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Tattoo-Reihe

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

Tattoo-Reihe

Beitragvon Magss » Di 8. Feb 2011, 09:39

Vor einer halben Ewigkeit hat mich ein One-Shot von Lara Joelle Kent auf dem anderen Forum zu einer kleinen Reihe animiert. Dieser Reihe fehlte bisher immer noch der letzte, der fünfte Teil. Genau den möchte ich hier vorstellen.

Meine Reihe, die nun quasi Teil 2 bis 5 ausmachen, kann ich hier posten, den ersten natürlich nicht, da er nicht von mir ist (inzwischen ist er „drüben“ leider nicht mehr zu lesen, da es das Forum nicht mehr gibt). Ich gebe euch hier eine kurze inhaltliche Zusammenfassung dieses ersten Teils:
Zeit ist etwa Ende der ersten Staffel. Lois erwacht mit dem schlimmsten Kater ihres Lebens. Was sie aber fast noch mehr quält als ihr Kopf sind fürchterliche Schmerzen auf dem Rücken. Es braucht etwas, bis ihr Kreislauf zulässt, dass sie sich ansieht, was diese nadelstichartigen Schmerzen im unteren Teil ihres Rückens ausmachen: Sie trägt nun ein mindestens handtellergroßes Tattoo auf dem Rücken und zwar den roten Teil des Superman-S.
Der Einladung Lex Luthors zu einem Wohltätigkeits-Ball sieht sie mit Schrecken entgegen.




Woraufhin nun der 2. Teil (von mir) folgt

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.

Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.




Der Tag nach dem Morgen danach...


Nachdem Lois den allerersten Schock, nun ja, überwunden wäre wirklich zu viel gesagt, nachdem sie ganz langsam glaubte, was sie da sah, nachdem ihr ganz langsam die Konsequenzen klar wurden, was wirklich nicht leicht war, mit dieser Mischung aus ausgewachsenem Kater und noch reichlich Restalkohol, da wurde ihr sofort klar, sie musste etwas tun. Vielleicht war es mit so einem Tattoo ähnlich wie mit einem Herzinfarkt, je eher man was dagegen unternahm, umso besser. Vielleicht ließ sich das Ganze noch korrigieren, solange die Tinte noch nicht ganz trocken war, wobei sie sich nicht sicher war, ob die rote Farbe wirklich Tinte war, oder doch eher Blut. Bei diesem Gedanken schossen ihr sofort wieder die Tränen in die Augen, aber jetzt war nicht die Zeit für Sentimentalitäten, sie musste handeln!

Lois lernte sehr schnell, dass es bestimmte Dinge gab, die im Moment absolut unmöglich waren, anlehnen an einen Stuhl oder Sessel, Bademantel oder andere Kleidung direkt auf der Haut, duschen würde sicher auch kein Vergnügen sein. Also setze sie sich so hin, dass ihr schmerzender Rücken die Lehne nicht berührte und blätterte in ihrem Telefonbuch.

Sie konnte es kaum glauben, wieviele Tattoo-Studios es in Metropolis gab, sie suchte sich eine Anzeige heraus, die ihr besonders professionell erschien und wählte die Nummer. Aber auf ihre Frage, was sie tun müsste, um so ein ganz frisches Tattoo wieder loszuwerden, bekam sie nur die trockene Antwort: "Loswerden?! Was mit so viel Mühe in die Haut gebracht wurde, will man doch nicht wieder loswerden."

Gut, das half ihr nun wirklich nicht weiter.

Ihre nächste Anlaufadresse musste wohl ein Arzt sein, welche Fachrichtung? Hautarzt sicher. Auch hier suchte sie sich eine Anzeige aus ihrem Telefonbuch, die ihr den Eindruck von Professionalität vermittelte. Dort verlangte sie sie sofort und unmissverständlich den Arzt persönlich zu sprechen.

"Nun, Mrs... Miller, es ist gut, dass Sie mich angerufen haben, die Entfernung von Tattoos sind meine Spezialität." Ja! Lois jubelte innerlich, "Es gibt verschiedene Techniken, Die Lasertechnik eignet sich besonders zum Entfernen von kleinen und feinen Zeichnungen, dünne Striche, eben nichts flächiges. Für die flächiges Tattoos von ein paar Zentimetern empfehle ich das Einbringen eines Ballons unter das Tattoo, welches die Haut nach und nach dehnt. Wenn dann genug Hautmaterial vorhanden ist, können wir die Zeichnung wegschneiden und die gedehnte Haut wieder zusammennähen."

Lois schüttelte sich innerlich. "Entschuldigen Sie Dr. Dassel, was bedeutet 'ein paar Zentimeter'?", fragte Lois den Arzt.

Er fuhr daraufhin in seinem sachlichen Ton fort: "Nun ich würde sagen bis etwa vier Zentimeter ist diese Methode sehr erfolgversprechend..."

Leichte Unsicherheit machte sich bei Lois breit. "... Und wenn es sich um ein größeres, flächiges Tattoo handelt?"

"Wie groß?"

Die Unsicherheit verstärkte sich, Lois hatte das Gefühl, sie waren an dem entscheidenden Punkt angelangt. "... Also, ich weiß nicht so genau", auch jetzt im Sitzen konnte sie es nicht wirklich ansehen, wie sie gerade wieder feststellte. "vielleicht zehn oder fünfzehn Zentimeter an der breitesten Stelle..." Sie hielt den Atem an.

"Da gibt es nur die Möglichkeit einer Hauttransplantation. Für so eine Fläche muss man dann schon sehen, wo man die Haut dafür herholt..." Die weiteren Ausführungen des Arztes folgte Lois nicht mehr wirklich. Er sprach noch davon, dass es sich dabei schon um eine richtig aufwendige Operation handelte, dass er in mehreren Schritten arbeiten würde und dass sie mit Kosten von etwa 9.000 $ rechnen musste.

Lois legte frustriert auf und wollte sich gerade in dem Sessel zurückfallen lassen, was sie aber sehr schnell wieder bleiben ließ.

Ob man es mit Make-up überschminken konnte, wenn die Haut erst mal nicht mehr so empfindlich sein würde?

Außerdem, wer bekam schon den untersten Teil ihres Rückens zu sehen?

Aber, wenn sie jemals wieder mit einem Mann so eng war, dass er den untersten Teil ihres Rückens zu sehen bekam, was würde er dann zu einem Superman-Logo sagen?

Sie schob diesen Gedanken beiseite, das Problem könnte sie verkatert und mit immer noch reichlich Restalkohol eh nicht lösen. Mit wem hatte sie nur so feuchtfröhlich gefeiert? Und wem wäre es zuzutrauen, ihr so etwas unwiederbringliches auf den Rücken zu brennen? Sie konnte sich beim besten Willen immer noch nicht erinnern. Er oder sie, oder sie alle würden dafür büßen, würden ihr dafür bezahlen! Apropos bezahlen, hatte sie womöglich für dieses 'Kunstwerk' auch noch selber bezahlt? Aber ihre Handtasche enthielt keine Quittung oder einen sonstigen Hinweis.

***

Irgendwie schaffte es Lois den Tag zu überstehen, die meiste Zeit auf dem Bauch schlafend, natürlich konnte sie nicht zum Planet gehen, ihr Kopf arbeitete noch nicht so, dass sie ihn zum Arbeiten gebrauchen konnte und sie ertrug es nicht, sich etwas anzuziehen.

Gegen Nachmittag schien sich ihre Haut am Rücken nach und nach zu erholen, es fühlte sich langsam nicht mehr wie ein Nadelkissen an, sondern nur noch etwas empfindlich, sie müsste einfach ein locker sitzendes Kleid tragen, keine Hose, deren Bündchen genau über der wunden Stelle liegen würde. So würde sie wenigstens morgen arbeiten gehen können.

Dieser Nachmittag hielt dann aber noch eine Überraschung für sie bereit, es klingelte an ihrer Tür und ein Bote brachte ihr ein ziemlich großes Paket. Nicht sehr schwer, aber unhandlich. Es enthielt ein Ballkleid aus feinster grauer, fast silbrig schimmernder Seide. Das Begleitschreiben klärte sie auf: Liebste Lois. Verzeih mir, dass ich mich in deine Garderobenfrage einmische, aber ich möchte einfach, dass du heute die Schönste auf dem Ball bist. Mein Wagen wird dich gegen acht abholen. Ich erwarte dich sehnlichst - dein Lex.

Oh nein! Der Ball zu dem Lex sie eingeladen hatte, das hatte sie vollkommen vergessen. Das war natürlich heute! Sie rieb sich die Augen und atmetet noch einmal tief durch. Dann ließ sie ihre Hand erneut über die edle Seide gleiten und obwohl sie sich noch nicht sicher war, ob sie sich zu diesem Wohltätigkeitsball in der Lage fühlte, wollte sie das Kleid doch einmal anziehen, einfach nur mal ansehen, wie ein so elegantes Stück an ihr aussehen würde.

Lois warf den Bademantel beiseite und schlüpfte in das Kleid. Trotz der gerafften Verarbeitung der Seide war es sehr figurbetont gearbeitet. Sie machte Lex im Stillen ein Kompliment für sein Augenmaß, es passte wie angegossen. Das Oberteil, gehalten von zwei zarten Trägern auf ihren Schultern, saß eng und schmeichelte ihr, der lange Rock fiel in fließenden Bewegungen - das Ganze war ein Traum von einem Kleid. Für einen kurzen Augenblick vergaß Lois allen Kummer und allen Schmerz. Sie drehte sich vor ihrem Spiegel, immer noch ganz hingerissen von der fließenden Bewegung des Stoffes. Es würde wunderbar beim Tanzen aussehen.

