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Waterloo - One-Shot

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

Waterloo - One-Shot

Beitragvon Magss » Sa 14. Sep 2013, 11:49

Waterloo

In diesem One-Shot - mit einem kleinen Teaser bereits angekündigt - geht es ums Heiraten. Es spielt also logischerweise Ende der 2. Staffel und noch ein bisschen danach. Ich bitte an dieser Stelle aber auch gleich um Nachsicht, wie ihr ja wisst, ist mein Lieblings-Beta ausgewandert und gerade gaaaanz weit weg. So habe ich ohne Beta geschrieben. Zur Outline stand mir Kitkaos noch zur Seite – und dafür gilt ihr natürlich ein riesiges Danke! Somit kann ich mich heraus reden, dass die Gemeinheiten nicht ganz und gar auf meinen Mist gewachsen sind… :P

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.

Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.



Waterloo


Riesengroße Kuller von Regentropfen klatschten gegen das kleine Fenster. Hinterließen schräg laufende Streifen. Lois seufzte, da konnte sie schon einmal einen Fensterplatz ergattern und dann bekam sie trotzdem keine Aussicht. Obwohl sie sich auch nicht sicher war, ob sie denn wirklich zurückschauen wollte. Sie musste doch nun nach vorne schauen.

„Meine Damen und Herren“, schallte es betont freundlich aus den Lautsprechern, „mein Name ist Kapitän Martin. Die Crew und ich begrüßen Sie recht herzlich an Bord. Wir haben gerade die Freigabe vom Tower erhalten und werden planmäßig starten. Bei den guten Windverhältnissen werden wir voraussichtlich gegen vier Uhr p.m. planmäßig in London Heathrow landen…“

Lois bemühte sich, nicht mehr zuzuhören. Dachte gerade noch daran, dass sie bei dem Wort London doch eigentlich froh sein müsste, das war ihre Zukunft. Sie hatte sie sich selber gewählt. Stattdessen gab ihr dieser Städtename eher einen Stich in den Magen. Aber es gab keine Alternative! Sie hörte gerade noch, dass sie bei ihrer Ankunft wohl denselben Regen zu erwarten hatten, wie hier. Na wunderbar! Selbst der Himmel weinte. Regen, graue Bindfäden, Schauer. Ihr ganzes Leben war offenbar dabei ins Wasser zu fallen.

Ein dicker Kloß in ihrem Hals schnürte ihr die Kehle zu. Verdammte schokobraune Augen! Dunkle Haare, breite Schultern…

Ihre Flugbegleiterin demonstrierte ihnen gerade, wie sie sich im Falle einer Wasserlandung zu verhalten hatten. Lächerlich bei einem Trans-Atlantik-Flug.

Wann hatte es eigentlich begonnen, schief zu laufen? Als sie ihn vor dem Altar hatte stehen lassen? Ihr Magen zog sich bei diesem Bild schmerzhaft zusammen und erinnerte sie sofort an ihr Schuldgefühl. Sie konnte noch nicht einmal erklären, warum sie das getan hatte, weder sich selbst, noch jemand anderem. Noch nicht einmal ihm. Die Turbinen heulten auf und Lois wurde mit vier G in ihren Sessel gedrückt. Obwohl, der Anfang vom Ende konnte nicht der Moment direkt vor dem Altar gewesen sein. Außerdem hatte sie in dem Augenblick einfach nur getan, was sich schon seit Tagen oder vielleicht sogar schon seit Wochen in ihr aufgestaut hatte. Und immerhin hatte sie so viel Anstand gehabt, es ihm eine Stunde vorher mitzuteilen. Und doch war es das zweite Mal, dass sie einen Mann, der sie heiraten wollte, buchstäblich in letzter Minute einen Korb gegeben hatte. Also, wann hatte das Desaster begonnen? Als sie seinen Antrag angenommen hatte? Mit ihm begonnen hatte auszugehen? Lois schluckte für den Druckausgleich in den Ohren. Nein, wahrscheinlich lag der Auslöser sogar noch davor – dieser gewisse Abend? Ja, wahrscheinlich war das der Moment, T minus Null, der alles entscheidende Augenblick. Sie erinnerte sich noch gut an diesen Abend. Dieser Abend, an dem es fast hätte ein Kuss werden können: Das Date mit Clark.

Ihr Date war eigentlich unvergleichlich gewesen, das Essen, der Wein, das Dessert, die Atmosphäre in dem Restaurant, alles war vollkommen gewesen. Ihre Gespräche waren inspirierend und freundschaftlich. Und Clark? Auch er war perfekt gewesen. Unterhaltend, gefühlvoll, witzig und offen. Doch sie? Er hatte er sie nur nach Hause gebracht, ganz Gentleman eben und sie hatte Panik bekommen – ihm die die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Als Clark sie nach diesem perfekten Abend zu ihrem Apartment begleitete, hatte es sich plötzlich nach mehr angefühlt. Was die Panik auf den Plan brachte. Also hatte sie ihre Tür geschlossen – und das buchstäblich.

