In dem Crossover ist Clark von Tempus‘ Kryptonit außer Gefecht gesetzt und er zählt gedanklich auf, was der Mann aus der Zukunft, der Utopia erst gar nicht entstehen lassen will, ihm und Lois schon alles angetan hat.
Vier von den aufgezählten Schandtaten, die Tempus begangen hat, sind durch die Serie belegt. Aber die Schandtat Nummer fünf ist meiner Fantasie als nachfolgende Story vor gut zwei Jahren entsprungen. Eine Zeitlang habe ich geglaubt, dass ich sie nie posten würde. Doch jetzt wage ich es einfach! Denn sie beinhaltet eine Begegnung, die mir einfach am Herzen lag, die ich unbedingt herbeiführen musste und hiermit den interessierten Lesern vorstelle.
Magss danke ich herzlich für drei hervorragende Tipps, die sie mir damals gegeben hat und die ich natürlich berücksichtigt habe.
Disclaimer: Das Recht an den nachfolgenden Figuren haben leider andere. Ihr wisst schon: DC Comics, Warner Bros., Jerry Siegel, Joe Shuster u.a. Ich habe sie mir nur mal kurz ausgeliehen. Und natürlich verdiene ich auch keinen einzigen Cent mit dieser Geschichte!
„Lois, denk nach!“
“What a difference a day make” 1/11
Müüüde, ich bin ja so müde! Gefühlte fünfhundert Kilometer muss ich heute gelaufen sein. Und das in ‚High Heels‘! Aber jetzt! Endlich! Mein Bett! Ganz bequem ausstrecken. Welch eine Wohltat nach diesem anstrengenden Arbeitstag! Noch mit dem wohligen Gefühl von Clarks Gute-Nacht-Kuss auf den Lippen wäre ich sicherlich drei Sekunden später fest eingeschlafen. Aber am Rande meines Schlafabgrundes bemerke ich die Bewegung neben mir. Sein Arm löst sich von meinem Körper. Das gefällt mir gar nicht!
Schlaftrunken flüstere ich: „Clark, was i-ist?“ Im Dunklen taste ich nach ihm, versuche, die warme Haut meines Ehemannes zu finden und zu berühren. Doch mein Griff geht ins Leere, er ist bereits aufgestanden: „Ein Hilferuf von einer weiblichen Stimme, Schatz. Schlaf weiter, ich bin bald wieder da!“ Wie einen Hauch spüre ich noch seine Lippen auf der Stirn, dann den Luftwirbel seiner Rotation und schon ist er mit diesem mir nur zu bekannten ‚Wwusch‘ durch das weit geöffnete Fenster verschwunden. Die Mainächte sind bereits mild und erlauben diesen Luxus.
Wie spät ist es eigentlich? Mühsam blinzelnd versuche ich die Uhrzeit zu erkennen. Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht. Bloß gut, dass Clark nicht so viel Schlaf benötigt.
Unsere Recherchen über Einbrüche in zwei Juweliergeschäfte in Midtown haben uns ganz schön in Atem und in Bewegung gehalten. Morgen früh wollen wir unsere Ermittlungsergebnisse gemeinsam sorgfältigst durchsehen. Ich weiß genau, irgendetwas war dabei, das mich hat stutzig werden lassen. Aber jetzt will ich erst schlafen, …schlafen, …schl….
Doch erholsame Nachtruhe ist etwas anderes. Wirre Träume verfolgen mich. Einige Male werde ich vor Unruhe wach. Und bei jedem Mal muss ich feststellen, dass Clark nicht neben mir liegt. Was mich noch unruhiger werden lässt.
Eine Frauenstimme holt mich mit den letzten Versen eines Songs aus meinem zerrissenen Schlaf. Aus dem Radiowecker klingt es in den Raum:
“What a difference a day makes
and the difference is you, is you, is you!”
Und das spüre ich sofort beim Erwachen mit Bedauern, denn der Platz an meiner Seite ist leer. Noch immer oder schon wieder? Das mag ich ganz und gar nicht. Ohne Clarks morgendliche Begrüßung fehlt mir der rechte Schwung zum Aufstehen. Ich bin an seine Umarmung und zärtlichen Guten-Morgen-Kuss gewöhnt. Ohne dies ist das schon von vornherein kein guter Start für den neuen Tag!
Der von einem launigen Moderator im Radio begrüßt wird: „Hallo, Metropolis! Heute ist Freitag, der sechzehnte Mai 1997! Gut…“ Soviel Munterkeit kann ich jetzt nicht ertragen. Kurzerhand würge ich die auf mich gekünstelt fröhlich wirkende Stimme ab.
