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[NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

[NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Sa 3. Nov 2012, 16:26

Das ist mein Beitrag zum „National Novel Writing Month“, den ich am 01. November zu schreiben begonnen habe.
Diese Fragen stellten sich mir:
Und wovon sollte das Epos handeln? Haben wir nicht schon so viele Szenarien von allen möglichen Seiten beleuchtet? Welche Begebenheit wäre denn noch so ergiebig? Aus welcher Szene könnte man so eine Mammutgeschichte entwickeln?

Hier ist die Antwort:
Stellt Euch ein Feld oder einen großen Rasen vor, auf dem frischer Schnee liegt. Zwei oder drei Spuren sind auf dieser sonst unberührten Fläche zu sehen.

Das ist meine Spielwiese: das alternative Universum, die Parallelwelt, die wir in einer Epi unserer geliebten Serie kennengelernt haben. Bereits meinen Mehrteiler „Gestern, Morgen und zurück…“ habe ich dort angesiedelt.

Mit dieser Story spinne ich jene Geschichte weiter. Dadurch, dass die beiden Universen doch einige Unterschiede aufweisen, bieten sich ungeahnte Möglichkeiten für die Protagonisten und meine Phantasie.

Außerdem betrete ich Neuland: Jeder meiner Mehrteiler war vor dem ersten Post so gut wie fertig. Das ist hier nicht der Fall. Ich bin selber gespannt, wie die ganze Story letztendlich aussehen wird und wohin mich meine Ideen führen!

Disclaimer: die Protagonisten meiner Story sind von Anderen erdacht worden, ich leihe sie mir nur aus. Und natürlich verdiene ich auch kein Geld mit meiner Geschichte.


Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit


Der Schock (1 /?)

Wie jeden Morgen klopfte Archibald Douglas behutsam an die Zimmertür seines Herrn. „Tack-tack. Tack-tack.“ Wie jeden Morgen erklang dessen ruhige Stimme: „Archie, kommen Sie herein!“ Lautlos öffnete der Angesprochene die Tür und schob den gut bestückten Servierwagen vorsichtig über die Schwelle. Der Besitzer dieses Penthauses und des dazugehörigen Towers saß bereits vor dem Fenster an dem Frühstückstisch, von dem er weit über Metropolis schauen konnte.

Archibald wusste, wie sehr sein Herr diesen Anblick liebte und ihn genoss, wenn es ihm immer möglich war. „Guten Morgen, Sir! Es wird heute der Jahreszeit gemäß kalt, aber noch nicht schneien! “ Mit geschickten Handgriffen hatte er schnell den Tisch gedeckt. Der Kaffee floss in einem dunklen Strom dampfend in die Kaffeetasse aus der „Königlichen Porzellan-Manufaktur". Hauchzartes Porzellan mit viel Golddekor! Der Butler wusste, dass er für ein Gedeck länger als einen Monat arbeiten musste.

Sofort erfüllte der köstliche Kaffeeduft den ganzen Raum. Vermischte sich dann mit dem kräftigen Aroma gebratenen Schinkens, den Archibald seinem Arbeitgeber vorlegte. Das Weißbrot sprang goldbraun aus dem Toaster. Genießerisch wurde es mit Butter bestrichen und mit Rührei belegt.

„Auch wenn es schneien sollte, werden wir heute nach ‚Double-L‘ hinausfahren, Archie. Ein Ritt in den Wäldern und eine Beizjagd werden mir und Faust gefallen. Er braucht mal etwas anders in seinen Krallen als immer nur Tauben. Und? Was ist in der Welt passiert? Was halten Sie heute für das Interessanteste, Archie, was so in den Blättern steht?“ Die gepflegte Hand, geschmückt mit einem schweren Siegelring aus hochkarätigem Gold, wies auf den Stapel Zeitungen auf der unteren Etage des Wagens.

Der Gefragte wartete, bis sein Herr den ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte. „Das Interessanteste, Sir? Das dürfte zweifelsfrei diese Nachricht sein!“ Er hob die oberste Zeitung hoch. Es war der „Daily Planet“. Die Headline prangte in großen Buchstaben:

„SUPERMAN MARRIED!“

Das Bild darunter war im Gegensatz dazu eher klein geraten. Und die Bildqualität ließ zu wünschen übrig. Das Motiv, zwei Personen, war nicht so klar erkennbar, wie man es sonst bei Fotos der ersten Zeitung am Ort gewöhnt war.

Als der Blick des sich seines Frühstücks Widmendem auf die Schlagzeile und das Bild fiel, verfinsterte sich schlagartig seine Miene. Die dunklen Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Er ließ sein Besteck scheppernd auf sein kostbares Geschirr fallen, sprang auf und riss dem verdutzten Diener die Zeitung aus der Hand. Eine gefühlte Stunde starrte er auf das Bild, als ob er es aufsaugen wollte. Dann überflogen seine Augen unter den zusammengezogenen Brauen in Windeseile den Text dieser Nachricht. Ein Laut der größten Überraschung löste sich aus seinem Mund und er ließ sich einfach zurück in seinen Sessel fallen.

Betroffen starrte Archibald Douglas auf seinen Herrn. In den zwei Jahren seiner Dienste für ihn hatte er ihn noch nie so fassungslos erlebt.

Bis vor fünf Minuten war dieser Job leicht und angenehm gewesen. Sicher, sein Herr war anspruchsvoll, sehr sogar. Nie hatte Archibald einem verwöhnteren und wählerischeren Arbeitgeber seine Dienste gewidmet. Doch wenn man ihn und sein Niveau kannte, sein Bestes gab und ihm jeden Wunsch erfüllte, sei er noch so außergewöhnlich, war das Leben hier und in dem schlossähnlichen Anwesen in den Bergen vor der Stadt unproblematisch.

Doch die jetzige Situation fand Mr. Douglas furchterregend! Lex Luthor, Öl-Tycoon, außerdem Besitzer verschiedenster Unternehmen, Multimilliardär, jetzt der begehrteste Junggeselle der Welt, nicht mehr der zweitbegehrteste, saß da in seinem antiken Sessel, bebte am ganzen Körper, starrte auf die Zeitung und …ja, er knirschte mit den Zähnen. Immer wieder kam keuchend derselbe Satz aus seinem Mund: „Lois Lane lebt, verheiratet mit Superman! Lois Lane lebt, verheiratet mit Superman…!“

Plötzlich schien ihm bewusst zu werden, dass er nicht allein war. Er schaute auf. Archibald wurde von einem Blick aus funkelnden Augen getroffen, der ihm wie der Stich eines mazedonischen Dolches vorkam. „Danke, Sie können gehen!“ Diese Stimme hatte der Butler noch nie bei seinem Dienstherrn gehört. „Ich will nicht gestört werden!“, kam es noch knurrend hinterher.

In dem eleganten Raum mit einem lustig flackernden Kaminfeuer wurde es eiskalt. „Jawohl, Sir!“ Fröstelnd zog Archibald Douglas die Schultern hoch und verließ fluchtartig das Zimmer. Vor der Tür blieb er aufatmend stehen. Konzentriert versuchte er sich an den Artikel zu erinnern. Im Geiste sah er die Wörter vor sich:

„Seit vier Tagen wird in der ganzen Welt gerätselt, aus welchem Grund Superman an keiner wohltätigen Veranstaltung mehr teilnimmt und auch alle diesbezüglichen Termine abgesagt hat. Durch seine sonstige starke Präsenz bei vielen dieser Events ist das besonders aufgefallen.

Der Vermisste hat den Daily Planet autorisiert, folgende Erklärung abzugeben:

Clark Kent und Lois Lane haben am 13. Februar 1997 den Bund der Ehe geschlossen. Jeder Leser wird verstehen, dass Superman aus diesem sehr privaten Grund für die Dauer der Hochzeitsreise in der Öffentlichkeit nur in dringendsten Notfällen zu sehen sein wird.

Die Braut, unsere Reporterin Lois Lane, war vor vier Jahren in Afrika spurlos verschwunden. Wie sich jetzt herausstellte, hatte sie seinerzeit einen schweren Unfall. Sie lag seitdem unerkannt im Koma und zwar auf einer Missionsstation mitten im kongolesischen Dschungel. Erst vor kurzem erlangte sie das Bewusstsein wieder.

Perry White, der Bürgermeister von Metropolis und James Olsen, der Herausgeber des Daily Planet bitten die Bevölkerung, die Privatsphäre des jungen Paares zu achten und gegebenenfalls auch zu schützen. Auf diese Weise können alle Superman etwas für das zurückgeben, was er in dem letzten Jahr für Metropolis und die Welt getan hat.

Vorstand und alle Mitarbeiter dieser Zeitung freuen sich mit den frisch Vermählten und wünschen ihnen für ihren gemeinsamen Lebensweg unendlich viel Glück!“


Der Butler schüttelte verständnislos den Kopf. Was an dieser eigentlich doch positiven Meldung hatte Lex Luthor nur so unglaublich erschüttert?

Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » So 4. Nov 2012, 20:43

Kraft und Intelligenz (2/?)

Die Überbringer einer schlechten Nachricht wurden in früheren Zeiten einfach einen Kopf kürzer gemacht. Auf diese Art und Weise versuchten sich die Herrscher schon etwas von dem Frust zu befreien, den die Hiobsbotschaft hervorgerufen hatte und denjenigen zu bestrafen, der es wagte, ihnen solch eine üble Mitteilung zu machen.

Lex Luthor hätte diesen Brauch gerne aufleben lassen. Nur um im ersten Moment diese unglaubliche Wut und Enttäuschung abreagieren zu können. Obwohl das ja nichts an den Tatsachen geändert hätte und nichts besser geworden wäre. Im Gegenteil! Er hätte sogar in Zukunft auf die vorbildlichen Dienste seines Butlers verzichten müssen. So schickte er ihn lieber aus dem Zimmer. Er musste jetzt unbedingt allein sein.

Um den Sturm in sich erst einmal einzudämmen, nahm er sich zuerst eine handgerollte ‚Cohiba Robusto Especiales ‘ aus dem Humidor. Durch welche dunklen Kanäle diese Sonderproduktion zu ihm gekommen war, interessierte ihn im Moment überhaupt nicht. Seine Nase wurde sanft von dem Deckblatt gestreichelt, als er wie gewohnt das kräftige Aroma einatmete. Routiniert wurde die dicke Zigarre aufgebohrt. Über einem Holzscheit aus dem Kamin drehte er sie, bis sie endlich den Aschering aufwies. Jetzt stand dem Genuss nichts mehr im Weg. Vorsichtig, ja nicht zu fest, machte er den ersten Zug. Wie einen Seufzer entließ er den Qualm in den Raum und wandte sich endlich seinem Problem zu.

Ein Blitz hatte ihn getroffen. Welch eine verheerende Nachricht! Schlimmer hätte es nicht kommen können. Die beiden Menschen, die er am meisten auf der Welt hasste (natürlich nach seinem Vater), waren ein Paar, hatten geheiratet. Clark Kent, der Superman und diese vorwitzige, vor nichts zurückschreckende Reporterin. Die doch eigentlich seit gut vier Jahren tot sein sollte!

Während er zwischen all seinen kostbaren Möbelstücken, Wandteppichen und antiken Kunstgegenständen hin und her lief, ab und zu an seiner Cohiba sog, versuchte er die fast vergessenen Geschehnisse zu rekonstruieren.

Mit einer Besessenheit ohnegleichen hatte diese Reporterin des ‚Daily Planet‘ vor vier Jahren im Januar 1993 Recherchen für eine Waffenschmuggel-Reportage durchgeführt. Kein Polizeibeamter hätte das gründlicher und erfolgreicher machen können. Bis nach Afrika in den Kongo, nach Brazzaville, war sie einer Spur gefolgt. Dieser millionenschwere Deal war durch ihre Ermittlungen geplatzt. Einige Helfershelfer wurden damals aufgrund ihrer Erkenntnisse verhaftet. Zum Glück waren es ausnahmslos kleine Fische gewesen. Keiner von ihnen war über die Identität des tatsächlichen Drahtziehers informiert.

Zum Glück war dadurch für den geheimen Kopf dieser ganzen Unternehmung außer dem finanziellen Verlust weiter kein Schaden entstanden. Nur dass er diesen Verteilerring wieder mühsam aufbauen lassen musste!

In erster Linie bedauerte Lex Luthor nicht das verlorene Geld, etwas anderes ärgerte ihn maßlos. Diese Lois Lane war eine Gefahr. Wer war er denn? Er ließ sich doch nicht von einer Reporterin auf der Nase herumtanzen! Vielleicht würde sie ihm in einem neuerlichen Fall auf die Fährte kommen. Sie hatte schon vor ihrer Afrikareise einige Male um ein Interview gebeten. Hatte sie einen Verdacht geschöpft oder war es nur rein berufliches Interesse an ihm? Egal, er hatte ihr immer wieder eine Absage erteilen lassen.

Als damals der erste von insgesamt fünf Teilen von Lois Lanes Waffenschmuggler-Story im ‚Daily Planet‘ erschien, kochte es in ihm. Das konnte er so nicht hinnehmen, sie hatte den Rubikon überschritten. Über mehrere versteckte Kanäle gab er den Auftrag, diese Reporterin zu eliminieren. Und angeblich wäre das geschehen! Er bekam die Nachricht, dass sie auf einem Ausflug nach Namibia spurlos verschwunden wäre. Für ihn klang das damals so, als ob sie für immer in afrikanischer Erde ruhen würde. Vier Jahre hatte er in diesem Glauben gelebt und sie fast vergessen.

Ihre Zeitung hatte damals zwar die restlichen Teile der Story veröffentlicht. Das Schönste daran war für Lex aber dieser schwarz umrandete Nachruf auf Lois Lane! Obwohl sie wunderschön auf dem Foto aussah. Er war beeindruckt! Schade eigentlich. Vielleicht hätte er ihr doch ein Interview gewähren sollen. Denn dieser Frauentyp war genau seine Kragenweite! Dazu noch ihre offensichtliche Intelligenz! Sie wäre eine ideale Gespielin gewesen! Warum musste sie bloß so neugierig sein und seine Kreise stören? Ihre Neugier hatte ihr den Tod gebracht!

Aber wie sich jetzt herausstellte, war dem nicht so. Lois Lane lebte! Deshalb war er doch so geschockt! Sie war von den Toten auferstanden, war äußerst lebendig und hatte zudem noch seinen anderen Feind geheiratet – Clark Kent, den Superman! Der Teufel mochte wissen wie das zustande gekommen war.

Ein Blick auf seine Zigarre sagte ihm, dass es Zeit wurde, die Asche abzustreifen.

Obwohl es eigentlich noch zu früh dafür war und es auch sonst nicht seine Art war, goss er sich einen Hennessy ein. Leicht schaukelte er die altgoldene Flüssigkeit in glänzendem Kristall, inhalierte das weiche Bukett ein wenig ein. In kleinen Schlückchen fand die Köstlichkeit sanft brennend ihren vorbestimmten Weg. Weiter seine Cohiba paffend nahm er seine Wanderung und den Gedanken wieder auf. Seine Erinnerung wurde durch den aromatischen Qualm beflügelt.

Erst vor einem Jahr wurde der ebenfalls beim ‚Daily Planet‘ beschäftigte Reporter Clark Kent als Außerirdischer geoutet. Schon seit fast dreißig Jahren sollte dieser Alien als ganz gewöhnlicher Mensch hier unter ihnen gelebt haben. Nie hatte man von ihm gehört.

Plötzlich musste er auf die Idee gekommen sein, alle seine außergewöhnlichen Kräfte, und das waren nicht wenige, in den Dienst der Gerechtigkeit zu stellen. Dieser Dummkopf! Dieser einmalige Narr! Was für Möglichkeiten hätte man mit seinen Fähigkeiten! Er war praktisch unbesiegbar! Er hätte unangefochten für alle Zeit die gesamte Welt beherrschen können!