Lois drehte sich selbstverliebt ein wenig vor ihrem Spiegel, doch dann ließ sie der Blick auf ihre Rückseite, ihr erneut einen Schock in die Glieder fahren: Der Rücken war soweit ausgeschnitten, dass das Tattoo sehr gut sichtbar war und nebenbei stellte das Rot des S-Logos einen sehr guten Kontrast zu dem edlen Grau der Seide dar!

So konnte sie unmöglich unter Menschen treten!

So konnte sie sich unmöglich mit Lex treffen!

Panik machte sich in ihr breit, was sollte sie nur tun? Um abzusagen, war es doch jetzt schon fast zu spät. Aber sie konnte doch nicht mit dem für alle Welt sichtbaren Superman-Logo auf ihrem Rücken auf diesen Wohltätigkeitsball gehen, die gesamte High-Society Metropolis' würde anwesend sein. Ganz zu schweigen davon, was Lex dazu sagen würde. Oh verdammt! Was hatte sie sie da nur geritten. Wie konnte sie sich nur in so einen umnachteten Zustand bringen? Und was konnte sie jetzt tun?

Plötzlich fiel ihr Bertha Angels ein. Die ältere Frau wohnte in ihrem Haus im Erdgeschoss und hatte bis vor einem Jahr die Änderungsschneiderei zwei Blocks weiter betrieben, musste dann aber wegen eines Rückenleidens aufhören. Vielleicht konnte sie ihr bei Lois' Rückenleiden helfen.

***

Berthas erster Kommentar, nachdem sie gesehen hatte, was das Problem war, war nicht sehr ermutigend: "Ach Kindchen, das ist doch dieses Supermanzeichen... Sehr schön! Ich finde das sollte sich viel mehr Menschen auf die Haut ritzen lassen. Dieser Superman hat schon so viel Gutes getan, hat es verdient, dass man ihm mal ein wenig Ehre zukommen lässt." Lois Blick, der eine Mischung aus Enttäuschung und entsetztes Funkeln war, ließ die Schneiderin mit den wasserblauen Augen verstummen.

"Jaja, ich verstehe schon. Lass mich mal sehen... Sehr schönes Kleid, dieses Material... die Verarbeitung...", schwärmte die ältere Frau, "und da soll ich dran rumschnippeln?" Bertha forderte Lois mit einer Armbewegung auf, sich im Kreis zu drehen. Sie war ein wenig kleiner als Lois und hielt sich in einer leicht gebeugten Haltung. "Ja... da kann man sicher was machen", sie griff zum Rock, besah sich den Saum, die Nähte, "hier könnte ich was rausholen - und hier - und hier auch - ja, ich denke, das wird gehen." Bertha nickte, wie um ihre Worte zu unterstützen, wobei ihre dünnen fast weißen Haare dabei leicht wippten. "Und wann brauchst du es?" Ganz selbstverständlich war Bertha inzwischen zur persönlichen Anrede übergegangen.

Lois fand das in Anbetracht der Tatsache, dass sie kurz darauf nur im Slip vor ihrer Nachbarin stehen würde, sehr angebracht. Während sie sich aus dem Kleid schälte, sagte sie vorsichtig: "Heu... te, so gegen acht...?" Sie biss sich auf ihre Unterlippe und gab ihr das Kleid.

"Acht! Heute?! Ihr jungen Leute, warum muss bei euch immer alles auf der Stelle und jetzt sofort sein?" Bertha schüttelte den Kopf. "Okay, ich war gerade dabei Geflügelleber für meine Katze zu kochen, das musst du dann fertig machen. In der Zeit werde ich versuchen, diesen ausgeschnittenen Rücken nicht mehr ganz so ausgeschnitten zu zaubern...", sie reichte Lois einen ausgeblichenen Morgenmantel und machte sich sofort an die Arbeit.

Lois war das alles egal, der hässliche Morgenmantel, die stinkende Leber, das Hantieren mit den zwei Töpfen, die leicht abgestandene Luft in Berthas Küche - Hauptsache, sie würde das mit dem Kleid hinbekommen.

Während die ältere Frau Lois genaue Anweisungen gab, was sie mit der Leber zu machen hatte, hörte Lois sie im Nebenraum hantieren, hörte immer mal wieder das Surren der Nähmaschine und musste sich die Geschichte von Berthas Tattoo anhören, der Name eines frühen Liebhabers, den sie auf ihre Schulter trug. Es war wohl nicht immer leicht, das nachfolgenden Liebhabern zu erklären. Sie hatte dann immer behauptet, es sei der Name des Schiffes, mit dem ihre Mutter nach Amerika gekommen war. Diese Ausrede würde Lois wohl schlecht kopieren können. Aber die Tatsache, dass diese ältere Dame so ganz locker über Liebhaber und über ihr Tattoo sprach, zauberte Lois dann doch ein Lächeln auf die Lippen und sie dachte: Je oller, je...

Doch weiter kam sie nicht. Um kurz vor halb acht rief Bertha sie zu sich, forderte sie auf, das Kleid anzuziehen und zeigte ihr mit einem zweiten Spiegel die Rückseite - das Tattoo war weg! Sie hatte es geschafft - das Wunder war vollbracht! Die Stelle, die Berta wie aus dem Nichts gezaubert hatte, passte sich wie selbstverständlich in die Machart des Kleides. Es sah aus, wie gewollt.

Lois blieb zwar kaum noch eine halbe Stunde um zu duschen, ihre Frisur in einen Zustand zu bringen, der dem Kleid gerecht wurde, aber das war alles zweitrangig. So konnte sie gehen. Das war alles, was zählte.

Lois gab der Schneiderin mit dem freundlichen Lächeln und diesem gewissen Stolz in ihrem Blick, einen Kuss auf die Wange. Sie versprach ihr, morgen wieder zu kommen, um sich angemessen zu bedanken, aber jetzt musste sie sich für ihren Ball fertig machen. Und schon verließ Lois hektisch die Wohnung ihrer Nachbarin.

Kurz nachdem Lois die Tür geschlossen hatte, setzte sich Bertha wieder in ihren gemütlichen Fernsehsessel. Die kräftige, rotbraun getigerte Katze, die sich die letzten Stunden vorsorglich im Hintergrund gehalten hatte, kam hervorgekrochen und sprang auf Berthas Schoss. Die murmelte leise: "Ja, ja, Cinderella, geh du zu deinem Ball. Aber sieh dir deinen Prinzen genau an ..."


ENDE (vorläufig)
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Re: Tattoo-Reihe

Beitragvon Magss » Di 8. Feb 2011, 09:43

Der Abend danach

Lois saß angespannt in dem Fond des noblen Wagens. Natürlich konnte sie sich immer noch nicht an die Rückenpolster anlehnen. Feinstes Leder in cremeweiß. Das Kleid war gerade zu ertragen, aber anlehnen ging gar nicht. Das hochpolierte Mahagoniholz der Bar war hier und da mit Gold verziert. Eine Bar in einem Auto – braucht der Mensch so etwas? Sie fragte sich weiter, ob die halbe Stunde, die sie den Chauffeur Luthors hatte warten lassen noch als höflich durchgehen konnte. Sowohl für den Chauffeur als auch für Lex. Nun, für den jungen Chauffeur sollte es egal sein, entschied sie, er würde sicher nach Stunden bezahlt.

Und Lex? Nach den ungefähr eintausend Nervenzusammenbrüchen, die sie heute durchlebt hatte, sollte er froh sein, sie überhaupt zu sehen. Und er sollte sich ja hüten, auch nur ein einziges böses Wort zu äußern. Auch wenn er das niemals erfahren würde.

Kurze Zeit später betrat Lois den Ballsaal. Wie meist, wenn Lex einlud, fand auch diese Veranstaltung im Penthaus des Lex-Towers statt. Der ganze Raum strahlte eine unglaubliche Atmosphäre aus. Hier waren bestimmt an die drei- bis vierhundert Menschen versammelt, deren Stimmengemurmel überall zu vernehmen war. Trotzdem herrschte fast so etwas wie eine geordnete Ruhe. Lex hatte ihr erzählt, dass dieses Phänomen, neben vielen anderen Tricks, unter anderem erreicht wurde durch die Farbe des Lichtes. Der ganze Raum erstrahlte in einem warmen Okkerton, während sich die Möblierung und Dekoration in dunklem blau dagegen absetzte.

Lex hatte offenbar seine Ansprache gerade beendet und erhielt von hier und dort noch Zuspruch. Oh je, er würde es ihr sicher übel nehmen, dass sie diesen Moment verpasst hatte, dachte Lois schuldbewusst. Doch er sollte froh sein, dass sie nach all dem Stress überhaupt gekommen war! Nun, das konnte sie ihm zwar nicht sagen, jedenfalls nicht ohne ihm mitzuteilen, was diesen Stress ausgelöst hatte. Und das durfte er niemals erfahren! Niemals!

Was würde eigentlich passieren, wenn sich die Beziehung mit Lex weiterentwickeln würde, schoss es ihr ganz unvermittelt durch den Kopf? Wenn sie sich näher kommen würden? Noch näher. Würde er womöglich um ihre Hand anhalten? Würden sie in ferner Zukunft einmal das Bett teilen? Wie sollte sie ihm ihr 'Rückenleiden' erklären? Es war das Familienwappen seines Erzfeindes! Und er wusste schließlich auch von ihrer Schwärmerei für den Mann aus Stahl. Oh Himmel, was hatte sie sich da bloß eingehandelt?