Vielleicht bereitet mein Mann schon das Frühstück! „Cla-ark?“ Mein Ruf vom Flur ins Haus hinein verhallt ohne Antwort. Kein Kaffeeduft oder der köstliche Geruch nach gebratenem Speck zieht von der Küche hier herauf ins Obergeschoss.
Vielleicht ist sofort nach dem Hilferuf heute Nacht noch irgendwo anders auf dem Globus seine Hilfe notwendig geworden. Das wäre gewiss nicht das erste Mal, dass ein Rettungseinsatz nach dem anderen erfolgen muss. In den vergangenen wenigen Monaten unserer Ehe war er dadurch manchmal stundenlang unterwegs gewesen. Das Alleinsein und das Auf-ihn-warten sind für mich die Dornen an den Rosen meines Eheglücks. Die ich stillschweigend in Kauf nehme. Denn mir war damals durchaus bewusst, wem ich mein Eheversprechen gab. Und normalerweise weiß ich, wo und für welche Notfälle er gerade in der Welt seine Kräfte einsetzt. Aber heute…?
Auch im Bad gibt es keinen Hinweis auf sein Zugegensein. Die Dusche ist trocken, nach dem vertrauten Duft seines Gels schnuppere ich vergeblich. Mir bleibt im Moment nur übrig, mich seufzend meiner Morgentoilette zu widmen und nicht weiter über seine Abwesenheit nachzudenken. Automatisch erledige ich die gewohnten Reinigungsrituale und ziehe mich für den Tag an. Ein Hosenanzug mit einer weißen Bluse ist bestimmt das Passende für diesen Freitag im Mai.
Doch allmählich und trotz aller Routine kriecht wie langsam steigendes Wasser Unbehagen in mir hoch. Das stille Haus ohne die Geräusche meines Mannes belastet mein Nervenkostüm diesmal mehr als gewöhnlich. Mein Unterbewusstsein fängt an, unruhig zu werden und Fragen zu stellen. Wo kann er nur sein und welche Tätigkeit nimmt ihn so in Anspruch, dass er mich nicht informieren kann? Das hat nichts mehr mit Normalität zu tun!
Bedrückt gehe ich hinunter in das Erdgeschoss. Auch hier sieht es genauso aus wie am gestrigen Abend, bietet mir also auch keine Aufklärung für Clarks Nichtpräsenz.
Eventuell gibt es Antworten auf einem der Fernsehsender. Doch soviel ich auch von einem Kanal zum anderen zappe, in keinem der vielen TV-Kanäle ist etwas von einer Superman-Aktivität zu sehen oder wenigstens zu hören. Filme und Daily Soaps, Kochrezepte, Tele-Gym, Einkaufstipps und auch verschiedene Nachrichten bekomme ich auf den Monitor. Doch leider kein Fetzchen seines Capes. Geschweige ihn selbst!
Noch nicht einmal auf ‚Metropolis News Network‘, dem Lokalsender, der nur zu gerne über den Helden und seine Aktionen berichtet. Von keinem nächtlichen Superman-Einsatz wird mitgeteilt.
Gegen die stetig wachsende Unruhe kann ich mich nicht mehr wehren. Sie hat mich vollkommen im Griff. Voller Beklemmung zwinge ich mich dazu, Kaffee zu kochen und einen Toast zu rösten. Aber ohne Clark und mit dem Unwissen über den Grund seiner Abwesenheit schmeckt mir das Frühstück überhaupt nicht. Nur einen kleinen Bissen Toast bekomme ich hinunter. Er nimmt an Volumen stetig zu und wird immer trockener in meinem Mund. Als würde ich Styropor essen. Vor innerer Unrast trinke ich auch nur eine halbe Tasse Kaffee. Der Berg der Besorgnis in mir wächst kontinuierlich, mit keinem an den Haaren herbeigezogenen Argument kann ich mich selbst beruhigen.
„Lois, denk nach“, klingt es in mir. Wenn kein Rettungseinsatz der Grund ist, welche Möglichkeiten kann es dann noch für seine Abwesenheit geben? Seine Eltern! Bei ihnen könnte ich anrufen. Vielleicht ist einer von ihnen plötzlich krank geworden. Vielleicht hat Clark in der Nacht noch einen Anruf von ihnen bekommen. Vielleicht! Eine kleine Hoffnung!