Aber was tat dieser Trottel? Arbeitete immer noch als Zeitungs-Reporter. Als Superman flog er durch die ganze Welt um bei Katastrophen und Unfällen Hilfe zu leisten. Und als Hobby machte er einigen Leuten, die auf leichte Art zu Geld kommen wollten, das Leben schwer. Welch ein nutzloses Unterfangen. Das Verbrechen war eine Hydra. Je mehr Köpfe man abschlug, desto mehr wuchsen nach!

Allerdings hatte der Superheld auch ihm empfindliche Verluste beigebracht und mehrmals seine Pläne durchkreuzt. Doch wer der Kopf hinter vielen ungesetzlichen Aktionen war, hatte der Gerechtigkeitsapostel bisher noch nicht entdecken können. Im Gegenteil! Durch Supermans Existenz und seine Unverwundbarkeit wurde Lex gezwungen, seine Maßnahmen noch mehr auszuklügeln, noch vorsichtiger zu sein und noch weniger Zeugen zuzulassen. Bis jetzt war alles gut gegangen. Aber die Gefahr hatte sich mit der Heirat der beiden verdoppelt. Neidvoll musste er zugeben, dass die Neuvermählten sich auf eine einzigartige Weise ergänzten. Supermans ungeheure Kräfte und Lois Lanes messerscharfe Intelligenz, welch eine Kombination!

Während seiner Überlegungen war der reichste Mann der Welt ruhiger geworden. Er blies den letzten Zug von sich, legte seine glimmende Zigarre zum Ausglühen in einen Aschenbecher und trat auf die Terrasse hoch über Metropolis hinaus. Tief atmete er die klare Februarluft ein. Unter ihm brauste das städtische Leben.

So hoch wie er über den Straßen thronte, so erhaben fühlte er sich über diese Ameisen, die da unten ihren mickrigen Geschäften nachgingen.

Er war Lex Luthor! Er fühlte sich wie ein schwerer Panzer vom Zuschnitt eines 'M1A1 Abrams'. Er würde alles niederwalzen, was sich ihm in den Weg stellte. Auch wenn es Superman und seine Lois Lane waren! Diese große Herausforderung fing sogar an, ihm Spaß zu machen.

Was hatte schon Albert Einstein gesagt? „Inmitten der Schwierigkeit liegt die Möglichkeit!“

Für ihn galt es jetzt, diese Möglichkeit zu finden. Die Möglichkeit, nicht nur einen sondern zwei Gegner von Format zu schlagen. Wenn das jemandem gelingen sollte, dann doch ihm!

Mit einem selbstzufriedenen Lächeln, vor dem sich allerdings Archibald Douglas gefürchtet hätte, ging er wieder zurück in seinen Lieblingsraum. Mit einem festen Fingerdruck ließ er den silbernen, strahlenden Tenor Luciano Pavarottis erklingen: „All'alba vincerò! Vincerò! Vincerò!“ *

Ja! Genau wie Prinz Kalaf* würde auch Lex Luthor siegen!

Es geht bald weiter!

:superman:
*Aus der Oper "Turandot". Komponiert von Giacomo Puccini, das Libretto schrieben Giuseppe Adami und Renato Simoni.
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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Do 15. Nov 2012, 16:36

Recherchen (03/?)

Pavarottis Stimme und die letzten Akkorde seines „Nessun Dorma“ waren im Raum verklungen. Aber in Lex schwang noch die absolute Gewissheit des kommenden Sieges nach, vermittelt durch diese Arie ...und den edlen Cognac.

Wie die gewohnten wenigen Schritte in sein Arbeitszimmer lag der Weg, den er jetzt beschreiten musste, klar vor ihm. So viel wie irgend möglich von seinen Gegnern zu erfahren, das war das Gebot der Stunde. Kein Problem für Lex Luthor! Sehr früh hatte er in seiner Laufbahn als Selfmade-Milliardär gelernt, dass Wissen Macht ist. Man musste immer allen anderen einen Schritt voraus sein.

Er wollte nicht die Fliege an der Wand husten hören, nein, er musste wissen, wann sie sich an der Wand niederließ und zum Luftholen ansetzte.

Einfach eher über alles informiert zu sein als die Konkurrenz. Das war zum Teil das Geheimnis seines Erfolges. Außerdem, es war immer nützlich, über die Schwächen oder sogar Geheimnisse anderer Bescheid zu wissen. Egal, ob Feind, ob Freund.

Aus diesem Grund hatte er sich mit Hilfe eines Apparates von Fachleuten ein ausgeklügeltes System von Datenerfassung, -Auswertung und -Sammlung zugelegt. Wahrscheinlich würden alle Geheimdienste jeglicher Couleur vor Neid erblassen, wenn sie diese Abteilung je zu Gesicht bekommen würden.

Darum genügte ihm in diesem wie in anderen Fällen von seinem Schreibtisch aus ein Druck auf eine Sprechtaste. Sofort erschien das Gesicht des Leiters dieses geheimen Ressorts auf einem von mehreren Monitoren. Es wirkte angespannt und höchst konzentriert: „Guten Morgen, Sir! Sie wünschen?“ Eugene Ladderman und sein Stellvertreter Tim Goodson waren dort die Einzigen, die den Wirtschaftsmagnaten zu Gesicht bekamen.

„Guten Morgen, Eugene. Ganz kurz! Sichtet alles, was über Clark Kent und Lois Lane zur Verfügung steht! Alles! Aber für mich nur die Essenz! Die Namen sind klar? Und schickt es mir hoch, wenn Ihr soweit seid!“

„Okay, Sir! Lois Lane, Clark Kent!“ Nach einem bestätigenden Nicken wurde der Bildschirm schwarz.

Lex lehnte sich zurück. Diese gut geölte Maschinerie hatte er nun für seine Zwecke zum Laufen gebracht. Sollten sich erst mal die Untergebenen mit den unbedeutenden Sachen herumschlagen! Lieber etwas warten als nur uninteressantes Zeug zu sehen und zu hören bekommen. Außerdem hatte er noch andere Telefonate zu führen. Auf ihn harrte mehr als eine Aufgabe.

Das Bewusstsein befriedigte ihn sehr, dass einige Etagen unter ihm in dem 96stöckigen LexCorpTower ein überdimensionaler Server auf seine Anordnung hin anfing, Daten durch ein Raster zu jagen und herauszufiltern.

Die Spannung und Erwartung gepaart mit etwas Ungeduld ließ ihn innerlich vibrieren. Wie ein Jüngling vor dem ersten Date. Der Vergleich erregte seine Heiterkeit und ließ ihn ruhiger werden. Ein neuerlicher Knopfdruck auf eine andere Tastatur ließ den Butler an die Tür klopfen.

„Kommen Sie, Archie!“, nun war seine Stimme ruhig und kühl freundlich wie immer. „Meine Pläne haben sich geändert. Double-L muss warten. Wir bleiben hier. Ach, und rufen sie bitte Miss Lidya an. Unsere Verabredung heute Abend nach der Vorstellung muss gecancelt werden.“

~*~*~*~

Archibalds Aufgaben im Hause Luthor waren sehr genau definiert. Er hatte sich ausschließlich um das leibliche Wohl seines Herrn zu kümmern. Wohlgemerkt: um das Wohl des gesamten Leibes. Was er mit Hingabe und Eifer tat. Darum war er nicht erstaunt, als er die zweite der Anweisungen zu Gehör bekam.

Das hatte der Butler schon vorausgesehen. So gut kannte er nach zwei Dienstjahren die Gepflogenheiten seines Arbeitgebers. Für Mister Luthor kam zuallererst die Arbeit. Und allem Anschein nach musste er sehr beschäftigt sein, denn er hatte geraume Zeit sein Büro nicht verlassen, keinen Wunsch geäußert und hier waren mehrere Monitore in Betriebsstellung. Ob der Zeitungsartikel damit zu tun hatte?

Außer ihm gab es niemand, der mit den amourösen Abenteuern seines Herrn vertraut war. Die derzeitige Favoritin, eine Miss Lidya Radovic (sie war der neue Stern am Musical-Himmel und sang gerade mit viel Erfolg die „Eliza Dolittle in dem Kult-Stück „My fair Lady“), würde von ihm den kurzen Bescheid bekommen, dass Mister Luthor leider heute Abend anderweitig in Anspruch genommen wäre. Wie viele andere jungen Damen vor ihr würde sie diese Absage hinnehmen müssen. Ob es ihr gefiel oder nicht, ob es ihr passte oder nicht.

Doch das interessierte den Butler in keinster Weise. Etwas anderes war wichtig: „Sir, dann werden Sie hier lunchen, nehme ich an. Wäre Ihnen ein Rinderfilet mit Salat heute Mittag genehm? Oder lieber eine Geflügelpastete? Dann könnte ich die Küche informieren. Und darf ich Ihnen jetzt irgendetwas bringen?“

Einer der Bildschirme gab einen Signalton von sich. Die Ungeduld seines Gebieters äußerte sich in einer wegwerfenden Handbewegung: „Ganz egal, Archie, für mittags irgendetwas. Um 12:30, ja! Im Moment möchte ich nichts!“ Er schaute seinen Dienstboten dabei noch nicht einmal an. Nur den vor ihm stehenden Monitor. Als ob er ihn verschlingen wollte.

Archibald Douglas wusste, dass er sich nun schleunigst entfernen musste. Mit einer kleinen Verbeugung, die sein Herr allerdings gar nicht mehr wahrnahm, murmelte er: „Jawohl, Sir!“ Wenn Lex Luthor keine Wünsche äußerte, war das ein Zeichen höchster Konzentration. Es musste etwas ungemein Wichtiges sein, woran er gerade arbeitete. Mit einem Kopfschütteln schloss der Butler die Tür leise von außen.

~*~*~*~

Das bemerkte Lex schon gar nicht mehr. Voller Erwartung holte er sich Laddermans Konterfei auf den Monitor. Dem Mann war an seinen blitzenden Augen und dem schnellen Sprechen anzumerken, dass er für seinen Chef interessante Neuigkeiten bereit hielt: „Mr. Luthor, wir haben einige bemerkenswerte Dinge gefunden. Schauen Sie sich bitte diesen Film an. Vor gut einem Jahr Anfang Februar hatten wir doch hier in Metropolis die Bürgermeisterwahlen. Es gab zwei Kandidaten. Es waren Perry White, der Chefredakteur des Daily Planet und ein Mister Tempus, der Besitzer mehrerer Waffengeschäfte.“

Lex grub in seiner Erinnerung: „Ich kann mich noch erinnern, dass dieser Tempus immer von einem Feind geredet hat und deswegen alle möglichen Waffen angeboten und verkauft hat. Aber dann habe ich einige Zeit vor der Wahl die Kreuzfahrt in den Pazifik angetreten, es war eine längere Reise!“

Eugene Ladderman nickte: „Ja, darum haben Sie das alles nicht so genau mitbekommen. Als Sie wieder zurückgekommen sind, hatte sich Superman schon etabliert. Und, sorry, Mister Luthor, kurze Zeit später hatten Sie ja einen Todesfall in der Familie.“ Leonard Luthor war im vergangenen Jahr gestorben.

Nein, an den Tag wollte Lex jetzt nicht zurückdenken. „Sagen Sie mir in kurzen Worten das Wesentliche, Eugene.“ Der räusperte sich leise und nahm den Faden wieder auf: „Am Tag der Wahl wurde überraschend eine Fernsehdebatte angesetzt. Sie sehen gleich die entsprechende Aufnahme. …Mr. Luthor, sehr bemerkenswerte Dinge sind da zu sehen!“ - „Danke, Eugene. Ich werde mir das anschauen.“ Erwartungsvoll drückte er das Gesicht seines Ressortleiters weg und bediente eine andere Taste.

Der Film begann.

Zuerst sah und hörte man das übliche Geplänkel zwischen zwei Konkurrenten. Dann wurde es sehr interessant. In energischem Ton verlangte White Aufklärung über den so oft zitierten Feind, den Tempus so bedrohlich fand. In dessen Erklärung, dass er endlich Beweise für eine Invasion Außerirdischer hätte, platzte der damals noch unbekannte Superman mit …Lois Lane auf seinen Armen. Vor Verblüffung drückte der Betrachter erst einmal auf die Break-Taste.

Obwohl sie kurze gewellte Haare hatte, erkannte Lex sie sofort. Oft und lange genug hatte er sich seinerzeit das Bild der Todesanzeige angeschaut. Darum hatte er sie ja auch auf dem Hochzeitsfoto erkannt. Nur dass sie da wieder lange Haare hatte.

Vielleicht war das Haar in dem einen Jahr schon wieder so gewachsen, vielleicht trug sie auch eine Perücke, überlegte er. Das war auch nebensächlich.

Aber etwas anderes fand er sehr merkwürdig! Wieso konnte sie vor einem Jahr auf Supermans Arm in das Studio getragen werden, wenn doch im Daily Planet stand, dass sie zu diesem Zeitpunkt in einer afrikanischen Missionsstation im Koma gelegen hatte? Sehr mysteriös! Die Spannung ließ ihn kurz und heftig den Atem ausstoßen.

Das war das erste Rätsel, das es zu lösen galt!

Erwartungsvoll sah er weiter den Geschehnissen auf dem Bildschirm zu. Die Ankunft des Mannes im hautengen Anzug und Cape löste naturgemäß erhebliche Verwirrung aus. Die erstaunten Rufe der Anwesenden wurde übertönt von Tempus‘ Stimme: „Gehen Sie in Deckung! Er ist ungemein gefährlich!“ Das Chaos wurde immer größer. Alle schrien durcheinander während Superman Plakate von der Wand zerrte und mit einem kräftigen Griff eine dahinterliegende Metalltüre aufriss, hinter der er verschwand. Da ließ ein Wort die Anwesenden noch konfuser werden, das Wort „Bombe!“

Es ertönte aus dem Raum hinter der geöffneten Metalltür. Von dort kam ein Mann herausgelaufen und ließ sich lautstark vernehmen: „Eine Bombe. Der Außerirdische hat eine Bombe!“ In dem allgemeinen Geschrei behielt Tempus die Ruhe. Er eilte mit den Worten: „Bleiben Sie zurück. Ich werde uns retten!“ zu seinem Stehpult.

Jetzt wurde es mehr als interessant. Tempus holte unter der Platte etwas hervor und hielt es hoch in der Hand. Es sah aus wie ein grünleuchtender Kristall, der giftig und gefährlich wirkte und Lois zu einem Aufschrei: „Nein!“ veranlasste.

Superman kam mit einem zornerfüllten Gesicht aus dem Nebenraum heraus: „Sie werden eine Menge zu erklären haben, Mister Temp…!“ Das Wort blieb ihm im Halse stecken. Denn Tempus streckte ihm den grünen Brocken entgegen. Ächzend stürzte Superman zu Boden. Gebannt starrten alle auf den am Boden liegenden Mann, dem es offensichtlich sehr schlecht ging.

„Wow!“ Mehr bekam Lex nicht heraus. Das war also die Achillesferse des angeblich Unbesieg- und Unverwundbaren. Ein grünleuchtender Stein. Das wurde auch von Tempus bestätigt, nachdem er Superman beschuldigte, Teil einer Invasionsarmee zu sein: „Ich halte den Alien unter Kontrolle mit dem einzigen Material, das ihn schwächen kann!“

Lex war begeistert. Er erwischte sich dabei, dass er sich vor Freude auf den Oberschenkel schlug. „Ja…, Bingo…!“ Superman war angreifbar. Aber was war das nur für ein Zeug und wo bekam man es her?

Diese Fragen ergaben das Rätsel Nummer zwei!

Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Fr 23. Nov 2012, 19:31

Immer noch Recherchen (04/?)

Lex war so sehr in das Geschehen vor ihm vertieft, dass er das dezente Klopfen an der Tür überhörte.
Erst als das Geräusch erneut ertönte, riss er sich von den Bildern auf dem Monitor los. Auch der spannendste Krimi konnte die damaligen Ereignisse in dem Fernsehstudio nicht übertreffen.