Tags darauf hatte sie nach einer Erklärung gesucht für Clark und für das, was sie selbst nicht verstand. Ihr Kollege war wie immer gewesen, freundlich und kooperativ. Clark eben. Ihr Partner, mit dem sie bestens kooperierte. Ihr Freund, der ihr offenbar den Raum geben wollte, von dem er wohl glaubte, dass sie ihn brauchen würde.

Doch nachdem sie dann an diesem Abend gemeinsam den Planet verließen, erschien er ihr verändert, hatte sich die Stimmung zwischen ihnen gewandelt. Seine Blicke wurden wärmer, er ließ sich Zeit sie nach Hause zu begleiten, sprach nicht über die Arbeit, den Artikel zu Lucky Leons Überführung, hörte ihr einfach nur zu. Hin und wieder von einem zustimmenden Lächeln oder einem Nicken unterbrochen. Lois konnte das Gefühl, unausweichlich auf eine Aussprache zuzusteuern, geradezu mit Händen greifen. Ihr Magen rebellierte und ihr Herztonus schlug Doppelsaltos. Der Weg kam ihr so viel länger vor als sonst.

Clark blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen. Und dann, nach einem Räuspern: „Lois, du hast mir die Tür vor der Nase zugeschlagen, gestern…“, kam er dann endlich auf den Punkt. Clark sagte das ganz ruhig und ohne jeden Vorwurf. Fast so, als könnte er sie verstehen.

Da war er, der Satz, den sie so gefürchtet hatte. Aber war es nicht auch gut so? Sie konnten doch diesen Eiertanz nicht ewig weiterführen. Außerdem wusste sie die ganze Zeit, dass diese Sache zwischen ihnen stand – und das ganz sicher genau so lange, wie sie sie nicht ausräumen würden.

„Das…“, begann sie, doch was nun? Zögern? Ausweichen? Ignorieren? Fliehen? All das waren Alternativen. Aber nur solche, die ihr nicht halfen. Nein! Sag die Wahrheit, Lois! „… war… ein Fehler.“

Ja! Sie hatte es gesagt. Zugegeben. Einfach so. Versuchte noch gerade das Rauschen in ihren Ohren zu ignorieren. Hoffte, dass ihr Blutdruck ihr bald wieder einen normalen Kreislauf bescheren würde. Schaffte es sogar, ihren Blick wieder zu heben. Auch wenn sie dafür seinem begegnete. Gleich einem Blitzeinschlag.

Was war das doch für eine Magie, die einen mit absoluter Sicherheit zu einem Kuss lenkte? Obwohl Clark meilenweit entfernt schien, der Grand Canyon zwischen ihnen, glaubte sie sein Herz schlagen zu hören. Aufgeregt wie ihres. Obwohl seine Augen Seen aus flüssiger Schokolade glichen, zitterte sie, fror in der warmen Abendsonne. Und obwohl sie hier mitten in der Stadt standen, umgeben von Millionen fremder Menschen, gab es keinen Laut mehr, hüllte die Welt sie in eine Enklave, existierte plötzlich nur noch er. Und sie. Und das Band zwischen ihnen. Das war Zauberei.

Diesmal hatte Lois auch keine Angst. Dieses Herzrasen war anderer Natur. Mit dem tiefsten Urvertrauen schloss sie ihre Augen. Er kam näher. Sie spürte es, sein After-Shave wurde deutlicher. Fast schon fühlte sie seine Lippen – als ein ohrenbetäubender Knall die Stille – ihre Stille – zerriss.

An ihrem Trommelfell zerrte. Ihre Welt zerbersten ließ.

Lois spürte die Luft wie eine überdimensionale Faust. Etwas, das sie mit einer geradezu übermenschlichen Energie umzuwerfen drohte und fragte sich, ob das eine Druckwelle sein konnte.

Mit einem Schlag waren alle Geräusche wieder da – und Bilder. Autos, ihr Gehupe. Menschen und ihre Panik. Geschrei und die Hilfslosigkeit darin. Lois sah eine Feuerlawine, die sich von einem Auto aus ausbreitete, nach allen Seiten. Sie sah sich suchend um. Es war eine Druckwelle.

Doch sie stand alleine hier. Clark kniete am Boden, direkt neben dem brennenden Wagen. Nur wenige Meter entfernt. Er stützte jemanden. Wen?, schoss es Lois durch den Kopf. Und dann erkannte sie die Frau: Mayson. Das war Mayson Drake in seinen Armen. Ohne zu bemerken, dass ihre Beine sie trugen, war Lois zu den beiden geeilt.

Die Staatsanwältin war verletzt, apathisch, das Gesicht blutverschmiert, ihr Jackett in Fetzen und überall Schmutz, Blut, Ruß oder was auch immer. Die Augen hatte sie geschlossen, ob sie Schmerzen hatte oder sogar bewusstlos war, konnte Lois nicht einschätzen. Clark sprach mit ihr. Ruhig und tröstend.