Aber hätte er mir in diesem Fall nicht wenigstens eine Nachricht hinterlassen oder schon angerufen? Der Anrufbeantworter gibt keine Blinkzeichen von sich. Der stetig leuchtende rote Punkt an dem Gerät strahlt etwas Bedrohliches aus, wie das glühende Auge eines Raubtieres.
Ohne große Erwartung drücke ich die Kurzwahl. Das Freizeichen ertönt, es wird abgenommen. Marthas Stimme ist etwas atemlos, sie muss wohl mehr gelaufen als gegangen sein: „Hallo?!“
„Martha, hallo, ich bin es, Lois. Geht es Euch beiden gut?“ Ich versuche meine Stimme nicht zu schrill und aufgeregt klingen zu lassen: „…Bitte, ist es möglich, dass Clark bei Euch ist?“
Meine Schwiegermutter am anderen Ende der Leitung atmet ganz tief ein. Dann ertönt ihre Stimme, langsam und besänftigend: „Danke, Lois! Bei uns ist alles in Ordnung. Aber ganz ruhig, Kind. Seit wann vermisst du ihn?“
Obwohl ich mir keine Hoffnung gemacht habe, tut die Enttäuschung weh. Der Kloß in meinem Hals wird immer dicker: „Martha, es tut mir leid. Ich habe plötzlich eine so schreckliche Angst um ihn. Kurz vor Mitternacht ist er auf den Hilferuf einer Frau los geflogen. Seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Auf keinem Kanal ist etwas von Supermans eventueller Tätigkeit gezeigt oder gesagt worden. Martha, ich fühle mich so… so hilflos wie noch nie! Wo kann er nur sein? Moment…, da kommt gerade auf MNN ein Bericht über einen Schiffsbrand auf dem Hob`s River. Vielleicht taucht er da auf!“
Mit dem Hörer in der Hand und Martha am anderen Ende in Smallville starre ich wie gebannt auf den Bildschirm. Mir ist klar, dass Martha auch sofort diesen Sender einstellen wird. Und mit Sicherheit weiß ich, dass Superman, wenn er denn dazu in der Lage sein sollte, bei dieser Katastrophe zu Hilfe eilen wird.
Auf dem Monitor ist das Schiff zu sehen, aus dem Flammen hochsteigen. Ein Feuerwehrboot nähert sich im Eiltempo der Unglücksstelle. Seine hochschießende Wasserfontäne muss jeden Moment den brennenden Kahn erreichen. Zwei Schiffe der Wasserschutzpolizei sind schon vor Ort. Auch zwei Hubschreiber umkreisen wie zornige Hornissen die Unglücksstelle, allerdings bewegen sich alle in gebührender Entfernung von dem Havaristen.
Denn eine Explosion der Tanks wird befürchtet. Sekündlich kann die Detonation erfolgen, wie die Reporterin vor Ort mitteilt. Mit einer gar nicht sachlichen Stimme berichtet sie, dass in den unteren Räumen noch zwei Menschen vermutet werden. Ihre Kajüten sind wohl vom Feuer eingekreist. Die übrige Besatzung hat sich mit Sprüngen über Bord in Sicherheit bringen können und sind von den Polizeibooten aufgenommen worden.
Immer wieder schaut die Sprecherin während ihres Berichtes suchend zum Himmel, bis sie sich nicht mehr beherrschen kann und ausruft: „Superman, wo bist du? Du bist der Einzige, der diese Menschen noch retten kann!“ Ein Schwenk der Kamera zeigt den blauen Himmel, an dem absolut keine blau-rot gewandete Gestalt auftauchen will.
„Bitte komm doch, Clark, bitte!“, flehe ich inbrünstig. Süßlichen Blutgeschmack habe ich plötzlich im Mund. Vor lauter Aufregung habe ich mir wohl auf die Lippe gebissen.
Superman erscheint nicht. Dafür explodiert mit einem ohrenbetäubenden Knall und einem Feuerwerk das Schiff. Wie ein Konfettiregen fallen in Qualm und Dampf Bruchstücke ins Wasser zurück. Die Schreie der Zuschauenden erklingen wie ein einziger.
Mir gellt mein eigener Entsetzensschrei in den Ohren. Jetzt ist mir sonnenklar, dass Clark etwas geschehen sein muss! Normalerweise hätte ihn nichts davon abhalten können, diese Menschenleben zu retten! Für seinen eisigen Atem wäre es ein Leichtes gewesen, das Feuer einzudämmen und zu löschen.
