Hallo! Entgegen anders lautender Gerüchte - ich bin nicht weg. Und ich habe euch auch nicht vergessen. Aber da das mit dem regelmäßigen erscheinen bei mir so eine Sache ist (und von Versprechen wollen wir mal lieber nicht anfangen), habe ich mich nicht offiziell an der Glückskeks-Challenge beteiligt. Inoffiziell hatte ich aber doch Lust. Und so kommt hier mit reichlicher Verspätung mein Beitrag. Ich hoffe, ihr habt ein wenig Spaß daran.
Disclaimer: Wie immer - die Charaktere gehören mir nicht, ich borge sie mir nur für ein kleines bisschen Vergnügen im harten Alltag.
Winterstille
Die Winterstille
Vom Dröhnen des Wogenpralls
Laut widerhallte.
Ein kräftiger Blitz zeriss den finsteren Himmel über Metropolis. Gleich darauf hallte das Donnergrollen durch die Straßen und dröhnte in Clark Kents Ohren. Ein Wintergewitter wie dieses hatte er bislang nur selten erlebt, nicht einmal im sturmerprobten Kansas. Gleich darauf setzte ein kräftiger Schauer ein. Es war ein paar Grad zu warm für die Jahreszeit und Clark Kent war etwas zu einsam für seinen Geschmack.
Er starrte angestrengt in die enge Straße, die vor ihm lag. Sie gehörte zum düstersten Viertel von Metropolis – Hobbs Bay, genannt Suicide Slum. Nicht einmal seine ausgeprägten Sinne trugen dazu bei diesen Teil der Stadt weniger unheimlich erscheinen zu lassen. Ein weiterer Blitz zeriss die Nacht und trieb unwillkürlich einen Schauer über Clarks Rücken. Er hatte keine Angst vor dem Gewitter, aber die Weltuntergangsstimmung drückte auf sein Gemüt. Binnen weniger Minuten war er bis auf die Haut durchnässt. Und er zuckte mit jedem Donnergrollen zusammen, das in seinen Ohren schmerzte. Sein Gehör war der Sinn, den er vielleicht am wenigsten unter Kontrolle hatte.
Clark blieb stehen, als er die Stelle gefunden hatte, die sein Informant ihm beschrieben hatte. Die Gasse war verlassen. Nur einige Ratten huschten durch die Pfützen, doch der Klang ihrer Pfoten verlor sich im stetigen Prasseln des Regens. Clark begann sich zu fragen, warum er sich in Suicide Slum herumtrieb, statt Lois endlich um ein Date zu bitten. Er wusste nicht einmal genau, was er hier eigentlich finden sollte. Sein Informant war äußerst vage geblieben, hatte sich in der Vergangenheit jedoch immer als zuverlässig erwiesen. Also blieb Clark an der Straßenecke stehen und wartete.
Etwas polterte ein paar Meter entfernt zu Boden und Clark wandte rasch den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Sein Herzschlag beruhigte sich, als er die Umrisse einer schwarzen Katze ausmachte, die zwischen verrosteten Fässern umherkletterte. Offenbar waren Ratten nicht die einzigen Bewohner von Suicide Slum. Die Katze reckte ihren Kopf und Clark erkannte, dass eine der Ratten leblos in ihrem Maul hin und her baumelte. Dann sprang die Jägerin von den Fässern hinunter und verschwand in der Dunkelheit.
Clark warf einen Blick auf seine Uhr. Es war halb eins – seine Quelle verspätete sich. Doch das war nicht weiter ungewöhnlich. Mike, wenn er denn tatsächlich so hieß, gehörte zu den Menschen für die Zeit keine Rolle spielte. Er lebte auf der Straße und beteuerte immer wieder, dass ihm dieses Leben gefiel. Clark hatte ihn während einer Recherche für eine Geschichte über die Obdachlosenheime von Metropolis kennen gelernt. Er hatte keine Ahnung, wie genau es dazu gekommen war, aber Mike hatte Vertrauen zu ihm gefasst. Mike hatte einmal gesagt, dass Clark der erste Mann war, den er kennen lernte, der Menschen wie ihm eine Stimme gab. Der Artikel war längst vergessen, doch Mike war für Clark zu einer wertvollen Quelle geworden - eine der wenigen Quellen, die Lois nicht kannte.
Plötzlich hörte Clark Schritte und dann räusperte sich jemand schräg hinter ihm.
„Mike?“, fragte er in die Dunkelheit hinein.
