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Nur in meinen Träumen - 1/?
Verfasst:
Mi 26. Jan 2011, 17:42
von Vega
Ich tue es... nach langer Ankündigung und obwohl ich eigentlich nicht mehr daran geglaubt habe, dass dieses Baby noch mal das Licht der Welt erblicken wird, poste ich diese Story. Ich schleppe sie schon seit mehreren Jahren mit mir herum, habe sie gehätschelt, umgeschrieben, mit ihr gehadert und oft nicht gewusst, wo das eigentlich mal hinführen soll. Jetzt habe ich den Bogen gefunden und Lois braust gerade sozusagen der Lösung entgegen.
Diese Geschichte hat deutlich weniger A-plot, als ihr es sonst vielleicht von mir gewohnt seid. Ich hoffe jedoch, dass der B-plot euch genauso viel Freude beim Lesen bereiten wird, wie mir beim Schreiben.
So... nun genug der Vorrede.
Disclaimer: Keiner dieser Charaktere gehört mir. Ich borge sie mir nur, bringe sie ein wenig zur Verzweiflung und treibe sie an ihre Grenzen. Aber ihr bekommt sie heil zurück, versprochen
.
Eine kleine Warnung: Diese Geschichte ist kein nfic, aber knapp daran vorbei geschrappt. Wer nicht mit sexuellen Anspielungen umgehen kann, sollte die Finger davon lassen.
Für Magss (ohne die es diese Geschichte gar nicht gäbe...) Nur in meinen Träumen… „Lois?“, hörte ich ihn mit warmer Stimme fragen. Unwillkürlich begann mein Herz zu klopfen. Ich hob den Kopf. Clark lächelte mich breit an. „Kaffee?“, fragte er leise und hielt mir die Tasse entgegen.
Mit einem Seufzer schob ich die Akten beiseite und nahm den Becher, den er mir anbot. Dampfend verströmte die Tasse einen aromatischen Duft. Clark nippte bedächtig an seinem Kaffee und setzte sich auf die Kante meines Schreibtisches. Fasziniert beobachtete ich das Spiel seiner Muskeln unter dem Hemd, sah die Kraft in seinen Bewegungen. Dann beugte er sich langsam zu mir hinüber, streckte seine Hand nach mir aus und wischte Milchschaum von meinen Lippen. Ich hatte ihn nicht einmal bemerkt. Doch Clarks Berührung spürte ich intensiv. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Gesicht aus, als sein Zeigefinger mich zärtlich streichelte.
„Ich würde dich gerne zum Abendessen einladen“, murmelte Clark und seine Stimme klang noch ein bisschen tiefer als gewöhnlich. Seine Augen ruhten auf mir und ich konnte stumme Bewunderung in ihnen erkennen. Clark atmete ein bisschen rascher und er nestelte unruhig an seiner Krawatte, als könnte er sich nur mühsam davon abhalten, mich noch einmal zu berühren.
„Heute Abend?“, fragte ich aufgeregt und ärgerte mich ein bisschen darüber, dass ich meine Freude so offensichtlich zeigte. Doch auf diesen Moment hatte ich einfach zu lange gewartet. „Holst du mich um sieben ab?“
Clark nickte stumm und Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Offenbar konnte er sein Glück gar nicht fassen – genauso wenig wie ich. Ein schmales Lächeln wurde in seinen Mundwinkeln sichtbar. Sie zuckten leicht und ich spürte, dass sich dieses Lächeln auch in meinem Gesicht auszubreiten begann. Eine Weile lächelten wir uns gegenseitig an, zu Anfang scheu, doch dann zunehmend mutiger.
Mein Partner stellte seine Kaffeetasse auf meinem Schreibtisch ab und rutschte die Kante entlang noch ein bisschen näher auf mich zu. Auch mich trieb es zu ihm hin. Unruhig fragte ich mich, ob ich auf dem Stuhl sitzen bleiben sollte. Wenn ich es nicht tat, dann würde es die ganze Redaktion sehen, dann würden alle wissen...
Clark beugte sich vor, streckte noch einmal seine Hand nach mir aus. Er strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr und ließ seinen Daumen über meine Wange wandern, bis schließlich seine ganze Hand dort ruhte. Seine Augen schienen hinter den Brillengläsern eine noch dunklere Färbung anzunehmen und eine feine Röte breitete sich auf seinem Gesicht aus. Ich sah ihn schlucken, während er sich noch weiter vorbeugte. Seine Lippen öffneten sich leicht und dann küsste er mich.
Ich schloss die Augen. Da war nur sein Mund, seine Zunge, die meine sanft liebkoste. Zärtlich knabberte er an meiner Unterlippe, saugte leicht daran und ließ sie wieder los. Seine Wärme schien auf mich überzugehen und mir wurde heiß. Meine Wangen brannten und hungrig erwiderte ich seinen Kuss, presste meine Lippen an seine und versuchte noch mehr von seiner Zärtlichkeit zu bekommen.
Clark atmete schwer und seine Hände streichelten sanft über meine Arme. Wo immer er mich berührte, hinterließen seine Finger eine wohlige Gänsehaut. Ich begann meinerseits, seinen Körper zu erkunden, fühlte seine festen Muskeln unter meinen Händen. Clark zog mich näher an sich, umarmte mich und begann mein Gesicht mit Küssen zu bedecken. Leicht, wie warme Tropfen eines Sommerregens, berührten seine Lippen meine Nase, meine Wimpern, meine Wangen. Ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht, fühlte das Prickeln, das bald meinen ganzen Körper erfasste... Langsam verblasste der Traum der vergangenen Nacht vor meinem inneren Auge. Laute Stimmen aus dem Büro des Chefredakteurs holten mich endgültig in die Gegenwart zurück. Perrys Stimme klang ruhig, gefährlich ruhig. Ich verstand nicht genau, was er sagte, doch jedem in der Redaktion war sein Tonfall eine Warnung.
„Auf gar keinen Fall, Chef!“, flog die Antwort unüberhörbar hinterher. Ich war nicht die einzige, die zusammenzuckte.
Alle starten zur Tür von Perrys Büro, während ich verlegen meine rechte Hand sinken ließ, die gerade noch auf meiner Brust geruht hatte. Hastig schaute ich mich um, doch offenbar hatte mich niemand beobachtet. So wie die Dinge lagen, war ich ganz sicher nicht der Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Dafür hatte mein Partner gesorgt.
Die ganze Redaktion hielt vor Überraschung über diesen Ausbruch in Perrys Büro den Atem an, alle außer mir. Ich seufzte leise und konzentrierte mich mit wachsendem Zorn wieder auf meine Arbeit. Niemals würde ich offen zugeben, dass es mir etwas ausmachte. Und vielleicht würde ich auch endlich darüber hinwegkommen, wenn nur diese Träume aufhörten. Ich musste wieder zur Vernunft kommen, dachte ich verzweifelt, während ich versuchte, das Gespräch in Perrys Büro zu ignorieren.
„Das war keine Frage, das ist ein Auftrag“, antwortete Perry gereizt. Seine Stimme war ebenfalls im ganzen Redaktionsraum deutlich zu hören. Ich glaubte nicht, dass sie es darauf angelegt hatten, vor aller Ohren miteinander zu streiten. Doch sie hatten vergessen, die Tür richtig zu schließen. „Ich brauche euch da, euch beide! Würdet ihr euch bitte daran erinnern, dass ihr professionelle Reporter seid und euren Job tun?“
„Das ist nicht so einfach“, erwiderte mein Partner ärgerlich. „Perry, ich...“ Clark, der bisher gesessen hatte, sprang auf und begann auf und abzugehen. Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, wie so oft, wenn ihm etwas unangenehm war. Dann hob er die Hände, als wollte er etwas sagen, doch Perry ließ ihn nicht dazu kommen.
„Ich bitte euch undercover als verheiratete Pärchen ein Hotel zu testen, das sich auf Eheberatung spezialisiert hat. Was ist daran nicht einfach?“, wollte Perry wissen und es war klar, dass er die Diskussion als beendet betrachtete.
„Perry, bitte...“, versuchte Clark noch einmal unseren Chefredakteur umzustimmen, doch er hatte keine Chance.
„Clark, ich verstehe dich nicht. Wenn Lois so laut protestieren würde, wäre ich nicht überrascht“, unterbrach Perry ihn heftig. „Ich dachte wirklich, dass ihr reif genug seid, eure privaten Probleme vom Beruflichen zu trennen. Aber was mich wirklich ärgert, ist, dass du offenbar glaubst, mich umstimmen zu können. Mir fällt niemand ein, der diese Aufgabe besser erledigen könnte“, erklärte Perry deutlich und wurde dann ein wenig leiser. „Und wenn jemand hier eine Partnerberatung benötigt, dann eindeutig ihr. Ich möchte gar nicht wissen, was zwischen euch beiden vorgefallen ist“, wehrte er ab, als Clark die Hand hob, um einen weiteren Erklärungsversuch zu starten. „Ihr beiden arbeitet an dieser Story. Und bei allen Hits von Elvis, das ist mein letztes Wort!“
Die Tür zu Perrys Büro krachte gegen die Wand, als er sie aufriss. Er blickte ein wenig verwirrt drein, als ihm klar wurde, dass sie die ganze Zeit offen gestanden hatte. Dann sah er mich an. Er versuchte wohl zu ergründen, ob ich Clark zu diesem Besuch angestiftet hatte, oder ob er aus eigenem Antrieb gekommen war. Was er in meinen Augen las, brachte ihn ganz offensichtlich noch mehr durcheinander. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass alle ihre Arbeit angesichts des Streits vergessen hatten, ging er in sein Büro zurück und drückte die Tür ins Schloss.
Den Kopf zwischen den Schultern geduckt, schlich Clark an seinen Platz zurück. Er würdigte mich kaum eines Blickes. Noch wütender und vor allem trauriger vergrub ich mich in meine Arbeit. Ich blinzelte die Tränen weg, die mir in die Augen getreten waren und für einen Augenblick war ich versucht, einfach aufzustehen und mein Heil in der Flucht zu suchen. Doch mit eisernem Willen zwang ich mich auf den Bildschirm zu sehen. Die Worte des Artikels wurden klarer und verschwammen dann wieder.
In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass jemand neben mir einen Fehler machte, für den ich ihn anblaffen konnte. Doch niemand tat mir den Gefallen. Im Gegenteil, alle schienen absichtlich einen Bogen um mich zu machen. Pete von der Sportabteilung nahm meist einen Umweg zu Kaffeemaschine, statt wie sonst an meinem Schreibtisch vorbeizugehen. Jimmy kam nicht mehr so oft vorbei, um mir über seine Recherchen zu berichten. Und gerade in diesem Augenblick sprach er mit einem merkwürdigen Herrn mit Bowler am anderen Ende der Redaktion.
Ich hatte mich beim Daily Planet selten so einsam gefühlt. Wo war nur mein bester Freund geblieben? Wo war mein Partner, der mir in allen Lebenslagen beigestanden hatte? Verstohlen blickte ich zu ihm hinüber, sah ihm zu, wie er vor sich hingrummelte. Eine Weile tippte er irgendetwas in den Computer.
Wahrscheinlich war es einer jener kleineren Artikel, über die er mir längst nicht mehr alles erzählte. Nicht, dass es besonders wichtig für mich war, zu wissen, welches Rührstück, wie ich es zu nennen pflegte, er gerade schrieb. Doch ich vermisste diesen Austausch, selbst wenn ich ihn früher des Öfteren abgeblockt hatte. Jetzt bedauerte ich das. Er hatte noch nicht lange gearbeitet, da blickte Clark auf und starrte ins Leere. Dann sprang er auf und kam eilig zu mir herüber.
„Ich muss noch mal weg, Lois. Bin gleich wieder da“, sagte er und mein Herz verkrampfte sich in meiner Brust, als mir bewusst wurde, dass ich sogar seine grandios schlechten Ausreden vermisste.
Fortsetzung folgt...
Nur in meinen Träumen - 2/?
Verfasst:
So 30. Jan 2011, 12:29
von Vega
Als Clark zurückkam, war eine gewisse Normalität in die Redaktion eingekehrt. Er rückte erst seine Krawatte, dann seine Brille zurecht und schlenderte auf seinen Schreibtisch zu. Mitten auf dem Weg dorthin überlegte er es sich offenbar noch einmal anders, blieb kurz stehen, drehte sich um und kam auf mich zu. Wie in einem Kaleidoskop spiegelten sich verschiedene Gefühle in rascher Abfolge auf seinem Gesicht wieder. Ich konnte Angst in seinen Augen sehen, ein schlechtes Gewissen, Bedauern.
„Lois“, begann er bedrückt und suchte meinen Blick, kurz nur, um herauszufinden, ob er meine Aufmerksamkeit hatte. Dann huschten seine Augen weiter, blieben noch einmal kurz an mir hängen und verschwanden wieder in die Ferne.
Ich beeilte mich nicht damit, von meiner Arbeit aufzublicken. Meine Finger tippten mechanisch. Das meiste war sicherlich Unsinn, doch ich wollte ihn bewusst ignorieren. Wie konnte ich zulassen, dass er noch mehr Macht über mich gewann? Obwohl ich allen Grund hatte, böse auf Clark zu sein und ihn mit Verachtung zu strafen, gelang es mir doch nicht.
„Lois“, sagte Clark ein wenig lauter und bestimmter. „Es... es tut mir Leid“, murmelte er zerknirscht. Ich gestattete mir, ihn offen anzusehen, statt nur unauffällig zu mustern. Sein Gesicht war blass, seine Lippen kaum mehr als ein schmaler Strich.
„Was tut dir Leid, Clark?“ fragte ich böse und versuchte alle Härte, deren ich fähig war, in meine Stimme zu legen. „Dass du zu Perry gegangen bist, oder dass ich es mit anhören musste?“ Clark zuckte unter der Schärfe meiner Worte zusammen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schwieg aber dann doch.
Ich hatte nicht die Absicht, ihn einfach so davonkommen zu lassen. „Was ist los, Clark? Hast du Angst, dass Mayson eifersüchtig wird? Es ist nur ein Job, weißt du? Ich werde dich schon nicht verführen!“, höhnte ich wütend.
Ich hasste, dass er mit Mayson ging. Ich hasste, wie reserviert er mich behandelte und vor allem hasste ich, dass mein Herz schneller schlug, sobald ich ihn sah.
Clark zögerte einen Augenblick und sah plötzlich sehr traurig aus. „Es tut mir Leid, was ich zu Perry gesagt habe, Lois. Es sollte nicht so klingen, als wäre es etwas Schlimmes, Zeit mit dir zu verbringen“, gab er leise zurück. Meine Bemerkung zu Mayson überging er geflissentlich. „Denn das ist es nicht, wirklich nicht“, beeilte er sich zu sagen, als sein Blick über meine gerunzelte Stirn glitt. „Ich... es ist nicht leicht für mich in letzter Zeit“, erklärte er schließlich nebulös und verfiel wieder in angespanntes Schweigen.
„Warum lässt du dich bloß so von ihr einwickeln, Clark?“, zornig sprang ich auf, um ihm die Worte direkt ins Gesicht zu schleudern. „Vor kaum zwei Wochen warst du durchaus noch dazu in der Lage mit mir zusammen einen Film anzusehen, und nun tust du gerade so, als ob ich die Pest hätte“, warf ich ihm vor. Manchmal fragte ich mich, ob Mayson wirklich der einzige Grund für Clarks merkwürdiges Verhalten war. Fest stand jedenfalls, dass er auf Abstand gegangen war, seit er Mayson kannte.
Auf Clarks Gesicht breitete sich Entsetzen aus. „Lois, ich...“, begann er, hielt dann aber inne und schien seinen Satz hinunterzuschlucken. Einen Moment lang sah er mich einfach nur mit großen Augen Hilfe suchend an, dann fasste er sich offenbar wieder und erklärte viel ruhiger, „Es liegt nicht an dir, Lois. Es tut mir Leid, wenn es den Eindruck erweckt hat“, seine Stimme klang monoton, fast so, als hätte er den Satz einstudiert. Er schluckte hart, bevor er fortfuhr. „Was würdest du denn denken, wenn wir zusammen wären, und ich einfach so mit einer anderen Frau zu einer Paarberatung fahre?“, fragte er leise.
„Wir haben kein Date, Clark, wir schreiben zusammen an einer Story. Und wir sind Partner, wenn ich dich daran erinnern darf“, sagte ich kalt und ließ seine Frage dabei absichtlich unbeantwortet.
Der Gedanke, dass ich Rücksicht auf Maysons Gefühle nehmen sollte, behagte mir gar nicht. Sicher hatte Clark mit seiner Feststellung Recht und ich hätte an ihrer Stelle sicherlich auch meine Zweifel gehabt. Dennoch fühlte ich, dass Clark nicht Aufrichtig zu mir war. Etwas an seinen Ausführungen klang falsch, ohne dass ich genau hätte sagen können, was es war.
„Clark“, erklang eine glockenhelle Stimme, wie immer zum falschesten Zeitpunkt.
Mayson Drake musste ein Gespür dafür haben, ein Warnsystem, das ihr sagte, wann ich mit Clark ein ernstes Gespräch führen wollte. Sie unterbrach uns zuverlässig jedes Mal. Ihr Gesicht strahlte, als sie zu uns herüberwinkte, oder besser gesagt zu Clark. Mich bedachte sie meist nur mit einem kurzen, blicklosen Gruß, um sich dann ganz Clark zuzuwenden. Sie hatte sich verändert seit unserer ersten Begegnung. Ein stilles Leuchten war in ihre Augen getreten, ihre Wangen glühten und sie verströmte eine Aura purer Glückseeligkeit. Ich bekam jedes Mal Magenkrämpfe, wenn ich daran dachte, dass Clark das bewirkt hatte. Bei ihr, nicht bei mir. Mayson Drake war schöner denn je, blond, schlank, bei allen beliebt und sehr um Clark bemüht. Ich hasste sie aus tiefstem Herzen.
„Mayson“, begrüßte Clark seine Freundin seltsam tonlos.
Er schaute auf, blickte sie an, ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und seine Schultern entspannten sich. Dennoch blieb ein harter Zug um seinen Mund und seine Hände verkrampften sich. Irrte ich mich, oder war er nicht allzu glücklich darüber, sie zu sehen? Doch seine Starre hielt nur einen Moment an, dann lösten sich seine Finger wieder aus ihrer verkrampften Haltung und Clark ging ein paar Schritte auf die Staatsanwältin zu.
„Schön dich zu sehen“, sagte er mit warmer Stimme. „Ich hatte dich heute nicht erwartet. Gab es da nicht noch einen Fall, an dem du arbeiten wolltest?“, fragte er sie leise.
Mayson strahlte ein aufgesetztes Lächeln und wackelte mit dem Zeigefinger. „Bekomme ich denn gar keinen Kuss?“, fragte sie und zog eine Schnute, die wohl verführerisch wirken sollte. Gern hätte ich Abstand von den beiden genommen, doch sie turtelten direkt neben meinem Schreibtisch.
„Natürlich“, erwiderte Clark und ich bildete mir ein, dass er es ohne besondere Begeisterung tat.
Dann machte er einen Schritt auf Mayson zu und küsste sie kurz auf den Mund. Sie schloss die Augen, blinzelte dann aber enttäuscht, als es kein inniger Kuss wurde. Auch ich war verwirrt, hatte ich doch schon weitaus intimere Begegnungen der beiden miterlebt. Ich dankte meinem Schicksal, dass es mich an diesem Tag nicht noch schlimmer quälte.
„Ich war in der Nähe und wollte nur auf einen Sprung vorbeischauen, Clark“, erklärte Mayson und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Es bleibt doch bei heute Abend, oder?“, gurrte sie in einer Weise, die mich schwer an Cat Grant erinnerte. Mayson lehnte sich an Clark und legte ihre Hand Besitz ergreifend auf seine Brust. Der Blick in ihren Augen sagte alles – sie war schlimmer als Cat auf der Jagd.
„Ähm... Mayson, darüber...“, Clark kam nicht weiter. Seine Worte wurden von einem hungrigen Kuss verschluckt. Er ließ es einen Moment lang zu, bevor er sie sanft von sich weg drückte. „Mayson, bitte...“, flüsterte er stöhnend. „Nicht hier... ich muss mit dir reden, heute Abend“, sagte er dann, während Mayson einen verklärten Blick bekam.
Wer konnte schon wissen, was sie sich ausmalte. Dachte sie vielleicht, dass Clark ihr die bewusste Frage stellte? Mein Herz begann plötzlich wild zu klopfen. Was, wenn er es tat? Was, wenn er sie an diesem Abend tatsächlich um ihre Hand bitten würde? Mir wurde plötzlich schlecht, mein Magen verkrampfte sich immer weiter und das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich wollte sie so gerne ignorieren, so tun, als ob mich das alles nicht berührte. Doch mein Blick hing wie gebannt an den beiden.
„Ich muss jetzt weiter arbeiten, Perry guckt schon so grimmig“, erklärte Clark ihr, obwohl weit und breit kein Chefredakteur in Sicht war. Das beruhigte mich ein wenig. Clark deckte nicht nur mich mit Lügen ein.
„Och...“, sagte Mayson enttäuscht und zog schon wieder eine Schnute. „Ich dachte, du würdest vielleicht mit mir Mittag essen gehen“, schmollte sie.
„Ist es dafür nicht ein bisschen spät, Mayson?“, gab Clark zu bedenken und winkte ab. „Nein, ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Lois und ich müssen uns nachher noch mit einer Quelle treffen und dann... wir sehen uns heute Abend, versprochen“, vertröstete er sie und gab ihr zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange. Damit hatte er offenbar Erfolg. Das blonde Gift wandte sich zum Gehen und winkte ihm zum Abschied.
„Dann bis heute Abend, Clark“, rief sie wieder vergnügt und stolzierte davon.
Clark sackte gegen meinen Schreibtisch, während er ihr nachschaute. „Gott“, murmelte er gepresst und stöhnte.
Verblüfft beobachtete ich, wie seine Schultern nach vorn fielen und er immer kleiner wurde. Ich hatte gerade meinen Mund geöffnet, um ihn zu fragen, was da vor sich ging, da stieß er sich von meinem Schreibtisch ab.
„Ich muss noch mal weg, Lois“, verkündete er hastig und tat, was er immer tat, wenn es ernst wurde. Er verschwand.
Verwirrt blickte ich ihm nach. Ein Räuspern neben mir ließ mich zusammen schrecken. Mit klopfendem Herzen drehte ich mich um und sah einen schwarzen Bowler, darunter einen altmodisch gekleideten Herren mit Nickelbrille.
„Verzeihen Sie, Miss…“ Er schaute schuldbewusst drein. „Ich wollte Sie keineswegs erschrecken.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Mein Name ist Wells und ich würde mich gern einmal mit Mr. Kent unterhalten.“
„Da sind Sie nicht der Einzige“, murmelte ich bedrückt und mehr zu mir selbst. Dann wandte ich mich dem Fremden zu, der mich irritiert anstarrte. „Entschuldigen Sie bitte, Mr. Wells. Mein Partner hat gerade das Haus verlassen und ich weiß nicht, wann er zurückkommt. Vielleicht wollen Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?“
Nur in meinen Träumen - 3/?
Verfasst:
Sa 5. Feb 2011, 17:34
von Vega
Einige Stunden später...
Das Telefon klingelte endlich. Ich schreckte aus dem Dämmerschlaf, in den ich verfallen war. Doch es musste ein zweites und ein drittes Mal klingeln, bis ich begriff, dass das endlich der Anruf war, auf den ich schon eine halbe Ewigkeit wartete. Meine Hand schnellte zum Hörer, doch blieb sie unvermittelt ein paar Zentimeter vor dem Ziel in der Luft schweben. Nun, da es so weit war, war ich mir nicht mehr so sicher, dass ich tatsächlich auch mit meiner Schwester sprechen wollte. Es klingelte noch ein viertes, ein fünftes Mal und schließlich ergriff ich den Hörer. Ich konnte doch nicht alle Welt verrückt machen und schließlich das Gespräch nicht annehmen.
