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Mein Brief an Superman? (1/1)

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

Mein Brief an Superman? (1/1)

Beitragvon Tahu » Di 16. Mär 2010, 16:33

Danke an Magss für das wundervolle Beta, auch wenn sich zeittechnisch alles überschlagen hat. Und auch an Carola für die Tipps.

Disclaimer: Die Charaktere gehören mir nicht und ich verdiene auch kein Geld damit. Ich schreibe nur zum Spaß.

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Mein Brief an Superman?


“Superman rettet ein kleines Kind vorm Ertrinken – Exklusivinterview von Clark Kent“

Genervt schüttelte Lois den Kopf. ‚Wie hat er das nun schon wieder hinbekommen? Wie schafft er es nur immer wieder an Superman heranzukommen? Ich dachte, er wäre auch mein Freund?’ Frustriert biss Lois in ihren Schokoriegel, aber auch die Endorphine konnten ihre Laune nicht hochbringen. Clark war gestern fast den ganzen Tag unterwegs gewesen und sie hatte die Arbeit an der gemeinsamen Story alleine bewältigen müssen und dann hatte er scheinbar doch noch Zeit gehabt einen kleinen Kerth-Verdächtigen Artikel zu schreiben und vor Deadline an Perry zu senden. ‚Ahhhhh!’ am liebsten würde Lois ihn sich vorknöpfen. Clark musste doch einen besonderen Draht zu Superman haben, denn immer wieder tauchte Superman auf, nachdem Clark ihn suchen gegangen war. Immer wieder kam Clark mit Informationen von Superman an, obwohl Lois ihn schon seit zwei Wochen nicht von nahem gesehen hatte.

Sie hatte Superman schließlich als erstes entdeckt und so hatte sie gefälligst ein Recht auf die Exklusivinterviews. Er hatte sogar seinen Namen von ihr erhalten und doch waren die letzten Storys über Superman alle von Clark gewesen. Es erschien ihr so als würde Superman sie absichtlich meiden, dabei hatte er selbst gesagt, dass sie ihm wichtig war, eine gute Freundin. Pah, auf so etwas konnte sie wirklich pfeifen und auf ihren Partner gleich mit. Sollte er ihr noch mal unter die Augen treten, konnte er etwas erleben. Wo war er eigentlich schon wieder?

Sie ließ ihre Wut an ihren Notizen aus und schob sie von einer Seite des Tisches auf die andere. In ihrem Elan bemerkte sie zu spät die Kaffeetasse, die auf ihrem Tisch stand und als sie eingreifen wollte, war es zu spät und die schwarze Brühe ergoss sich über den Notizen der letzten Tage. Na toll! Schlimmer konnte es doch wirklich nicht kommen und als wäre das noch nicht genug, sah sie genau in diesem Moment aus dem Augenwinkel Clark die Rampe nach unten laufen. Der hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Hastig griff sie zu den Kleenex und versuchte zu retten, was noch zu retten war ohne ihre Würde gänzlich zu verlieren.

Clark kam direkt auf sie zu, lächelte sie an und reichte ihr eine Packung Taschentücher. „Kann ich dir behilflich sein, Partner?“ Das Wort Partner klang aus seinem Mund wie das Größte, als würde es ihm die Welt bedeuten, aber das konnte sie hier nicht täuschen.

„Partner? Partner? Wir sind keine Partner! Wo warst du gestern als ich dich brauchte?“ fauchte sie ihn an. Vorwurfsvoll warf sie die von Kaffee voll gesaugten Tücher in den Papierkorb.

„Dir auch einen schönen guten Morgen, Lois“ murmelte er verlegen und eher zu sich selbst „na das kann ja heiter werden.“

„Das habe ich gehört und es ist gar nicht lustig. Willst du vor der Besprechung mit Perry die Notizen von gestern lesen oder soll ich das auch alleine machen?“ Entnervt und ohne auf die Antwort zu warten, gab sie Clark die noch tropfenden Blätter in die Hand und stapfte in Richtung Damentoilette. Das Kinn reckte sie hoch in die Luft, sie konnte ihn auf keinen Fall ansehen. Clark durfte ihre Wut nicht bemerken, doch sicher konnte er den Rauch sehen, der ihr aus den Ohren kam, jedenfalls befürchtete sie das.

Irgendetwas musste sie sich überlegen, es musste doch eine Möglichkeit geben herauszufinden, wie Clark Superman kontaktierte. Sie war doch eine erstklassige Enthüllungsreporterin, die Beste und darauf auch noch stolz.

Superman hatte sicher einen Beeper und nur Clark hatte seine Nummer, dieser Verräter! Wo würde er diese Nummer aufbewahren? Auf der anderen Seite, es hatte noch nie irgendetwas vibriert oder geklingelt, wenn Superman in ihrer Nähe war und wo sollte er ihn überhaupt tragen? Sein Kostüm war ja doch sehr knapp bemessen. Ein Lächeln huschte über Lois Gesicht als sie an Supermans Körper dachte, aber sofort wurde der Gedanke von Clark überschattet. Clark musste Informationen haben, die sie nicht besaß und so etwas nannte sich Partner und Freund.

Clark hatte ihr sogar mal gesagt, dass er sie liebte. Gut, er hatte es wieder zurückgenommen, aber für einen kurzen Moment hatte sie ihm geglaubt. Er hatte sie sogar vor kurzem um ein Date gebeten, gut, es hatte dank einer Story nicht stattgefunden, aber sie hatten ein ‚Fast-erstes-Date’ gehabt. Sie auf der Couch liegend und Clark redlich um sie bemüht, aber trotz allem gab es etwas, was Clark wusste und sie nicht.