„Ja, Archie?“ Pünktlich wie immer erinnerte ihn dieser an den Lunch: „Sir, es ist angerichtet!“ Seufzend hielt Lex die Aufnahme an. Am liebsten würde er sich das Gedeck hierherbringen lassen, doch das wäre in den Augen seines englischen Butlers ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

„Ich komme, Archie!“ So löste er sich notgedrungen und voller Bedauern von seinem Schreibtisch.

Der Esstisch war bereits gedeckt. Kostbares Porzellan, Silber und Damast glänzten im Kerzenschein um die Wette. In einer Silbervase entfaltete eine orangefarbene Rose ihre ganze Schönheit. Archibald legte ihm ein Steak auf, dessen würziger Duft ihm gleich angenehm in die Nase stieg.

Fast alle Zutaten seiner Mahlzeiten wurden in der zugehörigen Farm seines Landsitzes ‚Double-L‘ in den Bergen produziert. Per Hubschrauber transportierte man die von der Küche angeforderten Lebensmittel zum Tower in Metropolis. Die Frische und Qualität waren nicht zu übertreffen. Exzellente Köche kümmerten sich um die Zubereitung. Normalerweise wusste Lex diese Dinge zu schätzen, aber heute…!

Mit kaum einem Blick wurde das köstlich zubereitete und angerichtete Mahl von ihm gewürdigt. Ganz in Gedanken starrte er während des Essens von seinem Lieblingsplatz auf die Dächer von Metropolis. Er sah weder das „Medium“ gebratene Steak und den knackigen Salat mit French-Dressing angemacht, noch die Missbilligung in den Augen seines Butlers.

Erst als er das Besteck endgültig auf den halb leergegessenen Teller ablegte, holte Archibalds unüberhörbares Räuspern sein Bewusstsein an den Tisch zurück. „Mister Luthor, Miss Lidya lässt ausrichten, dass sie sehr betrübt über Ihre Absage ist. Sie muss schon Morgen nach LA fliegen. Das wäre Ihr vorläufig letzter gemeinsamer Abend gewesen! Miss Lidya meint, sie hätte es Ihnen gesagt!“ Ach ja, über diesen Lane-Schock hatte er das glatt vergessen. Lex überlegte kurz. Musste er jetzt Bedauern zum Ausdruck bringen? Eigentlich war ihm ihre Abreise sehr recht, so konnte er sich voll auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren.

Aber etwas Teilnahme musste er schon heucheln: „Wie schade, daran habe ich nicht mehr gedacht. Archie, rufen Sie bitte bei Cartier an. Man soll ihr irgendwas Glitzerndes schicken, das wird sie trösten! Sie wissen schon, das Übliche.“ Mit solchen Lappalien wie Ohrschmuck, Broschen oder Armbänder wollte er sich nicht befassen. Dafür hatte man schließlich Personal!

Dieses Personal hatte aber immer noch etwas anzubringen: „Jawohl, Sir! Ich kümmere mich darum. Aber Mister Donovan bittet eindringlich darum, mit Ihnen sprechen zu dürfen. Den ganzen Vormittag habe ich ihn schon vertrösten müssen. Und Ihr Schneider hat angefragt, wann er zur Anprobe kommen kann.“

Ein großer Seufzer entfloh schon wieder seiner Brust: „Ach, Archie, warum lässt mich denn niemand in Ruhe arbeiten. Der Schneider soll morgen nochmals anrufen und in einer halben Stunde kann Donovan kommen.“ Am liebsten hätte er alle zum Teufel gejagt, aber das ging leider nicht. Privatsekretär, Schneider und der ganze Pulk seiner Bediensteten wurden noch gebraucht.

Den langsamen Genuss des heissen Espressos ließ er sich aber nicht nehmen. Danach steckte er sich wieder eine seiner geliebten Cohibas an, diesmal eine Lanceros.

Zurückgelehnt auf seinem Lieblingssessel und genüsslich vor sich hin paffend waren seine Gedanken sofort wieder bei dem vorhin gesehenen Teilstücks des Films. In seinem Kopf sah er die Bilder noch vor sich:

Durch dieses grünleuchtende Material waren dem Superhelden die Beine zu schwach geworden. Er lag stöhnend und kraftlos auf den Brettern der Bühne in dem Fernsehstudio. Tempus warf ihm vor, Vorbereiter einer großen Invasion vieler Außerirdischer zu sein.

Lex staunte mit wie viel Vehemenz Lois Lane den am Boden Liegenden gegen Tempus Anschuldigungen verteidigte. Lügen wären das, alles nur Lügen, behauptete sie.

Tempus griff das Stichwort mit Freuden auf: „Dieser Mann ist der Lügner. Jahrelang lebte er versteckt unter uns, um uns auszuspionieren und eine Invasion vorzubereiten.“

Das war sein großer Augenblick. Mit Hilfe eines Videobandes konnte er allen Anwesenden beweisen, dass der Außerirdische schon längere Zeit in Metropolis gelebt hatte. Er war Clark Kent, ein allseits bekannter Reporter beim hiesigen Daily Planet. Für die Zuschauer war das eine Sensation. Weiter beschuldigte Tempus auch Lois Lane, Perry White und James Olsen, den Besitzer der genannten Zeitung, den Invasor unterstützt und gefördert zu haben. Diesmal ergriffen auch Perry White und James Olsen Clark Kents Partei und verlangten Gerechtigkeit für den Außerirdischen.

Doch niemand konnte diese überraschenden Aufklärungen richtig würdigen. Denn die Situation eskalierte. Ein anderer Mann kam aus dem Raum hinter der Metalltür. Sein Outfit und sein ganzes Gehabe sahen aus, als wäre er aus dem vergangenen Jahrhundert entwichen. Er hielt Tempus immer wieder einen kleinen Gegenstand hin, der sich in diesen Augenblicken den Anwesenden und der Kamera demonstrativ als Retter der Welt präsentierte. Bis er und die Umstehenden verstanden, was der obskure Mann nun endlich entschieden lauter sagte.

„Die Bombe tickt und explodiert gleich!“

Ein allgemeiner Aufschrei. Panik brach aus. Fast alle versuchten zum Ausgang zu gelangen. Natürlich bildete sich sofort ein Stau. Am panischsten war aber der „Retter der Welt“. Auf brutale Weise versuchte Tempus, sich einen Weg durch die Flüchtenden zu bahnen. Das einzige, was er jetzt nur zu retten gedachte, war seine eigene Person.

An dieser Stelle hatte sein Butler ihn leider gestört und zum Lunch geholt. Und erst wenn mit Mike Donovan verschiedene Sachen besprochen waren, konnte er sich wieder in den Film vertiefen.

Immer diese verdammten Pflichten!


~*~*~*~*
„Bis später, Sir!“

„Ja, bis später Mike!“ Mit einem Aufatmen schloss er höchstpersönlich hinter Donovan die Tür. Das wäre geschafft. Schecks mit größeren Summen wollte er immer noch selbst unterschreiben und auch darüber informiert werden, was so an der Spitze seiner umfangreichen Geschäfte geschah. Aber das heute war ein Schnelldurchlauf gewesen. So verdutzt hatte sein Sekretär höchst selten ausgesehen. Besonders, weil sein Arbeitgeber ihn zur Tür hinauskomplimentiert hatte.

Lex grinste vor sich hin. Gut, wenn man seine Leute noch überraschen konnte. Aber jetzt! Endlich! Gespannte Erwartung erfüllte ihn, als er mit der Betrachtung des Filmes fortfahren konnte.

Zum Glück hatte der Kameramann während des ganzen Tumultes seinen Apparat weiter laufen lassen. So konnte Mister Lex Luthor aus nicht gerade edlen Beweggründen mit anschauen, wie der großmäulige Retter der Welt von dem seltsamen kleinen Herrn mit der tickenden Bombe in der Hand knockout geschlagen wurde.

In der flüchtenden Menschenmenge trat er Tempus mit Schwung auf den Fuß. Als der sich vor Schmerzen krümmte schickte er ihn mit einem kräftigen Schlag in den Nacken zu Boden. Der Betrachter konnte sich ein alles andere als mitfühlendes Kichern nicht verkneifen. Das hätte er dem schmächtigen älteren Herrn nicht zugetraut!

Sang- und klanglos verschwand der Zusammengeschlagene aus dem Blickfeld der Kamera. An dieser Stelle sah auch Lex den Waffenhändler zum letzten Mal.

„Seltsam“, ging es ihm durch den Kopf, „von ihm hat man seitdem in Metropolis auch nichts mehr gesehen oder gehört!“ Eine neue Frage. Im Moment aber nicht relevant!

Denn zuerst musste er unbedingt den weiteren Ablauf sehen.

Der kleingeratene Mann lief zurück zur Bühne. Erstaunlicherweise kam der Außerirdische gerade etwas wacklig und mit Lois‘ Hilfe auf die Beine. Wie war denn das geschehen? Wo war der grünleuchtende Kristall? Hatte Lex etwas übersehen? Darum musste er sich gleich intensiver kümmern.

Der ziemlich bestürzt aussehende Fremde drückte die Bombe dem Reporter in die Hand. Lex hielt vor Staunen den Atem an. Denn was machte dieser mit dem Sprengkörper? Er steckte ihn einfach in den Mund. Als die Detonation erfolgte sah man nur eine kleine Rauchwolke, wie den Atem eines Drachen, dort herauskommen. Allerdings warf es den Bombenschlucker dann doch noch auf den Boden.

Sofort beugte sich Lois Lane über die reglose Gestalt, schüttelte sie und redete auf sie ein. Der Außerirdische im hautengen blauen Anzug und dem roten Cape rührte sich nach kurzer Zeit wieder, hustete nur etwas und erhob sich taumelnd mit Lois Hilfe.

Mit lauter Stimme rief diese in die Menge der Zuschauenden: „Hören Sie, ich weiß dass Sie sicher viele Fragen haben. Aber ich glaube, wir haben alle mitbekommen, dass er hier ist um zu helfen!“ Im Publikum sah man nur erleichterte, frohe Gesichter und zustimmendes Nicken.

Das erstaunlich kräftige Sprechorgan des kleinen älteren Herrn ertönte, wenn auch ein wenig theatralisch: „Er ist in jeder Beziehung nicht weniger als ein Superman!“

Damit hatte der Außerirdische seinen Namen bekommen.

Von allen Seiten wurde der Held nun umringt. Man sah nur noch die Rückseiten begeisterter Menschen. Für den Kameramann musste das wohl uninteressant geworden sein, die Aufnahme aus dem Studio endete hier.

Lex stieß kräftig seinen Atem aus: „Ppuuuh!“ Tolle Story! Das war also die Geburtsstunde dieses Superhelden, der seit einem Jahr hier in Metropolis und in der ganzen Welt Hilfe bei Natur- und anderen Katastrophen leistete. Und mehr oder weniger erfolgreich versuchte das Verbrechen zu bekämpfen.

Doch die Sache mit dem grünleuchtenden Stein musste er noch genau herausbekommen. Wo war er geblieben? Schnell spulte er zurück zu der Stelle, als der kleine Mann mit der Bombe zu Tempus kam. Dieser stürmte dann los in Richtung Ausgang, aber hielt den Unbekannten an einer Hand. Den Stein konnte er nicht in der anderen Hand halten, denn unterwegs zog er mit ihr einen Revolver und schoss in die Luft.

Also hatte er den Stein auf der Bühne gelassen? Lex‘ Rück- und Vorspulen und intensives Betrachten des Hintergrundes war endlich erfolgreich. Lois Lane war zu erkennen, die sich bückte, dadurch natürlich hinter den Flüchtenden verschwand. Doch dann tauchte sie wieder auf und mit großem Schwung warf sie etwas Grünes weit in das Studio hinein. Das musste dieser Kristall gewesen sein, denn kurze Zeit später sah man Superman wieder auf den Beinen stehen.

Nachdenklich starrte Lex mit in Falten gezogener Stirn auf das Standbild. Wo konnte der Stein geblieben sein? Bestimmt hatte ihn jemand aufgehoben. Das herauszubekommen war eine Aufgabe für seine Abteilung „Zur besonderen Verwendung“, kurz ZBV genannt. Ihr Leiter hieß Alex Chandler.

Lex wusste, der war so gut wie jeder Aufgabe gewachsen.

Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Di 27. Nov 2012, 21:14

Ende und Anfang (05/?)

Schon im zarten Kindesalter hatte Lex von seinem Vater gelernt, dass das Wichtigste im Leben der Besitz von Geld war, von viel Geld, am besten von ungeheuer viel Geld.

Es verlieh seinem Eigentümer Macht. Macht über die anderen, die nicht so viel oder sogar gar keins hatten. Für Geld verrieten die meisten Menschen ihre Prinzipien, ihr Vaterland, ja sogar ihre Liebe.

Außerdem: für Geld konnte man sich alles kaufen. Nein, kleine Korrektur: fast alles!

Und dieser grüne Kristall? Konnte man ihn ebenfalls kaufen? Wer ihn auch besaß, er würde so viel Geld für ihn geboten bekommen, dass er gar nicht „Nein“ sagen konnte. Das Problem war, denjenigen zu finden, der ihn besaß.

Das hatte jetzt größte Priorität. Lex war überzeugt: „Alex wird das schaffen!“ Sein Vertrauen in Chandlers Qualitäten war enorm. Ein kurzes Telefonat bestellte den fähigen Mitarbeiter zu seinem Chef.

Während des Wartens ging Lex endlich einer Frage nach. Schon die ganze Zeit in der er sich den Film so intensiv zu Gemüte geführt hatte, nagte etwas unangenehm in seinem Unterbewusstsein. Jetzt ließ er die Frage hochkommen: „Warum zum Teufel, habe ich diese Aufnahmen erst jetzt gesehen? Warum habe ich mich nicht eher darum gekümmert?“

Sollte er seine Mannen in der EDV-Abteilung deswegen zusammenstauchen? Was würde das bringen? Vielleicht wurde er damals sogar von Ladderman darauf hingewiesen und er hatte die Bedeutung dieses Films nicht erkannt? Weil er emotional durch persönliche Belange zu sehr gefangen genommen war? Weil er Superman damals nicht als große Gefahr betrachtet hatte sondern nur als Herausforderung? Weil der Name Lois Lane ihm gegenüber nicht erwähnt worden war? Dann wäre er sicher hellhörig geworden. So war jetzt ein ganzes Jahr verloren. Dann musste nun eben im Zeitraffertempo gearbeitet werden! Aus, fertig!

Nein, er wollte die Motivation seiner Mitarbeiter nicht durch einen scharfen Tadel gefährden. Die Sache lag ein Jahr zurück, das wäre eindeutig vergeudete Energie. Die konnten jetzt alle für andere Schwierigkeiten gebrauchen.

Mit einem Knopfdruck holte er sich Ladderman auf den Bildschirm: „Eugene, habt Ihr noch was gefunden?“

Sehr zufrieden nickte der: „Sir, hier ist noch ein Ausschnitt von der Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Außerdem haben wir Lebensläufe von beiden zusammengestellt. Ich schicke sie Ihnen nach oben!“

„Danke, Eugene, gute Arbeit! Versucht noch etwas über ihre weiteren Pläne herauszubekommen. Eventuell wann sie wieder in Metropolis sind. “

Etwas Stolz huschte über Laddermans Gesicht und klang in der antwortenden Stimme: „Sir, bereits geschehen. Wir haben unsere Quelle im Planet angezapft. Was wir erfahren haben, steht unter den Lebensläufen!“ Prompt erhielt er die erwartete Anerkennung: „Alle Achtung, Eugene! Danke! Bis später. Wir sehen uns um 18:30 zum Dinner!“ Der Bildschirm färbte sich dunkel. Was Eugene Ladderman heute auch vorgehabt hatte, es war hiermit hinfällig geworden.

Zufrieden lächelte Lex vor sich hin. Gute Leute arbeiteten für ihn. Leute, die mitdachten, die Eigeninitiative entwickelten!