# ~ # * # ~ #

„Clark hat mich dann gebeten Ambulance und Polizei zu rufen“, fasste Lois mit belegter Stimme den weiteren Verlauf der Nacht für ihre Kollegen in der Redaktion zusammen. „Glücklicherweise war Superman gleich da. Er muss die Explosion gehört haben. Er hat sie in ein Krankenhaus gebracht.“ Sie selbst konnte Mayson Drake nicht besonders leiden, das wussten alle. Aber gerade bei Perry genoss die Staatsanwältin hohes Ansehen – und bei Clark natürlich.

„Wie geht es ihr?“ War dann auch die erste Reaktion ihres Chefradakteurs. Der Schock ließ seine Stimme brüchig klingen.

„Sie ist stabil.“ Clark und Lois waren noch die ganze Nacht in der Notaufnahme gewesen, hatten Stunde um Stunde gewartet, bis die Ärzte ihnen mehr sagen konnten. Verbrennungen, Knochenbrüche, Schnittwunden und Prellungen, aber keine lebensgefährlichen Verletzungen. Keine Kopfverletzung, keine inneren Blutungen. Es war fast ein Wunder. „Die Polizei untersucht ihren Wagen. Und wir“, sagte Lois mit Nachdruck, „werden nicht ruhen, bis wir den haben, der dahinter steckt.“

Lois konnte Mayson Drake nicht leiden, klar, aber das hatte sie nicht verdient.

Aufzudecken, was und wer dahinter steckte, war ein hochgestecktes Ziel. Denn offenbar hatte Mayson buchstäblich mit dem Feuer gespielt. Ob es dabei um ihren persönlichen Dauerbrenner Intergang ging, galt es nun heraus zu finden.

Aber genau das war es, was Lois von wirklich jedem Informanten auf der Straße zu hören bekam – Intergang. Jeder, den sie befragte, sagte das. Doch leider hatte auch jeder eine andere Idee dazu, wen genau die Staatsanwältin aus dem Dunstkreis dieser Organisation nun im Visier hatte. Wen und mit welcher speziellen Eigenschaft oder in welchen Plan auch immer verwickelt. Nun wusste Lois aus langjähriger Erfahrung, dass wenn alle auf der Straße etwas anderes sagten, es sich nur um ein Gerücht handeln konnte. Aber wenn es in diesem Hinweisen eine Sache gab, die bei allen Quellen übereinstimmte, war es sehr wahrscheinlich, dass selbst an einem Gerücht etwas Wahres dran war.

Das alles spornte Lois nur noch mehr an.

Vielleicht war es ja einfach dieser Ehrgeiz, der dazu geführt hatte, dass die Situation mit ihrem Partner immer weiter aus dem Ruder lief. Dieser Ehrgeiz, der ihr schon so oft geholfen hatte, aus einer vagen Idee eine wirklich Story zu machen. Denn während Lois sich in den nächsten Tagen die Beläge ihre Schuhe ablief, um diesem Gerücht immer mehr Substanz zu geben, passierten zwei ganz entscheidende Dinge: Die Drogenbehörde sandte in dieser Angelegenheit einen Ermittler, den Lois vom allerersten Moment an nur als Hindernis sah und Clark kümmerte sich jeden Tag mehr um Mayson.

Lois‘ Partner hatte fortan keine freie Minute mehr. Es machte auf Lois fast den Eindruck, als machte er sich verantwortlich für den Anschlag, oder dafür, dass er nicht schnell genug gewesen war.

Ihr Kollege war somit ohne jeden weiteren Nutzen für Lois‘ Ermittlungen. Denn kaum, dass Mayson Drake wieder bei Bewusstsein war und befragt werden konnte, wollte sie nicht über ihre Ermittlungen sprechen. Also blieb Lois doch gar nichts anderes übrig, als alleine und gleich doppelt so viel zu arbeiten.

Und in das Büro der Staatsanwältin einzubrechen.

Genau dabei traf sie das erste Mal auf Dan Scardino.

Bis sie wirklich den Stahlschrank in dem penibel aufgeräumten Büro der Staatsanwaltschaft offen vor sich sah, hatte Lois zweimal ihr Outfit gewechselt. Betreten hatte sie es in ihrem ganz normalen Kostüm, hatte sich aber am Empfang als Anwältin ausgegeben: „Ich bin spät dran. Die Vernehmung von Smith sollte eigentlich schon heute Morgen stattfinden…“ Mit diesen Worten und ohne lange auf eine Reaktion zu warten, war sie an dem Uniformierten vorbei gestürmt. Es würde sicher irgendwo in diesem Haus einen Zeugen geben, der ‚Smith‘ hieß, so hoffte sie jedenfalls – es funktionierte, sie war damit im Gebäude.

In dem Wandschrank eines entlegenen Flures hatte sie die Utensilien und den Kittel einer Putzfrau gefunden. Nun ja, gefunden war natürlich etwas schöngeredet, sie hatte die Sachen gestohlen. Aber schließlich wollte sie das alles ja nicht mit nach Hause nehmen, sondern musste nur das Büro von Mayson Drake finden und sich dazu eben eine Weile unbeobachtet in den Gängen aufhalten können.