Es hatte sie viel Überwindung gekostet einem Date zu zustimmen, denn die Angst Clark zu verlieren war immer da. Clark war im letzten Jahr ihr bester Freund geworden und das war für Lois zu kostbar, um es aufs Spiel zu setzen. Die Gefühle gegenüber ihrem besten Freund wurden immer mächtiger und sie zu verdrängen immer schwieriger. Als er sie gefragt hatte, hatte sie zugestimmt, aber abends schon war der Mut vergangen. Nachdem das ‚Date’ kein Date war sondern ein Auftrag von Perry war Lois einerseits erleichtert, anderseits hatte sie einen wundervollen Abend mit Clark verbracht und sie würde es gerne wiederholen. Seit diesem Tag hatte aber weder sie noch Clark das Thema Date noch mal so richtig angesprochen, was eigentlich mehr als schade war.

Bis Lois bei der Damentoilette ankam, hatte sie noch weitere Theorien im Kopf und sie war wütender denn je. Vielleicht wusste Clark ja wo Superman wohnte und was er machte, wenn er nicht Leben rettete. Wo ging Superman in seiner Freizeit hin? Und was machte er dann? Traf Clark sich mit Superman, wenn er immer mit so einer blöden Ausrede verschwand? Vielleicht wohnte Superman ja bei Clark, das war’s, das war die Lösung. Das würde alles erklären. Clarks ständiges Verschwinden und Supermans immer saubere Outfits. Irgendwie musste sie das nur noch beweisen. Sie würde einfach ganz viel Zeit mit Clark verbringen müssen. Na ja, wenn sie so recht überlegte, war das nicht wirklich ein Opfer. Er könnte ja für sie kochen.

Auf der Damentoilette angekommen, überprüfte sie schnell ihr Make-up, atmete zweimal tief durch und setzte ihr schönstes Lächeln auf. Sie würde es rauskriegen, egal wie. Sie war ja schließlich Lois Lane!

Zurück an ihrem Tisch angekommen, an dem Clark die Notizen überflog, setzte sie sich auf die Tischkante. „Clark, was meinst du? Sind die Notizen so okay oder müssen wir daran noch arbeiten?“ flötete sie geradezu. Sie hoffte, dass ein wenig Süßholzraspeln genügen würde, um Clark dazu zu bringen zu kooperieren. Sie rutschte ein Stück näher an ihn heran und er blickte sie irritiert an. Der Saum ihres Rockes war etwas nach oben gerutscht, aber das würde sie hoffentlich in ihrer Mission unterstützen. Sie klimperte mit ihren Wimpern und sagte sanft „So bei einem Abendessen, nur du und ich. Wir könnten zusammen kochen, in deiner Wohnung. Oder besser du kochst und ich bringe den Nachtisch mit. Hmmm, was sagst du dazu?“ Sie lächelte ihn an und ihre Stimme war nur noch ein verführerisches Flüstern. „So um sieben Uhr?“

Lois sah wie er die Augenbraue nach oben zog und sie irritiert ansah, aber nach ein paar Sekunden huschte ein Lächeln über sein Gesicht und Lois erkannte, dass er angebissen hatte. „Okay, Lois um sieben Uhr bei mir.“ Das Lächeln deutete Lois als Freude.

Während Lois mit einem triumphierenden Lächeln zurück an ihren Schreibtisch ging, plante sie schon wo sie zuerst suchen würde, wenn sie in Clarks Apartment angekommen war. Sie musste ihn nur ablenken. Das Schlafzimmer und das Wohnzimmer sollten ihre erste Anlaufstelle sein. Dumm war nur, dass sie ja nicht wusste nach was sie suchen sollte. Nach einem weiteren Schlafzimmer? Nach Supermans Klamotten? Nach Details, die irgendwie auf eine Verbindung zu Superman schließen würden? Aha, sein privates Telefonbuch, falls Clark so etwas besaß und wenn, wo würde er es aufheben? Sie brauchte dringend einen Plan.

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Lois hatte lange überlegt, was sie anziehen sollte, aber hatte sich letztendlich für legere Kleidung entschieden, da sie nicht zuviel Aufmerksamkeit erregen wollte. Jeans und ein schickes T-Shirt mit einem dezenten Ausschnitt. Schließlich wollte sie Clark ja nicht auf dumme Gedanken bringen. Das Haar hatte sie mit Haarnadeln aus dem Gesicht gesteckt, so konnte es später nicht im Gesicht hängen und sie bei ihrer Mission behindern. Als sie pünktlich an Clarks Tür klopfte, schlug ihr Herz zum Zerspringen und sie hoffte, dass sie nicht zu sehr auffallen würde. Sie fühlte sich als würde sie etwas Verbotenes tun, dabei war Clark ja derjenige, der etwas Mieses getan hatte. Schließlich erzählte sie ihm fast alles, na gut, fast alles, aber ihre Quellen gab sie immer preis.

Sie hatte extra einen schokoladigen Nachtisch mitgebracht, schließlich beruhigte das ihre Nerven und sie konnte so besser denken.

Clark öffnete ihr die Tür und lächelte sie an. Sein Geruch war das erste, was Lois auffiel. Männlich und frisch. Sie setzte es auf die Liste zu schauen, was Clark für ein Duschgel benutzte. Er sah in Jeans und schwarzem Hemd einfach umwerfend aus und keine dieser grellen Krawatten zierte seine Brust. Ein toller Fortschritt. Er nahm ihr die Tüte ab und umarmte sie zur Begrüßung. Bei der Berührung durchzuckte es Lois und ihr Herz tanzte Tango. ‚Lois, lass dich jetzt nicht ablenken, du hast eine Mission!’ schoss es ihr sofort durch den Kopf.

„Hey Lois, schön dass du da bist. Ich hoffe, dir geht es gut.“ Sanft löste sich Clark wieder aus der Umarmung und Lois spürte den Verlust nicht nur körperlich.

„Ja danke, Clark, oh was riecht hier so gut?“ Ohne weiter auf ihn zu achten, lief sie in Richtung Küche.

Er hatte Pasta gekocht mit frischem Basilikum. Sofort lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Der Esstisch war wunderschön gedeckt. Er hatte sich richtig Mühe gegeben, aber auch das würde Lois Lane oder besser Sherlock Lane nicht von ihrer Mission abhalten. Sie würde herausbekommen wie Clark und Superman zueinander standen und wie er ihr immer wieder die besten Storys abluchste. Schließlich war sie doch Mad Dog Lane.