Lois bekam keine Zeit, diesen Gedanken weiter zu spinnen, Lex kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu. Womit er sie auch gleich von besagtem Rückenproblem ablenkte. Er sah sie freundlich an, sie hatte auch nicht erwartet, dass er sie schelten würde, hier vor all den Leuten.

Lex begrüßte sie mit einem Handkuss und dem ihm eigenen charmanten Ton: „Lois, meine Liebe, ich hatte gehofft, dass du bei meiner Rede neben mir stehen würdest. Du hast wirklich etwas versäumt. Umso erfreuter bin ich dich jetzt zu sehen. Erweist du mir die Ehre des ersten Tanzes?“

Lois reichte ihm ihre Hand und nickte nur. Es war klar, dass er ihr Zuspätkommen nicht unkommentiert lassen konnte. Lex war immer pünktlich. Aber bei seiner Rede neben ihm zu stehen, würde ihr das nicht die Rolle der offiziellen Begleitung Lex Luthors zukommen lassen? Vor allen Leuten? Wollte sie das? Nicht wirklich, oder? Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie ein Paarmal ausgegangen. Doch noch nie waren sie in der Öffentlichkeit gemeinsam aufgetreten. Es gab kaum einen Menschen, der überhaupt von ihrer Verbindung wusste. Eigentlich war sie ganz froh, durch ihr spätes Auftauchen dieser Prüfung aus dem Weg gegangen zu sein.

Die Musik setzte ein. Lex führte sie elegant über das Tanzparkett. „Ich denke, ich werde Emilio, meinem Schneider ein Kompliment zukommen lassen. Er hat hervorragende Arbeit geleistet.“ Während er sie ansah, konnte Lois ein Feuer der Leidenschaft in seinen Augen aufblitzen sehen. „Du siehst fantastisch aus, meine Schöne. Das Kleid unterstreicht das nur.“

Diesmal musste Lois ihm unumwunden Recht geben, dieses Kleid sah wirklich fantastisch an ihr aus. Wenn sie sich noch einmal in Erinnerung rief, dass sie niemals zu einer Anprobe erschienen war, so hatte dieser Schneider ein kleines Wunder erschaffen. Und doch irritierte sie sein Blick ein wenig. Wenn Lex etwas wollte, war er unerbitterlich. Und sie hatte gerade das Gefühl, in seinen Fokus zu geraten.

Doch Lex hatte auch gesagt, sie sähe fantastisch aus. Das waren genau die aufbauenden Worte, die ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein so dringend brauchte. Sie wollte vergessen, sich entspannen. Und das gelang Lex auch, ihm und der Musik. So ganz allmählich begann sie sich gut zu fühlen. Die Anspannung des Tages fiel langsam von ihr ab. Der Rhythmus, der charmante Lex, der sie im Arm hielt. Sie begann langsam, es zu genießen. Es folgte ein Tanz auf den nächsten. Der Champagner war gut und entspannte sie noch mehr. Lex war bester Laune und machte ihr Komplimente. Ihre Laune wurde immer besser. Es hätte so eine schöne Nacht werden können...

Doch es kam ein wenig anders.

Lex konnte natürlich nicht jeden Tanz für sie da sein. Er hatte Verpflichtungen. Die vielen anderen Gäste. Da waren sehr wichtige Leute darunter. Eine dieser Verpflichtungspausen nutzte Perry, um mit ihr zu tanzen. Es war ein merkwürdiges Gefühl mit dem Chef beim Foxtrott zu plaudern. Ganz besonders da sie eigentlich nie plauderten. Im Redaktionsalltag gab es niemals die Zeit dafür und wenn Perry einmal über etwas anderes redete als die Zeitung, so war dies gewöhnlich nur Elvis.

Perry war gerade dabei zu berichten, warum ihm sein letzter Ball mit Alice so gut in Erinnerung geblieben war, als Lex plötzlich an sie herantrat und ernst, ja fast streng sagte: „Lois, kann ich dich kurz sprechen?“ Das war weniger eine höfliche Frage als mehr eine Aufforderung. Perry ließ sie sofort los und Lois blieb nichts anderes übrig, als Lex zu folgen.

Lex drängte sie in sein angrenzendes Büro und schloss die Tür hinter ihnen. Die Geräuschkulisse der Veranstaltung wurde zu einem gleichförmigen, leisen Gemurmel. Was war denn bloß los?

Glücklicherweise war Lex niemand, der viel Zeit verlor, er kam gleich auf den Punkt: „Lois, was ist mit dem Kleid passiert?, fragte er sie mit strengen Blick.

Verdammt! Er hatte es bemerkt. Dabei hatte Bertha sich solche Mühe gegeben. Lois wurde siedendheiß. Kannte er den Schnitt wirklich so genau? Das konnte wohl kaum sein. Wie auch immer, Lex erwartete eine Antwort. Erst einmal sollte sie versuchen etwas Zeit zu gewinnen. Als hätte sie keine Ahnung, wovon er sprach, tat sie ganz unschuldig: „Was bitte meinst du?“

„Lois!“, sagte er sehr bestimmt, „Ich hatte Emilio genaue Anweisungen gegeben. Und“, hier machte er eine dramatische Pause, „ich habe das Kleid an einem Modell gesehen!“ Verdammt! Und er schien sich sehr genau daran erinnern zu können. Noch ein wenig ärgerlicher erklärte er: „Ich wollte das Kleid Rückenfrei! Lois“, fuhr er nun etwas milder fort, „du brauchst dich doch nicht zu verstecken.“

Lois versuchte das Denken zu beschleunigen, indem sie schneller atmete. Was sollte sie ihm bloß sagen? Sie war einfach davon ausgegangen, dass er die Veränderungen an dem Kleid einfach nicht bemerken würde. Er wollte das Kleid Rückenfrei!, hallten seine Worte in ihrem Kopf nach. Und sie wollte einfach nicht der ganzen metropoliser Gesellschaft so viel zeigen, dachte sie schnippisch. Aber ja. Genau das war doch die Lösung!

„Lex“, versuchte Lois zu liebsäuseln, „ich fand es einfach ein wenig zu weit ausgeschnitten. Ich meine, es zeigte ja fast noch mehr als den Rücken...“ Das war zwar maßlos übertrieben, es endete ursprünglich genau auf Höhe der Taille. Aber Lex' Ärger schien sich langsam zu verflüchtigen. Also machte Lois genau da weiter: „Oder wolltest du wirklich dass Abdullah ibn Yussuf al-Agbar mehr sieht, als unbedingt nötig?“ Sie war froh, sich den Namen dieses Saudischen Scheichs gemerkt zu haben und ihn fehlerfrei aussprechen zu können. Er war ein unangenehmer, adipöser Ölmagnat mit buschigen Augenbrauen und einem lüsternem Blick.

Und ihre Rechnung schien aufzugehen. Auch Lex war es offensichtlich nicht so angenehm, sich vorzustellen, wo dieser Kerl so alles seine Augen gehabt hätte. Lois atmete entspannt durch. Ob sie das Thema Kleid und was es zeigte oder eben verdeckte, nun wohl endlich hinter sich lassen konnten?

Doch genau in dem Moment, in dem sie geglaubt hatte, dass das endlich möglich sein sollte, setzte Lex noch einmal an: „Obwohl...“, hier machte er wieder eine dramatische Pause. Als nächstes legte er ihr seine Hand auf den Rücken, in Höhe ihrer Schulterblätter. Und mit jedem Wort, dass er sagte, rutschte diese ein klein wenig weiter nach unten. Er beendete seinen begonnen Satz mit öliger Stimme: „... du uns alle da um ein wirkliches Vergnügen bringst.“

Lois war entsetzt. Das ging nun wirklich zu weit! Erbost drehte sie sich von Lex weg, sodass seine Hand ins Leere ging. Mit scharfer Zunge fuhr sie ihn an: „Noch... bestimme immer noch ich, wer meinen Rücken zu sehen bekommt! Und warum bitte hast du dieses Kleid so knapp herstellen lassen? Gab es da etwa einen wichtigen Gast heute Abend, den ich für dich betören sollte?“ Sie sah ihn provozierend an.

Und Lex schwieg eine Sekunde zu lange. Wäre diese Behauptung vollkommen aus der Luft gegriffen, hätte er doch sofort 'nein' sagen können. Sein Zögern konnte nur bedeuten, dass er sich ertappt fühlte, er sich eine taktische Antwort zurecht legen wollte. Was aber im Grunde genommen ein Schuldeingeständnis war. Das brachte Lois nun aber vollkommen auf die Palme. Inzwischen wirklich wütend, sah sie keine Veranlassung mehr, ihre Worte vornehm zu formulieren und so fuhr sie leise aber harsch fort: „Du wolltest wirklich meine Haut zu Markte tragen, um... ja was? Ein gutes Geschäft abzuschließen?“ Sie redete sich nun immer mehr in Rage und so bekam Lex noch nicht einmal mehr die Chance zu antworten, selbst nicht, wenn er es gewollte hätte. „Einen einflussreichen Politiker sollte ich für dich beeindrucken? Oder kommt heute Abend noch ein Kamerateam vorbei, vor dem du dich präsentieren willst?“ Mit bösem Blick sah sie ihn an.

