[Sommer-Ficathon] Fieber
Verfasst: Do 30. Sep 2010, 19:42
so, dann möchte ich meinen kleinen Beitrag auch noch ganz schnell auf den Weg bringen. Dass ich, wie eigentlich immer, meinen Beitrag im L&C-Universum ansiedel, liegt auf der Hand, oder? Jedenfalls habe ich das Ganze auch mal wieder in die 2. Staffel gelegt, quasi direkt nach dem Date. Ich finde den letzten Teil der 2. Staffel einfach sehr spannend. Auch wenn CK, die den Aufhänger hierfür geschrieben hat, etwas ganz anderes im Sinn hatte. Aber das habe ich zum einen erst hinterher erfahren, zum anderen spielt es ja gar keine Rolle.
Ein riesiges Dankeschön geht an KitKaos, die mir - wie immer - mit ihrem Beta-Lesen zur Seite gestanden hat. Wie immer sehr, sehr hilfreich und ungalublich kompetent. Und das, obwohl ich diesmal wirklich erst in letzter Minute fertig geworden bin. Hm... fertig? Nicht wirklich. Es wird einen weiteren Teil geben. Ich hoffe mal, in ein paar Tagen. Denn der muss erst noch geschrieben werden.
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, verdiene kein Geld damit. Freue mich aber trotzdem über jede Art von Kommentar - und nun viel Spaß!
Fieber
Gerade Haltung, gestraffte Schultern und Blick geradeaus. Lois stieß die aufgestauten Worte geradezu hervor: „Perry...! Ich, ich brauche einen neuen Partner...!“
Doch so sehr wie sie vor gerade einmal einer Sekunde noch herum gelaufen war, sie vor Energie kaum gewusst hatte, wo sie sich hinwenden sollte, so wusste sie in dem Moment, wo diese vernichtenden Worte endlich ihren Mund verlassen hatten, nicht mehr, ob es denn wirklich das war, was sie wollte.
„Nein! Verdammt, Lois, so geht es nicht...!“ Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie auch noch die Wände ihres Apartments hinauf gelaufen. Sie fühlte sich wie ein Tiger in einem viel zu kleinen Käfig. Seit mehr als einer Stunde lief sie zwischen Küche und der Tür ihres Apartments immer wieder hin und her. Übte das Gespräch, das sie erst am Morgen mit Perry White würde führen können, wieder und wieder. Seit Clark sie nach Hause gebracht hatte... Seit Lois gedacht hatte, der nächste logische, unausweichliche Schritt wäre ein Kuss... Und seit sie Clark die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte...
Entfernt drang ein aufgeregtes 'Qua-qua' zu ihr. Wahrscheinlich liefen im Fernseher ihres Nachbarn Cartoons. „Und warum... warum, verdammt noch mal, hast du so eine panische Angst... davor, Lois...?“, flüsterte sie. Doch das Schloss an ihrer Tür, an welches sie sich gerade klammerte, gab keine Antwort, schwieg einfach. Sie konnte den armen Donald verstehen, sein Verhältnis zu Daisy war auch nie wirklich geklärt worden.
Wenn Clark ihr doch nur den Gefallen getan hätte, dieses Date zu einem Desaster werden zu lassen. Aber nein, wenn sie schon einmal in seine Angst vor persönlichen Gesprächen vertraute, ließ er sie doch glatt im Stich und blieb nicht nur die ganze Zeit bei ihr, nein, er brachte sie auch noch nach Hause.
Das Essen, der Wein, die Gespräche, der ganze Abend, das Date, alles war – fast – perfekt gewesen. Doch wer sich an dieser Perfektion gestört hatte, war nicht ihr Partner gewesen. Oh nein – sie! Lois Lane! Preisgekrönter Star! DIE Enthüllungsreporterin des Daily Planet, Mad Dog Lane, die es mit jedem psychopathischen Ganoven oder Kleinkriminellen aufnahm, hatte panische Angst vor...
Nein! Das sollte er nicht von ihr denken. Nein! Sie musste das klären. Jetzt. Sofort.
Entschlossen nahm sich Lois Lane ihren Mantel vom Haken, öffnete eilig ein Schloss nach dem nächsten und verließ ihr Apartment im Laufschritt.
Nur sehr entfernt bekam sie mit, dass dies einer der seltenen lauen Abende war. Fast noch warm und das Fehlen von Benzingestank und Müllgeruch ließ sie beinahe an Frühling denken. Metropolis verwöhnte seine Bewohner sonst nicht gerade mit verführerischen Gerüchen, auch nachts nicht. Aber heute schien sich die Stadt von ihrer besten Seite zeigen zu wollen. Eigentlich schade, dass es kaum jemand bemerkte.
