haben, rutschte der erste Fuß weg. Wild ruderte sie mit den Armen, so dass ihre Handtasche im hohen Bogen auf die Treppe flog. Gerade als sie sich glaubte gefangen zu haben, rutschte der zweite hochhackige Schuh weg und Lois verlor endgültig das Gleichgewicht. In dieser einen Sekunde sah sie von oben auf sich herab wie sie fiel und konnte nichts mehr daran ändern. Unsanft landete sie mit den Füßen nach oben auf ihrem Po. Es sah weder galant aus noch fühlte es sich so an. Ihre Hände federten den Aufprall zwar ab, aber die Kälte schoss sofort durch alle Glieder und Tränen der Wut liefen Lois über die Wangen. „Na toll, ich hasse Weihnachten. Wer braucht das schon?“ schoss es wutentbrannt aus ihr heraus.

Grummelnd und sich den schmerzenden Hintern reibend, versuchte Lois sich aufzuraffen. Sie krabbelte eher als dass sie aufstehen konnte, aber die Strumpfhose war nun eh ruiniert und der Rock verschwand bis zur nächsten Party im Schrank, also nichts für ungut. An der Treppe angekommen, sammelte sie ihre Tasche auf und stellte fest, dass die Treppe gestreut worden war, aber ein intelligenter Mensch wohl den Gehsteig vergessen hatte. „Männer!“ Die Finger wurden so langsam steif von der Kälte und die Mission ‚Finde den Schlüssel’ entwickelte sich zur Lebensaufgabe. Es kam Lois wie eine Ewigkeit vor bevor sie endlich den Schlüssel im Schloss stecken hatte und die Haustür aufschloss.

Ihr Po schmerzte und die fünf Stockwerke kamen ihr endlos vor. Sobald sie ihre Haustür hinter sich zugeschlossen hatte, gab es nur noch eine Lösung. Raus aus den Schuhen, raus aus den Klamotten und noch ein Gläschen Wein zur Entspannung. Ihre Couch kam ihr auf einmal wie das Paradies vor. Keine Weihnachtsmusik, kein Weihnachtsschmuck, nicht mal ein Baum zierte das Lane Apartment. Sie hatte sich zwar auf Weihnachten gefreut, aber nicht auf das ganze Konsumverhalten. Lois wollte einfach nur mit Clark zusammen sein. „Clark“ seufzte Lois.

Langsam tappte sie in ihr Schlafzimmer. Die Schuhe verlor sie schon auf dem Weg dorthin und auch Teile der Bluse waren aufgeknöpft bevor sie in ihrem Schlafzimmer ankam. Der Mantel war schon nach dem Aufschließen der Tür mit der Handtasche über einem der Sessel entsorgt worden. Sie wollte nur noch raus aus ihrer Kleidung und rein in ihr übergroßes Lieblingssweatshirt und eine weiche Nikkihose. Dicke Socken und Wärme war alles was ihre geschundene Seele und ihr schmerzender Körper wollten und allem voran Alkohol und Vergessen.

Auf dem Rückweg zu ihrer Couch schnappte sie sich eine Flasche Rotwein, ein Glas und einen Korkenzieher. Nur eine Lampe in der Nähe des Aquariums erhellte die Wohnung. Entnervt ließ sie sich auf der Couch nieder, stellte das Glas ab und entkorkte die Flasche. Nachdem sie eingeschenkt hatte, zog sie eine Wolldecke zu sich, die über der Couch lag und kuschelte sich darin ein. Als der erste Tropfen Alkohol ihre Kehle herunter rang, spürte sie noch die Traurigkeit und Einsamkeit. Nach dem ersten Glas wurde sie etwas gelöster und streckte die Füße von sich. Nach dem zweiten Glas lag die Decke vergessen auf dem Boden und Lois kicherte vor sich hin.