Er versuchte sein strahlendstes und charmantestes Lächeln. „Lois, Liebes... Du willst doch jetzt keine Szene machen. Hm? Alles, was ich im Sinn hatte, war, dass du einen wundervollen Abend erlebst.“

Wieso hatte Lois das Gefühl, dass die Worte 'und eine Nacht' unausgesprochen im Raum hingen? Hatte er denn wirklich geglaubt...? Das war unglaublich! Ihr blieb einfach die Luft weg.

Lex hingegen versuchte wohl seinem Lächeln noch mehr Strahlen verleihen zu wollen. Doch das kam ihr nun nur noch künstlich und überzogen vor. Er versuchte sie mit generösen Blick und einer bittersüßen Stimme umzustimmen: „Eigentlich solltest du das hier erst nach dem Ball erhalten“, ein Griff in die Innentasche seines Smokings, „aber dieser Moment ist genauso gut...“

Eine kleine, längliche, weiße Schatulle kam zum Vorschein. Ganz sicher enthielt sie ein Schmuckstück, wahrscheinlich ein Armband. Lois' Vermutung bestätigte sich sofort darauf. Lex öffnete die Schatulle, reichte sie ihr und sah sie erwartungsvoll an. Sie enthielt ein Armband, das nur aus Diamanten zu bestehen schien. Selbst bei diesem gedämpftem Licht glitzerten die Steine beeindruckend.

Und im Bruchteil einer Sekunde wurde ihr das Ausmaß dieser Situation bewusst. Sie sah diesen Mann, seinen Einfluss und was er zu beeinflussen glaubte, so klar vor Augen, wie noch nie zuvor. Er hatte gemeint, sie beeindrucken zu können mit diesem Geschenk. Obwohl es für ihn wohl eher die Investition in etwas war, dass er erreichen oder haben wollte. Und er hatte wahrscheinlich geglaubt, bei seinem Einsatz sogar bis zum Morgen planen zu können.

Diese Erkenntnis tat weh. Und Lois ärgerte sich, ihn nicht eher durchschaut zu haben. Aber andererseits war sie froh, ihn wenigstens jetzt ganz klar zu sehen. Wer weiß, was ihr sonst noch alles passiert wäre.

Lex erwartete eine Reaktion, eine Antwort von ihr. Und Lois hob ihr Kinn stolz in die Höhe und lächelte nun siegesbewusst. „Keine Sorge, mein Lieber“, bei dem Wort 'Lieber' troff ihr Stimme aber nur so vor Sarkasmus, „ich werde dir keine Szene machen, sondern einfach nur gehen. Denn eines lass dir gesagt sein: Ganz gleich, was auch immer du geglaubt hast in mir zu sehen, eines bin ich nicht – käuflich!“

Er stockte und hob eine Augenbraue, zeigte aber sonst keine Reaktion. Wahrscheinlich wollte er sich seine Überraschung einfach nicht anmerken lassen. „Jeder Mensch ist käuflich. Es ist immer nur eine Frage des Preises.“

Lois unterdrückte ihr brennendes Bedürfnis, ihn mit einer Ohrfeige zur Vernunft zu bringen. Wozu auch einen toten Stein schlagen? Ihre Hand würde schmerzen, doch erreichen würde sie ihn nicht. „Wenn du das wirklich glaubst, ist dir wirklich nicht zu helfen.“ Lois spürte, wie sich ein Kapitel in ihrem Leben schloss.

Sie drehte sich um und verließ den Raum und gleich darauf den Lex Luthor Wohltätigkeitsball. Stolz und mit erhobenem Kopf und ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie musste einfach nur noch raus hier. Dorthin, wo sie wieder frei atmen konnte.

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Re: Tattoo-Reihe

Beitragvon Magss » Di 8. Feb 2011, 09:47

Die Nacht danach...


Lois wartete bis der junge Mann die Tür zum Fond der Limousine geöffnet hatte, er reichte ihr die Hand, damit sie es leichter hatte aus dem Wage zu steigen. "Danke David. Sie können dann fahren, den Rest des Weges kenne ich gut genug." Sie rückte von der Sitzbank aus feinstem, weichen Leder nach vorne und ließ ihre Hände noch einmal kurz über das polierte Holz der Türgriffe gleiten, um dann seine Hand zu greifen.

Der junge Fahrer zeigte ihr ein sympathisches Lächeln unter seinen blauen Augen. "Oh nein, Miss Lane. Mein Auftrag lautet, erst dann zu gehen, wenn Sie die Tür ihres Apartments fest hinter sich verschlossen haben." Dass er für sie nicht bereit war, seinen Job zu riskieren, verschwieg er, aber sicher dachte er daran. Lex Luthor war unerbittlich, wenn seine Anordnungen nicht befolgt wurden.

Lois lachte den jungen Fahrer entspannt an. "Okay, David, wir beide werden nichts tun, was Mr. Luthor misslaunisch stimmen könnte." Nachdem sie den Ball so frühzeitig aber mit einer sehr wichtigen Erkenntnis verlassen hatte, gab es keinen Anlass mehr, Luthor noch mehr zu verärgern. Sie sah Lex Luthor inzwischen klarer vor Augen, als sie das jemals getan hatte. Natürlich stand da die Frage im Raum, warum sie all das nicht vorher erkannt hatte. Aber – besser jetzt als wenn sie es noch später entdeckt hätte. Wer wusste schon, wohin die Beziehung mit Lex sie noch geführt hätte?

Jedenfalls war sie bester Laune. Obwohl ihr im Laufe des Abends auch der Gedanke gekommen war, dass sie ihr Leben ab sofort wohl in OT und MT, Ohne-Tattoo und Mit-Tattoo einteilen würde. Und was MT wirklich bedeutete war ihr in seiner ganzen Tragweite noch nicht klar, so viel hatte sie in den letzten Stunden schon gelernt. Aber sie war sich sicher: Das Schlimmste würde wohl überstanden sein.

Es war fast Mitternacht, die Zeit, zu der selbst eine Stadt wie Metropolis etwas von seiner ständigen Geräuschkulisse verlor. Zu sagen, es kehrte Ruhe ein, wäre nun wirklich übertrieben, aber die Hektik des Tages war nicht mehr ganz so allgegenwärtig. Lois mochte es, um diese Zeit durch die Straßen zu ziehen und den Trubel nur hintergründig zu erahnen. Vernunft und ihre Ängstlichkeit hielten sie jedoch davon ab, regelmäßig Spaziergänge durch Metropolis' Nächte zu unternehmen.

David brachte sie bis in den fünften Stock, sie öffnete ihre diversen Schlösser, warf ein Blick in ihr Apartment und bedeutete dem jungen Fahrer in seiner schwarzen Uniform, dass wirklich alles in Ordnung war. Er deutete mit seinem Kopf eine Verneigung an und ging, während sie ihre Tür von Innen verriegelte.

Kaum war sie alleine in ihrem Apartment, schlüpfte sie aus ihren Pumps. Sie hatte Stunden damit zugebracht zu tanzen. Fragte sie hingegen ihre Füße, fühlte es sich eher wie Tage an. Nach dem anfänglichen Stress um das Kleid und dem Zuviel, was es zeigte, war Lois in diesem Moment nur noch froh, dass sie diesen Abend überstanden hatte. Ihren Mantel hängte sie an die Garderobe, ein Blick auf den Anrufbeantworter zeigte ihr: Kein Anruf. Das war gut so, musste sie doch auch nichts beantworten. Kein Drama in der Radaktion, kein in den endlosen Weiten der EDV verschwundener Artikel. Das Kleid wollte sie noch einen Augenblick anbehalten, es fühlte sich so gut an. Außerdem bedeutete das Ablegen des Kleides, das sie inzwischen wirklich lieb gewonnen hatte, dass der Abend definitiv zu Ende war.

Lois goss sich noch ein Glas Wasser ein. Doch kaum, dass sie ein wenig zur Ruhe kam, merkte sie, wie lang dieser Tag doch gewesen war mit seinen schier unendlichen Hochs und Tiefs, die sie emotional sehr belastet hatten. Sie fühlte langsam eine bleierne Müdigkeit. Zumal es ganz sicher mehr Tiefs und sehr viel belastendere Tiefs waren. Sie beschloss ins Bett zu gehen, obwohl sie wahrscheinlich noch viel zu aufgedreht war, um schlafen zu können. Da hörte sie plötzlich ein inzwischen sehr vertrautes Geräusch aus Richtung ihres Fensters - das Landegeräusch von Superman auf ihrem Fenstersims. Lois bemerkte, wie ihr Herz vor Aufregung plötzlich ein paar Takte schneller schlug. Der Abend hielt also noch ein Highlight für sie bereit.

"Darf ich...?" Superman lächelte sie an. Dies war einfach das süßeste Lächeln, dass ihr jemand auf dieser Erde schenken konnte. Sie wurde sich gerade bewusst, dass es plötzlich wärmer geworden war in ihrem Apartment und sie nickte aufgeregt. Er sprang daraufhin leichtfüßig von ihrem Sims.

"Lois, du siehst fantastisch aus." Die Müdigkeit war plötzlich wie weggefegt und sie bekam eine Gänsehaut. Es wurde immer wärmer hier. Hatte ihr Superman jemals ein so direktes Kompliment gemacht? "Du warst auf dem Wohltätigkeits-Ball heute Abend...", dass er den Namen Luthors vermied, fiel ihr durchaus auf, sie wusste um seine Vorbehalte gegen den mächtigsten Mann Metropolis'. Und inzwischen musste sie ihm zustimmen. Doch diesen Gedanken behielt sie fürs Erste für sich.