Wieder der aktivierende Knopfdruck. Auf dem Monitor wurde von James Olsen das imponierende Wahlergebnis für Perry White bekanntgegeben. 97 % der Metropoliser hatten ihn gewählt.
Laber…, Laber…

Der neugewählte Bürgermeister hielt seine erste Rede. Laber…, Laber…

Der Ex-Präsident der Vereinigten Staaten Elvis Presley trat auf. Wieder Laber…, Laber…

Doch dann kam der neue Held, kam Superman auf die Tribüne. Das Gesicht in Großaufnahme. Aber welch eine Niedergeschlagenheit war in ihm zu erkennen. Die Augen voller Trauer! Sie starrten immer nur zu einer bestimmten Stelle an der Seite. Und wer stand da? Natürlich die schöne Lois Lane.

Auch ihre Augen hingen nur an ihm. Die beiden vermittelten den Eindruck eines gleich eintretenden Unheils.

Plötzlich tauchte der kleingeratene Mann neben Lois auf. Er wies mit der Hand in die kleine Seitengasse. Lois nickte dem sie unentwegt anstarrenden Mann auf der Tribüne noch einmal zu. Der machte einen kleinen Ausfallschritt in ihre Richtung. Seine Körpersprache war ein einziger lauter Schrei: „Nein!“

Noch ein letzter Blick, dann waren Lois und der Fremde in der Gasse verschwunden.

Da begriff Lex plötzlich. Das war ein Abschied, ein sehr schmerzvoller Abschied. Es sah aus wie eine Trennung für immer! Aber ein Jahr später waren sie doch verheiratet!

Nicht zu fassen. Die Geschichte zwischen Superman und Lois Lane wurde ja immer geheimnisvoller.

Verblüfft schaute sich Lex den Rest der Aufnahme an. Superman hielt eine kurze Rede, in der er versprach, alle seine Kräfte für die Menschen und ihr Wohlergehen einzusetzen. Dann jubelnder Applaus von der Menschenmenge. Ein neues Idol war geboren! Und der Film zu Ende.

Nachdenklich strich Lex mit dem Handrücken über seine Stirn. Da sollte man noch durchblicken.

Aber jetzt brauchte er erst mal einen Kaffee. Sein telefonisch geäußerter Wunsch an seinen Butler wurde prompt erfüllt. Der Mann war ein Hellseher.

Mit dem dampfenden Getränk in der Tasse lief Lex in seinem Arbeitszimmer hin und her. Das Koffein stimulierte seine Denkfähigkeit.

Wie seltsam war das doch. Vor vier Jahren war Lois Lane verschwunden. Angeblich tot. Doch drei Jahre später tauchte sie plötzlich für wie viele Tage auf? Jetzt setzte er sich doch wieder an seinen Platz und holte sich die Lebensläufe der beiden auf den Monitor.

Ja, da stand es. Zwei Tage war sie damals gesehen worden. Aber genau so, wie sie plötzlich aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Ließ einen unglücklichen Superman zurück. Und ein Jahr später war sie wieder da. Und gleich als Ehefrau des Superhelden! Welch eine mysteriöse Angelegenheit.

Und noch etwas ließ ihn rätseln. Vor vier Jahren hatte er die Mitteilung bekommen, dass Lois in Namibia verschwunden wäre. In der Zeitung stand aber, sie hätte im kongolesischen Dschungel einen Unfall gehabt und dort in einer Missionsstation vier Jahre im Koma gelegen. Was war richtig?

Supermans Anwesenheiten und Bewegungen im vergangenen Jahr waren ziemlich exakt dokumentiert. Hier in Metropolis und an so vielen Stellen auf dem Globus war er gesichtet worden. Seine Aktivitäten hinterließen eine leuchtende Spur. Doch eigenartig. Sehr oft wurde seine Präsenz in Afrika erwähnt, aber hier wie dort wurde er nie mit einer Frau gesehen. Dafür aber einige Male bei Lois‘ Familie in Berkeley, Kalifornien.

Lex Gedanken wirbelten durcheinander. Es war an der Zeit, verschiedene Dinge in die Wege zu leiten. Soviel Fragen waren zu klären. Jetzt brauchte er professionelle Hilfe.

Durch ein festes Klopfen kündete Archibald die erste an: „Sir, Mister Chandler ist da! Darf ich Kaffee oder Tee und etwas Gebäck bringen?“

Er durfte. Und bekam auch gleich einen Auftrag: „Archie, bitte ein Dinner für vier Personen um 18:30!“

~*~*~*~*

„Alex! Viel Erfolg. Bis später zum Dinner!“

Der Stein war ins Rollen gebracht. Chandler war über die wichtigsten Details informiert und bekam auch die entscheidenden Szenen der Aufnahme zur Verfügung gestellt. Die Suche nach dem grünen Kristall konnte beginnen.

Der Luftzug des Türschließens hinter dem ZBV-Chief war gerade verweht. Lex erhob sich aus seinem Sessel und reckte sich erst einmal ganz lang. Richtig steif war er durch das dauernde Sitzen am heutigen Tag geworden.

Aber noch konnte er sich keine Entspannung gönnen. Erst musste er die Lebensläufe der beiden unter die Lupe nehmen, vielleicht gab es noch etwas sehr Wissenswertes.

Lois‘ Leben verlief zunächst ganz normal, wie bei den meisten jungen Menschen aus gutem Haus. Schule, Studium, sofort Anstellung beim Daily Planet. Aufgefallen durch sehr genaue, gut recherchierte Berichte, die oft genug Enthüllungen von Straftaten waren. Die Waffenschmuggelstory war das beste Beispiel. Schnell war sie zur Starreporterin aufgestiegen.

Dann vor vier Jahren ihr angeblicher Tod. Nach drei Jahren für zwei Tage in Erscheinung getreten, wieder für ein Jahr verschwunden und jetzt als Ehefrau von Superman wieder aufgetaucht.

Clark Kents Biografie war da schon entschieden andersgeartet.

Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Smallville, Kansas. Seine Adoptiveltern waren Farmer. Sie kamen bei einem Unfall ums Leben als er erst zehn Jahre alt war. Der Junge verschwand von der Bildfläche. Sein Name tauchte in keinem Kinderheim auf. Erst zehn Jahre später erschienen die ersten mit seinem Namen gekennzeichneten Berichte und Reportagen. Zuerst in Indonesien, später in verschiedenen Zeitungen auf allen Kontinenten. Vor fünf Jahren kehrte er nach Smallville zurück. Er arbeitete einige Monate bei der Smallville Post. Im April 1993 begann er seine Tätigkeit in Metropolis beim Daily Planet. Bis auf seine hervorragenden Arbeiten führte er ein unauffälliges Leben.

Bei dem nächsten Punkt machte Lex allerdings große Augen. Der Junge war ja verlobt gewesen! Mit einer Lana Lang auch aus Smallville. Blonde Haare, blaue Augen. Das genaue Gegenteil von Lois Lane. Für den 11. Februar 1996 war die Hochzeit vorgesehen gewesen.

Sie hatte aber nie stattgefunden. Am 03.02. war die Bürgermeisterwahl. Und in der Nacht vorher präsentierte sich Clark Kent zum ersten Mal im Kostüm als Superman. Mit einer Frau, die nach der Beschreibung nur Lois Lane sein konnte, keinesfalls Lana Lang. Von da an war Lana Lang nicht mehr mit Clark Kent zu sehen gewesen und von einer Hochzeit nicht mehr die Rede.

Und wenn Lex sich die Abschiedsszene vor Augen führte, wusste er genau weshalb. Clark Kent AKA Superman musste sich unsterblich in Lois Lane verguckt haben!

Lex notierte:

Wohin war Lois Lane von 1993 bis 1996 verschwunden und nach zwei Tagen wieder für ein Jahr bis zum 13.02.1997?
Wann haben die zwei sich kennengelernt? Kent begann erst im April 1993 nach dem Verschwinden von Lane beim Daily Planet. Tatsächlich erst im Februar 1996? Liebe auf den ersten Blick?
Laut Anmerkung von Ladderman haben sie am 13.02.97 in Las Vegas geheiratet.
Laut Anmerkung von Ladderman sollen beide ihre Arbeit beim Planet am 03.03. wieder aufnehmen.

Was war mit dem so sehr altmodisch gekleideten, älteren Herrn? Laut Anmerkung von Ladderman hatte die Quelle im Daily Planet aufgeschnappt, dass sein Name H.G. Wells war und Leiter der Missionsstation sein sollte, in der Lois Lane im Koma gelegen haben soll. Nachforschen! Die Richtigkeit dieser Angaben sollte doch wohl bestätigt werden können. Diese Station muss doch wohl aufzutreiben sein!

Wo war dieser Tempus geblieben und woher hatte er den grünen Kristall?

Fragen über Fragen. Und diejenigen, die alle Antworten wussten, waren zurzeit nicht greifbar.

Lex war klar, dass er sich jetzt bis zum 03. März gedulden musste. Eher war an das jungvermählte Paar nicht heranzukommen. Nicht, dass er Skrupel gehabt hätte, Flitterwöchner zu stören, gewiss nicht.
Aber da bei diesen beiden einer fliegen konnte, wäre jede Suche zwecklos. Sie konnten jeden Tag woanders sein, sie hatten die ganze Welt zur Verfügung.

Aber seine Leute würden vorab schon einiges klären können, dessen war sich Lex sicher. Zufrieden vor sich hin pfeifend ging er in sein Fitness-Studio.

Wie aus dem Nichts stand Archibald vor ihm, reichte ihm seine Sportkleidung an, legte ihm Handtücher hin und stellte ihm auf einen Tisch Mineralwasser bereit. Natürlich auch aus einer ‚Double-L‘-eigenen Quelle.

Lex liebte es, seinen Körper zu fordern und manchmal an die Grenzen zu gehen. Heute war er allerdings ein wenig unkonzentriert. Während er seine Übungen auf dem Ergometer, dem Laufband und der Kraftstation automatisch absolvierte, war er schon wieder gedanklich bei den vielen Fragen, die sich ihm nach dem Betrachten der Filme gestellt hatten. Allerdings sah er die Recherchen für sich beendet, nun begann ein neues Kapitel, das andere schreiben mussten.

Gleich würden Chandler, Ladderman und Donovan mit ihm zu Abend essen. Und als zweites Dessert noch einige Aufgaben bekommen. Für deren Lösungen sie prädestiniert waren.

Während das Wasser der Dusche auf ihn niederprasselte sang er mehr laut als schön den ‚Queen‘-Hit: „We are the champions, my friends!“ Wie wahr, wie wahr. Es waren wirklich die Besten ihrer Sparte, die er sich für die jeweiligen Abteilungen herangeholt hatte. Teilweise hatte er sie auch kaufen müssen. So wie seinen Butler Archibald Douglas.

Der schon wieder bereit stand, um ihm einige Anreichungen beim Anziehen zu machen. Der Mann war wirklich jeden Penny wert, den Lex seinerzeit an Lord St. Clair gezahlt hatte.

Laut schmetterte Lex.: „No time for losers, we are the champions of the world!“ Und amüsierte sich königlich über Archies tadelnden Blick.



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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Fr 30. Nov 2012, 22:33

Die Spinne (6 /?)

Nein, das war kein guter Tag für Lex Luthor. Er bekam in diesem für ihn so wichtigen Fall nur negative Bescheide von Donovan und Ladderman. Nicht eine einzige Frage konnte bisher geklärt werden.

Menschen waren ausgefragt und Daten geprüft worden, Telefone liefen heiß, doch leider gab es kein Resultat.

Niemand konnte sagen, wo Lois Lane vier Jahre gesteckt hatte. Keine der Missionsstationen im Kongo hatte einen Leiter der H.G. Wells hieß und auch keine hatte eine im Koma liegende Kranke für so lange Zeit beherbergt. Kein Mensch wusste wo dieser Tempus abgeblieben war. Dadurch lag auch die Herkunft des grünen Steins im Dunklen.

Drei Tage lang seit dem Abendessen mit den drei Angestellten hatte Lex gehofft und gebangt. Seine ganze Strategie hing von diesem Material ab. Nur damit konnte Superman lahm gelegt werden.

Letztendlich bat auch noch Alex Chandler an diesem Tag kurzfristig um eine Unterredung. Lex beschlich gleich ein ungutes Gefühl. Eine Erfolgsmeldung konnte das nicht werden, die hätte der ZBV-Chief sicher sofort am Telefon gemacht.

Und dann kam es knüppeldick: „Sir, der Kristall ist höchstpersönlich von James Olsen zerstört worden. Er ist unter einem Schmiedehammer zertrümmert worden, die Splitter hat er im Meer versenken lassen!“

Ganz fest musste Lex schlucken, damit er bei dieser Mitteilung nicht vor Wut aufschrie. Ging denn tatsächlich alles schief?

„Verdammt!“, schoss es doch noch aus ihm heraus. „Verdammt, verdammt!“

„Sir!“ Zeigte sich in Chandlers Gesicht tatsächlich so etwas wie Hoffnung und Zuversicht? „Ja, Alex, ziehen Sie eine andere Möglichkeit in Erwägung?“ Zu gerne wollte Lex an eine zweite Chance glauben.

„Sir! Ich habe mir folgendes gedacht. Es gibt bei uns bisher nichts, was Superman schaden könnte. Aber dieser Kristall war ihm gefährlich geworden. Kann er eigentlich in diesem Fall von der Erde stammen? Und wenn nicht von der Erde, …von wo dann?“ Alex sah aus, als ob er die Antwort parat hätte. Aber auch Lex‘ kleine graue Zellen fingen an zu arbeiten.

Ja, das war doch gar nicht so unwahrscheinlich: „Alex, Sie meinen dieser Brocken ist eventuell mit ihm hier auf der Erde gelandet? Meinen Sie, da könnte vielleicht…?“ Das wäre ja zu schön um wahr zu sein!

Chandlers heftiges Nicken bestätigte seine Vermutung: „Sir, ich habe mir schon von Ladderman diesbezügliche Daten geben lassen. So ungefähr kennen wir die Stelle, wo die Kents den Jungen gefunden haben. Wenn wir da präzise suchen würden?“

Erleichtert atmete Lex auf, ein großer Stein fiel von seinem Herzen: „Alex! Suchen Sie! Suchen Sie die ganze Gegend ab. Nehmen Sie die besten Metalldetektoren die es gibt! Nehmen Sie so viele Leute mit, wie sie Ihrer Meinung nach brauchen. Und lassen Sie sich Zeit! Geld und Zeit spielen keine Rolle, nur das Ergebnis zählt! Bei Erfolg können Sie und Ihre Leute mit einer hohen Prämie rechnen.“ Wenn das kein Ansporn war!

Chandler strahlte über das ganze Gesicht: „Sir, das wird alle zu Höchstleistungen motivieren. Dann nehme ich doch dieses Problem mal gleich in Angriff!“

Mit einem festen Händedruck geleitete er Chandler zur Tür: „Viel Erfolg!“ -„Ich bin mir sicher, Sir, den werden wir haben!“, war die siegessichere Antwort.

Hoffentlich! Hoffentlich!

~*~*~*~*~

Wie fühlte er sich? Wie ein Löwe, der im hohen Gras seine Beute belauerte? Oder wie ein Krokodil, das nur darauf wartete, dass etwas Fressbares das Wasser in Wallung brachte? Nein, ihm gefiel der Vergleich mit einer Spinne am besten. Wie sie hatte er ein Netz gesponnen, dicht und widerstandsfähig, das selbst Superman mit all seiner Kraft nicht würde zerreißen können. Denn die Fäden leuchteten grün.

Ja, Alex Chandler mit seinem Suchtrupp hatte es geschafft. Die mühselige Arbeit, da draußen in Smallville auf Feldern und Wiesen, unter Bäumen und Büschen im Erdreich nach grünleuchtendem Metall zu suchen, hatte sich gelohnt. Mehrere Male hatten die Detektoren angeschlagen. Aber unter all dem Schrott, der dann ausgegraben wurde, war tatsächlich etwas von dem gesuchten Material. Nun war Lex Luthor stolzer Besitzer zweier Kristalle, die zusammen in der Größe in etwa dem von diesem Tempus entsprachen.