„Hi, hi, Clark fliiiiegt nach Smallville und lässt Lois alleeeeine. Arme Lois. Hihi. Upps.“ Das Weinglas schwankte verdächtig und auch in ihrem Kopf drehte es sich etwas. „Macht nichts *hicks*, darauf trinken wir. Na gut, nuuuur ich“ lallte sie und es klang wie ein Echo in der einsamen Wohnung.

Nach dem dritten Glas wurde die Sehnsucht nach Clark immer größer und sie griff taumelnd zu ihrer Handtasche. Das Glas stellte sie sicherheitshalber vorher auf den Tisch und krabbelte über ihre Couch. Die Handtasche teilte das gleiche Schicksal wie Lois zuvor und fiel unsanft und krachend zu Boden. Und wie Handtaschen es so an sich hatten, verteilte sie den kompletten Inhalt auf dem Wohnzimmerboden. Ein Lippenstift rollte unter die Couch, die Taschentücher schlitterten Richtung Aquarium und Lois schaute fasziniert zu wie ihre Habseligkeiten auf dem Boden lagen, nur das Handy war beim besten Willen nicht zu finden.

„Haaandy, wo bist du? Klingel für miich. Oh maaaan, das gibt’s doch nicht“ lallte Lois und lehnte sich weiter über ihre Couch, um darunter zu schauen. „Ah, da bist du ja. Böses Haaandy.“ Erleichtert schaute Lois auf ihr Handy und drückte nach mehreren Anläufen erfolgreich Kurzwahltaste zwei und wartete auf das Klingeln.

Am anderen Ende hörte sie nur die Worte einer Frau „The person you’ve called is temporarily not available. Drücken Sie die Taste eins um eine Nachricht zu hinterlassen.“

„Eins, eins ich will die eins. Verdammt“ fluchend versuchte Lois die Taste zu erwischen.

„Sie können eine Nachricht hinterlassen nach dem Beep“ ertönte die Stimme der Frau aus dem Handy.

„Claaark, Claark, bist du daaa? Willst du nicht mit mir spreeeechen? Ich weiß es jetzt, jaaaaa, ich weiß es. Laaange gedauert, aber ich bin nun schlaaaau und blaaau. *hicks* verdammt das war die falsche Taaaaste. Bist du noch daaa? Na egal, du bist ja in Smalllllville. Hihi. *hicks* Hast du gehört, ich weiß es jetzt. Genaaaau.“ Das Handy fiel krachend zu Boden und Lois griff wieder zu ihrem Weinglas.

„Die maximale Aufnahmezeit ist beendet. Bitte versuchen sie es später noch einmal“ ertönte noch einmal die Stimme aus dem Handy, aber Lois hatte nur noch Augen für ihren Wein.

+++++

„Hey Clark, endlich bist du da“ rief Martha erfreut als sie auf die Veranda trat und zog ihren Jungen sanft an sich. Dass er sie um einiges überragte, schien in diesem Moment keine Rolle zu spielen. „Wie geht es dir?“ fragte sie zärtlich.

„Komm erst einmal in die gute Stube, Clark“ und auch sein Vater zog seinen Sohn in seine Arme. „Sonst lässt du die Kälte rein“ grinste er Clark an.

Es fühlte sich gut an nach Hause zu kommen, nach dem Stress der letzten Wochen. Durch den Raum zog ein Geruch von Zimtsternen und Gewürznelken. Es fühlte sich an wie Kindheit. Das Weihnachtsgefühl breitete sich in Clark aus und er lief voller Vorfreude nach oben und brachte seine Tasche in sein altes Zimmer. Dann kam er beschwingt wieder in die Küche, wo seine Eltern schon auf ihn warteten.

„Wie geht es Lois, Clark? Hat sie deine Auferstehung gut verkraftet?“ fragte Martha, während sie am Herd hantierte.

„Hm, hm“ kam nur von Clark als Martha sich irritiert herumdrehte. Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Clark hatte den gesamten Mund voll mit Puderzucker, da er mehrere Plätzchen auf einmal in den Mund geschoben hatte.