Erst als Clarks Wohnblock in Sichtweite kam, bremste sie sich, zögerte noch einmal einen kurzen Augenblick, aber wirklich nur ganz kurz, dann lief sie schnell weiter. Sie musste Klarheit bekommen, das war sie sich selbst schuldig – und wohl auch Clark.
Doch noch bevor sie eine Spur von Gewissensbissen entwickeln konnte – es war bereits weit nach Mitternacht, aber das hatte ihren Partner in der Vergangenheit auch nie gestört – wurde ihr Blick unverhofft von einer Figur gefesselt. Direkt an der Treppe zu Clarks Wohnung. Eine Figur in rot-blau. Selbst in dem Schummerlicht konnte sie das noch gut erkennen.
Doch das Erstaunlichste an dieser Figur war weder der Ort, noch die Zeit – es war seine Haltung. Superman erweckte den Eindruck, als würde er jeden Moment zusammen brechen, ihm fehlte alles Heroische. Klein, schmal, kraftlos wirkte er. Als fehlte ihm jede Energie, selbst für diese wenigen Stufen in Clarks Wohnung. Ganz offensichtlich sein Ziel.
Dieser Anblick gab Lois einen Stich ins Herz und sie nahm ihre Beine in die Hand.
Als sie direkt neben Superman war, glaubte sie, seinen Atem zu hören, der keuchend wie ein bellender Husten ging. Er sah blass aus, ja fast kreideweiß und erst als sie ihm ihre Hand auf den Arm legte, sah er auf. Doch sein Blick war stumpf. „Lois...“, hauchte er tonlos.
Wenigstens erkannte er sie. Nach seiner Erscheinung war sie sich dessen nicht mehr sicher gewesen. „Superman, was kann ich tun?“ Aber das war nur eine rhetorische Frage, sie wusste es: Sie würde ihm helfen. Er musste von der Straße weg. In die Wärme, schnellstens. Ausruhen. Schwitzen, einen Tee trinken, heiße Milch... aber ob das helfen würde?
„Komm einfach mit, ich helfe dir.“ Beherzt hatte sie sich seinen Arm um die Schulter gelegt und drängte ihn zur Tür von Clarks Wohnung. Mit der anderen Hand stützte er sich auf das Geländer und ließ sich von ihr mitziehen. Ohne Widerrede. Ob das Vernunft war, oder er einfach keine Kraft hatte um sich zu widersetzten, darüber wollte Lois gar nicht erst nachdenken. Alleine ihn so zu sehen verursachte ihr fast körperliche Schmerzen.
Als Lois endlich die Tür erreichen konnte, klopfte sie wild dagegen. 'Clark! Sei bitte zu Hause!' Sie klopfte noch einmal, energischer. 'Wo bist du nur immer, mitten in der Nacht, wenn ich dich brauche?' Doch so sehr sie auch flehte, es blieb alles still und die Tür verschlossen.
„Da... Blumen... kasten...“ Selbst diese wenigen Worte schienen Superman fast seine letzten Kraftreserven zu kosten. Und doch dachte Lois für eine Sekunde darüber nach, dass es doch erstaunlich war, wie gut Superman sich auskannte. Nun, Clark und er waren Freunde, aber von dem Schlüssel sollte eigentlich niemand etwas wissen. Ganz davon abgesehen, dass es unverantwortlich war, in einer Großstadt wie Metropolis den Wohnungsschlüssel nur einen Meter neben die Tür zu legen. Clark hatte ihr doch schon mehrmals versprochen, dass er den Schlüssel von dort fortnehmen wollte. Aber in diesem Moment kam es Lois natürlich entgegen; mit ihrem Dietrich hätte sie wahrscheinlich zwei bis drei Minuten gebraucht. Und Superman musste sich endlich setzten, hinlegen, sich zudecken.