„Clark?“ Vor Erleichterung seufzte Mike hörbar auf. „Ich brauche dringend deine Hilfe.“
„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Clark entsetzt, als Mike sich aus der Dunkelheit löste. Sein Gesicht war verquollen und er meinte ein paar schillernde blaue Flecken auf seiner Wange auszumachen.
„Keine Zeit für Erklärungen“, drängte Mike und packte Clark unruhig am Arm. „Wir müssen von hier weg, sie sind hinter mir her.“
Verwundert folgte Clark dem völlig verstörten Mann, der zielsicher durch die Gassen von Suicide Slum eilte. Seine Schritte beschleunigten sich zusehends, bis er schließlich rannte. Immer wieder drehte er den Kopf und schielte nach einer Bedrohung, die Clark beim besten Willen nicht erkennen konnte. Nachdem Mike ein paar Haken geschlagen hatte, blieb er schließlich in einem verwitterten Hauseingang stehen und holte erschöpft Luft.
„Mike, was ist denn los?“, fragte Clark verwirrt und betrachtete besorgt die zerlumpte Gestalt, die nun nach Atem rang.
„Ich habe ihn gesehen.“ Mike starrte Clark mit vor Angst aufgerissenen Augen an. „Luthor“, flüsterte er heiser und seine Lippen zitterten leicht. „Ich habe es nicht glauben wollen, als das Gerücht auf der Straße auftauchte. Aber er ist hier. Erst wusste ich nicht, warum immer mehr von uns verschwinden, aber nun ist mir alles klar. Luthor versteckt sich in Suicide Slum und er tötet jeden, der ihn gesehen haben könnte. Und nun ist er hinter mir her!“
Die Welt schien sich um Clark zu drehen. Luthor? Wie konnte das sein? Der Mann war tot, unmöglich konnte er den Sturz vom Balkon seines Penthouses überlebt haben. Zugegeben, seine Leiche war und blieb verschwunden, aber… Clark roch die Mischung aus Dreck, Schweiß und kaltem Zigarettenrauch, die den Obdachlosen immer umgab. Alkohol war nicht dabei. So verrückt es auch klang, Clark war sicher, dass Mike die Wahrheit sagte.
„Wo hast du Luthor gesehen?“ Bewusst ließ er die Luft langsam durch seine Nase ein- und ausströmen und versuchte sich zu beruhigen. „Bist du dir sicher, dass er es war?“
„Aber ja“, bestätigte Mike lebhaft und schaute sich ängstlich um, so als erwartete er, dass der einstige König der Unterwelt jeden Moment auftauchen könnte. „Ich sage dir doch, Clark, es war Luthor. Er hat jetzt keine Haare mehr, aber er war es ganz bestimmt. Er war unten am alten Hafen. Auf der Straße heißt es, dass er sich in den Tunneln der Kanalisation herumtreibt.“
„Komm mit mir“, bot Clark an und fühlte für einen Moment seinen Herz schneller schlagen. War er zu weit gegangen? Mike jedenfalls wich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
„Das kann ich nicht annehmen“, lehnte er ab und klang dabei eine Spur beleidigt. „Suicide Slum ist mein zu Hause“, sagte er fest. „Lex Luthor wird mich nicht hier wegdrängen.“
„Mike, bitte“, flehte Clark leise und spürte, wie sich feine Härchen in seinem Nacken aufstellten. „Ich dachte, du wolltest meine Hilfe.“ Er schaute sich rasch um. Mike hier zu beschützen war selbst für ihn so gut wie unmöglich, selbst wenn er seine Zeit vollständig auf diese Mission verwendete. Suicide Slum war zu unübersichtlich mit viel zu vielen dunklen Ecken und vermutlich kannten nicht einmal die Ratten jedes Versteck.
„Nein, Clark! Nicht so“, erklärte Mike entschlossen und wich noch ein paar Schritte zurück. „Du musst ihn auffliegen lassen, ganz einfach. Schreib über seine Rückkehr. Bring die Polizei dazu hier alles abzusuchen Dann kann er hier niemandem mehr etwas tun.“
Eine Gänsehaut breitete sich auf Clarks Rücken aus und mit jedem Atemzug verstärkte sich sein ungutes Gefühl. Etwas war nicht in Ordnung. Doch so sehr er seine Sinne auch anstrengte, er hörte herzlich wenig. In weiter Ferne klickte etwas, doch das Geräusch wurde übertönt von Polizeisirenen, die sich rasch näherten. Clark brachte sein Gehör wieder unter Kontrolle, doch die Sirenen klangen noch immer laut in seinen Ohren.
„Wir müssen fort von hier, Mike“, brachte er über den Lärm hinweg hervor.
Und dann, als bräche die Hölle los, flogen Kugeln an seinem Ohr vorbei. Clark warf sich blindlings auf Mike und schützte ihn mit seinem Körper. Die Schüsse schienen gar nicht mehr verebben zu wollen. Unruhig sah Clark sich um. Er konnte nicht ausmachen, woher die Schüsse kamen. Wie war das möglich? Wie spitze Nadelstiche spürte er die Kugeln von seiner Haut abprallen.
Clark rappelte sich auf und zog Mike mit sich. Wo waren die Schützen? Angestrengt starrte Clark in die Dunkelheit und sah eine Reflexion. Unter seinem Blick glühte der Lauf eines Gewehrs rot auf und beleuchtete für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht, des Mannes, der es bedient hatte. Es genügte nicht, um ihn zu erkennen. Einem zweiten Schützen erging es ähnlich. Und endlich verstummten die Gewehre und es legte sich wieder eine gespenstische Stille über das heruntergekommene Viertel.
Clark drängte Mike in einen Hauseingang und spürte förmlich, wie Mike ihn mit Blicken durchbohrte. Sein Mund stand weit offen und auf seinem Gesicht spiegelte sich die Erkenntnis. Beunruhigt stellte Clark fest, dass ihm in dem Durcheinander seine Brille von der Nase gerutscht sein musste. Nicht, dass eine Brille ihm jetzt noch helfen würde, Mike zu täuschen.
„Du… bist Superman“, fasste Mike das Offensichtliche in Worte.
Clark nickte nur, der Versuch zu leugnen wäre absolut zwecklos. Eine Weile starrten sich die beiden Männer nur wortlos an. Die Zeit dehnte sich zäh, während Clark sich fragte, was er jetzt wohl sagen konnte. Dass Mike unverletzt war, grenzte an ein Wunder. Darüber war Clark vor allem erleichtert. Doch nun kannte jemand sein Geheimnis, dem er es sicher nie freiwillig anvertraut hätte.
„Du hast mir das Leben gerettet“, sagte Mike leise. „Danke.“
„Ich…“ Clark holte tief Luft und versuchte die aufsteigende Panik zu bekämpfen. „Könnte das unter uns bleiben?“, fragte er nervös.
„Klar, Mann“, erklärte Mike verwundert. „Das glaubt mir eh keiner.“
Clark rang sich ein Lächeln ab. Er konnte nur hoffen, dass es so war.
* * *
Gedankenverloren rieb Clark sich die Augen. Er hatte in der Nacht kein Auge zugetan. Zu beschäftigt war er mit Mike und der Tatsache, dass sein Geheimnis heraus war. Vergeblich hatte er Mike versucht davon zu überzeugen, dass er die Stadt verlassen musste. Aber da hatte er auf Granit gebissen.
Um Clark herum versank die Redaktion im üblichen Chaos. Jimmy eilte hierhin und dorthin, sammelte Fotos und erledigte Recherchen. Lois führte ein Telefonat nach dem anderen und versuchte aus Henderson herauszubekommen, was es mit der Schießerei in Hobbs Bay auf sich hatte. Clark konnte nur hoffen, dass Mike dicht hielt. Und das Luthor ihn nicht in die Finger bekam.
Clarks Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Er war dicht davor gewesen, Mike einfach zwangsweise an einen sicheren Ort zu bringen. Vielleicht sollte er es tun. Sein ganzes Leben und auch das seiner Eltern hing davon ab, dass sein Geheimnis ein Geheimnis blieb. Doch gab ihm das das Recht, seine Kräfte auf diese Art einzusetzen? Andererseits wäre Mike dann auch vor Luthor sicher. Das war doch ganz bestimmt das kleinere Übel!
„Hey, Clark“, riss Lois ihn aus seinen Gedanken und hielt ihm einen Becher mit Kaffee hin. „Was ist denn mit dir los? Du siehst erschöpft aus“, bemerkte sie, wartete eine Antwort aber nicht ab. Sie setzte sich auf den Rand seines Schreibtisches. „ Ich habe gerade mit Henderson gesprochen und er hat mir erzählt, dass die Schießerei gestern Nacht in Hobbs Bay bei weitem nicht die erste war. Eine ganze Reihe von Männern sind dort in letzter Zeit erschossen worden, mehr als sonst. Die meisten von ihnen waren obdachlos. Und nun kommt das Beste – keine einzige Kugel wies Spuren auf“, meinte sie triumphierend und gönnte sich einen großen Schluck Kaffee.
„Oh“, war alles, was Clark dazu einfiel. Er hatte ihr kaum zugehört.