„Lois Lane“, meldete ich mich mit unsicherer Stimme, als ich abgehoben hatte.
Es war meine Schwester, wie ich bereits vermutet hatte. Sie ließ einen Schwall Worte auf mich hernieder regnen, von denen ich nur die Hälfte verstand. Ich erfuhr, dass sie so schnell wie es nur ging nach Hause gefahren war, weil Mom sie auf der Arbeit angerufen hat. Und dass sie sich Sorgen gemacht hatte, weil ich nicht sofort an den Apparat gegangen war.
„Tut mir Leid, Luce“, entgegnete ich etwas kleinlaut und suchte hastig nach einer Entschuldigung. „Ich war unter der Dusche. Und überhaupt habe ich Mom nur gesagt, dass du mich anrufen sollst, weil ich deine neue Nummer noch nicht habe. Sie konnte sich auch gerade nicht daran erinnern, deshalb dachte ich...“
„Also was ist so fürchterlich wichtig, Schwesterherz?“, unterbrach mich Lucy besorgt. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie mir meine Erklärung nicht abnahm. Da war ein fordernder Ton in ihrer Stimme, den sie immer an den Tag legte, wenn sie Antworten haben wollte.
„Wichtig? Es ist nicht wirklich wichtig“, wich ich aus und biss mir auf die Zunge. Plötzlich wollte ich lieber auflegen, als mit Lucy darüber zu sprechen, was ich auf dem Herzen hatte. Warum bereitete mir das nur so viel Unbehagen? Ich redete völligen Unsinn. Natürlich war es wichtig, sonst...
„Natürlich ist es wichtig, Lois. Sonst hättest du mich gar nicht erst angerufen. Du rufst nie an, wenn es nicht wichtig ist“, führte Lucy meinen Gedanken ungerührt fort.
Das stimmte. Obwohl ich immer so tat, als sei die Beziehung zu meiner Schwester ein reines Desaster, kannte sie mich wirklich gut - besser als als meine Eltern. Neben Clark war sie wahrscheinlich der einzige Mensch, der mich je verletzlich erlebt hatte. Und trotzdem sprachen wir nur selten miteinander. Ich schämte mich, dass ich sie jetzt mit meinen Problemen belästigte, während ich sie sonst so oft ignorierte. Aber es gab wirklich niemand anderen, mit dem ich hätte reden können.
„Es ist wegen Clark...“, sagte ich und mein Hals schien schon bei dem Wort zuzuschwellen.
„Dein süßer Kollege?“ Ich hatte eindeutig Lucys Neugier geweckt. „Was ist mit ihm? Hat er dich endlich um ein Date gebeten und nun hast du kalte Füße?“, fragte sie aufgeregt.
„Mmhh, so ähnlich“, brummte ich. Es war nicht so ähnlich. Wenn es so ähnlich wäre, bräuchte ich dieses Gespräch nicht. Ich sollte mich endlich aufraffen und mir von der Seele reden, was ich einfach jemandem erzählen musste. „Die Sache mit Lex Luthor sitzt mir immer noch ziemlich in den Knochen“, sagte ich langsam und atmete tief. „Clark meinte, ich müsste mal wieder unter Menschen. Ein Date haben.“
Das war nicht das eigentliche Problem. Dass ich mal wieder ein Date haben sollte, hatte Clark mir schon vor Wochen gesagt. Nun redete er ja kaum noch mit mir, wie auch heute Nachmittag wieder. Kurz vor Feierabend hatte ich noch einmal zu einem Interview gemusst. Als ich in die Redaktion zurückgekommen war, hatte ich eine Notiz auf meinem Schreibtisch gefunden.
Ich hole dich morgen Mittag bei dir zu Hause ab. Bis dann, Clark.
Obwohl wir uns nach Clarks Rückkehr noch gemeinsam mit einer Quelle getroffen hatten, hatte er bis zu meinem Interview gewartet, um mir den Zettel auf den Schreibtisch zu legen. Wie stellte Perry sich unsere Undercover-Aktion denn vor, wenn Clark sich kaum dazu überwinden konnte mit mir zu reden? Inzwischen kam ich jeden Morgen mit klopfendem Herzen zur Arbeit und erwartete beinahe, dass Perry mich in sein Büro rufen würde, weil Clark unsere Partnerschaft aufgekündigt hatte und gänzlich verschwunden war. Das alles erfüllte mich mit Angst und Verzweiflung, aber auch mit Wut. Ich war zornig darüber, dass Clark mir nicht sagte, was ihm an mir neuerdings so gegen den Strich ging. Warum konnten wir nicht darüber reden wie zwei erwachsene Menschen? Warum zog er es vor Verstecken zu spielen?
Doch als ich davon sprach mal wieder mit jemandem auszugehen, konnte ich Lucy am anderen Ende der Leitung förmlich nicken sehen. Sie hatte das auch schon vorgeschlagen, und nicht nur einmal. Ich hörte sie atmen. Vermutlich überlegte sie, ob sie dem Vorschlag begeistert zustimmen sollte, oder ob es besser war Vorsicht walten zu lassen, um mich nicht auf die Palme zu bringen. Ich war diesem Vorschlag gegenüber bisher nicht besonders aufgeschlossen gewesen - um es vorsichtig auszudrücken.
„Das ist doch toll, Lois. Also wo ist das Problem?“, wollte Lucy begeistert wissen. Sie hatte offenbar beschlossen für mich den Dating-Cheerleader zu spielen.
„Ich äh...ich...“ Ich brachte es nicht über die Lippen. Die Erkenntnis fand ich auch jetzt noch zu schockierend, um sie in Worte zu fassen. „Ich hätte gerne das Clark dieses Date ist“, sagte ich leise. Es war heraus. Ich atmete schwer, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mich gebracht.
„Ich wusste es...“, jubelte Lucy. „Lois, es ist großartig, dass du endlich siehst, was für einen tollen Partner du hast. Ich habe ja die ganze Zeit die Daumen gedrückt, dass aus euch was wird. Herzlichen Glückwunsch, Schwesterherz!“ Ich konnte praktisch hören, wie sie am anderen Ende auf und ab hüpfte. Der Jubel war nur leider etwas verfrüht – um nicht zu sagen denkbar fehl am Platze.
„Clark hasst mich, Lucy“, fasste ich mit heiserer Stimme den Haken an der Sache zusammen. „Er ist ein guter Partner, er arbeitet mit mir zusammen, aber er hasst mich.“ Ich überlegte mir, dass er inzwischen vielleicht auch kein so guter Partner mehr war, sagte aber nichts. Stattdessen stand ich ruhelos vom Bett auf und begann in meinem Schlafzimmer auf und abzugehen.
Die Leitung war für einen Moment totenstill und ich schluckte selbst bei dem Geständnis, dass ich gerade gemacht hatte. Es hatte gedauert, bis es mir bewusst geworden war. Die Förmlichkeit mit der Clark mich behandelte, war schier unerträglich. Wir arbeiteten zusammen, ja, aber wir sprachen nur das Nötigste. Mit anderen Worten, wir sprachen über die Arbeit. Es war Wochen her, dass Clark mich das letzte Mal zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er schottete sich vor mir ab. Wenn er nicht unbedingt musste, sah er mich nicht einmal mehr an.
Ich dachte daran, dass wir schon einmal ein Flitterwochenpärchen gespielt hatten, doch diesmal würde es bestimmt nicht lustig werden. Sehnsuchtsvoll erinnerte ich mich an jene ersten Monate unserer Partnerschaft. Was wäre wohl aus uns geworden, wenn ich damals nicht gar so verbohrt gewesen wäre? Hatte es tatsächlich einmal diese geheime Anziehungskraft zwischen uns gegeben, an die ich mich jetzt nur noch vage erinnerte? Es gab mir einen Stich und unwillkürlich traten mir Tränen in die Augen.
„Er hasst dich nicht, Lois. Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, widersprach mir meine Schwester beschwichtigend.
„Es ist aber so. Als ich mich letztens auf ein Video bei ihm einladen wollte, hat er mir gesagt, dass ich mich mal wieder mit jemandem verabreden solle“, ich schluchzte fast. „Er will mich los sein.“
„Das war bestimmt nur ein freundschaftlicher Rat – ich dachte ihr wärt beste Freunde“, meinte Lucy aufmunternd. Ihre Worte trösteten mich wenig. Ich wusste, dass es nicht so war.
„Das dachte ich auch“, seufzte ich und stand vom Bett auf. „Nach der Sache mit Luthor hat er sich anfangs auch sehr lieb um mich gekümmert. Aber dann hat er irgendwann angefangen sich zurückzuziehen.“
Unruhig lief ich in meinem Schlafzimmer auf und ab, als könnte das dabei helfen meine Gefühle klarer zu schildern. Doch wie sollte ich die Ereignisse der letzten Monate in ein einziges Telefongespräch packen? Schließlich musste ich morgen früh aufstehen und Lucy sicherlich ebenfalls. Bei meiner Wanderung durch die Wohnung war ich unterdessen im Wohnzimmer gelandet und mit einem weiteren Seufzer ließ ich mich auf mein viel zu ungemütliches Sofa fallen.
„Ach, ich weiß auch nicht“, fuhr ich fort. „Als wir uns kennen lernten, dachte ich, er hätte etwas für mich übrig. Vor allem als er dann anfing mir Lex Luthor ausreden zu wollen. Aber dann wurde mir klar, dass er gar nicht eifersüchtig war, sondern wusste, was für miese Geschäfte Luthor machte.“ Ich seufzte erneut.
Als Clark mich damals aus dem LNN Gebäude in den Centenniel - Park gezerrt hatte, da hatte ich tatsächlich für einen Moment gedacht, dass er mir nun eine Liebeserklärung machen wollte. Die Art, wie er mich angesehen hatte, der zärtliche Blick seiner braunen Augen – der Moment hatte etwas Magisches gehabt. Und trotzdem, damals hatte ich in ihm noch nicht den Mann gesehen, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Clark war für mich wie ein großer Bruder gewesen, ein treuer Freund, aber doch nicht mein Liebhaber. Ich hatte mir fast schon die, wie ich damals hoffte, liebevolle Zurückweisung zurechtgelegt. Doch dann war es anders gekommen.
Clark blickte plötzlich zu Boden und die Magie des Augenblicks verschwand in einem tiefen Räuspern. Als er mich wieder ansah, war der liebevolle Ausdruck in seinen Augen verschwunden. Es war, als hätte er sich an etwas Unangenehmes erinnert, etwas, das jeden Funken der Hoffnung zerstört hatte.
„Lex Luthor ist kein guter Mensch, Lois“, sagte Clark sachlich, geradezu emotionslos. Nichts in seiner Stimme erinnerte an die Eifersucht, die ich noch wenige Tage zuvor in ihm gespürt hatte. „Superman hat mir erzählt, in welche Machenschaften er verwickelt ist. Du magst mir nicht glauben, aber er hat seine Finger in so ziemlich jedem Verbrechen, dass in dieser Stadt geschehen ist. Heirate Luthor nicht, warte bis ich dir Beweise liefern kann. Du würdest eine Ehe mit Luthor bitter bereuen.“
Inzwischen war ich ganz froh, dass ich damals nicht dazu gekommen war ihn zurückzuweisen. Es war schon schlimm genug, dass ich nicht auf ihn gehört hatte. Hätte er mir damals die Liebeserklärung gemacht, würde er mich jetzt wahrscheinlich nur noch mehr hassen.
„Vielleicht ist er einfach nur schüchtern und will dir Zeit lassen, damit du über Lex hinweg kommst“, versuchte Lucy mich zu beruhigen. „Frag ihn doch einfach mal, ob er mit dir ausgeht, Lois.“
„Vielleicht hast du Recht, Luce“, sagte ich langsam. Innerlich stimmte ich ihr in keiner Weise zu. Doch so sehr ich ihr auch alles erzählen wollte, ich war mir nicht sicher, ob sie es wirklich verstehen würde. „Vielleicht sollte ich ihn fragen. Aber er ist jetzt mit einer anderen Frau zusammen und heute Abend... heute Abend...“, tonlos brach ich ab und musste schlucken. Bisher war es mir halbwegs gelungen, die Bilder zu verdrängen, doch nun drängten sie mit aller Macht in meine Vorstellung zurück. Mayson und Clark in inniger Umarmung, Mayson, wie sie Clark küsste, Mayson… „Lucy, er schläft mit ihr“, brach es unwillkürlich aus mir heraus und ich hörte mich selber laut aufschluchzen. Weinte ich tatsächlich? „Er...Clark schläft mit ihr, statt mit mir. Nicht mal, als wir beide unter den Pher...omonen standen, hat er...“, stammelte ich mühsam und völlig zusammenhanglos.
„Dich hat es aber ganz schön erwischt“, murmelte Lucy verblüfft. „Lois...“, fügte sie zögerlich hinzu und überlegte wahrscheinlich wie sehr ich darauf bestehen würde, keine andere Beziehung zu zerstören. Angesichts meiner tiefen Zuneigung zu diesem blonden Gift würde mir mein Gewissen in diesem Falle wohl kaum schlaflose Nächte bereiten. Der Bruch dieser Beziehung wäre eher Rettung als Katastrophe. Doch wie groß waren meine Chancen schon, mich zwischen die beiden zu werfen? „...bitte vergiss nicht: es ist erst vorbei, wenn du aufgegeben hast.“ Das musste ich auch schon das ein oder andere Mal zu ihr gesagt haben, dennoch wirkte es tröstlich.
„Danke, Luce“, sagte ich leise. „Du hast mir sehr geholfen.“
„Gern geschehen. Ich bin immer für dich da, Lois. Wenn du reden willst, ruf mich jederzeit an“, gab meine Schwester zurück. Ich fragte mich, wie ich sie je als die Pest hatte bezeichnen können. Manchmal war sie mir näher als sonst jemand auf dieser Welt. „Ich würde gerne noch weiter reden, aber ich muss noch mal weg. Ist das in Ordnung?“, wollte Lucy wissen.
„Ja, natürlich“, antwortete ich sofort und war traurig und erleichtert zugleich, dass das Gespräch zu Ende war. Ich wusste nicht genau, was ich von einem Gespräch mit Lucy erhofft hatte. Welche Lösung hätte sie mir schon anbieten können? Sie hatte mir ein wenig Trost gegeben und mehr war unter den gegebenen Umständen auch nicht zu erwarten gewesen. „Danke, dass du zurückgerufen hast, Luce. Mach es gut.“
„Halte mich auf dem Laufenden, Lois“, bat meine Schwester mich und ich versprach es ihr. Dann nannte sie mir noch ihre neue Nummer, bevor wir schließlich unser Gespräch beendeten.
Ich starrte auf den Hörer in meiner Hand. Schlauer war ich nicht. Doch immerhin war ich nicht allein mit dem Eindruck, dass Clark einmal etwas für mich empfunden hatte. Wenn es doch nur immer noch so wäre, dachte ich, bevor ich ebenfalls auflegte. Ich tigerte noch eine Weile rastlos durch meine Wohnung, bis ich mich eine schiere Ewigkeit später auf mein Bett legte um etwas zur Ruhe zu kommen. Mit leerem Blick starrte ich an die Decke und versuchte einzuschlafen. Doch es dauerte lange, bis der scheue Gesell schließlich zu mir kam.
Das Bett gab ein wenig nach, als Clark sich neben mich setzte. Wärme breitete sich in meinem Arm aus, als er einen Kuss auf meine nackte Haut hauchte. Sanft strich seine Hand über meine Seite, während seine Lippen langsam über meinen Oberarm wanderten. Sein Atem kitzelte in meiner Halsbeuge. Clark wusste, dass ich dieses Gefühl liebte und er nahm sich Zeit mich ausgiebig zu verwöhnen. Ein wohliger Schauer nach dem anderen breitete sich über meinem Körper aus, während er zärtlich an meinem Hals saugte. Das Gefühl war elektrisierend, und meine Finger kribbelten vor Verlangen auch seinen Körper zu erkunden. Ich wollte ihn an mich drücken, wollte seine Wärme und Schwere überall spüren. Doch das ließ er nicht zu, sondern suchte sich unbeirrt den Weg zu meinen Lippen.
„Lois“, murmelte er an meinem Mund.
Seine Lippen öffneten sich einen Spalt weit und legten sich sanft auf meine. Er verharrte einen Augenblick auf diese Weise und neckte mich mit dem zärtlichen Spiel seiner Zunge. Jede Berührung war verheißungsvoll, doch viel zu kurz um meine wachsende Sehnsucht zu stillen. Seine Hände begannen über meine Haut zu streicheln, so sanft, dass es beinahe kitzelte. Ich fasste seine Schultern und zog ihn näher, fühlte seinen Körper auf meinem. Clarks Kuss wurde intensiver und immer hungriger. Seine Zunge erkundete meinen Mund und verfiel in einen zärtlichen Tanz, als sie meine berührte.
Langsam glitten meine Hände über seine Schultern. Ich spürte das Spiels seiner festen Muskeln unter seiner warmen, weichen Haut. Mühelos fand ich den Weg unter sein Hemd. Clark löste den Kuss und ließ mich das Hemd von seinen Schultern streifen, bis es den Blick auf seine Brust freigab. Einen Moment lang starrte ich diesen Oberkörper einfach nur bewundernd an.
„Du bist wunderschön“, sagte er leise und wischte mir mit der Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „So wunderschön“, flüsterte er andächtig.
Ich genoss den Blick, mit dem er mich bedachte. Er lächelte mich liebevoll an, während seine Augen auf mir ruhten. In diesen Augen wollte ich versinken. Ihr dunkles Braun hielt mich gefangen, faszinierte mich und ließ meinen Atem immer schneller werden. Dort, wo seine Hand mein Gesicht berührt hatte, prickelte meine Haut. Ich wollte mehr von ihm spüren, mehr als nur diese leichte Berührung.
„Clark“, sagte ich sehnsüchtig und streckte meine Hand nach ihm aus.
Meine Finger glitten über seine Lippen, und er begann sanft daran zu knabbern. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Mit einer Hand streifte er den Träger meines Nachtshemds von meiner Schulter und begann mich dort zu küssen. Langsam wanderten seine Lippen hinab über meine Brust. Zärtlich widmete er sich der Warze, die sich unter seinen Bemühungen aufrichtete. Ich seufzte wohlig und fühlte, wie ein angenehmes Prickeln sich über meine gesamte Haut ausbreitete. Jeder Zentimeter an mir schien empfindlicher als sonst. Ich hatte den Eindruck jede von Clarks Bewegungen wahrzunehmen, als gäbe es nichts anderes auf der Welt.
„Lois“, flüsterte Clark rau. Seine Stimme war beinahe eine Oktave tiefer als sonst. „Ich liebe...dich...“ Obwohl sein Atem in Stößen kam, klangen seine Worte wie ein feierliches Versprechen. Er sah mir tief in die Augen, hielt einen Moment inne und sein Blick flehte geradezu, ihm zu glauben. „...so sehr.“
Ich nickte lächelnd und unbändig glücklich. „Ich weiß.“
„Nein“, erwiderte er verzweifelt, beinahe atemlos. Sein Blick verdunkelte sich. Oder wirkte es nur so im Dämmerlicht meines Apartments? „Nein“, wiederholte er und Schmerz schwang in seiner Stimme mit.
Dann küsste er mich plötzlich wie ein Verhungernder. Das Spiel seiner Zunge war fordernd. Wie von selbst ergab ich mich in den alten Tanz, spürte, wie seine Finger über meinen Körper glitten, warm und liebevoll, aber nicht mehr ganz so geduldig wie zuvor.
Wie von Geisterhand brach der Kontakt und ich lag allein in meinem Bett.
Als ich aus dem Schlaf schreckte, hatte sich die Situation nicht geändert. Ich war allein. Doch mein schneller Atem und brennendes, aufgestautes Verlangen zeugten noch von meinem Traum. Resigniert sank ich in die Kissen zurück. Das war nicht der erste Traum dieser Art und ich hatte das ungute Gefühl, dass es auch nicht der Letzte bleiben würde. So sehr mir der Inhalt meiner Phantasien auch gefiel, sie blieben doch unerfüllt. Dabei hatte ich in dieser Nacht noch geradezu Glück gehabt. Manchmal führten sie Clark und mich noch viel weiter und dann war es wirklich schwierig mit dem Verlust zurechtzukommen.
Ein Blick auf meinen Wecker sagte mir, dass die Nacht noch lange nicht vorbei war. Unruhig stand ich auf, denn ich wusste aus Erfahrung, dass ich nach einem solchen Traum nur schlecht wieder einschlafen konnte. Meistens half es, wenn ich mich eine Weile lang ablenkte. Nach einem kurzen Blick hinüber zu meinem Fernseher, entschied ich mich für die Küche. Das mochte nicht die beste aller Ideen sein, doch Schokoladeneis war immer noch das einzig wahre Mittel gegen Liebeskummer.
Während ich meinen Morgenmantel vom Haken nahm, überlegte ich, wann diese spezielle Sorte von erotischen Phantasien begonnen hatte. Doch mir kam kein Datum in den Sinn. Es war mehr so eine Art Phase, in der aus freundschaftlicher Zuneigung zuerst Distanziertheit und dann Abneigung geworden war, jedenfalls was Clark betraf. Für mich war diese Phase leider in völlig anderer Richtung verlaufen und nun steckte ich mitten drin im Desaster.
Mit hängenden Schultern schlich ich zum Kühlschrank. Als ich ihn öffnete, erinnerte ich mich daran, dass ich das letzte Schokoladeneis bereits in der vergangenen Nacht aufgebraucht hatte. Ich fluchte erst verhalten und dann laut und deutlich.
„Verdammter Mist. Wie soll ich das bloß durchstehen!“ haderte ich mit meinem Schicksal. Noch so ein Traum, Clark im selben Hotelzimmer und kein Schokoladeneis in Sicht würden mich sicher um den Verstand bringen, falls das nicht schon längst geschehen war. „Lois Lane, du musst deinen Partner endlich vergessen!“, sprach ich mir selbst Mut zu. Das war nur leider leichter gesagt als getan.
Nur in meinen Träumen - 4/?
Verfasst:
Fr 11. Feb 2011, 21:02
von Vega
* * *
Mit bangem Blick verfolgte ich den großen Zeiger meiner Uhr, der unbarmherzig auf die zwölf zu rückte. Es schien Jahre her zu sein, dass Clark mich davor gewarnt hatte, etwas Ungehöriges zu versuchen, während wir uns die Honeymoon Suite teilten. Ich vermisste es, ihn gut gelaunt zu sehen. Seit Wochen hatte er nicht mehr gelächelt, und wenn hatte sein Lächeln Mayson Drake gegolten. Von seiner schon enervierend brüderlichen Art war ebenfalls kaum noch etwas übrig. Ich straffte die Schultern und versuchte mich dafür zu wappnen, was das Wochenende bringen würde. Mad Dog Lane musste das durchstehen. Ich musste vergessen, was ich für meinen Partner empfand, obwohl... oder auch gerade weil er mich des Öfteren mit Missachtung strafte.
Doch meine tapfere Miene hielt nur, bis es an meiner Tür klopfte. Ich zuckte zusammen und ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte mir, was für ein unglaubliches Häufchen Elend aus mir geworden war. Die vergangene Nacht - und ganz besonders der Traum - hatten ihre Spuren hinterlassen. Es war ein armseeliger Anblick. Am liebsten hätte ich den Spiegel dafür zerschlagen, dass er mir so etwas zeigte.
„Lois, bist du fertig?“, fragte Clark durch die Tür hindurch. Er klang ungeduldig, als wäre er lieber am anderen Ende des Universums als vor meiner Wohnung auf mich zu warten.
„Ja“, antwortete ich und hoffte, dass meine Stimme dabei nicht zitterte.