In den Lex-Labs war der fremdartige Stein untersucht worden. Bisher gäbe es nichts Vergleichbares auf der Erde wurde ihm mitgeteilt. Aber die Wissenschaftler hatten herausbekommen, dass die Strahlung der grünen Brocken durch Blei aufgehalten wurde. So ruhten jetzt die beiden Kristalle in einem mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Bleikästchen.

Das Suchen und Untersuchen hatte seine Zeit gebraucht. Aber Lex war nicht unruhig geworden. Er wusste, seine Geduld würde sich auszahlen. Bereits seit einer Woche war das junge Ehepaar Lane-Kent wieder in Metropolis. Die beiden ahnten bestimmt nicht, dass jeder ihrer Schritte beobachtet wurde.

Naja, fast jeder. Was abends und nachts in ihrem neuen Heim in der Hyperion Avenue geschah, konnte sich Lex auch ohne Berichterstattung vorstellen. Aber die Tagesstunden! Dafür war die Informationsquelle im Daily Planet unbezahlbar. Obwohl auch da nur die Story vom Koma und Missionsstation kursierte, also es nichts Neues zu hören gab.

Dafür erfuhr er aber von dem Informanten, dass James Olsen ihnen gleich nach der Rückkehr aus den Flitterwochen ihr neues Heim vermittelt hatte. Dass der junge Ehemann seine Frau behutsam in die technischen Neuerungen einführte. Sie hatte tatsächlich vier Jahre lang keinen Zugang zu diesen gewaltigen Änderungen, die sich auf dem elektronischen Sektor vollzogen hatten. Die beiden bildeten nun beruflich ein Team, sie gingen bei ihren Recherchen gemeinsam vor.

Außer, wenn Clark Kent als Superman in Sachen Weltrettung unterwegs war. Was oft genug geschah! Darin sah Lex eine große Chance.

Das große Geheimnis um das Verschwinden, kurze Auftauchen und wieder Verschwinden von Lois Lane ließ ihm einfach keine Ruhe. Wenn seine Leute ihm keine Aufklärung bieten konnten, dann musste das eben die Betroffene selbst machen. Und Lex hatte sich auch die Möglichkeit dazu geschaffen. Langsam und vorsichtig begann er den Köder auszuwerfen.

Mike Donovan machte ein sehr erstauntes Gesicht als sein Arbeitgeber ihm so ganz nebenbei diesen Auftrag erteilte: „Ach, Mike. Schicken Sie doch bitte dem Daily Planet eine kurze Nachricht, dass ich zu einem Interview bereit bin. Es sollte am kommenden Freitag um 17:00 Uhr hier im Tower stattfinden. Bitten Sie um Bestätigung und um den Namen des Gesprächsteilnehmers. “

War das nicht ein feiner Köder? Niemals würde sich Lois Lane diese Chance nehmen lassen, dessen war sich Lex sicher. Hundertprozentig würde sie die Abgesandte des Planet sein. Oder käme sie vielleicht sogar mit ihrem Ehemann?

Lex brauchte nur geduldig warten. Und weitere Vorbereitungen treffen.

~*~*~*~*~

Die am Freitag endgültig abgeschlossen waren. Den Gegner zu kennen war schon der halbe Sieg. Triumphierend hatte Lex zu Kenntnis genommen, dass seine Interviewpartner Lois Lane und Clark Kent sein sollten. Etwas überheblich wurde für den bereitgestellten Abholwagen gedankt, Mister Kent würde mit seiner Frau direkt vom Planet-Building zum LexCorpTower kommen und zwar per Luftweg.

Lex grinste, als sein Sekretär ihm diese Passage vorlas. „Superman, das glaubst du!“, dachte er etwas schadenfroh.

Tatsächlich kam die frischgebackene Mistress Kent allein am Freitag mit einem Taxi zum LexCorpTower und zwar eine halbe Stunde zu spät. Zu ihrer Entschuldigung gab sie an, dass ihr Ehemann eine Viertelstunde vor dem Termin zu einer Explosion in einem Atomkraftwerk in Frankreich fliegen musste. Menschenleben waren in Gefahr, da wurde das Treffen mit Mister Luthor für ihn sekundär. Also musste sie ein Taxi nehmen. Da der Verkehr um diese Zeit in Metropolis chaotisch wäre, kam es zu dieser Verspätung.

Mit größtem Bedauern teilte ihr Mike Donovan mit, dass Mister Luthor gerade mit einem Helikopter zu seinem Landsitz geflogen wäre. Unvorhergesehene Umstände hätten ihn dazu gezwungen. Aber wenn Miss Lane dieser Ort für das Interview recht wäre, würde ein zweiter Hubschrauber sie dort hinbringen und natürlich auch wieder zurück nach Metropolis.

Selbstverständlich war es Miss Lane recht! Was die Spinne in ihrem Netz mit großer Freude erfüllte.

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Fr 7. Dez 2012, 22:18

Die Erpressung (07/?)

In jeder Minute konnte sie eintreffen. Lex merkte erstaunt, dass er diesem Moment doch recht gespannt entgegensah. Er warf einen Blick in den Spiegel seines Ankleidezimmers. Ein hochgewachsener schlanker Mann undefinierbaren Alters im eleganten Maßanzug sah ihm daraus entgegen. Durch die schwarzen lockigen Haare zogen sich einige Silberfädchen. Die dunklen Augen funkelten.

Vor Freude, Genugtuung und Erwartung. Alle Rätsel, die sich in den letzten dreieinhalb Wochen nicht wollten lösen lassen, würden ihre Aufklärung finden. Und er würde dieser bemerkenswerten Frau begegnen. Allein ihr Foto in dem Nachruf vor vier Jahren hatte ihn schon fasziniert.

Endlich! Das Klopfen des Helikopters ertönte. Zaudernd blieb er stehen. Was wäre taktisch besser? Sie warten lassen oder sie höflich selbst empfangen? Ach was, zur Hölle mit der ganzen Taktik, er wollte Lois Lane endlich persönlich kennenlernen. Seine Neugier siegte!

Zwei Stufen auf einmal nehmend sprang er die Treppe hinunter. Gerade früh genug. Archibald, der seinen Herrn natürlich nach Double-L begleitet hatte, schritt schon zur Tür. Mit einem freundlichen „Hallo“ betrat Lois Lane die Eingangshalle. Formvollendet nahm der Butler ihr den Trenchcoat ab.

Der Besitzer des großen Anwesens ging ihr mit drei Schritten entgegen, fixierte sie begierig von oben bis unten.

Endlich sah er sie in Natura vor sich. Er hatte vorher schon gewusst, dass sie sehr schön war. Und davon überzeugt gewesen, dass sie eine vollendete Figur hatte. Schlank, aber an den richtigen Stellen wohlproportioniert. Dazu ausgesprochen lange Beine. Aber dass sie von einer Aura voller Glück und Zufriedenheit umgeben war, so im Einklang mit sich und der Welt, diese Erkenntnis traf ihn etwas unvorbereitet.

Er konnte nicht anders. Er drückte seine Lippen auf ihre Hand, die sie ihm mit einem freundlichen Lächeln reichte.
„Miss Lane…, sorry …Mrs. Kent, ich freue mich sehr, dass wir uns doch noch treffen können. Ihr Mann ist verhindert?“

Etwas verlegen zog sie ihre Hand zurück. Erwiderte freundlich seinen Gruß. Die Stimme passte genau zu ihr. Ruhig, etwas dunkel mit einer angenehmen Färbung. „Mister Luthor, die Freude ist auf meiner Seite. Ja, mein Mann ist nach Frankreich zu einem Rettungseinsatz geflogen. Und bitte Miss Lane, ich bin ja beruflich hier!“

Sie schaute sich mit großen Augen bewundernd in der Halle um. Ob sie den Wert der verschiedenen antiken Möbelstücke und Teppiche abschätzen konnte? Aber er wollte ja nicht ihre Kenntnisse in Epochen und Stilrichtungen prüfen. Ganz andere Dinge wollte er von ihr wissen.

„Kommen Sie, Miss Lane, in der Halle ist es zu ungemütlich. In dem kleinen Salon hier haben wir ein wärmendes Kaminfeuer.“ Weit öffnete er ihr die Tür. Als sie an ihm vorbei in den erleuchteten Raum ging, stieg ihm ihr Duft in die Nase.

Frühlingsblumen und frisches Gras. Sein Herz machte einen Sprung. Etwas Altvertrautes, Langvergessenes stieg in ihm hoch.

Er bugsierte sie zu einem der beiden Sessel, die sich in der Nähe des Kamins gegenüberstanden. Eine Barock-Kommode aus Kirschbaum verziert mit feinen Schnitzereien stand an einer Wand. Darüber hing van Goghs „The Old Mill“. Als ihre Augen erstaunt an dem Kunstwerk hängen blieben, war er fast in Versuchung, sie aufzuklären: ‚Oh, was man in der „Albright-Knox Gallery“ sehen kann ist nur eine Fälschung. Hier ist das Original‘. Doch er ließ es lieber. Trotzdem traf ihn ein irgendwie wissender Blick.

Archibald hatte den kleinen Tisch gedeckt, der seitlich neben den Sesseln seinen Platz gefunden hatte. Ein eleganter Servierwagen stand daneben bereit mit Kaffee, Tee, Mineralwasser und einer Platte voller köstlicher Petits Fours. Die französische Köchin hatte sich mit dieser Pâtisserie-Pracht selbst übertroffen.

Lois nahm auf seine Bitte hin Platz. Als er sich ihr gegenübersetzte, kam sofort die Reporterin zum Vorschein: „Mr. Luthor, vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Ich hoffe, dass die Fragen auch persönlicher Natur sein dürfen. Das würde unsere Leser noch mehr interessieren. Es geht doch nicht nur um ihre geschäftlichen Projekte?“ Aus ihrer Tasche holte sie einen Block und Bleistift heraus. Er konnte schon einige Schriftzüge auf dem Block erkennen. Sie musste sich wohl schon sehr gut vorbereitet und einige Fragen notiert haben.

Lex lachte leise: „Darf Archie Ihnen zuerst Tee oder Kaffee eingießen? Wollen sie nicht eins von diesen kleinen Kunstwerken probieren?“ Sie wollte. Zu ihrem Kaffee ließ sie, wie Lex amüsiert beobachtete, so ein kleines Häppchen genießerisch im Mund zergehen. „Hmm, das war aber sehr gut!“ Ihre Zunge glitt ganz leicht über ihre Lippen. Als ob auch nicht das kleinste Krümelchen verloren gehen sollte.

„Bitte, Miss Lane. Es sind noch reichlich vorhanden!“ Doch konsequent lehnte sie ab: „Danke, Mr. Luthor. Es war ausgezeichnet, aber genug. Dürften wir vielleicht anfangen?“

„Wie Sie wünschen, Miss Lane! Archie, vielen Dank, ich brauche Sie vorläufig nicht! Im Bedarfsfall rufe ich Sie.“ Mit einer kleinen Verbeugung verließ der Butler den Salon. Lex war sich sicher, dass Archibald unter keinen Umständen von allein diesen Raum betreten würde.

Lex hielt es nicht mehr in seinem Sessel. Er füllte ein Glas mit Wasser und nahm einen kleinen Schluck. Jetzt war er bereit. Wie würde sie reagieren?

Mit einem tiefen Atemzug ging er zum Angriff über: „…Miss Lane, Sie können mich später fragen, was Sie wollen. Ob ich Ihnen antworten werde, ist eine ganz andere Sache. Denn zuerst möchte ich einiges von Ihnen wissen. Darauf warte ich schon seit einiger Zeit. …Aber bitte, bleiben Sie doch sitzen.“

Sein Gast war bei seinen letzten Worten mit viel Unmut im Gesicht aufgestanden. „Was soll das werden, Mr. Luthor? S i e haben doch zu diesem Interview geladen.“ Das „Sie“ zog sie lang wie ein Gummiband.

Wieder lachte Lex leise: „Ich habe aber nicht gesagt, wer hier der Befragte sein wird. Bitte, nehmen Sie wieder Platz!“ Sein Gegenüber stand noch einen Moment überlegend da, setzte sich dann doch wieder hin. Sicherlich war ihre Neugier größer als all ihre anderen Empfindungen.

Er entschloss sich, sofort mit der Tür ins Haus zu fallen. Welchen Sinn sollte dies Herumgeplänkel haben? Auf ihr Gesicht freute er sich schon. „Meine besten Männer haben sich an einigen Fragen die Zähne ausgebissen, aber nichts herausgefunden. Darum bin ich gezwungen zu diesem Mittel zu greifen. Verraten Sie mir bitte, Miss Lane, wo sie vom Februar 1993 bis vor vier Wochen waren. Erzählen Sie mir nichts von Koma und Missionsstation. Vor einem Jahr sind sie für zwei Tage in Erscheinung getreten, nur, um wieder zu verschwinden. Was war da mit dem Koma? Außerdem lagen Sie auf keiner Missionsstation und einen H.G. Wells als Leiter einer solchen gibt es auch nicht. Also bitte, keine Lügen!“

Wow, da hatte er ihr alles vor die Füße geworfen, was ihm so suspekt erschien. Nun war sie am Zug. Demonstrativ machte er es sich in seinem Sessel bequem. Verschränkte die Arme vor der Brust, schlug die Beine übereinander, schaute sie erwartungsvoll an.

Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich überhaupt nicht. Immer noch war die Empörung über seine Ankündigung vorherrschend. Aus ihrem Mund kam kein Ton. Was ging jetzt bloß in ihrem Kopf vor? Sie schwieg lange.

Endlich raffte sie sich zu einer Antwort auf: „Es tut mir leid, Mr. Luthor, es gibt Dinge, die ich Ihnen nicht sagen kann. Gut, das vierjährige Koma war eine Ausrede. Aber …warum möchten Sie das eigentlich wissen? Was ist daran so wichtig für Sie?“ Ihre Augen schmetterten Blitze zu ihm herüber.

Warum? „Weil sich Lex Luthor grundsätzlich nicht für dumm verkaufen lässt. Wenn sich andere mit dieser Lügenstory zufrieden geben, gut! Aber nicht ich, Miss Lane. Welches Geheimnis steckt dahinter?“ Ihr demonstrativer Blick zur Uhr ließ ihn anfügen: „Auch wenn Sie mich für unhöflich halten, Sie werden diesen Raum nicht eher verlassen, bis Sie mir die Wahrheit gesagt haben! Der Hubschrauber bringt Sie erst auf meinen Wunsch nach Metropolis zurück! Falls Sie beabsichtigen zu schreien, was ich allerdings nicht annehme, die Wände und Türen sind vorzüglich gedämpft.“

Jetzt machte sich ihre Empörung auch in der Stimme bemerkbar. Sie wurde mindestens eine Oktave höher und einige Dezibel lauter: „Sobald mein Mann aus Frankreich wieder zurück ist, wird er anfangen mich zu suchen. Er wird ziemlich schnell hier auftauchen.“

Seine Antwort kostete er aus wie sie zuvor das Petit Four: „Oh, Miss Lane, das hoffe ich doch. Er kann Sie dann bei Ihrer Erzählung unterstützen. Meine Argumente werden sehr überzeugend auf ihn wirken.“ Blitzte so etwas wie Verstehen in ihren Augen auf?

Ein strafender Blick unter zusammengezogenen Brauen traf ihn. „Mich haben Ihre Argumente bisher absolut nicht überzeugen können, Mr. Luthor!“ Blitzschnell schaute sie sich im Zimmer um, sie musste etwas ahnen. Jeden kastenähnlichen Gegenstand tastete sie mit ihrem Blick ab.