Endlich fand sie ihre Sprache wieder: "Ja, ich war tanzen. Es war... ein interessanter Abend." Sie ging langsam auf ihn zu. Lois kam es so vor, als drückte sie ihr Lächeln mit ihrem ganzen Körper aus. Ihre Stimmung besserte sich von Sekunde zu Sekunde und mit jedem Schritt, den sie ihm näher kam.

Auch Superman schenkte ihr so ein strahlendes Lächeln. Hmm... Diese Augen, diese Wimpern, diese Lippen... Sie schmolz geradezu dahin.

"So, du warst tanzen." Sie waren sich inzwischen ganz nah. "Nichts für Ungut, aber soll ich dir mal zeigen, wie schön Tanzen wirklich sein kann...", sein Lächeln ging nun ins schelmische. Er kam noch weiter auf sie zu und ohne ihre Antwort abzuwarten nahm er ihre Hand und zog sie ganz dicht an sich. Mit der anderen Hand umschlang er ihre Taille und begann sie im Rhythmus einer nicht vorhandenen Musik zu drehen.

Eine Drehung und sie war schon fast im Himmel. Doch es wurde noch viel besser, Lois merkte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor und das wirklich - sie schwebten!

Scheinbar schwerelos glitten sie über den Boden und dabei wurde sie doch so sicher gehalten von ihm. Das war unglaublich, fantastisch, es war fast so gut, wie Fliegen... Ihr stockte der Atem. Oh ja, das war Tanzen, wie sie es noch nie erlebt hatte, da hatte er wirklich recht. Sie dankte Superman in ihrem Innersten, dass er sie dies erleben ließ.

Welch ein Traum, Superman hielt sie in seinen Armen, tanzte mit ihr schwebenderweise durch ihr Zimmer und strahlte sie dabei an als sei es auch für ihn ein wirkliches Vergnügen. Lois schaute noch mal nach unten, auf ihre Füße, die keinen Kontakt zum Boden mehr hatten und ihr "Wow!" war nur leise dahin gehaucht.

Er drehte sie im Kreis und für sie gab es keinen Ort auf der Welt, wo sie jetzt lieber gewesen wäre.

Doch dann passierte das Unvermeidliche. Seine Hand, die auf ihrem Rücken lag, rutschte ein Stück tiefer und kam genau auf der Stelle zu liegen, die ihr seit dem Morgen nichts als Stress, Kummer und Schmerzen verursacht hatte.

"Aaaahhhrrrggg!" Lois zuckte zusammen, verzog das Gesicht schmerzgeplagt.

Die Realität hatte sie schnell wieder eingeholt und das gleich in zweifacher Hinsicht. Erschrocken setzte Superman sie schnell auf den Boden. Und natürlich erinnerte sie der Schmerz augenblicklich wieder an ihr spezielles "Rückenleiden". Sie hatte es doch tatsächlich für einen kurzen Moment vergessen.

"Lois", fragte er sie atemlos und mit besorgter Mine, "habe ich dir weh getan?"

"Nein!" Sie drehte ihren Kopf beschämt zur Seite.

Mitleidig und voller Fürsorge fragte er: "Kann ich dir irgendwie helfen?"

"Nein!", kam es zerknirscht von ihr. Nur nicht ansehen.

Sein Gesicht bekam nun einen verzweifelten und mitfühlenden Ausdruck. "Was ist denn nur passiert? Hast du dich verletzt?"

"Nein!" Lois verschränkte blamiert ihre Arme vor ihrer Brust.

Gerührt sah er sie an. "Aber du hast aufgeschrien. Wenn du verletzt bist, sollte ich mir die Wunde vielleicht ansehen?"

"Nein!", entgegnete sie ihm reumütig. Leicht, fast unmerklich schüttelte sie den Kopf als könnte sie damit dieses lästige Problem abschütteln.

Lois war klar, dass sie mit dieser Vermeidungstaktik nicht weit kommen würde. Ähnlich wie Clark hatte Superman die Angewohnheit Hinweise durch die Blume zu ignorieren und allem auf den Grund gehen zu wollen. Aber was sollte sie denn tun? Sie konnte ihm doch nicht sagen, du hast deine Hand gerade auf mein frisches, noch sehr empfindliches Tattoo eines Superman-Logos gelegt. Jedem Menschen auf dieser Welt könnte sie das erzählen, wobei es da schon einige gab, von denen sie hoffen würde, dass sie es nie, wirklich niemals erfahren würden. Aber ausgerechnet Superman war nun wirklich das letzte lebende Wesen, was dies erfahren sollte.

Lois wünsche sich weit, sehr weit weg.

"Lois...?!"

"Nein!", sagte sie nun um einiges lauter und eindringlicher. "Es ist nichts, wirklich, gar nichts!" Barsch schleuderte sie ihm ihre Worte entgegen, fast so als könnte er etwas dafür.

Sein Gesicht spiegelte aufrichtige Besorgnis wieder. "Für 'nichts' hast du aber eben einen ganz schönen Aufstand gemacht."

Lois war hin und her gerissen. Sie konnte ihn nicht mehr ansehen und drehte sich weg. Superman war mit Abstand derjenige, den sie am liebsten in ihrer Gegenwart hatte. Normalerweise. Aber in dieser speziellen Situation war er einfach der Letzte, der erfahren sollte, was mit ihr los war, was sie bekümmerte, was ihr nichts als Schwierigkeiten machte. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass sie sich mal wünschen würde, er würde gehen. "Ich... Es ist nichts."

Er sagte streng zu ihr: "Ach komm schon, Lois! Erzähl mir doch nichts! Wenn es wirklich nichts wäre, könntest du es mir doch zeigen." Mit diesen Worten war Superman hinter sie getreten.

Sie überlegte immer noch, ob sie ihn bitten sollte zu gehen. Haderte mit sich. Aber noch kamen ihr die Worte dafür nicht über die Lippen.

"Lo-is!" Superman stockte mit Entsetzen in der Stimme. Was war denn jetzt nur wieder los? Sie drehte sich um, so dass sie sich wieder Vis-a-vis gegenüber standen. Der Mund stand ihm offen und er hatte seine Augen aufgerissen. Geschockt stammelte er: "Du hast... hast ein Superman-S auf deinem Rücken. Ist das etwa ein Tattoo?"

Lois sah entsetzt nach ihrer Rückseite. Woher, verdammt noch mal, wusste er das? Und dann funkelte sie ihn böse an. "Du hast deinen Röntgenblick gegen meinen Willen eingesetzt, um mir unter das Kleid zu sehen?" Das war ja nun wirklich unglaublich, das war einfach das Letzte! Lois wusste kaum, was schlimmer war, die Tatsache, dass er nachgesehen hatte oder dass er jetzt wusste, was sie so bekümmerte

Es war ihm sichtlich unangenehm. Er versuchte sich heraus zu reden: "Ich dachte, du wärest verletzt. Dann hätte ich dir doch helfen müssen. Und irgendwie machst du mit deinen unmotivierten 'Neins' nicht den Eindruck als könntest du das selber einschätzen. Da musste ich nachsehen. Es war nur doch nur zu deinem Besten." Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie sagen, ihm stand der Schweiß auf der Stirn. Superman redete sich um Kopf und Kragen.

Lois schnaufte und sah ihn mit stahlhartem Blick an. Er sollte ruhig einen Moment leiden, schwimmen in seiner Unsicherheit, die sie nie so deutlich gespürt hatte, wie in diesem Augenblick. Superman und Unsicherheit? Fast erinnerte er sie in diesem Moment an Clark. Es war schon eine paradoxe Situation. Und warum das alles? Weil sie in einem vollkommen umnachteten Zustand ihre tiefsten und innersten Gefühle auf ihre Haut hatte brennen lassen - unwiederbringlich - auf Ewig - unauslöschbar. Obwohl sie sich ärgerte über ihn, rührte sie seine Fürsorge. Was konnte er denn für ihren... Irrwitz... ihre Leichtfertigkeit... ihren Übermut? Kleinlaut fragte sie ihn nun: "Und? Was denkst du jetzt?"

"Ich habe es nur sehr flüchtig gesehen, ist es wirklich ein S-Tattoo?"

Lois Antwort darauf kam nun noch kleinlauter: "Ja..."

"Warum...?"

Sie fiel ihm ins Wort: "Ich... ich weiß es nicht!", kam ihre Antwort viel härter als sie das beabsichtigt hatte. "Ich bin gestern morgen aufgewacht und da war es da. Und ich weiß von nichts." Lois lief auf und ab. "Ich wachte auf, fühlte mich grausam, dachte im ersten Moment, ich hätte es nur mit einem ausgewachsenen Kater zu tun. Und dann habe ich irgendwann im Spiegel gesehen, dass ich eine furchtbare Dummheit begangen haben muss." Sie sah zu Boden und gestikulierte wild mit den Armen. "Ich weiß nicht, mit wem ich den Abend verbracht habe und ich weiß nicht, wo ich gewesen bin, ich weiß nicht, wie viel ich getrunken habe oder was. Und ich weiß nicht, was sonst noch passiert ist." Sie schloss die Augen, ein paar Tränen suchten sich ihren Weg und sie wollte auf keinen Fall noch mehr Schwäche zeigen. Obwohl - zählte das in diesem Augenblick wirklich noch?