Ich schaute auf die gepackte Reisetasche, die sich bedrohlich vor mir aufbaute und an die bevorstehende Abreise erinnerte. Vermutlich hätte auch die Aussicht auf einen Pulitzer diesen Schritt nicht leichter gemacht. Davon konnte allerdings keine Rede sein. Perry hatte sich schlicht vorgenommen, sein „heißestes Team der Stadt“ wieder arbeitsfähig zu machen. Dagegen war sogar ich machtlos. Abgesehen davon hing ich dem absurden Gedanken nach, dass Clark und ich vielleicht wieder zusammenfinden würden. Ich musste endlich ergründen, was ihm eigentlich an Mayson lag und warum er mich plötzlich so sehr hasste.
Bevor ich meine Tasche hochnahm, atmete ich noch einmal tief durch, straffte erneut die Schultern und ging zur Tür. Es kam mir vor, wie der Gang aufs Schafott. Mir war klar, dass das völlig übertrieben war. Da draußen stand Clark, mein Partner, mein bester Freund. Das konnte sich doch nicht so verändert haben?
Als ich ihn vor mir sah, wurde mir klar, dass ich mir den bevorstehenden Alptraum nicht nur eingebildet hatte. Es gab ihn tatsächlich und er versprach sehr, sehr qualvoll zu werden. Mein Partner trug eine enge schwarze Jeans, die seine schmalen Hüften perfekt betonte. Ich ahnte, dass sie hinten nur noch besser sitzen würde. Ein schwarzes Hemd spannte sich leicht über seine Brustmuskeln. Er hatte ein paar Knöpfe offen gelassen und der warme Olivton seiner Haut blitzte unter dem Hemd hervor. Unwillkürlich musste ich an den Traum der vergangenen Nacht zurückdenken, an die vergangenen Nächte, um genau zu sein. Mein Mund wurde trocken und ich wusste, dass ich nur Unsinn reden würde, sollte ich nun versuchen etwas zu sagen.
„Hallo, Lois“, sagte Clark und schaffte es sogar ein gequältes Lächeln zustande zu bringen.
Obwohl es längst nicht so umwerfend war, wie das breite Lächeln, das ich von ihm einmal gekannt hatte, brachte schon diese kleine Geste mein Herz zum Klopfen. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass mein Herz Grund für Hoffnung ahnte, wo es keine gab.
„Du siehst toll aus“, fuhr Clark fort und klang dabei so höflich, dass ich mich fragte, ob er diesen Satz wohl auswendig gelernt hatte. „Ich nehme die schwere Tasche“, bot er an und wartete nicht ab, ob ich protestierte. Bruchteile von Senkunden setzte er den Fuß über die Schwelle meiner Wohnung. Dann drehte er sich mit dem Gepäck in der Hand um und ging die Treppe hinunter.
Ich schloss die Tür hinter mir ab und folgte ihm. Mein Herz klopfte laut und mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken an die vielen Stunden, wahrscheinlich Tage, die vor mir lagen. Vermutlich würde Clark mich mit stundenlangen säuselnden Telefonaten mit Mayson foltern, während ich unaufhaltsam irre wurde. Warum hatte nicht ich bei Perry den Aufstand geprobt? Ich meinte mich zu erinnern, dass Mad Dog Lane früher völlig anders an die Sache herangegangen wäre. Aber das war gewesen, bevor ich meinen eigenen Schwur gebrochen hatte, um mich wieder einmal hoffnungslos in den falschen Mann zu verlieben. Das Problem war nur, dass ich wohl kaum dazu kommen würde Regel Nummer drei zu brechen. Und wie sollte ich unter diesen Umständen mit Clark zusammen in einer Hotelsuite schlafen, ohne dabei den Verstand zu verlieren?
Nur in meinen Träumen - 5/?
Verfasst:
Sa 19. Feb 2011, 15:36
von Vega
* * *
Die Fahrt verlief schweigsam. Im Grunde hatte ich es auch gar nicht anders erwartet. Trotzdem war ich enttäuscht. Clark blickte so konzentriert auf die Straße vor uns, als würde er den Wagen steuern. Mein Blick hingegen wanderte wieder und wieder kurz zu ihm hinüber. Ich versuchte zu ergründen, was sich zwischen uns beiden verändert hatte, dass Clark sich nicht einmal mehr auf eine harmlose Unterhaltung mit mir einließ. Warum fragte ich ihn das nicht einfach? Doch meine Zunge klebte am Gaumen fest und jedes Wort, das mir in den Sinn kam, erschien mir viel zu vorwurfsvoll, zu verletzend um damit den alten Clark für mich zurück zu gewinnen.
Je weiter wir uns von der Stadt entfernten, desto leerer wurden die Straßen und desto unerträglicher wurde die Stille. Immer häufiger sah ich zu meinem Partner hinüber, der dazu übergegangen war aus dem Seitenfenster zu starren. Sein Gesicht spiegelte sich in der Scheibe und mir fiel auf, wie unglücklich er aussah. Vermisste er Mayson etwa jetzt schon? Seine Lippen waren schmal geworden, sein Ausdruck wirkte verbissen. Wenn er doch einmal zu mir hinüber sah, war es als wollte er etwas sagen, dass er im letzten Moment dann doch lieber verschwieg. Nach solchen Augenblicken huschte sein Blick rasch wieder zum Fenster zurück und das Schweigen ging in eine neue, ermüdende Runde.
Die Landstraße streckte sich endlos vor uns aus. Nur wenige Kurven brachten Abwechslung in die eintönige Fahrt, an der wirklich nichts nach einem Pulitzer roch. Hin und wieder kamen uns Autos entgegen. Jedes davon beeilte sich der Ödnis zu entfliehen, in die wir fuhren. Sogar die Sonne versteckte sich in dieser Gegend. Nichts an dem endlosen Grau des Himmels wies darauf hin, dass tatsächlich Zeit verging.
„Lois...“, sagte Clark schließlich mit schwerer Stimme und verfiel wieder in Schweigen, wartete darauf, dass ich reagierte. Ich tat ihm den Gefallen, kurz zu ihm hinüber zu blicken. „... es liegt wirklich nicht an dir. Ich möchte, dass du das weißt“, fuhr er leise fort und schaute mich vielleicht zum ersten Mal an diesem Tag wirklich an. „Es ist nicht deine Schuld, dass ich mich so...“, er stockte und fand offenbar nicht die richtigen Worte.
„...dass du dich so kindisch verhältst, Clark?“, half ich ihm aus und blitzte ihn wütend an.
Er öffnete den Mund, wie um mir zu widersprechen, nickte dann aber ergeben. „Du hast völlig Recht, ich verhalte mich kindisch“, seufzte er leise. „Ich weiß das und es tut mir Leid, so wahnsinnig Leid, Lois. Aber wir müssen die nächsten Tage irgendwie überstehen, diese Story schreiben...“ Seine Stimme wurde immer leiser. „Und danach werde ich beim Planet kündigen.“
„Was?“, rief ich entsetzt und wunderte mich selbst darüber, wie es mir gelang, den Wagen nicht in einen Graben zu steuern. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass wir auf völlig gerader Strecke fuhren, die absolut grabenfrei war.
„Ich habe gesagt, dass ich beim Planet kündigen werde“, gab Clark gepresst zurück und schaute angestrengt zum Fenster hinaus. Es gelang mir nicht, in der Spiegelung des Fensters zu ergründen, was er dabei für ein Gesicht machte. Glücklich jedenfalls wirkte er nicht.
„Habe ich also richtig verstanden“, sagte ich mit einer Mischung aus purem Entsetzen und völliger Verwirrung. „Warum, Clark? Warum willst du das tun?“ Mir lagen noch sehr viel mehr Fragen auf der Zunge. Wollte Mayson, dass er kündigte? „Warum, wenn es nicht an mir liegt?“, brachte ich wenigstens noch eine davon über die Lippen. Meine Stimme klang brüchig und ich spürte ganz deutlich heiße Tränen in meinen Augen. Nur mit Mühe konnte ich sie zurückhalten. Die Straße verschwamm vor mir, doch ich wollte um keinen Preis nachgeben.
Clark sagte nichts, starrte einfach nur so aus dem Fenster und schwieg hartnäckig. Mein Herzschlag pochte laut in meinen Ohren, dröhnte in der unerträglichen Stille, die in meinem Wagen herrschte. Er war wieder dazu übergegangen, mich zu ignorieren. Gern hätte ich ihn angeschrieen, meinem Unmut Luft gemacht. Doch ich wusste, dass unweigerlich Tränen fließen würden, wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf ließ. Das war Clark nicht wert, auf keinen Fall.
„Weil ich merke, dass ich dir wehtue, Lois. Und das möchte ich nicht. Das wollte ich nie, das musst du mir glauben“, antwortete Clark nach einer schieren Ewigkeit sanft.
Seine braunen Augen blickten mich traurig an. Lange hielt ich diesem Blick nicht stand. Es schnürte mir den Hals zu, brachte mich nur näher daran in Tränen auszubrechen. Ich versuchte meiner Gefühle mit tiefen Atemzügen Herr zu werden. Wirklich verstanden hatte ich nicht, was er mir sagte. Doch seine Worte erzeugten rasende Wut in mir, Enttäuschung und einen Schmerz, der mich förmlich um den Verstand brachte. Empfand Clark am Ende gar keinen Hass für mich? Aber was konnte es sonst sein?
„Clark, was ist denn nur mit dir los?“, brachte ich atemlos hervor und bettelte ihn mit Blicken um eine Antwort an.
Der Wegweiser am Straßenrand bot Clark eine willkommene Ausrede, dem Thema zu entgehen. Sofort begann er mich darauf hinzuweisen, dass ich abbiegen musste, offenbar besorgt ich könnte die Ausfahrt verpassen. Doch er konnte mich nicht täuschen. Meine Frage blieb jedenfalls unbeantwortet und ich hätte gern gewusst, ob Clark wohl jemals mit einer Antwort herausrücken würde.
* * *
Nur in meinen Träumen - 6/?
Verfasst:
Mi 23. Feb 2011, 14:05
von Vega
* * *
„Willkommen im Echo Lodge Hotel“, sagte der Page mit einem breiten Grinsen.
Er trat beiseite und gab den Blick in eine großzügige Suite frei, die weit weniger kitschig gestaltet war, als die Honeymoon Suite des Lexor. Dennoch würde es uns hier sicher nicht an Komfort fehlen. Der Raum war hell und einladend. An der breiten Fensterfront waren die Vorhänge beiseite gezogen und gaben den Blick auf einen wunderschönen See frei. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es so nah bei Metropolis eine so romantische Gegend gab. Doch angesichts meiner ziemlich angespannten Beziehung zu Clark, war ich mir nicht so sicher, ob ich sie auch genießen konnte.
Seit wir das Hotel betreten hatten, waren wir immer in Gesellschaft gewesen. Unbewusst waren wir sofort in unsere Rollen verfallen. Clark hatte sich das Gepäck geschnappt, und wann immer es ging beschützend seinen Arm um mich gelegt. Mein Rücken prickelte praktisch noch immer von der Berührung. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich so für meinen Partner empfand. Wenn ich mich nie in ihn verliebt hätte, wäre alles jetzt viel leichter zu ertragen.
Der Page räusperte sich vernehmlich, als Clark ins Zimmer gehen wollte. Mein Partner hielt inne und sah ihn neugierig an. Der arme Mann wurde ziemlich rot und räusperte sich gleich noch einmal verlegen.
„Im Rahmen unseres Programms ist es üblich, dass der Ehemann seine Frau noch einmal über die Schwelle trägt“, sagte er mit einem Kratzen in der Stimme. „Wir... äh, wir versuchen eine Flitterwochenatmosphäre zu erschaffen und so eine neue Perspektive in die Beziehung zu bringen.“ Der Page sah uns kaum an, schien diese Idee selbst eher für albern zu halten.
Clarks Neugier war inzwischen einem entsetzten Ausdruck gewichen. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, seine entgleisten Gesichtszüge wieder einzufangen, bevor der Page etwas bemerken konnte. Äußerlich lächelte Clark nun, doch dieses Lächeln erreichte seine Augen nicht. Hinter seinen Brillengläsern blitzte es gefährlich. Einen ähnlichen Ausdruck hatte ich zuletzt in seinem Gesicht gesehen, als ich ihm am Anfang seiner Karriere beim Daily Planet eine Story vor der Nase weggeschnappt hatte.
„Aber natürlich“, erwiderte Clark bemüht, woraufhin der Hotelpage erleichtert grinste und ihm zuzwinkerte. Clark hatte wohl erkannt, dass es keinen Ausweg aus der Situation gab. Wenn er sich nicht lächerlich machen wollte, musste er mich in das Zimmer tragen.
Mit einem angespannten Lächeln kam Clark auf mich zu. Dann fühlte ich eine seiner Hände auf meinem Rücken, die andere in meinen Kniekehlen und noch ehe ich wirklich wusste, wie mir geschah, hielt er mich in seinen starken Armen. Einen Moment lang sah er mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht recht deuten konnte. Es schien eine Mischung aus Qual und – Bedauern. Ein besseres Wort fiel mir dazu wirklich nicht ein. Wieder entdeckte ich eine tiefe Traurigkeit in seinen Augen und hätte ihn gerne gefragt, was los war. Doch dazu war wirklich nicht der beste Zeitpunkt. Mit mir im Arm trat Clark würdevoll über die Schwelle und ließ mich auf der anderen Seite fürsorglich wieder herunter. Das jungenhafte Grinsen, das seine Lippen bei solchen Gelegenheiten sonst umspielt hätte, blieb verschwunden.
Doch es gelang uns den Hotelpagen zufrieden zu stellen. Wir lächelten beide ein wenig gezwungen und ich versuchte zu ignorieren, was Clarks Hände unbewusst mit mir angestellt hatten. Meine Knie waren weich wie Pudding und mein Herz klopfte. Ärgerlich rief ich mich zur Ordnung, während ich mir im Stillen wünschte, dass im nächsten Moment ein stürmisches Zimmermädchen mit Handtüchern den Raum betreten würde. Ich dachte daran, wie Clark mich in der Honeymoon-Suite des Lexor aufs Bett geworfen hatte. Ich dachte daran, wie es gewesen war, seinen Körper warm und schwer auf meinem zu spüren. So merkwürdig das auch klingen mochte, Clark so nahe bei mir zu wissen hatte mir ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Im Nachhinein kam mir jener Augenblick wie ein aufregendes Spiel vor, dass sich leider nie wiederholen würde.
Unwillkürlich sah ich Clark von der Seite her an, betrachtete seine weichen Lippen und träumte davon sie zu küssen. Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum ich mir das antat. Warum konnte ich nicht einfach fortfahren ihn als guten Freund zu betrachten? Doch meine Handflächen wurden schweißig und ich presste sie fest an meinen Körper, um mich davon abzuhalten nach seiner Hand zu greifen.
„Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in unserem Hotel“, verkündete der Page und steckte sich einen Geldschein in die Tasche, den Clark ihm gegeben haben musste. „Unser Programm beginnt mit dem Abendessen. Später wird jemand zu Ihnen kommen, und Ihnen alles erklären. Bis dahin können Sie alle Annehmlichkeiten unseres Hauses nutzen“, fügte er noch hinzu. Sekunden später fiel die breite Zimmertür ins Schloss und keine gute Fee des Hauses trennte uns vom Alleinsein. Da waren nur mehr Clark und ich und dieser scheinbar unüberbrückbare Graben, den er um sich gezogen hatte.
„Ich werde das Sofa nehmen“, erklärte Clark nachdem wir uns eine Weile nur stumm angesehen hatten. Es war eine weitere kalte Dusche, die mich endgültig aus meinen Tagträumen riss, in die ich kurzfristig verfallen war.
„Wir könnten das Bett teilen...“, bot ich in letzter Verzweiflung an. Ich klang dabei beinahe wie Cat Grant auf Männerfang, lockend, aber auch so, als ob ich es besonders nötig hätte. Meine Stimme versagte vor Scham. Ich glaubte doch wohl nicht ernsthaft, dass er das Angebot annehmen würde?
„Looooiiiiis“, erwiderte Clark gedehnt.
Er sah plötzlich unglaublich niedergeschlagen aus, wie ich überrascht feststellte. Mit seiner Ablehnung hatte ich ja bereits gerechnet. Für einen Moment schien es ihm die Sprache zu verschlagen, während ich ihn fordernd ansah und mit meinen Blicken förmlich um eine Erklärung bettelte. Es lag mir auf den Lippen ihn endlich zu fragen, was denn so schrecklich an mir war, dass er sich von mir abwandte. Doch Clark schien es ebenso schwer zu fallen, eine vernünftige Erklärung für sein bizarres Verhalten zu finden wie mir. Ich wollte ihn schütteln, ihn endlich zur Vernunft bringen, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Gewalt mir an dieser Stelle auch nicht weiter helfen würde.
„Ich bin ein unruhiger Schläfer, du würdest nur...“ Seine Stimme versagte und das Wort Lüge schien ihm förmlich auf die Stirn geschrieben.
Gern hätte ich eine bessere Antwort aus ihm herausgeprügelt, doch ich hatte Angst davor die Wahrheit zu hören. Welche Laus Clark auch immer über die Leber gelaufen war, er blieb doch zumindest höflich. Um meinetwillen war es vielleicht besser, wenn ich ihm die Chance ließ auch weiterhin höflich zu bleiben.
„Wir sollten uns besser bemühen den Schein zu wahren, Clark. Wenn sie herausfinden, dass wir von der Presse sind...“, flüsterte ich und wusste doch nicht so recht, welche Konsequenzen das wohl für unseren Artikel haben konnte. Bevor ich noch mehr unkluge Dinge sagte, biss mir selbst auf die Zunge. Irrte ich mich, oder war ich auf dem besten Wege ein Fall für die Klapsmühle zu werden?
„Glaubst du im Ernst, dass uns hier jemand beobachtet, Lois? Außerdem lag dir doch immer so viel an einem professionellen Verhältnis zwischen uns. Ich nehme das Sofa“, fügte er mit einer Endgültigkeit hinzu, dass nicht einmal ich mir noch zutraute ihn umzustimmen.
„Was ist es, Clark? Was hab ich dir getan? Warum willst du auf einmal deinen Job aufgeben? Dir bedeutet diese Zeitung doch genauso viel, wie mir!“, brach es auf einmal aus mir hervor, ohne dass ich mir die Worte zurechtgelegt hätte. „Wir waren Freunde, verdammt noch mal. Was ist daraus geworden?“ fragte ich verzweifelt und eine Spur zu schrill.
Er erwiderte meinen Blick ruhig, sah mich fest an und erst auf den zweiten Blick bemerkte ich das Zittern in seinen Armen, seiner Brust, seinen Augen. Der Schleier zwischen uns war plötzlich verschwunden und ich sah Clark so klar, wie seit Wochen nicht. Ihm war unsere Situation mindestens genauso unangenehm, wie mir. Doch warum kam er dann nicht auf mich zu? Warum sagten wir nicht die Worte, die vielleicht endlich einmal gesagt werden mussten?
„Clark, ich...“ setzte ich an, bereit, die großen, bedeutenden drei Worte zu sagen, die schon seit Wochen über meine Lippen wollten. Doch ich stockte. Es schien mir als schüttelte Clark fast unmerklich den Kopf, als wollte er mich anflehen ihm das nicht anzutun. Dann wandte er sich ab, und die Mauer, die er so hoch um sich gezogen hatte, dass ich ihn kaum wieder erkannte, war zurück an ihrem Platz – so undurchdringlich wie eh und je.
„Ja, ich arbeite gerne beim Daily Planet“, gab Clark schließlich zu. „Aber glaube mir einfach, dass es besser ist, wenn ich gehe. Und nun lass uns das Hotel erkunden, Lois. Wir sind hier um zu arbeiten“, sagte er mechanisch, fast kalt und schritt voran aus dem Zimmer. Traurig folgte ich ihm.
* * *
Nur in meinen Träumen - 7/?
Verfasst:
So 27. Feb 2011, 11:55
von Vega
Die Welt jenseits der Zimmertür war eine andere. So hell und freundlich das Hotelzimmer auch eingerichtet war, im Vergleich mit dem Flur erschien es mir wie eine graue, kalte Zelle. Vielleicht lag es es an dem breiten Lächeln, mit dem Clark mich empfing, als ich die Kälte unseres Zimmers verließ. Ein Pärchen lächelte uns ebenfalls an, strahlte das pure Glück aus. Dieses Eheberatungsinstitut musste wahre Wunder vollbringen können. Clark fühlte sich offenbar durch diese fröhlichen Gesichter unter Druck gesetzt. Jedenfalls zog er mich an sich. Mein Herz begann schneller zu schlagen, füllte meinen ganzen Körper mit Wärme und einem angenehmen Kribbeln. Obwohl mir zuvor wirklich nicht danach gewesen war, breitete sich auch auf meinem Gesicht ein Lächeln aus.
Clarks Hand lag auf meinem Rücken und sein Atem streifte mein Haar, als er vorgab, es zu küssen. Seine Lippen berührten mich nicht wirklich, aber sie kamen nahe genug, um mir den Rest selbst auszumalen. Meine Kopfhaut prickelte und ich schlang meinen Arm ebenfalls um Clarks Hüfte. Er protestierte nicht, sondern ließ mich das Spiel seiner Muskeln unter dem Hemd spüren. Wir wurden ein zufriedenes Pärchen, das ein paar Probleme hatte, sicher, aber nichts Unlösbares.
Gemeinsam folgten wir dem Flur und begegneten noch dem ein oder anderen Paar. Eines war in Bademäntel gehüllt und kehrte lachend und küssend von einem ausgedehnten Bad im Swimmingpool zurück. Ein anderes hielt einfach nur Händchen und tauschte glutvolle Blicke miteinander. Es war als träfen sie eine stumme Verabredung darüber, wie sie die nächsten Stunden zu verbringen gedachten. Unwillkürlich liefen meine Gedanken in dieselbe Richtung. Doch ich war mir bewusst, dass Clark und ich bestimmt nicht auf diese Weise das Bett teilen würden, falls überhaupt.
Und dann geschah es wie aus heiterem Himmel. Clark zog mich an sich, drückte mich sanft gegen die nahe gelegene Wand und verschloss meinen Mund mit einem Kuss. Oder hatte es vielleicht keiner werden sollen? Seine Lippen berührten meine, doch sie öffneten sich nicht. Seine Hände streichelten über meine Arme, erkundeten und liebkosten mich zärtlich. Doch sein Mund blieb verschlossen, als wäre es nicht der Kuss eines Mannes, sondern eher das Spiel zweier Kinder, die einfach nur die Erwachsenen nachahmten.
Das Gefühl war nichtsdestotrotz elektrisierend. Clarks Atem strich über meine Oberlippe und meine Wangen. Ein wohliger Schauer nach dem anderen jagte mir über den Rücken. Plötzlich schmeckte ich seine weichen Lippen. Meine Zunge glitt über die seidige Haut und fand ihren Weg zwischen seinen Lippen hindurch. Mir war nicht klar, ob ich ihn drängte, oder ob er von selbst nachgegeben hatte. Jedenfalls begann er den Kuss zu erwidern.
Wie eine Verhungernde zog ich ihn an mich, holte mir endlich das, wovon ich seit Wochen nur träumte. Ich verlor mich in diesem uralten Tanz, hörte auf zu sehen was um mich herum geschah. Alles was ich fühlte, war diese kleine Stelle auf meiner Zungenspitze, die Clark in alter Vertrautheit begrüßte. Wir hatten uns nicht oft geküsst. Zweimal, wenn ich mich richtig erinnerte. In diesem Moment war ich wieder bei dem Clark, in den ich mich so sehr verliebt hatte. Es war, als wäre er nie weg gewesen, als hätte er sich niemals hinter dieser Mauer aus eisigem Schweigen versteckt. Clark küsste mich leidenschaftlich, drückte mich an sich, bis ich spürte, dass dieser Kuss ihn eindeutig nicht unbeeindruckt ließ. Sein Atem ging schwer. Sanft erforschte seine Zunge meinen Mund, streichelte, liebkoste.