Superman im Auge behaltend griff sie nach dem Schlüssel und öffnete die Tür. „CLARK?!“ Nur für den Fall, dass er doch hier sein sollte. Aber nein, keine Reaktion, nicht das kleinste Geräusch. Dann wandte sie sich wieder dem Stählernen zu, der in diesem Moment so gar nichts Stählernes an sich hatte. „Komm, Superman, hier kannst du dich ausruhen.“
Er hatte sich auf das Sofa fallen lassen, als verließ ihn in dem Moment jegliche Kraft. Kaltschweißig und blass hatte er dann dort gelegen. Seine Augen geschlossen. Schweigend und apathisch. Lois hatte ihn noch niemals vorher so gesehen. Sie hatte ihm jede Decke gebracht, die sie in Clarks Wohnung gefunden hatte, ihm mit etwas Wasser die Lippen befeuchtet und seine Stirn gekühlt. So fiebrig zu sein, konnte auch für Kryptonier nicht gut sein, dachte sie sich. Aber was wusste sie schon von ihm?
Was sollte sie nur tun?
Wo blieb nur Clark?
Doch sie konnte unmöglich auf ihren Partner warten. Sie musste etwas tun, jetzt, sofort. Nur was? Jemand musste ihm helfen, jemand, der sich auskannte, ein Fachmann, ein Arzt. Aber Superman hatte gewiss keinen Hausarzt. Ob er jemals vorher krank gewesen war? Wen sollte sie anrufen?
Lois ging in Gedanken ihr Rolodex nach jeder denkbaren oder unmöglichen Person durch und fragte sich, wen sie anrufen konnte – und plötzlich wusste sie es.
Augenblicklich wählte sie die Nummer und betete für ihn und für sich selbst, dass er alleine war und dass er das Telefon hörte, falls er schon schlief, dass er wirklich zu Hause war. „Hi, Dad. Ich bin's... nein, Lois... ja, ich weiß, wie spät es ist... Ja, ich kann es dir schlecht am Telefon erklären. Aber du musst herkommen, hier zu mir... natürlich ist es wichtig. Hätte ich sonst angerufen? Bitte komme in die Clinton Street...“ Lois rollte mit den Augen und atmete einmal tief durch. „DAD! Ich habe dich noch nie um etwas gebeten... genau! Du schuldest mir was. Und deswegen wirst du mir diesen einen Gefallen auch tun... nein, Dad, sofort!“
Dann legte Lois auf und hoffte, dass sie ihre Überredungskünste ausreichend eingesetzt hatte. Nun konnte sie nichts tun, außer warten.
Es war gespenstisch, alleine mit einem apathischen Superman hier in Clarks Wohnung und sie wusste nicht, was sie tun konnte, oder wie bedrohlich dies alles wirklich war.
Hilflos schaute sie ihn an, wie er da auf der Couch lag. Es schien, als brenne in ihm ein Feuer, aber nicht das, das ihn normalerweise zu dem Menschen machte, der er war. Nein, der Mann aus Stahl verbrannte innerlich. Seine Wangen glühten fieberrot und während sein Körper in Flammen stand, war in seinen Augen jegliches Feuer erloschen.
Eine gefühlte Ewigkeit geschah nichts. Hatte sie beständig das Gefühl ihr aufgeregtes Herz schlug viel lauter als sein flacher Atem. Er schien eingeschlafen. „Superman, was ist denn bloß passiert?“, flüsterte sie in die Stille. Es war mehr ein lauter Gedanke und Ausdruck ihrer Angst als wirklich eine Frage, die eine Antwort erwartete.
Doch offenbar hatte er sie gehört und schien nicht ganz so unbeteiligt wie sie gedacht hatte. Ohne die Augen zu öffnen, bewegte er die Lippen und flüsterte: „War am Hafen...“
Lois sollte ihn unterbrechen. Es konnte nicht gut sein, dass er sich so verausgabte. Wer wusste schon, wofür er seine Kraft noch bräuchte? Andererseits konnte es auch nicht schaden, wenn sie wusste, was geschehen war. Die Neugierde siegte, sie ließ ihn gewähren.
Und so fuhr der Mann aus Stahl mit brüchiger Stimme fort: „Westhafen... Pier 127... Hab' was aufgeschnappt... Superman ausschalten... Lane und Kent... musste ich doch nachsehen... dann wurde mir schwarz... vor Augen...“
Sie legte ihm zart ihren Zeigefinger auf den Mund, machte leise: „Pssst...“ und brachte ihn so dazu, dass er schwieg. Sie hatte genug gehört. Und er musste sich endlich ausruhen. Und doch störte sie sich an der Art, wie er 'Lane und Kent' gesagt hatte. Fast so, als sei es nicht die Sorge um zwei gute Freunde, sondern als ginge es um ihn. Aber das war ein absurder Gedanke und sie vertrieb ihn rasch mit einem Kopfschütteln.