Lois hob den Kopf und sah Superman unter Tränen an. "Und? Verachtest du mich jetzt?"

Er war vollkommen verstummt, während der ganze Schmerz aus ihr herausgebrochen war. "Du hast dir mein Familiensymbol unwiederbringlich in die Haut ritzen lassen. Warum sollte ich dich verachten? Ich sehe es eher als Zeichen einer sehr tiefen Anerkennung... Sympathie... Verehrung meiner Person. Ich denke, ich sollte der Letzte sein, der dich dafür verachtet. Aber wie geht es dir damit?"

Lois blickte zur Decke und atmete einmal tief durch. Das war einfach Superman, so wie sie ihn kannte und bewunderte. Er dachte in erster Linie an sie. "Was wird einmal ein Mann dazu sagen, dem ich soweit vertraue, dass er mich so sieht...?" Beklommen sah sie ihn an. War es taktlos mit ihm, den sie so grenzenlos liebte, der ihr aber doch nie gehören würde, über andere Männer zu sprechen?

Seine Lippen zeigten ein zartes Lächeln. "Er wird wohl akzeptieren müssen, dass es eine Zeit in deinem Leben gibt... gab, in der du Superman sehr zugetan warst. Aber wenn er dich wirklich liebt, wird er das natürlich verstehen."

Plötzlich wurde Lois ganz warm ums Herz. In diesem Moment, in dem sie in diese warmen, schokobraunen Augen sah, glaubte sie, dass das möglich sein könnte. Dass sie jemals jemanden finden würde, der sie so sehr liebte, dass er ihr auch solche Jugendsünden verzeihen könnte. Und dann schoss ihr plötzlich ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf: Was wohl Clark dazu sagen würde? Ob er so ein Mann war, der selbst dies verzeihen könnte? Lois wandte sich peinlich berührt von Superman ab. Sie fürchtete, dass viel zu viel von ihren Gefühlen in ihrem Blick ersichtlich war. Doch Superman riss sie aus ihrem Gefühlschaos.

"Aber sag mal, Lois, es ist noch nicht ganz fertig. Bis jetzt trägst du nur den roten Teil auf deiner Haut. Wann wirst du die gelbe Farbe machen lassen?"

ENDE (nun, einer kommt noch)
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Re: Tattoo-Reihe

Beitragvon Magss » Di 8. Feb 2011, 09:51

so, und hier kommt nun der"aktuelle", der, den ich jetzt geschrieben habe, um diese Reihe zu wirklich zu beenden.
Bisher waren alle Teile ungebetat. Bis auf diesen. Hier stand mir KitKaos, wie immer, mit ihrer unschlagbaren Kompetenz zur Seite. Ganz lieben Dank dafür.




Das Leben danach

„Augen zu – und durch!“ Lois folgte ihrem eigenem Befehl und schloss die Augen. Und mit einem verkrampftem Gesicht biss sie die Zähne zusammen.

Heute war der dritte Tag und sie würde wieder zum Planet gehen. Sie musste! Also: Luft angehalten – und?

Es ging. Das war überraschend. Das Bündchen der Hose fühlte sich auf ihrem Rücken, auf der Haut ganz normal an. Also vergleichsweise normal, so sie dieses Gefühl überhaupt noch kannte.

Zwei Tage war sie nicht in der Redaktion gewesen, das hatte es noch nie zuvor gegeben. Mad Dog Lane nicht bei der Arbeit! Doch nachdem sie vorgestern mit dem schlimmsten Kater ihres Lebens aufgewacht war, nur um gleich darauf festzustellen, dass sie sich wohl in einem Zustand geistiger Umnachtung – nur mit betrunken war es nämlich nicht zu erklären – ein Tattoo hatte machen lassen, konnte sie sich einfach nicht auf Arbeit konzentrieren. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie anfangs keine Kleidung hatte ertragen können.

Das Familienwappen ihres Lieblingshelden zierte nun also den unteren Teil ihres Rückens. Ungefähr so groß wie er es auf seiner Brust trug. Das hieß, es war noch nicht fertig, bis jetzt hatte sie nur die rote Farbe unwiederbringlich in der Haut. Dass zweifarbige Tattoos in mehreren Arbeitsgängen auf die Haut gebracht wurden, hatte sie vorher nicht gewusst. Doch fiel es Lois angesichts dieses hautnahen Wissenszuwachses immer noch schwer, den Erlebnissen der letzten Tage etwas Positives abzugewinnen. Einzig über die Tatsache, dass sie Lex durchschaut und ihm dann einen Korb gegeben hatte, war sie im Nachhinein froh. Wer wusste, wo sie dieser Weg sonst noch hingeführt hätte?

Superman, das nun verewigte Objekt ihrer Schwärmerei, hatte sogar noch die Frechheit besessen, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sein 'S' ja noch nicht ganz fertig sei. Unglaublich! Und das auch noch, nachdem er seinen Röntgenblick dazu eingesetzt hatte, ihren Rücken zu begutachten. Das hätte sie ihm niemals zugetraut! Wie sie damit umgehen sollte, dass er das nun wusste, darüber war sie sich noch nicht klar.

Aber ganz gleich, wie sie dem nun lange nicht mehr so heimlichen Schwarm der tiefsten Ecke ihres Herzens zukünftig begegnen würde, heute hatte sie es glücklicher Weise nur mit Clark zu tun. Also waren keine weiteren Offenbarungen oder Stolpersteine zu erwarten – und das war gut so. Davon konnte sie nämlich nur eine gewisse Menge vertragen, und die war mit den letzten Tagen bereits überschritten. Bei weitem überschritten.

Wenn sie ganz normal gekleidet war, konnte niemand etwas sehen, geschweige denn ahnen oder etwas Ungewöhnliches bemerken. Dabei fühlte sie das halbfertige Wappen auf ihrem Rücken bei jeder Bewegung, bei jedem Gedanken, jedem Atemzug. Es beherrschte ihr gesamtes Bewusstsein, trug sich wie ein tonnenschwerer Rucksack. Anfangs war es schlicht der Schmerz durch die brutale Behandlung mit spitzen Nadeln gewesen, doch das hatte natürlich nachgelassen. Inzwischen fühlte sich die Haut sogar wieder ganz okay an. Und doch fühlte sie sich fast nackt, befürchtete ständig, es würde doch noch unter ihrer Kleidung hervorlugen. In einem Moment, wenn sie gar nicht daran dachte.

„Kein Mensch kann es sehen!“, bestätigte sie sich noch einmal bei einem weiteren Blick in den Spiegel, während sie sich nach links und rechts drehte. „Du darfst dich nur nie wieder ausziehen, in deinem Leben, Lane!“ Ganz einfach also.

Aber bei ihrer Fähigkeit, sich immer in die falschen Männer zu verlieben, sollte sie darauf vielleicht sowieso verzichten und alles wäre gut. Bis jetzt hatte es ihr nur Chaos und jede Menge Tränen gebracht. Und wahrscheinlich gab es ihren Mister Right auch gar nicht.

Sie fragte sich gerade, wie leicht es ihr fallen würde, auf die Erfüllung dieses tiefsitzenden, alles umfassenden Traums zu verzichten, als ein Klopfen an ihrer Apartmenttür Lois von weiteren schwerwiegenden Entscheidungen abhielt. Der Blick durch den Spion bestätigte ihre Erwartung; es war Clark. Er wollte sie abholen, damit sie gemeinsam zum Planet gingen. Wie immer. Sie öffnete.

Mit fürsorglichem Blick fragte ihr Partner sie: „Und? Geht es dir besser?“

Aber natürlich, sie hatte ja eine schlimme Erkältung herbei geschwindelt. „Ja, ja, viel besser ...“ und zur Bestätigung räusperte sie einen Frosch aus ihrem Hals weg, der gar nicht da gewesen war.

Ihr Kollege lächelte. „Du siehst auch viel besser aus.“ Wieso besser? Clark hatte sie doch in den letzten beiden Tagen gar nicht gesehen?

Doch statt diese Worte noch etwas näher zu erläutern, verwirrte er sie gleich noch mehr. Normalerweise blieb ihr Partner, wenn er sie abholte, bei der Tür stehen, bis sie fertig war. Doch heute trat er weiter ein, ging bis zum Sofa und setzte sich. Dabei vergrub er seine Hände tief in seinen Hosentaschen.

„Aha ... gehen wir nicht zum Planet?“

Clark zeigte ihr ein Lächeln, wenn es auch etwas unsicher wirkte, und dann druckste er herum. Wollte ihr Clark ein Geständnis machen? Das versprach interessant zu werden. Lois folgte und setzte sich zu ihm, sagte aber kein Wort, war einfach still gespannt. Sie wollte ihn auf keinen Fall unterbrechen. Er hingegen suchte offenbar nach Worten: „Ich ... ach verdammt, bis vor wenigen Augenblicken noch wollte ich dich fragen, ob wir nicht mal ausgehen sollten ...?“

„Aha. Und ... nun nicht mehr ...?“, fragte sie wie vor den Kopf gestoßen. Lois war sich nicht mal sicher, ob sie nun beleidigt sein sollte, überrascht oder erleichtert. Blitzartig zogen Erinnerungen an vergleichbare Gespräche vor ihrem inneren Auge auf, 'Verlieb dich nicht in mich, Farmboy! Ich hab keine Zeit für sowas.' oder auch 'Ich liebe dich nicht – nicht so ...' Das alles hatte sie zu Clark gesagt. Und es in dem Moment auch genau so gemeint. Auch wenn es sich in diesem Moment ein wenig fremd anfühlte. Clark war jemand, den sie auf keinen Fall verlieren wollte. Dass er sie nun doch nicht um ein Date bat, bedrückte sie auf eine Art, der sie sich bisher noch gar nicht klar gewesen war.