„Clark, da steckt etwas dahinter“, fügte Lois aufgeregt hinzu und wippte unruhig auf dem Schreibtisch hin und her. „Komm schon, wir müssen herausfinden, ob jemand in Suicide Slum etwas gesehen hat.“ Lois sprang auf und riss Clark den Kaffeebecher vor der Nase weg, bevor er ihn in die Hand nehmen konnte.
Einen Moment lang blickte Clark ihr hinterher, dann wurde ihm plötzlich bewusst was sie gesagt hatte. Rasch erhob sich Clark und schloss mit ein paar ausgreifenden Schritten zu Lois auf. Er streckte seine Hand nach ihrer Schulter aus und riss sich im letzten Augenblick zusammen, um es nicht zu heftig zu machen. Erschrocken zuckte seine Partnerin zusammen und drehte sich verwundert zu ihm um.
Für ein paar Sekunden starrte Clark seine Partnerin wortlos an. „Lois, ich muss dir dringend etwas erzählen“, stammelte er schließlich und bedeutete ihr ungeschickt, ihm in den Konferenzsaal zu folgen.
Clark konnte den Ausdruck von Ungeduld in ihrem Blick sehen. Doch dann überwog die Neugierde und sie hob, halb interessiert eine Braue.
„Es hat mit der Schießerei zu tun“, warf Clark ihr den Knochen hin, von dem er wusste, dass er ihm ihre Aufmerksamkeit sicherte. „Ich denke, ich weiß, wer dahinter steckt.“
Lois hob verwundert eine Braue. Aber als er nicht weiter sprach, folgte sie ihm schließlich in den Konferenzraum. Clark stellte sicher, dass die Tür verschlossen war und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er atmete langsam aus, während er überlegte, wie viel er Lois sagen konnte. Sollte er nur über Luthor reden oder war es Zeit, die Katze endgültig aus dem Sack zu lassen? Er dachte schließlich schon seit Wochen darüber nach, ihr zu sagen, dass er Superman war. Aber wie sollte er ihr das schonend beibringen?
„Komm schon, Clark. Mach es nicht so spannend. Was weißt du?“ Lois hielt die Arme vor der Brust verschränkt und lehnte sich gegen einen der Tische. Ihr Körper wirkte angespannt, so als wäre sie über diese Unterbrechung nicht erfreut.
„Ich habe gestern Nacht einen Informanten getroffen“, gestand Clark leise. „Er hat darauf bestanden, mich allein zu treffen. Wir haben uns bei einer Story kennen gelernt. Mike lebt in Suicide Slum. Er ist obdachlos. Mike hatte Angst, dass er verfolgt wird. Er hat mir von den Morden in Suicide Slum erzählt und fürchtete, dass er der Nächste sein würde.“
Unruhig trat Clark von einem Fuß auf den anderen. Er konnte an Lois’ Gesicht ablesen, dass er sich weitere Verzögerungen nicht leisten konnte. Die Furche auf ihrer Stirn war ein deutliches Zeichen für ihn, dass er zum Punkt kommen musste.
„Mike denkt, dass er Luthor gesehen hat“, schloss Clark und beobachtete Lois nervös.
Ihre Lippen zitterten leicht, doch sie sagte nichts. Lois’ Augen waren eine Spur größer geworden. Es war so still, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können.
„Aber Luthor ist tot“, sagte Lois schließlich nach einer schieren Ewigkeit. „Er… er ist von seinem Hochhaus gesprungen.“
„Ich weiß“, gab Clark zurück und spürte, wie sein Mund trocken wurde.
Ein vertrautes, flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, dass ihn immer beschlich, wenn er an Luthors Tod dachte. Er hatte sich nie richtig damit abgefunden, dass er zu schwach gewesen war, um ihn zu retten. Nun, wie es aussah, hatte er seine Hilfe letztlich nicht gebraucht.
„Luthor darf uns nicht noch einmal einfach davonkommen“, sagte Lois entschlossen und ihre Lippen wurden schmal. „Ich kann nicht glauben, dass ich mich von ihm habe täuschen lassen. Ich…“ Sie hielt für einen Moment inne und musterte Clark besorgt. „Warst du gestern bei dieser Schießerei etwa dabei?“, fragte sie plötzlich.
Ein wenig überrumpelt starrte Clark sie an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Lois nach dieser Botschaft noch seine eigene Rolle in der Sache hinterfragen würde. Aber sie blickte ihn fest an und ihre immer noch über der Brust verschränkten Arme waren Zeichen genug, dass sie ihn nicht so leicht vom Haken lassen würde.