Nur undeutlich und wie aus der Ferne drangen Stimmen an mein Ohr. Clarks Kuss wurde zurückhaltender, seine Zunge ruhiger, bis sie schließlich hinter seine Lippen zurückkehrte. Er hielt mich weiterhin in der gleichen Position fest, doch der Kuss war mit einem Mal vergessen. Nur seine Lippen auf meinen erinnerten noch daran, was soeben geschehen war. Die fernen Stimmen wurden deutlicher, lauter als sie auf uns zu kamen.
„Was hältst du von den Whites?“ fragte eine dunkle männliche Stimme. Mit einem halben Ohr horchte ich auf. Das war der Deckname, unter dem wir uns hier einquartiert hatten. Nicht sehr einfallsreich, aber...
„Ich weiß nicht“, antwortete der Page zurückhaltend. „Könnte etwas sein. Das war die merkwürdigste Stimmung zwischen einem Ehepaar, die ich je erlebt habe. Zuerst schien er kalt wie ein Fisch, aber dann flogen auf einmal die Funken. Ich glaube, dass er sie noch liebt.“
„Haben Sie Geld?“, wollte der erste wissen.
„Weiß nicht. Großzügig war er jedenfalls“, gab der Page zurück.
„Lass uns gehen“, flüsterte Clark an meinem Ohr und trennte sich ruckartig von mir.
Mit meiner Hand in seiner stürmte er voran und ich hatte Mühe hinterher zu kommen. Mein Kopf, der immer noch von Clarks Kuss reichlich verwirrt war, versuchte, einen Sinn in das Gespräch zu bringen. Aber es war zwecklos. Bevor ich nicht die Sache zwischen mir und Clark geklärt hatte, hatte ich ohnehin wenig Hoffnung in nächster Zeit mein altes Reporterselbst zu werden.
„Was sollte das?“, fragte ich Clark leise und wusste nicht genau, ob ich den Kuss oder das Gespräch meinte. Ich war ganz eindeutig ziemlich durcheinander.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Clark und schien sich wohl eher auf das Gespräch zu beziehen. Allerdings schaffte er es kaum, mich anzusehen, als wir schließlich wieder normal gingen - Arm in Arm, wie es die Tarnung verlangte. Mein Magen schlug in meinem Bauch Purzelbäume, verknotete sich und verengte sich mit meinem Hals um die Wette. So konnte das doch nicht weitergehen.
‚Wenn ich mich doch nur bei Gelegenheit mal an meine eigene dritte Regel des Reporterdaseins erinnern würde’, dachte ich kläglich, sagte aber dann doch nichts.
Der Flur war leer, was mich mit einer Mischung aus Erleichterung und Wehmut erfüllte. Eigentlich war ich nicht besonders scharf darauf, von Clark noch mehr verwirrt zu werden. Andererseits sehnte ich mich nach einer Gelegenheit seine Lippen noch einmal an meinen zu spüren. Ich war ohne Zweifel dabei den Verstand zu verlieren.
„Wir scheinen irgendwie ihr Interesse geweckt zu haben. Was auch immer das bedeuten mag“, brachte ich mich mit einiger Anstrengung in das Gespräch ein, um wenigstens so zu tun, als wäre ich noch klar im Kopf. „Um herauszufinden was hier los ist, sollten wir uns dieses Interesse bewahren“, sagte ich mit fester Stimme, beinahe so, als sei von Mad Dog Lane noch etwas in mir.
Clark blieb plötzlich wie angewurzelt stehen und betrachtete mich entsetzt. „Wie... was...“, murmelte er, bleich geworden und mit aufgerissenen Augen. „Lois, das... das geht...du kannst... wir können...“
Sein Atem ging plötzlich schwerer, gerade so als litte er unter einer mittleren Panikattacke. Und dennoch war der kalte Clark mit einem Mal verschwunden. Es war, als hätte er eine Maske abgenommen, die er nun schon so lange trug, dass jeder sie längst für sein Gesicht hielt. Ich konnte Angst in seinen Augen sehen, doch mir blieb schleierhaft worin sie sich begründete. Warum fürchtete er sich so vor meiner Nähe? Glaubte er, dass etwas Schreckliches geschehen würde, wenn wir uns zu nahe kamen?
Ich war verblüfft über diese plötzliche Erkenntnis. Bisher hatte ich gedacht, dass ich die Ängstlichere von uns beiden war. Nach den Männern, die ich kennen gelernt hatte, war das auch nicht weiter verwunderlich. Doch war es tatsächlich die Angst vor einer Beziehung, die ihn so nervös werden ließ? Meiner Erfahrung nach hatten Männer nur dann ein Problem, wenn eine Beziehung über Sex hinausging. Clark hingegen schien sich offenbar schon vor jeder Berührung zu fürchten. Dennoch hatte er mich geküsst.
Inzwischen war er ein paar Schritte zurückgetreten und hatte sich so endgültig aus meiner Reichweite gerettet. Seine Arme hielt er fest an seinen Körper gepresst, so als wollte er auf gar keinen Fall in Versuchung geführt werden. Er zitterte leicht, auch wenn er sich die größte Mühe gab, es vor mir zu verbergen. Verständnislos musterte ich das Bild des Jammers, das ich da vor mir sah. Und dann, wie auf ein geheimes Kommando hob Clark den Kopf und entspannte sich sichtlich.
„Lois, geh doch schon mal nach unten“, murmelte er heiser. „Ich... ich habe etwas im Zimmer vergessen... ich komme gleich nach.“ Es war mehr ein Befehl, als eine Bitte an mich, ihm keine Fragen zu stellen. Aber was sollte ich auch fragen? Es war doch kein Geheimnis, dass er sich nun umdrehen und verschwinden würde. So, wie er es immer tat, wenn wir dabei waren, etwas Persönliches zu besprechen. Allerdings hatte er darüber selten so glücklich gewirkt, wie in diesem Moment.
Und dann sah ich ihm dabei zu, wie er durch den Flur zurück zu unserem Zimmer lief. Ich hatte meine Zweifel, dass es sein tatsächliches Ziel war. Doch ich konnte meine Beine nicht dazu motivieren ihm zu folgen, um mehr herauszufinden. Stattdessen drehte ich mich mit einem Seufzen um und folgte Clarks Wunsch. Ich ging nach unten.
* * *
Nur in meinen Träumen - 8/?
Verfasst:
So 6. Mär 2011, 17:04
von Vega
Der Aufzug war der einzige Ort an dem das romantische Flair des Hotels einen schweren Knacks bekam. Als ich den Fahrstuhl betrat, wurde ich von dem breit lächelnden Gesicht einer LNN Nachrichtensprecherin begrüßt. Grimmig sah ich sie an, erzürnt darüber, dass sie in einer solchen Welt noch lächeln konnte. Worüber eigentlich?
Während sie Nachrichten verlas, zeigte eine Videoeinspielung hinter ihr dramatische Szenen. Eine Laufschrift unter dem Bild ersetzte mir den fehlenden Ton und informierte mich nicht nur über aktuelle Börsenkurse, sondern auch über ein verheerendes Feuer in einer Fabrik. Kleine Feuerwehrmänner kämpften gegen die Flammen, während die LNN Lady ungerührt weiterlächelte.
Nachdem sich die Lippen der Sprecherin noch eine Weile weiterbewegt hatten, füllte schließlich der Bericht über das Feuer den ganzen Bildschirm. Flammen schlugen aus dem Gebäude bis weit in den Himmel. Die Schläuche der Feuerwehr sahen dagegen lächerlich winzig aus. In den meisten Städten hätte dieser Anblick nur atemloses Entsetzen ausgelöst. In Metropolis hingegen war die Hoffnung niemals fern. Und so veränderte sich der Ausdruck in den Gesichtern der Feuerwehrmänner rasch, als eine schmale blau-rote Figur am Himmel auftauchte. Superman rettete mal wieder den Tag.
Mit einem leichten Ruck hielt der Aufzug im Erdgeschoss. Nachdem ein sanftes *Pling* ertönt war, öffneten sich die Türen automatisch und gaben den Blick auf die großzügige Eingangshalle frei. Breite Ledersessel standen in Gruppen zusammengestellt um einige Tische herum. Die meisten davon wirkten so unbenutzt, als hätte sich noch nie jemand auf ihnen niedergelassen. Nur wenige waren besetzt und es herrschte eine geradezu gespenstische Ruhe. Vielleicht empfand ich es auch einfach nur so, weil meine Stimmung nicht die beste war.
Am liebsten hätte ich mich wieder umgedreht, um mich in den Schutz des Hotelzimmers zu flüchten. Aber dann fiel mir wieder ein, dass es dort nur noch einsamer war. Ich entschied zu bleiben, wo ich war. Alles war besser, als von Clark einen weiteren kalten Empfang bereitet zu bekommen. So recht wusste ich allerdings nicht, was wir eigentlich in der Halle gewollt hatten. Ohne besonderes Ziel vor Augen machte ich mich auf den Weg. Ich konnte schließlich nicht den ganzen Tag wie angewurzelt vor dem Aufzug stehen bleiben. Vergebens bemühte ich mich die Atmosphäre des Ortes einzufangen, was Perry sicherlich von mir erwartet hätte. Und ich konnte auch nicht darüber nachdenken, zu welcher Art Story sich das soeben belauschte Gespräch entwickeln mochte.
„Verzeihen Sie, bitte“, jemand räusperte vernehmlich neben mir und riss mich aus meinen Gedanken. Verwundert erkannte ich den Mann mit Bowler wieder.
Mit offenem Mund starrte ich den Mann an. „Was machen Sie denn hier?“, brachte ich mühsam hervor und starrte in das faltige Gesicht des Mannes. Ich hatte ihn in der Redaktion gesehen, doch sonst kam er mir nicht bekannt vor.
„Ich…“, er errötete. „… ich fürchte es ist noch zu früh Ihnen das zu erklären“, fügte er entschuldigend hinzu. „Ich muss sehr dringend mit Mr. Kent sprechen. Können Sie mir sagen, wo er ist?“
„Was wollen Sie denn von ihm?“, ging ich in die Abwehrhaltung und fragte mich, warum ich Clark eigentlich verteidigte. Sollte er doch sehen, wie er klar kam.
„Ich fürchte, dass muss ich ihm persönlich sagen“, wich der Mann mit dem Bowler aus.
„Dann kann ich Ihnen auch nicht weiter helfen“, sagte ich kalt und ließ den kleinen Mann mit dem englischen Akzent stehen. „Rufen Sie ihn im Büro an.“
Ich sah nicht zurück, ging einfach an dem altmodisch gekleideten Mr. Wells vorbei. So hatte er sich vorgestellt. Es war nicht leicht, mich nicht umzudrehen. Den Mann wieder zu sehen, beunruhigte mich ein wenig. Doch ich wollte nicht über ihn nachdenken, nicht über ihn und ganz besonders nicht über Clark.
Stattdessen wanderten meine Gedanken zu dem Mann, der in diesem Augenblick damit beschäftigt war, ein großes Feuer zu löschen. Superman war viel beschäftigt, auch nach Lex Luthors Tod. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er noch sehr viel mehr zu tun hatte als früher. Vielleicht lag es daran, dass der Gegner mehr Köpfe bekommen hatte, nachdem der König des organisierten Verbrechens ein unrühmliches Ende gefunden hatte.
Supermans Besuche bei mir waren selten geworden. Ich hatte ihn schon seit Wochen nicht mehr von Nahem gesehen. Noch versuchte ich mir einzureden, dass es nicht an mir lag. Anfangs war mir das noch leicht gefallen. Aber seit Clark mich weitgehend ignorierte, wurde es zunehmend schwerer nicht zu glauben, dass ich etwas an mir hatte, das Männer im Allgemeinen abschreckte. Unwillkürlich dachte ich an den Abend zurück, an dem ich Superman meine Liebe gestanden hatte.
„Es sind nicht deine Kräfte. Wenn du ein ganz normaler Mann wärst, würde ich dich genauso lieben. Superman, glaubst du dass es eine Zukunft für uns gibt?“ fragte ich sehnsuchtsvoll. Mit klopfendem Herzen stand ich da und wartete auf seine Antwort.
Mein Mut sank, als er zu Boden blickte. Sein Mund wurde schmal und seine Augen so traurig, dass es mir den Atem nahm. Langsam schüttelte er den Kopf.
„Nein“, sagte er leise, aber bestimmt. „Nein, Lois. Das würde nicht funktionieren. Egal, was du für mich empfindest, egal was ich...“, seine Stimme brach. Er ließ die Worte, die hätten folgen sollen, ungesagt. Ich sah ihn schlucken und für einen Moment glaubte ich, er würde nicht weiter sprechen. „Jemand wie ich darf sich nicht an einen Menschen binden. Ich würde dich nur in Gefahr bringen...“ Wieder schwieg er und schluckte, als wäre die Bedrohung, die von ihm ausging noch viel größer, als Worte jemals ausdrücken könnten. „Es... es wird keine Zukunft für uns geben.“
„Findest du nicht, dass ich ein Wörtchen mitzureden habe, wenn es darum geht, was wir riskieren können?“, fragte ich ihn, zornig darüber, dass er eine solche Entscheidung offenbar alleine treffen wollte.
Ich hatte Tränen in den Augen und einen dicken Kloß im Hals. Meine Gedanken überschlugen sich, waren genauso durcheinander wie meine Gefühlswelt. Einerseits flatterte eine Horde Schmetterlinge durch meinen Bauch, angestachelt durch die verschlüsselte Liebeserklärung, die mir Superman gerade gemacht hatte. Andererseits fühlte ich mit jeder Faser meines Herzens, dass er seine Meinung nicht ändern würde, ganz egal, was ich mit ihm anstellte.
„Nicht in diesem Fall, Lois. Nein“, gab er zurück, noch eine Spur leiser als zuvor.
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und noch bevor ich sehen konnte, wie er verschwand, spürte ich eine kräftige Windböe im Gesicht. Superman hatte mich verlassen. Wie versteinert blickte ich auf das offene Fenster, an dem nur noch ein schwankender Vorhang daran erinnerte, dass der Mann aus Stahl jemals da gewesen war.
Damals hatte ich mir geschworen nie wieder ein Wort mit ihm zu sprechen. Aber schließlich hatte ich eingesehen, dass er Recht hatte. Eine Beziehung zu ihm würde mich unweigerlich zur Zielscheibe machen. Nicht, dass ich davor Angst gehabt hätte. Doch wie konnte ich von Superman erwarten, dass er diese ständige Angst auf sich nahm? Nach einigen Wochen stummen Schmollens war unser Verhältnis wieder halbwegs normal geworden. Er kam mich nur noch selten besuchen. Wenn er es tat, sprachen wir meistens über Dinge, die er zufällig erfahren hatte.
„... ich Ihnen eine Massage anbieten?“, holte mich eine sanfte, weibliche Stimme aus meinen Tagträumen.
Verwirrt blinzelte ich sie an und entdeckte verblüfft, dass ich vor einer Tür mit der Aufschrift „Wellness-Oase“ stehen geblieben war. Eine Hotelangestellte lächelte mich freundlich an. Sie trug eine weite, weiße Leinenhose und ein dunkelrotes Poloshirt, auf das das Hotelwappen gestickt war. Ihr Haar war in einem legeren Knoten hochgesteckt. Doch auch ohne die korrekte Kleidung, die die übrigen Hotelangestellten trugen, wirkte sie sofort vertrauenswürdig. Alles an ihr versprach totale Entspannung, ihr Lächeln, ihre muskulösen Oberarme und die einladende Geste, mit der sie in Richtung Tür deutete. Bevor ich noch wirklich wusste, was ich tat, spürte ich, wie ich langsam nickte.
„Oh, hallo Schatz. Da bist du ja!“ Eine zweite Stimme, diesmal männlich, holte mich endgültig in die Gegenwart zurück.
Wie aus dem Nichts war Clark hinter mir erschienen. Sein Haar war etwas feucht und er roch so, als hätte er gerade geduscht. Ich musste mich dazu zwingen ihn nicht mit offenem Mund anzustarren. Vielleicht war es aber auch sein breites Lächeln, das mich so verwirrte. Natürlich galt es mehr der Hotelangestellten als mir, aber in den letzten Wochen waren meine Ansprüche beträchtlich gesunken.
Ein wenig betäubt folgte ich der lächelnden Frau, einfach weil sie so eine einladende Handbewegung machte. Ohne jede Erklärung dafür, wo er eigentlich gesteckt hatte, folgte Clark uns. Er legte seinen Arm um mich und versetzte mich damit immer tiefer in einen Traum, aus dem ich gar nicht mehr erwachen wollte. Selbst wenn alles nur schöner Schein war, warum sollte ich es nicht auskosten, mir nicht einbilden, das alles wahr wäre? Wer wollte denn schon einen solchen Traum gegen die hässliche Realität eintauschen? Vor allem, wenn diese Realität bedeutete, dass Clark nach dieser Story nicht mehr mein Partner sein würde. Ich bestimmt nicht!
Hinter der Tür zur „Wellness-Oase“ lag ein breiter Gang. Gedämpftes Licht erleuchtete ihn schwach, gerade genug, um alles zu sehen. Links und rechts waren Türen im maurischen Stil in die sandfarbene Wand eingelassen. Dicht unter der Decke verzierte ein aufwändiges Ornament die schlichte Wand und die Lampen erinnerten ein wenig an Fackeln. Vor einer der dunkelblauen Türen blieb die Hotelangestellte stehen.
„Schön, dass Ihr Mann gekommen ist. Es ist Teil unseres Programms, dass sich die Partner gegenseitig massieren“, meinte sie freundlich. „Das schafft ein neues Gefühl für Intimität. Genießen Sie die gemeinsame Zeit. Das wird Ihnen helfen, zueinander zu finden. Wir bieten auch Kurse an, falls sie das gerne möchten“, fuhr sie fort und deutete dann einladen auf die Tür. „In diesem Raum werden Sie alles finden, was sie brauchen. Für Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.“ Ihre Hand wanderte zum Türgriff und mit einer weiteren einladenden Geste nötigte sie uns dazu einzutreten. „Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.“ Sie zwinkerte uns zu und schloss dann die Tür hinter uns. Plötzlich waren wir allein.
Nur in meinen Träumen - 9/?
Verfasst:
Do 10. Mär 2011, 22:37
von Vega
Der großzügige Raum war mit einem hellen Holzboden ausgelegt. Die Wände - in einem zarten Rot gestrichen - gaben dem ganzen eine mediterrane Note.
„Was...“, brachte Clark hervor, als wäre er kurz vor dem Ersticken.
Aus seinem Gesicht leuchtete das blanke Entsetzen, als ihm bewusst wurde, wo ich uns hingeführt hatte. Sein Blick glitt unruhig zu der Liege und dann über den Tisch, auf dem eine Reihe von Flakons und Fläschchen standen. Clark zuckte zusammen, als würden diese Dinge von drohendem Unheil künden. Seine Reaktion machte mich auf einmal unglaublich wütend. Was bildete er sich eigentlich ein, wie er mich behandeln konnte? War ich etwa eine Aussätzige, die er einfach so von sich stoßen konnte, wie es ihm gefiel?
„Tarnung, Clark!“, flüsterte ich ihm im dämmrigen Licht zu.
Ich bewegte eher meine Lippen, als dass ich etwas sagte, dennoch klang meine Stimme scharf, fast bissig. Vielleicht würde mir Clark später vorwerfen, ich hätte das alles eingefädelt, um ihn zu quälen. Oder ihn einfach dafür zu bestrafen, dass er mich ignorierte. Doch die Wahrheit war, dass ich selbst völlig überrascht war. Ich hatte nicht geplant in diesem Raum zu landen, schon gar nicht allein mit Clark. Und was ich noch viel weniger geplant hatte, war, dass meine Hände sich selbstständig machten.
Langsam wanderten sie zum obersten Knopf meiner Bluse, öffneten ihn und brauchten dafür unnötig lange. Clarks Blick war inzwischen glasig geworden, sein Gesicht wirkte noch eine Spur blasser und seine Hände verkrampften sich. Es erschreckte mich, ihn zittern zu sehen. Er stand vor mir, rührte sich nicht vom Fleck und blickte mich an, oder sah durch mich hindurch. Ich war mir nicht allzu sicher. Als wäre die Situation nicht schon unangenehm und peinlich genug, begannen meine Finger an dem zweiten Knopf zu nesteln. Wieder zogen sie den Akt des Knopföffnens unnötig in die Länge.
Wollte ich Clark verführen? Die Frage schoss mir unwillkürlich durch den Kopf. Und sie beantwortete sich ebenso schnell. Natürlich wollte ich das. Aber nicht jetzt und nicht hier, nicht wenn er dabei so aussah, als würde er in eine Zitrone beißen. Ich hätte mir gerne eingeredet, dass hier einfach nur mein Reporter-Tarnungs-Instinkt eingesprungen war. Aber dafür beschäftigten sich meine Finger einfach zu intensiv mit den Knöpfen. Inzwischen waren sie beim dritten angelangt.
„Lois“, murmelte Clark und klang dabei hilflos und verloren.
Plötzlich konnte ich seinen Atem hören, der fast unmerklich schneller geworden war. Feine Schweißperlen bedeckten seine Stirn, verschmolzen zu größeren Tropfen und wanderten schließlich langsam über seine Haut Richtung Nase.
„Lois“, wiederholte er atemlos, beinahe flehend.
„Sie erwarten von einem Ehepaar, dass es sich hier eine Zeit lang vergnügt. Immerhin wollen wir uns doch wieder versöhnen nicht wahr? Du willst uns doch nicht auffliegen lassen!“, sagte ich mitleidlos. Es war eine glatte Drohung. Ich hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blitzte ihn böse an. Ein bisschen kam ich mir so vor, als würde ich einem grünen Reporter die Leviten lesen. Doch Clark war längst kein Anfänger mehr. Wenn ich professionell genug war, diese Farce durchzuhalten, dann hatte er es auch zu sein!
Seine Reaktion brachte mich vor Wut langsam, aber sicher zum Kochen. Nicht Erregung, sondern Angst waberte durch den Raum. Clark hatte Angst. Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen, als ich mir das endlich eingestand. Warum machte ich ihm Angst? Wartete Mayson in seiner Wohnung? Fürchtete er, dass er sie betrügen könnte?
Doch dann fiel die Starre von Clark ab, auch wenn sein Körper weiterhin verspannt blieb. Als hätte er einen Stock verschluckt, kam Clark auf mich zu. Meine Finger arbeiteten plötzlich schneller, öffneten die letzten Knöpfe und ich streifte die Bluse ab, bevor mich Clark erreicht hatte. Mein Herz klopfte wie wild von innen gegen meine Brust und meine Gedanken rasten. Ich fragte mich, was wohl in mich gefahren war, dass ich mich so einfach vor Clark auszog.
‚Es ist nur eine Massage, nur eine Massage’, versuchte ich mich zu beruhigen und wiederholte den Gedanken wie ein Mantra, immer wieder und wieder.
Ich kam mir lächerlich vor, wie ich so in Unterwäsche dastand, mein Massage-Mantra wiederholte und darauf hoffte, dass sich der Boden unter mir auftat. Immerhin war ich Mad Dog Lane und hatte beschlossen, es Clark heimzuzahlen. Warf er mir nicht immer vor, mich mit dem Kopf zuerst in Gefahr zu stürzen? Nun, zumindest hatte er mir das früher einmal vorgeworfen. Meinen ganzen Mut zusammennehmend, kletterte ich auf die Liege, legte mich auf den Bauch. Mit flinken Fingern öffnete ich noch den Verschluss meines BHs und verschränkte danach die Arme unter meinem Kopf. Während ich der Dinge harrte, die da kommen sollten, pochte mein Herz wie wild in meinen Ohren.