„Wie früher, es hat sich also nichts verändert, gar nichts“ lachend drehte Martha sich wieder um und rührte in einem großen Topf, der verlockenden Duft nach Braten und Klößen verströmte. Jonathan stellte sich neben sie und strich ihr sanft über die Wange.

„Du kennst doch unseren Jungen, ein Süßschnabel. Also Clark, wie geht es Lois? Und ein Tipp unter Freunden, erst schlucken, dann reden.“ Er ließ sich langsam auf dem Stuhl gegenüber von Clark nieder und beobachtete ihn aufmerksam.

„Ha ha, Dad, Lois geht es recht gut. Sie hat Clarks ‚Wiedergeburt’ gut aufgenommen und wir haben seitdem sehr viel Zeit miteinander verbracht.“ Clark wischte sich die Krümel aus dem Gesicht und griff nach einem weiteren Plätzchen. „Mum, die sind köstlich. Lois ist na ja, sie ist eben Lois. Sie hält mich immer noch auf Distanz und vor Weihnachten ist es auch immer sehr stressig. Lois verbringt Weihnachten mit ihrer Familie.“ Er griff nach dem Glas Milch, welches ihm Martha hingestellt hatte. „Vielleicht haben wir eine Chance im neuen Jahr“ sagte er sanft. „Erzählt, was gibt es hier neues?“ versuchte er das Thema zu wechseln.

„Anderson aus dem Gemischtwarenladen ist letzte Woche vom Pferd gefallen und nun muss George die ganze Arbeit alleine machen. Und das in der Weihnachtszeit.“ Martha ließ sich auf dem Stuhl in der Mitte ihrer Jungs nieder. „Und Jane Kinsky hat ihr erstes Kind bekommen, die müsstest du aus der Schule kennen. Sie ist mit Kirk Sowieso verheiratet“ plauderte Martha vor sich hin.

Ein Piepton durchbrach die Stille und Clark griff in seine Tasche und starrte auf sein Handy. Eine Kurznachricht informierte ihn über eine Nachricht auf der Mailbox.

„Eine Nachricht. Ich höre sie mal schnell ab.“ Clark hielt sich das Handy ans Ohr und grinste seine Mutter an.

Martha schenkte Jonathan ein wissendes Lächeln und formte das Wort ‚Lois’ mit den Lippen. Jonathan nickte eifrig und legte seine Hand auf die seiner Frau. Beide beobachteten Clark.

Clark traute seinen Ohren nicht. Es war Lois und sie schien betrunken zu sein. „Claaark, Claark, bist du daaa? Willst du nicht mit mir spreeeechen?“ Als er sie zuvor auf der Party widerwillig zurückgelassen hat, hatte sie einen vergnügten Eindruck gemacht. Irritiert schüttelte er seinen Kopf. Doch der nächste Satz ließ ihm das Blut ihn den Adern gefrieren. „Ich weiß es jetzt, jaaaaa, ich weiß es.“ Sie wusste es. Wie konnte das passiert sein? Sie wusste wer er war oder was anderes und das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Und warum war sie betrunken?

Das Handy sank auf den Tisch und Clark blinkte starr gerade aus. Bevor seine Eltern die Möglichkeit hatten etwas zu sagen, sprang er panisch auf.

„Muss nach Metropolis. Lois weiß es. Meld mich bei…“. Die Worte sprudelten aus ihm heraus und bevor er den Satz beendete, hörte man schon den Knall, der seinen Abflug verkündete.

Martha und Jonathan blickten sich verwundert an. „Na, das war im wahrsten Sinne des Wortes ein Kurzbesuch.“ Jonathan griff noch mal nach den Plätzchen.