„Ja“, gab Clark leise zu und trat unruhig von einem Bein aufs andere. „Mike hat mich angerufen und wollte mich in Suicide Slum treffen. Dann fanden wir uns auf einmal mitten in einem Kugelhagel wieder.“
Lois schluckte und ihr Blick glitt über Clark, als wollte sie sich noch einmal versichern, dass ihm nichts passiert war. Seit John Dillinger auf ihn geschossen hatte, stand ihr jedes Mal die Sorge ins Gesicht geschrieben, wenn ihm Gefahr drohte. Leider hatte diese neue Gefühlsregung nicht dazu geführt, dass Lois selbst vorsichtiger war.
„Wir haben einen Hauseingang gefunden, in dem uns nichts passieren konnte“, wiegelte Clark ab. „Superman muss uns geholfen haben. Jedenfalls hörte die Schießerei ziemlich schnell auf.“ Die Ausrede kam automatisch, noch bevor sich Clark dafür wappnen konnte, was vielleicht der bessere Weg gewesen wäre.
Lois runzelte die Stirn. „Wenn er euch tatsächlich geholfen hat, ist es doch seltsam, dass er nicht offen aufgetreten ist“, sagte sie nachdenklich.
Lois reichte sie ihm auf einem Silbertablett – die Gelegenheit endlich reinen Tisch zu machen. Sie hatte die Wahrheit längst verdient und Clark war sich dessen bewusst. Aber sein Herz raste und sein Hals schien immer enger zu werden. Er öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Er spürte die feinen Schweißperlen auf seiner Stirn und wusste, dass er es ihr nicht sagen konnte. Nicht jetzt, nicht hier. Nicht, weil er keine andere Wahl mehr hatte, als sie einzuweihen.
„Vielleicht hatte er viel zu tun“, gab Clark lahm zurück und hoffte, dass sie sich nicht an der Sache festbeißen würde. „Ist doch letztlich auch vollkommen egal. Wichtig ist vielmehr, dass Luthor wieder da ist und versuchen wird, zurück zu erlangen was er verloren hat.“
Lois nickte langsam und ihre Lippen zitterten leicht. „Glaubst du, dass er Rache will?“, fragte sie leise und blickte unruhig zur Tür, so als erwarte sie, dass Luthor jederzeit herein kommen würde. „Ich meine, ich habe ihn am Altar stehen lassen und du… hast geholfen, die Beweise zu sammeln, die fast zu seiner Verhaftung geführt hätten.“
Es hatte keinen Sinn sich etwas vorzumachen. Clark ahnte, dass er weit oben auf Luthors Abschussliste stand, sowohl als Superman als auch als Clark Kent. Um sich selbst machte er sich aber nicht halb so viele Sorgen wie um Lois.
„Wir müssen ihn finden, Clark. Bevor er uns findet. Diesmal müssen wir ihm einen Schritt voraus sein. Henderson wird uns vermutlich für verrückt halten. Ich meine, alle Welt hält Luthor für tot. Und ein betrunkener Obdachloser wird nicht gerade als sichere Quelle zu verwerten sein“, begann Lois sich hektisch einen Plan zurecht zu legen. Sie machte kaum eine Pause um Atem zu holen und sprach schon weiter. „Superman muss auch Bescheid wissen, vielleicht kann er uns helfen. Am besten wir verkleiden uns auch als Obdachlose und schleichen uns nach Suicide Slum. Was meinst du?“
Die Frage war rhetorisch und Clark hatte es auch nicht anders erwartet. Wann hätte Lois schon mal auf einen seiner Einwände gehört? Nun stürmte sie an ihm vorbei und ließ Clark verdattert stehen. Die Tür des Konferenzraums fiel hinter ihr ins Schloss. Doch selbst gedämpft durch die Tür konnte Clark hören, wie Lois über den Lärm der Redaktion hinweg nach Jimmy rief und ihn losschickte um einige Besorgungen zu machen. Es stand außer Frage, dass sie bei Einbruch der Dämmerung durch Suicide Slum schleichen würden, auf der Suche nach dem Versteck von Lex Luthor.
Kaum eine Sekunde später riss sie die Tür zum Konferenzraum erneut auf. „Jimmy besorgt uns die Verkleidung. Ich versuche von meiner Quelle am Gericht zu erfahren, was damals aus Luthors Vermögen geworden ist. Versuch du von deiner Quelle zu erfahren, wo sich Luthor aufhält.“
„Lois, ich muss dir noch…“ brachte Clark mühsam hervor.
„Wir treffen uns heute Abend in Suicide Slum“, fuhr Lois fort, ohne ihn weiter zu beachten und schon fiel die Tür des Konferenzraums wieder hinter ihr ins Schloss.
Fortsetzung folgt...