Clark hatte die ganze Zeit über nichts gesagt. Doch nun, da ich weniger mit mir selbst beschäftigt war, als mit dem, was er tun würde, hörte ich ihn leise seufzen. Seine Schritte waren langsam und ein wenig schwerfällig, so als würde er etwas Schweres mit sich herumtragen. Doch er kam näher, wenn auch offensichtlich unwillig. Ich hob meinen Kopf und blickte ihn an. Mein Gesichtsausdruck musste reichlich grimmig gewesen sein, denn er beschleunigte seine Schritte, griff nach einem Fläschchen Massageöl, das auf einem kleinen Tisch an der Wand stand und drehte es mit zitternden Händen auf.
Behutsam, so als hätte er Angst die Flasche zu zerbrechen, stellte er sie neben mir ab. Der Duft des Öls stieg mir in die Nase, blumig und schwer. Einen guten Geschmack hatte mein Partner ja, so viel musste ich ihm lassen. Für einen kurzen Moment verschwand er aus meinem Gesichtsfeld, kehrte aber bald wieder zurück und trug ein hellbraunes Handtuch, das er über meinen Rücken breitete.
„Also, Lois“, sagte er rau und seine Stimme schaffte es kaum über ein Flüstern hinaus. „Magst du es lieber sanft oder hart?“
Obwohl ich ihn beobachtet hatte, begriff ich erst in diesem Moment, dass er es tatsächlich tun würde. Er würde mich massieren, ohne Zweifel. Das Mantra, das ich mir vorgebetet hatte, erschien mir auf einmal sinnlos. In keinem Fall würde es für mich nur eine Massage sein, nicht, wenn ich mir eigentlich mehr davon erhoffte.
„Sa...sanft“, gab ich zurück und mein Mund wurde dabei ganz trocken.
Über meine Schulter hinweg sah ich ihn kurz an, sah seine schmalen Lippen, als er mir zunickte. Er nahm die Flasche und gab eine kleine Menge Massageöl in seine Handflächen. Ich hörte leise das Reiben seiner Hände, als er das Öl verteilte. Dann berührten seine warmen Finger meinen Rücken, rieben das Öl ein, dessen Duft sich wohlig verbreitete.
Clark begann die Massage langsam. Er legte seine Hände knapp oberhalb meiner Hüfte auf meinen Rücken, und ließ sie meine Wirbelsäule hinauf gleiten, strich über meine Schultern, bis er wieder nach unten wanderte und einen neuen Zyklus begann. Eine angenehme Wärme breitete sich in meinen Muskeln aus und mit jedem Mal kribbelte meine Haut erwartungsvoller, bis er sie schließlich berührte.
„Mmhhh“, stöhnte ich leise, während seine Hände weiter über meinen Rücken wanderten und sich meine Muskeln mehr und mehr entspannten. Wo auch immer er es gelernt hatte, er war großartig in dem, was er tat. Die gleichmäßigen Bewegungen versetzten mich in einen angenehmen Zustand zwischen Schlafen und Wachen.
„Gut so?“ fragte Clark mit heiserer Stimme und klang dabei fast so, als sei er tatsächlich darum besorgt, dass mir seine Behandlung gefiel.
„Jaaa“, antwortete ich gedehnt und genoss die Wärme, die von seinen Händen auf mich überging.
Sie waren weich, weicher, als ich sie bei einem Mann erwartet hatte. Ich spürte ihre Kraft deutlich auf meinem Rücken, auch wenn er sie nicht ganz einsetzte. Die Bewegungen waren genauso beherrscht, wie alles an Clark. Still wünschte ich mir, dass mich das ganze genauso wenig berühren würde, wie es offenbar Clark berührte. Doch jedes Mal, wenn seine Hände gleich einem breiten Fächer über meinen Rücken fuhren, streiften seine Finger meine Brust. Ich wusste nicht, ob ich unter normalen Umständen darauf überhaupt angesprochen hätte. Doch einerseits sehnte ich mich unendlich nach seiner Liebe und andererseits würde er wohl kaum je weiter gehen. Unwillkürlich beschleunigte sich mein Atem und die Wärme begann sich in meinem Bauch auszubreiten.
Ich hatte meine Augen geschlossen und sogleich befand ich mich in dem Traumland, in das ich mich mittlerweile jede Nacht flüchtete. Es war ein Land, in dem Clark sich zu mir hinabbeugte und... Als Clark dazu überging, seine Hände nur mehr entlang meiner Wirbelsäule gleiten zu lassen, hätte ich vor Frustration beinahe aufgeschrien. Selbst der erotischste Moment dieser an sich sehr harmlosen Massage war vorüber gegangen. Warum konnte ich ihn nicht an mich binden, wenn schon nicht im realen Leben, so doch wenigstens in diesem Augenblick. Doch Clark erlaubte es mir nicht, ließ sich nicht beirren und tat einfach, was ich ihm aufgetragen hatte – er massierte mich, vollendet, aber doch ohne die Leidenschaft, die ich so gerne spüren wollte. Warum nur kam ich nicht darüber hinweg?
Mein Rücken brannte, ob vor Wärme oder vor unerfüllter Sehnsucht, konnte ich gar nicht sagen. Clark ließ seine Hände weiterhin auf und ab gleiten, kraftvoll die Muskelstränge neben meinen Wirbeln hinauf und langsam wieder hinab. Ich musste zugeben, dass es sich gut anfühlte. Allein die Wärme war angenehm und gab mir das Gefühl von Geborgenheit. Ich weiß nicht, ob ich mich je zuvor so entspannen konnte, wenn ich auf dem Bauch lag, einem anderen Menschen ausgeliefert. Clark hingegen schien mir eher wie ein Beschützer.
Inzwischen war er dazu übergegangen, wieder breitflächiger zu massieren. Die Wärme seiner Hände breitete sich auf meiner linken Schulter aus. Ich versuchte zu ergründen, was er tat. Was ich spürte, war, dass seine Hände eine Art V bildeten, doch sicher war ich mir nicht. Letztlich war es egal, ich wollte den Moment genießen, so lange er eben dauerte. So wie Clark sich in letzter Zeit verhielt, konnte das nicht mehr allzu lange gut gehen.
Doch als seine Hände auf meinem Rücken liegen blieben, statt sich weiter stetig zu bewegen, war ich überrascht. Der leichte Druck verstärkte sich ein bisschen und ich hielt unwillkürlich den Atem an. Sanft strichen seine Finger über meine Haut, führten zärtlich kreisende Bewegungen aus, die mir eine Gänsehaut verursachten, eine Gänsehaut von der prickelnden, erregenden Sorte. So angenehm es auch war, es passte nicht ins Bild, gehörte nicht zu der Massage. Etwas Weiches kam auf meinem unteren Rücken zu liegen, dass sich wie Stoff anfühlte.
Und dann berührte mich etwas Samtiges an der Schulter, warm und feucht. Ein kehliger Laut vermischte sich mit dem Stöhnen, das mir entschlüpfte, als das warme Etwas an meiner Schulter saugte, sie zärtlich liebkoste und daran knabberte. Für einen Moment war ich wie hypnotisiert, wie gelähmt. Küsste Clark mich gerade? Mein Herz begann laut zu pochen, schneller und immer schneller. Seine Kälte schien mir nicht mehr als eine schemenhafte Erinnerung an einen bösen Traum, der nun endlich ausgeträumt war. Ich fühlte seine Zunge auf meiner Haut und das sanfte Spiel seiner Lippen, während sie fortführten, was seine Hände begonnen hatten.
Ich versank völlig in diesem Gefühl, nahm jede seiner Bewegungen war. Reglos lag ich da und kämpfte mit dem Wunsch mich umzudrehen und den Kuss zu erwidern. Ich wollte seine Lippen nicht nur fühlen, sondern schmecken. Doch ich fürchtete dass der Augenblick genauso kurzlebig war wie eine Seifenblase. Wenn ich auch nur zu hastig atmete, würde der Traum zerplatzen und mich in die alte Realität zurückwerfen. Statt mich zu bewegen genoss ich also, dass Clark langsam und zärtlich meine Schulter mit Küssen bedeckte. Meine Haut prickelte unter seiner Berührung und ich fühlte, wie sich Clarks Wärme von meiner Schulter ausbreitete. Ein tiefes Verlangen begann in meinem Bauch zu glühen.
Doch der magische Moment wurde abrupt beendet. Zuerst verließen mich seine Lippen und dann schlug eine Tür zu. Als ich aufblickte, war Clark verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Mein Herz klopfte immer noch laut in meinen Ohren und eine feuchte Stelle an meiner Schulter zeugte davon, dass ich nicht nur geträumt hatte. Langsam richtete ich mich auf und zog das Handtuch, auf dem ich gelegen hatte, über mich. Meine Schulter kribbelte noch von seiner Berührung. Wie ein Phantom schwebte die Erinnerung über mir und ließ mich doch nur mit einer Ahnung davon zurück, was hätte sein können.
„Clark?“, fragte ich sinnloser Weise. Ich wusste doch längst, dass er nicht da war. „Verdammt, Clark, warum tust du mir das an?“, fluchte ich leise, doch nicht weniger inbrünstig. Es war die nächste Frage, die unbeantwortet bleiben musste.
Nur in meinen Träumen - 10/?
Verfasst:
So 13. Mär 2011, 18:55
von Vega
Eine lähmende Enttäuschung breitete sich in mir aus. Am liebsten wäre ich einfach für immer in diesem Zimmer sitzen geblieben. Doch ein Teil von mir wollte Clark gerne den Hals umdrehen. So kämpfte Mad Dog Lane mit jener anderen, schüchternen, verletzten Lois, deren Rücken sich noch an die zärtlichen Küsse erinnerte. Wut und Enttäuschung rangen für eine ganze Weile stumm miteinander. Ich wusste nicht, ob ich Clark konfrontieren sollte, oder ob es nicht klüger war, die Flinte ins Korn zu werfen. Ich hatte genug von diesem Spiel und wollte die Fronten ein für alle mal klären. Wenn Clark nicht wusste, was er von mir wollte… nun ich konnte ihm diese Entscheidung genauso gut abnehmen.
Mad Dog Lane wollte sich jedoch nicht einfach zurückziehen, sie wollte Clark ins Gesicht sagen, was sie von ihm hielt. Also stand ich auf und raffte die Kleiderstücke zusammen, die in einer missglückten Mischung aus Theaterspiel und Verführungsversuch gefallen waren. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich mitgemacht hatte, dass ich Clark dazu angestiftet hatte, mir weh zu tun. Hastig zog ich mich wieder an, als wäre ich dann vor den bösen Erinnerungen geschützt.
Falls es möglich war, so trat ich den Rückweg in noch gedrückterer Stimmung an als den Hinweg. In einem musste ich Clark ja Recht geben - es war wirklich nicht Perrys beste Idee gewesen, uns hierher zu schicken. Hatte unser Chefredakteur überhaupt eine Ahnung, wie schlimm die Dinge zwischen uns standen? Ich hätte meine Zweifel gehabt, wenn ich Perry nicht so gut kennen würde. Wenn jemand die Dinge klar sah, dann er. Allerdings wusste ich nicht so genau, ob wir erfüllen konnten, was er bezweckt hatte.
Ich verließ die Wellness-Oase und durchquerte die Hotelhalle. Diesmal blickte ich weder nach links noch nach rechts, sondern strebte einfach dem Aufzug zu. Sicher war ich nicht, dass ich Clark in unserem Hotelzimmer finden würde. Aber eine bessere Idee hatte ich auch nicht. Der triste Aufzug mit den Nachrichtenbeiträgen gefiel mir dieses Mal besser. Etwas anderes als die stumme, unentwegt lächelnde Nachrichtensprecherin hätte ich in diesem Augenblick wohl nur schwer ertragen. Wieder fuhr ich allein nach oben, wofür ich ebenfalls dankbar war. So konnte ich in aller Ruhe meine Fäuste ballen und auf die holzvertäfelten Seitenwände starren, statt ein sich küssendes Pärchen mit Blicken zu töten. Dem Spiegel am anderen Ende der Kabine schenkte ich lieber keine Beachtung.
Wieder hielt der Aufzug mit einem Ruck. Die Türen öffneten sich langsam und gaben den Blick auf den hellen Hotelgang frei, den Clark und ich vor etwas über eine Stunde hinunter gegangen waren, auf dem wir uns geküsst hatten... Ich schloss meine Augen für einen Moment und rief mich zur Ordnung. Ich wollte nicht wieder ins Träumen abgleiten. Damit hatte ich schon mehr als genug Zeit verbracht, ohne dass es mir weitergeholfen hätte.
Schnellen Schrittes eilte ich den Flur entlang und kannte nur ein Ziel. Ich wollte die Begegnung mit Clark hinter mich bringen, ich wollte, dass es endlich vorbei war. Es war dumm von mir gewesen, mir jemals Hoffnungen zu machen und ich ahnte, dass ich erst abschließen konnte, wenn ich den Spuk beendet hatte. Auf die eine oder andere Weise.
Mein Herz klopfte wild, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte. Die Tür sprang auf und ich stürmte ins Zimmer. Halb hatte ich erwartet Clark beim Packen zu sehen, doch die Koffer standen unberührt in einer Ecke. Im Badezimmer rauschte die Dusche. Dort also steckte mein Partner. Ich konnte nicht ganz fassen, was ich da hörte. Er ließ mich halbnackt auf dem Massagetisch im Stich um Duschen zu gehen? Hatte er nicht erst geduscht, bevor er mit mir zusammen in die Wellness-Oase gegangen war? Er konnte doch unmöglich jedes Mal duschen gehen, wenn er plötzlich verschwand!
Unwillkürlich hielt ich den Atem an und schlich näher. Die Tür zum Badezimmer war nur angelehnt. Für einen Moment überlegte ich, ob ich nicht einfach umdrehen sollte. Es gehörte sich nicht jemandem beim Duschen zuzusehen. Doch meine Neugier gewann rasch die Oberhand. Ich zog die Tür auf und spähte hinein. Clark stand völlig verkrampft unter dem Wasserstrahl. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, die er gegen die Wände der Duschkabine gepresst hatte. Wasser lief in Strömen über seine perfekte Brust hinab. Seine Lippen bewegten sich stumm.
Er bemerkte mich nicht einmal. Clark stand einfach nur mit geschlossenen Augen da und duschte reglos. Mein Blick glitt über seinen perfekt geformten Bauch, der hinter dem gesprenkelten Glas nur schemenhaft zu sehen war. Meine Wangen glühten, als ich erkannte, dass die Massage nicht spurlos an Clark vorbeigegangen war.
„Oh, mein Gott“, murmelte er leise und ein tiefes Stöhnen entwich seiner Kehle. Ich verspürte den Drang zu gehen, ihn allein zu lassen. Doch es war, als wäre ich an die Stelle gekettet. „Was soll ich bloß tun?“, fragte er heiser in die Stille hinein.
Eine seiner Fäuste rutschte die Glaswand hinab und öffnete sich langsam. Während er sich mit der anderen Hand abstützte, wanderte die nun frei gewordene Hand langsam tiefer... Ich schloss die Augen, wollte nicht bei diesem intimen Moment zuschauen. Doch schließlich blinzelte ich und stellte fest, dass Clark es nicht getan hatte. Seine freie Hand schwebte reglos in der Luft.
„So geht das nicht weiter“, wies er sich selbst zurecht. „Ich kann nicht jedes Mal...“ Er schluckte und stöhnte auf. „Ich muss damit aufhören...“ Clark klang sehr verzweifelt, sein Atem ging schwer und er zitterte am ganzen Körper.
Seltsamerweise hatte ich mich vorher gar nicht gewundert, was er dort eigentlich trieb, abgesehen vom Offensichtlichen jedenfalls. Warum stand er unter der Dusche? Gab es keinen angenehmeren Ort für das, was er vorhatte und zu dem er sich offenbar nicht durchringen konnte? Hatte er befürchtet, dass ich ihn erwischen würde? Aber warum hatte er dann die Tür zum Bad nur angelehnt?
Und plötzlich wurde mir bewusst, dass kein Wasserdampf aufstieg. Jedenfalls war es nicht so viel, wie ich erwartet hätte. Clark duschte immerhin schon eine ganze Weile. Ein bisschen verwundert bemerkte ich, dass er seine Socken noch trug. Auf einmal verstand ich – Clark duschte kalt.
„Oh, verdammt!“ Der Fluch drang so laut und plötzlich aus seiner Kehle, dass ich unwillkürlich zurückwich und aus dem Zimmer stolperte. Nie zuvor hatte Clark in meiner Gegenwart seine Stimme erhoben. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich ihn schon fluchen gehört hatte. „Verdammt!“, hörte ich ihn noch einmal. Es klang etwas gedämpfter, und beinahe erstickt.
Schließlich kam ein dumpfer Schrei aus dem Bad. Es klang ein bisschen wie ein Name, doch sicher war ich mir nicht. Mein verwirrter Verstand versuchte mir einzureden, dass er nicht Mayson gerufen hatte. Doch in Wahrheit konnte ich es einfach nicht ertragen, dass er an sie dachte, während er mich massierte. In seinen Gedanken hatte er vermutlich sie geküsst. Ich begann zu zittern, konnte kaum atmen. Clark liebte Mayson Drake, so sehr, dass er es kaum aushielt, von ihr getrennt zu sein.
Ich konnte nicht fassen, was ich gesehen hatte. Beschämt und ebenso verstört schlich ich aus dem Hotelzimmer, ohne so recht zu wissen, wohin ich nun gehen sollte. Mit einem Seufzer lehnte ich mich von außen an die Zimmertür und versuchte zu begreifen, was los war. Ich erinnerte mich an das Wechselbad der Gefühle, dass ich mit ihm durchlebt hatte.
Nur in meinen Träumen - 11/?
Verfasst:
Do 17. Mär 2011, 19:18
von Vega
Zufrieden, aber auch ein wenig traurig schaute ich auf den schön gedeckten Tisch. Mit einem Seufzer entzündete ich die Kerzen und fragte mich, ob sie wohl an diesem Abend nur für mich leuchten würden. Es war Weihnachten und zum ersten Mal seit Jahren hatte ich beschlossen zu feiern. Meine Familie würde nicht kommen, aber das war vielleicht besser so. Ich hatte Perry eingeladen, aber er war vermutlich an diesem Abend bei seiner Alice. Jimmy hatte nicht abgesagt, aber bis er nicht tatsächlich vor der Tür stand, war bei ihm gar nichts sicher. Clark wollte die Weihnachtsfeiertage bei seinen Eltern in Smallville verbringen. Und Superman – nun, ich erwartete nicht ernsthaft, dass er an einem Abend wie diesem auftauchen würde. Immerhin war er ein viel beschäftigter Mann. Und wer konnte schon wissen, ob Kryptonier dieses Fest überhaupt feierten.
Auch dies würde ein einsames Weihnachten werden, da machte ich mir keine Illusionen. Doch während ich mich kurz im Spiegel betrachtete und einen letzten Blick auf mein Kleid warf, hoffte ich heimlich auf ein Wunder. Kurz darauf geschah das, womit ich beinahe nicht gerechnet hatte – es klingelte an der Tür. Mit klopfendem Herzen ging ich hin und machte auf. Clark stand plötzlich mit einem Lächeln vor mir und streckte mir ein kleines Päckchen entgegen.
„Fröhliche Weihnachten, Lois“, sagte er und strahlte über das ganze Gesicht.
Vermutlich war es jener Abend gewesen, an dem Clark mir letztendlich den Kopf verdreht hatte. An das letzte Weihnachtsfest erinnerte ich mich immer noch wie im Traum. Wir hatten einen wunderschönen Abend verbracht, miteinander getanzt und schließlich die Sterne betrachtet. An diesem Abend war er der beste Freund gewesen, den ich mir nur hatte wünschen können. Das ganze Jahr über hatte Clark mir zur Seite gestanden. Er hatte mich bei einer erneuten Begegnung mit Lex Luthor geschützt, er hatte mir geholfen meine Schwester vor einem großen Fehler zu bewahren. Ohne es recht zu bemerken, hatte ich mich immer mehr in ihn verliebt. Doch je mehr ich seine Nähe gesucht hatte, desto weiter hatte er sich von mir entfernt.
Wie ein Häufchen Elend hockte ich auf dem Boden vor unserem Hotelzimmer und lehnte mit dem Rücken an der Tür. Ich wusste, dass ich aufstehen sollte. Früher oder später würde jemand vorbei kommen und mich so sehen. Es wäre peinlich, in jeder Hinsicht. Clark und ich sollten hier doch zueinander finden. Dieses Hotel war unglaublich, geradezu qualvoll romantisch. Es gab keine Möglichkeit, der Atmosphäre zu widerstehen – eigentlich. Auf mich hatte sie jedoch den völlig entgegengesetzten Effekt Meine Beine fühlten sich kraftlos an und ich konnte mich nicht dazu bringen, mich zu bewegen.
Plötzlich lag ich flach auf dem Boden und schaute in das Gesicht des Mannes, der mich in so große Verwirrung gestürzt hatte. Sein Mund war zu einem überraschten ‚Oh’ geöffnet, doch er sagte nichts. Erschrocken rappelte ich mich wieder auf und versuchte mir wenigstens ein bisschen Würde zu bewahren. Was war bloß mit mir los? Ich erkannte mich kaum wieder. Als wäre in dem Massageraum nichts geschehen, streckte Clark mir seine Hand entgegen und half mir auf.
„Ist alles in Ordnung, Lois?“ fragte Clark mich besorgt.
Dafür, dass er vor wenigen Minuten noch fluchend unter der Dusche gestanden hatte, wirkte er nun ziemlich aufgeräumt. Nur sein feuchtes Haar zeugte noch vom Vorgefallenen. Er trug ein weißes Hemd und ziemlich enge Jeans. Die sonst unvermeidliche Krawatte hatte er im Koffer gelassen. Clark zog mich mit sich in das Hotelzimmer und drückte die Tür geradezu hastig ins Schloss. Dann schaute er mich reichlich zerknirscht an.
„Es tut mir Leid, dass ich vorhin davongelaufen bin“, sagte er bedrückt. „Das war unangebracht.“
„Ja, allerdings“, gab ich bissig zurück und blitzte ihn böse an. „Was soll das, Clark? Warum verhältst du dich so? Was habe ich getan, dass du mich so hasst?“ fragte ich ärgerlich, während ich versuchte, meine Verzweiflung zu verbergen.
Clarks Augen weiteten sich vor Schreck. „Aber ich hasse dich doch nicht, Lois! Das könnte ich nie“, rief er entsetzt. „Ich weiß, ich bin dir in letzter Zeit kein guter Freund gewesen“, murmelte er verlegen und wurde dabei eine Spur blasser. „Das tut mir Leid, Lois. Es tut mir so Leid.“
„Du verhältst dich mehr als eigenartig! Willst einfach so den Planet verlassen! Kannst du mir vielleicht endlich verraten, was hier eigentlich gespielt wird?“, rief ich wütend und fühlte, wie mir die Tränen die Wangen herunter liefen. Das hatte ich nicht geplant. Ich wollte nicht, dass Clark mich weinen sah. Dass es dennoch geschah, machte mich nur noch wütender. „Ich gebe ja zu, dass ich nicht besonders begeistert bin von Mayson. Aber deshalb musst du mich doch nicht gleich fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel! Wir waren mal Freunde, Kent. Hast du das etwa vergessen?“, fragte ich ihn und funkelte ihn böse an. Meine Hände waren zu Fäusten geballt, kampfbereit.
Clark schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe es nicht vergessen, Lois“, sagte er gepresst. „Nur habe ich mir alles etwas leichter vorgestellt...“
„Was hast du dir leichter vorgestellt, Clark? Ist sie es? Ist es Mayson, die uns auseinander bringen möchte?“, schrie ich ihn an. Die Wut herauszulassen, machte es einfacher, nicht zu weinen. „Zutrauen würde ich es ihr ja“, fügte ich halblaut hinzu und stellte erschrocken fest, dass ich meine Gedanken tatsächlich in Worte gefasst hatte. Meine Erstarrung hielt jedoch nicht lange und so konnte ich fortfahren, bevor Clark die Chance hatte, mich zu unterbrechen. „Sie ist nicht gut für dich, merkst du das nicht? Nachdem ich schon nicht auf deinen guten Rat mit Luthor gehört habe, könntest du auf meinen hören. Sie vereinnahmt dich völlig, Clark! Du verlierst dich, wenn du weiter mit Mayson zusammen bist. Das ist sie nicht wert“, erklärte ich schließlich und mein Atem flog.