In weiter Ferne erklingt eine Stimme. Martha ruft immer wieder laut meinen Namen: „Lois, Lois, Lois!“
Nur mit einer seltsam gepressten Stimme kann ich mich melden: „Ja, Martha?“ In der aus dem Hörer hallenden Stimme schwingen mühsam zurückgehaltene Tränen: „Lois, wir kommen! Bis später!“
Ich nicke nur, obwohl ich genau weiß, dass Martha das gewiss nicht sehen kann. Sprechen kann ich im Moment nicht mehr. Wie in Trance lege ich den Hörer zurück.
Langsam dringen Worte eines TV-Kommentators an mein Ohr und in mein Bewusstsein: „Warum ist Superman nicht erschienen? Nach unseren Erkenntnissen gibt es auf der Welt kein Ereignis, in das er zurzeit involviert wäre. Das lässt uns die große Frage stellen: Superman, wo bist du? Was ist los mit dir?“ Ein halb bestürztes und halb empörtes Gesicht schaut mir vom Bildschirm entgegen. Kurzentschlossen drücke ich den Ton weg. Das Bild will ich halten, vielleicht…!
Der Schock sitzt tief in mir! Aber irgendwie muss ich jetzt ein wenig Normalität einkehren lassen. Am besten sollte ich zum Daily Planet fahren, mich einfach mit unserer Arbeit beschäftigen. Doch so sehr ich mich auch bemühe, mir fällt noch nicht einmal mehr ein, woran Clark und ich gestern recherchiert haben. Nein, ich bin mir sicher, ein fruchtbares Arbeiten ist unter diesen Umständen, unter dieser seelischen Belastung, nicht möglich. Meine Gedanken würden sich doch immer nur auf dieses Problem konzentrieren.
Aber Perry muss informiert werden, warum das heißeste Team der Stadt nicht in der Redaktion erscheinen kann.
Doch was sage ich ihm? Welche Begründung kann ich für unser Fernbleiben anbringen? Die Wahrheit? Dass Clark verschwunden wäre? Wieder einmal gleichzeitig mit Superman? Nein, das geht doch wirklich nicht. Eine Lüge muss herhalten.
Der Druck auf die Kurzwahltaste zaubert mir in kurzer Zeit die Stimme von Perry White herbei. Seine Meldung, das knappe und brummige: „Ja?“, gibt mir eigenartigerweise etwas Kraft: „Chief, Lois hier! Ich hab eine schlechte Nachricht.“
Sofort unterbricht er mich energisch. Sein besorgtes Gesicht mit den großen Augen kann ich mir genau vorstellen: „Lois, was ist mit Superman los? Warum hat er nicht bei dem Schiffsbrand geholfen? Wissen Sie und Clark etwas Genaueres?“ Wie eine spannungsgeladene Melodie werden diese Worte vom Trommeln seiner Finger auf der Schreibtischplatte untermalt.
Tief einatmen! Einen schweren Seufzer kann ich nur soeben vermeiden: „Chief, ich weiß gar nichts. Und Clark…, Clark ist krank. Er hat starke Magen-Darm-Probleme. Es geht ihm gar nicht gut. Darum möchte ich heute bei ihm bleiben. Mein Dad will gleich vorbei kommen. Das Wochenende hätten wir ja sowieso frei. Am Montag geht es ihm sicher wieder besser.“ …Oh, Perry, verzeih mir bitte diese Unwahrheit!
Wie gut kann ich nachfühlen, wie es Clark in den zwei Jahren zu Mute gewesen sein muss. Bis ich selbst Supermans Identität entdeckt habe. Immer wieder musste er Ausreden erfinden, die im Grunde genommen dicke Lügen waren. Aufpassen, dass er sich nicht versprach. Alles gut durchdenken, dass er keinen Fehler machte und keine Angriffsfläche bot. Sozusagen ein Tanz auf Messers Schneide!
Unser Chefredakteur unterbricht meinen Gedankengang: „Und…, was könnte mit Superman sein?“ Hilfesuchend blicke ich auf die gegenüberliegende Wand, als ob die Gründe dort abzulesen wären: „Chief, ich habe auch im TV die Schiffsexplosion gesehen. Es muss etwas mit ihm geschehen sein, sonst wäre er dort ganz bestimmt erschienen!“
Und niemand kann das so gut beurteilen wie ich!