„Kinder!“ Martha schüttelte belustigt den Kopf, stand auf und rührte weiter in ihrem Topf. „Bleibt mehr für uns.“

+++++

Lois blickte irritiert zur Tür. Es hatte geklopft oder hatte sie sich das nur eingebildet. Bewegte sich die Tür etwa, wenn sie sie anstarrte? Wie viel Zeit war vergangen seitdem sie Clark angerufen hatte? Eine Stunde oder mehr? Ein Glas Wein? Oder hatte sie noch mehr getrunken? Wenn sie richtig gezählt hatte, waren es nun fünf Gläser mit den zweien auf der Party. Sie fühlte sich wie in Watte. Alles war irgendwie flauschig.

Da war es wieder, das penetrante Klopfen, was ihre Stille durchbrach.

„Jaaa, isch kommme.“ Vorsichtig versuchte sie aufzustehen. Die ersten Schritte fielen ihr schwer, die Beine fühlten sich an wie Blei und der Boden sah uneben aus. Aber nachdem sie sich auf die Tür konzentrierte, ging es doch überraschend gut. Hatte sie etwa doch nicht soviel getrunken?

An der Tür angekommen, hatte sie Mühe die einzelnen Schlösser zu öffnen. Die Schlösser schienen sich zu bewegen, wollten sie etwa vor ihr flüchten? Aber es gelang ihr mit etwas Aufwand und sie atmete erleichtert aus.

„Clark, waaas machss dudennnn hier?“ fragte Lois mehr als überrascht.

„Flugzeug… Schnee…. Deine Nachricht, da bin ich hergekommen.“ Seine Stimme klang sanft mit einer Mischung aus Sorge. Verlegen stand er in der Türschwelle, nicht sicher ob er hereinkommen sollte oder nicht. Scheinbar hatte er sich fürs Eintreten entschieden, denn er kam auf Lois zu und schloss die Tür.

Lois lehnte sich an ihn und versuchte ihn unsicher zu umarmen. Er drückte sie an sich und strich durch ihre Haare.

„Du weißt es also? Wie hast du es herausgefunden?“ fragte Clark unsicher.

Sie löste sich von ihm. „Indemmmm ich drüber nachged…nachdeg… nachge -da -cht hab. Wie viel du miiir bedeutest *hicks*. Wie deeeennsons?“ sagte sie ungläubig und schüttelte den Kopf während sie langsam zur Couch zurückging.

„Und bist du sehr sauer auf mich?“ fragte Clark kleinlaut und folgte Lois zur Couch.

„Warumm meinste isch bin sauer? Häh?“ Unsanft ließ Lois sich auf die Couch fallen und zog die Decke wieder über sich.

„Na ja, ich dachte, dass du sauer bist, wenn du erfährst, dass ich Superman bin. Wo wir dann zu dem Punkt kommen, wie hast du es erfahren?“ Langsam ließ er sich auf die Couch sinken und seine Stimme verlor das Zittern.

„Du bist Subbermänne? Von was träumste sonst noch? Clark alsoooo ährlich. Glaubst du, glaubst du auch *hicks* noch dass du fliegen kannst?!“ Lois war unterdessen komplett unter der Decke verschwunden und hielt sich vor Lachen den Bauch.

Clark starrte sie nur entsetzt an. „Lois, was weißt du genau noch mal?“ fragte er nun völlig verunsichert.

„Willste auch Eierlikör?“ lallte Lois lachend.

„Eierlikör, das meinst du nun aber nicht ernst oder?“ fragte Clark entsetzt. „Lois, wir müssen dringend reden.“

„Reden, boah, wie langweilig. Lassuns tanzen, upps, alles dreht sich.“ Kichernd wie ein kleines Kind drehte Lois ihr Gesicht zu Clark, der sie entnervt ansah. „Wadde mal, so siehstdu doch irgendwie aus wie Sabbermän.“

„Lois, hör mir zu. Wir sollten dringend reden, soll ich Kaffee kochen? Ich glaube du brauchst jetzt Kaffee.“ Nervös fuhr er sich durch die Haare und sah sie ängstlich an. „Ich könnte jetzt auf alle Fälle einen gebrauchen.“ Und schon begab er sich auf den Weg zur Küche.