„Lois, ich liebe...“, begann er, doch ich konnte es nicht ertragen, ihn das sagen zu hören.
„Ich weiß, dass es nicht einfach ist“, unterbrach ich ihn stattdessen. Keiner wusste besser als ich, wie es war, unglücklich verliebt zu sein. Doch das würde ich ihm nicht sagen. Ich konnte es einfach nicht. Es würde nur in weiteren Tränen enden, meinen Tränen, wenn er mir erklärte, dass er nicht so für mich empfand. „Das ist es nie.“
„Lois, ich...“ setzte Clark noch einmal an.
„Warum möchtest du den Daily Planet verlassen, Clark? Sag es mir!“, forderte ich energisch.
Clark sah mich mit großen, traurigen Augen an. „Das habe ich dir bereits erklärt“, entgegnete er mühsam beherrscht.
Dieses Gespräch setzte ihm offenbar nicht weniger zu als mir. Seine Stimme klang rau, so als hätte auch er einen dicken Kloß im Hals. Irrte ich mich, oder schimmerten seine Augen feucht? Er hielt die Hände zu Fäusten geballt und zitterte, obwohl er sich offenbar alle Mühe gab, es zu unterdrücken.
„Nein, hast du nicht“, erwiderte ich und merkte, wie ich meine Fäuste ebenfalls ballte.
„Na schön, dann habe ich dir meine Gründe also nicht genannt“, brach es plötzlich aus ihm hervor. „Aber auch wenn ich es dir erkläre, wird es nichts an der Tatsache ändern, dass ich gehe. Und ich möchte nicht darüber sprechen, Lois.“ In seiner Stimme lag eine so deutliche Drohung, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken jagte. Erschrocken blickte ich Clark an. Er musste meine Reaktion wohl richtig gedeutet haben, denn sofort ließ er seine Schultern sinken und schaute mich traurig an, während sich seine Hände sichtbar entspannten. „Es tut mir Leid, Lois. Ich wollte nicht so... so scharf klingen, wirklich nicht. Aber ich kann nicht mit dir darüber sprechen, wirklich, ich kann es nicht“, fügte er kraftlos hinzu und wandte sich von mir ab.
Eine Weile lang sagte keiner von uns beiden etwas. Ich war viel zu beschäftigt damit, mir zu überlegen was Clark wohl haben mochte, dass er nicht darüber sprechen konnte. Währenddessen starrte mein Partner aus dem Fenster, als gäbe es dort draußen etwas zu sehen. Doch ich wusste, dass es nur eine Verlegenheitsgeste war. Wie konnte es nur so weit mit uns gekommen sein, dass wir uns nichts mehr zu sagen hatten? Gerade als ich ihn das fragen wollte, erlöste uns ein Klopfen aus der unangenehmen Stille.
„Mr. und Mrs. White?“ Die Stimme klang dumpf von der anderen Seite der Tür zu uns herein. „Sind Sie da?“
Obwohl Clark am Fenster gestanden hatte, scheinbar meilenweit weg, war er doch als erstes bei der Tür. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, angeknipst wie eine Lampe. Er öffnete die Tür und wir blickten in das Gesicht einer gut gekleideten Frau mittleren Alters. Ihre Haare waren streng zurückgekämmt und in ihrem dunklen Kostüm nahm sie sich in diesem Hotel ein wenig farblos aus. Unweigerlich fühlte ich mich an eine meiner Lehrerinnen erinnert.
„Das ist aber schön, dass ich Sie so schnell gefunden habe“, strahlte die Frau und wirkte auf einmal viel netter. „Mein Name ist Mrs. Arnold und ich bin Ihre Ansprechpartnerin hier während Ihres Aufenthalts. Ich bin gekommen, um mit Ihnen den Ablauf des ersten Abends zu besprechen“, erklärte sie dann geschäftsmäßig.
„Ablauf?“, fragte Clark einigermaßen verwirrt und nahm mir damit die Worte förmlich aus dem Mund.
„Natürlich“, bestätigte sie nichts sagend und lächelte uns wieder an. „Der erste Abend beinhaltet natürlich das Dinner“, führte sie auf. „Außerdem haben wir eine Kommunikationsübung vorgesehen.“
Langsam dämmerte mir wieder, dass wir uns in einer Art Paartherapie befanden. Auch Clark schien ein Licht aufgegangen zu sein, denn er blickte nicht mehr ganz so verwirrt. Stattdessen nickte er langsam.
„Eine Kommunikationsübung“, stellte er fest. „Wie darf ich mir das vorstellen?“ Er klang vorsichtig, als würde er angesichts therapeutischer Verfahren ein gewisses Misstrauen empfinden.
Mrs. Arnold lächelte noch immer, während sie wie selbstverständlich zwischen uns hindurch in das Zimmer schritt. Ihre Bewegungen zeugten von ihrem Selbstbewusstsein. Mit hoch erhobenem Kopf, geradem Rücken und gestrafften Schultern drehte sie sich zu uns um.
„Wir haben einige Themen für Sie vorbereitet, und bitten Sie sich an diesem Abend ausschließlich darüber zu unterhalten“, sagte sie schließlich. Von der Seite konnte ich sehen, wie Clark eine fragende Augenbraue hob. Ich war offenbar nicht die einzige, der das aufgefallen war. „Die Themen werden am Tisch ausliegen und sollten alle angesprochen werden. Die vorgegebene Reihenfolge ist nicht zwingend zu befolgen, doch in ihrem eigenen Interesse wäre es gut, wenn sie alle durchgehen, auch wenn es Ihnen unangenehm ist“, fügte sie hinzu und machte eine bedeutungsschwere Pause, während sie uns beide ernst musterte. „Ziel dieser Übung ist es, zu begreifen, dass Offenheit und Ehrlichkeit wichtige Elemente einer Beziehung sind.“ Sie deutete ein Nicken an und wandte sich zum Gehen. „Wir freuen uns, Sie als Gäste unseres Instituts zu begrüßen“, erklärtes sie noch, bevor sie die Tür öffnete und uns allein ließ. Ungewöhnlich einmütig starrten wir die Tür an, die hinter ihr ins Schloss gefallen war.
Nur in meinen Träumen - 12/?
Verfasst:
So 20. Mär 2011, 11:55
von Vega
* * *
Wie genau es mir gelungen war, Arm in Arm mit Clark ins Hotelrestaurant zu kommen, wusste ich nicht mehr. Ich fand mich einfach plötzlich elegant gekleidet an einem der Tische wieder. Das war natürlich Unsinn, schließlich konnte ich nicht einfach mit dem Finger schnippen und im nächsten Augenblick mitten im perfekten Date sitzen. Clark hatte sein lässiges schwarzes T-Shirt gegen einen dunklen Anzug getauscht. Er sah absolut umwerfend darin aus. Jeder Versuch diese Tatsache zu ignorieren, war zum Scheitern verurteilt. Mein Partner hatte offenbar beschlossen, dieses Spiel mitzuspielen.
Das Restaurant war in dämmriges Licht getaucht und nur der Schein der Kerze auf unserem Tisch erhellte flackernd Clarks Gesicht. Er schaute mich wieder entspannt an, lächelte sogar, was mein Herz unwillkürlich schneller schlagen ließ. Dieses Auf und Ab der Gefühle machte mich langsam aber sicher mürbe und ich fragte mich, ob Clark nicht vielleicht Recht hatte. Ich konnte diese Achterbahnfahrt nicht mehr lange ertragen und musste endlich den Gedanken aufgeben, ihn doch noch für mich zu gewinnen. Ahnte Clark, was ich für ihn empfand? Wenn es so war, warum quälte er mich dann mit diesem unglaublich atemberaubenden Lächeln?
„Also, womit wollen wir beginnen?“, fragte Clark und seine Finger glitten über die Liste, als wäre es die Menükarte. Da wir längst bestellt hatten, war jede Verwechslung ausgeschlossen. Clark wollte das erste Gesprächsthema festlegen.
Ich überflog meine Liste und sah auf Anhieb einige völlig unverfängliche Themen, aber auch eines, bei dem mir der kalte Schweiß ausbrach. Konnte Clark dieselbe Liste haben wie ich? Seine Stirn runzelte sich nicht einmal.
„Von wem hast du deinen ersten Kuss bekommen?“, fragte ich aus einem plötzlichen Impuls heraus, den ich mir selbst nicht ganz erklären konnte.
„Hey, die Frage steht nicht auf meiner Liste“, protestierte Clark gutmütig. Herausfordernd schaute er mich an, genauso wie damals, als er mir erklärt hatte, das ‚Dummi’ kein Wort war.
„Aber auf meiner“, gab ich zurück, tippte auf die entsprechende Zeile und fühlte, wie mein Magen sich verkrampfte. Wir hatten tatsächlich nicht dieselben Listen – dieser Abend würde eine Katastrophe werden.
„Na, wenn das so ist“, meinte Clark und bedachte mich mit einem weiteren Lächeln. „Ihr Name war Lana Lang, sie lebte auf der Nachbarfarm in Smallville und hatte es in der zehnten Klasse eindeutig auf mich abgesehen.“ Er lachte bei der Erinnerung, wurde jedoch rasch wieder ernst und ich konnte einen traurigen Zug um seinen Mund entdecken. Etwas schien ihn zu bedrücken. Was immer es war, blieb nur einen Augenblick sichtbar, bevor es wieder verschwand.
„Mochtest du sie?“, fragte ich, neugierig, ob ich herausfinden konnte, was der traurige Ausdruck zu bedeuten hatte.
„Nun, um ehrlich zu sein, hatte ich sie lieber, als sie mich noch nicht zu ihrem zukünftigen Freund erkoren hatte. Ich mochte sie… ja… und wir waren ein paar Mal verabredet. Aber wirklich zusammengepasst haben wir nie. Für Lana war es immer wichtig, überall beliebt zu sein, die Freundin des Quaterback, was in einer Kleinstadt halt so dazugehört...“, antwortete Clark und machte nicht den Eindruck, dass ihm das Thema unangenehm war. Er hob sein Weinglas an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck, bevor er es wieder hinstellte.
„Und du warst nicht der Quaterback?“, fragte ich, froh über das Thema, das offenbar keine Fettnäpfchen für mich bereithielt. Hatte ich mich in Bezug auf Clarks Gesichtsausdruck getäuscht?
„Nein“, gab er amüsiert zurück. „Ich habe mein Bestes gegeben, um nicht ausgewählt zu werden“, sagte er mit einem schalkhaften Leuchten in seinen Augen.
„Du hast auf eine solche Position in der Football-Mannschaft verzichtet, um diese Lana loszuwerden?“, prustete ich erstaunt und war froh, dass ich nicht meinerseits an meinem Wein genippt hatte. Vermutlich wäre sonst nun das ganz Tischtuch voll roter Sprenkel.
„Das war einer unter vielen Gründen“, erklärte Clark leichthin. „Ich denke, nun bin ich dran, oder?“ Sein Blick glitt über seine Liste, dann schaute er mich nachdenklich an. Seine Finger spielten mit dem Stiel des Weinglases, er schob es sachte hin und her, offenbar ohne wirklich zu bemerken, dass er das tat. „Wer ist deine beste Freundin?“, fragte er dann.
„Du“, gab ich ohne jedes Zögern zurück.
„Ich?“ Seine Augen weiteten sich erstaunt. „Wirklich? Nach allem...“ Er sprach nicht weiter, aber das musste er auch gar nicht. Ich wusste, was er dachte. Wenn ich ehrlich war, so überraschte meine Antwort mich selbst ein wenig.
„Ja, auch wenn du keine Frau bist und das müsstest du ja sein, wenn ich dich als Freundin bezeichne, nicht wahr?“ Ich machte ein Geräusch, das ein bisschen nach nervösem Kichern klang. „Aber ja, wenn ich es recht bedenke – niemand kennt mich so gut wie du, Clark. Nicht einmal Lucy, die einer besten Freundin noch am nächsten käme. Ich habe dich gern und ich vertraue dir, auch wenn es gerade nicht so gut läuft zwischen uns. Alles in allem hoffe ich noch immer...“
Mein Herz schlug plötzlich wie ein Dampfhammer und alle falsche Gelassenheit fiel von mir ab. Ich stockte, als mir bewusst wurde, dass ich gerade auf dem besten Weg gewesen war, Clark meine Liebe zu gestehen. Die Worte lagen mir schon förmlich auf der Zunge. Nur ein kleiner Schubs und sie würden herunterfallen, ihm vor die Füße plumpsen und alles zerstören, was vielleicht noch an Freundschaft übrig war.
„Lois“, sagte Clark sanft und legte seine Hand auf meine. Er ließ sie dort ruhen, scheinbar unbeeindruckt davon, dass seine Berührung einen Stromstoß nach dem nächsten durch meinen Körper sandte. Ein wohliges Kribbeln breitete sich unaufhaltsam in mir aus. Das Vernüftigste wäre gewesen, meine Hand wegzuziehen. Aber das brachte ich nicht fertig. „Ich würde so gerne dasselbe über dich sagen“, meinte er traurig und es war nur der Ausdruck in seinen Augen, der bewirkte, dass seine Worte nicht verletzend klangen. „Doch so fürchterlich, wie ich mich in letzter Zeit benommen habe, verdiene ich keine Freundin wie dich“, fügte er hinzu, um dem Gesagten endgültig die Spitze zu nehmen.
„Clark, warum bemühen wir uns dann nicht darum, dass es wieder wird wie früher? Willst du mir nicht endlich sagen, was zwischen uns steht, damit wir daran arbeiten können?“, bat ich ihn erneut, schaute ihn dabei flehend an und erntete doch nicht mehr als ein Kopfschütteln.
„Ich kann nicht, Lois. Im Grunde ist da auch nichts, dass uns daran hindern würde, Freunde zu sein. Nichts außer meiner galoppierenden Dummheit“, er lächelte schief und sah dabei immer noch so traurig aus, dass es mir förmlich das Herz zerriss.
Ich wollte ihn gerne in den Arm nehmen, ihn küssen, damit der Schmerz nicht mehr so schlimm war. Aber wenn ich ehrlich war, glaubte ich nicht, dass er das gut aufnehmen würde. Einmal abgesehen davon litt ich unter der Situation vermutlich noch viel mehr als mein Partner mit dem Hundeblick. Einen Moment lang kämpfte ich mit mir, versuchte mir einzureden, dass ich mutig genug war, um den ersten Schritt zu tun. Doch dann flüchtete ich mich lieber in die Aufgabe dieses Abends.
„Wenn du ein Tier wärst, welches würdest du gerne sein?“, wechselte ich ziemlich abrupt das Thema und fragte mich, warum ich von allen Fragen auf meiner Liste ausgerechnet diese ausgesucht hatte. Vermutlich, weil ich auf Anhieb keine Möglichkeit für Fettnäpfchen erkennen konnte.
Clark sah mich nachdenklich an und ich versuchte herauszufinden, ob er wohl froh über den Themenwechsel war. Jedenfalls hatte er im ersten Augenblick ziemlich irritiert gewirkt. Doch der traurige Ausdruck verschwand endgültig und wurde von einem Lächeln abgelöst, dass mein Herz erneut klopfen ließ. Unabsichtlich war ich vom Regen in der Traufe gelandet. Wenn Clark weiter so breit lächelte, würde ich meinen Verstand am Ende dieses Abends unter Garantie verloren haben.
„Das ist eine schwierige Frage“, wand er sich und verbrachte eine Weile damit, seine Brille gerade zu rücken. Dann räusperte er sich. „Ich glaube, ich wäre gerne ein Hund.“
„Ein Hund?“, fragte ich fassungslos und griff hastig nach meinem Weinglas, um mich davon abzuhalten, Clark nicht einfach anzustarren. „Du wärst gerne ein Hund?“, wiederholte ich dennoch, und konnte mich nicht dazu bringen, an meinem Wein zu nippen. Mein Blick klebte förmlich auf ihm.
„Was ist daran so schlimm?“, gab Clark arglos zurück, während ich mir meinen Partner als Hund vorstellte - mit Leine und wedelndem Schwanz. Es wollte einfach nicht passen.
„Hunde sind nicht frei, sie tun immer was ihr Herrchen will...“, legte ich los, doch Clark unterbrach mich schnell mit einem herzlichen Lachen.
„Ich sehe schon, du wärst lieber eine Katze – mit freiem Willen, ungebunden. Sie hat ihre Familie fest im Griff, sieht sich aber selbst nicht als Teil davon“, meinte Clark und schaffte es irgendwie diese Eigenschaften negativ klingen zu lassen. „Ich würde meine Freiheit aufgeben, um Teil von etwas zu sein...“, fuhr er dann leise und sehnsüchtig fort. Den Blick fest auf das Tischtuch geheftet, nahm nun Clark das Weinglas in die Hand, trank hastig daraus und stellte es wieder hin. „Würdest du mich für einen Augenblick entschuldigen, Lois?“, fragte er dann, stand auf und eilte in Richtung Toiletten davon.
Verwirrt starrte ich ihm nach. Warum nur hatte ich den Eindruck, dass es keine volle Blase war, die ihn vom Tisch vertrieben hatte? Wieder einmal war er mitten in einem ernsten Gespräch verschwunden und gern hätte ich gewusst, wohin er tatsächlich ging. Er konnte doch nicht jedes Mal Zuflucht unter der Dusche suchen! Nervös blickte ich zur Uhr, um festzustellen, dass nicht halb so viel Zeit vergangen war, wie ich angenommen hatte. Unser Essen war noch nicht gekommen und wir hatten noch zwei lange Listen voller aufgezwungener Gesprächsthemen vor uns. Bisher war es gar nicht so schlecht gewesen, aber als mein Blick erneut auf meine Liste fiel, verkrampfte sich mein Magen.
<Hast du mich betrogen?> , stand ganz oben auf meinem Zettel.
Wie sollte diese Unterhaltung nur aussehen? Technisch hatte Clark mich nicht betrogen. Wenn wir von unserer Rolle als Ehepaar White ausgingen, spielte Mayson jedoch schon die Rolle der Geliebten. Ein einfaches „Ja“ als Antwort war vermutlich schon mehr, als ich an diesem Abend ertragen würde. Doch das war wohl kaum als Unterhaltung zu bezeichnen. Einmal abgesehen davon hatte dieser Punkt Unterpunkte, weitere Fragen, die ich Clark stellen musste, wenn er ja sagte. Unwillkürlich nahm ich noch einmal einen Schluck Wein, um meine aufkeimende Panik zu unterdrücken.
„Ms. Lane?“, fragte jemand neben mir leise. Fast hätte ich mich an meinem Wein verschluckt, als ich wieder in das Gesicht des Engländers blickte.
„Was wollen Sie nun schon wieder, Mr. Wells?“, sagte ich mit schneidender Stimme, doch leise genug, dass nicht das ganze Lokal uns hören würde. „Ich habe Ihnen doch schon in der Halle gesagt, dass sie sich gedulden müssen, bis wir ins Büro zurückkommen.“
„In der Halle?“, gab er verwirrt zurück und starrte mich verständnislos an. „Dann bin ich offenbar nicht ganz da, wo ich hinwollte. Gute Güte, diese Reisen bringen mich noch ganz durcheinander. Was mache ich denn jetzt?“, murmelte er mehr zu sich selbst gewandt. „Verzeihen Sie Ms. Lane. Ich wollte nicht stören“, entschuldigte er sich rasch und verbeugte sich. Dann eilte er aus dem Lokal und ließ mich noch verwirrter zurück. Reichte es denn nicht, dass ein Mann ständig vor mir floh?
Nur in meinen Träumen - 13/?
Verfasst:
Mi 23. Mär 2011, 17:16
von Vega
* * *
„Ich wünsche Ihnen guten Appetit“, sagte der Kellner freundlich und blickte mit gerunzelter Stirn und gequältem Lächeln auf den leeren Stuhl mir gegenüber. „Hoffentlich kommt Ihr Mann bald zurück. Es wäre schade, wenn wir das Essen für ihn aufwärmen müssten. Dann schmeckt es bestimmt nicht mehr so gut.“ Mit einem leichten Kopfnicken verabschiedete er sich, blickte auf und lächelte sichtbar erleichtert. Er hatte Clark vor mir entdeckt. Mein Partner kam mit geröteten Wangen zu uns herüber und hatte ein verlegenes Lächeln aufgesetzt.
„Du warst lange weg“, tadelte ich ihn mit einem bedeutsamen Blick zur Uhr, deren Zeiger inzwischen um zwanzig Minuten vorgerückt war.
„Es tut mir sehr Leid, Lois“, erwiderte Clark zerknirscht, wartete dann aber, bis der Kellner weg war, bevor er endlich weiter sprach. Ich merkte, dass ich mit den Fingern ungeduldig auf den Tisch trommelte, während ich meinem angeblich besten Freund wütende Blicke zuwarf. „Ich... ich wurde aufgehalten.“
„Ach ja? Wodurch denn, Clark? Hat der Reißverschluss geklemmt?“, zischte ich ihm zu, nahm mein Besteck und schwor mir, Clark für den Rest des Abends einfach geflissentlich zu ignorieren. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich sehr zu meiner Zufriedenheit, dass er dunkelrot geworden war. Grimmig hieb ich auf eine Kartoffel ein, spaltete sie erst in zwei Teile, dann in drei, bis unversehens Brei aus ihr geworden war.
„Lois...“, setzte Clark zu einer Erklärung an, aber er kam nicht weit.
„Weißt du was“, unterbrach ich ihn rüde, „ich will es gar nicht wissen“, fügte ich mit einem demonstrativen Schulterzucken hinzu. Mochte er auf der Herrentoilette und unter der Dusche doch treiben, was immer er wollte. „Es wäre nur schön, wenn du dir ein bisschen Mühe geben würdest unsere Ehe für einen einzigen Abend aufrecht zu erhalten.“ Eine zweite Kartoffel wurde zum Opfer meiner Wut und ich begann mich zu fragen, warum nicht ich diejenige war, die einfach davonlief.
„Du hast Recht, und es tut mir Leid, Lois“, sagte Clark leise und sah mir mit besorgter Miene dabei zu, wie ich die Kartoffeln bearbeitete. Viel würde nicht von ihnen übrig bleiben und ich mochte zerstampfte Kartoffeln nicht einmal besonders. „Ich... ich habe draußen wieder etwas gehört“, flüsterte mir Clark dann zu und nickte bedeutungsvoll, als ich ihn fragend ansah. Verwirrt runzelte ich meine Stirn und versuchte zu begreifen, wovon er sprach. Was konnte er auf einer Toilette schon gehört haben, sofern er denn dort gewesen war? „Der Hotelpage beobachtet uns weiter.“
„Du meinst...“ Plötzlich fiel mir wieder ein, was wir vor ein paar Stunden auf dem Flur vor unserem Zimmer gehört hatten. Eine schöne Reporterin war ich, wenn ich die einzige Spur, die in diesem Hotel vielleicht nach einer Story roch, schon vergessen hatte.
„Wir sollten vielleicht besser nicht hier darüber sprechen“, erklärte Clark dann. „Das Thema steht nicht auf unserer Liste.“ Seine Augen blitzten und für einen kurzen Moment erkannte ich meinen besten Freund Clark wieder. „Wo hättest du deine Flitterwochen gerne verbracht?“, wechselte er im Handumdrehen das Thema und stürzte mich damit in neue Verwirrung.