Obwohl ich Perry White nicht sehen kann, weiß ich genau, dass er jetzt nickt: „Lois, das meine ich auch! Haben Sie eine Idee? Sie beide kennen ihn doch am besten. Könnte ich etwas tun?“ Die ganze Situation muss ihn hart getroffen haben. Während des ganzen Gespräches hat er nicht ein einziges Mal Elvis erwähnt!
Ideen, wo seid ihr? Was würde ich dafür geben, wenn mir etwas einfallen würde: „Chief, ich arbeite daran. Als erstes könnten Sie vielleicht in der Abendausgabe eine Suchaktion starten. Das Schiffsunglück ist ja ein aktueller Aufhänger. Wer hat in der letzten Nacht irgendwas von Superman gesehen? Vielleicht gibt es Zeugen für eine von seinen Aktionen. Und sonst? Ich….“
Die ganze Zeit rumort etwas in meinem Unterbewusstsein, jetzt kristallisiert sich ein Gesicht heraus und taucht vor meinem inneren Auge auf: „…Ach, Chief, gerade kommt mir etwas in den Sinn. Ich muss nachdenken, in Ruhe überlegen! Wenn mein Dad da ist und sich um Clark kümmert, könnte ich einen Besuch im Gefängnis in der Abteilung für psychiatrische Schwerverbrecher machen. Das wäre eine Möglichkeit! Chief, wenn ich meine Idee durchdacht habe und klarer sehe, werde ich Ihnen die Zusammenhänge erklären. Ich melde mich gleich noch einmal wieder!“ Perrys Antwort höre ich schon nicht mehr. Ich habe den Hörer aufgelegt.
Wie ein gefangenes Wildtier laufe ich im Wohnzimmer hin und her. Meine Gedanken überstürzen sich.
Ein Bild ist in mir hochgestiegen. Das Bild des Mannes, der Superman so hasst, wie kein anderer auf der Welt: Tempus, der Reisende aus der Zukunft. Durch Supermans Tod will er die Entstehung Utopias verhindern. Utopia, die zukünftige Welt voller Menschlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit. Ein Menschheitstraum, der durch Superman verwirklicht werden soll. Der aber der Mentalität dieses Tempus‘ vollkommen entgegengesetzt ist.
Es ist erst drei Monate her, da hatte er die amerikanische Bevölkerung mental so manipuliert, dass sie ihn, obwohl er vollkommen unbekannt war, zum Präsidenten wählte. Endlich sollte ihm das gegeben werden, was er so sehr ersehnte: Macht! Er hatte nicht die geringsten Skrupel, für dieses Ziel Menschen zu morden.
Superman, den Einzigen, der ihm hätte gefährlich werden können, hatte er überlistet und ihn durch ein explodierendes Zeitfenster in einen Zeitstrudel ohne Vergangenheit und Zukunft verbannt. Das Kontinuum löste sich langsam in Nichts auf. Mein Ehemann schien unrettbar verloren.
Zum Glück kam Herbert George Wells der Menschheit und uns zu Hilfe. Er hatte aus einem Parallel-Universum Clarks alternative Existenz mitgebracht. Diesem Superman gelang es schnell, Tempus das Handwerk zu legen und Wells schaffte es, meinen Clark zu retten.
Seit damals sitzt Tempus auf der Gefängnisinsel in einem Hochsicherheitstrakt für kriminelle Psychopathen ein.
Außer ihm gibt es meines Wissens keinen anderen Außenstehenden, der Clarks Doppelidentität kennt. Und dieser Teufel weiß auch, welcher Stoff Superman gefährlich werden kann: Kryptonit!
Mein Herz klopft zum Zerspringen. Ja, das muss des Rätsels Lösung sein. Irgendwie ist Tempus die Flucht gelungen und will gleich wieder Superman vernichten. Wahrscheinlich hat er drei Monate an diesem Plan gearbeitet!
Mit dem Ergebnis meiner Überlegungen bin ich für den Augenblick zufrieden. Als Erstes muss ich mich unbedingt vergewissern, ob diese Theorie Hand und Fuß hat. Ein Besuch auf Stryker`s Island ist angesagt. Perry muss jetzt alle seine Beziehungen spielen lassen, um mir eine Besuchserlaubnis zu beschaffen! Was ihm sicher nicht schwer fallen dürfte!
Schon spüre ich den Hörer kühl aber trotzdem brennend heiß in der Hand. „Chief, soweit ich weiß, kennen Sie doch den Direktor von Stryker's Island…!“
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Und ‚Stryker's Island‘ heißt auch das zweite Kapitel