Verzweifelt sah sie ihn an, wie er einfach nur da lag. Es schien ihr, als brannte dieses Feuer inzwischen noch heißer. Die Lippen unter ihrem Finger hatten fast geglüht. Sie fragte sich mit wachsender Wut im Bauch, wo nur ihr Vater blieb und was sie tun sollte, wenn er sie alleine lassen würde. Er wäre schließlich nicht das erste Mal. Doch diesmal würde sie Sam Lane in kleine Streifen schneiden und ganz langsam rösten. Aber dies war ganz sicher nicht der Moment, mit ihrem Vater abzurechnen.
Genauso wenig wie mit ihrem Partner abzurechnen. Noch einmal befeuchtete sie dem Kranken die Lippen, während sie sich fragte, wie sehr sie denn Clark vertrauen konnte. Andererseits würde sie selbst wohl auch nicht viel besser abschneiden, wenn ihr Kollege sich fragen würde, wie sehr er ihr denn vertrauen konnte. Sie hatte ihm in Panik die Tür vor der Nase zugeschlagen. Um einem Kuss auszuweichen. Aber es war ja so viel mehr als ein Kuss.
Zärtlich und mit der größten Hingabe wischte sie dem schlafenden Helden den Fieberschweiß von der Stirn. Es war schon eine himmelschreiende Ironie, so eine lange Zeit hatte sie sich gewünscht, dem fliegenden Helden so nah zu sein, ihm so aufopfernd und liebevoll zur Seite zu stehen. Und ausgerechnet als ihr Herz realisiert hatte, dass es durchaus einen Mann in ihrem Umfeld gab, der es mit ihr aufnehmen konnte, ließ sie das Schicksal diese körperliche Nähe zu Superman spüren. Hätte sie ihm heute Abend auch die Tür vor der Nase zugeschlagen?
Doch glücklicherweise hinderte sie ein vorsichtiges Klopfen an der Tür daran, eine Antwort auf diese Frage finden zu müssen.
Lois lief schnell dorthin, öffnete und war wirklich froh, ihren Vater zu sehen. Vielleicht das erste Mal seit sehr vielen Jahren. Er schien müde, was in Anbetracht der Uhrzeit kein Wunder war. Gleichzeitig kam er ihr älter vor als das Bild, das sie in ihrem Kopf hatte. Doch sie wollte sich hier und jetzt nicht der Frage stellen, wie glücklich er denn mit seinem Leben war.
In kurzen Worten erklärte sie dem Arzt und Wissenschaftler, was sie wusste. Das war nicht viel, aber es musste reichen, um ihm bei seiner Untersuchung einen Anhaltspunkt zu geben. Auf seinen fragenden Blick hin versuchte sie sich frei zu sprechen: „Er ist ein Freund! Er tut so viel für uns!“ Dass Superman vor gar nicht so langer Zeit sehr viel mehr als nur ein Freund für sie gewesen war, behielt sie für sich. Dies war ganz sicher nicht der Moment, ihrem Vater einen Einblick in ihre Gefühlswelt zu geben. Ganz besonders, da sie den Stellenwert, den er momentan in ihrem Herzen hatte, überhaupt nicht greifen konnte. Und Clark...? Lois fühlte sich wie in der Achterbahn.
'Männer!' Wahrscheinlich sah sie dem Verursacher dieses Dilemmas gerade bei der Arbeit zu. Mit professioneller Ruhe und geschickten Fingern untersuchte ihr Vater die einstige und vielleicht größte Liebe ihres Lebens. Lois' Gedanken schweiften ab; war denn das Gefühl für Superman wirklich geklärt? War es vorbei? War sie nur deswegen so besorgt, weil er so ein guter Freund war? Und das alles in der Wohnung des Mannes, der sie am heutigen Abend mehr durcheinander gebracht als sie erwartet hatte. Sie wünschte sich weit fort.
„Lois...“, befreite sie ihr Vater aus diesem Gefühlskarussell, „ich bleibe am besten hier. Wir können nur warten. Ich tue, was ich kann. Aber du solltest dich ausruhen. Du siehst müde aus.“ Genau wie er.
Wen wunderte das? Es war zwei Uhr in der Nacht. „Okay, ich leg mich etwas hin.“ Aber Lois wusste genau, dies hier war ein Vater, mit dem sie sprach. „Aber... nicht hier. Ich geh in meine Wohnung, dort kann ich besser schlafen.“ Sie schrieb Sam Lane eine Telefonnummer auf. „Dies ist meine Pagernummer. Ruf mich sofort an, wenn sich etwas tut.“ Dann griff sie sich ihre Tasche und ihren Mantel und machte sich eilig auf den Weg.