Ich wollte den Streit nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen. Schon gar nicht, wenn er mir zerstampfte Kartoffeln eingebracht hatte, die nun in Soße schwammen. Ein offener Kampf wäre mir lieber gewesen, als nun erneut zu unserer alte Tradition zurückzukehren und, nun ja, nicht über unsere Probleme zu reden.
Flitterwochen – Clark hatte vielleicht Nerven.
Aber wir saßen schließlich zusammen an einem Tisch, umringt von anderen Pärchen, die vermutlich nur darauf warteten, dass hier etwas Interessantes geschah.
„Wir hatten keine Flitterwochen, Clark“, antwortete ich schließlich eine Spur ungehalten und lud mir den ersten Bissen auf die Gabel, bevor ich noch etwas Schlimmeres anstellte. Herausfordernd sah ich ihn an, wollte ihm stumm zu verstehen geben, dass es nun an ihm lag, dieses Gespräch in Gang zu halten. Ich hatte mir wirklich genug Mühe gegeben, ein gutes Verhältnis zu ihm aufzubauen.
„Ich weiß“, antwortete er schlicht. „Es ist ja auch eher eine hypothetische Frage, nicht? So wie ich dich kenne, würdest du deine Flitterwochen am liebsten auf der Jagd nach einem Pulitzer verbringen“, neckte er mich gutmütig. „Oder hattest du mit Lex etwas Besonderes geplant?“ Auch Clark begann zu essen und schaute mich dabei fortwährend an.
„Wieso musst du jetzt ausgerechnet wieder auf ihn zu sprechen kommen?“, fragte ich giftig und jagte meine Gabel in ein Stück Fleisch. „Nein, ich habe nichts dergleichen mit ihm geplant. Lex hat geplant, aber das war dir doch sicherlich klar.“ Musste er mich wirklich auf meinen unübertroffen schlechten Männergeschmack ansprechen? Es war doch schon schlimm genug, dass er den krönenden Abschluss meiner Liste bildete. Von notorischen Lügnern und untreuen Kerlen hatte ich mich letztlich zu einem Mann vorgearbeitet, der einfach gar kein Interesse an mir hatte.
„Entschuldige bitte, Lois“, erwiderte Clark, ehrlich zerknirscht. „Also, wohin würdest du gerne, wenn Geld keine Rolle spielte?“, formulierte er seine Frage wie eine Art Friedensangebot. Wieder erschien das berühmte Clark-Lächeln auf seinem Gesicht, dass es mir unmöglich machte, ihm wirklich dauerhaft böse zu sein. Diese Macht hatte er schon immer über mich gehabt. Dazu hätte ich mich gar nicht erst in ihn verlieben müssen.
„Wohin ich möchte?“, wiederholte ich und beschloss schweren Herzens, mich auf das Spiel einzulassen. „Sonne, Strand, Meer...“, sagte ich träumerisch und begann sogleich, mir auszumalen, wie es wohl wäre, mit meinem alten Clark auf einer einsamen Insel zu leben. Ich sah uns am Strand toben, in den Wellen, nass bis auf die Haut, aber dennoch wahnsinnig glücklich. Meine Phantasie glich einem kitschigen Film. Die Küsse darin entstammten eher aus einer fernen Vergangenheit, in der Clark noch der liebenswerte, grüne Reporter gewesen war.
„Letztlich wäre es mir völlig egal, wo ich bin, Clark“, hörte ich mich plötzlich sagen. „Es kommt darauf an, mit wem man seine Flitterwochen verbringt – auf den richtigen Mann.“ Ich schaute ihn ernst an und entdeckte in seinen Mundwinkeln ein amüsiertes Lächeln.
„Wer hätte das gedacht, Lois L...“, es gelang ihm gerade noch rechtzeitig den Nachnamen zu verschlucken, als er sich offenbar wieder darüber bewusst wurde, wo wir uns befanden. „...ist eine echte Romantikerin.“ Clark seufzte theatralisch und sah mich schon wieder mit diesem spitzbübischen Ausdruck an, von dem ich Herzklopfen bekam. „Und trotzdem hattest du seit der Sache mit Lex noch kein einziges Date“, fügte er leise hinzu und musterte mich besorgt.
Ich rollte mit den Augen. „Sind wir tatsächlich wieder bei diesem Thema angekommen?“, fragte ich ungehalten. „Ich hatte Dates, Clark“, versetzte ich zornig.
„Ach ja? Mit wem? Lenny Stoke? Ich glaube kaum, dass der als Date zählt“, widersprach Clark und schüttelte noch einmal bekräftigend den Kopf.
„Ich habe sogar gerade in diesem Augenblick ein Date, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte“, bemerkte ich spitz.
Clark verschluckte sich und begann zu husten. Mit einer gewissen Befriedigung beobachtete ich, wie er um Luft rang. Dennoch fühlte ich Tränen in meinen Augen brennen. Wie konnte er nur? Wie konnte er mir nur ein Date mit einem anderen Mann vorschlagen, als ginge es um nichts weiter als ein paar Schuhe?
<Du könntest wenigstens so tun, als ob du ein kleines bisschen eifersüchtig bist>, dachte ich traurig, während ich ihn über den Rand meines Weinglases hinweg beobachtete. Clark hustete noch einmal ungerührt, klopfte sich kräftig mit der Faust auf die Brust und beruhigte sich sofort wieder. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu, den er vermutlich noch nicht einmal bemerkte. Konnte er nicht wenigstens den Anstand haben, sich vor aller Augen zu blamieren, wenn er schon meine Gefühle so mit Füßen trat?
„Hast du mich betrogen, Clark?“, fragte ich zischend und blitzte ihn böse an. Ich war entschlossen ihn nicht vom Haken zu lassen, bevor er nicht endlich sämtliche Karten vor mir auf den Tisch gelegt hatte.
„Was?“, keuchte er und wurde plötzlich blass.
„Du hast mich schon verstanden“, erwiderte ich kalt. „Hast du eine Geliebte, eine kleine Freundin, die dir die einsamen Nächte versüßt?“ Ich stellte mein Glas wieder auf den Tisch, dass es klirrte.
„Das... das kann doch unmöglich auf deinem Zettel stehen“, würgte Clark hervor und schaute mich flehend an. Erwartete er allen Ernstes, dass ich jetzt in Lachen ausbrach und ihm gestand, dass ich nur Witze gemacht hatte? Unbarmherzig schob ich meine Karte mit Fragen zu ihm hinüber.
„Wenn du es ohnehin schon liest, kannst du gleich auch noch die Unterpunkte beantworten, Clark“, setzte ich noch hinzu und beobachtete, wie Schweißperlen auf die Stirn meines Partners traten. Seine Augen flogen förmlich über den Zettel, doch er musste wohl oder übel anerkennen, dass ich diese Frage ganz offiziell stellen dürfte. „Angesichts deiner Treffen mit Mayson gehe ich mal davon aus, dass deine Antwort auf meine erste Frage ‚Ja’ lauten wird. Nicht wahr?“ Mein eigenes Herz verkrampfte sich schmerzhaft, denn ich war mir nicht sicher, ob ich auch bereit war, die Konsequenzen zu tragen.
Mit zitternden Händen schob Clark die Karte mit meinen Fragen wieder zurück zu mir. Es dauerte eine Weile, bis er von seinem Teller aufsah und mir ins Gesicht blickte. Er sah wirklich fürchterlich aus, mindestens genauso elend, wie ich mich bei dieser Sache fühlte. Kein Wunder, dass er nicht mit mir in dieses Hotel hatte fahren wollen. Doch dann schien Clark sich zu fassen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Ich habe mich von Mayson getrennt, Lois“, sagte er heiser. Seine Stimme war leiser, kaum mehr als ein Flüstern, doch ich verstand ihn deutlich. „Wir sind ein paar Mal ausgegangen, mehr war nicht zwischen uns.“ Clarks Lippen wurden schmal und ich konnte seine Anspannung erkennen. Er atmete hörbar ein und aus. Seine Augen fixierten mich, als gäbe es außer mir nichts anderes in diesem Restaurant. „Ich würde sie nicht als meine Geliebte bezeichnen“, fügte er rau hinzu.
Völlig verwirrt sah ich Clark an. Ich hatte ihn doch mit Mayson gesehen, hatte ihre Küsse gesehen. Gestern noch hatte Clark sich mit Mayson für den Abend verabredet. Um sich von ihr zu trennen? Das konnte ich mir kaum vorstellen. Schließlich war er verrückt nach dem blonden Gift. Hatte sie ihn nicht sogar unter die Dusche getrieben?
„Ach ja? Und was war sie dann Clark? Ich hätte wirklich gedacht, dass du nicht der Typ für flüchtige Bettgeschichten bist“, entgegnete ich, wütend darüber, dass er tatsächlich glaubte mich so belügen zu können. „Obwohl – hattest du nicht mal was mit Cat?“, fragte ich böse.
„Nein“, erklärte Clark mit zusammen gebissenen Zähnen. „Ich habe nie mit Cat geschlafen, und mit Mayson auch nicht.“ Mit diesen Worten sprang Clark auf und stürmte davon. Ich nahm nicht an, dass er schon wieder auf die Toilette wollte.
Wie vor den Kopf geschlagen sah ich meinem Partner nach. Dass es Mayson nicht gelungen sein sollte, Clark zu verführen, war mehr als ich begreifen konnte. Sie hatte sich wirklich alle Mühe gegeben. Beruhigend fand ich diese Tatsache allerdings nicht. Wenn Clark nicht einfach so auf ein schnelles Abenteuer aus war, musste ihm Mayson mehr bedeuten als ich ohnehin schon befürchtet hatte. Doch warum hatte er sich dann von ihr getrennt? Oder hatte sie ihn verlassen und er konnte das nun einfach nicht mit seinem männlichen Stolz vereinbaren?
Ich war noch immer damit beschäftigt, die Tür anzustarren, durch die Clark das Restaurant verlassen hatte, als ein freundlich lächelnder Keller an den Tisch trat.
„Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses“, sagte er überschwänglich und stellte einen wunderbar duftenden Teller mit Mousse au Chocolat vor mich hin. „Kommt ihr Mann zurück?“, fragte er mich dann besorgt. Sein Lächeln wirkte zwar freundlich, aber nicht ganz echt. Vielleicht befürchtete er, Clark und ich könnten die Erfolgsquote des Hotels zunichte machen. Was würde er wohl sagen, wenn er erst erfuhr, dass wir gar nicht verheiratet waren?
„Nein, ich glaube er kommt nicht zurück“, antwortete ich mit echtem Bedauern. „Er fühlt sich nicht gut“, setzte ich hinzu und fragte mich warum ich schon anfing Ausreden für ihn zu erfinden. Sollte es tatsächlich so weit mit mir gekommen sein? „Das Essen war wirklich sehr lecker“, erklärte ich noch zusammenhanglos, bevor ich meinen Löffel in die Mousse tauchte. Der Kellner lächelte mich weiter an, nickte knapp und schlich von dannen.
Schließlich war ich allein mit dem Traum aus Schokolade, der süß und leicht auf meiner Zunge zerging. Der Geschmack hatte etwas so Tröstliches, dass mir auf einmal mit aller Macht bewusst wurde, wie unglücklich ich eigentlich war. Tränen stiegen mir in die Augen und nur der nächste Löffel Nachtisch schien mich vor dem endgültigen Zerfall bewahren zu können. Niemals hatte ich Schokolade so dringend benötigt, wie an diesem Abend, auch nach meiner Beinahe-Hochzeit mit Lex Luthor nicht. Ahnte Perry eigentlich, was er Clark und mir mit dieser Reise angetan hatte?
* * *
Nur in meinen Träumen - 14/?
Verfasst:
Fr 25. Mär 2011, 19:00
von Vega
* * *
Beton klebte in meiner Kleidung, in meinem Haar, auf meiner Haut. Mir war es egal, ich hatte nicht um Meinetwillen nach Superman gerufen. Dr. Hamilton hatte in seiner Naivität zwar schlimme Fehler begangen, aber er war ein guter Mann. Er verdiente eine zweite Chance. Was mich anging, so hatte ich wenigstens einen Moment darüber nachgedacht, einfach im Beton zu sterben. Wollte ich denn wirklich ein Leben ohne Clark? Einsam und allein und ohne ihm jemals gesagt zu haben, wie sehr ich ihn liebte?
Doch nun hatte mein einsames Leben mich wieder und ich schämte mich für diesen Gedanken. Clark war gestorben, um mich zu beschützen. Es war meine Pflicht dieses Geschenk in Ehren zu halten. Während ich also in Beton gehüllt vor Superman stand und ein Frösteln mich überlief, schwor ich mir, in Zukunft vorsichtiger zu sein.
„Ist alles in Ordnung, Lois?“, fragte Superman besorgt und musterte mich mit einem merkwürdigen Ausdruck. Seine Augen waren geweitet und er schien sich nicht sicher zu sein, ob er bleiben oder wegfliegen sollte. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mit seiner ganzen Aufmerksamkeit bei mir war.
„J..ja“, antwortete ich leise und dann, als ich länger darüber nachdachte, schüttelte ich den Kopf. „Nein. Clark... ich weiß nicht ob noch einmal alles in Ordnung kommen wird“, murmelte ich traurig. Doch ich verspürte auch eine gewisse Erleichterung darüber, dass ich es endlich jemandem gesagt hatte, dass ich endlich ausgesprochen hatte, was ich empfand. „Superman, ich vermisse ihn so“, brach es aus mir heraus und ich spürte diesen Kloß in meiner Kehle, der immer dann entstand, wenn ich meine Tränen nur mühsam unterdrücken konnte. Es war nie schwerer gewesen, als in diesem Moment. „Mein bester Freund ist...“, fuhr ich fort und spürte, dass ich es nicht aussprechen konnte. „Ich vermisse ihn so...“, wiederholte ich bedrückt. Meine Tränen begannen zu fließen, rannen in Sturzbächen meine Wangen hinunter. Ich konnte sie nicht stoppen und das wollte ich auch nicht länger.
Superman schaute mich gequält an. Ich wusste, oder ahnte wenigstens, dass er sich genauso große Vorwürfe wegen Clarks Tod machte wie ich. Seine Lippen öffneten sich, als wollte er etwas sagen, aber stattdessen nickte er mir nur kurz zu, murmelte etwas und stieg in den Himmel auf. Ich nahm an, dass er sich lieber um die bösen Jungs kümmerte, als in ein Gespräch mit mir einzusteigen. Wir beide hatten einen Verlust erlitten und jeder musste auf seine Weise damit fertig werden.
Ich schaute auf Dr. Hamilton, der kläglich neben mir stand und immer noch mit seinem Niesanfall beschäftigt war. Die Kleider klebten ihm am Leib und er zitterte. Auch er hatte verloren, sein Traum war zerbrochen. Superman würde dafür sorgen, dass die Klone, die er geschaffen hatte, kein Unheil mehr anrichten konnten. Es war für uns alle eine schlimme Nacht. Als in der Ferne eine Gestalt auftauchte, fürchtete ich, dass es so schnell auch nicht besser werden würde. Ich hatte keine Sirenen gehört, aber das wollte nichts heißen. Sobald Superman verschwunden war, tauchte unweigerlich die Polizei auf. So war es immer gewesen, und so würde es auch heute sein. Nach den letzten, zermürbenden Tagen hatte ich für eine weitere Befragung keine Kraft mehr.
„Es tut mir alles so Leid“, schniefte Dr. Hamilton und sah mich zerknirscht an. Es war nicht das erste Mal, dass wir zu diesem Gespräch ansetzten.
„Niemand konnte ahnen, dass es so weit kommen würde“, versuchte ich ihn zu trösten und rieb mir die Augen.
„Ich werde ganz bestimmt nie wieder mit Genen experimentieren“, schwor er mir. „Sobald ich in mein Labor komme, werde ich dort alle Aufzeichnungen vernichten.“
Ich nickte. Ich hatte keinen Zweifel, dass er das tun würde. Dr. Hamilton mochte einen schlimmen Fehler begangen haben, aber immerhin hatte er Gelegenheit daraus zu lernen. Ich war mir sicher, dass ich nie wieder jemanden wie Clark kennen lernen würde. Die Lektion, die ich gelernt hatte, kam zu spät. So sehr ich es mir auch wünschte, ich konnte Clark meine Liebe nicht mehr gestehen.
Die Gestalt aus der Ferne war näher gekommen. Meine Augen begannen mir Streiche zu spielen, wie so oft in den letzten Tagen. Der Mann, der auf uns zukam, ging wie Clark, fasste sich an die Brille wie Clark und ließ mein Herz vor Sehnsucht laut klopfen. Seit er vor mir auf dem Boden zusammengebrochen war, sah ich Clark überall. Er war der Mann auf der anderen Straßenseite, der Mann im Café, der Mann neben dem Kiosk. Und die Halluzination hörte nicht auf. Je näher der Mann kam, desto mehr war ich überzeugt, dass ich tatsächlich Clark vor mir sah. Und schließlich, obwohl ich mich davon abhalten wollte, obwohl ich wusste, dass das nur peinlich enden konnte, rannte ich auf ihn zu und schloss ihn in die Arme.
„Clark, Clark“, rief ich wie betrunken und erwartete halb, dass er mich von sich stieß.
„Lois“, antwortete er leise und ließ meine stürmische Umarmung zu.
Minutenlang presste ich mein Gesicht an seine Schulter und sog den vertrauten Duft ein. Es kümmerte mich nicht, dass ich ihn mit Beton verschmierte. Dieser Traum war zu gut um ihn mit lächerlichen Bedenken über die Sauberkeit von Kleidung zu verderben. Mein gequälter Verstand hatte alles zu dem Mann zusammengefügt, den ich mir so sehnlich zu sehen wünschte. Alles schien echt zu sein, der Duft, das Gefühl ihn in den Armen zu haben, die Wärme, die von ihm ausging und der Hauch seines Atems, der über meinen Kopf strich. Sogar seine Stimme klang, wie sie klingen sollte, tröstete mich und nahm die Verzweiflung von mir.
Es war mir egal, ob Clarks Anwesenheit nur ein weiteres Zeichen dafür war, dass ich endgültig meinen Verstand verloren hatte. Solange er nur wieder da war, konnte ich gut auf meinen Verstand verzichten. Doch was ich nur für einen kurzen Moment schieren Glücks gehalten hatte, blieb. Clark blieb, genauso fest und körperlich, wie er sich angefühlt hatte, als ich über ihn hergefallen war. Seine Stimme blieb, genauso dunkel und tröstlich, wie sie immer gewesen war. Ich trat einen Schritt zurück und sah in das liebe Gesicht meines Partners, des Mannes, in den ich mich verliebt hatte. Einzig sein Lächeln war nicht mit ihm zurückgekehrt. Er wirkte ernst, fast verhärmt, während er mir erzählte, wie es zu seiner wundersamen Rückkehr gekommen war.
Ich tauchte aus meiner Erinnerung auf. Das Zimmer um mich herum war dunkel. Wie lange ich schon hier saß, konnte ich allenfalls erahnen. Ein Blick auf die Uhr hätte mich sicher aufgeklärt, aber den schaffte ich einfach nicht. Nur schemenhaft konnte ich den Nachttisch neben dem Bett erkennen, die Lampe darauf und die Tür, hinter der das Badezimmer lag. Mehr wollte ich auch nicht sehen. Ich suhlte mich lieber in meinem Elend und wartete darauf, dass die Zimmertür geöffnet wurde, damit ich nicht länger allein war. Allein, wie damals, als ich geglaubt hatte, dass Clark für immer von mir gegangen war. Unwillkürlich war die Erinnerung gekommen und mit ihr die Frage, die ich mir in letzter Zeit oft gestellt hatte. Warum war Clark zurückgekommen? Wenn es ihm so schwer fiel in meiner Nähe zu sein, hätte er mir doch nicht sagen müssen, dass er noch lebte.
Bevor ich so recht wusste, was ich eigentlich tat, griff ich nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Der Ruf ging durch, es klingelte ein paar Mal am anderen Ende und dann wurde abgehoben. Es folgte ein kurzer Moment der Stille, dann ein Räuspern und dann...
„Lucy Lane“, meldete sich meine Schwester. Für einen Moment war ich wie gelähmt. Meine Zunge klebte am Gaumen. Wie konnte es sein, dass ich meine Schwester angerufen hatte? Ich kannte ihre Nummer nicht einmal auswendig, und doch... „Hallo? Ist da jemand? Lois, bist du das?“, fragte Lucy mit einem geradezu untrüglichem Gespür, das mich immer wieder erstaunte.
„Ja“, erwiderte ich kraftlos und überlegte, was ich nun weiter sagen sollte.
„Du rufst spät an“, bemerkte Lucy und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es stimmte. Auf der Uhr neben dem Bett leuchteten erstaunlich viele knallig rote Nullen. War wirklich so viel Zeit vergangen? „Ist es wegen Clark?“, wollte Lucy wissen, neugierig, nicht ablehnend, wie ich es vielleicht bei einem solchen Anruf gewesen wäre.
„Er ist noch nicht zurückgekommen“, sagte ich leise. „Wir haben zusammen gegessen, dann ist er aufgestanden und verschwunden. Und er ist noch immer nicht zurück.“ Es blieb einen Moment still in der Leitung. Lucy atmete am anderen Ende, dachte vermutlich nach und schwieg. „Wir haben gestritten“, fügte ich hinzu, weil ich das Gefühl hatte, noch etwas sagen zu müssen. „Zumindest glaube ich das.“ Mein Herz pochte in meinen Ohren, einmal, zweimal, dreimal.
„Worüber denn?“, fragte Lucy schließlich. „Was ist passiert, Lois?“
Ich erzählte ihr von dem Dinner, von dem erzwungenen Gespräch über unsere sogenannte Beziehung, oder was davon übrig war. Von der letzten Frage und vor allem von Clarks Reaktion darauf, berichtete ich etwas ausführlicher. Lucy hörte geduldig zu, während ich ihr mein Herz ausschüttete. Langsam spürte ich, dass ich ruhiger wurde, wenn auch nicht sehr.
„...ich weiß auch nicht, Luce“, schloss ich endlich. „Vielleicht sitzt er jetzt gerade an der Bar und betrinkt sich ganz fürchterlich.“ Unwillkürlich musste ich bei dem Gedanken schlucken. Ich konnte mir Clark eigentlich gar nicht betrunken vorstellen. Er war immer so beherrscht, so korrekt. „Ich habe ihn nie mehr als ein Glas Wein trinken sehen“, fügte ich hinzu, nicht unbedingt an Lucy gewandt.
„Hast du Clark mal gefragt, warum er so reagiert?“, wollte meine Schwester wissen, dieses Mal eindeutig die Vernünftigere von uns beiden. Ihre Stimme war ruhig, sie klang konzentriert und geduldig, auch wenn es viel zu spät für ein solches Gespräch war.
„Ja“, gab ich leise zurück. „Er will nicht darüber reden.“
„Warum?“, fragte Lucy erstaunt.
„Darüber will er auch nicht reden“, antwortete ich und bekam urplötzlich einen hysterischen Lachanfall. „Weißt du, Lucy“, erklärte ich atemlos. „…das ist doch komisch. Endlich bin ich mal bereit dazu, mich einem Mann zu öffnen und dann ist er verschlossen wie eine Auster.“ Ich lachte weiter, bis mir die Tränen die Wangen hinunter liefen und aus meinem Lachen heftige Schluchzer wurden. Lucy ertrug auch das mit Geduld. Sie sagte nichts, doch ich konnte sie am anderen Ende der Leitung leise atmen hören. „Ich halte das nicht mehr länger aus“, sagte ich schließlich tonlos.
„Ich weiß, Lois“, sagte sie mitfühlend. „Soll ich zu dir kommen?“, bot sie dann an. „Wenn ich mich jetzt ins Flugzeug setze, kann ich morgen früh bei dir sein.“ Unwillkürlich liefen mir mehr Tränen die Wangen hinunter.
„Aber…du…hast doch gar keine Zeit…“, sagte ich stockend.