„Claark, lauf nisch weg. Wolltest doch reden.“ Etwas unsicher stand sie auf und versuchte Clark zu folgen. In der Küche angekommen sah sie Clark auf eine Tasse starren, seine Brille war etwa bis zur Hälfte seiner Nase geschoben und Dampf stieg auf. Und im nächsten Atemzug machte es Klick in ihrem Kopf. Es war logisch und irgendwie auch wieder nicht. Der Rausch ließ für eine kurze Sekunde nach und sie sah klar.

„Duuu bist Supermän?“ schrie Lois entsetzt. „Das glaubbe ich jetzt nüsch.“ Und sie sackte in sich zusammen und saß wie ein Häufchen Elend auf den kalten Küchenfliesen. „Supermän, mein Partner? Isch bin so blindd.“

„Du wusstest es also wirklich nicht?“ Seine Stimme war kaum noch zu vernehmen als er auf sie zukam. Schockiert blickte Clark Lois an. „Willst du dich nicht lieber wieder aufs Sofa setzen?“ fragte er vorsichtig und griff nach ihrem Arm.

„Isch will nisch, ich sitze gud. Faass misch ja nisch an.“ Lois senkte wütend den Blick. „Du bist echt das Letzte“ zischte sie. „Isch hap um disch getrauert. Isch dachte du wärst tot. Tot Clark.“ Tränen liefen über ihr Gesicht.

Clark setzte sich neben sie. Er war bedacht auf etwas Abstand und stellte eine Tasse mit dampfenden Kaffee neben sie und eine weitere neben sich. „Was hätte ich tun sollen? Allen sagen, dass Clark zwar erschossen wurde, aber nicht wirklich tot ist? Lois, ich war geschockt.“ Er spielte unruhig mit den Händen. „Ich bin an diesem Tag gestorben. Keine Ausrede der Welt hätte Clark wieder lebendig machen können.“ Die Verzweiflung in seiner Stimme war deutlich zu hören.

„Duuu hättest äs mir sagen können, mir, Lois. Wir waaren Freunde. Verdaaaammt“ Lois griff langsam nach der Tasse und führte sie unsicher in Richtung Lippen.

„Du hättest es verstanden?“ fragte er ungläubig. „Ich habe es ja selbst nicht verstanden. In dieser einen Sekunde, in der die Kugel mich traf, habe ich mich, Clark, verloren und war nur noch Superman. Ich konnte nie wieder einfach nur Clark sein, der Junge von Smallville. Dein bester Freund.“ Clark führte seine Tasse ebenfalls an seine Lippen und sah Lois traurig an. „Ich hätte nie mit dir … mit jemandem ausgehen können. Superman kann das nicht, er kann nicht heiraten oder mit jemanden zusammenziehen und als ich das begriff, bin ich geflüchtet.“ Er blickte zum Boden. „Ich hab mich verkrochen und krampfhaft nach einer Lösung gesucht“ sagte er traurig.

„Mir sin Partner und Freunde, oder? Isch hätte dir geholfe, egal wie.“ Zaghaft griff sie nach seiner Hand. Sie wollte nicht streiten, ihr fehlte jede Kraft. Ihr Kopf fiel auf seine Schulter als sie an ihn heranrückte. Sie wollte nur noch bei ihm sein. Spüren, dass sie ihn nicht verloren hatte. Die Müdigkeit kam so langsam durch und das Reden fiel ihr immer schwerer. Vielleicht würde sie heute mal ohne Alpträume schlafen, ohne wieder und wieder zu sehen, wie Clark vor ihren Augen erschossen wurde, wie er vor ihr zusammen sank und wie er von den Männern fortgebracht wurde. Clark und sie hatten viel zu viel Zeit mit streiten verbracht und die Zeit konnte so kurz sein. Das hatte sie in einer schmerzhaften Lektion erfahren müssen.