„Miss Lane, Sie betrüben mich. Bin ich in Ihren Augen nicht vertrauenswürdig? Ich versichere Ihnen, dass Ihre Geschichte unter uns bleibt. Und wollen Sie Ihrem Mann nicht den großen Schmerz ersparen, …Sie zu suchen?“

Das schöne Gesicht vor ihm zeigte keine Regung. Nur die Augen, bei dem elektrischen Licht ganz dunkel leuchtend, spießten ihn förmlich auf. „Mein Vertrauen haben Sie verscherzt, Mr. Luthor. Aber zeigen Sie mir doch Ihr …Argument!“

„Sie glauben mir nicht? So voller Misstrauen? Bitte, schauen Sie selbst. Lassen Sie sich überzeugen!“ Lässig erhob er sich, ging zu der Kirschbaum-Kommode und nahm den Humidor, der sonst seine ‚Cohiba Robusto Especiales‘ beherbergte. Feierlich trug er den Kasten zu ihr, öffnete mit einer routinierten Bewegung den Deckel. Statt Zigarren war noch ein Deckel zu sehen. Scharf beobachtete er sie als er auch diesen hob. Ein grüner Schein fiel auf ihr Gesicht, färbte es fahl und blass. Oder war es Entsetzen, das ihre frische Farbe bei dem Anblick des Kristalls hinwegfegte?

Wie ein Hauch kam ihr bestürztes Flüstern: „Tatsächlich, Kryptonit!“ Und etwas lauter: „Woher haben sie es?“ Oh, wie interessant. Es gab sogar einen Namen für dieses außerirdische Material und sie kannte ihn. Er schloss beide Deckel, behielt das Kästchen in seinen Händen und setzte sich wieder hin. „Ja, Miss Lane, ich besitze Kryptonit. Und woher? Sie verstehen sicher, wenn ich den Fundort für mich behalten möchte. Glauben sie jetzt nicht auch, dass Ihr Mann dieser Argumentation ohne weiteres folgen würde? Es liegt einzig und allein an Ihnen, wie weit er damit in Berührung kommen würde.“

Sein Gast setzte sich gerade hin. Die Stimme klang ruhig und entschlossen: „Es sieht so aus, als ob ich durch diese Erpressung keine Wahl hätte. Bitte, wenn Sie es so haben wollen! Es wird Ihnen aber nicht gefallen, Mr. Luthor!“

Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » So 16. Dez 2012, 21:16

Zeitsprung und Parallel-Universum? (08/?)

War sein Schachzug nicht genial? Innerlich triumphierte er. Geschafft! Die Möglichkeit war gefunden. Im Nachhinein fand er es gar nicht mehr so schwierig. Weil er seine Gegnerin richtig eingeschätzt hatte! Ja, wenn er sie persönlich bedroht hätte! Das hätte sie bestimmt nicht in Angst und Schrecken versetzt. Und sie hätte geschwiegen. Zumal sie immer noch ihren Super-Ehemann im Hintergrund wusste. Aber sobald dieser in Gefahr geriet musste sie ihm natürlich helfen. Ja, ja, die dumme Liebe! Bloß gut, dass er selbst immun gegen diese Empfindung war!

Doch nach dem Erfolg seiner Strategie musste die angespannte Situation unbedingt etwas lockerer gestaltet werden.

Er zauberte sein schönstes Lächeln ins Gesicht: „Oh bitte, nennen Sie mich doch Lex, das macht alles einfacher. Nicht wahr, …Lois? …Einen Moment noch, Sie werden sicher während des Erzählens durstig. Bitte, nehmen Sie von unserem köstlichen Quellwasser!“ Er stellte ein Glas und die leicht beschlagene Karaffe auf den Tisch.

„Danke, …Lex!“ Jaaa! Sie spielte mit. Er füllte ihr Glas und sie nahm einen kleinen Schluck. Vorsichtig setzte sie es wieder ab. Wieder glitt ihre Zunge kurz über die Lippen. Doch locker war sie immer noch nicht. Ihre innere Abwehr demonstrierte sie durch die verschränkten Arme vor der Brust.

Was ihr allem Anschein nach Sorgen bereitete äußerte sich in der Frage: „Was passiert wenn mein Mann kommen sollte? Wenn ich Ihnen die Story erzähle, werden Sie doch das Kästchen nicht öffnen? Können Sie mir das versprechen?“

Zum Glück meldete sich in diesem Augenblick das Telefon und enthob ihn der sofortigen Antwort. Nach seinem kurzen „Ja“ lauschte Lex konzentriert der Stimme am anderen Ende der Leitung, ohne Lois aus den Augen zu lassen. Nach einem ebenso kurzen „Danke, Alex!“ lächelte er sie wiederum an: „Lois, vorläufig wird er nicht kommen. Wieder einmal ein Grubenunglück in China. Es gibt viele Verschüttete. Hoffentlich hat er die Schäden im Atomkraftwerk schon beseitigt, auch ein Superman kann nicht gleichzeitig an zwei Orten sein. Ich hoffe nur, dass heute Abend nicht noch mehr geschieht!“

Ihr Blick erhielt einen fragenden Ausdruck. Waren ihr diese sich häufenden Katastrophen, die zur rechten Zeit eintraten, etwa suspekt? Sie nahm doch hoffentlich nicht an, dass er sie in Auftrag gegeben hatte? Ungläubig schüttelte er seinen Kopf: „Tt,tt,tt! Aber Lois, Sie glauben doch nicht etwa…? Trauen Sie mir so etwas zu? Und was ich tun werde, wenn Ihr Mann hier auftauchen sollte, liegt einzig und allein an ihm.“

Statt einer Antwort nahm sie noch einen Schluck aus ihrem Glas und lehnte sich endlich bequem zurück. Sie sah ihn mit einem seltsamen Blick an: „Mr. L…, sorry Lex, eigentlich hätte ich mir denken müssen, dass Sie einen besonderen Grund für diese Einladung haben, denn ich kenne Sie besser als Sie für möglich halten. Aber ich habe wirklich gehofft und fest geglaubt, Sie wären anders als…! Aber davon später.“

Jetzt war er verunsichert. Woher wollte Lois Lane ihn kennen? Hatte der Daily Planet auch eine Spionage-Abteilung? Aber anders als…? Als wer? „Lois, bitte. Spannen Sie mich nicht noch mehr auf die Folter. Was ist in Afrika geschehen? Wo waren Sie vier Jahre lang? Wer ist dieser Wells? Was ist mit diesem Tempus passiert? Ich bin ganz Ohr!“

Wieder dieser eigenartige Blick. Ganz kurz überlegte sie noch einmal. Doch dann gab sie sich einen Ruck und begann: „Sie wollen die Wahrheit hören, Lex. Nun gut! Fangen wir mit Herbert George Wells an. Er ist sowieso der Schlüssel zu all diesen Geschehnissen….“

~*~*~*~*~

Was hatte er erwartet? Alles Mögliche …aber doch nicht so etwas Utopisches. Während Lois mit ihrer klaren Stimme ruhig und gelassen diese Ungeheuerlichkeit erzählte, wurden seine Augen immer größer. Sie lebte seit drei Monaten mit diesem Wissen, hatte das am eigenen Leib erfahren wie sie sagte, doch für ihn war das reine Fiktion.

So etwas sah man im Kino oder im TV, aber es wurde einem dort als Illusion serviert nicht als Wirklichkeit! Diese Frau saß aber da und erzählte fließend von einem Schriftsteller, geboren im vergangenen Jahrhundert, der schon seit langer Zeit in seinem Grab lag und trotzdem höchst lebendig und fröhlich durch die Zeit reiste.

Wenn sie ab und zu gestockt hätte, unlogisch im ganzen Ablauf gewesen wäre und zwischendurch überlegt hätte, ja, dann hätte er vermutet, dass sie ihm einen gewaltigen Bären aufbinden wollte. Aber so! Konnte man sich solch eine Geschichte so schnell ausdenken und auch noch fließend erzählen?

Und abgesehen von den Science Fiction-Elementen war das eine höchst logische Erklärung, die tatsächlich auf viele seiner Fragen eine Antwort hatte. Es hätte nichts Plausibleres für jene Rätsel geben können, an denen seine Männer fast verzweifelt wären.

In einem Zeitstrom soll sie also verschwunden gewesen sein. Vier lange Jahre hätte sie einfach übersprungen. Kein Wunder, dass ihr dann die ganzen technischen Fortschritte unbekannt waren.

Eine Zeitlang hatte er ruhig zugehört, versuchte, das Ganze als bare Münze zu nehmen. Aber mit Gewalt kam diese Frage in ihm hoch: „ Lois, sorry, auch wenn ich Ihnen das tatsächlich glauben wollte, kann hier aber etwas nicht stimmen. Wenn Sie diese Zeit übersprungen haben wollen, wieso konnten Sie dann vor einem Jahr hier in Metropolis sein und aus Clark Kent ‚Superman‘ machen? Sie brauchen das nicht abstreiten, Lois. Das ist doch wohl offensichtlich, wenn man sich Clark Kents Wandlung vor Augen führt. Sie waren maßgeblich daran beteiligt!“

Seine Scheherazade streckte ihre langen Beine im Hosenanzug einmal weit von sich, brachte sie wieder in die normale Stellung zurück. „Lex, ich befürchte, dass Sie mir das Folgende erst recht nicht abnehmen werden. Es ist aber die Wahrheit! Genau wie der Zeitsprung. Sie werden gleich vollkommen fassungslos sein genau wie ich, als ich zum ersten Mal davon gehört habe. Es dauert etwas, bis man diese unglaubliche Sache als Realität anerkennt. Denn diese Lois im vergangenen Jahr war…nicht …ich!“ Die beiden letzten Wörter versah sie durch ihre Betonung mit einem dicken Ausrufungszeichen.

Und dann begann sie von einer anderen Dimension zu erzählen. Von einer Parallelwelt, die bis auf einige kleinere Unterschiede mit manchmal großer Wirkung dieser Welt aufs Haar glich. Die gleichen Menschen, die gleichen Schicksale mit kleineren oder etwas größeren Abweichungen. Von dort soll damals diese Lois Lane mit der lockigen Frisur gekommen und auch wieder zurück gegangen sein. Desgleichen die Zeitreisenden Wells und Tempus.

Mit atemlosem Staunen hörte er zu. Dieses Phänomen wollte er nicht akzeptieren. Unmöglich! Das gab es doch nicht! Seinen Unglauben versuchte er zu artikulieren: „Lois, das ist ein zu phantastisches Märchen. Der Zeitsprung ist schon sehr realitätsfern. Aber das? Wer soll Ihnen denn so etwas glauben?“

Sehr cool zuckte sie die Achseln: „Sie wollten die Wahrheit hören. Das ist sie. Ich habe gleich gesagt, dass sie Ihnen nicht gefallen wird. Wenn Sie mir nicht glauben, dann lassen sie mich zurück nach Metropolis. Jedes weitere Wort wäre Zeitverschwendung!“

Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Und wenn es doch stimmte? Vor gut dreizehn Monaten hätte auch niemand geglaubt, dass ein Außerirdischer mit sensationellen Fähigkeiten hier in Metropolis zu Hause war. Und vor einer Stunde war ein Zeitsprung für ihn reine Utopie. Konnte vielleicht solch ein paralleles Universum tatsächlich Wirklichkeit sein? Wenn ja, dann musste da drüben auch ein Lex Luthor leben, wie es eine andere Lois Lane und einen zweiten Clark Kent gab.

Was hatte sie vorhin gesagt? „Aber ich habe wirklich gehofft und fest geglaubt, Sie wären anders als…!“ Damit konnte sie dann eigentlich nur seine alternative Existenz gemeint haben! Seine Neugier war entfesselt. Das wollte und musste er genau wissen.

Hoffentlich kam seine innere Spannung nicht zu sehr zum Ausdruck: „Lois, dann erzählen Sie mir von meinem Gegenstück. Was macht Lex Luthor in der anderen Welt? Ist er so erfolgreich wie ich? Ist er vielleicht…verheiratet?“

Wieder dieser eigenartige Blick aus ihren rehbraunen Augen. Wurde sie verlegen? Ihr Griff zum Wasserglas wirkte auf ihn wie eine Verzögerungstaktik. Gerade als sie nach dem ausgesprochen langsamen Trinken den Mund öffnen wollte, klingelte wiederum das Telefon.

Verärgert griff er zum Hörer. Seiner Stimme sollte man anmerken, dass er sich gestört fühlte: „Ja, was gibt’s?“ Trotzdem hörte er konzentriert zu, verabschiedete sich mit einem erneuten, nun freundlichen „Danke, Alex!“

Er brachte es sogar fertig etwas Bedauern in seine Stimme zu legen: „Lois, heute meint es Mutter Erde aber gar nicht gut mit Ihnen und Ihrem Mann. Ein österreichischer Wintersportort ist soeben von einer Lawine verschüttet worden. Wollen wir gemeinsam hoffen, dass es Ihrem Mann gelingt, viele Menschenleben zu retten! Aber bitte, berichten Sie doch, was Sie von meinem alternativen Ich wissen!“

Voller Skepsis musterte sie ihn. Wegen der Lawine oder ihrer Geschichte? Egal, sie begann zu reden: „Lex, ich sage es noch einmal, es wird Ihnen nicht gefallen!“ Sie strich ihr Haar zurück um dann ihre Hände vor ihrem Bauch zu verschränken. „Mir sind nur einige wenige Tatsachen aus Mister Wells‘ Erzählung bekannt. Aber die sind schon sehr schockierend. Der andere Lex Luthor war ein skrupelloser Verbrecher. Oh ja, nach außen hin spielte er den smarten Geschäftsmann, den gütigen Wohltäter. Aber im Hintergrund manipulierte er Menschen durch Bestechung und Terror. Er schreckte auch vor Mord nicht zurück. Ja, er war reich und auch, soweit ich weiß, verheiratet gewesen. Allerdings war nicht genau bekannt, wie oft und mit wem!“

Etwas irritierte ihn an dem Erzählten gewaltig: „Lois, sie sprechen in der Vergangenheit von ihm?“ Warum bekam er den Eindruck, als ob sie es vermied ihm in die Augen zu sehen? Eine dunkle Ahnung stieg in ihm hoch.


Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » So 23. Dez 2012, 20:56

Überraschende Verwicklungen (09/11)

Die Spannung und Neugier in seiner Stimme muss doch greifbar gewesen sein. Denn statt von dem alternativen Lex Luthor zu erzählen, stellte sie eine Bedingung: „Lex, bevor ich Ihren Wunsch erfülle, sind Sie an der Reihe. Ich möchte unbedingt zuerst zu Hause anrufen und meinem Mann eine kurze Nachricht hinterlassen! Er soll sich nach seiner Rückkehr von diesen Rettungsversuchen um mich keine Gedanken machen müssen. Wenn Menschen zu Tode gekommen sind, wird es schwer genug für ihn sein.“ Ein fragender Blick in sein Gesicht: „Kann ich ihm sagen, dass Sie Sorge dafür tragen, dass ich bis nach Hause gebracht werde?“

„Natürlich können Sie das, Lois.“ Einen kurzen Moment überlegte er: „Aber Sie werden ihn nicht warnen, kein Wort über dieses Kryptonit. Ich werde es hemmungslos anwenden, falls Sie es doch tun und Superman meint, hier erscheinen zu müssen!“ Er reichte ihr das Telefon an.

Sie nickte nur, wählte die Nummer und begann nach einem Moment des Lauschens zu reden: „Clark, ich bin immer noch bei Mister Luther, allerdings auf seinem Landsitz. Ich werde auch heimgebracht, du brauchst mich nicht holen. Weil ich wahrscheinlich nicht mehr dazu kommen werde, besorg du bitte vorsichtshalber meine Lieblingssorte Kaffee, du weißt schon, die in der blau-gelben Packung. Sonst haben wir keinen zum Frühstück. Danke! Bis nachher, Schatz!“

Mit einem „Zufrieden?“ reichte sie ihm unbefangen den Apparat zurück und redete sofort weiter: „Sie wollen also mehr über Lex Luthor aus der Parallelwelt erfahren. Okay! Wenn ich Mister Wells Bericht noch korrekt in Erinnerung habe, ist Ihr Gegenstück vor knapp einem Jahr ums Leben gekommen, Lex. Sein Tod ist aber nur das Ende einer längeren Geschichte, sozusagen die Spitze des Eisbergs. Wollen Sie das wirklich in allen Einzelheiten hören?“

Seine dunkle Ahnung hatte also ihre Berechtigung. Diese Nachricht schockte ihn dann doch. Aber dann begann er, die innerliche Beklemmung von sich abzuschütteln. Musste er sich von der Biografie und dem Tod eines anderen Menschen berühren lassen? Auch wenn es sein alternatives Ich gewesen sein sollte? Er selbst lebte doch noch immer und zwar herrlich und in Freuden. Und so sollte es auch bleiben!

Vielleicht wäre es aber ganz nützlich zu wissen, warum sein angebliches Gegenstück aus dem angeblichen Parallel-Universum doch relativ früh zu Tode gekommen war. „Sprechen Sie, Lois, sprechen Sie!“

Zweifelnd schaute ihn sein Gegenüber an: „Meinen Sie wirklich, Lex? Außerdem weiß ich doch nur das, was Mister Wells in jener afrikanischen Nacht erzählt hat. Ich war nie in dem alternativen Universum. Und mein Mann erst vor ungefähr einem Monat für eineinhalb Tage, da war von Lex Luthor überhaupt nicht mehr die Rede.“

Jetzt wurde er hellhörig, diese indirekte Weigerung machte ihn stutzig: „Was wissen Sie von oder über diesen anderen Lex? Bitte, Lois!“

Sie holte tief Atem, es klang wie ein Seufzer: „Eingangs sagte ich schon, dass er ein skrupelloser Verbrecher war, der seiner Umwelt aber eine makellose Fassade präsentierte. Als man ihm vor ungefähr drei Jahren auf die Schliche gekommen war und er verhaftet werden sollte, sprang er aus seinem Penthouse.“

Ganz objektiv versuchte er den erzählten Ereignissen zu folgen. Die Identität der Person schob er einfach zur Seite. Ihn interessierte nur das, was mit ihr geschah und was sie selbst geschehen ließ. Er hörte von dem Verschwinden der Leiche und der wundersamen Phönix-aus-der-Asche-Auferstehung. Von dem vergeblichen Kampf gegen Superman und der folgenden Verhaftung. Er hörte einfach nur zu, ohne eine Frage zu stellen oder eine Bemerkung zu machen. Denn etwas fiel ihm auf, störte ihn gewaltig.

Bei den Berichten über den Zeitsprung und der alternativen Welt hatte Lois flüssig und zusammenhängend erzählt und ihn dabei immer wieder angeschaut. Aber hier bemerkte Lex, dass sie ihn keines Blickes würdigte sondern fast nur auf ihre Hände hinabschaute. Dabei fielen die Haare in ihr Gesicht, dass er ihre Mimik nicht erkennen konnte. Sie legte kleinere Pausen ein, überlegte viel mehr und artikulierte sehr sogfältig. Er bekam das unbedingte Gefühl, dass sie etwas vor ihm verbergen wollte! Etwas holperig kam sie zum Schluss ihrer Erzählung: „Durch einen Trick konnte er sich vor gut dreizehn Monaten aus dem Gefängnis befreien. Noch einmal versuchte er, Superman zu töten und kam dabei selbst durch herabstürzendes Mauerwerk ums Leben. Das ist so ziemlich alles, was mir bekannt ist.“

Jetzt schaute sie ihn von unten etwas verlegen an. Wollte sie an seiner Miene erkennen, ob er mit diesem knappen Bericht zufrieden war?

Nein, das war er absolut nicht! „Lois, was verschweigen Sie mir? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie entscheidende Details in Ihrer Story unterschlagen haben. Was könnte das wohl sein?“

Mit einem sezierenden Blick sah er sie an. Der verfehlte seine Wirkung nicht. Sie wurde puterrot wie ein junges Mädchen, das zum ersten Mal geküsst wurde.

Plötzlich ging ihm ein Licht auf: „Lois Lane muss etwas damit zu tun haben, nicht wahr? Aber was, Lois? War sie mit dem anderen Lex liiert und Superman war eifersüchtig? So etwas in der Art muss es gewesen sein!“ Demonstrativ hämmerten seine Fingerspitzen auf den Humidor in seiner Hand.

Sie gab endlich auf: „Ja, Sie haben recht. Aber anders als Sie denken. Lex Luthor wollte einfach nicht begreifen, dass er Lois nicht haben konnte. Es ging ausschließlich in seinen Kämpfen mit Superman um sie!“ In bereits gewohnter flüssiger Weise erzählte sie nun von der verunglückten Hochzeit zwischen Lex und Lois, die sie seine wahre Natur erkennen ließ und mit seinem Fast-Todessprung endete.

Lex‘ Wiedergeburt und seine Verhaftung kannte er schon. Aber die Sache mit den Klonen, Lex‘ herbei getrickster Entlassung, Lois‘ Entführung, der Klon-Hochzeit und was sich aus all diesen Ereignissen entwickelt hatte, vernahm er mit großer Spannung und noch größerem Erstaunen. Endlich ergab alles einen Sinn. Die Liebe zu Lois Lane und der Kampf um sie hatte also das Schicksal seines Gegenstücks besiegelt. Ja, wenn er das alternative Exemplar aus dieser Welt so betrachtete, konnte er durchaus verstehen, dass Männer ihretwegen vollkommen den Verstand verloren.

Und noch etwas wurde ihm klar. Hatte er diese Geschichte von Zeitsprung und Parallelwelt zuerst auch mit viel Skepsis und Zweifel vernommen, er begann nun, sie als Wahrheit zu betrachten. Die Art und Weise, wie Lois davon erzählt hatte, war zu überzeugend.

Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Stille erfüllte den kleinen Salon. Er empfand sie nicht wohltuend, eher schmerzhaft. Seine Scheherazade hatte mit Sprechen aufgehört und schaute ihn nur mit großen Augen an.

Verwirrt von diesen eben gehörten Verwicklungen zwischen seiner anderen Existenz und Lois Lane in der Parallelwelt erhob er sich, ging zum Kamin um ein paar Scheite hineinzuwerfen. Ein harziges Stück musste dabei gewesen sein. Die Flammen loderten auf und verbreiteten einen kräftigen Duft.

Ihn tief einatmend setzte er sich wieder hin. Während dieser paar Schritte fühlte er sich von Lois‘ Augen verfolgt. Aber nach einem neuerlichen Schluck aus ihrem Glas begann sie wieder zu sprechen: „Lex, jetzt haben Sie alles erfahren, was Sie wissen wollten. Bitte, verraten Sie mir doch auch etwas. …Warum fürchten Sie meinen Mann? Aus diesem Grund haben Sie sich doch das Kryptonit besorgt! Ich verstehe das nicht. Wie kann man einem solch uneigennützigen Menschen, der mit all seiner Kraft nur helfen will, wie kann man ihm Böses wollen?“

Lex konnte ihr nicht antworten. Ein Chaos herrschte in seinem Kopf. Mit ihrem Blick schien sie in sein Innerstes zu dringen. Dieses Fixieren begann ihm unangenehm zu werden. Eine Lüge musste her: „Der Besitz hat mich gereizt. Es war eine Herausforderung. Ich musste es haben. Nicht unbedingt, um Ihrem Mann zu schaden, Lois. Und wie Sie sehen, hat es ja auch schon gewirkt. Nicht bei ihm sondern bei Ihnen. Sonst hätten Sie mir das alles nicht erzählt.“ Das war nicht nur Lüge, ein Stück Wahrheit war ja auch dabei!

Wieder diese Skepsis in ihren Augen: „Ich möchte Ihnen gerne glauben, Lex. Sie sind soweit ich weiß, der reichste Mann der Welt. Sie haben es doch bestimmt nicht nötig, Ihren Reichtum auf unredliche Art und Weise zu vermehren und zu bewahren und dadurch meinen Mann zu fürchten und zu bekämpfen.“

Was um alles in der Welt gab ihr das Recht so mit ihm zu reden? Doch bevor er sie in ihre Schranken weisen konnte, machte sie einfach weiter: „Nehmen Sie das Schicksal Ihres Gegenstückes als warnendes Beispiel und genießen Sie die Privilegien, die Ihnen durch all Ihren Reichtum geboten werden. …Und Sie könnten noch so viel mehr Gutes tun, sich und andere damit glücklich machen.“

Ihre Ratschläge lösten Unbehagen in ihm aus. Es brach sich Bahn in der provokativen Frage: „Lois, was soll das werden? Ein Auszug aus Charles Dickens‘ ‚A Christmas Carol‘? Wollen Sie der Geist der Vergangenheit oder der Zukunft sein? Weihnachten war vor fast drei Monaten! Und wer sagt Ihnen, dass ich nicht glücklich bin?“

Sie schaute an ihm vorbei auf die Wand hinter ihm, als ob ihr die eigenen Worte peinlich wären: „Lex, für mich sind Sie irgendwie von Melancholie und einer Art Traurigkeit umgeben. Auf keinen Fall sind Sie ein glücklicher, zufriedener Mensch. Außerdem habe ich Sorge, dass Ihr Schicksal dem des anderen Lex zu ähnlich werden könnte.“

Konsterniert höre er ihr zu. Auf was hatte er sich da nur eingelassen?

Voll blickte sie ihm nun in die Augen: „Wenn Sie schon ‚A Christmas Carol‘ ins Spiel bringen, dann betrachte ich mich eher als Geist der Gegenwart. Denn nur in ihr kann man die Zukunft beeinflussen, Lex! Sie wissen doch, was Dickens selbst über sein Werk ausgesagt hat? ‚Die Wege der Menschen deuten ein bestimmtes Ende voraus, auf das sie hinführen, wenn man auf ihnen beharrt. Aber wenn man von den Wegen abweicht, ändert sich auch das Ende‘.

Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass Sie immer noch die Möglichkeit haben, an und in Ihrem Leben etwas zu ändern. Wenn es denn einer Änderung bedürfen sollte! Das kann ich nicht beurteilen sondern nur Sie! …Sagen Sie, Lex, warum sind Sie eigentlich nicht verheiratet?“

Urplötzlich stand diese Frage im Raum!


Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » So 30. Dez 2012, 22:12

Dinner for two (10/11)

So überraschend ihre Frage war, so überraschte ihn seine eigene Antwort. Sie war mehr ein Reflex: „Weil ich alles, was ich in meinem Leben je geliebt habe, wieder hergeben musste. Das kann und will ich nicht mehr erleben. Außerdem bin ich überzeugt, dass jede Frau nur mein Geld lieben würde. Immer wären diese Zweifel da.“

Zum Teufel, was war nur los mit ihm? Wieso gab er dieser Reporterin solch hochpersönliche Auskünfte? So schroff wie er nur konnte schmetterte er ihr entgegen: „Was red ich da! Wenn ein einziges Wort davon in ihrem Blatt stehen sollte, werde ich Sie und den Daily Planet mit Klagen zuschütten. Nein, noch besser, ich werde ihn kaufen und in die Luft jagen.“

Die Drohung verpuffte im Nichts, sie hatte nicht die geringste Wirkung auf diese unmögliche Frau. Sie fing einfach an zu kichern: „Oh, das hat der andere Lex auch getan! Und was hat es ihm gebracht?“ Wieder ernst werdend fügte sie hinzu: „Sie können sicher sein, Lex, dass ich niemals so Ihr Vertrauen missbrauchen würde. Aber könnten wir jetzt nicht zu meinem Interview kommen, da das Ihrige ja beendet zu sein scheint?“

Durch ihr unbefangenes Kichern war seine Wut verflogen. Nachdenklich schaute er sie an. Diese gemeinsame Zeit im intensiven Gespräch hatte sie ihm vertraut werden lassen. Aber auf eine ganz andere Art und Weise als das sonst bei seinen Zweisamkeiten mit einer Frau üblich war.

Am liebsten würde er sich bei ihr alles von der Seele reden, was er sein Leben lang mit sich herumgeschleppt hatte.

Aber er ließ diese Anwandlung verklingen, lächelte sie sanft an: „Oh, einige Fragen habe ich noch. Aber erst Sie, Lois. Was möchten Sie wissen?“

~*~*~*~*~

Voller Verzweiflung lief Archibald den Seitengang von der Küche bis zur Halle einige Male hin und her. Längst hatte er im Speisezimmer den Tisch zum Dinner gedeckt. Vorsichtshalber für zwei Personen. Der Herr des Hauses vergaß wieder einmal die Zeit. Eineinhalb Stunden redete er nun schon mit dieser Reporterin, deren Hochzeit mit Superman ihn doch so erschüttert hatte.

Erst als Simone, die französische Köchin, ihn händeringend anflehte, den Herrn doch einfach an das Dinner zu erinnern, fasste er sich ein Herz. Im Flur griff er zum Hörer, zweimal ertönte das Freizeichen dann kam die Stimme seines Dienstgebers: „Archie! Okay, ich weiß! Das Dinner. Danke, dass Sie mich erinnert haben!“ Die Stimme entfernte sich etwas von dem Hörer: „Lois, Sie leisten mir doch Gesellschaft? Wir können unser Gespräch dabei ja weiterführen. …Archie, in zehn Minuten für zwei Personen bitte!“

Verwundert hatte der Butler das „Lois“ registriert. Wie passte denn diese Vertrautheit zu dem Bild des völlig Konsternierten, das er seit dreieinhalb Wochen vor Augen hatte? Aber wie es auch sein mochte, Mister Luthor war ihm keinerlei Rechenschaft schuldig. Umgekehrt schon. Darum beeilte er sich, Simone die freudige Nachricht zu überbringen, dass die Zwiebelsuppe mit der Käsehaube versehen werden konnte.

Simone warf ihm bei dieser Nachricht eine Kusshand zu, gab ein paar scharfe Anweisungen an ihre beiden Gehilfen und widmete sich voll konzentriert der Zubereitung des für heute Abend vorgesehenen ‚Boeuf Stroganoff‘.

Als Archibald zehn Minuten später den Speisewagen mit den Suppentassen, angefüllt mit heißer ‚soupe à l'oignon‘ ins Esszimmer schob, kam die Reporterin gerade aus dem für Gäste vorgesehen Waschraum.

Endlich, das Dinner konnte beginnen.

~*~*~*~*~

Obwohl Lex die Künste seiner französischen Köchin kannte und oft genug genoss, bereite es ihm heute besondere Freude, diese köstlich zubereiteten Speisen mit seinem Gast zu teilen. Lois Lane musste wirklich etwas Vertrauen zurückgewonnen haben, sie aß seelenruhig die mit Käse überbackene Zwiebelsuppe und etwas von dem Stroganoff mit Reis und den mit einem Himbeerdressing angemachten Feldsalat.

Allerdings lehnte sie den angebotenen ‚Château Lafite-Rothschild ‘ Jahrgang 1986 konsequent ab. Selbst sein gutes Zureden zeigte keine Wirkung. „Ich brauche meinen klaren Kopf“, war ihre Antwort.

Auch von der ‚Mousse au chocolat‘ nahm sie nichts: „Nein danke! Das Essen war wirklich delikat! Großes Kompliment an Ihre Küche! Trotzdem kein Dessert bitte!“ Während er die Mousse auf der Zunge zergehen ließ, war sie bereits wieder bei der Arbeit.

Ihr Stift wanderte von Punkt zu Punkt ihrer bereits geschriebenen Notizen: „Lex, von Ihnen ist bekannt, dass Sie Ihre Mutter früh durch einen Autounfall verloren haben. Ihr Vater hatte eine Import-Export-Firma, die lange Zeit recht gut florierte, wie die damaligen Bilanzen auswiesen. Sie kamen früh in ein Internat nach England, im Alter von fünfzehn Jahren haben sie es vorzeitig verlassen und sind für einige Jahre einfach verschwunden. Können Sie mir dazu etwas sagen?“

Er konnte nicht sprechen. Sein Mund war angefüllt mit der Schokoladensahne, aber sein Kopfschütteln war eindeutig genug.