Clark begann sich zu rechtfertigen, als sei ihm gerade erst die Bedeutung seiner Worte bewusst geworden: „Nein, so hab ich das nicht gemeint ...“, Wie dann? Wollte er sie nun doch um ein Date bitten? Seine Wangen zeigten eine Spur von Röte. „Ich ... also genau genommen wollte ich dich fragen, ob wir nicht mal schwimmen gehen sollten. Aber ...“

„SCHWIMMEN?!“ Es war November! Die Strände vor der Stadt waren einsam und verlassen. Träumte ihr Partner etwa von einem Hallenbad? Chlorgeruch und kreischenden Kindern? Was für eine Art von Romantik sollte das denn werden?

Eigentlich hätte ihn ihr lautes Aufschreien einschüchtern sollen, doch ihr Partner war nur einmal kurz zusammen gezuckt und sprach gleich weiter: „Ja ... oder vielleicht einmal dieses neue Sauna-Land ausprobieren ...“, wobei sein Tonfall etwas unsicherer wirkte.

„SAUNA?!“ Lois' Stimme wurde noch eine Spur höher. Wer lud schon jemanden zum ersten Date in eine Sauna ein?! Was war nur in ihn gefahren? Aber war da nicht sogar ein ganz leichtes Zucken seiner Mundwinkel, das vielleicht ein Lächeln werden sollte? Was gab es da zu lachen? Lachte er sie aus? Warum?!

Aber Moment einmal, Schwimmen, Sauna – das kam beides nicht in Frage. Sie hatte sich doch gerade eben erst verboten sich jemals wieder auszuziehen. Warum also schlug ihr ihr bester Freund ein Date vor, bei dem sie ...?

Plötzlich begriff sie. Es war ganz klar. Oh nein! Nein! „Clark Kent!“ Er wusste Bescheid, es konnte nicht anders sein. „Ich warne dich! Ihr habt über mich gesprochen. Er hat ...!“ Das verschlug ihr wirklich die Sprache. Superman hatte sich doch bereits daneben benommen, als er ihr auf den Rücken geschaut hatte und nun erzählte er das auch noch Clark – das war einfach unglaublich! „Ich glaube das wirklich nicht!“

Doch statt gebührendes Schuldbewusstsein zu zeigen, kam Clark noch ein kleines Stück auf sie zu. „Lois, nein! Bitte hör mir zu“, flehte er. „Ich hatte mir das ausgemalt, wollte dich ein klein wenig ärgern – versteh es als kleine Rache ...“ Wofür bloß? „Aber dann habe ich es mir anders überlegt.“ Aha. „Ich denke, du hast in den letzten Tagen eine Menge durchgemacht.“ Wohl wahr. „Und ich wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen ... ich würde dir statt dessen viel lieber etwas erzählen, erklären, zeigen, was immer du willst ... Ich denke, du hast die Wahrheit verdient ...“

Aha. Lois begann langsam an Clarks Verstand zu zweifeln. Sie war wenigstens betrunken gewesen, als sie ihre Dummheit begangen hatte, aber er schien vollkommen nüchtern und doch so durcheinander wie sie ihn noch nie erlebt hatte.

„Ich ...“ begann er und zeigte nun im Gegensatz zu seiner flammenden Rede gerade eben doch eine Spur von Unsicherheit – und zwar eine kräftige Spur. Er hob noch einmal die Hand, ließ sie wieder sinken, nur um sie erneut zu heben. Und dann nahm Clark die Brille von der Nase und schaute sie einfach nur an. Kein Glas mehr, das die Sicht ablenkte. Sein Blick war klarer als er es jemals gewesen war. Sah sie unverstellt an.

Lois sah ihm in die Augen und als wenn er eine Tür geöffnet hätte, hatte sie das Gefühl ihm in die Seele blicken zu können. Doch war es nicht Clark Kents Innerstes.

Plötzlich war die Luft im Raum ganz stickig.

Diese Augen waren ihr fast so bekannt wie die ihres besten Freundes und doch ... „Du – du bist Superman ...“ Es war nur ein Flüstern, kraftlos dahin gehaucht und doch gab es nicht den geringsten Zweifel. Hier und dort fügten sich noch einige Puzzleteile zusammen, Belanglosigkeiten seines Auftretens, seines Verhaltens ihr gegenüber. Doch Lois wusste auch, sie würde Ewigkeiten brauchen, bis sie es wirklich erfasst hatte. Das war zu unglaublich. Aber nicht zu leugnen.

Moment einmal, dann wusste Clark ja auch Bescheid – er war es schließlich gewesen, der in seiner Sorge auf ihren Rücken geschaut hatte. Und er hatte sie um ein Date zum Schwimmen bitten wollen – wie gemein war das denn?! Lois schnappte nach Luft.

„Ich habe schon oft überlegt“, fuhr ihr Partner nun fort und hielt dabei ihrem Blick stand, wenn auch vorsichtig, „es dir zu sagen, habe vor dem Spiegel geprobt, wie ich es dir sage und mir versucht vorzustellen, wie du reagierst ...“ Erwartungsvoll sah er sie an, wenn auch ein klein wenig von unten her. Wenigstens jetzt zeigte er eine Spur von Reue.

Und sie, was sollte sie nun mit ihm tun? Natürlich hatte er sie belogen, Tag für Tag. Obwohl sie doch eigentlich Partner, ja Freunde waren. Aber hatte er sie nicht auch gerettet, immer wieder? Alle Schwächen, die sie ihm gezeigt hatte – und da gab es einige, freiwillig gezeigte und unfreiwillige – und er hatte sie niemals gegen sie verwendet? In der Waagschale lag nun die Lüge auf der einen Seite und ihr verdammtes Gefühl für Clark auf der anderen.

Lois fühlte sich überfordert. „Clark, was erwartest du jetzt von mir?“ Der denkbare Spielraum reichte von auf der Stelle umbringen, foltern, über ignorieren bis hin zu ... nein! Bewunderung würde sie ihm nicht zeigen!

Clark lachte verhalten. Sein schelmenhaftes Hundeblick-Lachen, was hatte er nur im Sinn? „Ich erwarte gar nichts. Schon gar nicht, dass du das sofort akzeptierst. Ich dachte mir nur einfach, du könntest im Augenblick einen Freund an deiner Seite gebrauchen.“

Da riss Lois dann doch der Geduldsfaden. „Verdammt, Clark! Du lügst mich monatelang an – aber machst das, um Gutes zu tun! Du offenbarst mir dein größtes Geheimnis – nur, um für mich da zu sein! Warum kannst du nicht, wie ein normaler Mensch, auch mal etwas aus purem Eigennutz tun? Und wenn auch nur, um mir wenigstens eine Spur von menschlicher Angriffsfläche zu bieten?!“ Sie war immer lauter geworden, war aufgestanden, herum gelaufen, hatte sich immer mehr in Rage geredet.

Doch plötzlich gesellte sich ein ganz anderer Gedanke dazu, einer, der ihr wieder jeden Wind aus den Segeln nahm, sie bremste: „Aber weißt du was, ich könnte wirklich einen Freund gebrauchen ...“ Mit diesen Worten ließ sie sich entmutigt aufs Sofa sinken. „Ich habe eine grenzenlose Dummheit gemacht. Hältst du mich nicht für eine vollkommene Idiotin?“ Es fiel ihr nicht leicht, solche Schwächen zuzugeben, aber es war ja doch so offensichtlich.

„Nein. Ganz bestimmt nicht.“ Ja, er hatte gut reden.

„Ich meine, ich kann mich doch niemals mehr ...“ Nein, das sollte sie besser nicht aussprechen. „Also, stell dir einfach mal vor, ich hätte ...“, jetzt fehlte ihr nur noch ein wirklich treffendes Beispiel. „Sagen wir mal ich hätte ... eine Fledermaus irgendwo als Tattoo und du würdest das sehen ...“ Schon bei dem Gedanken musste sie sich schütteln, sie waren schließlich nicht in Gotham City. Da war ihr Hautschmuck vielleicht doch nicht ganz so schlimm. Aber das Bat-Symbol, das musste ihn doch nun wirklich überzeugen. Ihm klar aufzeigen, in welcher Misere sie steckte. „Also, was würdest du da denken, wenn du das siehst?“

„Batman?“ Immer noch lächelte Clark sehr entspannt. „Ich würde wohl denken, dass er dir irgendwann mal sehr viel bedeutet haben muss.“

Wollte er das nicht verstehen? „Du würdest mich nicht auslachen, auf dem Absatz kehrt machen und mich nie wieder ansehen?“

Er vertiefte seinen Hundeblick noch etwas und schüttelte den Kopf.

Als Lois schlagartig bewusst wurde, in welche Situation sie ihren Kollegen gerade imaginierte und merkte, wie ihre Wangen langsam Feuer fingen. Auf der anderen Seite hatte er sie auch für die Erwähnung Batmans nicht ausgelacht. „Ach Clark, du bist mir wahrscheinlich ein besserer Freund als ich es verdient habe.“ Wohingegen sie ihn eigentlich wie einen Hund behandelt hatte, wenigstens am Anfang, inzwischen war es wohl nicht mehr ganz so schlimm. „Und du weißt mehr von mir als mir lieb ist ...“ Er wusste sogar, dass sie auf ihrem Rücken ein Tattoo ihrer pubertären Schwärmerei trug und saß immer noch hier. Das war auf jeden Fall die Art von Freundschaft, mit der sie sich sogar vorstellen konnte mit diesem Tattoo zu leben.