„Und kein Geld“, fügte sie hinzu. „Aber ich höre doch, dass du mich brauchst, Lois. Du bist meine Schwester und ich habe dich lieb.“
„Oh, Lucy“, ich schluchzte nur noch heftiger. „Das ist wirklich sehr lieb von dir. Aber ich denke, das ist nicht nötig. Ich weiß zwar nicht, warum Clark sich so seltsam verhält, aber ich wäre nicht Lois Lane, wenn ich das nicht herausfinden könnte.“ Wen versuchte ich eigentlich zu überzeugen, Lucy oder mich selbst? „Wie auch immer, ich komm schon zurecht“, sagte ich leise und versuchte gegen den Kloß in meinem Hals anzusprechen. Dann hörte ich plötzlich ein kratzendes Geräusch an der Tür des Hotelzimmers. „Lucy, ich muss Schluss machen“, beeilte ich mich zu sagen. „Ich glaube Clark kommt zurück. Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast.“ Mit diesen Worten legte ich auf, ohne meiner Schwester noch die Chance zu lassen, etwas zu erwidern.
Wie gebannt saß ich auf dem Bett und wartete ab. Das Kratzen wurde lauter, dann hörte ich etwas, was wie ein leiser Fluch klang. Für einen Moment blieb es still, beinahe gespenstisch still. Ich konnte meinen eigenen Atem hören und mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren wie Donner. Kam Clark nun herein, oder wollte er die Nacht vor der Tür verbringen? Oder, und bei diesem Gedanken beschleunigte sich mein Puls noch sehr viel mehr, war er es am Ende gar nicht?
Aus dem Kratzen wurde ein Klopfen, erst zaghaft und dann kräftiger. „Lois?“, hörte ich Clarks Stimme leise von jenseits der Tür. „Lois, kannst du die Tür öffnen?“, bat er rau.
Es dauerte einen Moment, bis ich mich aus meiner Starre gelöst hatte und begriff, dass Clark keinen Schlüssel hatte. Der war in meiner Tasche geblieben, als er so unvermutet aus dem Restaurant gestürmt war. Langsam stand ich vom Bett auf und ging ins Nebenzimmer, um die Tür zu öffnen. Meine Gedanken rasten, während ich die kurze Strecke hinter mich brachte. Verzweifelt versuchte ich mir zurechtzulegen, wie ich auf Clark reagieren sollte.
Auf seinen Anblick war ich trotzdem nicht vorbereitet. Clarks Gesicht war grau, müde und völlig abgespannt. Eine kräftige Fahne wehte mir entgegen. Der Geruch von Alkohol irritierte mich. Seine Schultern hingen kraftlos herunter, die Krawatte hing lose um seinen Hals.
„Du hast getrunken“, stellte ich entsetzt fest. Meine Wut auf ihn war gründlich verflogen.
„Ja, ziemlich viel“, gab er unumwunden zu. „Hat nicht geholfen“, er lachte auf, klang etwas hysterisch dabei und schüttelte den Kopf. „Wie könnte es auch…“, seufzte er verzweifelt. Es war nicht an mich gewandt. „Wie könnte es auch“, wiederholte er ernüchtert und schaute mich offen an. Sein Blick war erstaunlich klar, sein Rücken gerade. „Es tut mir so Leid“, sagte er leise und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „So Leid. Ich glaube, es wird Zeit, dass ich dir ein paar Dinge erkläre“, fügte er unsicher hinzu und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Lässt du mich herein?“
„Ach, plötzlich willst du etwas erklären?“, erwiderte ich mit gerunzelter Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust, um wenigstens ein bisschen Fassung wiederzuerlangen. „Woher kommt der Sinneswandel?“
Clark schaute bedrückt zu Boden. „Ich schätze, dass hab ich mir redlich verdient“, bemerkte er mit einem schiefen Lächeln, dass nur für einen kurzen Moment in seinen Mundwinkeln aufblitzte. „Und du bist zu Recht wütend auf mich, Lois. Aber… könnten wir das bitte im Zimmer besprechen? Das was ich zu sagen habe“, er atmete schwer ein und aus, „ist wirklich kein Thema für den Flur.“
Widerwillig und gleichzeitig neugierig, trat ich schließlich beiseite und ließ Clark herein. Er schaute mich dankbar an und lächelte erleichtert. Der traurige Zug um seinen Mund, der zu seinem ständigen Begleiter geworden war, grub sich aber noch ein wenig tiefer ein. Ich schloss die Tür hinter ihm und folgte ihm zu den Sofas in der Mitte des Hotelzimmers. Kraftlos ließ Clark sich auf das Sofa fallen.
„Es tut mir alles so Leid, Lois“, sagte er erneut und schaute mich von unten her an. „Ich habe mich so schäbig benommen. Aber ich wusste nicht wie…“, setzte er an und verstummte.
Ich wartete darauf, dass er mehr sagte. Doch er saß nur stumm da, vornüber gebeugt auf dem Sofa. Die Ellbogen auf seinen Beinen aufgestützt, barg er sein Gesicht in den Händen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder regte. Aufs äußerste angespannt, zwang ich mich doch dazu, mich neben Clark zu setzen. Beinahe sofort rückte er von mir ab, um mich dann schuldbewusst anzusehen. Er hielt einen Moment inne und rutschte wieder näher.
„Clark, was soll das?“, herrschte ich ihn an.
„Entschuldige bitte“, murmelte er unglücklich. „Ist zu einer dummen Angewohnheit geworden, nicht wahr? Ich sollte nicht vor dir fliehen. Du musst nur verstehen…“
„Was muss ich verstehen?“, fragte ich bitter.
Die Antwort blieb er mir schuldig. Seine Augen ruhten auf mir und eine ganze Weile sah er mich einfach nur an, intensiv wie seit Wochen nicht. Er schien wie hypnotisiert, als er seine rechte Hand hob, um mir eine Haarsträhne hinter das Ohr zu streichen. Seine kurze, sanfte Berührung prickelte auf meiner Haut.
„Du bist so schön“, sagte er heiser, beinahe andächtig. Er ließ die Haarsträhne zwischen seinen Fingern hindurch gleiten, und umfasste dann meine Wange.
Einen wunderbaren Augenblick lang fragte ich mich, ob das vielleicht wieder nur ein Traum war. Clark beugte sich vor, bis nur noch Zentimeter uns trennten. Impulsiv überwand ich die restliche Distanz und fühlte plötzlich seine heißen Lippen auf meinen. Er küsste mich zärtlich und doch mit ungeahntem Hunger. Seine Zunge schnellte hervor, spielte mit meiner, die sich willig in den Tanz ergab. All die Sehnsüchte, die ich über Wochen gehegt hatte, schienen auf einen Schlag wahr zu werden. Ich lehnte mich an ihn, während ich mit beiden Händen seinen Körper erkundete. Breite, feste Schultern, Muskeln und einen Herzschlag, der beinahe seinen Brustkorb zu sprengen schien.
„Clark“, hauchte ich atemlos und zog seinen Mund wieder auf meinen, nachdem ich kurz Luft geholt hatte. „Clark“, stöhnte ich und hoffte, dass ich nicht schon wieder unversehens in einen wilden, erotischen Traum geraten war.
Seine Hände waren überall, streichelten mich, liebkosten meine Brüste. Er hob mich scheinbar mühelos hoch und trug mich zum Bett hinüber, legte mich dort liebevoll ab. Ich war ein wenig überrascht, dass ich mir diese Behandlung gefallen ließ. Doch mit Clark fühlte ich mich völlig sicher. Er beobachtete mich einen Moment, lange genug um sicher zu gehen, dass ich tatsächlich einverstanden war. Dann glitt er neben mich und küsste mich wieder, diesmal langsamer und noch zärtlicher. Er ließ sich Zeit, so wie er es auch schon in meinen zahlreichen Träumen getan hatte. Obwohl ich seinen Hunger spüren konnte, seine Leidenschaft, waren seine Zärtlichkeiten keinesfalls gehetzt.
„Oh, Lois, ich hätte dich nicht wegstoßen dürfen“, murmelte er an meinen Lippen. „Vergib mir. Ich habe gedacht, dass es keinen Weg gibt“, flehte er und verschloss meinen Mund mit einem innigen Kuss, bevor ich etwas erwidern konnte. „Aber das ist nicht wahr…“, flüsterte er heiser. „Wenn ich es nur versuche, dann kann alles gut werden, dann…“
Der Kuss wurde inniger und seine Worte lösten sich auf, verschwanden ins Nichts. Da waren nur noch er und ich. Es musste nichts mehr gesagt werden. Ich hatte Clark endlich für mich. Er war bei mir, ohne jeden Zweifel, ohne jedes Zögern einfach da.
Das musste ein Traum sein. Doch das war mir egal. Wenn es diesen Moment auch nur in meinen Träumen gab, so war er doch real genug. Ich hatte viel zu lange darauf gewartet, mit Clark zusammen zu sein. Zärtlich streichelte er mich, verführte mich, bis mein ganzer Körper vor Verlangen brannte. Erst als jede Faser zum Zerreißen gespannt war, und ich glaubte den Verstand zu verlieren, brachten seine liebevollen Hände die Erlösung.
* * *
Nur in meinen Träumen - 15/?
Verfasst:
Fr 25. Mär 2011, 19:10
von Vega
„Das war…“, mein Atem flog noch immer, während ich nur langsam zurück ins Hier und Jetzt zurückfand. Clark lag neben mir und lächelte glücklich wie seit Wochen nicht. Er beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf meine Nasenspitze. „Wow…“, seufzte ich, erschöpft aber zufrieden. „Ist das eben tatsächlich geschehen?“, fragte ich mit zitternder Stimme.
„Ja“, erwiderte Clark verlegen. Ich meinte, ihn im Dunkeln erröten zu sehen. „Entschuldige den Überfall“, er strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Ich hatte das so nicht geplant.“
Meine Verwirrung wuchs. „Bitte sag mir, dass ich das hier nicht nur träume!“, flehte ich ihn leise an. Ich schmiegte mich enger in seinen Arm, wollte ihn spüren, um mich davon zu überzeugen, dass ich nicht gleich wieder in einem leeren Bett aufwachen würde. Sein Atem prickelte auf meiner Haut, versicherte mir mit jedem sanften Luftstoß, dass er tatsächlich dort war.
Clark küsste mich wieder, seine Lippen zart, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. „Das ist kein Traum“, flüsterte seine warme Stimme beruhigend. „Auch wenn es sich wie einer anfühlt“, setzte er hinzu und lächelte wieder. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Hatte ich ihn tatsächlich zurück? Mir wurde schwindelig vor Glück. Ich wandte den Blick nicht von ihm ab, wagte nicht zu blinzeln, vor lauter Angst, dass all das zerplatzen würde, wie eine Seifenblase.
Doch Clark blieb warm und verlässlich neben mir. Ich küsste ihn wieder, konnte von seinen Lippen gar nicht genug bekommen. Samtig und süß liebkoste mich seine Zunge. Ich spürte seine Hände auf meinem Rücken, während er mich an sich drückte.
„Oh, Lois“, murmelte er entrückt und streichelte meine Haut. Eine wohlige Gänsehaut überzog meinen Rücken. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Meine Hände fuhren über die Muskeln seines Arms, über seinen Rücken. Ich prägte mir alles ein, jede Erhebung und Vertiefung, bis sich das Bild zusammenfügte.
„Clark, was…“, setzte ich nach einer Weile an und biss mir rasch auf die Zunge. Ich wollte den Moment nicht durch neugierige Fragen zerstören, sondern genießen was ich hatte. Außerdem fühlte ich mich ein wenig schuldig. Schließlich hatte nur ich den Spaß gehabt.
Schemenhaft sah ich sein Gesicht vor mir, seine Lippen. Ich beugte mich vor und schmeckte sie wieder, fühlte seine Lippen, die sich willig zum Kuss öffneten. Wie hatte ich mich danach gesehnt. Es war doch völlig egal, warum er zuvor vor mir geflohen war. Hauptsache, er tat es jetzt nicht mehr.
„Wir sind noch nicht fertig miteinander Clark“, bemerkte ich heiser und küsste ihn nur noch inniger. Meine Hand suchte seinen Bauch unter dem T-Shirt. Mir war nicht einmal aufgefallen, dass er noch vollständig bekleidet war. Ich streichelte ihn sanft und ließ meine Hände tiefer wandern. Sein Atem wurde schneller. Er begann zu keuchen und schob meine Hände plötzlich weg.
„Nein, Lois, nicht!“, brachte er atemlos hervor. „Ich… ich hätte dir das schon längst sagen müssen…“, setzte er an, kam aber sogleich wieder ins Stocken. „Du musst verstehen, dass das sehr schwer für mich ist. Ich habe nie…“ Clark schluckte und verstummte dann erneut. „Lois“, murmelte er andächtig und sein Blick blieb an mir hängen. „Oh, Gott“, flüsterte er und dann, wie auf ein geheimes Kommando hin, weiteten sich seine Augen.
Er nahm die Hände von mir und sprang aus dem Bett. Mit einem panischen Aufschrei stolperte er rückwärts und sein Körper prallte dumpf gegen die Wand. Sein Gesicht war vor Entsetzen verzerrt, während er sich hektisch mit den Händen durchs Haar fuhr und seine Augen bedeckte. Es schien fast so, als litte er Schmerzen. Clark zitterte am ganzen Körper und stolperte mal nach links, mal nach rechts. Ganz offenbar war er hin- und hergerissen zwischen dem Impuls einfach davon zu laufen und dem Wunsch mir endlich zu erklären, was eigentlich los war.
„Neinneinneinneinneinnein“, stöhnte er verzweifelt. „Ich kann das nicht! Wieso habe ich nur gedacht, dass ich das hinbekommen würde!“ Es klang wie ein Fluch. „Verzeih mir Lois, bitte verzeih mir.“ Seine Stimme zitterte ebenso wie der Rest seines Körpers. Wieder schlug Clarks Kopf dumpf gegen die Wand und er glitt kraftlos daran hinunter. „Es tut mir so Leid, Lois“, entschuldigte er sich leise. Ich konnte das reine Entsetzen in seinem Blick erkennen, als er mich vom Boden her ansah. „Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte er, mehr zu sich selbst als zu mir. „Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen, ich hätte mir nicht einbilden dürfen…“ Er machte ein würgendes Geräusch.
„Ist schon in Ordnung, Clark“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Dachte er etwa, dass er mir Gewalt angetan hatte? Alles nur das nicht! „Das war so schön, Clark. Ich… ich wollte es doch auch“, flüsterte ich und spürte, wie eine Träne über meine Wange rann. „So lange schon… wünsche ich mir, das wir…“
„Nein…nein, Lois, bitte, nein. Das dürfte nicht passieren, oh, ich hab geahnt, gewusst…“, wieder machte Clark dieses würgende Geräusch und plötzlich wurde mir klar, dass er schluchzte. „Das hätte nie… oh, mein Gott, ich wusste doch…“
Fassungslos schaute ich ihn an und versuchte zu verstehen, was genau eben geschehen war. Clark hatte mich geküsst. Er hatte mich geküsst, nicht irgendeine Phantasie von Mayson Drake. Er hatte mich Lois genannt. Er hatte mit mir geschlafen, nun ja, fast mit mir geschlafen. Doch so wie mein Partner nun ausschaute, war er ganz eindeutig in keiner guten Verfassung.
Er weinte.
„Clark?“, brachte ich mühsam hervor, musste den Versuch sinnvolle Sätze von mir zu geben aber bald einstellen. Ich war völlig ratlos. „Was hätte nicht passieren dürfen?“, fragte ich weiter, als ich mich daran erinnerte, dass er etwas in dieser Art gesagt hatte.
Clark lehnte mittlerweile an der Wand und wirkte im schwachen Schein der Nachttischlampe sehr angeschlagen. Während ich ihn beobachtete, öffnete er ein paar Mal hilflos den Mund und machte eine ausschweifende Geste mit dem Arm. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln und ich konnte ihm ansehen, dass er darum kämpfte, die Haltung zu bewahren. Wie absurd das alles war. Clark hatte getan, was ich mir seit Wochen nur immer wieder vorstellte.
„Da…das hier“, gab er nach einer Weile zurück und untermalte seine Worte wieder mit der ausschweifenden Handbewegung. „Ich hätte… hätte dich nie küssen dürfen“, sagte er leise und blickte auf seine Füße. „Ich… hätte nicht so dumm sein dürfen, zu glauben das es trotz allem funktionieren kann. Das wird es alles nur noch schwieriger machen.“
Nichts von dem, was er sagte, ergab einen Sinn für mich. „Warum hast du mich dann geküsst?“, fragte ich in einer Anwandlung von selbstzerstörerischer Neugier. „Hast du eine pervese Freude daran mich zu quälen?“, schrie ich ihn wutentbrannt an. „Warum nur tust du mir das an?“ Die Antwort würde mir nicht gefallen, also warum fragte ich ihn?
„Weil…weil…weil…“, Clark schluckte wieder und fuhr sich mit der Zunge über die offenbar völlig trockenen Lippen. „… ich dich liebe.“
Ich sagte nichts. Ich konnte nichts sagen. Er hatte es mir längst gestanden, und trotzdem war es nun anders. Eine Bombe schien neben mir explodiert zu sein. Clarks Worte trafen mich wie ein Donnerschlag und ich konnte nur reglos dasitzen und ihn anstarren. Die Zeit raste und gleichzeitig schleppte sie sich zäh dahin. Mein Leben endete und begann in diesem einen Augenblick, in dem ich endlich die Worte hörte, nach denen ich mich schon seit Wochen sehnte. Und doch konnte ich sie nicht verstehen. Sie klangen hohl, sinnlos und doch zugleich aus tiefstem Herzen ehrlich.
„Lois?“, fragte Clark leise und musterte mich. Seine Augen glänzten noch immer verdächtig feucht, seine Lippen waren blass und zitterten.
„Was…wie…“, mühsam rang ich um Worte, obwohl ich doch wusste, dass es keine gab. „Wie kann das sein?“, hauchte ich. „Du… du kannst mich gar nicht lieben… du siehst… mich kaum… an, du…“, meine Stimme war unnatürlich hoch geworden. Du behandelst mich wie Dreck – ich konnte es nicht sagen. Nun war es an mir ein würgendes Geräusch von mir zu geben. „…du hasst mich.“ Wieder starrten wir uns nur wortlos an, unfähig dazu vernünftig miteinander zu sprechen. Eine Ewigkeit verging, bis Clark sich wieder rührte und noch eine weitere, bis er wieder etwas sagte.
„Nein, Lois, ich hasse dich nicht“, sagte er sanft und für einen Augenblick ruhten seine Augen auf mir, sah er mich offen und ehrlich an. „Das könnte ich gar nicht, das könnte ich nie“, murmelte er leise und stand langsam wieder auf, vermutlich um noch weiter von mir zurückzuweichen. „Seit Monaten versuche ich vernünftig zu sein, versuche dein Freund zu bleiben. Aber ich halte das nicht mehr aus. Ich muss gehen…“, flüsterte er unglücklich. Die Stimme versagte ihm und er begann am ganzen Leib zu zittern. „Ich…ich kann das nicht mehr“, fügte er verzweifelt hinzu.
„Warum, Clark? Warum?“, schrie ich und versuchte ich die tausend Fragen, die mir durch den Kopf schossen, in eine einzige zu packen. „Was ist denn nur los?“, fragte ich leise, weil meine Stimme brach. Mein Blick folgte Clark, als er langsam zum Fenster hinüber ging. Eine ganze Weile stand er reglos davor und starrte in die Nacht. „Ich liebe dich doch auch, Clark.“ Meine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Ich konnte nicht glauben, dass ich noch immer so empfand. Es war der helle Wahnsinn und doch entsprach es der Wahrheit. „Ich liebe dich“, wiederholte ich gequält. Clark zuckte merklich zusammen, als er meine Worte hörte. „So sehr“, fuhr ich fort, entschlossen mein Geständnis nun endlich abzulegen.
„Bitte sag das nicht, Lois“, knurrte Clark gedrückt. „Mach es uns beiden nicht unnötig schwer“, flehte er und stützte sich mit der Hand gegen die Wand neben dem Fenster.
Ich wandte meinen Blick von ihm ab. Es tat zu weh, Clarks Abweisung zu hören. Am liebsten wäre ich aus diesem Hotelzimmer geflohen, doch wohin hätte ich gehen können? Und wie hätte ich die Chance auf eine Antwort in den Wind schlagen sollen?
„Ich finde, du bist mir eine Erklärung schuldig, Clark“, sagte ich deshalb frostig. „Und ich will keine dummen Ausreden mehr hören, nicht nachdem du mich benutzt hast. Du brichst mir eiskalt das Herz. Das ist keine Liebe. Ich verdiene etwas Besseres.“ Könnten Blicke töten, Clark wäre augenblicklich vor dem Fenster zusammengebrochen. So jedoch blieb er stehen, war sich der wütenden Blicke in seinem Rücken aber offenbar bewusst. Langsam drehte er sich um.
„Natürlich tust du das“, erwiderte er leise. „Ich habe lange gedachte, dass es besser, leichter für uns beide wäre, wenn du die Wahrheit nicht erfährst.“
Seine rechte Hand zuckte hoch zu seiner Brille, einmal, zweimal. Dann nahm er sie ab und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augenwinkel. Ohne die Brille traten die dunklen Ringe unter seinen Augen noch deutlicher hervor. Sein Gesicht war merkwürdig fremd und doch auf eine Weise vertraut, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
„Lois“, murmelte er unsicher und trat einen Schritt auf mich zu. Seine Stimme verschmolz mit der eines anderen. „Versteh bitte, dass es mir nie darum ging dich anzulügen. Ich habe so oft daran gedacht, es dir zu sagen. Es ist nur…“ Er brach ab. Auch ohne dass er es aussprach, fielen all die Puzzleteile an ihren Platz und ergaben ein Bild. Die Stimme, die Augen, all die Entschuldigungen, all die merkwürdigen Dinge ergaben einen Sinn.
„Du bist Superman“, erwiderte ich tonlos, bewegte im Grunde nur die Lippen und versuchte die Bedeutung dessen zu erfassen.
„Ja“, gab er leise zu. „Und ich hatte wirklich gehofft, dass ich dir das ersparen könnte, um Deinetwillen“, er schluckte schwer.
„Wie… wie konntest du nur… wie kannst du nur?“, stotterte ich. „Um Meinetwillen?“, ich lachte, doch plötzlich brannte nur noch heiße Wut in mir. „Was denkst du dir nur, du Idiot?“, fuhr ich ihn an. „Hat dir das Spaß gemacht? Mir dabei zuzuschauen, wie ich mich quäle, wie ich dir hinterher laufe wie ein treues Hündchen, das vor Liebe völlig den Verstand verloren hat?“ Wieder lachte ich bitter. „Oh, hätte ich mich doch niemals auf dich eingelassen!“
Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich aufgesprungen war. Wie eine irre raffte ich meine Kleider zusammen, schlüpfte in die Hose und fand einen Pullover. Plötzlich fand ich mich vor der Tür wieder, die Klinke in der Hand. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren und für einen Augenblick, war es alles, was ich hörte. Clark stand im gedämpften Licht des Hotelzimmers und wirkte ohne seine Brille seltsam nackt. Den Krawattenknoten hatte er gelockert, ein paar Hemdknöpfe geöffnet. Auch wenn seine Haut darunter hervorblitzte, konnte mich der Anzug nicht länger täuschen. Vor mir stand Superman und fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. Mein Herz pochte lauter, kräftiger und der Raum schien immer enger zu werden, bis ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. Während sich Clarks Augen weiteten, drückte ich die Klinke der Tür herunter, machte einen Schritt nach vorn und stolperte dann durch die offene Tür auf den Flur.
Ein heiser geflüstertes „Lois“, wehte mir auf dem Weg nach draußen nach. Dann wurde es still, bis ich nur noch meinen Atem hörte und die mühsam unterdrückten Schluchzer, die meinen Körper schüttelten.