Ein Blick voller Missbilligung traf ihn. Sie fuhr fort: „Einige Jahre später wurde die Finanzwelt plötzlich auf Sie aufmerksam. Ihr Name tauchte in Verbindung mit Ölgeschäften auf. Schon bald waren Sie der jüngste Millionär. Da man Sie nie bei oder mit Ihrem Vater sah, fragt sich alle Welt, woher Sie Ihr Einstiegskapital hatten?“

Diesmal gönnte er ihr eine Antwort: „Meine Mutter hatte eine Lebensversicherung zu meinen Gunsten abgeschlossen, die ausgeschüttet wurde, als ich einundzwanzig Jahre alt geworden war. Die Summe war nicht unerheblich, auch durch die lange Liegezeit. Das Treuhandbüro, das das Geld für mich verwaltete, hatte es sehr gewinnbringend angelegt!“

Ihre kurze Frage: „Wie viel?“ wurde wieder durch ein konsequentes Kopfschütteln beantwortet. Lois seufzte tief auf: „Lex, zum Glück haben wir dies Interview mit Ihnen im Planet nicht angekündigt, denn bisher habe ich keine überraschenden Neuigkeiten für unsere Leser. Es ist bekannt, dass Ölfelder in Texas und im Golf von Mexiko mit den dazugehörigen Raffinerien Ihr Eigen sind. Ihnen gehört eine Fernsehstation, eine Fluglinie. Sie besitzen Forschungseinrichtungen wie die Lex-Labs. Handelsgesellschaften, gegen die die Firma Ihres Vaters seinerzeit ein kleiner Tante-Emma-Laden war. Fabrikationsanlagen, in denen Abertausende von Menschen beschäftigt werden. Was können wir denn Unbekanntes von Ihnen mitteilen? Oder wollen Sie mich tatsächlich ohne neue Infos gehen lassen?“

Sein Dessertteller war inzwischen leer gegessen. Sorgfältig tupfte er seinen Mund mit der Serviette ab, schaute nachdenklich in die Luft. Mit einem kleinen Lächeln wandte er sich Lois zu, die ihren fragenden Blick nicht von ihm wendete: „Lois, schreiben sie von meinen caritativen Plänen, die zum Teil schon realisiert sind. In meinen Firmen gibt es Kindergärten und Vorschulen. Ich werde jetzt ein Hospital bauen lassen. Mein größter Traum ist eine Raumstation, in der Krankheiten unter ganz anderen Bedingungen als auf der Erde behandelt werden können. Deswegen stehe ich sogar schon mit der Raumfahrtbehörde in Verbindung. Ist das nicht genug Stoff für einen interessanten Artikel? Zumal Sie mir ja vorhin den Rat gegeben haben, Gutes zu tun! Dann schreiben Sie auch darüber! …Nehmen sie auch einen Espresso?“

Dabei griff er schon zum Hörer, konnte nach ihrem „Ja, gerne“ seinem Butler sagen: „Archie, zwei Espressi bitte! Aber in den Salon.“ Er legte den Hörer auf und wandte sich Lois zu: „Lassen Sie uns bitte zurück in den Salon gehen.“

Als er ihr wieder nach den wenigen Schritten in dem Sessel am Kamin gegenüber saß, bemerkte er, dass Lois‘ Gesichtsausdruck von großer Unzufriedenheit zeugte. Sie wurde von ihr mit einem strengen Unterton artikuliert: „Lex, auch einige dieser Sozial-Einrichtungen sind schon bekannt. Warum erzählen Sie mir nichts Privates? Ohne Grund haben Sie nicht das Internat verfrüht verlassen. Vor ca. fünfzehn Jahren ist die Firma Ihres Vaters bankrott gegangen. Hatten sie etwas damit zu tun?“

Ihn mit einem durchdringenden Blick anschauend saß sie da und schlug ihren Stift gegen ihre etwas vorgewölbten Lippen: „Auf dem Grundstück, auf dem Ihr Landsitz steht, befand sich früher das Anwesen Ihres Vaters ‚Belvedere Manor‘. Auch vor ca. fünfzehn Jahren, zum gleichen Zeitpunkt wie der Bankrott seiner Firma, hat Ihr Vater es aufgegeben und ist fortgezogen. Man hat in der Öffentlichkeit nie wieder von ihm gehört. Das Haus verfiel, Sie haben es später abreißen lassen und Ihr ‚Double-L‘ an dieser Stelle gebaut. Was ist damals vor fünfzehn Jahren geschehen? Diese Hintergründe möchten unsere Leser wissen …und ich auch!“

Es geht bald weiter!

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Re: [NaNoWriMo] Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit

Beitragvon Gelis » Mo 31. Dez 2012, 16:16

Der unerwünschte Besucher (11/11)


Diese Frau war wirklich die Neugier in Person. Zum Glück enthob ihn das Klopfen des Butlers erst einmal einer Antwort. Schweigend süßten er und seine Besucherin das schwarze Getränk und als Archibald Douglas wieder den Raum verlassen hatte, tranken sie genau so stumm ihre Tässchen leer.

Mit einem leichten Klingen setzte Lex sein Gefäß zurück auf die Untertasse. In seine Worte legte er eine gehörige Portion Bedauern hinein: „Sie werden verstehen, wenn ich all diese persönlichen Dinge nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen möchte. Es ist zu intim und geht im Grunde genommen niemanden etwas an, nur meinen Vater und mich. Und der ist seit einem knappen Jahr tot. Es tut mir leid, dass ich Ihre Erwartungen nicht erfüllen kann, Lois. Aber ich bin davon überzeugt, dass Sie auch aus den wenigen Informationen, die Sie von mir erhalten haben, noch einen interessanten Artikel zaubern werden!“

Trotz seiner Worte kam zum zweiten Mal das Bedürfnis in ihm hoch, ihr von den Ereignissen seines Lebens zu berichten, die ihn geprägt hatten und ihn so hatten werden lassen, wie er nun einmal war.

Aber auch diesmal unterdrückte er das Verlangen. Ein Wort Mark Twains kam ihm in den Sinn: ‚Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt‘. Nein, nur seine helle, strahlende Seite wollte er seiner Umwelt präsentieren!

Er stand auf, um noch ein Scheit ins Kaminfeuer zu legen. „Lois“, wandte er sich wieder seinem Gast zu: „Von Ihnen möchte ich noch dieses wissen. Wie kommt man eigentlich in das Parallel-Universum?“ Er setzte sich wieder ihr gegenüber in seinen Sessel.

Ihre Antwort überraschte und enttäuschte ihn nicht. Eigentlich war sie ihm schon vorher klar gewesen: „Diesmal muss ich passen, Lex. Ich weiß es wirklich nicht, mein Mann auch nicht! Nur Mister Wells und Tempus kannten sich damit aus. …Außerdem, sollten Sie wirklich dort auftauchen, würden Sie bestimmt im Gefängnis landen. Hier sind Sie immer noch ein sehr angesehener Bürger, dort ein Krimineller!“

Diese Frage rutschte ihm aus dem Mund, er konnte sie nicht zurückhalten: „Gibt es noch ein drittes Universum? Eines, in dem Sie nicht mit Clark Kent verheiratet sind?“

Leichte Röte huschte über ihr Gesicht: „Mister Wells ist davon überzeugt, dass Clark und ich uns in jeder Dimension und in jeder Zeit suchen und finden würden!“

Jetzt war sie diejenige die aufstand. Sie ging zum Fenster, mit einem „Ich darf doch“ öffnete sie es kurz und atmete tief ein. Auf dem Rückweg zu ihm sagte sie: „Lex, ich möchte jetzt heim! Da Sie mir ja meine Fragen nicht beantworten wollen und die Ihren beantwortet sind, wird meinem Wunsch wohl nichts mehr im Wege stehen! “

Lex lehnte sich überlegend in seinen Sessel zurück, schaute hinauf in das ein Stück von ihm entfernte schöne Gesicht.

Schade, lange würde es nicht mehr so aussehen. Eine Explosion würde es bis zur Unkenntlichkeit zerreißen. Denn er hatte Maßnahmen ergriffen, um seinen alten Plan nun endlich zu realisieren. In seinem Helikopter hatte er auf dem Hinflug hierher eine Bombe untergebracht. Fünf Minuten nach dem Abflug wollte Lex die Fernzündung per Funk auslösen. Dan Sobryski, sein Pilot, würde Lois Lane mit dem Hubschrauber nach Hause fliegen, den Lex sonst benutzte. So konnte er bei der nachfolgenden Untersuchung behaupten, das Attentat hätte hundertprozentig ihm selbst gegolten. Feinde und Neider waren reichlich vorhanden.

Und die Kollateralschäden mussten in Kauf genommen werden. Ein Helikopter und ein Pilot. Beides war zu ersetzen. Aber dafür wäre er die neugierige Reporterin endgültig los. So sympathisch sie ihm auch geworden war, so gefährlich war sie aber auch. Wie hatte sie formuliert? „Hier sind Sie immer noch ein sehr angesehener Bürger!“ Immer noch! Als ob es in absehbarer Zukunft nicht mehr so sein würde! Nein, seine Entscheidung für ihren Tod war richtig und notwendig!

Und ihr Mann? Das Kryptonit stand Lex weiterhin zur Verfügung. Es war eine Super-Versicherung. Bei dieser gedanklichen Formulierung war er versucht, breit zu grinsen.

Doch er machte nur ein freundliches Lächeln daraus: „Selbstverständlich wird mein Pilot Sie wunschgemäß sofort heimfliegen, Lois. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Offenheit und Ihr Vertrauen! Sie können absolut sicher sein, dass ich ihre fantastische Story für mich behalten werde. Es würde sie mir sowieso niemand glauben!“

Ein Druck auf eine bestimmte Taste verband ihn mit Dan Sobryski. Auftragsgemäß hatte er im Hangar auf seinen Einsatz zu warten. Die Bemerkung: „Dan, Miss Lane kommt jetzt“, würde den Todgeweihten veranlassen, sein Luftfahrzeug aufzusuchen und für den letzten Flug vorzubereiten.

Lex stand auf und reicht Lois seine Hand: „Ich habe Ihnen noch nicht einmal zu Ihrer Heirat gratuliert, verzeihen Sie! Meine besten Glückwünsche. Bitte richten Sie sie mit einem Gruß auch Ihrem Mann aus.“

Lois löste ihre Hand aus der seinen. „Danke, Lex. Ihnen wünsche ich auch alles Gute! Vielleicht gibt es doch einmal eine sensationelle Nachricht in der Gesellschaftskolumne. Auch Sie sollten nicht allein sein!“ Mit der Bemerkung: „Lois, ich verspreche Ihnen, dass Sie die Erste sein werden, die davon erfahren würde. Als Ausgleich für die Enttäuschung, die ich Ihnen heute bereiten musste“, führte er sie freundlich lächelnd hinaus in die Halle.

Diesmal half er ihr selbst in den Mantel, atmete abermals diesen sie umgebenden Duft nach Frühlingsblumen und frischem Gras ein. Bedauern stieg in ihm hoch. Ja, das Leben konnte hart sein, sehr hart. Hatte er das nicht selbst zur Genüge am eigenen Leib erfahren? Ja, so sehr, dass sein Herz kaum einer Regung fähig war!

„Ich begleite sie noch zum Helikopter.“ Als er die große Eingangstür öffnete, erstrahlte die Außenbeleuchtung. In dem hellen Licht gingen sie auf das Fluggerät zu, dessen Rotoren aber immer noch still standen. Kein Motorgeräusch war zu hören.

Zu seinem Erstaunen bemerkte Lex zwei Gestalten, die ihnen entgegen kamen. Eine trug unverkennbar ein Cape. „Superman“ flüsterte Lex nicht gerade erfreut.

„Hallo, Mr. Luthor, eher war mein Kommen leider nicht möglich. Aber immer noch früh genug, um meine Frau selbst nach Hause zu bringen! Einen schönen Abend noch!“ War da vielleicht ein zynischer Unterton zu hören? Wut begann in Lex hochzusteigen als er zusehen musste, wie sich sein schöner Plan in Luft auflöste. Denn der junge Ehemann hob seine Frau auf seine Arme und verschwand mit ihr gegen den nächtlichen Himmel.

Heiß durchzuckte es ihn. Wie lange mochte dieser unerwünschte Besucher schon hier gewesen sein? Das Kryptonit! Eine beunruhigende Ahnung wallte in ihm hoch. Ohne seinem Piloten ein Wort zu gönnen, lief er ins Haus und in den Salon zurück. Der Humidor stand immer noch auf dem kleinen Tisch, auf den er ihn gestellt hatte, bevor er seinen Gast verabschiedete.

Hastig öffnete er den Deckel. Seine Befürchtung bewahrheitete sich: das Bleikästchen war verschwunden. Sein Blick raste durch den ganzen Raum, es war nirgends zu sehen. Aber dafür fiel ihm auf, dass das Fenster etwas aufstand.

Wütend eilte er dorthin, zischte „Dieses Weib“ durch die Zähne. Woher hatte sie gewusst, dass ihr Mann kommen würde oder schon da war? Hatte sie ihn gesehen, als sie zum Fenster gegangen war? Und woher hatte dieser gewusst, dass hier Kryptonit versteckt war? Fieberhaft überlegte er. Der einzige Kontakt war nur ihr Anruf bei sich zu Hause gewesen! Um was hatte sie gebeten? Er sollte Kaffee kaufen, Kaffee in einer blau-gelben Packung. Konnte das ein Code gewesen sein? Blau und Gelb ergab Grün! Warum hatte ihn das nicht stutzig werden lassen? Weil er sich zu sicher gefühlt hatte mit dem Kristall in dem Kästchen!

Er wollte gerade das Fenster schließen, als aus der Dunkelheit ein Gespenst vor ihm auftauchte. Eine Gestalt im Cape, mit verschränkten Armen vor der Brust. Lex kannte diese Erscheinung aus den vor kurzem gesehenen Aufzeichnungen nur zu gut. Sie ließ ihn vor Schreck zusammen fahren. Leise aber umso eindringlicher kamen die Worte aus Supermans Mund: „Lex Luthor, mich können Sie nicht täuschen. Ich kann mir im Gegensatz zu meiner Frau nicht vorstellen, dass Sie einen anderen Charakter haben als Ihre alternative Existenz. Vielleicht steckten Sie sogar damals hinter dem Waffenschmuggel und waren der Auftraggeber für den bisher nur vermuteten Mordanschlag auf meine Frau vor vier Jahren.“

Bei den letzten Worten beugte der Schatten sich vor und legte ein kleines Päckchen auf die Fensterbank. Lex erkannte es auf Anhieb. Die Bombe aus dem Helikopter! Er stand wie gelähmt da. Wie Donnerhall klangen die doch leise gesprochenen Worte an sein Ohr: „Ich kann Ihnen nichts beweisen, Fingerabdrücke sind nicht zu erkennen. Ich bin aber sicher, dass dieser Anschlag meiner Frau gelten sollte, nicht Ihnen. Darum verspreche ich Ihnen jetzt eines. …Sollte meiner Frau irgendetwas geschehen, Luthor, mache ich Sie dafür verantwortlich. Ich war und bin kein Vollstrecker, aber dann würde ich alle meine Prinzipien vergessen. Ich würde Sie nicht töten, nein! Das wäre viel zu wenig!“

Lex konnte nicht sprechen, seine Machtlosigkeit drückte ihm die Kehle zu. Er hörte nur mit großen Augen zu, was die schwebende Gestalt direkt vor dem Fenster weiter in einem schneidenden Ton zu ihm sagte: „Sie würden den Rest Ihres hoffentlich langen Lebens angekettet in einer Höhle verbringen, wo Sie von morgens bis abends schreien könnten ohne dass Sie jemand hören würde. Sie bekämen nur so viel zu essen und zu trinken, dass sie am Leben bleiben würden. Das schwöre ich Ihnen! Lassen Sie meine Frau in Ruhe! Um Ihrer selbst willen, Luthor, müssten Sie eigentlich höllisch auf sie aufpassen! Außerdem werde ich Sie von nun an immer in meinem Blickfeld behalten!“

Mit einem Zischlaut und einem Luftzug verschwand das Schemen. Fast atemlos starrte Lex noch eine Weile hinaus in die Dunkelheit. Sein Herzklopfen ließ ganz langsam nach. Mit einem Wutschrei schloss er das Fenster.

Gab es tatsächlich in diesem Fall keine Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit? Sollte sich Albert Einstein, dieses Genie, hierin geirrt haben?


E N D E

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