„Aber sag mal, Lois, ich habe dich das schon einmal gefragt – damals trug ich den Anzug – aber ich meine es wirklich ernst: Bis jetzt hast du nur ein halbes Tattoo, willst du es nicht fertigmachen lassen?“ Er fragte sie das sehr ruhig und sachlich.

Diese Frage hatte schon beim letzten Mal eine ungeahnte Wut in ihr aufflammen lassen, was bildete er sich eigentlich ein? Und was ging es ihn überhaupt an? Aber, verdammt noch einmal, letztlich hatte er Recht. So wenig überzeugt wie sie überhaupt jemals ein Tattoo hatte haben wollen oder ganz gleich was sie grundsätzlich von Tattoos hielt, ein halbes war noch lächerlicher als ein vollendetes.

Und da Lois nicht das Gefühl hatte, dem Problem, dass ihr Partner sie monatelang belogen hatte, adäquat begegnen zu können, ließ sie sich von ihm ablenken und hörte sich seinen Plan an.

So saß sie also tatsächlich nur eine Stunde später in einen Tattoo-Studio. Clark führte ein sehr sachliches Gespräch mit einer Frau namens Rose. Lange schwarze Haare, ein Muskel-Shirt, das ihre Arme zeigte, die natürlich von oben bis unten tätowiert waren. Er hatte das alles für sie recherchiert, diesen Laden gefunden, bevor er an ihre Tür geklopft hatte. Er hatte in der Redaktion geklärt, dass sie später kommen würden und alles nur, damit Lois diese Rose kennen lernte.

Roses einer Arm war mit recht realistischen floralen Motiven bedeckt, während der andere eher Blumenornamente zeigte. Es sah sogar relativ gut aus – bei ihr. Jedenfalls hatte sie keine Totenköpfe im Dekolletee oder Spinnweben am Hals. Lois beschloss, dass es ein gutes Zeichen war, wenn ihr die Tattoos der Tätowiererin gefielen – für das, was sie vorhatte. Was sie eventuell vorhatte. Irgendwann vielleicht einmal vorhatte.

Aber wo sie nun schon einmal hier war und Rose sie schon eine ganze Weile erwartungsvoll ansah ... Lois sah sich in Zugzwang, sie musste wohl etwas sagen: „Ich ... ähm ... also ich wollte ...“ Wie sollte sie das jetzt ausdrücken? Von Wollen konnte ja nun nicht wirklich die Rede sein. Egal, statt noch mehr herum zu drucksen und sich lächerlich zu machen, sie sollte es einfach und gerade heraus sagen: „Ich habe ein halbfertiges Tattoo auf dem Rücken.“ So! Sie hatte es gesagt.

Rose zog die Brauen nach oben und antwortete mit ihren tiefen, aber durchaus sympathischen Reibeisenstimme: „Ja klar. Das Superman-S. Ich hab mich schon gefragt, wann ich es fertig machen soll.“

Das nahm Lois den Atem. „Das ... SIE?! Sie haben das gemacht?“ Rose nickte darauf nur. „Wer?! Wer war bei mir? Wer hat den Auftrag gegeben? Und wer, verdammt noch mal, hat es bezahlt?“ Nun hatte sie vielleicht doch noch die Chance heraus zu finden, wem sie diesen ganzen Stress zu verdanken hatte und – wer morgen leider durch den Hobs River treiben würde ...

Rose antwortete unbeeindruckt: „Ich hab mir schon gedacht, dass Sie das vielleicht hinterher anders sehen würden, aber an dem Abend waren Sie meinen Argumenten gegenüber nicht sehr zugänglich. Und Sie machten auf mich den Eindruck, dass Sie genau wussten, was Sie taten. Also ...“

Oh verdammt, da kam Lois nun eine Fähigkeit in die Quere, die ihr schon durch so manche Pyjama-Party geholfen hatte: Auch wenn sie wirklich betrunken war, konnte sie sich soweit konzentrieren, dass sie Menschen, die sie nicht kannten, durchaus plausibel machen konnte, sie sei nüchtern genug um voll zurechnungsfähig zu sein. In ihrer Teeniezeit war das manchmal sehr lustig, auf jeden Fall war es gelegentlich sehr hilfreich gewesen. Somit konnte sie Rose nichts vorwerfen, aber wer ... „Mit wem bin ich hier gewesen?“, fragte sie deshalb vorsichtig. Auch wenn sie damit nun den letzten Zweifel beseitigen würde, dass sie wirklich vollkommen betrunken gewesen war.

„Eine Frau. Name weiß ich nicht. Hab sie noch nie gesehen.“

Lois zermarterte sich das Hirn, wer dafür in Frage käme, Cat Grant? Die Rivalität zwischen ihnen nahm gelegentlich schon recht gefährliche Züge an, aber würde sie mit Cat so feiern, dass sie dafür betrunken genug war? Nein, eher nicht, sie traute Cat noch nicht einmal nüchtern über den Weg. Wer sonst, Lucy vielleicht? Ihre Schwester war einer der Menschen, die von ihrer Schwärmerei für Superman wussten, aber würde Luce soetwas tun? Und warum auch? Also wer? „Wie wurde der Auftrag bezahlt?“ Denn ihre eigene Kreditkarte war nicht belastet worden, soviel hatte sie inzwischen heraus gefunden.

Rose schien diese Frage kommen gesehen zu haben, sie blätterte schon eine Weile in einem Karteikasten und zog nun ein Kärtchen heraus. „Per Kreditkarte. Ging reibungslos. Gab keine Probleme.“

Ohne lange zu zögern und sich auf ein zähes Gespräch über Datenschutz einzulassen, zog Lois Rose die Karte aus der Hand und sah sich den Namen an: Star.

Ja was, Star?! Vorname? Nachname? Sie kannte niemanden, der Star hieß. Und die S.T.A.R. Labs schienen hiermit ja wohl kaum etwas zu tun zu haben. Verzweifelt brachen die Worte aus ihr heraus: „Wer ist Star?“

„Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Sie wirkte auf mich ein klein wenig durchgeknallt, ätherisch esoterisch, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber sie hat immer etwas davon gesagt, dass das Schicksal sei, es in den Sternen stehen würde und sie es gesehen hat ...“ Rose tippte sich leicht an die Stirn. „Also der hätte ich nichts tätowiert, gar nichts. Aber Sie machten dagegen einen vollkommenen klaren Eindruck auf mich, und so ...“

Damit war Lois kein Stück schlauer. Obwohl, wenigstens wusste sie, dass sie ihre Schwester nicht vierteilen musste.

Wie auch immer, der Umstand, dass ein halbfertiges Tattoo noch lächerlicher war als ein vollendetes, stand immer noch im Raum. Und so sollte Rose also Gelegenheit bekommen, ihr Werk zuende zu führen.

Während Clark, der das gesamte Gespräch wortlos mitangehört hatte, auf sie wartete, bekam Lois nun die Gelegenheit, das Tätowieren im vollen Bewusstsein zu erleben. Der Raum roch nach dieser speziellen Tinte, die Maschine machte ein gleichmäßig surrendes Geräusch, vor dem Lois jedoch den höchsten Respekt hatte. Doch es war viel weniger schlimm als sie erwartet hatte. Heißwachs war schließlich auch kein Vergnügen, und doch zu ertragen. Die ersten Minuten waren grausam, weil sie ständig erwartete, dass es nun richtig weh tun würde, aber langsam wurde ihr klar, jeder Zahnarzt-Besuch konnte schlimmer sein. Nicht, dass sie das Kribbeln lieb gewinnen würde, aber es war auszuhalten.

Die Situation war schon bizarr, eigentlich hatte sich Lois für heute vorgenommen, zum Planet zu gehen, vielleicht sogar, um sich von dem Tattoo abzulenken. Stattdessen lag sie bäuchlings auf einer Liege und ließ sich schon wieder tätowieren.

Als Lois merkte, wie sie langsam entspannte, begann Rose ein Gespräch im netten Plauderton: „Warum waren Sie denn eigentlich so aufgebracht? Ihr Freund scheint mir doch sehr verständnisvoll. Es ist doch Ihr Freund, oder?“

„Oh ja, er ist mein Freund, mein bester Freund, aber wir sind nicht ... Wissen Sie, ich habe da drei Regeln ...“

Roses Worten war ihre Konzentration anzuhören: „Regeln sind doch aber da, um gebrochen zu werden. Ich an Ihrer Stelle würde mir den Mann mal ganz genau ansehen. Er akzeptiert ihr Gefühl für Superman. Das heißt doch, er akzeptiert Sie. So wie Sie sind. Jedenfalls macht es auf mich diesen Eindruck. Was wollen Sie denn mehr?“

Ja, genau, was wollte sie denn eigentlich mehr?

Das Surren umhüllte sie, fing sie auf. Langsam begann sie zu entspannen und spürte, wie sich ihr Blick klärte. Klar, wie schon lange nicht mehr. Als hätte ihr jemand endlich die Brille abgenommen, die sie mehr abgelenkt hatte als gut für sie gewesen war.

Ohne diese störenden Gläser öffnete sich vor ihr eine vollkommen neue Welt …

ENDE
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