Doch dass sie in ihre Wohnung gehen würde, war eine Lüge gewesen. Natürlich hatte sie ein anderes Ziel: Pier 127, vollkommen klar.
Fortsetzung folgt...
Ein riesiges Dankeschön geht an KitKaos, die mir - wie immer - mit ihrem Beta-Lesen zur Seite gestanden hat. Wie immer sehr, sehr hilfreich und ungalublich kompetent. Und das, obwohl ich diesmal wirklich erst in letzter Minute fertig geworden bin. Hm... fertig? Nicht wirklich. Es wird einen weiteren Teil geben. Ich hoffe mal, in ein paar Tagen. Denn der muss erst noch geschrieben werden.
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, verdiene kein Geld damit. Freue mich aber trotzdem über jede Art von Kommentar - und nun viel Spaß!
Fieber
Gerade Haltung, gestraffte Schultern und Blick geradeaus. Lois stieß die aufgestauten Worte geradezu hervor: „Perry...! Ich, ich brauche einen neuen Partner...!“
Doch so sehr wie sie vor gerade einmal einer Sekunde noch herum gelaufen war, sie vor Energie kaum gewusst hatte, wo sie sich hinwenden sollte, so wusste sie in dem Moment, wo diese vernichtenden Worte endlich ihren Mund verlassen hatten, nicht mehr, ob es denn wirklich das war, was sie wollte.
„Nein! Verdammt, Lois, so geht es nicht...!“ Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie auch noch die Wände ihres Apartments hinauf gelaufen. Sie fühlte sich wie ein Tiger in einem viel zu kleinen Käfig. Seit mehr als einer Stunde lief sie zwischen Küche und der Tür ihres Apartments immer wieder hin und her. Übte das Gespräch, das sie erst am Morgen mit Perry White würde führen können, wieder und wieder. Seit Clark sie nach Hause gebracht hatte... Seit Lois gedacht hatte, der nächste logische, unausweichliche Schritt wäre ein Kuss... Und seit sie Clark die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte...
Entfernt drang ein aufgeregtes 'Qua-qua' zu ihr. Wahrscheinlich liefen im Fernseher ihres Nachbarn Cartoons. „Und warum... warum, verdammt noch mal, hast du so eine panische Angst... davor, Lois...?“, flüsterte sie. Doch das Schloss an ihrer Tür, an welches sie sich gerade klammerte, gab keine Antwort, schwieg einfach. Sie konnte den armen Donald verstehen, sein Verhältnis zu Daisy war auch nie wirklich geklärt worden.
Wenn Clark ihr doch nur den Gefallen getan hätte, dieses Date zu einem Desaster werden zu lassen. Aber nein, wenn sie schon einmal in seine Angst vor persönlichen Gesprächen vertraute, ließ er sie doch glatt im Stich und blieb nicht nur die ganze Zeit bei ihr, nein, er brachte sie auch noch nach Hause.
Das Essen, der Wein, die Gespräche, der ganze Abend, das Date, alles war – fast – perfekt gewesen. Doch wer sich an dieser Perfektion gestört hatte, war nicht ihr Partner gewesen. Oh nein – sie! Lois Lane! Preisgekrönter Star! DIE Enthüllungsreporterin des Daily Planet, Mad Dog Lane, die es mit jedem psychopathischen Ganoven oder Kleinkriminellen aufnahm, hatte panische Angst vor...
Nein! Das sollte er nicht von ihr denken. Nein! Sie musste das klären. Jetzt. Sofort.
Entschlossen nahm sich Lois Lane ihren Mantel vom Haken, öffnete eilig ein Schloss nach dem nächsten und verließ ihr Apartment im Laufschritt.
Nur sehr entfernt bekam sie mit, dass dies einer der seltenen lauen Abende war. Fast noch warm und das Fehlen von Benzingestank und Müllgeruch ließ sie beinahe an Frühling denken. Metropolis verwöhnte seine Bewohner sonst nicht gerade mit verführerischen Gerüchen, auch nachts nicht. Aber heute schien sich die Stadt von ihrer besten Seite zeigen zu wollen. Eigentlich schade, dass es kaum jemand bemerkte.
