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Die Eroberung der Zeit

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

Die Eroberung der Zeit

Beitragvon Magss » So 24. Jan 2010, 20:21

Und hier stelle ich euch meine nächste FF vor. Aber vorsichtig, es ist keine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte.

Eines der größten Hindernisse auf dem Weg zur tatsächlichen, endgültigen Versöhnung von Lois und Clark, den Themenkreis um Dan Scardino und Mayson Drake habe ich ja irgendwann mit 'Böses Erwachen' abgearbeitet. Ein anderes riesiges Hindernis für diese Versöhnung möchte ich hier in dieser Geschichte zur Sprache bringen: die LL-LL-Hochzeit.

Ich möchte hier aber auch eine kleine Warnung aussprechen: Auslöser für diese Story war das FDK zu 'Böses Erwachen', wo einige die Vermutung/Erwartung geäußert hatten, ich würde ja sicher ein Happyend schreiben, weil ich das schließlich immer täte... Nun, damit hattet ihr meinen Trotz geweckt. Also schrieb ich etwas ohne Happyend, aber konnte ich das wirklich so stehen lassen? Oder konnte ich da nicht doch etwas dran ändern? Lest, was dabei herausgekommen ist. Aber die Warnung gilt: es beginnt recht düster, um dann langsam, ganz langsam...

Zeit: logischerweise Ende der ersten Staffel

Inhalt: was wäre, wenn Lois 'Ja' gesagt hätte zu Lex? Ja zu der Hochzeit und Ja zu Lex Luthor? Was hätte das für Auswirkungen auf sie, auf Clark, auf Perry und Jimmy, auf den Planet und auf den Planeten? Auf die Gegenwart und auf die Zukunft?

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" gehört nicht mir und die Charakter auch nicht, nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich.

Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.


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Die Eroberung der Zeit



Einstweilen


Das leuchtende Grün des Kryptonits war das Einzige, was Clark noch klar erkennen konnte. Das Einzige, was er noch sah in den kurzen Momenten, in denen er sich soweit konzentrieren konnte, überhaupt etwas zu sehen. Er konnte nicht erkennen, was hinter den Gitterstäben lag. Er sah nur dieses leuchtende, giftige Grün. Dieses Grün, das sich schmerzhaft in seine Augen, seine Haut, seinen Schädel bohrte. Sollte das das Letzte sein, was er überhaupt sah? Die Schmerzen waren unerträglich und nahmen immer weiter zu. Schmerzen, die überall in seinem Körper waren, die von außen in sein Innerstes gingen und Schmerzen, die aus seinem Innersten kamen und an die Oberfläche drangen. Jede Bewegung schmerzte, jeder Gedanke schmerzte bereits. Er würde sich so gerne einfach nur hinlegen und ausruhen. Sich nicht mehr bewegen müssen. Wenn er dem Schmerz schon nicht entfliehen konnte, dann wenigstens mit ihm eins werden. Der Tod erschien ihm inzwischen als etwas Tröstliches, als etwas Erlösendes.

Plötzlich nahm er etwas wahr. Er hörte Schritte? Es war jemand da, es stand jemand in dem Kryptonit-Käfig und sprach mit ihm. Doch Clark konnte sich nicht auf das Gesagte konzentrieren. 'Clark, öffne deine Augen,' versuchte er sich selber zu motivieren. Doch was er sah, war unscharf. Gerade nur schemenhaft erkannte er einen Mann, der zu ihm sprach, ein Mann in einem schwarzen Anzug. Und dann erkannte er die Stimme, es war Luthor! Luthor, der ihn in diese Lage gebracht hatte. Doch was sagte er?

Während Clark das Gefühl hatte, jemand presste ihm das Gehirn aus dem Kopf und riss ihm seine Organe aus dem Körper, rief Luthor: "Heute Nacht, heute Nacht, heute Nacht, wird es unsere große Nacht..." Jedes einzelne Wort hämmerte in seinem Kopf. Verstand er die Worte? Nein. Doch Luthor sprach schon weiter: "...den roten für die Leidenschaft, oder den weißen für die Unschuld?" Clark versuchte etwas zu sagen, er war sich nicht sicher, ob irgendwelche Worte seiner Kehle entrannen. Und dann sprach Luthor wieder: "Ja du hast recht, definitiv der rote!"

Dann entfernte sich Luthors Stimme. Ob er ging oder Clark von seinen Ohren im Stich gelassen wurde, konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Er musste versuchen sich zu konzentrieren. Die Nacht, von der Luthor sprach, war die Hochzeitsnacht von Lois und Lex.

Beim Gedanken daran überkam Clark eine Welle von Wut und Schmerz - und dieser Schmerz hatte nichts mit der Wirkung des Kryptonits zu tun.

Wie ein böses Echo hörte Clark Luthor jetzt singen: "Heute Nacht, wird's unsere große Nacht..." Und dann hörte er nichts mehr.

Luthor sang von der Nacht mit Lois. Und Lois war das Einzige, an was Clark jetzt noch denken konnte. Bilder tauchten vor seinen Augen auf, undeutlich, unklar zuerst, aber es war Lois. Je mehr er sich auf sie konzentrierte, umso schärfer sah er ihr Bild vor seinem inneren Auge, während die Welt um ihn herum immer mehr in Unschärfe versank. Lois im Park, die sagte, dass sie ihn aber nicht lieben würde, nicht so lieben würde, sondern nur als Freund. Lois in ihrem Apartment, nur mit einem Nachthemd bekleidet, aber sie hatte ihn doch erwartet, hatte doch Superman gebeten zu kommen. Und dann sagte sie zu ihm, dass sie ihn auch lieben würde, wenn er nur ein ganz gewöhnlicher Mann wäre. Aber wie sollte er ihr gerade das glauben, wo sie doch dem ganz gewöhnlichen Mann im Park einen Korb gegeben hatte? Die Bilder mischten sich immer mehr. Wirbelten durcheinander, Lois im Auto, im Cabriolet, Lois beim Fernsehsender LNN, Lois die mit ihm stritt, die lachte, die ihn fragend ansah. Lois - er sah nur noch ihr Gesicht.

Dann hörte er Musik einsetzen, der Hochzeitsmarsch. Das erinnerte ihn daran, wo er war und was hier passierte, obwohl es ihm schwer fiel, sich auf einen Gedanken zu konzentrieren.

Der Hochzeitsmarsch wurde für Lois gespielt und für Lex Luthor. Luthor, der ihn in diese Falle gelockt hatte, denn es war nichts anderes als eine Falle. Und Clark war darauf hereingefallen. Er hatte es einfach nicht kommen gesehen. Und jetzt lag er hier und hatte noch nicht mal mehr Kraft zum Atmen. Der Hochzeitsmarsch - das hieß es war soweit, jetzt passierte es und er konnte nichts dagegen tun und es schmerzte mehr als jedes Kryptonit. Hätte er es verhindern können? Er wollte so gerne die Augen schließen... Der Hochzeitsmarsch... Lois' Gesicht, der Hochzeitsmarsch, Lois' Augen, der Hochzeits...

***

Lois stand vor dem Spiegel und sah sich in die Augen, in ihre verweinten Augen.

Sollte dies nicht der glücklichste Tag in ihrem Leben sein? Warum nur fühlte sie sich dann so elend, so verlassen? Warum nur war sie hier ganz alleine? Unzählige Menschen liefen um sie herum, richteten ihr Kleid, ihr Brautkleid. Und doch fühlte sie sich so alleine wie noch nie in ihrem Leben. Keiner der Menschen, die ihr wirklich etwas bedeuteten war hier, niemand vom Planet und auch Clark nicht. Warum war Clark nicht hier?

Zum wiederholten Male richtete Lois ihr Make-up, aber nur, damit es von den nächsten Tränen wieder verwischt wurde. Wie sollte sie nur so vor all die Leute treten? Warum war Clark nicht hier? Tat sie wirklich das Richtige? Warum war Clark nicht hier? Sollte sie den letzten Schritt gehen? Warum war Clark nicht hier? Konnte sie jetzt noch zurück? Warum war Clark nicht hier? Wollte sie denn umkehren? Warum war Clark nicht hier?

In wenigen Augenblicken würde sie die Frau von Lex Luthor sein, sie, Lois Lane, die Frau von Lex Luthor, wie würde sich das anfühlen? Wie würde es sich anhören? Immer noch unter Tränen stammelte sie: "Mrs. Lex Luthor... Lois Lane-Luthor... Lois Luthor-Lane... Lois Lane... Kent... Lois Lane..."

Diese letzten Worte kamen wie von selbst, wie vom tiefsten Grund ihrer Seele. Warum dachte sie ausgerechnet in diesem Moment daran, wie ihr Name klingen würde, wenn sie Clark heiraten würde? Warum war Clark nicht hier? Reichte das, was sie für Lex empfand, für diese Verbindung? Warum war Clark nicht hier?

Ihre Mutter trat an sie heran und legte ihr die Arme um die Schultern. "Lois, wenn du dir nicht sicher bist..."

Dieser Satz traf Lois mitten ins Herz. Und die Tränen suchten sich wieder ungebändigt ihren Weg. "Dafür ist es doch jetzt zu spät." Warum nur war Clark nicht hier?

"Nein, Lois, das ist es nicht. Du wirst das tun, was dir dein Herz befiehlt."

Bis zum allerletzten Moment hatte Lois gehofft, er würde seine Drohung, nicht zu ihrer Hochzeit zu kommen, nicht wahr machen. Sie hoffte einfach, dass er trotz seiner harten Worte doch noch kommen würde. Aber bis jetzt war er nicht zu sehen, wie ihr der Blick über die Hochzeitsgesellschaft immer wieder sagte. Jede Minute sah sie zu den Gästen, immer in der Hoffnung, das vertraute, so lieb gewonnene Gesicht in der Menge doch noch zu erblicken...

Aber Clark kam nicht. Er ließ sie tatsächlich im Stich. Er zeigte ihr seine Verachtung. Bei diesem wichtigen Schritt, den sie nun tun würde, den sie gehen würde. Und er, ihr bester Freund, ihr Partner war nicht da.

Und dann setzte die Musik ein, der Hochzeitsmarsch - jetzt gab es kein Zurück mehr.

Lois gab sich einen Ruck. Es war zu spät für eine Umkehr. Clark war nicht hier, weil er nicht ihr wahrhafter Freund war. Wenn er wirklich ihr Freund wäre, wäre er um ihretwillen gekommen um an ihrer Seite zu stehen. Aber Clark war nicht hier, er war wirklich nicht gekommen. Auch die anderen vom Planet waren nicht zu ihrer Hochzeit erschienen - Perry, Jimmy. Und Clark. Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich derartig täuschen würde in Clark. Lois richtete entschlossen ihr Make-up, diesmal mit dem festen Willen, dass es keine Tränen mehr geben würde.

Irgendjemand öffnete die Tür zum Saal und sie sah die Hochzeitsgesellschaft. Alle Blicke ruhten jetzt auf ihr.

Lois schritt langsam und im Takt der Musik durch die Menge, sie sah die Menschen um sich herum nicht und sie hörte jetzt auch die Musik immer weniger. Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder. Clark im Büro des Daily Planet mit dem Bleistift hinterm Ohr, Clark, der sie anlächelte, oder Clark, der ihr ihren Kaffee brachte. Dann das Bild von Clark, wie er ihr wütend entgegen schleuderte: "Dann geh doch mit dem Teufel ins Bett!", es war das letzte Bild, das sie sah, bevor sie neben Lex stand.

Lois richtete den Blick nach vorne und war schockiert. "Der Erzbischof?"

Lex antwortete in seiner typischen leicht amüsierten Art: "Ja, der Papst hatte schon etwas vor." Und er fügte noch hinzu: "Du siehst... wundervoll aus."

Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf und der Erzbischof begann zu sprechen, doch diese Worte hörte Lois nicht. Für einen kurzen Moment tauchte sie noch einmal ab in die Welt der Erinnerungen. An Clark, der nicht da war, an ihre Freunde von Planet, die nicht da waren. In die Welt der Fragen - soll ich, oder soll ich nicht? In die Welt der Zweifel - kann ich es jetzt noch aufhalten? Will ich es aufhalten?

Bei den Worten: "...bis dass der Tod euch scheidet?", war Lois augenblicklich im Hier und Jetzt. Sie wusste, dies war der Moment, wo ihre Antwort erwartet wurde...


Der neue Machiavelli


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

"Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau."

Ob die Gäste applaudierten, ob der Erzbischof noch irgendetwas sagte, ob Lex etwas zu ihr sagte, Lois konnte sich später nicht mehr daran erinnern. Aber sie merkte, wie Lex ihren Schleier hob und sie küsste. Noch während dieses Kusses hörte sie dann doch den Applaus der Gäste.

Sie hatte es wirklich getan, sie hatte 'Ja' gesagt. Jetzt war sie die Frau von Lex Luthor. Wie fühlte sie sich dabei? Sie konnte es selber nicht recht sagen. Sie war überrascht, dass sie wirklich 'ja' gesagt hatte. Sie war sich nicht sicher, ob sie das hier alles gerade erlebte, es fühlte sich an wie etwas, das nichts mit ihr zu tun hatte.

Lois drehte sich zu den Gästen um, viele reichten ihr und ihrem Ehemann die Hände zur Gratulation. Lois schüttelte Hände von Menschen, die sie nicht kannte. Und sie suchte in der Menge weiterhin die Gesichter von Clark, von Perry oder von Jimmy, aber sie waren nicht da. Sie waren wirklich nicht gekommen. Diese Erkenntnis ließ ihre Schultern ein wenig sacken. Doch vielleicht sollte sie aufhören, diesen alten Freundschaften nachzuhängen, die doch so offensichtlich keine Freundschaften waren. Sie sollte sich auf das konzentrieren, was vor ihr lag - ihre Zukunft. Ihre gemeinsame Zukunft mit ihrem Ehemann Lex Luthor.

Was die Hochzeitsfeier angeht, so hatte Lois später das Gefühl, sie hätte ihren Schleier niemals abgelegt. Alle Erinnerungen waren ein wenig verschwommen, wie in einer Traumsequenz sah Lois die Bilder. Lex hatte natürlich ein Fest der Superlative organisiert. Es waren nicht nur die angesehensten Bürger aus Wirtschaft und Politik anwesend. Es gab Show-Einlagen von den angesagtesten Künstlern. Das Menü für die Gäste wurde von den besten Sternen-Köchen hergestellt und zum Tanz spielte die Metropoliser Philharmonie.

Aber Lois fühlte sich die ganze Zeit etwas verloren, so als gehörte sie nicht ganz hierher. Unter all diesen Menschen gab es nur zwei Personen, die sie wirklich kannte, Lex und ihre Mutter.

Lex hingegen strahlte als hätte er gerade die Welt erobert. Er war bester Laune, war freundlich zu jedem. Während ihres ersten Tanzes fragte er sie: "Und Lois? Bist du glücklich?" Natürlich war Lex ein perfekter Tänzer.

Lois' Antwort kam wie von selbst. "Ja, aber sicher." Aber sie wusste nicht genau, ob diese Antwort aus ihrem Inneren kam. Und doch lächelte sie ihn an. Lex bemühte sich wirklich sie glücklich zu machen, da war sie ganz sicher. Und sie konnte sich nicht beschweren, er war reizend zu ihr. Und auch Lex wollte sie nicht enttäuschen.

Also versuchte Lois zu tun, wovon sie glaubte, dass alle es von ihr erwarteten, sie lächelte und versuchte glücklich auszusehen, versuchte zu jedem nett zu sein, versuchte Smalltalk zu halten, wo er erwartet wurde. Sie versuchte die perfekte Braut zu sein.

Irgendwann kam ihre Mutter auf Lois zu, während sie gerade einen dieser Smalltalks beendet hatte. Ein kleiner dicker Mann mit einer glänzenden Glatze und gänzlich ohne Hals hatte ihr von seinen fantastischen Erfolgen mit Schmieröl erzählt und von den grandiosen Aktiengewinnen, die er machte, seit er mit Lex Corp. zusammen arbeitete.

"Und Lois, bist zu nun zufrieden?"

Lois war wirklich froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen. "Ja Mutter, natürlich." Konnten die Menschen nicht endlich aufhören zu fragen, wie glücklich sie war? Sie bemühte sich doch wirklich der Welt zu zeigen, dass sie glücklich war.

Ihre Mutter sah sie ein wenig skeptisch an. "Du hast die richtige Entscheidung getroffen? Eine Herzensentscheidung?"

Nun war es an Lois ihrer Mutter einen skeptischen Blick zu geben. "Aber sicher, sonst hätte ich doch nicht 'ja' gesagt - oder?"

Während bereits der nächste Smalltalk auf Lois zusteuerte und ihre Aufmerksamkeit als Braut und Gastgeberin in Anspruch nahm, beobachtete Lois' Mutter sie noch eine Weile. Und Ellen Lane war alles andere als sicher, dass ihre Tochter wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte oder wirklich wusste, was sie hier tat.

Lois hingegen versuchte in diversen Smalltalks allen Gästen von Rang und Namen, allen die wichtig waren, ihre Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und irgendwann hatte Lex dann wohl auch mit jedem seiner wichtigen Gäste gesprochen und er wollte dieses Fest beenden. Er kam, immer noch strahlend, auf Lois zu, nahm ihre Hand und sagte leise zu ihr: "Die anderen können feiern bis zum Morgengrauen, das ist mir völlig egal, aber jetzt möchte ich mit dir alleine weiter feiern. Komm mit mir." Damit zog er sie zu einer kleinen Tür und ohne dass auch nur einer der Gäste etwas bemerkt hätte, hatten sie sich davon geschlichen.

Dies war eigentlich so ein Spaß, so recht nach Lois' Geschmack, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob sie heute noch spielen wollte. Doch was sollten diese Zweifel? Lex war ihr Ehemann, sie hatte ihn geheiratet, weil sie wusste, dass es das war, was sie tun wollte. Wollte sie das ganz sicher? Und wollte sie das, was jetzt kommen würde? Sie hatte Lex gebeten zu warten bis zu ihrer Hochzeitsnacht und er hatte es akzeptiert.

Durch ein kleines Treppenhaus waren sie inzwischen in Lex' Penthouse angekommen.

Sollte sie diese Stufen nicht eigentlich in freudiger Erwartung hinaufsteigen? Warum nur haderte sie? Warum konnte sie all dies nicht einfach genießen?

Inzwischen waren sie im Schlafzimmer angekommen. Lex machte hier und dort eine Lampe an und sorgte so für eine angenehme Beleuchtung. Der Raum war in einem Ockerfarbton gehalten und wirkte in diesem Licht warm und einladend.

Lois blieb einfach in der Mitte des Raumes stehen. Was sollte sie nur tun? 'Du wirst auf dein Herz hören', kam ihr jetzt die Antwort ihrer Mutter in den Sinn. Und sie erinnerte sich auch daran, was sie zu ihr gesagt hatte: 'Dafür ist es doch jetzt zu spät'.

Lex trat von hinten an sie heran, legte ihr die Hände auf die Schultern und küsste ihr zärtlich den Hals. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut und die Wärme, die von seinen Händen ausging. Und trotz dieser Wärme – Hitze eher – bekam sie eine Gänsehaut, die mit freudiger Erwartung so rein gar nichts zu tun hatte. Lois drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen.

"Oh Lois, was soll mir dieser Blick denn sagen? Bist du wirklich so frustriert, dass keiner deiner Freunde gekommen ist?"

Ein wenig unschlüssig nickte Lois.

Lex' Lächeln glich immer noch einem Strahlen. "Lois, meine geliebte Lois. Sieh doch ein, dass sie nie wirkliche Freunde waren. Aber ich - ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen." Lex kam ihr noch etwas näher, um sie zu küssen. Doch Lois drehte sich im letzten Moment weg, sie wich seinen Lippen aus.

"Lois, das ist ja viel ernster als ich dachte." Lex legte ihr behutsam die Finger an die Wange und richtete ihren Kopf so, dass sie ihn wieder ansah. "Was willst du jetzt tun?" Nun sah er sie erwartungsvoll an.

Was sollte sie nur tun? Konnte sie auf ihr Herz hören und ihm sagen, dass sie nicht wollte? Oder konnte sie diesen Teil der Vereinbarung jetzt erfüllen? Lois hob den Blick und sah ihrem Ehemann in die Augen. "Lex... können wir bis morgen warten? Es war... wirklich ein anstrengender Tag..."

Lois sah deutlich, dass er einen inneren Kampf mit sich führte und dann sah auch er sie direkt an. "Lois, meine Lois. Ich wollte dass dies ein perfekter Tag für uns wird, für dich wird. Und ich will ganz ehrlich sein, ich bin nicht begeistert, so wird es für mich kein perfekter Tag. Aber wenn es das ist, was du willst... Ich werde dich nicht drängen. Ich werde dir die Zeit geben, die du brauchst. Geh schlafen." Damit drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.

***

Am nächsten Mittag war Lois sich sicher, dass dies nun mit Abstand der schlimmste Tag in ihrem Leben war. Es war als befände sie sich an dem tiefsten vorstellbaren Punkt ihres Lebens. Sie stand in dieser Kalkmine und es war kalt. Sie hatte ihre Jacke im Wagen liegen lassen, weil es ihr völlig egal war, sie wollte nur schnell hierher. Und dann hatte auch noch ein feiner Nieselregen eingesetzt. Und jetzt stand sie hier, fror, spürte, wie sie der Regen langsam durchnässte, stand hier in dieser riesigen Gruppe von Reportern, die alle gespannt darauf warteten, dass die Pressekonferenz begann. Dass sie endlich erfahren würden, was wirklich passiert war.

Und dieser Tag hatte schon so grausam begonnen. Lois wollte die Gedanken an den Morgen verdrängen, aber mit dieser Pressekonferenz würde es noch eine Weile dauern und so wanderten ihre Gedanken unwillkürlich immer wieder zu den Morgenstunden zurück.

Es war der erste Morgen, an dem sie als Mrs. Lex Luthor erwachte. Sie hatte den Vollzug ihrer Ehe am Abend erfolgreich verhindern können, aber ihr war auch klar, dass dies wirklich nur ein kleiner Aufschub war, noch einmal würde sie Lex nicht so wegschieben können. Es lag nicht an Lex, er war reizend, er bemühte sich wirklich, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Es lag eher daran, dass sie sich immer noch fragte, ob sie den richtigen Schritt getan hatte. Aber sie gab sich selbst keine Antwort, vielleicht aus Angst. Angst davor, dass sie Konsequenzen ziehen müsste. Aber was sollte sie denn tun? Alle ihre Freunde hatten sie verlassen, sie war ganz alleine. Nein, alleine war sie nicht, Lex war an ihrer Seite. Das war jetzt ihre Welt.

Er hatte sie mit einem formidablen Frühstück geweckt, hatte es ihr sogar selber ans Bett gebracht - etwas was er sicher sonst nicht tat. Und nach ihrem ersten Kaffee ging es ihr tatsächlich viel besser, das war schon immer so. Sie freute sich wirklich über die Rosen, die er mitgebracht hatte. Und er plauderte mit ihr, er wollte sie unterhalten.

Dann nahm Lex das Tablett aus ihrem Bett und küsste sie. Nach dieser Nacht, mit vielen wirren Träumen und langen Phasen, in denen sie gar nicht geschlafen hatte, war ihr klar, dass dieser Moment jetzt kommen musste. Konnte sie mit ihm schlafen, ohne das wahrhaftige Gefühl von Liebe in der Tiefe ihres Herzens zu spüren? Aber was war schon Liebe? Bisher hatte sie die noch nie wirklich gespürt, für einen Mann. Geträumt ja, da kannte sie dieses Gefühl bestens, aber im wirklichen Leben? Und Lex war reizend, er war zuvorkommend, er war wirklich um sie besorgt und bemüht. Lex war der perfekte Gentleman, er war gebildet und hatte ihr immer wieder bewiesen, wieviel Gutes er tat. Also hatte sie mit ihm geschlafen.

Während es passierte, dachte sie, dass sie niemals in ihrem Leben vollkommene Erfüllung finden würde. Es lag gar nicht mal an ihm, nur waren da so gar keine Emotionen, die sie berührten. Es war wie eine weitere Seifenblase an Lebensträumen, die zerplatzte. Aber Lois war schließlich Realistin. Wer lebte schon wirklich seine Träume...?

Aber es kam alles noch viel schlimmer. Nachdem Lex gegangen war, er hatte ihr noch gesagt, dass er so glücklich sei wie noch nie in seinem Leben, hatte Lois das Radio angestellt.

"Guten Tag, jetzt hören Sie die Nachrichten auf LNN-Radio mit Sam Porter. Metropolis. Heute, in den frühen Morgenstunden hat die Polizei aufgrund eines anonymen Hinweises die stillgelegte Kalkmine St. Hill, nördlich der Stadt, aufgesucht und dort, wie in dem anonymen Hinweis angekündigt, die Leiche von Superman entdeckt. Bisher hat die Polizei noch keine weiteren Informationen bekannt gegeben. Um zwölf Uhr findet vor Ort eine Pressekonferenz statt..."

Schock, Unglauben. Lois stockte der Atem, sie wusste nicht, was sie tun sollte. Das konnte nicht stimmen, es durfte nicht wahr sein, es durfte einfach nicht passieren! Nicht Superman, er war doch unverwundbar, er war doch so stark... Jetzt wurde sich Lois bewusst, dass sie von ihm bereits in der Vergangenheit dachte. Aber es konnte nicht sein.

Sie schaltete den Fernseher ein und auch hier sah sie die Nachrichten, es kam auf alles Sendern: "Superman tot... noch ungeklärt... allem Anschein nach war der Stählerne doch nicht unverwundbar... eine Welt ohne Superman... bisher hat die Polizei noch nichts zu den Umständen seines Todes bekannt gegeben... wer könnte dahinter stecken... müssen wir jetzt mit einer Zunahme an Kriminalität rechnen?..."

Lois konnte keinen klaren Gedanken fassen; während sie mit Lex geschlafen hatte, war die Leiche von Superman gefunden worden. Aber war er es wirklich? Sie musste zu dieser Pressekonferenz!

Der Regen hatte sie inzwischen völlig durchnässt, als sie ein bekanntes Gesicht in der Menge sah, Bernard Klein. Lois ging mit schwerem Schritt auf ihn zu. Auch sein Anzug war inzwischen vom Regen völlig durchnässt und die Wassertropfen liefen ihm durch die bereits dünn gewordenen Haare. Dass er auch hier war, ließ es wahrscheinlicher werden, was die Nachrichten berichten hatten. Bis jetzt klammerte sich Lois immer noch an den Gedanken, dass dies alles nur ein böser Irrtum sein könnte.

Klein kam auf sie zu. "Miss Lane, ähm Entschuldigung, Mrs. Luthor. Meinen Glückwunsch noch..." Er reichte Lois die Hand.

"Klein, was wissen Sie?" Lois bemühte sich noch nicht mal, die Verzweiflung aus ihrer Stimme zu verbannen und sie wollte gleich auf den Punkt kommen.

"Nun... ich sage einfach Lois, das ist einfacher für mich", Lois nickte nur, "ich habe ihn gesehen, habe auch schon einige Test gemacht, ein paar Untersuchung gemacht. Ich bin der einzige nicht von der Regierung autorisierte Wissenschaftler, den sie überhaupt an ihn heran gelassen haben." Klein stockte, dies zu sagen fiel ihm wirklich nicht leicht. "Er ist es. Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid."

"Wie...?" Diese Worte waren nur noch ein kraftloses Flüstern.

"Es gibt keine Anzeichen eines gewaltsamen Todes, keine äußerlich sichtbaren Verletzungen. Es sieht aus wie ein natürlicher Tod. Natürlich völlig unrealistisch für sein Alter, die Polizei wird es untersuchen. Ich denke... nun, ich habe natürlich einen Verdacht, ich denke, es war Kryptonit. Das würde vieles erklären. Wir haben ja immer geahnt, dass es ihn durchaus töten könnte. Die Polizei geht davon aus, dass er hier nur gefunden wurde, verstorben ist er woanders. Aber es gibt keine Spuren, wirklich keine..."

Lois versuchte die Worte zu verstehen, die Klein zu ihr gesagt hatte. Sie wusste, unter anderen Umständen hätte dies alles hier ihre unwiderstehliche Neugierde geweckt, aber in diesem Augenblick spürte sie nur noch Ohnmacht. Eine Welt ohne Superman...?

Lois kümmerte sich nicht darum, dass um sie herum an die hundert Reporter standen. Bisher waren ihre Tränen in dem Regen einfach untergegangen. Aber jetzt begann sie laut zu schluchzen und es war ihr egal, dass die gesamte Presse um sie herum versammelt war und zusah, wie sie jetzt ihren Gefühlen freien Lauf ließ und einfach nur noch weinte.

Erstaunlicherweise machte niemand ein Foto davon oder richtete eine Kamera auf sie. Alle versammelten Reporter wussten, wer Lois Lane war, alle wussten, dass sie die Frau war, die bisher jedes Interview mit Superman gemacht hatte, alle wussten, dass die beiden etwas ganz Besonderes verband.

Und alle wussten, dass hier eine Ära zu Ende ging.

Später konnte Lois nicht mehr sagen, wie sie eigentlich nach Hause gekommen war, aber scheinbar war sie durchaus noch in der Lage gewesen, in dieser Verfassung zu fahren. Nach Hause, das war jetzt der Lex-Tower. Als sie mit dem Fahrstuhl in die obersten Stockwerke fuhr, merkte sie, wie fremd sich das alles anfühlte. Auf dem Weg hierher hatte sie ihren Wagen auch erst mal zu ihrem Apartment gesteuert. Das würde sicher noch eine Weile dauern. Aber mit jedem Stockwerk, das der Fahrstuhl sie höher brachte fühlte sie sich elender.

Und kaum dass sie ganz oben angekommen war, wusste sie auch, dass sie hier gar nicht sein wollte, sie musste jetzt mit jemandem reden, mit jemanden, dem sie vertraute. Und sie würde ganz sicher nicht mit Lex über Superman sprechen. Die Feindschaft zwischen den beiden war dafür keine gute Voraussetzung.

Lois hatte einen Entschluss gefasst. Die Freundschaft zu Clark bedeutete ihr zu viel, als dass sie sie einfach fallen lassen würde. Und ganz besonders in dieser schweren Krise, wo die ganze Welt den Verlust um Superman zu verkraften hatte und wo sie versuchen musste, diesen Verlust zu überwinden. Aber da gab es ja auch noch Clark. Auch Clark war ein Freund von Superman und auch er würde in seiner Trauer leiden. Also beschloss Lois zu Clark zu gehen, auch wenn er nicht zu ihrer Hochzeit erschienen war, auch wenn sie gerade nicht miteinander redeten. In solch einem Moment zeigte sich doch erst, was Freundschaft wirklich wert war. Und sie war bereit diesen Schritt zu gehen und zu verzeihen. Sie würde Clark nicht mehr böse sein, sie wollte jetzt einfach für ihn da sein. Und sie hoffte, dass er für sie da sein würde.

Sie zog die nassen Sachen aus, nahm eine heiße Dusche und zog sich wieder an, einfach nur Jeans uns ein helles T-Shirt. Dann machte sie sich auf den Weg zu Clark, nachdem sie Lex einen Zettel hingelegt hatte. Das war vielleicht nicht die allerfeinste Art, er saß schließlich nur ein paar Stockwerke tiefer in seinem Büro, aber sie würde es ihm erklären, wenn sie wieder da wäre und er würde es verstehen.

Eigentlich sollte Clark um diese Zeit schon zu Hause sein, also fuhr sie in seine Wohnung. Heute hatte sie wirklich Glück und bekam einen Parkplatz direkt vor seiner Tür.

Seine Wohnung war dunkel, auf ihr Klingeln hin reagierte niemand und die Tür war natürlich verschlossen, aber das hatte ja noch nie ein besonders großes Hindernis für sie dargestellt, es war eher nur eine zeitliche Verzögerung. Lois hatte nicht die Spur eines schlechten Gewissens als sie Clarks Wohnung betrat, schließlich war sie hier um zu verzeihen und zu helfen. Clarks Wohnung machte auf sie den Eindruck, dass er schon eine Weile nicht mehr da gewesen war. Die Luft war etwas abgestanden und seine Pflanzen brauchten dringend Wasser. Und dann sah sie seinen Anrufbeantworter, er blinkte, es gab neue Nachrichten. Sollte sie das wirklich tun? Sollte sie seinen Anrufbeantworter abhören? Einen kurzen Moment war sie im Kampf mit ihren Skrupeln, doch die unterdrückte sie dann und betätigte den Knopf zum Abspielen der Nachrichten. Sie war schließlich eine Enthüllungsreporterin und womöglich war irgendetwas passiert...

Jimmy: "Hey Clark, wo steckst du denn bloß? Seit zwei Tagen versuchen wir dich zu erreichen und von dir fehlt jede Spur. Was ist denn bloß los? Wie sollen wir jetzt weiter vorgehen? Ich denke mal, wir treffen uns aber wie jeden Abend in deiner Wohnung. Jack und ich haben einige interessante Neuigkeiten herausgefunden, aber noch reicht es nicht. Wie auch immer, wir sind jedenfalls gleich da und ich hoffe du bist dann auch da. Bis später."

Lois drückte auf den 'Stop'-Knopf, es waren noch mehr Nachrichten da, aber mehr brauchte sie nicht zu wissen. Die Planet-Mannschaft traf sich regelmäßig bei Clark - warum nur? Aber das war jetzt nicht so wichtig, wahrscheinlich würde es ihr sowieso nur wieder das Gefühl geben, ausgeschlossen zu sein. Und sie würden auch heute kommen. Die Nachricht war erst eine halbe Stunde alt. Was bedeutete, dass sie bald hier sein würden. Und Clark war seit zwei Tagen verschwunden. Dafür gab es nur eine Erklärung: Er war nicht in Metropolis. Und wo war er, wenn er nicht hier war? Bei seinen Eltern in Smallville logischerweise. Und genau da würde Lois jetzt auch hingehen, ganz besonders weil Jimmy, Jack und Perry hier bald auftauchen würden. Und wenn sie auch bereit war Clark unter Umständen zu vergeben, dass er ihre Einladung zu ihrer Hochzeit einfach ausgeschlagen hatte, was die anderen anging, so war sie da noch längst nicht so weit.

Auf dem Flug nach Kansas gingen Lois viele Fragen durch den Kopf und irgendwie drehten sie sich alle um Clark. Warum nur war er nicht zu ihrer Hochzeit erschienen? Hasste er sie denn? Konnte er sich nicht einfach für sie freuen? Würde es zwischen Clark und ihr jemals wieder so werden wie es einmal war? Könnten sie wieder Freunde sein? Dass sich die Freundschaft mit Clark wieder einrenkte, war ihr in diesem Moment wirklich das Wichtigste. Ob sie Lex noch einmal anrufen sollte? Sie verlangte ihm schon wirklich einiges ab. Da waren sie gerade mal einen Tag verheiratet und sie flog ohne jede weitere Absprache durch das Land und versuchte eine Freundschaft zu retten. Und das machten Verheiratete doch eigentlich, sie sprachen sich ab, sie sagten einander, was sie vorhatten und wo sie hingingen. Aber dafür würde noch Zeit sein, wenn sie dies hier erst wieder ins Lot gebracht hatte.

Gegen fünf Uhr morgens landete ihre Maschine und bei keinem anderen Menschen sonst hätte sie sich trauen können so früh schon aufzutauchen, aber die Kents waren Farmer und als solche standen sie jeden Tag mit den Hühnern auf.

Eine Stunde später brachte ein Taxi sie direkt auf die Farm der Kents. Lois stieg aus und bezahlte den Fahrer. Während das Taxi wegfuhr sah Lois sich um, alles lag still und friedlich da, doch sie entdeckte niemanden, weder Martha, Jonathan noch Clark. Sie ging auf das Haus der Kents zu und klopfte an der Tür - keine Reaktion. Was war denn bloß los hier?

Lois öffnete die Tür und trat in die Küche, sie hatte Glück, diese Tür war nicht verschlossen, wahrscheinlich weil es nur ein Nebeneingang war. Und kaum stand sie dort in der Küche, da hörte Lois Schritte. Aber bevor sie noch als Einbrecherin zur Strecke gebracht wurde, sollte sie jetzt mal etwas tun, sich bemerkbar machen. Mehr als Vorsichtsmaßnahme für sich selbst rief sie laut aus: "Martha... Jonathan..."

Und dann kam Martha in die Küche und sah Lois an. Aber der Anblick von Martha ließ Lois den Atem stocken. Marthas Augen war verquollen und ganz verweint. In ihrer Hand hielt sie ein Taschentuch, das sie auch gleich wieder gegen ihre Augen drückte.

"Martha... was ist passiert? Ist etwas mit Jonathan?" Dies schien Lois das Naheliegendste, was passiert sein konnte. Doch Martha schüttelte den Kopf und schluchzte. Sie setzte sich an den Tisch und stütze den Kopf in ihre Hände. So aufgelöst hatte Lois sie noch nie erlebt. Diese Frau, die immer so vor Optimismus und Zuversicht sprühte, die immer wusste, was zu tun war, die immer nur Kraft und Lebensfreude ausdrückte, war jetzt zu einem Häufchen Elend geworden. Und das machte Lois wirkliche Angst.

"Aber was ist denn passiert, Martha, ist etwas mit der Farm?"

Immer noch schüttelte die ältere Frau den Kopf und bis zu diesem Moment war Lois noch nie aufgefallen, wie alt Martha wirklich aussah. Lois legte ihr die Hand auf die Schulter. Wenn sie doch nur endlich reden würde.

Martha putzte sich die Nase und wische sich immer wieder die Tränen weg. Dann zog sie den anderen Stuhl hervor und bedeutete Lois sich zu setzten, was sie auch sofort tat. Lois hätte so gerne irgendetwas getan für Martha. Aber sie musste doch erst mal erfahren, was denn überhaupt passiert war.

Martha schien sich jetzt soweit beruhigt zu haben, dass sie sprechen konnte, sie legte Lois ihre Hand auf den Arm und sah sie an. "Lois... es ist Clark... er ist... tot." Und sofort liefen ihr wieder die Tränen die Wangen herunter und ihr Körper wurde erneut von einem Schluchzen erfasst.

Doch Lois konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Nicht Clark, nicht ihr Freund Clark, nicht ihr Partner Clark! Alles in ihr sträubte sich, diese Worte zu akzeptieren. Da war es gerade mal ein paar Stunden her, dass sie vom Tod von Superman erfahren hatte und auch das hatte sie noch nicht wirklich verstanden. Es war, als weigerte sich etwas in ihrem Kopf, diese Worte wirklich anzunehmen. Und jetzt Clark? Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Was war denn nur passiert?

Lois hätte so gerne irgendetwas für Martha getan, aber wie konnte man eine Mutter trösten, die um ihren Sohn weinte? Während sie immer noch versuchte irgendeine logische Erklärung für diesen fatalen Irrtum zu finden, trat Jonathan in so einem für ihn typischen groß-kariertem Hemd in die Küche und legte seiner Frau seine Hände auf die Schultern. Da erst sah Lois ihm ins Gesicht, sah, dass auch er rot geweinte Augen hatte, sah, dass seine Lippe zitterte, als wollten die Tränen sich gerade jetzt wieder ihren Weg bahnen.

"Was ist passiert? Ich verstehe das alles nicht." Lois' Stimme klang rau, auch sie hatte inzwischen mit diesem Kloß im Hals zu kämpfen, aber noch wollte sie ihren Tränen nicht freien Lauf lassen. Das würde irgendwie bedeuten, dass sie akzeptieren würde, was Martha da Unglaubliches sagte.

Martha warf ihrem Mann einen Blick zu, den Lois nicht deuten konnte, dann holte sie einmal tief Luft und begann zu sprechen, langsam, als würde es sie sehr viel Kraft kosten: "Es war ein Unfall... er kam von der Straße ab... der Wagen ist... ausgebrannt."

Lois' Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. "Und ihr seid euch sicher, kein Zweifel?"

"Nein, kein Zweifel... Wir haben unseren Sohn verloren und die Welt hat einen ihrer größten Helden verloren." Lois interpretierte diesen Satz viel später, als sie darüber noch einmal nachdachte, als Marthas Ausdruck von Mutterliebe.

Lois bestand darauf unbedingt bis zu Clarks Beerdigung bleiben, doch das redeten Martha und Jonathan ihr aus. Sie hätte gerade ein neues Leben begonnen, sei jetzt verheiratet und würde doch sicher bald auf Hochzeitsreise gehen. Und sicher hatten die beiden recht, Lex hatte noch nicht mal eine Ahnung, wo sie war.

"Aber ich würde mich so gerne von ihm verabschieden", brachte Lois verzweifelt hervor, "ich habe ihm nie Lebewohl gesagt, oder ihm gesagt, was er mir bedeutete..."

Martha legte ihr den Arm um die Schultern ging mit ihr nach draußen und sagte dabei zu ihr: "Lois, ich zeige dir einen Ort, wo du dich von ihm verabschieden kannst. Es ist ein Platz, wo du ihm näher sein kannst als auf jedem beliebigen Friedhof dieser Welt. Es ist der Ort, wo Clark immer sehr gerne war, wohin er sich zurückgezogen hat, wenn er die Welt nicht verstanden hatte. Ich denke es wäre ihm recht, wenn ich es dir zeige..."

Sie hatten sich inzwischen weit vom Farmhaus entfernt und waren auf dem Weg zu den Feldern an einem großen Baum stehen geblieben. Ungläubig sah Lois an dem Baum hoch und entdeckte ein Baumhaus. Fortress of Solitude

"Lois, hier bist du Clark näher als sonstwo... Wir lassen dich jetzt ein wenig alleine mit ihm."

Martha und Jonathan gingen langsam wieder Richtung Farmhaus. Als sie außer Hörweite waren, sagte Jonathan zu seiner Frau: "Und du denkst, es ist richtig, ihr nicht die Wahrheit zu sagen?"

"Ja, Jonathan, das denke ich. Was bringt es, ihr jetzt noch zu sagen, wer er wirklich war. Sie leidet auch so schon genug. Sie würde sich nur noch mehr Vorwürfe machen."

"Aber Martha, wenn jemand herausfinden könnte, was wirklich passiert ist, dann ist es Lois."

"Und? Würde es uns unseren Sohn wiederbringen?"

Lois hörte von dieser Unterhaltung indes nichts, sie stand an diesem Baum und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Sollte sie wirklich zu einem Baum sprechen? Aber Martha hatte gesagt, hier würde sie ihm nah sein. Aber sie spürte Clark nicht. Sie fühlte sich einfach nur alleine gelassen. Doch irgendwann schloss Lois die Augen und sah augenblicklich Clarks Gesicht. Und dann kamen die Worte wie von selbst. "Clark! Clark!", schrie sie, doch dann kamen ihre Worte ruhiger, "Warum tust du mir das an? Warum lässt du mich alleine? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Warum hast du nicht geredet? Wir waren doch Freunde. Du warst mein bester Freund... mein einziger Freund, mein Partner. Und jetzt habe ich niemanden mehr. Und ich glaube, ich habe einen großen Fehler gemacht, ach was heißt einen... viele. Ich mache doch andauernd Fehler. Clark, ich weiß nicht, ob ich es alleine schaffe... Clark, ich brauche dich." Lois sank auf ihre Knie und umarmte den Baumstamm, als könnte sie Clark damit noch etwas näher sein und dann ließ sie endlich die Tränen laufen. Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.

***

An diesem Tag in Kansas hörte ein Teil von Lois auf zu existieren. Es war, als bliebe dieser Teil von ihr, ihre Zuversicht, ihre Liebe, ihr Glauben an das Gute und auch ihr Antrieb und Lebenswillen bei diesem Baumhaus zurück, bei Clark. Für immer und ewig. Nie wieder war sie in der Lage zu einem Menschen solch eine Bindung aufzubauen wie sie sie zu Clark hatte.

Sie verließ Kansas und sah Martha und Jonathan nie wieder. Und so wie sie sich nie wieder fragte, ob die Entscheidung Luthor zu heiraten richtig war, so fragte sie sich auch niemals, ob es nicht ein merkwürdiger Zufall war, dass die zwei wichtigsten Männer in ihrem Leben fast zeitgleich starben. Sie fragte sich diese Fragen nie, weil sie Angst vor der Antwort hatte.

***

Dreizehn Jahre später...

Lex Luthor stand von seinem gediegenem Schreibtisch auf und ging in das andere Zimmer. Er wollte sehen, ob Lois inzwischen wach war. Sie stand immer später auf in letzter Zeit. Oftmals war es schon mittags, ehe sie die Augen aufschlug.

Und ja, sein Gefühl trog ihn auch heute nicht, wie immer. Er wusste immer, was sie tat. Lois saß am Frühstückstisch, einen seidenen Morgenrock über ihrem Nachthemd und trank ihren Kaffee. Das war wichtig, vor ihrem ersten Kaffee konnte man sie gar nicht ansprechen. Aber da sie den jetzt schon hatte, begrüßte Lex sie zuversichtlich mit den Worten: "Guten Morgen, Lois. Ausgeschlafen?" Er ging zu ihr und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. "Oh Lois! Nicht schon wieder. Deine Fahne ist wirklich unerträglich. Wenn du so weitermachst, wirst du noch enden, wie deine Mutter. Keine schöne Vorstellung."

Lois funkelte ihn daraufhin böse an. "Nun, vielleicht findest du mich dann irgendwann so abstoßend, dass du mich endlich in Ruhe lässt. Das wäre es mir wert, meine Leber dafür aufs Spiel zu setzen." Dann stand sie vom Tisch auf, ging an die Bar und goss sich ein Glas ein und trank es in einem Zug leer. Dann sah sie Lex provozierend an. Aber Lex hatte an diesem Morgen keine Lust auf diesen Streit, den Streit, den sie schon so oft geführt hatten.

Er ging wieder in sein Büro. Dort wartete bereits Alice, seine Haushälterin auf ihn und sie strich, etwas peinlich berührt, ihre weiße Schürze glatt als sie ihn fragte: "Mr. Luthor, was soll ich tun, wenn 'sie' wieder nach Schnaps fragt, Sir?", Lex antwortete darauf trocken und unberührt: "Bring ihr eine ganze Kiste, wenn sie will. Soll sie sich doch totsaufen, dann bin ich sie endlich los." Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und griff nach seinem Telefon. Das Geschäft mit Marokko konnte nicht warten...


Fortsetzung folgt...


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Teil 2

Beitragvon Magss » Mo 25. Jan 2010, 22:17

Erzählungen über Raum und Zeit


In diesem Augenblick blieb das Geschehen plötzlich still stehen. Die Welt schien wie eingefroren. Lex' Bewegung, den Telefonhörer gerade zum Ohr zu führen stand still, so als hätte jemand einen Film urplötzlich angehalten. Lois war gerade dabei, sich noch einen Drink einzuschenken und der Wodka erstarrte zwischen Flasche und Glas. Alice räumte das Frühstück von Lois zusammen, was kaum angerührt war und auch ihre Körperhaltung schien mitten in der Bewegung angehalten zu sein. Und auch die Welt außerhalb dieser Räumlichkeiten erstarrte in völliger Bewegungslosigkeit. Das Laub, dass gerade von den Bäumen wehte, stand in der Luft still. Autos standen mitten auf ihrem Weg still genau wie die Fußgänger. Selbst die Flugzeuge am wolkenlosen Himmel hielten inne.

In einem anderen Bezirk der Stadt war der Daily Planet zu sehen. Auch hier schienen alle Bewegungen angehalten.

Weit entfernt im Hintergrund der stillstehenden Stadt war zu erkennen, wie das Baumhaus Fortress of Solitude in sich zusammenfiel und dieser Prozess wirkte in der Erstarrung umso trauriger. Das Farmhaus wirkte unbewohnt und verlassen.

Und dann tauchte in dieser skurrilen, starren Bilderwelt plötzlich wie aus dem Nichts ein riesiger Kristall auf. In seiner Form an einen großen Bergkristall erinnernd, schimmerte er jedoch in einem bläulichen Licht und hatte in seinem Inneren Platz für zwei Personen, die darin bequem reisen konnten.

Die beiden Personen im dem Inneren des Kristalls diskutierten angeregt miteinander. Der ältere der beiden war etwa um die Fünfzig, war etwas altmodisch gekleidet und er trug eine Melone. Er hatte einen Schnurrbart und kleine flinke Augen, mit denen er, durch eine altmodische Brille blickend, stets alles im Blick hatte.

Der andere Mann war deutlich jünger, wohl erst um die zwanzig Jahre alt. Er war groß, blond und hatte eine stolze Körperhaltung. Seine Kleidung war nun gänzlich merkwürdig und schien in keine Zeit zu passen, oder kam sie aus einer Zeit, die erst noch kommen würde?

Der junge Mann sprach aufgeregt. "Oh nein! Das ist ja furchtbar, das ist ja entsetzlich! Superman ist tot und Lois so verzweifelt in dieser Ehe gefangen, dass sie sich aufgibt. Und dann dieser... dieser... Geschäftsmann..." In diesen letzten Worten lag alle Verachtung, zu der dieser junge Mann fähig war.

Der ältere Mann antwortete darauf: "Mike! Bitte. Es steht uns nicht zu, ein Urteil zu fällen. Wir sind hier um zu beobachten."

Darauf antwortete Mike immer noch recht erhitzt. "Herb! Beobachten, sagst du! Wir können das hier doch nicht so lassen. So wird es kein Utopia geben, weil es keinen Nachfahren gibt. Und sich diese Konsequenzen vorzustellen, ist mir unmöglich."

"Mike, du weißt, dass wir nicht eingreifen dürfen."

Jetzt sah ihn der junge Mann ernst und provozierend an. "Herbert George Wells. Dies ist meine Abschlussprüfung als Friedenswächter Utopias. Aber wenn diese Situation wirklich eintritt, gibt es kein Utopia." Er zeigte dabei mit den Händen auf die sie umgebende Szenerie. "Ich glaube nicht, dass sie diese Situation ausgewählt haben, nur damit ich beobachte. Wenn dies hier eintritt, dann werde ich selbst nicht existieren! Ich denke, dass wir für diesen besonderen Fall die ungewöhnlichen und wenig bekannten Ausnahmestatuten heran ziehen werden - da war doch etwas wie: sollte die utopianische Zukunft bedroht sein und besteht keine Möglichkeit den Rat einzuberufen, darf ein Friedenswächter in Ausnahmesituationen alleine handeln - und wir werden handeln! Oh ja! Selbstverständlich werde ich eingreifen."

Wells sah nicht ohne Stolz und mit leichter Belustigung auf seinen Schüler. Ja, sie hatten recht. Dieser Schüler war etwas Besonderes, eigenwillig, nicht wirklich einfach, aber etwas Besonderes. Und dass er mit seinen jungen Jahren die Ausnahmestatuten heranziehen wollte, von denen die meisten noch nie gehört hatten, zeigte nur noch deutlicher, welches Potenzial in ihm steckte.

Dann legte Wells seine Fingerspitzen aufeinander und sagte zu ihm: "Und was willst du tun? Bedenke, jeder noch so kleine Eingriff in der Vergangenheit kann ungeahnte Folgen in der Zukunft haben. Das Raum-Zeit-Kontinuum ist etwas unglaublich Sensibles."

"Herb, erzähl mir nichts über das Raum-Zeit-Kontinuum! Ich weiß, das ist ein Steckenpferd für dich als alter Zeitreisender. Aber ohne Eingreifen habe ich keine Zukunft und ich spreche nicht von mir als Person. Ich denke da pragmatischer. Wir müssen etwas tun, damit Superman überlebt, das ist erst einmal das Wichtigste. Ich wüsste auch schon wie: Clarks Kollegen vom Planet müssten ihn finden. Ein paar fingierte Notizen, dass sich im Keller des Lex-Towers Beweise für Jacks Unschuld finden lassen. Dann wäre Clark nicht so lange dem Kryptonit ausgesetzt und überlebt. Aber wie - verdammt noch mal - kommen wir aus diesem Kristall heraus? Ich weiß, das Reisen mit diesen Kristallen hat seine Vorteile, es ist unglaublich exakt, braucht quasi keine Energie und man kann ständig vor und zurück reisen, sowohl in der Zeit, wie auch im Raum. Aber dass man ihn nicht verlassen kann, ist doch gerade in dieser Situation zum Aus-der-Haut-Fahren."

Wells lachte. "Nun, es gibt eine Möglichkeit... es ist nicht einfach, es ist anstrengend..." Mike sah ihn erwartungsvoll an und gestikulierte mit seinen Händen, dass er weiter sprechen sollte. "Du musst die Hülle des Kristalls per Gedankenkraft durchbrechen. Aber es geht nur in Kombination mit dieser Maschine hier." Mit diesen Worten holte er ein handgroßes Gerät unter seiner Jacke hervor, das er um den Hals trug. Es hatte links und rechts zwei Touch-Screens für die Daumen und ein kleines Display, das war auch schon alles.

Mike fragte in freudiger Erregung: "Ist das die sagenumwobene modifizierte Zeitmaschine?"

Wells nickte. "Ja, aber dieses Gerät kann in der Tat noch sehr viel mehr. Ich kenne diesen Trick von einem Zeitreisenden aus der fünften Dimension. Schließlich stammt auch dieser Kristall aus der fünften Dimension. Es ist ja so eine Art imaginierte, konzentrierte Energie. Es ist wie gesagt anstrengend, aber es funktioniert. Ich zeige es dir."

Sie übten das Verfahren einige Male, bis es Mike spielend gelang den Kristall zu verlassen. Nun konnte er alles tun, was er wollte. "Und du willst Jimmy und Jack zu Clark in den Keller schicken?"

Mike nickte ganz aufgeregt. Dann präparierte er die entsprechenden Papiere für einen Protagonisten, der nur am Rande eine Rolle spielte sollte.

"Gut, dann lass uns sehen, was dabei herauskommt."


Menschen, Göttern gleich


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

Bevor sie diese Worte ausgesprochen hatte, hatte sie sie noch einmal kurz ihren Blick über die Gäste ihrer Hochzeit wandern lassen, aber es waren keine weiteren Gäste hinzugekommen. Alles, was bisher für sie wichtig gewesen war, hatte seine Bedeutung verloren. Sie fühlte sich von ihren ehemaligen Kollegen und ganz besonders von Clark so im Stich gelassen. Also wandte sie sich dem zu, was ihr scheinbar als einziges verlässlich erschien: Lex.

In diesem Moment wusste sie zwar nicht so ganz genau, ob diese Entscheidung genau dem entsprach, was ihr Herz gewollt hatte, aber sie war froh, überhaupt eine Entscheidung getroffen zu haben. Und alles weitere würde sich irgendwann finden.

Die Worte des Erzbischofs: "Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau", hörte Lois nicht wirklich, sie sah Lex an, der aussah als hätte er ein lang ersehntes Ziel erreicht. Lex trat näher zu ihr und gab ihr den obligatorischen Kuss.

In dem Bewusstsein, dass jetzt und in diesem Moment ihr neues Leben begann, öffnete sie sich Lex und dieser Situation und ließ sich auf den Kuss von Lex ein. Sie sah ihn lächelnd an und schmiegte sich in seine Arme. Lois erwartete nun keinen leidenschaftlichen Kuss, sie wurden schließlich von hundert Menschen beobachtet. Dieser Kuss war eher ein gesellschaftliches Ereignis, welches ihre Entscheidung, die sie bis zum letzten Moment hinausgezögert hatte, besiegelte. Sie versuchte alle Gedanken an ihre Vergangenheit beim Planet aus ihrem Kopf zu vertreiben.

Später am Abend, während Lex sie elegant, wie es seine Art war, über die Tanzfläche führte, ertappte sich Lois dabei, dass sie ihren Blick noch mal suchend über alle Gäste schweifen ließ. Da war immer noch dieses Fünkchen Hoffnung, dass irgendjemand aus der Planet-Mannschaft doch noch auftauchen würde und sei es nur, um ihr zu zeigen dass sie sich nicht schon wieder in Menschen getäuscht hatte. Sicher würden sie eine faszinierende und fesselnde Ausrede für ihr spätes Auftauchen haben. Eine packende Geschichte, bei der sie irgendeinen Schurken festsetzten, der eine unglaubliche Bedrohung für die Welt darstellt. Das könnte sie durchaus verzeihen.

Aber all dies spielte sich nur in Lois' Fantasie ab. In der Realität waren sie das klassische Hochzeitspaar, sie im weißen Brautkleid und er im schwarzen Anzug und Lex fragte, er sah sehr wohl, dass sie mit ihren Gedanken ganz weit weg war: "Lois, bist du glücklich?"

Sie zögerte einen ganz kurzen Moment, ließ ihren Blick noch einmal über die Gäste schweifen und dann sah sie Lex an und lächelte. "Ja. Lass uns bitte noch weiter tanzen."

Lex strahlte sie an. "Dein Wunsch ist mir Befehl."

***

Währenddessen in der gleichen Stadt, aber in einem ganz anderen Bezirk von Metropolis, saßen Jimmy und Jack am Esstisch in Clarks Wohnung, hier spielte keine Musik, hier gab es keinen Hochzeitswalzer, keine Gäste im Anzug oder Abendkleid und niemand der Champagner servierte. Perry stand am Herd und rührte in einem großen Topf, wie schon die Abende zuvor. Es duftete köstlich, die ganze Wohnung war von diesem herrlichen Geruch nach Gewürzen und Knoblauch durchzogen. Doch Jimmy und Jack blickten eher skeptisch denn erwartungsvoll zu Perry. Alles, was Perry die letzten Tage für sie gekocht hatte, schmeckte eigentlich köstlich, aber es war immer unglaublich scharf. Dass es dabei wirklich fantastisch schmeckte, hatten sie immer erst am Ende der Mahlzeit herausgefunden, wenn ihre Geschmacksknospen soweit abgestumpft waren, dass sie es überhaupt schmecken konnten.

Nur Clark schien überhaupt gar keine Probleme mit der Schärfe zu haben. Er aß alles, was Perry servierte und genoss es augenscheinlich. Aber für Jimmy und Jack es gab keine Alternative zu Perry am Herd, sie konnten sich ja schließlich keine Pizza bestellen. Weder Jimmy noch Jack konnten kochen und Clark war nicht da. Und so waren sie den kreativen Einfällen von Perry hoffnungslos ausgeliefert.

Jimmy und Jack hofften, dass heute mal wieder Clark kochen würde und allein bei dem Gedanken daran lief ihnen bereits das Wasser im Mund zusammen. Jack flüsterte Jimmy zu: "Warum kommt Clark nicht? Wenn ich das, was der Chef kocht, noch oft esse, überlebe ich nicht..."

Jimmy antwortete genauso leise: "Weiß ich doch. Aber es ist unser Chef." Doch Clark enttäuschte sie nicht nur damit, dass er nicht kochte, er tauchte erst gar nicht auf. Das war umso merkwürdiger, da er schon den ganzen Tag über wie vom Erdboden verschluckt schien. Clark hatte seit dem Morgen mit niemanden gesprochen und das, wo sie doch alle den ganzen Tag über telefonierten. Und jetzt erschien er auch nicht zu ihrem allabendlichen Treffen.

Bei diesen Zusammenkünften trugen sie immer alle Informationen, Hinweise und Verdachtsmomente zusammen, die sie den ganzen Tag über gesammelt hatten. Clark war bei dieser akribischen Spurensuche so etwas wie der Kristallisationspunkt. Nicht nur, weil seine Wohnung ihr Treffpunkt war, an den sie immer wiederkehrten, Clark koordinierte auch alle Termine. Um so erstaunlicher war es, dass er sich nach dem beharrlichen Schweigen während des ganzen Tages auch jetzt nicht einfand.

Jimmy fragte: "Müssen wir uns Gedanken darüber machen, dass Clark nicht auftaucht, oder weiß einer, wo er steckt?" Die beiden anderen schüttelten den Kopf.

Perry sagte dann: "Clark ist ein erfahrener Reporter der weiß, was er tut. Wahrscheinlich ist er einer ganz heißen Sache auf der Spur und kann gerade nicht telefonieren. Er war auch schon öfters mal ne Weile weg. Ich denke nicht, dass wir uns zu viele Gedanken darum machen sollten. Sagt mir lieber, was ihr beide heute herausgefunden habt." Dabei füllte er ihnen die Teller.

Beide setzten zum Sprechen an, aber Jack war den Bruchteil einer Sekunde schneller und erzählte als erster: "Also... Die Vorstandsvorsitzenden des Daily Planet haben ihre Meinung, den Planet zu verkaufen, alle sehr plötzlich geändert, aber einen habe ich gefunden, der bereit ist auszusagen."

Perry sah Jack sehr interessiert an. "Und wie hast du ihn davon überzeugen können?"

"Nun ja, er hofft, dass ein gewisses Video niemals von seiner Frau gesehen wird." Perry lachte daraufhin und Jack stimmte zufrieden ein.

Jimmy gab jetzt seine Tageserkenntnisse zum besten: "Ich habe John Black gefunden! Ein finsterer Geselle, sage ich euch. Für Geld macht der so ziemlich alles. Und genauso habe ich auch noch folgendes erfahren: Er war definitiv derjenige, der den Bombensatz zusammengebaut hat. Er hat es nicht direkt zugegeben, aber auch nicht abgestritten. Und er hat dir auch", dabei sah er jetzt Jack ernst an, "die Beweise, die dich belasten, in die Wohnung geschmuggelt. Nur wird er das niemals vor der Polizei aussagen. Aber er hat noch etwas gesagt, das interessant ist. Er meinte, Luthor würde irgendwas Geheimnisvolles in seinem Keller verbergen... sagte irgendwas von dubiosen Papieren."

Natürlich wollte Jack jetzt mehr wissen. "Vielleicht sollten wir da mal nachsehen. Wenn dieser Black doch nicht zu einer Aussage bereit ist - irgendwie müssen wir ja schließlich Beweise für meine Unschuld finden. Ich denke, wir sollten uns diesen Keller ansehen."

Während Perry als einziger aß, Jimmy und Jack hatten ihre Teller noch nicht angerührt, sagte er zu den beiden: "Okay. Was haben wir also? Der 'Boss' ist wahrscheinlich Lex Luthor und damit der Drahtzieher von allem. Was wir aber nicht beweisen können. John Black hat den Bombensatz hergestellt, der den Planet vernichtet hat und die fingierten Beweise in Jacks Wohnung gebracht. Was wir aber auch nicht beweisen können, weil Black nicht aussagen wird. Es könnte sein, dass wir irgendetwas Hilfreiches im Keller des Lex-Towers finden. Aber das ist völlig illegal und sehr gefährlich. Das ist wirklich die Höhle des Löwen! Also sollten wir das morgen machen. Soweit ich weiß ist Lex dann außer Landes, er macht ja seine Hochzeitsreise, wie wir alle wissen." Die Worte 'mit Lois' sprach er nicht aus. Bei dem Gedanken an sie wurde Perry etwas schwermütig ums Herz. Neben der Zerstörung des Daily Planets, der Perrys Welt bedeutete, war die Tatsache, dass Lois kein Mitglied ihres Teams mehr war, der größte Verlust in dieser traurigen Geschichte. Auch Jimmy blickte etwas betreten zur Seite.

***

Am nächsten Vormittag machten die drei sich auf, den Keller des Lex-Towers zu stürmen. Von dem einen oder anderen Fest, zu dem Luthor gelegentlich geladen hatte, wusste Perry, dass der Keller nur von Lex' Privaträumen ganz oben erreichbar war. Einige der Informationen über die Räumlichkeiten im Lex-Tower stammten von Lois, noch aus der Zeit, als sie ihre Kollegin gewesen war. Lois hatte überhaupt keine Skrupel, die Privaträume von Lex Luthor genauestens unter die Lupe zu nehmen, während sie als Gast auf einer seiner Dinner-Partys gewesen war. Zu dem Zeitpunkt hatte Lois natürlich nicht geahnt, dass sie diese Räumlichkeiten irgendwann bewohnen würde.

Also mussten sie in Lex' Privaträume. In das Gebäude hinein zu kommen, war bei den vielen Firmen und Tochterfirmen von Lex Corp., die dort ihren Sitz hatten, überhaupt kein Problem. Aber der Fahrstuhl endete bei Stockwerk 127. Darüber lagen nur noch Lex' Privaträume und so gab es genau hier natürlich noch einen uniformierten Security-Beamten. Jimmy und Jack stiegen schon im Stockwerk 126 aus und gingen die letzte Etage über die Treppe.

Perry sollte dann, scheinbar versehentlich, einen Alarm auslösen um so den Security-Beamten abzulenken. Dann sollten Jimmy und Jack unbemerkt aus dem Treppenhaus, über den Flur, in das andere Treppenhaus laufen, welches zu Lex' Privaträumen führte.

Ihr Plan funktionierte reibungslos. Nach wenigen Minuten waren Jimmy und Jack tatsächlich in den Privaträumen Lex Luthors, während sich Perry von einem weiteren Security-Beamten als verwirrter, von Elvis besessener, alter Mann nach unten und aus dem Haus führen ließ.

Jimmy und Jack waren durch das Treppenhaus nach oben gelangt und hatten die Tür zu den Privaträumen von Lex Luthor sofort wieder hinter sich geschlossen. Nervös und gespannt, als erwarteten sie hier sofort auf den nächsten Security-Beamten zu treffen, zwei Meter hoch und zwei Meter breit, sahen sie den Gang entlang. Jimmy atmete schwer. Es waren keine Kameras zu sehen. Vorsichtig wagten sie sich ein paar Meter weiter vor, erwarteten aber ständig doch noch von irgend einem Bediensteten erwischt zu werden. Was würde ihnen dann blühen? Verhaftet war da sicher noch die harmloseste Variante. Doch durch den Umstand, dass Lex und Lois nicht da waren, konnten sich Jimmy und Jack völlig ungestört umsehen. Hier lag alles still und ruhig da und sie waren wirklich vollkommen ungestört. Das Glück war wirklich auf ihrer Seite.

Die Verlockung, hier oben wirklich alles zu durchsuchen, war unglaublich groß, aber sie beschlossen, doch erst mal in den Keller zu fahren.

Kaum dass sich der Fahrstuhl öffnete, der sie in den Keller gebracht hatte, schlug ihnen der Geruch von Wein und Holzfässern entgegen. Aber im Gegensatz zu dem sehr angenehmen Geruch, wurden sie durch das, was sie dann sahen, zutiefst schockiert.

In der Mitte des Raumes, gleich am Fuße der Treppe, die von Fahrstuhl aus nach unten führte, stand eine Art Käfig, dessen Gitterstäbe giftig grün leuchteten. In diesem Käfig lag - ohne ein Anzeichen von Leben - Superman!

Jimmy zögerte die Treppe ganz nach unten zu gehen, erschrocken blieb er wie angewurzelt stehen. "Oh nein! Ob er noch lebt?"

Jack war auch nicht wohl bei dieser Sache, aber er glaubte, dass hier schnelles Handeln gefordert war und so lief die Treppe ganz selbstbewusst nach unten und lief im Keller umher. "Hier, das könnte der Schlüssel sein. Holen wir ihn da raus!"

Jack öffneten hastig die Tür des leuchtenden Käfigs und dann beugte er sich über Superman und versuchte festzustellen, wie es ihm ging. "Er atmet. Aber er scheint völlig bewusstlos zu sein. Ob das von dem grünen Zeugs hier kommt?"

Jimmy, der jetzt bei Jack in dem Käfig stand, sagte darauf mit einem zweifelndem Unterton: "Wahrscheinlich ist es Kryptonit. Kann doch sein - oder?"

Jack klopfte Superman an die Wange und fragte ihn: "Superman, Superman, hörst du mich...?" Aber Superman reagierte nicht auf Fragen.

Er musste hier raus und das schnell, soviel war klar. Mit vereinten Kräften schafften sie Superman aus dem Käfig heraus und die Treppe hoch. Das war alles andere als leicht, Superman war wirklich schwer und immer noch völlig bewegungsunfähig. Die nächste Frage, die sich ihnen aufdrängte, war dann, wie sollten sie mit ihm aus dem Lex-Tower heraus kommen? Aber als sie Superman endlich in den Fahrstuhl geschafft hatten und dieser nach oben fuhr, immer weiter weg von dem Kryptonit, schlug Superman, immer noch auf Jimmys und Jacks Schultern gelehnt, erstmals die Augen auf.

Erleichtert brachte Jimmy hervor: "Ein Glück, er kommt zu sich. Jetzt müssen wir nur noch hier raus kommen."

Supermans Stimme war nur mehr ein Krächzen und jedes einzelne Wort schien ihn körperlich anzustrengen. "Am besten durch die Garage. Die wird von Innen nach Außen gar nicht überwacht." Dann drückte er auf den entsprechenden Knopf der Fahrstuhlsteuerung und kurz darauf standen sie wirklich in der Garage. Neben fünfzehn noblen Karossen, Limousinen und Sportwagen, eines teurer als das andere und eines mehr auf Hochglanz poliert als das nächste.

Eine Stunde später tauchten dann Jimmy und Jack in Clarks Wohnung auf. Perry war höchst überrascht, er fragte, ob sie etwas gefunden hätten, als er aufsah und bemerkte, dass die beiden Superman stützten, der zwar selber ging, aber es war ihm deutlich anzusehen, dass er sehr entkräftet war.

"Oh ja, wir haben etwas gefunden...", sagte Jimmy, nachdem sie Superman auf dem Sofa abgesetzt hatten. Jimmy rieb sich seine Schulter. "Nicht das, was wir gesucht haben, aber wir haben was gefunden." Auf Perrys fragenden Blick hin sprach er weiter. "Ich glaube es war Kryptonit. Er war in so einem Käfig, der leuchtend grüne Stäbe hatte. Anfangs konnte er sich nicht mal auf den Beinen halten, aber je weiter wir von dem grünen Käfig wegkamen, umso besser wurde es." Jetzt sah Jimmy Superman entschuldigend an. "Es tut mir Leid, Superman, dass ich über dich spreche, als wärst du nicht bei Sinnen, aber ich bin auch noch etwas durcheinander."

Superman winkte Jimmy nur ab. Er saß noch genau da, wo ihn Jimmy und Jack abgesetzt hatten. Es war blass und schien immer noch völlig entkräftet.

***

Clark fühlte sich... er hatte keine Worte für seinen körperlichen und mentalen Zustand. Das Kryptonit und die ganze Situation hatte ihm nicht nur die Kraft geraubt, sondern auch jeden Lebenswillen, jede Zuversicht, jede Hoffnung. Er war sich nicht sicher, ob er jemals wieder vollständig davon erholen würde. Es war, als würde bereits das Atmen eine Anstrengung darstellen, die er kaum schaffte. Und was das Schlimmste daran war, er wusste auch nicht, ob er es schaffen wollte.

Er fühlte sich blass, ausgelaugt, ausgemergelt und er spürte keinen Funken Optimismus in sich. Sein Ziel, Lois von der Hochzeit mit Luthor abzuhalten war gescheitert.

Perry trat jetzt näher zu ihm und sprach ihn an: "Superman, gibt es irgendetwas, was wir tun können?" Seine Besorgnis war deutlich aus seinen Worten zu hören.

Clark wollte gerade wieder abwinken, als ihm ein Gedanke kam. Es war doch helllichter Tag, vielleicht würde das helfen...

"Vielleicht könntet ihr mir helfen... und mich auf die Terrasse bringen..." Die drei sahen ihn fragend an. "Das Sonnenlicht... eben auf der Fahrt habe ich kaum Sonnenlicht abbekommen, aber wenn ich dort eine Weile in der Sonne sitze..."

Jimmy und Jack waren sofort wieder zur Stelle und halfen ihm auf die Beine, die sich anfühlten wie Pudding. Dann brachten sie ihn auf die Terrasse und setzten ihn in die Sonne. Die Sonne, die gelbe Sonne der Erde, immer hatte sie ihm geholfen, immer hatte sie ihn regeneriert. Aber er war noch nie so lange Kryptonit ausgesetzt gewesen. Wie lange würde es dauern? Wann würde er wieder alleine gehen können? In diesem Augenblick fühlte er sich, als würde er nie wieder der werden, der er einmal war. Alles, was eigentlich selbstverständlich erschien, war nur noch Anstrengung.

Die drei sprachen miteinander, aber Clark hörte nicht zu. Er saß in der Sonne, spürte die wärmenden Strahlen dieser gelben Sonne und wollte nur noch deren Kraft in sich aufnehmen.

Nach ein paar Stunden in der Sonne fühlte er sich aufgewärmt, nicht besser oder kräftiger, einfach nur wohlig warm. Clark versuchte aufzustehen und zumindest war er jetzt in der Lage auf seinen Beinen zu stehen, ohne dass ihn jemand stützen musste. Das war gut. Er stand auf seinen eigenen Beinen, aus eigener Kraft, aber alles fühlte sich merkwürdig an. Clark hob seine Hand und sah sie an, ohne seinen gewohnten Superblick brauchte es ungewöhnlich lange, bis er sie scharf sah, zitterte sie nicht sogar etwas?

Dann sah er, dass Jimmy mit Perry etwas besprach, aber sie hatten die Terrassentür geschlossen und so konnte er nicht verstehen, was gesagt wurde. Moment mal, wieso konnte er es nicht hören? Sollte die Kryptonitwirkung nicht langsam nachlassen? Normalerweise musste er sich anstrengen, nicht alles um ihn herum zu hören und jetzt verhinderte dieses einfache Fensterglas, dass er ihre Stimmen verstehen konnte? Sein Supergehör schien also immer noch in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Und seine Kraft? Könnte er einen Stein aus dieser Balustrade herausbrechen? Er versuchte es, aber es ging nicht - keine Kraft. Er hatte in dieser Verfassung wahrscheinlich nicht mal die Kraft eines normalen Menschen von der Erde. Wie lange es wohl dauern würde, bis sich seine Kräfte regeneriert hatten?

Inzwischen ging die Sonne unter und so wurde es kalt auf der Terrasse. Ihm wurde kalt! Das war eine Empfindung, die Clark noch nie gespürt hatte - Kälte! Er bekam eine Gänsehaut und zog instinktiv das Cape enger um seinen Körper. Wahrscheinlich hätte ihn diese neue Empfindung geängstigt, wenn er nicht so müde gewesen wäre, er war nur noch müde. Auch wenn er die Stunden hier in der Sonne nur geschlafen hatte, so war alles, was er jetzt tun wollte, in sein Bett zu kommen. Er sollte nur darauf achten, den anderen gegenüber nicht von seinem Bett zu sprechen. Und so ging er langsam und vorsichtig, Clark bewegte sich, wie man es sonst nur bei alten Menschen beobachtete, hinein und zu seinem Bett.

"Clark hat sicher nichts dagegen, wenn ich hier schlafe." Alle drei sahen ihn besorgt an, als er jetzt hereingekommen war.

Perry kam auf ihn zu, immer noch bereit, ihn zu stützen, aber er sah, dass sich Superman jetzt wohl alleine auf den Beinen halten konnte. "Ich denke auch, dass Clark nichts dagegen hat. Leider ist er nicht hier und wir haben keine Ahnung, wo er steckt. Aber es ist sicher okay, wenn du hier schläfst..."

Clark saß jetzt auf seinem Bett, von den paar Metern Laufen war ihm fast schwindelig, aber immerhin war er sie alleine gelaufen. "Clark wird sich schon wieder einfinden..." So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn die Menschen Fieber hatten, aber er wollte nicht weiter nachdenken, wollte einfach nur die müden und schweren Augen schließen. Clark merkte nicht, was die drei taten, ob sie redeten, ob sie über ihn sprachen. Er fiel fast augenblicklich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen erwachte Clark und fühlte sich gleich vom ersten Moment an nicht mehr ganz so kraftlos. Aber das Supergehör versagte immer noch seinen Dienst und auch der Röntgenblick ließ ihn immer noch im Stich. Er versuchte sich selbst zu beruhigen und ermahnte sich zur Geduld. Nach dem Stand der Sonne war es bereits Mittag. Clark stand auf und ging nach nebenan. Nur Perry saß dort am Tisch. "Oh, guten Morgen, Superman. Ich würde fast sagen, du siehst besser aus, heute morgen. Nicht mehr ganz so blass." Perry versuchte ihn aufzumuntern, das war deutlich zu merken.

Aber es war längst noch nicht alles wieder in Ordnung, nur weil er wieder alleine laufen konnte. Was konnte er nur tun? Es gab eigentlich nur einen Menschen, der ihm in dieser Situation helfen konnte. Dr. Bernard Klein. "Mister White, ich würde gerne zu Dr. Klein bei den Star Labs. Aber ich kann nicht fliegen..." Diese letzten Worte blieben ihm vor Verzweiflung fast im Halse stecken, aber Fliegen - er konnte kaum gehen, wie sollte er da fliegen? "Und es wäre mir ganz recht, wenn ich nicht gesehen werde..."

Perry kam auf ihn zu. "Aber natürlich, ich habe einen Wagen, das ist kein Problem."

***

Gegen Abend des gleichen Tages saßen sich Superman und Bernard Klein in dem Labor des Wissenschaftlers gegenüber. Klein wie immer, in seinem weißen Kittel. Den ganzen Tag über hatte Klein jeden nur denkbaren Test gemacht. Er hatte im Laufe der Zeit einige Verfahren entwickelt, um Supermans Kraft zu checken und zu messen. Diese Verfahren hatten natürlich nichts mit dem zu tun, was ein Mediziner normalerweise an Menschen testet. Superman hatte aber sehr wohl bemerkt, dass es heute auch Testverfahren gab, die er bei Klein noch nie gemacht hatte. Das war gut, sollte er doch nur jede denkbare Untersuchung machen. Und so hatte er Metallstangen verschiedenen Kalibers versucht zu verbiegen, was ihm aber nur mäßig geglückt war. Clark hatte versucht mit seinem Röntgenblick durch verschiedenste Materialen zu schauen, aber auch bei diesem Test war er nicht besonders erfolgreich gewesen. Auch die Tests in Sachen Supergehör brachten nur in ganz wenigen Teilbereichen Erfolge und Hitzeblick funktionierte scheinbar gar nicht.

Klein stand nun auf und lief nervös in seinem Labor umher. Dies war jetzt der Moment, in dem er irgendetwas sagen musste, Clark erwartete seine Prognose. Klein blickte ihn an und zeigte tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn. "Superman, da gibt es etwas, was ich gerne noch versuchen möchte... Ich würde dir gerne etwas zur Stärkung geben, ein Vitaminpräparat, also ganz harmlos und schaden kann es sicher nicht..." Während er sprach, zog er eine Spritze auf und bat Superman den Arm frei zu machen. Dann desinfizierte er seine Armbeuge und setzte die Nadel auf die Haut und stach zu. Problemlos ließ sich die Nadel in die Vene führen und er spritzte ihm den aufgezogenen Inhalt der Spritze in den Kreislauf.

Dann ließ sich Klein auf den Stuhl gegenüber fallen und blickte Clark verzweifelt an. Der verstand im ersten Augenblick nicht, warum Klein jetzt noch verzweifelter aussah. "Superman, ich weiß jetzt nicht, wie ich das sagen soll... aber nach meinem jetzigen Kenntnisstand hast du genauso viele Superkräfte wie ich!"

Clark blickte ihn hilflos an. "Und was sollte diese Spritze...?"

"Ich wusste nichts Besseres, um deine Unverwundbarkeit zu testen... Es tut mir Leid, es tut mir so Leid." Klein ruderte unbeholfen mit seinen Armen. "Ich würde sagen, alles was in deinem Körper kryptonisch ist, oder besser war, wird immer weniger, oder ist schon gar nicht mehr da."

Klein erklärte ihm jetzt alle Testverfahren im Einzelnen, die er gemacht hatte, aber Clark hörte nicht mehr wirklich zu, obwohl er Klein immer mit den Augen folgte. Er versuchte vielmehr das zu verdauen, was Klein gerade gesagt hatte. Seine Kräfte waren weg und Klein sah keine Möglichkeit, dass sie durch Regeneration zurückkehrten. Er hatte seine Kräfte verloren! Jetzt war er nur noch ein ganz gewöhnlicher Mensch und das Schlimmste daran war: Luthor hatte gewonnen. Wie sollte er Luthor jetzt noch überführen? Das war ihm schon als Superman nicht gelungen. Wie sollte es ihm als 'nur' Clark Kent gelingen? Ganz besonders, da er sich dieser Aufgabe auch noch ohne seine Partnerin widmen musste, die ihm bisher immer geholfen hatte: Seine Partnerin. Ohne Lois schien ihm dieses Problem jetzt völlig unlösbar.

***

Drei Wochen später war Clark noch einmal in seinem Superman-Outfit zu Klein gegangen. Sie hatten vereinbart, dass es noch mal eine abschließende Untersuchung geben sollte, um festzustellen, ob sich durch die Zeit an seiner Situation irgendwas geändert hatte. Aber der Status Quo blieb unverändert und grausam in seiner Ernüchterung. Keine Superkräfte, kein Fliegen mehr, kein Röntgenblick, kein Supergehör, kein Hitzeblick.

Nach diesem Besuch bei Klein hatte Clark das Supermankostüm nie wieder angezogen. Anfangs ließ er es einfach in seinem Schrank hängen, aber nach ein paar Wochen konnte er das nicht mehr ertragen und hat alle seine Kostüme nach Smallville gebracht. Er wusste seine Mutter würde sie aufbewahren. Aber er hatte sie nie wieder danach gefragt. Superman verschwand einfach. Er hatte den Bericht im Planet dazu selber geschrieben, hatte von einem letzten Interview geschrieben, bevor Superman angeblich die Erde verlassen würde. Er haderte lange mit sich, ob er solch eine Lüge in der Zeitung sehen wollte, drucken lassen konnte, aber er war ja nicht mehr Superman und als Clark Kent hatte er andere Werte zu vertreten denn als Superman. Außerdem glaubte er, dass er der Welt eine Erklärung schuldete. Und wer könnte die Beweggründe von Superman schließlich besser erklären als Clark Kent?

Niemand zog dieses Interview in Zweifel, in dem Clark erklärte, dass Superman die Erde für immer verlassen würde, um auf einem fernen Planeten den anderen Überlebenden von Krypton zu helfen ihre Zivilisation zu stabilisieren, zu verhindern dass diese junge, fremde Welt in einem Bürgerkrieg versank.

***

Drei Jahre später...

Der Frühling machte sich bemerkbar, die Luft roch nach Sonne und den ersten Blumen, die aufblühten. Lois war auf dem Weg in ihr Lieblingseiscafé, als sie wenige Meter davor mit einem Mann zusammen stieß, der wie sie selber nicht auf den Weg geachtet hatte. Beide blickten sich an und Lois konnte es nicht glauben - es war Clark, Clark Kent!

Aber er war kaum noch er selbst. Clark hatte immer eine ausgesprochen gute Figur gehabt, einen sportlichen, gut durchtrainierten Körper, aber dieser Mann hier war eher nur ein dünner Abklatsch des Clarks, den sie kannte. Von seinem sportlichen Körper war nichts mehr nach. Seine Kleidung, Jeans und ein blaues Hemd, saßen locker und verstärkten den Eindruck, dass von seiner Figur nichts mehr da war. Aber noch viel mehr erschreckte sie sein Gesichtsausdruck, alles womit sie Clark sonst charakterisieren würde war weg. Da war nichts Optimistisches, nichts Freundliches, nichts Gütiges in seinen Augen mehr. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dies hier konnte nur der Bruder von Clark sein, der Bruder, den es gar nicht gab. Aber ein Bruder, der nur Schreckliches erlebt hatte und dessen Gesichtsausdruck nur verschlossen, resigniert und verhärmt wirkte. Konnte ein Mensch sich so sehr verändern?

Als er sie erkannte, versuchte er ein Lächeln, aber selbst das war wenig überzeugend. "Lois... Ich glaube es nicht. Du bist es wirklich." Nicht mal seine Stimme hatte noch etwas von der Begeisterungsfähigkeit, die Clark immer eigen gewesen war. "Du siehst gut aus."

"Clark, du brauchst mir nicht zu schmeicheln. Ich weiß, wie ich aussehe. Die Scheidung und das, was danach kam, haben mich um Jahrzehnte altern lassen." Das zumindest war es, was Lois fühlte. "Luthor hat dem Begriff Rosenkrieg eine völlig neue Dimension gegeben. Einen Luthor verlässt man nicht! Das ist eine Kränkung, für die man teuer bezahlt und genau das tue ich, ich bezahle teuer für meine Entscheidung. Er sorgt dafür, dass ich nirgendwo mehr arbeiten kann und er hat verdammt lange Fühler. Ich versuche mir jetzt an der Westküste unter anderem Namen etwas aufzubauen." Lois wunderte sich selbst darüber, wie offen sie Clark gegenüber ihre Probleme ansprach, aber sie hatte seit Jahren niemand mehr getroffen, mit dem sie so offen reden konnte, wie mit Clark. "Aber lass uns nicht mehr über diese unsägliche Scheidung reden. Was machst du? Wie geht es dir?" Dies aber war nur eine rhetorische Frage. Es ging ihm schlecht, das war so offensichtlich. Was war da nur passiert?

Nur was sollte er sagen? Er konnte ihr doch schlecht sagen, dass ihr Ex-Ehemann ihn um einen wichtigen Teil seiner Existenz gebracht hatte, dass er es war, der Superman vernichtet hatte und dass es ihm ohne die Superkräfte unmöglich erschien, Luthor das Handwerk zu legen. "Nun ja, ich bin immer noch beim Planet, ich habe jetzt Jimmy als festen Partner, wir arbeiten gut zusammen."

Clark redete sich raus, das war offensichtlich, aber konnte sie ihm das verdenken? Sie hatte sich damals von allen zurückgezogen, von ihm und allen Freunden des Planets, hatte ihren Kopf durchgesetzt. Clark hatte sie vor Luthor gewarnt und hatte nicht hören wollen, hatte unbedingt ihre eigenen Erfahrungen machen müssen. Und natürlich hatte Clark Recht gehabt, Luthor war ein Teufel in Menschengestalt, ein Gangster, ein Psychopath. Ein Jahr hatte sie gebraucht, um das wirklich zu sehen und noch ein Jahr um von ihm loszukommen. Und jetzt versuchte sie seit einem Jahr sich wieder ein Leben aufzubauen, gegen den Widerstand von Luthor.

Lois versuchte ein Lächeln, aber auch ihres war nicht sehr überzeugend. "Wenigstens stehen wir jetzt wieder auf der selben Seite... beide im Kampf gegen Luthor." Sie wusste, dass Clark all die Jahre über immer wieder mit seinen Artikeln gegen seinen Erzrivalen gearbeitet hatte, unermüdlich, aber eher erfolglos.

"Ja", gab Clark etwas kraftlos zu, "auf der selben Seite."

"Wer weiß, wenn wir es noch mal zusammen versuchen würden, vielleicht hätten wir eine Chance und würden ihn kriegen."

"Ja, vielleicht. Lois... ich muss weiter... wir hören voneinander."

Clark drehte sich um und ging.

Lois hob noch ihre Hand zum Gruß und sagte als er schon außer Hörweite war: "Ja, wir hören voneinander." Eine Träne rollte über ihre Wange und sie spürte, wie ihre Lippe zu zittern begann. Sie hatten sich verloren, für immer verloren. Es gab nichts mehr, was sie verwand. Es war vorbei.


Fortsetzung folgt...


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Teil 3

Beitragvon Magss » Di 26. Jan 2010, 18:35

Der Unsichtbare


Wells beobachtete Mike genau. Er stand da und betrachtete die sie umgebende Szenerie, die wieder eingefroren schien. Vor ihnen standen Lois und Clark, die sich vor wenigen Augenblicken noch auf der Straße begegnet waren, kaum ein paar Meter lagen zwischen ihnen und doch waren sie so weit voneinander entfernt, dass es keine Verbindung mehr zwischen ihnen gab.

Selbst Lex konnten sie von hier aus sehen, er saß in seinem Büro in einem der oberen Stockwerke der Lex-Towers und rauchte eine Zigarre. Alles was er ausdrückte war Stolz und Zufriedenheit. Er hatte gesiegt, hatte Superman besiegt und er würde auch Lois besiegen, zumindest hatte er sich das vorgenommen, so wahr er der nun zweitreichste Mann der Welt war.

Mike lief zwischen diesen einzelnen Szenen, die wie Fenster aus dem Leben gegriffen wirkten, hin und her. "Herb, Herb, das ist ja fast genauso schlimm wie furchtbar. Jetzt hat Clark zwar überlebt, aber seine Kräfte verloren... und Lois und Clark finden nicht zusammen. So kann es doch keinen Nachfahren geben..."

Wells bemühte sich, nicht allzu besserwisserisch zu wirken. "Ich hatte dich gewarnt. Eingriffe in den Ablauf der Zeit sind sehr kompliziert. Eine klitzekleine Änderung, scheinbar ohne Bedeutung, kann Folgen von ungeahnten Auswirkungen hervorrufen. Und es ist fast unmöglich vorherzusagen, was passieren wird. Wir Zeitreisenden können hier und dort hin reisen, können eingreifen, werden nicht gesehen, sind unsichtbar. Aber da ist das Kräfteverhältnis zwischen Gut und Böse, da sind die Seelen... all das bringen wir durcheinander und auch wir wissen vorher nicht, was wirklich passiert."

"Aber so können wir es nicht lassen! Das ist unmöglich. Wir müssen einen Schritt weiter gehen. Clark muss sich selber helfen. Dann ist er nicht so lange dem Kryptonit ausgesetzt und Superman bleibt dieser Welt erhalten. Er muss einfach bleiben, Superman hat in dieser Welt noch so viel zu tun. Ich werde wieder da rein gehen und ich werde ihm den Schlüssel etwas näher bringen. Ja genau, das ist es. Das werde ich tun. Superman hilft sich selbst, bleibt der Welt erhalten."

Wells reichte Mike seine modifizierte Zeitmaschine. Für Mike kam das einer Aufforderung gleich, es noch einmal zu versuchen. "Gut, lass uns sehen, was dann passiert. Drehen wir die Zeit wieder zurück..."



Der Geist am Ende seiner Möglichkeiten


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

Der Ausspruch des Erzbischofs, "Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau," genauso wie der Kuss ihres Ehemannes zog an ihr wie im Rausch vorbei. Lois nahm all das nicht wirklich wahr. Sie hatte es getan, sie hatte wirklich 'ja' gesagt. Und jetzt war sie Mrs. Lex Luthor.

Bevor sie diesen kurzen, aber so wichtigen Satz ausgesprochen hatte, ängstigte sie ihr Zögern. Wenn sie doch so unsicher war, was sie tun sollte, wie konnte das, was sie dann tat, das Richtige sein? Ganz gleich, wie sie sich entschied. Und jetzt hatte sie die Entscheidung getroffen, aber alle Skrupel waren ja immer noch da. Hatte sie sich in ihrer Entscheidung von dem Gedanken leiten lassen, dass es hier eine Hochzeitsgesellschaft gab mit mehr als hundert Gästen, oder von dem Gedanken, was Lex tun würde, wenn sie 'nein' gesagt hätte? Doch diesen Gedanken schob Lois energisch beiseite.

Auch war es nun eindeutig zu spät, jetzt war sie die Ehefrau von Lex Luthor.

***

"Lo-is... Nein... du darfst ihn nicht heiraten." Clark wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit die Musik eingesetzt hatte, Minuten, Stunden, Tage...? Wahrscheinlich war es jetzt schon zu spät. Hatte sie 'ja' gesagt? War sie jetzt die Frau von Lex Luthor? Die Frau dieses kriminellen Psychopathen. Und seines Erzrivalen. Er wusste es nicht, aber was er genau wusste, er musste hier raus. Das Kryptonit hatte ihn inzwischen so weit geschwächt, dass er kaum noch klar denken konnte.

Nur ein klein wenig aufrichten, wenn er sich noch einmal umsah, vielleicht gab es doch eine Möglichkeit. Es konnte doch nicht sein, dass er hier in diesem elenden Keller des Lex-Towers sein Leben aushauchen sollte, während Lex mit Lois auf ihrer Hochzeit tanzte und sie später dann in sein Schlafzimmer brachte, um mit ihr...

Der Gedanke daran weckte eine Wut in Clark, eine Wut, die ihm die Kraft gab sich aufzurichten. Und zum wiederholten Male sah er sich seine Umgebung genau an, so genau, wie er das eben konnte. Immer noch sah er alles nur unscharf. Da lag etwas, nur ein paar Meter von der Tür des Käfigs entfernt auf einem Fass lag etwas. Es sah aus wie ein Schlüssel, dunkel angelaufen vom jahrelangen Gebrauch. Konnte das womöglich der Schlüssel zu diesem Käfig sein? Lag der schon die ganze Zeit da? Er hatte doch schon so oft nachgesehen. Aber egal, es war ein Schlüssel und er musste versuchen, ob es der richtige Schlüssel war. Jeder Versuch und wenn er noch so sinnlos erschien, war besser als dieses kraftlose Abwarten.

Nur wie sollte er daran kommen?

Ob er es schaffen könnte den Schlüssel anzusaugen? Er musste es einfach versuchen, sonst hatte er doch kaum eine Chance. Also sog er mit aller Kraft, die er noch mobilisieren konnte die Luft ein, doch der Schlüssel bewegte sich kaum. So ging es nicht. Verzweifelt lehnte er sich zurück. Dann erschienen ihm wieder Bilder vor seinen Augen, Lois mit Lex in einer sehr innigen Umarmung, einem Kuss und seine Hände auf ihrem Körper... Er spürte, wie die Wut ihn übermannte. Und mit dieser Wut im Bauch machte er noch einen Versuch. Der Sog, den er dabei erzeugte, war so stark, dass der Schlüssel vom Fass fiel und jetzt immer näher an den Käfig rutschte. Nur noch ein paar Zentimeter, dann könnte er ihn greifen.

Clark lehnte sich kurz zurück, ihm war ein wenig schwindelig, aber dann konnte er den Schlüssel greifen. Jetzt nur vorsichtig die Hand durch die Gitterstäbe ohne sie zu berühren. Seine Hände zitterten. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding. Aber er schaffte es, den Schlüssel ins Schloss zu stecken - und er passte! Ja! Und das Schloss ließ sich öffnen! Ja! Clark konnte sein Glück kaum fassen. Vor ein paar Minuten hatte er noch gedacht, seine Situation wäre völlig hoffnungslos und er müsste sterben. Doch jetzt hatte er die Tür seines Gefängnisses selber geöffnet und konnte diesen Käfig endlich verlassen! Endlich!

Immer noch auf sehr wackeligen Beinen ging er die Stufen hoch. Sein Herz raste und sein Atem ging schwer, aber je weiter er sich dabei von dem Kryptonit-Käfig entfernte, umso besser ging es ihm. Obwohl er noch immer sehr schwach war. Aber jetzt konnte er sich immer besser auf den Beinen halten und konnte damit weg von dem grünen Gift, weg von dieser Falle, die für ihn beinahe tödlich geendet hatte.

Gleich am Ende der Treppe stand er vor einem Fahrstuhl, doch ein Fahrstuhl schien ihm zu gefährlich. Wenn sich die Türen öffneten, war man der Situation völlig ausgeliefert, doch da gab es auch noch ein Treppenhaus. Das war Clark wesentlich lieber, so konnte er sich langsam vorarbeiten, auch wenn dieser Weg mehr Kraft kosten würde. Als er die Tür des Treppenhauses hinter sich schloss, war von dem Kryptonit nichts mehr zu spüren. Er war immer noch schwach, aber es ging ihm mit jedem Meter, den er sich weiter von dem Keller entfernte, immer besser.

Clark überlegte jetzt, ob es nicht besser war, hier als Clark Kent herumzulaufen. Er wusste natürlich nicht, ob dieser Bereich des Treppenhauses überwacht wurde. Eine Überwachungskamera sprach dagegen, hier in die Clark Kent Kleidung zu rotieren, wozu seine Kraft wohl eh nicht reichen würde. Aber er konnte keine Kamera entdecken. Wenn Luthor wieder in seinen Keller kam, war es vielleicht besser, wenn er hier Clark statt Superman sah, den würde er wohl nicht gleich töten wollen. Also beschloss er, sich umzuziehen.

Nur, wie sollte er hier rauskommen? Erst einmal der Treppe in diesem schmucklosen Treppenhaus folgen und dann weitersehen. Nur zwei Stockwerke höher, er war immer noch etwas außer Atem, stand er vor einer kleinen, grauen Metalltür, wie sie für solche Treppenhäusern typisch war. Er hörte ein gleichmäßiges Stimmengewirr dahinter. Sein Röntgenblick lieferte ihm im Moment zwar keine wirklich klaren Bilder, aber es reichte doch aus, um zu erkennen, dass hier etliche Menschen aus den Aufzügen kamen und langsam das Foyer des Lex-Towers verließen. Diese Tür führte direkt ins Foyer! Und allem Anschein nach verließen gerade einige Leute das Haus, wahrscheinlich die Gäste der Hochzeit, die nach Ende des Festes den Lex-Tower verlassen wollten.

Besser konnte es fast gar nicht sein. Clark konnte sich unauffällig unter die Menge mischen und mit ihnen dieses Haus verlassen. Vorsichtig öffnete er die Tür und schloss sie wieder hinter sich. Von dieser Seite ließ sie sich nicht öffnen, er konnte also nicht mehr zurück, aber das wollte er auch nicht. Jetzt wollte er nur noch so schnell wie möglich nach Hause. Er ging mit den Hochzeitsgästen unbemerkt auf die Straße und schnappte dabei unwillkürlich Bruchstücke von Gesprächen auf: "Schönes Fest, da hat Luthor ja alles aufgefahren, was Rang und Namen hat...", "Hübsche Braut, die wird schon ihre Kariere bei LNN-TV machen, dafür wird er schon sorgen...", "Die Musiker waren einfach göttlich..."

Clark nahm diese Informationen zwiespältig auf, auf der einen Seite sollte er möglichst viel über Lois erfahren, auf der anderen Seite brachte es ihm immer wieder in Erinnerung, dass sie jetzt die Frau von Lex Luthor war. Und an Luthor wollte er einfach nicht denken.

Bis zu seiner Wohnung waren es nur ein paar Häuserblocks, das konnte er ruhig laufen, fliegen konnte er nicht. Wer weiß, wie lange es dauern würde, bis er sich von der Kryptonit-Wirkung erholt hatte? So lange war er Kryptonit noch niemals ausgesetzt gewesen.

Und obwohl es schon später Abend war, saßen Perry, Jimmy und Jack in seiner Wohnung noch am Tisch und waren sichtlich erfreut, Clark wieder zu sehen. Sie begrüßten ihn ausgelassen. "Mensch Clark, wir dachten schon, du tauchst gar nicht mehr auf. Wo warst du?" fragte ihn Jimmy.

Perry kam ihm entgegen. "Wir haben uns gerade gefragt, ob wir uns Sorgen machen müssen. Du siehst müde aus."

Clark winkte ab. Er war müde, nur noch müde. Für Stunden lag er in diesem Keller und war dem Kryptonit ausgesetzt. Für Stunden wusste er nicht, ob er überleben würde. Für Stunden hatte er unerträgliche Schmerzen und Qualen erlitten. Und dann war letztlich doch alles zu spät. Sein höchstes Ziel war es die ganze Zeit gewesen, Lois von dieser Hochzeit abzuhalten - und er hatte versagt. "Leute, entschuldigt mich. Ich bin okay. Ich war wirklich sehr eingespannt und jetzt bin ich einfach nur noch müde. Bleibt einfach sitzen. Ihr könnte alle hier bleiben, kein Problem. Aber ich würde gerne schlafen. Morgen reden wir dann."

Nur wenige Minuten später fiel Clark augenblicklich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.


Acht Wochen später...

In der einsetzenden Dunkelheit beendete Clark gerade seinen allabendlichen Kontrollflug über die Stadt. Es gab heute wenig zu tun für ihn und das war gut so. Er war heute verabredet und wollte jetzt auch gleich wieder zurück in seine Wohnung fliegen. Perry und Jimmy wollten kommen, um noch einmal eine abschließende Besprechung abzuhalten. Jack würde an diesem Abend leider nicht dabei sein können. Ihn hatte man inzwischen unter Anklage gestellt das Bombenattentat, das den Planet vernichtet hatte, geplant, vorbereitet und durchgeführt zu haben. Und es sah überhaupt nicht gut aus für Jack. Da nützte ihm auch der Anwalt, den sie ihm besorgt hatten, nichts und wenn der noch so gut war. Es war natürlich absurd, dass Jack das alleine gemacht haben sollte, aber die Justiz wollte scheinbar nur ein Exempel statuieren und da kam ihnen der vorbestrafte Jack gerade recht.

Perrys Bemühungen, für den Planet, beziehungsweise das, was davon noch übrig war, einen neuen Investor zu finden, waren leider auch nicht von Erfolg gekrönt. Er war sich nicht sicher, ob die potentiellen Investoren nicht mehr an den Planet glauben wollten oder ob sie doch die Angst vor Luthor davon abhielt in den Planet zu investieren.

Inzwischen hatten Perry, Jimmy und Clark den Ablauf der Ereignisse exakt rekonstruieren können, aber ihnen fehlte jeder Beweis. Und ohne die Spur eines Beweises würden sie auch niemanden finden, der das drucken würde.

Noch war niemand eingetroffen und so konnte Clark unbemerkt auf seiner Terrasse landen. Das Schlimmste an der Sache war, dass sich der anfängliche Verdacht, Luthor könnte der Drahtzieher sein, immer mehr bestätigt hatte. Clark war sich inzwischen sicher, dass Luthor den Planet vorsätzlich finanziell ruiniert hatte, um ihn dann zu kaufen. Und dann hatte er die Zerstörung des Planets initiiert und behauptet, er ließe sich mit den finanziellen Mitteln der Versicherung nicht wieder aufbauen, was aber nicht stimmte, wie sie inzwischen wussten. Doch die unglaublichste Idee hatte Clark, was den Grund für all dies anging. Seiner Meinung nach hatte Luthor all dies nur gemacht, um Lois von dem Rest der Planet-Mannschaft und damit auch von ihm immer mehr zu separieren. So schaffte es Luthor Lois immer mehr an sich zu binden.

Und es war ihm gelungen. Diese Erkenntnis war so niederschmetternd.

Lois hatte 'Ja' gesagt, hatte ihn wirklich geheiratet. Die beiden waren von ihrer Hochzeitsreise schon längst wieder zurück. Clark hatte Lois offiziell seitdem nicht mehr gesehen. Sie hatten auch nicht mehr telefoniert. Doch manchmal, wenn Clark es gar nicht mehr aushalten konnte, flog er tief in der Nacht zum Lex-Tower und suchte sie. Er beobachtete sie im Schlaf. Erstaunlicherweise hatten Lois und Luthor seit einigen Tagen getrennte Schlafzimmer. Das freute Clark, konnte es doch nur bedeuten, dass es in diesem Bereich irgendwelche Probleme gab. Die Vorstellung, dass Lois sich Luthor mit Freude hingab, würde er niemals ertragen können.

Aber seine Vermutungen zum Grund für Luthors Handeln teilte er den anderen nicht mit, auch von seinen Beobachtungen würde niemand etwas erfahren, Perry hatte schon mehr als einmal den Verdacht geäußert, dass es Clark bei all seinen Bemühungen immer nur um Lois gegangen war und nicht um die Rettung des Planets. Was so nicht stimmte, es ging auch Clark um den Planet, aber natürlich hatte Perry auch Recht, vorrangig war es Clark immer um Lois gegangen. Bei diesem Gedanken hatte er immer ein wenig schlechtes Gewissen, die Rettung des Planets war etwas, dass sie alle anging. Lois hingegen ging nur ihn etwas an. Obwohl auch Perry und Jimmy sie vermissten.

Und dieser Abend mit Perry und Jimmy brachte sie leider nicht einen einzigen Schritt weiter. Es gab keine neuen Erkenntnisse, keine neuen Beweise und es gab einfach Nichts, was sie tun konnten.

Doch Clark schwor sich und diesen Abend nicht zum ersten Male, dass er weiter versuchen würde alles erdenkliche Material gegen Luthor zu sammeln und ihn irgendwann doch zu entlarven.


Acht Monate später...

Lois saß morgens in ihrem Badezimmer auf dem Rand der Badewanne und starrte ungläubig auf dieses weiße Plastikstäbchen. Das war das Glückliche an dieser ganzen Situation, sie hatte ihr eigenes Schlafzimmer und ihr Badezimmer. Ihr Wohnzimmer, ihre Bibliothek, ihren Fitnessraum. In diesem Haus, das sie kurz nach der Hochzeit bezogen hatten, hatte Lois einen ganzen Flügel für sich. Wenn sie es geschickt einfädelte, konnte sie Luthor für Tage aus dem Weg gehen. Und sie war inzwischen ausgesprochen geschickt darin, genau das zu tun. Sie ging ihm aus dem Weg, wann immer es ging.

Schon während der Flitterwochen war ihr mit jedem Tag klarer geworden, dass sie einen Fehler begangen hatte. Anfangs hatte sie noch gehofft, dieses Gefühl, das nötig ist, um eine gute Ehe zu führen, würde sich nach und nach einstellen, wenn sie sich etwas besser kannten, wenn sie den Alltag teilten, wenn sie sich aufeinander einlassen würden, wenn sie sich auf ihn einlassen würde. Aber kaum waren sie wieder in Metropolis, kaum lebten sie den Alltag, wurde ihr immer klarer, dass sie Luthor niemals lieben können würde.

Wenn sie zusammen waren, zeigte Luthor ihr genau das Bild, was sie von ihm erwartet hatte; er war kultiviert, gebildet und unterhaltend. Aber sie bekam auch mit, wie er als Geschäftsmann vorging, unerbittlich, rücksichtslos und knallhart. Er vernichtete Menschen, Firmen, Familien, die sich ihm in den Weg stellten mit einem Handstreich. Und ohne mit der Wimper zu zucken.

Aber die bitterste Erkenntnis traf sie kaum zwei Monate nach ihrer Eheschließung. Sie hatten einen kleinen Streit, nichts Bedeutendes, es ging nur um die Organisation des Abendessens und doch führte Lois das Gespräch zu dem Thema, was ihr seit einigen Tagen durch den Kopf ging, dass diese Ehe ein Fehler war und niemals funktionieren würde. Die Erinnerung an Luthors Reaktion ließ ihr noch heute kalte Schauer über den Rücken laufen.

Er saß in seinem Sessel und hatte mit einem lieblichen Lächeln geantwortet: "Wage es mich zu verlassen und ich werde dich vernichten. Ich werde deine Familie vernichten, deine Freunde, alle Menschen, die dir jemals etwas bedeutet haben oder bedeuten werden. Ich habe mit Leichtigkeit den Planet vernichtet. Ich würde es wieder tun. Jeden Arbeitsplatz, den du dir suchst, werde ich dem Erdboden gleichmachen. Und du müsstest mit der Erkenntnis leben, dass jedes Opfer auf dein Konto geht. Und meine Liebe - suche nicht nach Beweisen, du wirst keine finden. So, können wir uns jetzt endlich wieder dem Ablauf des Abendessens zuwenden?"

Lois wusste, jedes Wort das er gesagt hatte war wahr. Clark hatte Recht gehabt, er war ein Teufel in Menschengestalt und er war ein Psychopath.

Sie hatte ihn nach und nach aus ihrem Schlafzimmer vertreiben können, hatte Schlafstörungen vorgeschoben, konnte sein Schnarchen nicht ertragen und so hatten sie wenigstens getrennte Schlafzimmer. Natürlich konnte sie nicht verhindern, dass er sie gelegentlich besuchen kam. Aber das versuchte sie so gering wie möglich zu halten, indem sie möglichst viele Termine mit Quellen und Informanten in die Nacht legte und somit zur Nachtzeit einfach nicht im Haus war. Aus dem Weg gehen war ihre Devise.

Aber das, was ihr der Blick auf dieses Plastikstäbchen jetzt sagte, versetzte ihr wirklich einen Schock. Sie wollte nicht glauben, was sie sah. Es konnte nicht sein, es durfte einfach nicht sein - aber dieses Röhrchen sagte ihr eindeutig: Sie war schwanger.

Was sollte sie jetzt nur tun? Sie konnte doch unmöglich ein Kind von Luthor bekommen. Ihm, diesem brutalen, rücksichtslosen und aalglatten Psychopathen ein Kind schenken, hieß es ihm ausliefern. Nein, das durfte nicht sein. Aber was sollte sie dagegen tun? Sollte sie ihn doch verlassen? Aber was war, wenn er sie finden würde? Wenn er erfahren würde, dass sie ein Kind hatte, sein Kind. Er würde all seine Drohungen wahr machen. Und er würde sie finden.

Lois' Gedanken drehten sich im Kreis und es war immer der gleiche Kreis. Sie war schwanger und das durfte nicht sein, es hätte nicht passieren dürfen. Sie konnte ihm dieses Kind nicht ausliefern. Sie konnte ihn nicht verlassen, er würde sie überall aufspüren. Ihr eigenes Leben an Luthor zu verschwenden, konnte sie irgendwie noch ertragen, sie hatte sich das schließlich ausgesucht, hatte ganz freiwillig 'ja' gesagt, ohne indes wirklich zu wissen, worauf sie sich dabei einließ. Aber der Grund dafür war vielleicht auch nur, dass sie es nicht hatte sehen wollen. Eigentlich hatte Luthor sich nicht wirklich verändert, alle Anzeichen waren immer da gewesen, nur sie hatte sie nicht sehen wollen. Aber es hatte sie auch noch niemals jemand gefragt, ob sie ihn heiraten wollte. Und es gab durchaus Momente, in denen Lois befürchtet hatte, dass sie das niemals gefragt werden würde. Sie glaubte nun mal, sie sei keine Frau zum heiraten. Ganz sicher war sie aber keine Frau um Kinder zu bekommen, sie, die sie immer nur an ihre berufliche Karriere gedacht hatte. Und selbst wenn sich ihr Standpunkt in dieser Sache irgendwann mal ändern sollte, so war sie ganz sicher niemand, der ein unschuldiges, hilfloses Wesen an einen Psychopathen wie Luthor ausliefern würde.

Nur wenn die Trennung ausschied, ganz besonders wenn Luthor erfahren würde, dass sie ein Kind von ihm bekam, was sollte sie dann machen? Flucht? Hatte sie denn eine Chance? Sie wusste inzwischen, dass er alle seine Drohungen wahr machen würde und wahrscheinlich noch mehr. Also, was gab es nur für einen Ausweg?

Es gab da eine Lösung in ihrem Hinterkopf, ganz weit hinten, die sich jetzt immer vehementer in den Vordergrund drängte, aber sie traute sich noch nicht mal, den Gedanken zu denken... aber sie konnte dieses Kind nicht bekommen... Luthor dieses Kind auszuliefern war einfach nur unverantwortlich... sie durfte dieses Kind nicht bekommen... und Luthor durfte niemals davon erfahren... aber konnte sie das... wirklich tun... dieses Kind wegmachen lassen? Jetzt hatte sie den Gedanken doch gedacht.

Lois spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen rannen. Wie konnte es nur soweit kommen? Warum hatte sie sich von Mephisto verführen lassen? Warum hatte sie nicht gesehen, dass sie ihm ihre Seele verkaufte? Aber das, was mit ihr passierte, war eine Sache. Luthor ein Kind zu gebären, hieß dem Teufel ein unschuldiges Leben zu opfern. Und das war eine andere Sache. Und sie, nur sie alleine, trug die Verantwortung dafür.

Entschlossen wischte sich Lois die Tränen mit dem Ärmel ihres Morgenmantels weg. Sie hatte sich selbst in diese Situation gebracht und sie musste alleine entscheiden, was das Beste war. Denn sie war alleine, ganz alleine, da waren keine Freunde mehr. Alle hatten sich abgewandt, ob wegen der Heirat mit Luthor oder ob er da ganz direkt was arrangiert hatte, wusste sie nicht und vielleicht war es sogar besser, wenn sie das nie erfahren würde.

Der Gedanke an die Planet-Crew und an Clark, ihren Partner Clark, ihren Freund Clark, ihren einzigen besten Freund Clark Kent trieb ihr aber nur wieder die Tränen in die Augen. Sie hatte alles falsch gemacht. Aber sie durfte jetzt nicht noch einen Kardinalfehler machen. Es gab leider nur eine Lösung...

***

Noch nie in ihrem Leben wünsche sich Lois so sehr jemanden zum Reden, einen Freund, wie in diesen Wochen, seit sie wusste, dass sie schwanger war. Immer wieder drehten sich ihre Gedanken um die selben Fragen: Konnte sie ihr Vorhaben, dieses Kind nicht zu bekommen, wirklich in die Tat umsetzten? Gab es vielleicht doch noch eine andere Lösung für ihr Problem? Wann hatte es eigentlich begonnen komplett schief zu laufen? Doch wie sie es auch drehte und wendete, sie konnte Luthor kein Kind ausliefern. Und sie konnte ihn nicht verlassen.

Es gab keine andere Lösung.

Den Termin beim Gynäkologen, der ihr aber auch nur bestätigte, dass sie wirklich schwanger war, Ultraschall und Blutuntersuchung waren da eindeutig, genauso wie den Termin für den Abbruch - heute - hatte sie natürlich nicht unter ihrem Namen gemacht. Sie konnte unmöglich riskieren, dass Luthor davon erfuhr. Er durfte niemals erfahren, dass sie schwanger war.

Was würde wohl Clark ihr raten? Ihr bester Freund aus längst vergangenen Tagen. Oftmals, wenn sie ihn um Rat gefragt hatte, wusste sie bereits vorher, was er antworten würde. In dieser Situation würde er sie im ersten Moment ganz sicher darauf hinweisen, welch eine Verantwortung sie als Frau diesem ungeborenem Leben gegenüber trug und er würde sicher zu bedenken geben, dass dieses Kind sich nicht wehren konnte. Aber sie musste aufhören Worte wie 'Kind' zu verwenden. Je mehr sie diese Schwangerschaft personifizierte, um so eher bestand die Gefahr, dass sie den letzten Schritt doch nicht gehen konnte. Den Schritt, dieses Ungeborene zu töten - schon jetzt, wo sie darüber nur nachdachte, kam sie sich wie eine Mörderin vor. Und trotzdem war es das kleinere Übel, ganz besonders für dieses Ungeborene. Und das würde vielleicht sogar Clark so sehen.

Aber es war schon erstaunlich, dass sie ausgerechnet jetzt an Clark dachte. Wie oft hatte sie sich schon gewünscht, mit ihrem ehemals besten Freund irgendein Problem zu diskutieren, aber Clark hatte sich, wie alle anderen, abgewandt.

***

Ein paar Stunden später erwachte Lois. Ihr war schlecht, sie fror, sie hatte Kopfschmerzen von der Betäubung und sie wünschte sich einfach nur weit weg. Aber sie hatte es getan. Das, wovon sie wusste, dass es für alle Beteiligten das Beste war, das, wovon sie bis zum allerletzten Moment nicht wusste, ob sie es wirklich tun konnte. Aber sie hatte es getan, jetzt war es endlich vorbei und es war gut so.

Nur warum lag sie in diesem Krankenhausbett mit diesen ganzen Überwachungsmonitoren und diesem typischen Krankenhausgeruch nach Desinfektionsmitteln. Hatte der Arzt ihr vorher nicht gesagt, so eine Abtreibung sei ein kleiner Eingriff? Jetzt erinnerte sie sich langsam; sie war schon einmal aufgewacht und hatte sehr starke Schmerzen im Unterleib gehabt. Und dann hatte sie Blutungen bekommen. Daraufhin waren die Schwestern und die Ärzte sehr aufgeregt gewesen. An diesem Punkt verschwammen ihre Erinnerungen. Was war nur passiert?

Nun kam der Arzt zu ihr, ein Dr. Lewis, er war noch ein ganz junger Mann mit fast schwarzem Haar, das aber schon begann schütter zu werden. Er wirkte sympathisch und sah sie jetzt mit einem besorgten Gesicht an. "Nun Mrs. Miller", ihm war wahrscheinlich klar, dass dieser Name falsch war. Er würde sicher denken, dass sie verheiratet war oder in einer festen Beziehung lebte und vielleicht von einem Seitensprung schwanger geworden war, wovon wiederum ihr Mann nichts erfahren durfte. Aber sollte Dr. Lewis das doch denken, es war Lois nur noch egal. Sie wollte nur noch möglichst schnell nach Hause und schlafen. Aber irgendetwas wollte er noch loswerden und so sprach er jetzt, immer noch mit sehr besorgtem Gesicht, weiter: "Ich habe leider keine guten Nachrichten für Sie..." Oh nein, wollte er ihr jetzt womöglich sagen, dass sie die Abtreibung nicht durchgeführt hatten? Das konnte er doch nicht machen. Noch einmal würde sie das alles nicht durchstehen. Doch Dr. Lewis sprach unbeirrt weiter: "Ich bin mir nicht sicher, wie viel Sie noch erinnern, aber infolge der Curettage haben starke Blutungen bei Ihnen eingesetzt. Wir waren gezwungen eine Notoperation durchzuführen. Ich habe wirklich alles versucht um ihre Gebärmutter zu retten, habe gehofft die Perforation nähen zu können. Aber es ging nicht. Wir mussten ihnen die Gebärmutter entfernen um ihr Leben zu retten. Es tut mit Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie in Folge dessen nicht mehr schwanger werden können. Dies ist leider eine gefürchtete Komplikation, die bei einer Abtreibung auftreten kann. Selten, aber es tritt auf. Es tut mir sehr Leid."

Lois hatte das Gefühl, dass Dr. Lewis mit dieser Prognose sehr zu leiden hatte, mehr jedenfalls als sie selbst. Sie konnte nicht mehr schwanger werden, das hatte er doch gerade gesagt. Aber warum machte er dabei so ein betretenes Gesicht? Konnte er sich wirklich nicht vorstellen, dass es durchaus etwas Tröstliches für sie hatte? Sie konnte nie wieder schwanger werden, sie konnte niemals wieder von Luthor schwanger werden. Das bedeutete, dass sie das ganze Drama der letzten Tage und Wochen nie wieder erleben musste. "Dr. Lewis, machen Sie sich nicht solche Sorgen um mich. Das ist ganz sicher nicht das Schlechteste, was mir passieren kann. Es beruhigt mich sogar." Hatte sie das wirklich gesagt? Versuchte sie sich selber zu ermutigen, der Situation etwas Positives abzugewinnen? Wahrscheinlich konnte sie gegen diesen Arzt vor Gericht ziehen, konnte ihn verklagen, ganz besonders, wenn sie auch noch ihren tatsächlichen Namen ins Spiel brachte. Aber warum sollte sie das tun? Im Grunde war das, war ihr der Arzt mitgeteilt hatte, ein Befreiungsschlag. Sie konnte nie wieder schwanger werden von Luthor. Wenn sie schon keine Chance hatte von ihm loszukommen, so würde sie doch wenigstens niemals einem Luthor jr. das Leben schenken.

Lois wischte sich die Tränen aus den Augen.


Acht Jahre später...

Martha Kent sah von ihrem Küchenfenster aus nach draußen. Clark hatte sich nach dem Essen auf die Bank gesetzt. Im Westen ging die Sonne unter und bescherte ihnen an diesem Abend einen atemberaubenden Himmel von orange bis pink. Doch Clark sah diesen Himmel nicht, sein Blick war nach innen gekehrt. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Ihr Sohn hatte immer ein Auge für die Wunder der Natur und immer ein offenes Ohr für alles Bemerkenswerte. Aber er hatte sich verändert in den letzten Jahren. Genau genommen seit Lois geheiratet hatte. Ihr war dieser Zusammenhang immer klar gewesen und doch hatte sie immer gehofft, dass er es schaffen würde, sein Herz für jemand anderen zu öffnen. Aber er war alleine geblieben. Und diese langen und einsamen Jahre hatten ihn verändert, hatten ihn härter gemacht. Aber dass er so einen grandiosen Himmel übersehen konnte, war eine neue Qualität.

Sie ging nach draußen und setzte sich zu ihm auf die Bank. "Sieh dir nur diesen Himmel an."

Clark sah hoch und nickte nur kurz. "Ja, schön." Es klang, als wenn er gesagt hätte: 'Die Post ist da.'

Martha legte ihm die Hand auf seinen Arm. "Sag Junge, was ist denn bloß los mit dir?" Und dann zeigte ihm Martha den strengen Versuch-mir-ja-nichts-vorzumachen-Blick.

Clark sah sie an. "Ich habe sie getroffen, Mom." Martha brauchte nicht zu fragen, von wem er sprach. "Vor zwei Tagen bei dem Film-Festival. Wir haben sogar kurz miteinander gesprochen. Kurz nur, sie hatte nicht so viel Zeit, da war so viel zu organisieren."

Sie hätte ihn jetzt gerne in den Arm genommen, aber Martha wusste doch genau, dass sie ihn in diesem Moment nicht erreichen würde. "Und? Was hat sie gesagt?"

"Mom, es geht nicht darum, was sie gesagt hat, sie sprach von der Organisation dieses Festivals - unwichtig, es geht darum, wie sie es gesagt hat. Das ist nicht mehr die Frau, die ich kenne. Die Lois, die ich mal gekannt habe, existiert nicht mehr. Diese Frau, die ich auf dem Festival getroffen habe, ist hart geworden. Da ist keinerlei Humor mehr, sie ist zynisch geworden. Da ist keine Begeisterungsfähigkeit mehr. Sie ist um Jahre gealtert... sie sieht sehr unglücklich aus... Und was das Schlimmste ist... ich erreiche sie nicht mehr. Verstehst du, da ist keine gemeinsame Wellenlänge mehr, nichts was wir gemeinsam haben, was wir teilen. Lois Lane existiert einfach nicht mehr. Es ist vorbei."

Martha war klar, diese letzten drei Worte hatten so etwas Endgültiges. Und obwohl sie sich immer noch sicher war, ihn nicht erreichen zu können, legte sie ihm ihren Arm um die Schultern. Was konnte sie als Mutter tun, als einfach nur da zu sein und ihm ihre Liebe zu geben, die Liebe einer Mutter, die nichts war, gegen die Liebe, die er verloren hatte, schon vor Jahren...


Fortsetzung folgt...


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Teil 4

Beitragvon Magss » Do 28. Jan 2010, 20:17

Der Krieg der Welten


Mike saß da und schlug die Hände vors Gesicht. "Herb, was machen wir hier eigentlich?! Es wird ja immer schlimmer. Was machen wir denn bloß, um die beiden zusammen zu bringen?" Nun nahm er die Hände vom Gesicht und blickte auf die Szenerien, die sie umgaben. Die Menschen und Orte wirkten von einem Augenblick zum nächsten erstarrt zu sein. "Und schon wieder ist die Aussicht auf Nachkommenschaft von Lois und Clark gleich Null. Bist du dir eigentlich sicher, dass wir hier versuchen die beiden richtigen Seelen zusammen zu bringen?" In diesem Moment lief er von dem eingefrorenen Bild von Clark, der resigniert auf seiner Bank saß, zu dem Bild von Lois, die mit ihren verhärmten Gesichtszügen kaum noch Ähnlichkeit mit der Frau hatte, in die Clark sich vor Jahren einmal verliebt hatte. "Ich meine, es hat ja fast den Anschein, als würden sich die beiden mit allem, was sie zur Verfügung haben, gegen eine Verbindung wehren. Also, ist es wirklich das richtige Paar? Sind es die richtigen Seelen?"