„Lois, das Essen ist gleich fertig, setz dich doch schon mal an den Tisch. Du kannst uns auch schon ein Glas Wein einschenken, wenn du möchtest“ sagte er freundlich. Clark war schon wieder auf dem Weg in die Küche. „Ich stelle deinen Nachtisch kalt, ist sicher die Mousse au chocolat von Luis’?“

„Woher weißt du das? Ich hab extra eine andere Tüte genommen?“ Grummelnd schenkte sie zwei Gläser ihres Lieblingsrotwein ein. Clark hatte wirklich an alles gedacht. Candlelight-Dinner für zwei. Leise Musik im Hintergrund. Sogar Kerzen schmückten den Tisch.

Lois setzte sich und musterte ihre Umgebung. Würde Superman wirklich in so einer Wohnung wohnen? Sie hatte es sich irgendwie anders vorgestellt, bunter, viel bunter und heldenhafter? Die Einrichtung hier war so … Clark. Die vielen Bücher, die Bilder seiner Eltern, die Bilder von ihr. Alles war so bekannt und gemütlich. Sie stand noch mal auf und ging auf das Bücherregal zu, wo sich mehrere Fotos befanden. Eines zeigte Clark mit seinen Eltern, auf einem waren sie und Clark bei der Verleihung des Kerth, ein weiteres zeigte Clark als Kind mit seinen Eltern und daneben stand noch ein einzelnes Bild von ihr. Sie wusste gar nicht, dass Clark dieses Foto besaß. Es war ein Bild was Jimmy von ihr gemacht hatte, nachdem Clark und sie ihre erste gemeinsame Story veröffentlicht hatten. Er schien es von Jimmy bekommen zu haben. Stolz hatte sie auf den Artikel gezeigt. Aber egal wohin Lois nun blickte, nirgendwo stand ein Foto von Superman. Sie waren doch auch Freunde? Clark bekam Interviews und hatte nicht mal ein Foto? Sogar sie hatte ein Foto von Superman, in ihrer Brieftasche, so dass sie es jederzeit sehen konnte.

„Lois, willst du dich nicht schon mal setzen?“ Sie zuckte erschrocken zusammen. Clark war ihr scheinbar unauffällig gefolgt und stand auf einmal hinter ihr.

„Oh, das riecht aber wirklich lecker. Du verwöhnst mich.“ schnurrte Lois.

„Du machst mich ganz verlegen. Hast du die Notizen mitgebracht?“ Leichte Röte überzog Clarks Gesicht und Lois konnte nicht anders als zu kichern.

„Lass uns erst einmal essen, dann reden wir über den Job.“ ‚Habe ich das gerade wirklich laut gesagt? Seit wann kam Privates vor dem Job? Lady, du solltest deine Prioritäten überdenken.’ Lois schüttelte den Kopf „Kann ich mir vorher im Bad noch mal die Hände waschen?“ Süß lächelte sie ihn an und stolzierte in Richtung Bad.

„Klar, lass dir Zeit, ich stell dann schon mal alles auf den Tisch.“ Lois hörte Clarks Stimme nur noch gedämpft und als sie sich sicher war, dass er sie nicht mehr beachtete, huschte sie in sein Schlafzimmer.

Leise schlich sie zu dem großen Kleiderschrank, öffnete vorsichtig die erste Schublade. Sie hatte schon hunderte Storys geschrieben, bei denen sie schnüffeln musste, aber noch nie zuvor hatte sie sich dabei so unwohl gefühlt. In der ersten Schublade befanden sich nur Socken. Enttäuscht schob sie sie wieder zu. Dann öffnete sie eine Schranktür und zum Vorschein kam ein Vorrat an bunten Krawatten, dass wahrscheinlich ein Clown neidisch geworden wäre. Dahinter hingen seine Hemden und Hosen. Nichts außergewöhnliches, von den Krawatten mal ganz abgesehen. In der nächsten Schublade befanden sich Boxershorts und Slips. Lois errötete und schloss diese auch ganz zaghaft wieder. Nun gut, sie hatte nichts Ungewöhnliches gefunden, aber sie konnte den Schrank auf ihrer imaginären Liste abhaken.

Es war jetzt Zeit schnell ins Bad zu gehen, bevor Clark Verdacht schöpfte. Zügig wusch sie sich die Hände und schlich zurück zum gedeckten Tisch. Würde er ihr ansehen, dass sie in seiner Unterwäsche gewühlt hatte? Und er war doch eher ein Slip-Typ, nicht dass sie oft darüber nachgedacht hatte.

„Genau rechtzeitig, Lois. Das Essen ist serviert. Bon Appetit.“ Clark lächelte sie an und für ein paar Sekunden verlor sie sich in seinen Augen und ihre Mission war vergessen.

„Danke, Clark, dir auch. Vielleicht kannst du mir ja dabei erzählen, wann du Superman gestern getroffen hast.“ Lois lächelte ihm zu und drehte fröhlich ein paar Spaghetti auf ihre Gabel. Als sie diese zum Mund führte, schaute sie Clark in die Augen, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass ein paar wunderschöne schokobraune Augen ihr entgegenblicken würden. Die Gabel mit den Spaghetti hing vergessen in der Luft. Sekunde um Sekunde verging.

„Ach, Superman tja ihn habe ich zufällig unten an den Docks getroffen“ fing Clark unsicher an. Er machte sich an den Kerzen zu schaffen und Lois musste darüber lächeln. Manchmal war er immer noch der Farmjunge aus Smallville, unschuldig und naiv. „Ich war am Hafen und … und wollte eine Quelle treffen als ich die Rettungsfahrzeuge sah. Und da kam gerade Superman.“ Jetzt lächelte er Lois an.