Erst als Clarks Wohnblock in Sichtweite kam, bremste sie sich, zögerte noch einmal einen kurzen Augenblick, aber wirklich nur ganz kurz, dann lief sie schnell weiter. Sie musste Klarheit bekommen, das war sie sich selbst schuldig – und wohl auch Clark.
Doch noch bevor sie eine Spur von Gewissensbissen entwickeln konnte – es war bereits weit nach Mitternacht, aber das hatte ihren Partner in der Vergangenheit auch nie gestört – wurde ihr Blick unverhofft von einer Figur gefesselt. Direkt an der Treppe zu Clarks Wohnung. Eine Figur in rot-blau. Selbst in dem Schummerlicht konnte sie das noch gut erkennen.
Doch das Erstaunlichste an dieser Figur war weder der Ort, noch die Zeit – es war seine Haltung. Superman erweckte den Eindruck, als würde er jeden Moment zusammen brechen, ihm fehlte alles Heroische. Klein, schmal, kraftlos wirkte er. Als fehlte ihm jede Energie, selbst für diese wenigen Stufen in Clarks Wohnung. Ganz offensichtlich sein Ziel.
Dieser Anblick gab Lois einen Stich ins Herz und sie nahm ihre Beine in die Hand.
Als sie direkt neben Superman war, glaubte sie, seinen Atem zu hören, der keuchend wie ein bellender Husten ging. Er sah blass aus, ja fast kreideweiß und erst als sie ihm ihre Hand auf den Arm legte, sah er auf. Doch sein Blick war stumpf. „Lois...“, hauchte er tonlos.
Wenigstens erkannte er sie. Nach seiner Erscheinung war sie sich dessen nicht mehr sicher gewesen. „Superman, was kann ich tun?“ Aber das war nur eine rhetorische Frage, sie wusste es: Sie würde ihm helfen. Er musste von der Straße weg. In die Wärme, schnellstens. Ausruhen. Schwitzen, einen Tee trinken, heiße Milch... aber ob das helfen würde?
„Komm einfach mit, ich helfe dir.“ Beherzt hatte sie sich seinen Arm um die Schulter gelegt und drängte ihn zur Tür von Clarks Wohnung. Mit der anderen Hand stützte er sich auf das Geländer und ließ sich von ihr mitziehen. Ohne Widerrede. Ob das Vernunft war, oder er einfach keine Kraft hatte um sich zu widersetzten, darüber wollte Lois gar nicht erst nachdenken. Alleine ihn so zu sehen verursachte ihr fast körperliche Schmerzen.
Als Lois endlich die Tür erreichen konnte, klopfte sie wild dagegen. 'Clark! Sei bitte zu Hause!' Sie klopfte noch einmal, energischer. 'Wo bist du nur immer, mitten in der Nacht, wenn ich dich brauche?' Doch so sehr sie auch flehte, es blieb alles still und die Tür verschlossen.
„Da... Blumen... kasten...“ Selbst diese wenigen Worte schienen Superman fast seine letzten Kraftreserven zu kosten. Und doch dachte Lois für eine Sekunde darüber nach, dass es doch erstaunlich war, wie gut Superman sich auskannte. Nun, Clark und er waren Freunde, aber von dem Schlüssel sollte eigentlich niemand etwas wissen. Ganz davon abgesehen, dass es unverantwortlich war, in einer Großstadt wie Metropolis den Wohnungsschlüssel nur einen Meter neben die Tür zu legen. Clark hatte ihr doch schon mehrmals versprochen, dass er den Schlüssel von dort fortnehmen wollte. Aber in diesem Moment kam es Lois natürlich entgegen; mit ihrem Dietrich hätte sie wahrscheinlich zwei bis drei Minuten gebraucht. Und Superman musste sich endlich setzten, hinlegen, sich zudecken.
Superman im Auge behaltend griff sie nach dem Schlüssel und öffnete die Tür. „CLARK?!“ Nur für den Fall, dass er doch hier sein sollte. Aber nein, keine Reaktion, nicht das kleinste Geräusch. Dann wandte sie sich wieder dem Stählernen zu, der in diesem Moment so gar nichts Stählernes an sich hatte. „Komm, Superman, hier kannst du dich ausruhen.“
Er hatte sich auf das Sofa fallen lassen, als verließ ihn in dem Moment jegliche Kraft. Kaltschweißig und blass hatte er dann dort gelegen. Seine Augen geschlossen. Schweigend und apathisch. Lois hatte ihn noch niemals vorher so gesehen. Sie hatte ihm jede Decke gebracht, die sie in Clarks Wohnung gefunden hatte, ihm mit etwas Wasser die Lippen befeuchtet und seine Stirn gekühlt. So fiebrig zu sein, konnte auch für Kryptonier nicht gut sein, dachte sie sich. Aber was wusste sie schon von ihm?