„Lois, es tut mir so unendlich leid. Ich wusste selbst nicht mehr weiter und danach ergab sich keine Gelegenheit mehr.“ Sanft strich er über ihr Haar und zog sie in seine Arme. Der Duft von Zimt und Rotwein stieg ihm in die Nase.

„Isch hatte so Angst. Du bist wegen mir ge ge-storben und ohne äs zu zu erfahren.“ Die letzten Tränen strömten unaufgefordert über ihre Wange und die Wärme, die Clark ausstrahlte, ließ sie langsam müde und schläfrig werden. Der Alkohol benebelte noch zusätzlich ihre Sinne. Alles fühlte sich schwerer an. „Clark, isch lübbe dich.“ Die Worte waren kaum noch zu verstehen.

„Du tust was?“ fragte Clark sanft und ungläubig zugleich. Vorsichtig schaute er Lois an, aber ihre Augen waren geschlossen und die letzten Tränen versiegt. Ihr Atem ging ganz ruhig und sie schlief seelenruhig mit dem Kopf an seiner Schulter und einer Hand auf seinem Bauch.

Lange nach ihrem Geständnis saß Clark noch immer auf den Fliesen mit Lois in seinen Armen und konnte es nicht fassen. Sie hatte es gesagt. Noch einmal. In der Nacht nach seiner Wiederauferstehung hatte Lois im Wagen schon etwas angedeutet, aber es war so leise gewesen, dass er nicht sicher war, ob es für seine Ohren bestimmt war. Sanft strich er ihr die Strähnen aus dem Gesicht. Hier saß er nun mit ihr und sie wirkte so zart und zerbrechlich, verletzbar, ganz anders als die Reporterin, die sie sonst war. Die Tränen hatten Spuren auf ihrer Haut hinterlassen und es schmerzte ihn, dass er dafür verantwortlich war. Auf der anderen Seite war es typisch Lois in dieser Situation einzuschlafen und Clark im Ungewissen zu lassen.

Vorsichtig zog er seine Brille aus. Er hatte nichts mehr zu verbergen. Die Frau in seinen Armen wusste nun alles von ihm, auch wenn sie sich vielleicht am nächsten Tag an nichts mehr erinnern konnte.

Er wollte diesmal alles richtig machen. Bedacht darauf sie nicht zu wecken, schob er langsam eine Hand unter ihre Beine und hob sie vorsichtig hoch. Ohne Krach zu machen, lief er in Richtung Schlafzimmer und legte Lois auf die Bettdecke. Er deckte sie mit einer Wolldecke zu, die auf dem Bett lag. Sie seufzte. Dann setzte er sich auf die andere Seite ihres Bettes und beobachtete wie sie schlief und im Schlaf vor sich hin murmelte. Clark musste lächeln, also auch im Schlaf ein Plappermaul.

In der Dunkelheit dachte er über seine Zukunft nach, aber eines war sicher, er würde nicht mehr weglaufen. Vielleicht hatte er eine neue Chance bekommen, auch wenn es nicht einfach werden würde. Mit diesen Gedanken schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die ruhigen Atemzüge der Frau, die für ihn die Welt bedeutete.

+++++

Clark wachte langsam auf. Er hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Vorsichtig öffnete er seine Augen und blickte in das verstörte Gesicht seiner Partnerin. Ihre müden Augen fixierten ihn und sie hielt seine Brille in ihrer Hand. Sofort war Clark hellwach und hörte nur ein entsetztes: „Oh mein Gott, es war also kein Traum!“



The End
Benutzeravatar
Tahu

I left behind a glass slipper and a businesscard in case the prince is really dumb - Lorelai Gilmore

Redakteur
Redakteur
 
Beiträge: 708
Registriert: Mi 24. Feb 2010, 20:50

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Lois & Clark

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste