Titel: Seine unbekannte Seite
Autor: Maisie
Glückskeks Nr. 7: Wer den direkten Weg geht, scheitert nicht.
Universum: Immer L&C
FSK: Wie die Serie(?)
Wortanzahl: Erster Teil (3.120)
Kurzzusammenfassung: Die Fortsetzung von „Der Kobold“
Spoilers: keine
A/N: Die Episoden 1.16 „Foundling“ und 3.01 „We have a lot to talk about“ habe ich mit einigen Elementen herangezogen
Disclaimer: Die Figuren haben andere erfunden, diese Story schrieb ich zu meinem eigenen Vergnügen ohne von ihr finanziell zu profitieren.
Seine unbekannte Seite
Auch das Wetter wusste nicht so genau, wie es sein wollte. Genau wie ihre Stimmung. Der Abend war lau, obwohl Wolken über den Himmel zogen. Es sah nach Regen aus, aber der frische Wind war sehr angenehm.
Beim Verlassen des Hauses sog Lois diese Luft tief in sich hinein. Wenn sie ihr Gemüt doch auch so beleben könnte. Das Gefühl, von Clark nicht als vertrauenswürdig anerkannt zu werden, belastete sie mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte.
Um ihrem Partner- und Freund-Verhältnis den Anstrich des Normalen zu geben, fragte sie ihn als erstes nach dem Befinden seiner Eltern. Doch, es ginge ihnen gut, berichtete Clark. Die Entführung mit ihren Begleitumständen hatte bei ihnen keine wesentlichen Spuren hinterlassen. Sie freuten sich auf die Romreise, die Jonathan seiner Frau zum Hochzeitstag geschenkt hatte.
Ach, Italien, Rom! Beneidenswert!
Doch ein kurzer Blick in sein Gesicht ließ sie wieder an ihr Problem denken, an ihr ‚Clark ist Superman‘-Problem. Wie konnte er nur so ruhig und unerschütterlich aussehen während in ihr ein Sturm tobte? Während sie neben ihm her stapfte und nur das Klappern ihrer Absätze von den Häusern widerhallte, wurde sie immer wütender.
Sie konnte sich nicht mehr beherrschen und musste ihn zu einer neuen Lüge animieren. Mit belangloser Stimme forderte sie ihn heraus: „ Erzähl mal! Hast du Superman noch gesprochen? Weißt du wie er deine Eltern befreit hat? Konnte er Jason Mazic der Polizei übergeben? Moment, lag da nicht St. Johns Leiche? War das auch Mazic? Ich war ja noch so benommen, als Superman mich aufgetaut und wieder nach Hause gebracht hat. Falls er mir etwas erzählt hat, ist bei mir nichts hängen geblieben.“
Wurde er nicht schon verlegen? Herrlich, dann war er ja doch nicht so unerschütterlich, wie sie geglaubt hatte.
Diesen Schuss hätte sie noch zu gerne abgegeben: ‚Wie hast du meine angebliche Leiche pünktlich zum Flughafen bringen können? Und wo warst du eigentlich, als Superman mich auftaute? Ich habe zwar deine Stimme gehört, dich aber nirgends sehen können‘! Aber das wollte sie ihm dann doch nicht antun!
Nach ihren Fragen legte Clark sofort los, als ob er froh wäre, nicht schweigend neben ihr hergehen zu müssen: „Superman hat mir alles erzählt.“ Und sie hörte eine tolle Geschichte, wie seine Eltern dem kryptonitgeschädigten Helden geholfen hatten und er sie dadurch befreien konnte. Nigel St. John war vergiftet und Mazic der Polizei übergeben worden. Man fand eine Taschenflasche mit dem vergifteten Whisky bei ihm. Er würde wegen Mordes angeklagt werden.
Während Clark erzählte, warf sie immer wieder einen Blick in sein Gesicht. Er war wirklich nicht so ruhig, wie sie zuerst angenommen hatte. Angespannt wirkte er, auch sein schnelles Reden war ein Beweis dafür. Seine Konzentration musste allerdings gewaltig sein, denn er versprach sich nie. Lois passte höllisch auf, doch seine Erzählung handelte immer nur von Superman. Wahrscheinlich hatte er durch seine andauernden Lügen eine Automatik entwickelt und Superman war für ihn auch schon eine dritte Person.
Als Clark fertig war und sie die letzten Meter schweigend zurück legten, bemerkte sie, dass er hin und wieder mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zu ihr schaute. Als ob er ihr etwas sagen wollte und ihm ein bisschen der Mut fehlen würde. Ihr fiel auf, dass er angestrengt immer wieder die Zähne zusammenbiss. Ein Hoffnungsschimmer tauchte in ihr auf. Vielleicht wollte er ihr doch endlich von seinem Alter Ego erzählen! Diese Annahme stimmte sie etwas milder, aber nur etwas!
Sie nahm sich fest vor, ihr Wissen um seine zweite Identität noch im Laufe des Abends preiszugeben. Wenn er sich verstellte und sie permanent anlog, wollte sie es ihm nicht gleichtun. Bisher hatte sie ihr ursprüngliches Vorhaben hervorragend ausgeführt. Er schien nichts von ihrer Erkenntnis gemerkt zu haben. Mit ihrer Schauspielkunst war sie sehr zufrieden.
Der Park war erreicht. Dort wo sie ihn betraten, war er menschenleer. Clark legte vorsichtig seinen Arm um ihre Schultern, zärtlich, schützend. Sie konnte nicht anders, sie schmiegte sich hinein und hielt seine Hand mit ihren beiden ganz fest. Ihr Zorn war zwar groß, aber noch größer war das Verlangen nach seiner Nähe, seiner Wärme und seiner Zärtlichkeit.
Er brach das Schweigen mit: „Ich habe nachgedacht.“ Wie aus der Pistole geschossen kam ihr: „Ich auch!“ Und wie! Stundenlang! Wenn er wüsste, was sie dabei herausgefunden hatte!
Aber erst sollte er seine gedanklichen Erleuchtungen zu Tage fördern, die Schonfrist gab sie ihm noch.
Doch mit dem, was dann kam, hätte sie in alle Ewigkeit nicht gerechnet.
Clark verstärkte klein wenig den Druck seines Armes, mit dem er sie umfangen hielt. „Manchmal denkt man, man wäre unsterblich und das gelte auch für die Menschen um einen herum, die man liebt. Und es braucht nur eine Sekunde um zu verstehen, was das für ein Fehler ist. Lois, ich liebe dich und hätte dich heute fast verloren. Dadurch ist mir eines klar geworden.“
Nach dieser Eröffnungsrede bugsierte er sie zu dem Brunnen und drückte sie zum Sitzen auf den Rand nieder. Sie ließ es mit sich geschehen und blickte erstaunt zu ihm hoch.
Der Himmel mischte sich zu allem Überfluss ein und musste diesen Moment mit strömendem Regen, Blitz und Donner segnen.
Im Nu waren sie durchnässt. Doch Clark ließ sich dadurch nicht beirren. Nass wie ein ins Wasser gefallener Hund kniete er sich vor ihr nieder. Er zückte aus seiner Jackentasche ein Kästchen. Der Deckel ging hoch und ein Diamantring funkelte im Schein der Laternen. Er schaut sie durch seine mit Regentropfen übersäte Brille an und stellte ihr tatsachlich die Frage aller Fragen: „Willst du mich heiraten?“
Zuerst starrte sie ihn sprachlos mit geöffnetem Mund an. …Heiraten! Er wollte sie wirklich heiraten! Aber kein Wort von seinem Alter Ego. Das konnte doch nicht wahr sein! Wann gedachte der Herr ihr diese Mitteilung zu machen? In der Hochzeitsnacht, beim ersten Streit oder wenn die Kinder anfingen Möbel zu stemmen?
‚Oh nein, Clark, wenn du es mir nicht sagen willst, dann sage ich es dir‘! Schluss mit der ganzen Verstellung und Täuschung! Ihre Exklusiv-Vorstellung hatte ja nicht lange gedauert. Jetzt wählte sie den direkten Weg!
Bevor er sich wehren konnte nahm sie ihm mit einer entschlossenen Handbewegung einfach die Brille ab: „Wer fragt das? Clark oder …Superman?“ Deutlicher ging es nicht mehr.
Sie hatte nicht an der Richtigkeit ihrer Annahme gezweifelt. Und die war auch vollkommen korrekt, denn sie schaute in Supermans äußerst verblüffte Augen. Sie strich seine nassen Haare zurück, so war es auch seine Frisur. Zweifelsfrei kniete der Held aller Helden vor ihr!
Sein Gesicht wurde von verschiedenen Empfindungen überflutet.
Vorherrschend waren Erstaunen, Bestürzung und Neugier, war da nicht auch ein wenig Sorge? Sorge, wie sie jetzt nach dieser von ihr selbst gefundenen Erkenntnis reagieren würde? Doch was fehlte war Schuldbewusstsein. Das ließ ihren Zorn wieder hochkochen.
Der Regen war schnell gekommen und war genauso schnell wieder vorbei. Aber es war ihm gelungen, sie während dieser kurzen Dauer ordentlich zu durchnässen. Ihr Körper warnte durch ein kräftiges Niesen.
Clark stand auf und zog sie empor. Er machte gar keine Anstalten, sein zweites ‚Ich‘ zu verleugnen. Ohne ein Wort zu sagen, trocknete er mit seinem Hitzeblick ihre Kleidung und ihre Haare. Ja, das tat echt gut! Mit einem kurzen „Danke!“ versuchte sie seinen Blick zu fangen.
Doch seine Augen wichen den ihren aus und irrten in ihrem Gesicht hin und her. Verlegen fragte er sie, während er eingehend ihre Haare musterte: „Lois, seit wann… und …wodurch? Die neue Brille war es?“
Sie war froh, dass sie sich selbst nicht anschauen brauchte. Vor lauter Zorn musste sie sicherlich schrecklich aussehen, denn sie konnte sich nicht mehr beherrschen. Mit aller Gewalt brach es aus ihr heraus: „Ach, das ist es, was dich am meisten interessiert? Wann und wodurch? Ist mein Gemütszustand nicht viel wichtiger? Kannst du im Entferntesten nachfühlen, wie es in mir aussieht?“
Sie konnte nicht mehr weitersprechen, ein dicker Kloß saß in ihrem Hals.
Aus seinen Haaren liefen zwei Tropfen langsam durch sein Gesicht. Sie sahen wie Tränen aus. Seine Stimme jetzt endlich auch im Verein mit seinen Augen flehte um ihr Verständnis: „Lois, glaub mir, ich wollte es dir wirklich immer so gerne sagen. Monate lang habe ich dafür geübt. Aber ich wollte auch, dass du mich liebst, deinen Partner Clark, nicht den Superhelden. Versteh doch bitte! Darum war ich eine Zeitlang nicht in der Lage, dir die Wahrheit zu sagen! Und heute….“
So fest wie sie nur konnte trommelte sie empört mit ihren Fäusten gegen seine Brust: „Ach, und da hast du dich wohl köstlich amüsiert? Diese dumme Lois! Die du zwei Jahre zum Narren gehalten hast! Die du zwei Jahre nach allen Regeln der Kunst belogen hast! Und, …hast du es mir vielleicht heute gesagt? Nein, ich habe es selbst herausgefunden.“ Mit versteinertem Gesicht stand er vor ihr, nur seine Augen lebten.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie auf eine Metallwand einschlug. Resignierend ließ sie ihre Arme fallen: „…Aber was mach ich da. Du spürst ja sowieso keinen Schmerz! Man kann dich doch noch nicht einmal ohrfeigen!“ Nein, als Mann aus Stahl fühlte er ihre Schläge nicht, aber dafür taten ihr die Hände weh!
Ihre Nerven hielten der Anspannung einfach nicht mehr stand. Sie hätte sehr viel dafür gegeben, wenn ihr das nicht passiert wäre. Doch es geschah: Tränen stürzten aus ihren Augen. Vor unbändigem Zorn über Clark, noch mehr über sich selbst. Vor Scham und Verlegenheit, vor Macht- und Hilflosigkeit und weil sie ihn trotz allem so sehr liebte.
Clark hatte stocksteif bei ihrem Ausbruch dagestanden. Als die Tränensturzflut begann konnte sie ihn nicht mehr sehen. Dafür spürte sie aber seine Arme, die sie umfingen, an sich zogen und festhielten. Mit einem leisen: „Schschsch!“ wiegte er sie ganz leicht hin und her. Sie fühlte, dass er eigenartigerweise auch schon trocken war. Seine Superwärme musste die Nässe in dieser kurzen Zeit absorbiert haben.
Sie ließ ihren Tränen an seiner Brust einfach freien Lauf. Mit Erleichterung merkte sie, dass dieser Wasserfall ihren ganzen Zorn und die gesamte Wut einschließlich Enttäuschung und Bitterkeit aus ihr hinaus spülte. Sie weinte, bis alles hinaus geflossen war, was ihr das Herz beschwert hatte. Nichts von ihren Ressentiments war mehr da. Nur ihre Liebe zu ihm war übrig geblieben. Als die Tränen versiegten, schnaufte sie tief auf. Wie durch Zauber lag plötzlich ein Taschentuch in ihrer Hand, so konnte sie ihre Nase trocknen.
Clark drückte sein Gesicht in ihr Haar.Sie spürte seinen Atem bis auf die Kopfhaut. Immer noch hielt er sie mit seinen Armen ganz fest. Seine Wärme drang tief in sie hinein, genauso wie seine liebevolle Stimme: „Lois, ich habe mich nicht amüsiert. Du glaubst nicht, wie glücklich ich in dem Moment war, als du heute sagtest, dass du mich liebst. Trotz der widrigen Umstände. Und gewusst hatte ich es auch schon. Du warst bereit, dein Leben für das meiner Eltern aufs Spiel zu setzen. Das war doch Beweis genug. …Komm her.“
Er löste eine Hand von ihrem Rücken, griff leicht unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht sachte in die Höhe. Sein Mund kam immer näher. Ganz zärtlich küsste er ihr die letzten Tränen weg. Es war wie die sanfte Berührung von Schmetterlingsflügeln. Langsam wanderte sein Mund zu ihren erwartungsvollen Lippen. Von ganz allein gingen ihre Arme in die Höhe und legten sich um seinen Nacken.
Ja, das benötigte sie jetzt! Wie eine Verdurstende saugte sie sich an seinen Lippen fest. Die Welt versank um sie. Nichts war mehr wichtig außer diesem überwältigenden Gefühl in seinen Armen, an seinem Mund.
Hundebellen erklang in der Nähe und Schritte waren auf dem aufgeweichten Weg zu hören. Das holte sie wieder auf die Erde zurück. Nicht, dass ihr das etwas ausmachen würde, küssend hier im Park mit ihrem Partner gesehen zu werden. Doch ihr fiel sein Frage von vorhin ein: ‚Willst du mich heiraten‘? Sie war ihm noch eine Antwort schuldig.
Ihm musste wohl der gleiche Gedanke gekommen sein. Langsam lösten sie sich voneinander. Clarks Hand fuhr in seine Jackentasche und zauberte wieder den Ring samt Kästchen hervor. Sehr unsicher mit einem bangen Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu einem Superhelden passen wollte, brachte er seine Worte heraus: „Ich wage kaum noch einmal zu fragen, Lois. Es tut mir unendlich leid, dass ich dir so weh getan habe! Das ist wirklich das letzte, was ich möchte! Ich kann mich nur entschuldigen. Rückgängig machen kann ich es nicht.“
Zum Glück hatte sich ihre Stimme gefestigt. So konnte sie in einem ganz normalen Ton antworten: „Clark, ich habe dir heute gesagt, dass ich dich liebe. Daran hat sich nichts geändert. Geändert hat sich, dass du plötzlich ein anderer bist. Ich kannte zwei verschiedene Personen. Jetzt muss ich lernen, dich und …Superman als eine Person zu sehen. Das ist ganz neu für mich und dafür werde ich meine gesamte Kraft brauchen. Zwar gehört dir mein ganzes Herz, aber das macht mich nicht zu deiner Sklavin. Lass mir bitte Zeit!“
Das Kästchen verschwand wieder dahin, wo es hergekommen war. Mit beiden Händen umschloss er ihr Gesicht, sah ihr tief in die Augen. Seine Stimme klang weder beleidigt noch frustriert: „Lois, du hast alle Zeit der Welt. Ich verstehe dich zu gut, diese Erkenntnis muss ein Riesenschock für dich sein. Und glaub mir, du bist und du wirst nie meine Sklavin sein, sondern immer meine Königin! Du befiehlst, ich gehorche! Das ist wirklich mein Ernst!“
Wieder glitten seine Finger leicht durch ihr Gesicht: „ …Und ich werde dir helfen, mich kennenzulernen, wie ich tatsächlich bin. Lass uns gleich damit anfangen!“
Er ließ sie los und trat lächelnd einige Schritte zurück: „Du wirst mir nicht glauben, wie oft ich mir gewünscht habe, das vor deinen Augen zu tun!“ Er fing an sich blitzschnell zu drehen. Während der Rotation erschienen die Farben Rot und Blau in dem Wirbel, dann stand Superman vor ihr.
„Wow!“ Zu einer anderen Äußerung war sie nicht in der Lage. Sie wurde wieder von seinen Armen umschlungen und gehalten, sie legte die ihren nochmals um seinen Hals und schon erhob er sich senkrecht hinauf in den Himmel.
Nach ganz kurzer Zeit durchstießen sie die Wolken. Wie ein weißer Teppich lagen sie zu ihren Füßen.
Hoch über ihnen wölbte sich das nächtliche Firmament bespickt mit unzähligen Sternen. Der volle Mond leuchtete wie ein Lampion.
Wieder konnte Lois nur staunen: „Wow!“
Sie schaute überwältigt in die funkelnde Pracht und hörte seine versonnene Stimme: „Ich kam oft hier herauf... ließ mich einfach treiben. Ich war kein Teil der Erde… kein Teil der Sterne. Nie habe ich gewusst, wohin ich gehöre, …bis ich dich traf!“
Noch inniger zog er sie an sich heran. „Lois, ich bin unsagbar froh, dass du es herausgefunden hast. Keine Lügen, keine Ausreden mehr. Ich darf bei dir einfach ich selber sein.“
Ihre Antwort wurde von ihrem Herzen formuliert: „Ich liebe dich, Clark! Glaub mir, du bist nicht mehr allein!“
Wie im Traum schwebten sie eine Zeitlang unter dem glitzernden Himmelsgewölbe. Zwischen Staunen und Schauen suchten und fanden sich immer wieder ihre Lippen. Lois fühlte sich von allem befreit und losgelöst. Sie wäre am liebsten ein Teil dieses Sternenzeltes geworden.
Clarks Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück: „Liebes, ich bring dich jetzt heim. Du musst schlafen. Das war ein unglaublich schwerer Tag für dich! Morgen am Samstag werde ich dir eine Seite von mir zeigen, die du noch nicht kennst.“
Lois konnte nur nicken. Nachdem diese fürchterliche Anspannung durch ihre Tränenflut gelöst worden war und sie bei Clark so viel Verständnis für ihre Entscheidung gefunden hatte, war es ihr so leicht ums Herz. Ihr Inneres war ganz glatt und ruhig. Der Sturm hatte sich gelegt. Alles war ihr recht und morgen würde er wieder bei ihr sein.
Oh, das ging ja nicht! „Clark, Lucy hatte sich für morgen Mittag angesagt. Wir wollen gemeinsam shoppen gehen und abends will sie mir ihren neuen Freund vorstellen.“
Aber da kam schon die Beruhigung: „Ich dachte mehr an das Frühstück. Ab mittags bin ich auch nicht mehr hier. Ich fliege nach Smallville.“ Er macht mir der Hand eine ‚Take off‘-Bewegung.
Lois freute sich: „Gut, also Frühstück!“ Und war schon riesig gespannt auf die unbekannte Seite des Clark Kent.
Bald standen sie auf ihrem Balkon. Wieder fühlte sie seine streichelnden Finger in ihrem Gesicht. Sie griff ganz schnell zu und hielt sie fest: „Dadurch, Clark, dadurch habe ich es gemerkt. Du hast mich schon oft genug so berührt und heute auch als Superman, bevor du mich eingefroren hast. Dabei ist es mir aufgefallen.“
Er strich über ihre Haare: „Weißt du eigentlich noch, dass ich es dir gestern fast gesagt hätte? Erinnerst du dich? Es ist so viel seit dem geschehen. Ich war doch da um dich zum Frühstück abzuholen. Wir sa…“
Sie unterbrach ihn: „Ja, du wolltest mir etwas Wichtiges sagen. Wir saßen auf dem Sofa! Du hast gesagt ‚ich bin super‘, in dem Moment klingelte das Telefon. Daraufhin hattest du es supereilig zum Friseur zu kommen. Aber Mazic hatte angerufen, wie du mir heute erzählt hast.“
Zerknirscht nickte Clark, sein Schuldbewusstsein war ihm diesmal gut anzumerken: „Ja, es war Mazic, er hatte erfahren, dass ich Superman bin. Hätte ich mir doch die Zeit genommen, um es dir noch zu sagen!“
Lois schaute nachdenklich in den wolkenverhangenen Nachthimmel hinauf. Selbstkritisch meinte sie: „Ich hätte bestimmt nicht anders reagiert. Vielleicht wäre ich nicht ganz so wütend auf dich gewesen oder doch? Wie auch immer, du hast mich zwei Jahre an der Nase herumgeführt.“
Gleich fühlte sie seine Lippen auf dem genannten Gesichtsteil: „Nein, dazu ist sie viel zu entzückend! Gute Nacht, schlaf gut, mein Schatz!“
„Gute Nacht, Clark!“ Ein letzter Kuss und weg war er.
Mit einem ganz anderen Gefühl als sie es beim Aufwachen empfunden hatte, sank sie nach ihrer Abendtoilette ins Bett.
Sie überlegte, wann Clark sich ihr am besten hätte offenbaren sollen. Welcher wäre der richtige Zeitpunkt gewesen? Klar, am Anfang wäre es nicht gegangen. Damals war sie so verliebt in Superman und Clark hätte das nie zu seinen Gunsten ausgenutzt. Das hatte er ja heute deutlich zu verstehen gegeben: Er wollte als Clark geliebt werden!
Sinnend starrte sie in die Dunkelheit ihres Schlafzimmers. Und später? Vielleicht nach seinem angeblichen Tod? Das wäre nicht schlecht gewesen. Vor Freude über seine Auferstehung hätte sie ihm sicher manches verziehen. Später tauchte Daniel Scardino auf. Sollte er da sein Alter Ego in die Waagschale werfen, um Dan auszustechen? Nein, das hätte er nie getan!
Antworten auf ihre ganze Fragerei fand sie auch nicht! Vielleicht war es am besten und richtigsten so wie es gekommen war. Das ganze Grübeln brachte doch nichts. Sie hätte nur intensiver nachdenken müssen, dann wäre sie viel früher darauf gekommen.
Sie stellte sich sein Gesicht vor, nicht Supermans sondern Clarks Gesicht. Dazu das Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Leise und zärtlich flüsterte sie seinen Namen und mit seinem Bild vor ihrem inneren Auge war sie bald eingeschlafen.
Der zweite Teil folgt
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