Was sollte sie nur tun?
Wo blieb nur Clark?
Doch sie konnte unmöglich auf ihren Partner warten. Sie musste etwas tun, jetzt, sofort. Nur was? Jemand musste ihm helfen, jemand, der sich auskannte, ein Fachmann, ein Arzt. Aber Superman hatte gewiss keinen Hausarzt. Ob er jemals vorher krank gewesen war? Wen sollte sie anrufen?
Lois ging in Gedanken ihr Rolodex nach jeder denkbaren oder unmöglichen Person durch und fragte sich, wen sie anrufen konnte – und plötzlich wusste sie es.
Augenblicklich wählte sie die Nummer und betete für ihn und für sich selbst, dass er alleine war und dass er das Telefon hörte, falls er schon schlief, dass er wirklich zu Hause war. „Hi, Dad. Ich bin's... nein, Lois... ja, ich weiß, wie spät es ist... Ja, ich kann es dir schlecht am Telefon erklären. Aber du musst herkommen, hier zu mir... natürlich ist es wichtig. Hätte ich sonst angerufen? Bitte komme in die Clinton Street...“ Lois rollte mit den Augen und atmete einmal tief durch. „DAD! Ich habe dich noch nie um etwas gebeten... genau! Du schuldest mir was. Und deswegen wirst du mir diesen einen Gefallen auch tun... nein, Dad, sofort!“
Dann legte Lois auf und hoffte, dass sie ihre Überredungskünste ausreichend eingesetzt hatte. Nun konnte sie nichts tun, außer warten.
Es war gespenstisch, alleine mit einem apathischen Superman hier in Clarks Wohnung und sie wusste nicht, was sie tun konnte, oder wie bedrohlich dies alles wirklich war.
Hilflos schaute sie ihn an, wie er da auf der Couch lag. Es schien, als brenne in ihm ein Feuer, aber nicht das, das ihn normalerweise zu dem Menschen machte, der er war. Nein, der Mann aus Stahl verbrannte innerlich. Seine Wangen glühten fieberrot und während sein Körper in Flammen stand, war in seinen Augen jegliches Feuer erloschen.
Eine gefühlte Ewigkeit geschah nichts. Hatte sie beständig das Gefühl ihr aufgeregtes Herz schlug viel lauter als sein flacher Atem. Er schien eingeschlafen. „Superman, was ist denn bloß passiert?“, flüsterte sie in die Stille. Es war mehr ein lauter Gedanke und Ausdruck ihrer Angst als wirklich eine Frage, die eine Antwort erwartete.
Doch offenbar hatte er sie gehört und schien nicht ganz so unbeteiligt wie sie gedacht hatte. Ohne die Augen zu öffnen, bewegte er die Lippen und flüsterte: „War am Hafen...“
Lois sollte ihn unterbrechen. Es konnte nicht gut sein, dass er sich so verausgabte. Wer wusste schon, wofür er seine Kraft noch bräuchte? Andererseits konnte es auch nicht schaden, wenn sie wusste, was geschehen war. Die Neugierde siegte, sie ließ ihn gewähren.
Und so fuhr der Mann aus Stahl mit brüchiger Stimme fort: „Westhafen... Pier 127... Hab' was aufgeschnappt... Superman ausschalten... Lane und Kent... musste ich doch nachsehen... dann wurde mir schwarz... vor Augen...“
Sie legte ihm zart ihren Zeigefinger auf den Mund, machte leise: „Pssst...“ und brachte ihn so dazu, dass er schwieg. Sie hatte genug gehört. Und er musste sich endlich ausruhen. Und doch störte sie sich an der Art, wie er 'Lane und Kent' gesagt hatte. Fast so, als sei es nicht die Sorge um zwei gute Freunde, sondern als ginge es um ihn. Aber das war ein absurder Gedanke und sie vertrieb ihn rasch mit einem Kopfschütteln.
Verzweifelt sah sie ihn an, wie er einfach nur da lag. Es schien ihr, als brannte dieses Feuer inzwischen noch heißer. Die Lippen unter ihrem Finger hatten fast geglüht. Sie fragte sich mit wachsender Wut im Bauch, wo nur ihr Vater blieb und was sie tun sollte, wenn er sie alleine lassen würde. Er wäre schließlich nicht das erste Mal. Doch diesmal würde sie Sam Lane in kleine Streifen schneiden und ganz langsam rösten. Aber dies war ganz sicher nicht der Moment, mit ihrem Vater abzurechnen.
Genauso wenig wie mit ihrem Partner abzurechnen. Noch einmal befeuchtete sie dem Kranken die Lippen, während sie sich fragte, wie sehr sie denn Clark vertrauen konnte. Andererseits würde sie selbst wohl auch nicht viel besser abschneiden, wenn ihr Kollege sich fragen würde, wie sehr er ihr denn vertrauen konnte. Sie hatte ihm in Panik die Tür vor der Nase zugeschlagen. Um einem Kuss auszuweichen. Aber es war ja so viel mehr als ein Kuss.
Zärtlich und mit der größten Hingabe wischte sie dem schlafenden Helden den Fieberschweiß von der Stirn. Es war schon eine himmelschreiende Ironie, so eine lange Zeit hatte sie sich gewünscht, dem fliegenden Helden so nah zu sein, ihm so aufopfernd und liebevoll zur Seite zu stehen. Und ausgerechnet als ihr Herz realisiert hatte, dass es durchaus einen Mann in ihrem Umfeld gab, der es mit ihr aufnehmen konnte, ließ sie das Schicksal diese körperliche Nähe zu Superman spüren. Hätte sie ihm heute Abend auch die Tür vor der Nase zugeschlagen?
Doch glücklicherweise hinderte sie ein vorsichtiges Klopfen an der Tür daran, eine Antwort auf diese Frage finden zu müssen.
Lois lief schnell dorthin, öffnete und war wirklich froh, ihren Vater zu sehen. Vielleicht das erste Mal seit sehr vielen Jahren. Er schien müde, was in Anbetracht der Uhrzeit kein Wunder war. Gleichzeitig kam er ihr älter vor als das Bild, das sie in ihrem Kopf hatte. Doch sie wollte sich hier und jetzt nicht der Frage stellen, wie glücklich er denn mit seinem Leben war.
In kurzen Worten erklärte sie dem Arzt und Wissenschaftler, was sie wusste. Das war nicht viel, aber es musste reichen, um ihm bei seiner Untersuchung einen Anhaltspunkt zu geben. Auf seinen fragenden Blick hin versuchte sie sich frei zu sprechen: „Er ist ein Freund! Er tut so viel für uns!“ Dass Superman vor gar nicht so langer Zeit sehr viel mehr als nur ein Freund für sie gewesen war, behielt sie für sich. Dies war ganz sicher nicht der Moment, ihrem Vater einen Einblick in ihre Gefühlswelt zu geben. Ganz besonders, da sie den Stellenwert, den er momentan in ihrem Herzen hatte, überhaupt nicht greifen konnte. Und Clark...? Lois fühlte sich wie in der Achterbahn.
'Männer!' Wahrscheinlich sah sie dem Verursacher dieses Dilemmas gerade bei der Arbeit zu. Mit professioneller Ruhe und geschickten Fingern untersuchte ihr Vater die einstige und vielleicht größte Liebe ihres Lebens. Lois' Gedanken schweiften ab; war denn das Gefühl für Superman wirklich geklärt? War es vorbei? War sie nur deswegen so besorgt, weil er so ein guter Freund war? Und das alles in der Wohnung des Mannes, der sie am heutigen Abend mehr durcheinander gebracht als sie erwartet hatte. Sie wünschte sich weit fort.
„Lois...“, befreite sie ihr Vater aus diesem Gefühlskarussell, „ich bleibe am besten hier. Wir können nur warten. Ich tue, was ich kann. Aber du solltest dich ausruhen. Du siehst müde aus.“ Genau wie er.
Wen wunderte das? Es war zwei Uhr in der Nacht. „Okay, ich leg mich etwas hin.“ Aber Lois wusste genau, dies hier war ein Vater, mit dem sie sprach. „Aber... nicht hier. Ich geh in meine Wohnung, dort kann ich besser schlafen.“ Sie schrieb Sam Lane eine Telefonnummer auf. „Dies ist meine Pagernummer. Ruf mich sofort an, wenn sich etwas tut.“ Dann griff sie sich ihre Tasche und ihren Mantel und machte sich eilig auf den Weg.
Doch dass sie in ihre Wohnung gehen würde, war eine Lüge gewesen. Natürlich hatte sie ein anderes Ziel: Pier 127, vollkommen klar.
Fortsetzung folgt...