Warum hatte sie das Gefühl, dass an dieser Story etwas faul war? Es juckte in ihrem kleinen Finger. Clark war wirklich so ein schlechter Lügner. Nun ja, sie würde schon noch dahinter kommen. Das herrliche Essen würde sie sich davon auf jeden Fall nicht ruinieren lassen. Sie wollte, dass er sich in Sicherheit wog bevor sie zum nächsten Angriff überging.

Die Spaghetti schmeckten herrlich, schön al dente und die Soße mit Basilikum war ein Traum. So stellte sie sich Spaghetti in Italien vor. Fruchtige Tomaten und frische Gewürze. Alles schmeckte intensiver.

„Clark, das Essen ist einfach köstlich. Du verwöhnst mich.“ Sie blinzelte ihm zu und erhob ihr Weinglas, um ihm zuzuprosten. Als sie ihr Glas zurückstellte, berührten wie durch Zufall ihre Fingerspitzen seine Hand und sie zog sie schnell zurück als ein Blitz durch ihren Körper jagte. Die leise Musik im Hintergrund lullte Lois ein, ein Gefühl wie ein Sommertag mit zwitschernden Vögeln. Was war nur mit ihr los? Ein kleines Candlelight-Dinner und schon setzte ihr Verstand aus? Fehlte nur noch, dass sie Geigen in ihrem Kopf hörte? ‚Lois Lane, reiß dich zusammen!’ dachte sie verwirrt. Das passierte ihr in letzter Zeit öfter, was war nur in sie gefahren?

„Möchtest du noch etwas Wein, Lois? Es freut mich, dass es dir schmeckt. Das sollten wir viel öfter machen.“ Liebevoll sah er Lois an und seine Stimme war sanft, fast wie eine zärtliche Berührung. „Ein wenig Zeit außerhalb des Planets.“

„Du meinst wie ein Date?“ flüsterte Lois. Wieso kam ihr auf einmal das Wort Date in den Kopf? ‚Date’ hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Seit ihrem ‚Fast-Date’ hing es eh immer zwischen ihnen und keiner von Beiden schien sich zu trauen den nächsten Schritt zu gehen.

„Möchtest du denn, dass es ein Date ist, Lois?“ Auch Clarks Stimme war nur noch ein Flüstern. Die Spannung zwischen den Beiden wurde für Lois so greifbar, dass jedes Wort zuviel war. Alles was sie jetzt sagte, würde ihre Beziehung, Freundschaft und Partnerschaft für immer verändern. Es hatte als harmloses Geplänkel angefangen und nun war das Wort ‚Date’ gefallen. Es war soviel mehr als nur ein Wort.

„Ich weiß … nicht, Clark. Ein wenig schnell. Ich meine, wir sind doch beste Freunde… Hast du Eis im Haus?“ Lois Stimme überschlug sich fast vor Hektik und ihr Herz pochte so laut, dass es in ihren Ohren dröhnte. Sie brauchte Zeit und zwar ganz schnell. Sie wollte nur ein paar Minuten für sich allein.

„Eis? Du willst jetzt Eis?“ Enttäuschung war aus Clarks Stimme zu vernehmen und Lois Herz bekam einen Stich. Sie musste erst herausfinden, was es mit Clark und Superman auf sich hatte bevor sie über ein Date mit Clark nachdenken konnte. Sie war immer noch etwas sauer, dass er wieder mal eine Titelstory bekommen hatte und die Reporterin in ihr war auf Standby. „Ich werde schnell welches holen gehen, Lois. Schokoladeneis?“ Clarks Stimme drang gedämpft an ihr Ohr und sie nickte nur.

Ehe sie sich versah, hörte sie die Tür ins Schloss fallen und stand langsam auf. Sie war alleine. Sie hatte nur ein paar Minuten gewollt, denn die Mission war vergessen gewesen, aber nun hatte sie ihre Chance bekommen. Ihre Radare arbeiteten auf Hochtouren.

Sie ging ins Wohnzimmer und starrte auf die Schrankwand. Keine Bilder von Superman, nur Bilderrahmen von ihr und seinen Eltern. Was hatte das zu bedeuten? Was hatte Clark zu verbergen? Wollte er wirklich ein Date mit ihr? Mit Lois Lane? Sie ging auf den Balkon zu und starrte in die Dunkelheit als würde das ihre Fragen beantworten. Auf einmal sprang sie erschrocken einen Schritt zurück als ein Schatten über den Balkon huschte. Lois Herz schlug wie wild und das Atmen fiel ihr schwer. Sie starrte noch angestrengter nach draußen, um zu sehen, was sie erschreckt hatte. Na toll, eine schwarze Katze! Hoffentlich ist sie nicht von links nach recht gelaufen, dachte Lois. ‚Unglück ist das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Blödes Vieh!’ Die grünen Augen blickten Lois durch die Scheiben an und es sah aus als würde die Katze Lois auslachen.

Sie drehte sich langsam um, schnaubte und ging an Clarks Couch vorbei. Liebevoll strich sie über die Oberfläche. Die Wohnung war so ganz anders als ihre. Die Couch strahlte Gemütlichkeit aus, diese Ruhe und die Decke, die in der Ecke lag, ließ Lois an lauschige Abende vor dem Fernseher denken. Ein gemütlicher Fernsehabend zusammengekuschelt auf der Couch mit Clark. Wo war dieser Gedanke nun schon wieder hergekommen?

Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Eine Wendeltreppe, die aus Clarks Schlafzimmer nach oben ragte, erweckte ihre Aufmerksamkeit. Warum war ihr die vorher nie bewusst aufgefallen? Während sie vorsichtig die Stufen nach oben stieg, klingelte das Telefon und Lois verweilte. Es war ihr unheimlich, alleine in Clarks Wohnung. Das klingelnde Telefon durchbrach die Stille und Ruhe, die die Räume vermittelten. Sie fühlte sich ertappt und allein der Gedanke, dass Clark bald wiederkommen könnte, ließ alles in ihr gefrieren. Nach dem vierten Klingeln ging endlich der Anrufbeantworter ran: „Schatz, sag mal könnte Superman am Wochenende auf der Farm aushelfen? Jonathan schafft es nicht alleine und unser Helfer George ist leider gestern vom Pferd gefallen. Meld dich mal bei Gelegenheit.“ Marthas Stimme und der Piep nach ihrer Nachricht rissen Lois aus ihrer Starre.

Superman sollte auf der Farm der Kents aushelfen. Warum das denn? Was hatte das zu bedeuten? Waren Clark und Superman doch mehr als nur Freunde? Lois musste sich erst einmal setzen. Wie in Trance stieg sie die Treppe wieder nach unten und ließ sich auf die Couch fallen. Die Beziehung der beiden schien... ernster zu sein, Clark hatte Superman immerhin seinen Eltern vorgestellt. Das machte man doch eigentlich nur, wenn es eine... ernste Beziehung war? Verwirrt schüttelte Lois den Kopf.

Sie hatte doch keine Zeit. Clark würde gleich wiederkommen. Entschlossen stieg sie die Wendeltreppe wieder nach oben. Zuerst sah sie nichts Ungewöhnliches. Weitere Bücherregale und eine große Truhe. Es sah aus wie eine kleine gemütliche Leseecke. Ein Stuhl lud zu lauschigen Stunden ein. Doch dann fiel ihr Blick auf die Bücher, sie waren in Italienisch und Französisch. Hinten stand sogar eines in Russisch, wenn Lois sich nicht irrte. Seit wann sprach Clark russisch? Aber Superman sprach mehrere Sprachen, das hatte er ihr selbst einmal gesagt. Okay, also bewahrte Clark die Bücher für Superman auf? Aber warum? Das ergab alles keinen Sinn.

Superman sollte Clarks Eltern helfen, hier lagen seine Bücher, aber nirgendwo war ein zweites Schlafzimmer. Wo sollte Superman also schlafen? In Clarks Bett? Der Gedanke gefiel Lois überhaupt nicht. Die ganzen Theorien sagten Lois eigentlich nicht zu. Am liebsten wäre ihr, dass sie die Exklusivinterviews bekam oder zumindest sie beide und nicht immer nur Clark. Er schien sich über die Interviews auch nie so zu freuen wie sie es tat. Für ihn erschien das Ganze irgendwie selbstverständlich wohingegen es für Lois immer wieder ein Triumph war, ein Vorsprung vor den anderen Reportern.

Lois’ Blick wurde von einer alten Holzkiste magisch angezogen. Das schlechte Gewissen drängte sie zurück als sie versuchte das Schloss zu öffnen, aber es war verschlossen. Sie kniete nun vor der Kiste und hoffte, dass diese Truhe die Lösung für sie bereithalten würde. Sie zog eine Haarnadel aus ihrer Frisur und steckte diese ins Schloss. Nach mehrmaligen Versuchen gab es nach und Lois öffnete vorsichtig die Kiste. Diese Sekunden würden sie näher an sein Geheimnis bringen. Die Spannung lag in der Luft.

Der Deckel der Truhe knarrte und Lois blickte in die Kiste hinein. Bingo! Als erstes entdeckte sie ein sauber gefaltetes Supermancape, was oben drauf lag. Vorsichtig legte sie dieses zur Seite und sie spähte auf lauter Merchandisingprodukte. Supermanfiguren, Waschlappen, Kappen, Stringtangas, kleine Seifen in S-Form, Handtücher, Briefpapier. Die Kinnlade fiel ihr nach unten. Sie hatte nur einen Schlafanzug aber Clark schien noch mehr Fan zu sein als sie selbst. Er hatte sicher alles, was es auf dem Markt gab. Sogar eine Kette mit dem Supermansymbol lag dort drin und eine Boxershorts. Andächtig strich Lois über den Stoff. Wie würde Clark wohl in dieser Shorts wirken oder nur mit einem Supermanhandtuch bekleidet?

Ihr Blick richtete sich auf ein Bündel was rechts in der Truhe lag. Vorsichtig hob sie es heraus. Es waren Briefe. Sie zog den ersten heraus und eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Es waren Fanbriefe, die an Superman gerichtet waren. Warum bewahrte Clark Supermans Briefe auf und woher hatte er sie? Und war ihrer auch dabei? Schnell blätterte sie durch das Bündel. Ihr Briefpapier war leicht rosa gewesen, aber sie konnte ihn nicht entdecken, stellte sie erleichtert fest. Das wäre ja auch mehr als peinlich gewesen. Gerade jetzt, wo sie Clark näher gekommen war und sie schon über ein Date redeten.

Ein Mappe von Star Labs erweckte Lois’ Aufmerksamkeit als nächstes und das Bündel Briefe sank vergessen von ihrem Schoß. Sie kniete sich wieder vor die Truhe, um danach zu greifen. Eine grüne Mappe mit vielen Blättern. Darunter sah Lois’ auch noch den Globus. Er hatte ihn Superman nicht zurückgegeben. Dieser Mistkerl! Die Wut schäumte in ihr und sie öffnete erbost die Mappe. Es handelte sich um medizinische Unterlagen über Superman. Lois stockte der Atem. Woher Clark diese Unterlagen hatte, wollte sie gar nicht mehr wissen.

Sie überflog schnell die Zeilen und alles, was sie daraus sah war, dass es sich bei Kryptonit um ein chemisches Element handelte, was nicht synthetisch hergestellt werden konnte. Die Herkunft war unbekannt und für Menschen schien es keine Auswirkungen oder Nebenwirkungen zu haben. Für Superman allerdings wäre ein langfristiger Kontakt tödlich! Superman könnte daran sterben, das Herz wurde ihr schwer und es trieb ihr die Tränen in die Augen. Es stand nicht darin wie hoch die Dosis sein müsste, aber direkter Körperkontakt und Teile davon in der Blutlaufbahn hätten ein fatales Ende für ihn.

Die Berichte zeigten, dass Superman in den Star Labs Tests mit Kryptonit gemacht hatte und sogar an eine Desensibilisierung gedacht wurde. Leider war nicht ersichtlich, ob sie erfolgreich gewesen war. Viele Dinge verstand Lois auch einfach nicht, da es sich um Zahlen und Symbole handelte oder diverse Fachbegriffe. Schnell blätterte sie weiter. Am Ende der Mappe befanden sich alle Berichte über die Tests, nachdem Superman mit Kryptonit behandelt wurde und welche Nebenwirkung sie hatten. Schwäche, Schwindel, Übelkeit, vermehrtes Schwitzen, Krämpfe, Verlust des Augenlichts. Nur die Kraft der Sonne könnte ihm helfen die Auswirkungen zu lindern. Es war aber nicht sicher, ob die Nebenwirkungen wieder zurückgehen würden, wenn Superman länger dieser Substanz ausgesetzt werden würde. Übelkeit machte sich bei Lois breit und das Atmen fiel ihr schwer.

Was hatte Clark damit nur vor? Bewahrte er es nur auf? Aber warum? Besaß Superman keinen Ort, wo er Sachen aufbewahren konnte? Wollte Clark Superman womöglich umbringen? Vielleicht besaß er ja auch irgendwo Kryptonit? Oh mein Gott, und Superman würde am Wochenende wahrscheinlich auf der Farm sein. Der ideale Zeitpunkt. Nein, das würde Clark nicht tun. Lois schüttelte entsetzt über den Gedanken ihren Kopf. Aber vielleicht erpresste Clark Superman ja auch mit den Unterlagen, damit Superman ihm Interviews gab? Das war die Lösung. Dieser Drecksack! Wie konnte sie sich nur so in Clark täuschen? Oh, der konnte etwas erleben. Sie dachte ihr Partner wäre fair, aber stattdessen verschaffte er sich Vorteile, um gute Storys zu schreiben. Sie warf die Briefe wütend wieder in die Kiste. Die Mappe und den Globus nahm sie an sich und stapfte nach unten.
Lois setzte sich auf die Couch, so dass sie die Tür im Auge behalten konnte. Unruhig wippte sie mit den Füßen auf und ab. Wenn er nach Hause kommen würde, würde Clark sich wünschen nie geboren zu sein. Wie lange dauerte es eigentlich ein Eis zu holen? Er hatte sicher wieder eine seiner Ausreden parat. Doch Lois Lane ließ sich nicht länger für dumm verkaufen, da musste er schon früher aufstehen.

Lois musste auch nicht lange auf Clark warten, der ein paar Minuten später unschuldig zur Tür hereinkam. „Lois, tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber eine alte Dame… Was ist mit dir?“ Seine Stimme stoppte nachdem er näher zur Couch getreten war und Lois erblickte.

„Clark, wie konntest du nur? Was ist das?“ Wütend warf sie ihm die Mappe von Star Labs vor die Füße. „Du wolltest den Globus zurückgeben? Das sehe ich!“ schrie Lois und stürmte auf ihn zu.

Das einzige, was man in diesem Moment hörte, war das Herunterfallen des Eiskartons als alle Farbe aus Clarks Gesicht wich. „Lois, ich kann dir das erklären“ stotterte Clark.

„Ich will keine Erklärung. Du bist ein Mistkerl und ich… ich habe dir vertraut, aber das ist vorbei. Wie kannst du Superman das antun? Ich dachte, er wäre auch dein Freund!“ Tränen der Wut liefen über ihr Gesicht, aber sie wischte sie unwirsch weg und starrte Clark wütend an.

„Superman? Was antun? Wovon sprichst du?“ Clarks Stimme war nur noch ein Flüstern und er blickte sie irritiert an.

„Na, du erpresst ihn mit den medizinischen Unterlagen. Was würdest du sonst damit vorhaben? Das ist die perfekte Waffe. So bekommst du die Exklusivinterviews.“ Genervt überlegte Lois, ob sie Clark eine klatschen sollte. Noch nie zuvor war sie so wütend gewesen. Sie holte aus und traf Clark mitten ins Gesicht, aber nicht er verzog vor Schmerzen das Gesicht, sondern sie. Die Wut war nichts gegen die Schmerzen in ihrer Hand. Lois sank stöhnend zu Boden, genau ihre Welt in diesem Moment zerbrach. Wie hatte Clark ihr das nur antun können? Er hatte Superman verraten und auch sie.

„Lois, geht es dir gut? Es tut mir leid.“ Er ließ sich neben ihr nieder und zog sie an sich.

„Aua, warum hat das nur so wehgetan. Da ist bestimmt etwas gebrochen“. Ihre Stimme klang weinerlich und schmerzverzerrt. Lois liefen nochmals Tränen über die Wangen, aber dieses Mal nicht aus Wut.

„Lois, es tut mir so leid. Ich hätte ausweichen sollen. Sollen wir ins Krankenhaus fahren?“ Clark blickte sie traurig an.

‚Hmm, er sieht komisch aus, seine Brille ist bei der Ohrfeige verrutscht. Ein Auge ist von der Brille verdeckt und eines nicht, es ist so als würden dich zwei Menschen anblicken, Lois. Zwei Menschen, die du schon lange kennst und die dir weiß machen wollen, dass sie zwei verschiedene Personen sind. Es ist auf einmal ganz klar.’ Die Schocksekunde war vorbei, sie atmete einmal tief ein und löste sich wutschnaubend von Clark.

„Du Lügner! Du bist nicht schwul, Superman wohnt auch nicht in einer WG mit dir. Die Interviews gibst du dir selbst, da du er bist. Ha, bin ich gut?“ verächtlich schnaubte Lois und dann stand sie auf und rannte Richtung Couch. „Wie konnte ich nur so blind sein? Du bist schlimmer als jeder Mann, den ich kenne.“

Weinend brach sie zusammen und ihr Körper wurde vom Schluchzen geschüttelt. Clark stand langsam auf und kam näher, setzte sich aber nicht direkt neben sie. „Lois, ich kann es dir erklären. Ich wollte es dir ja sagen, aber es kam nie der richtige Zeitpunkt.“ Er knirschte geknickt mit den Zähnen.

„Der richtige Zeitpunkt? Clark, wir sind lang genug befreundet. Wir hatten sogar ein Date!!! Wie oft waren wir Pizza essen oder haben hier Video geschaut?“ Lois fuchtelte wild um sich und ihre Stimme zitterte. „Ich kann es nicht fassen, der Mensch, von dem ich bisher dachte, er wäre mein bester Freund ist Superman.“

„Nein, Lois, Superman ist nur meine Chance den Menschen zu helfen. Ich bin nur Clark. Clark, dein Freund, der Junge aus Smallville“ sagte er sanft. Langsam rutschte er zu ihr rüber und legte die Hand auf ihre. „Tut dir deine Hand noch weh?“

„Lenk jetzt nicht ab, ich bin immer noch sauer. Ja, es tut verdammt weh, aber nicht nur die Hand.“ Lois senkte den Blick. „Weißt du Clark, ich dachte, wir wären Freunde, vielleicht auch ein wenig mehr, aber nun bin ich mir nicht mehr sicher“ traurig zog Lois die Hand unter Clarks weg.

„Clark, ich weiß, dass es dein Geheimnis ist und dass es mehr zu beschützen gibt als nur dein Privatleben, aber was hast du erwartet, dass ich eine Story daraus mache? Oder es gegen dich benutze? Es tut mir leid, dass ich in deinen Sachen rumgewühlt habe, aber es hat mich verrückt gemacht es nicht zu wissen.“ Die letzten Worte kamen nur noch als Flüstern.

„Du hast in meinen Sachen gewühlt…?“ Er sah sie fragend an, schüttelte dann aber den Kopf als wollte er diesen Gedanken verscheuchen. „Aber egal - Lois, gib uns eine Chance. Lass es mich erklären. Bitte!“ flehte Clark sie an.

„Ich werde jetzt gehen, ich brauche Zeit. Alleine.“ Lois sagte das mit Nachdruck und Clark zuckte, so als hätte das letzte Wort ihn verletzt. Sie erhob sich und ging in Richtung Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und sah Clark zusammengesunken auf der Couch sitzen. Das Eis, welches Clark zuvor fallen gelassen hatte, war unterdessen geschmolzen und bildete eine Pfütze auf dem Fußboden. Genau so fühlte Lois sich, als würde der Boden unter ihr entrissen. Sie war auf vieles gefasst gewesen, aber nie auf diese Wahrheit. Sie hatte sein Vertrauen missbraucht und hatte in seiner Wohnung geschnüffelt. Sie wollte ihm eine Freundin sein, pah. Enttäuscht von sich selbst und auch von Clark wollte sie nur noch raus aus dieser Situation.

Wütend schlug sie die Tür hinter sich zu und stapfte zu ihrem Auto. Es hatte unterdessen angefangen zu regnen und die nasse Fahrbahn spiegelte. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Sie hatte Clark verloren. Nicht nur, dass sie sein Vertrauen missbraucht hatte und bei ihm geschnüffelt hatte und er sie erwischt hatte. Nein, sie hatte ihn auch noch beschuldigt Superman zu erpressen und sie hatte Superman verloren, da Clark ja Superman war. Sie wusste nicht, was in diesem Moment mehr wehtat. Sie hatte mal wieder gehandelt ohne vorher abzuwarten. Anstatt Clark zu fragen, hatte sie in seinen Sachen gewühlt und war auf die falsche Fährte geraten. Clark hatte ihr aber ebenfalls nicht vertraut, er hätte ihr sagen können, dass er Superman war.

Clark und sie waren nun schon so lange Freunde und waren durch dick und dünn gegangen und trotzdem war zwischen ihnen immer eine dünne Barriere gewesen. Seine immer wieder dummen Ausreden und doch hatte er es mit ihnen geschafft Lois Lane zu täuschen und das tat weh. Nie hatte sie hinter seine Fassade geblickt. Der schillernde Superheld hatte sie fasziniert, er hatte alles verkörpert, was sie sich gewünscht hatte. Superman versuchte die Welt zu einem besseren Ort zu machen, er besaß Güte und ein gutes Herz und er behandelte sie wie ein Freund. Er hatte ihr mehr als einmal das Leben gerettet und war nie böse geworden. Clark hingegen trieb sie in den Wahnsinn, er wollte sie beschützen und sie davor bewahren Dummheiten zu machen, aber auch er hatte ein gutes Herz und war ein treuer Freund, der treueste, den sie jemals hatte. Er stand immer hinter ihr, obwohl er sie kannte. Mehr als einmal war sie zu ihm gelaufen, wenn ihre Welt in Scherben lag oder sie Angst hatte und er war immer für sie da gewesen. Und nun war alles vorbei.

Sie stöhnte einmal auf und stieg dann in den Wagen. Die Tür schlug sie hinter sich zu und ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken. Wie hatte alles nur so schief laufen können? Mit zitternden Fingern versuchte sie den Zündschlüssel ins Schloss zu stecken, nach dem dritten Anlauf konnte sie den Motor starten und schon fuhr sie los. Ihr Blick war von Tränen verschleiert und das Atmen fiel ihr schwer. Ohne dass sie es wahrnahm, fuhr sie die Straße hinunter, die Häuser, die Autos und Menschen neben ihr sah sie nicht. Sie fuhr wie in Trance und bemerkte viel zu spät ein von rechts kommendes Auto. Plötzlich war es einfach da. Lois musste mit voller Kraft die Bremse treten, um den Wagen zum Stehen zu bringen.