Doch dann war sie auf eine Putzkolonne gestoßen. Da war dann natürlich das Risiko, dass sie von den vermeintlichen Kollegen angesprochen wurde, zu groß und so wechselte sie in einen einfachen, dunkelblauen Kittel. Den hatte sie immer in ihrer Handtasche dabei und er machte sich mit einem passenden Namensschild zu jeder Art von Technikerin. Heute hieß sie Smith – wie auch sonst?

Die Tür zu Maysons Büro war ein Kinderspiel und hielt sie nicht wirklich auf. Der Schreibtisch enthielt bis auf allgemeine Büroutensilien, wie Briefumschläge, Stifte, Stempel, Locher und Tacker nichts. Doch der Stahlschrank schien es in sich zu haben, er war mit einem elektronischen Zahlenschloss gesichert. Und er war groß genug, um Akten enthalten zu können, der würde ihr bestimmt weiter helfen.

Lois versuchte ein paar beliebige Zahlenfolgen wie 0815, 4711 und 1234, doch die brachten sie nicht ans Ziel. Maysons Geburtsjahr? Verdammt, warum hatte sie sich nie näher mit der Blondine befasst? In Ermangelung eines genaueren Datums gab Lois ihr eigenes Jahr ein – doch der Schrank blieb verschlossen.

Sie trommelte mit den Fingern auf das Blech und hatte plötzlich eine Idee: 2-9-0-2 – ein Klack, ein Riegel sprang zurück und die Tür öffnete sich. Lois grinste zufrieden. „Mayson, Mayson… hab ich dich.“

Dahinter fand sie erwartungsgemäß jede Menge Ordner, die meist mit ‚Strafsache X gegen Y‘ oder ‚Die Stadt Metropolis gegen X ‘ beschriftet waren. Keiner der Namen sagte ihr etwas. Bis auf einer: Strafsache Tomczak gegen Delaroy. Das war eines der ganz wenigen Dinge, die Lois von Mayson wusste, weil Clark es vor ein paar Tagen beiläufig erwähnt hatte: ihre Mutter war eine geborene Tomczak und stammte aus Delaroy. Und so fand Lois hier auch keine Strafakten, sondern eine lose Sammlung von Notizen.

Immer wieder hatte Mayson Namen notiert, manchmal stand nichts weiter auf so einem Zettel als ein Name, Stanley Gables, Diego Martinez oder Big Buster Williams, doch ein Name kam immer wieder vor: McCarthy. Okay, da würde sie weitersuchen.

Ganz hinten in dem Ordner gab es eine Tasche, in der sich ein schwarzer, kleiner Taschen-Kalender befand. Sie blätterte ihn kurz an, fand viele der vorher schon gelesenen Namen auch hier und steckte ihn kurzerhand ein.

Ein weiteres, größeres Blatt zeigte auch wieder verschiedene Namen, versuchte aber offenbar Verbindungen zwischen diesen Personen herzustellen. McCathy und Lance waren hier mit einem Pfeil und dem Hinweis: Treffen Kongress verbunden. Lance und Galler verband Professor Newtrich senior. Und das gemeinsame Merkmal von Galler und Charles Knox war ein Manager-Seminar auf den Bahamas.

Doch gerade als Lois überlegte auch dieses Blatt einzustecken – Mayson würde in nächster Zeit sowieso nicht dazu kommen – hörte sie hinter sich eine provokante, männliche Stimme: „So, so!“ Augenblicklich gefror ihr das Blut in den Adern, „Sie sind also der Techniker für den Kopierer…?!“ Ein Mann von vielleicht dreißig Jahren hatte das betont lässig gesagt und er lächelte dabei. Das konnte sie hören, sogar ohne ihn zu sehen. Er schien ziemlich überzeugt von sich zu sein.

Aber Lois würde sich nun, wo sie den Hauch einer Spur hatte, nicht einfach hier vertreiben lassen. Sie hatte so hart gekämpft bis hier her. Und wo kam dieser Kerl überhaupt her? Unter sich Beweise erkämpfen, verstand sie zwar eigentlich etwas anderes, aber er ließ ihr keine Wahl. Das Blatt schob Lois wieder in den Ordner, stellte diesen in den Schrank und während sie sich langsam, doch bald schneller werdend, umdrehte, stieß sie ihren Ellenbogen mit aller Kraft dorthin, wo sie den Magen dieses Mannes vermutete.

Sie stieß ihn mit voller Wucht. Er wich zurück. Gab dabei einige unartikulierte Geräusche von sich und stürzte zu Boden.

Nun sah sich Lois ihren Gegner kurz an. Er war groß und kräftig. Sie musste schnell handeln. Wenn er erst einmal wieder zu Sinnen kam, hatte sie gegen so einen Zehnkämpfer im Hawaiihemd keine Chance mehr.

Sie klammerte ihre beiden Hände zusammen, holte aus und schlug ihn mit aller Kraft und voller Konzentration ins Gesicht.

Ihre Hand schmerzte von dem dumpfen Aufprall, aber der Mann sackte aus seiner halbsitzenden Position nun gänzlich zusammen. Sie hatte ihn erledigt. Dabei war es ein Kerl von einem Mann. Die meisten waren sich einfach so sicher, dass sie gar nicht damit rechneten, dass eine Frau ihnen gefährlich werden konnte.

Doch gerade als Lois ihrem Impuls folgen wollte, das Papier mit den Pfeilen zu greifen, um dann sofort zu verschwinden, fiel ihr Blick auf sein Gesicht. Seine Lippe blutete kräftig und seine Augen sahen in verschiedene Richtungen. Sie hatte ihn k.o. geschlagen. Aber hatte sie ihn vielleicht auch ernsthaft verletzt? Konnte sie diesen Hünen jetzt so einfach hier liegen lassen? Außerdem sah er gar nicht aus, wie jemand aus der Staatsanwaltschaft. Wer, zum Teufel, war das?

Lois beschloss wenigstens nachzusehen und wenn auch nur, um ihr Gewissen zu beruhigen. Sie fühlte seinen Puls am Hals, der gleichmäßig und kräftig schlug. So schlimm konnte es also gar nicht sein. Dann sah sie etwas durch den dünnen Stoff seines Hemds, das ein Ausweis sein konnte, Daniel Scardino, DEA, las sie. Und schob nachdenklich seinen Ausweis zurück in seine Hemdtasche. Was wollte die Drogenbehörde hier?!

Lois verstand gar nichts mehr. Das war kein Kollege von Mayson, soviel war sicher. Was auch die Mütze mit der Aufschrift Fenster-Putzer erklärte, die auf dem Boden lag. Nur was machte ein Agent der Drogenfahndung hier? Recherchieren, genau wie sie selbst – eine andere Lösung gab es einfach nicht. Und sicher war er auf genauso unerlaubten Wegen in dieses Büro eingedrungen wie Lois. Aber wieso Drogen? Eine Einnahmequelle für Intergang? Das würde dann aber wieder bedeuten würde, Mayson hatte ihre Finger wirklich in das Wespennest Intergang gesteckt.

„Ooohhh… wo ist der Kerl, der mich geschlagen hat?“, lallte Mister Scardino. Er kam langsam zu sich. Dann schien er Lois‘ Hand zu sehen. „Nein! Sagen Sie nicht, dass Sie das waren.“

Lois stand aus der Hocke auf, um etwas Abstand zu schaffen. „Warum nicht? Glauben Sie wirklich, dass man einen Menschen nur mit Kraft niederstrecken kann?“

Er sah sie an. „Wie kann jemand mit so wunderschönen Augen nur so brutal sein?“, fragte er sie nun mit einer etwas festeren Stimme und wische mit seinem Ärmel über seine blutige Lippe.

„Nicht brutal. Schnell und konzentriert“, überhörte Lois das Kompliment ganz bewusst. „Was machen Sie hier? Fenster putzen?“

Er stand vom Boden auf und sah sie an. „Der Kopierer steht übrigens am Ende des Ganges.“ Sie hielt seinem Blick stand. Genau wie er dem ihrem. Es war ein Kräftemessen. Sie wussten beide, dass ihre Lüge aufgeflogen war. Und es war ein taktisches Abwarten.

„Haben Sie was gefunden?“, fragte er schließlich. Damit hatte Lois das Tauziehen gewonnen. Obwohl ja auch seine Frage immer noch sehr unkonkret war.

„Nein…“, gab sie möglichst unschuldig zurück. Offenbar hatte er nicht gesehen, dass sie schon etwas aus dem Schrank eingesteckt hatte, bevor er sie unterbrochen hatte. Gut so. Und sie würde es ihm nicht sagen. Wenn er gezielt und bewusst gegen sie vorgehen würde, körperlich, hatte sie keine Chance gegen ihn. Sie sollte alles darum geben, diesen Mister Scardino möglichst im Unklaren zu lassen.

So hatten sie sich kennen gelernt. Diese erste Runde gegen Scardino war weit mehr als ein technisches k.o. Das hatte eine Grenze zwischen ihnen gezogen. In den nächsten Wochen, während ihrer weiteren Ermittlung gab Lois den Ton vor und meistens tat er sogar, was sie vereinbart hatten. Die weitere Zusammenarbeit gestaltete sich dadurch recht komfortabel. Es gab einen gemeinsamen Feind, also mussten sie sich zusammen raufen. Und das funktionierte sogar recht gut, zumindest was das zusammen Arbeiten betraf. Auf der anderen Ebene verwirrte Daniel Lois mehr als sie vertrug. Er machte ihr Komplimente, fragte nach einem Date, brachte ihr Geschenke mit. Hörte ihr zu. All diese Dinge tat Clark hingegen immer weniger. Dafür verbrachte der immer mehr Zeit mit Mayson.

Aber hätte sich Lois darüber beschweren sollen? Sie wusste doch auch nicht, wo sie mit Clark eigentlich stand. Wo sie wären, wenn die Autobombe Mayson nicht geradezu in Clarks Arme geschleudert hätte. Oder wenn die Staatsanwältin diesen Anschlag nicht überlebt hätte. Doch gerade dieser Gedanke verursachte ihr sofort Schuldgefühle.

Lois bestellte bei der Flugbegleiterin ein Wasser und ließ die Zeit mit Dan vor ihrem inneren Auge Revue passieren, schaute wieder aus dem kleinen Fenster neben sich. Doch sah sie dort weder Sterne noch Dunkelheit. Ihr Flugzeug flog über die Wolkendecke und unter einem wunderschönen blauen Himmel hindurch. Wie schön die Welt doch ein konnte. Wenn man nichts von der Erde sah und damit alle Probleme verschwunden schienen.

Gemeinsam hatten Dan und sie viel erreicht. Wenn sie auch statt des Kopfes von Intergang nur einige kleinere und mittlere Fische zur Strecke gebracht hatten. Aber immerhin konnten sie Perry überzeugen, offen über Intergang zu schreiben. Selbst wenn sie für vieles keine wasserdichten Beweise liefern konnten, spickte Lois ihre Artikel mir so vielen Andeutungen, dass sie schon wieder in Sicherheit waren. Denn niemand von Intergang würde eine Verleumdungsklage riskieren, bei der sie eine Untersuchung fürchten mussten.

Inspektor Hendersen hingegen freute sich über den Kreis an dubiosen Objekten, den McCarthy um sich versammelt hatte. Auch wenn sie hier keine Verbindung zu Intergang nachweisen konnten, was Lois und Dan sehr ärgerte, so konnten sie rechtzeitig verhindern, dass der von Rache getriebene McCarthy unzählige Morde begehen konnte.

So weit – so gut. Doch das eigentliche Drama hatte an einem Freitag seinen Lauf genommen. Einem Freitag, den Lois als schlechten Tag empfunden hatte. Trotz der Aussicht auf ein Wochenende mit fantastischem Ausflugswetter wirkte ihr Partner den ganzen Tag ein wenig abwesend und unkonzentriert. Immer wieder musste Lois Clark ihre Fragen zweimal stellen, um eine Antwort zu erhalten. Und auch dann waren seine Bemerkungen wenig hilfreich.

Dem musste sie natürlich auf den Grund gehen: Als der Konferenzraum gerade leer war, forderte Lois ihren Kollegen auf, ihr dorthin zu folgen. „Clark, was ist los mit dir? Dich bedrückt doch etwas.“ Fragte sie ihn dann gerade heraus. Sie kannte ihn schließlich lang genug. Sah es sogar als ihre Aufgabe, für ihn da zu sein, wenn er in der Klemme steckte.

Für einen kurzen Moment wirkte der dann, als wolle er ausweichen oder bagatellisieren: „Ich… ach, was soll denn los sein?“ Doch dann sah er Lois an und lenkte augenblicklich ein. Vielleicht hatte ihr Versuch-es-ja-nicht-Blick damit zu tun. Ein wenig leiser räumte er dann ein: „Ich überlege… Mayson hat mich gefragt, ob ich sie heiraten möchte.“

Lois blieb die Luft weg. Natürlich wusste sie um die Gefühle der Staatsanwältin – jeder in Metropolis wusste das. Und doch war es ein Schock für sie. Diese Frage von Mayson an Clark schaffte etwas Unumstößliches. Und dass Clark so betreten davon erzählte, zeigte Lois, dass er ernsthaft darüber nachdachte. Lois fühlte sich als stürzte sie in einem Fahrstuhlschacht ohne Fahrstuhlkabine ins Bodenlose. Das wiederum bedeutete, dass ihr Partner augenblicklich für sie tabu war. Verdammt, wo hatte die Staatsanwältin diesen Mut her?

Ihr war ein wenig schwindelig. „Was hast du geantwortet?“ Fragte Lois dann tonlos und wusste nicht einmal, ob sie die Antwort hören wollte und vertragen konnte.

Clark bemerkte ihre Bestürzung offenbar gar nicht. Immer noch betreten fuhr er fort: „Ich habe ja gesagt…“ Erstaunlicherweise sah er sie bei diesen Worten nicht an. Gerade so, als hätte er bei diesem Zugeständnis ein schlechtes Gewissen, oder als wüsste Mayson ein Geheimnis von Clark, mit dem sie ihn in der Hand hatte. Lächerlich – was sollte Clark denn für ein Geheimnis haben?

Um diesen Freitag nun aber zu einem wirklich schwarzen Freitag zu machen, hielt das Schicksal noch eine Prüfung für sie bereit. In der Rückschau betrachtet empfand Lois das genau so, während ihr Blick in die Weiten des Raumes fiel, nach unten durch ein Bett aus weißen Wolken begrenzt: Am Abend desselben Tages hörte sie von Dan Scardino die Worte: „Lois, du bist die unglaublichste Frau, die ich je getroffen habe. Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen – jeden Tag. Bitte, heirate mich!“ Als hätten die zwei sich abgesprochen.

Sie standen am alten Springbrunnen des Centennial Parks, Dan öffnete eine kleine Schachtel und zeigte ihr einen Ring. Es war ein fast perfekter Moment. Ein lauer Abend, und obwohl sie mitten in einer riesigen Metropole standen, hörten sie nichts als das Plätschern des Wassers und ein paar entfernte Vögel zwitschern.

Was hätte sie denn antworten sollen?

Sie dachte an Clark und daran, was sie ihm wohl geantwortet hätte, wenn er ihr diese Frage je gestellt hätte. Der Gedanke tat weh. Außerdem war Clark ja tabu, weil vergeben. Vielleicht wäre ihre Geschichte vollkommen anders verlaufen, wenn sie und Clark sich doch geküsst hätten an diesem Abend. Kann denn ein Kuss so viel Magie haben? Und dann dachte sie an Superman, der auch tabu war, schließlich hatte er ihr schon einmal ein nein gegeben. Aber auch das war eine alte Wunde, die offenbar noch lange nicht so gut verheilt war, wie Lois gedacht hatte.

Sollte sie die einzige sein, die alleine zurück blieb? Nachdem ihr bester Freund ihr einen Tag später statt eines Ratschlags nur eine Doppelhochzeit vorschlug?

Und Dan war ein wirklich netter Kerl. Er war Ermittler, wie sie auch. Er hatte Ideale, auch wenn ihr seine Methoden gelegentlich etwas gewagt erschienen. Und er war sich offenbar seiner Gefühle sehr klar. Ganz im Gegensatz zu ihr. Und auch im Gegensatz zu Clark. Schon der hatte seine Entscheidung vielleicht nur getroffen, weil Mayson emotional so aufgeräumt war. Warum sollte das nicht auch für Lois der richtige Weg sein?

Bei einem Latte Macciato hatte Clark sie mit einem Lächeln gefragt: „Warum heiraten wir nicht gemeinsam?“ Für den Bruchteil einer Sekunde keimte eine ungebändigte Begeisterung in Lois auf, sie hatte nur die Worte wir und gemeinsam gehört und dachte augenblicklich nur an Clark und sie. Doch er holte sie schnell in die Wirklichkeit zurück: „Meine Eltern wären sicher auch gerne bei deiner Hochzeit dabei.“

Also nahm sie Clarks Vorschlag zu einer Doppelhochzeit an, weil es so zweckmäßig war und die Idee letztlich von ihm kam und nicht von Mayson. Außerdem führte es dazu, dass Lois sich praktischerweise um nichts zu kümmern brauchte. Es schien alles so klar und logisch.

Doch alles, woraus es bei einer Hochzeit hinaus läuft, das Jawort, der Moment, in dem sich beide sich das Eheversprechen geben, vor Gott und der Welt verkünden, dass sie von nun unzertrennlich verbunden sind, genau dieses eine Wort, oder besser gesagt nur Clarks Jawort, stürzte Lois in ein dunkles Loch.

Hatte sie vielleicht bis zum letzten Moment gedacht, er würde es nicht sagen? Nicht laut aussprechen?

Klang es nicht auch dünn und alles andere als überzeugend? Vielleicht sogar eher leise und zögerlich ausgesprochen?

Als die Reporterin die Zweifel dann endlich zuließ, oder besser gesagt, als die Stimmen in ihrem Inneren sich endlich mit aller Macht an die Oberfläche kämpften, blieb Lois als Gesprächspartner nur noch sie selbst: „Lane! Was machst du denn bloß?!“

Erschrocken registrierte Lois die Verzweiflung in ihrer eigenen Stimme. Und sah sie in dem Blick, der sie aus dem Spiegel heraus traf. Der weiße Schleier in ihrem Haar setzte dem ganzen noch eine groteske Krone auf.

Sie hatte schon einmal einem Mann am Altar einen Korb gegeben. Auch damals hatte sie vorher einen Dialog mit ihrem Spiegelbild abgehalten. Und auch damals hatte der Reporterin das nicht geholfen.

Erst viel später war ihr klar geworden, dass dieses „nein“ zu Lex wirklich die richtige Entscheidung gewesen war. Luther war ein Scheusal, ein Soziopath, ein Lügner – doch heute? Gab es an ihrem Bräutigam etwas auszusetzen, außer ihrer eigenen Panik?

„Nein... oder doch?“ stammelte sie. „Aber vielleicht... Ach verdammt! Wenn ich es bloß wüsste!“ Sie versuchte dem Blick der Spiegel-Lois auszuweichen.

Klar, er war groß, breitschultrig, hatte fast schwarzes Haar und wunderschöne Augen. „Aber das alleine reicht doch nicht fürs ganze Leben!“ rief sie energisch und fixierte die Sprecherin diesmal mit festem Blick.

Das Gefühl, ihr innerer Wächter würde mit einer geladenen Armbrust auf sie zielen, wurde immer stärker. Sie wollte sich befreien, fliehen, sich aus seiner Schusslinie entziehen, doch die Gewissheit, dass sein Pfeil ihr Herz durchbohren würde, schnürte ihr die Brust zu und nahm ihr alle Kraft. Es war bei diesem imaginierten Moral-Schützen wie bei dem Jägersmann, der Schneewittchen ermorden sollte: egal wohin er seine Waffe richtete, er würde immer treffen, mitten ins Herz. Keine Chance.

Vorsichtig horchte Lois in die Abgründe ihres Gewissens, versuchte heraus zu finden, wie sie überleben konnte – den Schuss und die Situation, in der sie gerade steckte.

Dabei hatte sie sich alles selbst eingebrockt – mal wieder. Auf der einen Seite war es ein ausgesprochen romantischer Abend gewesen, als er sie im Centennial Park um ihre Hand gebeten hatte. Natürlich hatte sie nicht einfach ja gesagt, weil es so ein lauer Abend gewesen war, aber es hatte den Weg für etwas gebahnt, das sich nicht mehr aufhalten ließ. Auf der anderen Seite hatte er mit diesem Zeitpunkt einen sehr heiklen Moment getroffen – Lois hatte gerade einen Traum beerdigt – Superman.

Seit sie den strahlenden Helden das allererste Mal gesehen hatte, liebte sie diesen Außerirdischen. Über alle Maßen. Und natürlich hatte sie von einer Zukunft an seiner Seite geträumt. Doch das war eben nur ein Traum. Und sie war erwachsen geworden, wenn auch ein wenig ernüchtert. Da kam ihr seine Schulter gerade recht.

Aber den Fehler, den sie bei Lex gemacht hatte, durfte sie auf keinen Fall wiederholen. Bis zur letzten Minute zu warten, war ihm gegenüber nicht fair: „Lois Lane! Diesen Mist hast du angerichtet – also schaff ihn aus der Welt! Augenblicklich!“

Der Moment würde nicht besser werden, nur immer noch schlimmer.

Also packte sie den Brautstrauß und warf ihn in den Müll. Dann befreite sie ihre Haare von dem Schleier. Trocknete noch kurz die Tränen und dann war sie bereit ihm zu sagen, was sie in diesem Moment fühlte.

Lois spürte mit diesem Entschluss eine Kraft in sich, wie bei einem gewaltigen Gewitter – zerstörend, aber auch reinigend…

Nach dem Gespräch mit Dan war ihr Weg ganz klar. Sie konnte nicht mehr für den Planet arbeiten – nie mehr. Sie würde einfach nie wieder mit Clark in einer Redaktion sein können. Genau so wenig konnte sie noch weiter in dem Land leben, in dem Dan ermittelte. Ebenso würde sie niemals wieder Perry in die Augen schauen können. Er hatte noch einiges mit ihr vor, dessen war sie sich bewusst. Aber sie hatte in diesem Fall versagt und Berufliches und Privates nicht trennen können, war einfach nicht professionell genug.

Seit Jahren schon hatte sie die Visitenkarte von Erica Black, einer Bekannten ihres Vaters und war sich immer sicher gewesen, irgendwann würde sie sie nutzen – das war jetzt der Moment.

Lois hielt den Telefonhörer mit verkrampften Fingern und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Ton zu geben, nachdem sie ein paar Begrüßungsworte gewechselt hatten: „Erica, mal angenommen, ich käme… jetzt zu dir – hättest du einen Job für mich?“ Black war seit Jahren die leitende Chefradakteurin des Independent, einer der wichtigsten Zeitungen Londons.

Auch ihr Gegenüber schlug nun einen geschäftlichen Ton an: „Müssen wir über Formalien, wie Gehalt oder Arbeitszeiten reden?“

Offenbar wollte Erica keine unnötige Zeit verlieren, das kam Lois sehr entgegen. „Ich muss davon leben können!“

Vom anderen Ende der Welt hörte Lois die Frage: „Muss ich eine Auslösesumme für den geschätzten Perry White einkalkulieren?“

„Nein.“ War alles, was Lois dazu sagen konnte. Sie hatte ihre Kündigung im Geiste schon formuliert. Obwohl ihr auch dieser Part ihres Tuns wie ein Verrat erschien.

„Okay, Lois. Du wirst davon leben können. Für den Anfang habe ich eine kleine Wohnung am Hyde Park, die ich dir untervermieten kann. Und meinetwegen kannst du sofort anfangen. Gib mir einfach nur Bescheid, wann du hier bist. Morgen, oder in einem Monat, ganz gleich. Über alles andere sprechen wir später.“

Gerade diese letzten Worte hatten etwas unglaublich tröstliches in Lois‘ Ohren.

Danach brauchte sie keine 24 Stunden um alle Brücken abzubrechen: Von ihrem Schreibtisch holte sie sich nur ihren Rolodex, aus ihrer Wohnung nahm sie nur mit, was sie in ihre Koffer bekam. Um ihr Telefon, ihr Handy, ihr Konto und ihre Wohnung zu kündigen, brauchte sie gerade einmal drei Stunden. Ihren Wagen stellte sie vor Jimmys Wohnung ab. Dann schrieb sie ihm eine Notiz, mit der Bitte ihn zu verkaufen und warf ihm den Schlüssel in den Briefkasten.

Und wie Kapitän Martin ihnen versprochen hatte, landete sie in Heathrow in einem grauen Nieselregen.

Lois fühlte sich zerschlagen von dem zehnstündigen Flug und als hätte sie ein totes Herz in ihrer Brust. Aber sie schluckte, um dem Kloß in ihrem Hals keine Chance zu geben, reckte ihre Schultern und schaute nach vorne…

Ende
Die Welt ist groß genug für die Bedürfnisse aller. Aber zu klein für die Gier einzelner.
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