Sie sah das Geschehen in Zeitlupe, wartete schon auf den Aufprall und die damit verbundenen Schmerzen. Ihr Wagen brach aus und die Hinterreifen rutschten über den nassen Asphalt. Die Reifen quietschten und sie umklammerte das Lenkrad. Lois schloss verängstigt die Augen und dachte an Clark und alles, was sie ihm vielleicht nicht mehr sagen konnte. Doch der Aufprall blieb aus. Als sie aufblickte, sah sie ein rotes Cape und einen blauen Anzug und wunderschöne braune Augen, die sie traurig ansahen. Der Mann aus Stahl hatte ihren Wagen zum Stehen gebracht, seine Hände lagen auf ihrer Motorhaube. Erleichtert atmete sie aus. Das andere Auto stand und der Fahrer gestikulierte wild und fuhr dann weiter.

Superman kam an ihre Tür und öffnete diese. „Geht es dir gut?“ fragte er besorgt und Sorgenfalten zierten seine Stirn. Es war gut, dass auf der Straße nicht viel los war. „Ich bin dir gefolgt, da du so aufgewühlt warst.“

„Ja…, danke mir geht es, denke ich, gut.“ Doch ihre Stimme klang weinerlich und die Nässe in ihren Augen schien sie zu verraten. „Clark, es tut mir so leid.“

„Komm noch mal mit zu mir, damit wir reden können. Bitte.“ Seine braunen Augen sahen sie noch einmal flehend an und auch seine Stimme hatte einen flehenden Ton. Sanft streichelte er mit seiner Hand ihre Wange.

Sie hatte gerade fast einen Unfall gebaut und nur dank Clark war ihr nichts passiert. Alles um sie herum war wie in Watte. Der Tag war einfach Chaos pur. Heute Morgen war sie noch wütend gewesen, dass Clark ein Exklusivinterview mit Superman ergattert hatte, während sie erfolglos an ihrer Story gearbeitet hatte, dann hatten sie ein wunderschönes Abendessen gehabt und sie hatte angefangen zu schnüffeln und alles was danach kam, war so unwirklich. Sie hatte in einem einzigen Moment alles geändert. Sie hatte Supermans Leben in dieser Kiste gesehen und komplett falsche Schlüsse gezogen. Sie hätte es wirklich besser wissen müssen, denn sie kannte Clark ja nicht erst seit gestern. Auf die Idee, dass Superman in Wirklichkeit ihr bester Freund war oder dass ihr bester Freund in seiner Freizeit Leben rettete, wäre sie aber nie gekommen. Und nun hoffte sie, dass es einen Weg zurück gab, einen Weg zurück zu ihrer Freundschaft und dem was sich hätte entwickeln können. Sie wollte ein Date, nein, sie wollte viele Dates. Sie wollte Clark, nicht Superman, den schillernden Helden, einfach nur Clark. Sie hoffte, dass sie die Gelegenheit bekam ihm das zu sagen.

All das schoss ihr durch den Kopf, während sie ihn anblickte.

„Okay. Warte dort auf mich“ sagte sie matt und erleichtert. Sie wendete bei der nächsten Möglichkeit und fuhr zurück zu Clarks Apartment. Schon als sie den Wagen parkte, sah sie ihn an der Tür stehen. Ein Gefühl wie im Märchen. Vielleicht hatten sie doch eine Chance. Die Kälte die sie gerade verspürte, rückte langsam in den Hintergrund. Der Streit, den sie hatten, war auf einmal unwichtig. Nichts, was sich nicht lösen ließ. Das Einzige, was zählte, war eine neue Chance.

Nachdem sie ausgestiegen war und die Treppe nach oben lief, umfingen sie zwei starke Arme. Diese Arme würden Lois vor der Welt beschützen und sie fühlte sich sicher und geborgen und es war einfach Clark. Sein Hemd, sein Geruch, seine Augen, nur er gab ihr diese Sicherheit. Der Streit und der Fast-Unfall rückten in den Hintergrund und nur diese Minute zählte als die Wärme von ihm durch ihren Kältepanzer drang und sie und ihr Herz zum Schmelzen brachte.

„Es tut mir leid, Lois“ sagte Clark traurig.

„Nein, mir tut es leid, Clark“ flüsterte Lois an seiner Schulter.

„Okay, dann sind wir also quitt. Lass uns reingehen und reden“ schlug Clark gespielt gelassen vor. In seiner Stimme lag ein Lächeln und Lois wusste, wenn sie ihn jetzt ansehen würde, würde sie sein strahlendes Lächeln sehen, was er nur für sie reservierte und das gab ihr ein gutes Gefühl. Auch er hatte neuen Mut gefasst und sie noch nicht aufgegeben.

Er schob sie in Richtung Couch und sie kam bereitwillig mit aus Angst die Nähe zu verlieren nach der sie sich gerade so sehnte.

„Clark, ich bin immer noch sauer“ sagte sie leise und reumütig, „aber ich akzeptiere es. Ich möchte dich nicht verlieren, ich möchte nicht verlieren, was aus uns noch werden könnte.“ Lois sah ihn vorsichtig an und ihre Stimme wurde aus Unsicherheit immer leiser.

„Lois, ich möchte dich auch nicht verlieren“ antwortete Clark traurig. „Du bist der wichtigste Mensch für mich. Es tut mir alles so leid. Du solltest es nicht so erfahren. Ich wollte es dir persönlich sagen. Ich hatte die Rede schon lange vorbereitet.“ Sanft strich er über ihre Hand.

„Gut“ erwiderte sie froh, „dann drehen wir die Zeit zurück und du erzählst mir, was du vorbereitet hast. Ich gebe dir eine neue Chance, wenn du mir eine gibst. Deal?“ Sie streckte ihm ihren kleinen Finger hin. In ihrer Stimme klang immer noch die Unsicherheit, aber sie lächelte, denn die Hoffnung starb zuletzt und alleine, dass sie bei ihm auf der Couch saßen und sich unterhielten, gab ihr Hoffnung.


Ende


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Wünsche
Lois, die endlich wissen will, wie Clark eigentlich an Superman rankommt

ein geheimnisvoller Anruf

eine Katze auf dem Balkon von Clarks Apartment

No-Nos
absolut freiwillige Revelation

Superman-Rettung, die den größten Teil der Geschichte einnimmt

irgendwelche merkwürdigen Superhelden außer Superman


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