Wells sah seinen Schützling wieder mal leicht amüsiert an. "Aber Mike, so leicht lässt du dich entmutigen? Wenn du genau hinsiehst, wird es nicht schlimmer, sondern immer etwas besser. Denk daran, wir haben mit einem toten Superman begonnen..."

Mike hatte ein Einsehen. "So gesehen hast du Recht. Aber so können wir es auch nicht lassen. Lois darf unter keinen Umständen schwanger werden von Lex", jetzt war sein Interesse wieder geweckt, "wird sie nicht schwanger von Lex, kommt es nicht zur Abtreibung und damit nicht zur Sterilität. Aber wie verhindern wir das, immerhin sind die beiden verheiratet? Vielleicht könnte ich versuchen, Lex zu den Zeitpunkten, wo sie empfänglich ist, aus dem Haus zu schaffen. Ich meine, der Mann hat doch ständig irgendwelche Termine überall auf der Welt. Ich müsste nur den Terminplan von ihm und alle Terminpläne seiner so genannten Geschäftspartner entsprechend manipulieren. Und das für Monate und Jahre, aber was tun wir nicht für die Zukunft...? Viel Arbeit, aber das ist zu schaffen."

Wells sah ihn zufrieden an. "Ja, das klingt nach einem guten Plan. Und? können wir sonst noch was tun?"

Jetzt schien er Mikes Ehrgeiz geweckt zu haben. "Ja... ich denke, da ist noch etwas, das ich gerne tun würde. Wir müssen Lois irgendwie den Rücken stärken, ihr mehr Selbstvertrauen geben, ich hätte sie gerne etwas wehrhafter. Sie darf sich nicht aufgeben. Wir müssen ihr einen Freund an die Seite stellen, hm... Ich denke Perry wäre eine ganz gute Wahl... Ich werde die Terminpläne von Perry gleich mit bearbeiten. Natürlich dürfen sich Perry und Lex nicht über den Weg laufen. Lex hat alles daran gesetzt, sie von den Planet-Kollegen zu separieren. Da würde es Lex nicht gefallen, wenn sie sie jetzt mit Perry spricht."

"Gut", Wells führte seine Fingerspitzen zusammen und sah ihn aufmerksam an, "dann lass und sehen, was dabei herauskommt."



Die Geschichte einer Ehe


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

Sie hatte es gesagt, sie hatte es tatsächlich gesagt. Der Erzbischof ließ vernehmen: "Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau."

Und dann folge Lex' Kuss. Aber dieser Kuss fühlte sich kalt, irgendwie unecht an und Lois merkte, wie sie als Reaktion darauf innerlich abblockte. Gut, es war ein Ritual, mehr nicht. Dies war nicht der liebliche, zärtliche Kuss zweier frisch Verheirateter, aber es beunruhigte sie doch ein wenig. Lois' Gedanken rasten durcheinander. Warum nur war Clark nicht hier, um ihr seinen Segen zu geben? Doch wenn er es nicht nötig hatte und sich nur von seiner Eifersucht treiben ließ, dann sollte sie es auch nicht nötig haben, ihm noch nachzutrauern. Mit diesem Gedanken wandte sie sich noch einmal an Lex, ihren Ehemann und schmiegte sich noch einmal an ihn und gab ihm jetzt ihrerseits einen Kuss. Zwar hatte sie das Gefühl, dass nun Lex derjenige war, der sich irgendwie wehrte, aber egal, sie hatte ihr Entgegenkommen gezeigt und nur das zählte für sie.

Kurz darauf kam ihre Mutter auf sie zu und umarmte ihre Tochter. "Meine liebe Lois, ich wünsche dir alles erdenklich Gute und... dass du glücklich wirst." Doch sie sah ihre Tochter dann mit einem ernsten, kritischen Blick an. Dieser Blick ärgerte Lois, warum nur musste ihre Mutter immer alles, was sie tat, so schwarzsehen? Aber sie würde sich von ihrer Mutter nicht den Tag verderben lassen und lächelte sie einfach nur an.

Dies war die persönlichste Gratulation, die sie erhielt, denn die anderen Gäste kannte sie zumeist nicht. Und so feierte sie ihre Hochzeit mit einem Saal voller Menschen, die sie alle nicht kannte, tanzte mit Menschen, die sie nicht kannte und trank Champagner mit Menschen, die sie nicht kannte. Alles nur, weil keiner ihrer Freunde es für nötig erachtet hatte ihrer Einladung zu folgen und auf ihrer Hochzeit zu erscheinen. Aber sie sollte wirklich aufhören dem noch weiter nachzuweinen. Wären es Freunde, wären sie hier, hier bei ihr.

Die Feier neigte sich dem Ende zu und die Gäste gingen nach und nach, aber Lois' Tag war noch nicht zu Ende. Da gab es noch diesen wichtigen Teil, den sie vor sich hatte, den sie vor sich hergeschoben hatte, seit... ja, eigentlich seit sie Lex näher kannte. Er hatte Verständnis gezeigt, hatte sich bereit erklärt zu warten, bis zu ihrer Hochzeitsnacht. Es sollte etwas Besonderes sein, hatte sie zu ihm gesagt. Und jetzt lag es unausweichlich vor ihr.

Lois' Erfahrungen in diesem Bereich waren bisher alles andere als gut. Bisher war jede ihrer Beziehungen vollkommen missglückt, auch und gerade im Bett. Und in diesem Augenblick fragte sie sich, ob es eine gute Entscheidung gewesen war zu 'warten'. Was, wenn sich herausstellte, dass Lex kein guter Liebhaber war? Was, wenn er rücksichtslos, viel zu schnell oder wenig zärtlich war. All das hatte sie leider schon erlebt. Jetzt waren sie verheiratet. Vielleicht hätte sie doch vorher... Aber das war nun zu spät, jetzt gab es kein Zurück mehr.

***

Es war bereits tiefste Nacht, als Clark sich endlich und im letzten Moment, aus dem Lex-Tower, seinem tödlichen Gefängnis, befreit hatte. Die Dunkelheit, die ihn umfing, hatte etwas Tröstliches, spiegelte sie doch das Innerste seiner Seele wider, auch hier war alles schwarz und tot. Dass er den Schlüssel hatte greifen konnte und damit den Kryptonit-Käfig öffnen konnte, brachte nicht das ersehnte Hochgefühl. Irgendwie war da immer noch das Gefühl, auf ganzer Linie versagt zu haben. Er hatte sich zwar befreien können und das sicher auch im allerletzten Moment, aber Luthor hatte er nicht stoppen können, weder bei seinem Vorhaben den Planet zu zerstören, noch bei der Zerstörung der Freundschaft zwischen Lois und ihm, noch hatte er Lois abhalten können diese Hochzeit zu vollziehen. Und das nächste was dann folgen würde, war, dass die beiden ihre Ehe vollzogen. Der Gedanke daran, wie Luthor Lois berührte in einem sicher riesigen Bett mit feinsten Laken verursachte ihm körperliche Schmerzen. Diesen Gedanken musste Clark ganz energisch beiseite schieben. Obwohl er jetzt doch nicht in der Verfassung war seine Kräfte zu nutzen, aber wenn er es könnte... Die Wut auf Lex Luthor hatte etwas Zerstörerisches und drohte ihn von innen heraus aufzufressen.

Er sollte versuchen seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Er sollte an die Zukunft zu denken, seine Zukunft, die nicht mehr existierte, seit Lois da keinen Platz mehr darin zu haben schien. Die Zukunft des Planets, den Luthor zerstört hatte. Was blieb da noch?

Immer noch kraftlos, mit schwerem Schritt und hängenden Schultern ging Clark durch die dunklen Straßen zu seiner Wohnung. Es war ihm in diesem Moment sehr bewusst, dass er sich auf einem Weg in einen sehr ungewissen und wohl auch einsamen Morgen befand.

***

Am nächsten Morgen schaute sich Lois im Spiegel an. Es war der erste Morgen, an dem sie als Mrs. Lex Luthor erwachte. Sollte ihr ihr Spiegelbild da nicht Glück, Zufriedenheit, Verliebtheit und sonst alle positiven Gefühle dieser Welt zeigen? Aber ihr Spiegelbild zeigte ihr ein anderes Gesicht. Skeptisch und ernüchtert sah sie sich an, kein Wunder, hatte sie doch lange Strecken der Nacht nicht schlafen können. Das Grübeln hatte sie vom Schlafen abgehalten. Sie hatten ihre Ehe vollzogen und es war nicht wirklich schlecht gewesen, aber es gab zwei Dinge, die Lois beunruhigten. Zum einen war dieses Gefühl nicht da, von dem Lois immer geglaubt hatte, dass es da sein sollte, dieser Funke der übersprang, diese Magie, die einen vollständig erfasste. Gut, sie hatte dieses Gefühl ehrlich gestanden noch nie gespürt, bei keinem Mann. Sie kannte es eigentlich nur aus der Literatur und aus Filmen. Aber bis jetzt hatte sie geglaubt, dass einem dieses Gefühl wirklich passieren könnte. Und nun, da sie verheiratet war, sollte es jetzt nicht da sein? Alles was sie mit Lex tat, auch diese Hochzeitsnacht, kam ihr wie ein Pakt vor. Und das Schlimmste daran war, sie wusste noch nicht, was sie einbringen musste und was sie dafür erhalten würde. Sie hoffte nur, dass sie keinen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Hatte Clark sie nicht genau davor gewarnt?

Es gab da noch dieses unbestimmtes Gefühl, etwas was sie noch nicht recht greifen konnte. Es war, als wenn Lex und sie einen Kampf austragen würden. Als wenn sie um die Vorherrschaft streiten würden. Konnte es sein, dass es Lex, entgegen seiner Lippenbekenntnisse nicht um Achtung ihrer Person ging, sondern eher darum sie zu bezwingen, sie zu unterwerfen? Aber Liebe sollte doch mit Macht nichts zu tun haben.

Aber vielleicht sah sie das alles auch nur viel zu schwarz. Sie sollte bloß nicht den Fehler begehen und zu schnell aufgeben. Sie sollte ihnen beiden eine wirkliche Chance lassen sich zu entwickeln. Sicher war sie nur etwas gestresst von dem langen Tag gestern, von der Enttäuschung, dass wirklich niemand aus der Planet-Crew zu ihrer Hochzeit gekommen war.

Heute würden sie zu ihrer Hochzeitsreise aufbrechen, sie wusste immer noch nicht, wohin es ging. Lex wollte sie überraschen und sie würde es nicht von Anfang an vermasseln, indem sie sich von ihren negativen Gefühlen leiten ließ. Nein, sie sollte von jetzt ab nur noch positiv denken.

***

Perry sah seine Frau mit einem strahlenden Lächeln an, während er sie im Takte der Musik über das Tanzparkett führte. "Alice, meine Liebe, ich sehe da eine entzückende Schulter, zu der ich mir doch mal ganz dringend den Rest dazu ansehen muss..." Alice bemühte sich, ihn möglichst strafend anzusehen, was ihr nur bedingt gelang. "Es ist Lois... Und Luthor ist weit und breit nicht zu sehen, das muss ich schließlich ausnutzen."

Alices Blick folgte seinem Finger und sie entdeckte Lois nun auch unter den hunderten tanzender Journalisten. "Geh schon..."

Das ließ sich Perry nicht zweimal sagen, ihm war immer klar, dass seine Frau wusste, wie viel Lois ihm bedeutet hatte. Sie war ihm ans Herz gewachsen, wie die Tochter, die er nie hatte. Er arbeitete sich durch die Menge und erreichte sie gerade, als sie kurz ganz alleine hier stand. "Darf ich bitten?"

Lois drehte sich zu ihm um und war wirklich ausgesprochen erfreut. "Perry! Aber ja, natürlich, gerne."

Was gab es für eine bessere Möglichkeit, als bei einem ruhigen Lied im Takte der Musik ein wenig zu plaudern? "Und? Alleine hier?"

Lois wirkte ein wenig amüsiert. "Es ist schon erstaunlich; jeder, der mich trifft, fragt immer zuerst, ob 'Er' nicht in der Nähe ist..."

"Oh tatsächlich?" Perry sah sie sich etwas genauer an. Dass sie geheiratet hatte, war jetzt sechs Monate her. Lois Lane hatte sich verändert in diesen sechs Monaten. Ihr Blick schien nicht mehr ganz so zu funkeln und da gab es eine tiefe Sorgenfalte auf ihrer Stirn. "Wie bekommt dir das Leben als Mrs. Luthor?"

Lois sah ihren ehemaligen Chef mit festem aber eiskaltem Blick an und dann, nach einem kurzen Zögern, sagte sie zu ihm: "Mal wieder was von den anderen gehört, Jimmy, Jack... oder Clark?"

Nun, keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte Perry bei sich, sie wollte nicht drüber reden und er würde das respektieren. Bestätigte es doch seine Vermutungen. "Nun, Jack ist am schlechtesten dran, ihn hat man verurteilt, aber das weißt du sicher. Wir versuchen immer noch Beweise zu finden und wollen dann eine Neuaufnahme des Verfahrens bewirken. Jimmy ist inzwischen bei einer kleinen Zeitung als Fotograf untergekommen. Er hat sich da schon ganz gut etabliert. Es geht ihm wohl ganz gut. Ich selber habe mich zur Ruhe gesetzt, sehr zur Freude meiner Frau. Ich bin mit ihr inzwischen mehr auf dem Wasser unterwegs als wir uns das jemals haben träumen lassen und es geht mir sogar gut dabei und..." Perry war irgendwie klar, dass Lois sicher am meisten daran interessiert war, was Clark machen würde, beziehungsweise, wie es ihm ging. Nur wie sagte er das jetzt am besten? Konnte er ihr sagen, dass seitdem sie nicht mehr zum Team gehörte, Clark irgendwie nur noch ein Schatten seiner selbst war? Nein. "Nun ja, Clark arbeitet für den Star, aber nur freiberuflich, er wollte sich nicht mehr so binden." Hauptsache, sie fragte jetzt nicht, wie es ihm ging.

Lois fragte nicht. Sie plauderten dann noch ein wenig über den allgemeinen Klatsch und Tratsch in der Stadt. Und auch wenn sie kein persönliches Wort mehr wechselten, so hatte Perry doch das Gefühl, dass Lois im Laufe der nächsten drei Tänze immer lockerer wurde. Am Ende glaubte er sogar etwas von der Lois Lane in ihrem Blick wieder zu finden, die er kannte, die ihn schon so oft an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte und die er so bewunderte; dieses Funkeln in ihren Augen war wieder da, diese Begeisterungsfähigkeit, die Lois erst zu Lois machte.

***

Um diese Jahreszeit wurde es bereits früh dunkel und Lois zog sich mit einem Buch zurück. Das war eigentlich seit Monaten ihre Hauptbeschäftigung, viel zu lesen. Irgendwie hatte es sich in den vierzehn Monaten, seit sie verheiratet war, so ergeben, dass sie beim Sender LNN immer weniger zu tun hatte. Lange Zeit hatte sie keinen Grund, an etwas Anderes als an Zufall zu glauben, aber seit sie vor ein paar Tagen eine Bemerkung aufgeschnappt hatte, glaubte sie, Lex könnte dahinter stecken.

Sie war morgens in der Teeküche gewesen, während zwei junge Mitarbeiter sich unterhielten, die sie zweifelsohne nicht erkannten. Der größere der beiden sagte: "Wir wissen vor Arbeit nicht, wo uns der Kopf steht und diese dekadente Frau mit dem riesigen Büro am Ende des Flures arbeitet jetzt seit neuestem sogar nur noch vormittags."

Darauf antwortete der kleinere von beiden: "Das ist doch die Schnalle vom Chef, da gibt es doch eine Order. Sie soll an keine großen Sachen mehr ran. Eigentlich sollen ihr alle nur das Gefühl vermitteln, sie sei wichtig." Darauf grinste er.

Diese achtlos dahin geworfene und eigentlich belanglose Äußerung hatte Lois erst mal völlig aus der Bahn geworfen. Aber sie konnte sie nur deshalb so treffen, weil sie seit ein paar Monaten selbst das Gefühl hatte, dass irgendjemand irgendwie dafür sorgte, dass sie bei LNN nicht mehr an den wichtigen Sachen dran war. Und das konnte schließlich nur Lex sein. Es machte ganz den Eindruck, als würde er sie kontrollieren.

Aber das war letztlich nur das Endergebnis einer langen Reihe von Ereignissen, die sich in den letzten Monaten aneinandergereiht hatten. Inzwischen war sie sich sicher, dass Lex es auch unterbunden hatte, dass irgendjemand von der Planet-Mannschaft Kontakt mit ihr aufnahm. Einen konkreten Hinweis darauf hatte sie nicht, aber es würde einfach zu ihm passen.

Der einzige Lichtblick ihres Daseins war, dass es ihr wie durch ein Wunder immer mal wieder gelang, Perry White, ihren ehemaligen Chefredakteur, zu treffen. Und das auch noch glücklicherweise immer dann, wenn sie alleine zu irgendeinem gesellschaftlichen Anlass, einer Eröffnung, einem Kongress oder einer Ausstellung ging. Immer wenn Lex keine Zeit hatte, traf sie in schöner Regelmäßigkeit Perry. Und es tat so gut, mit ihm zu reden.

Seit Perry sie damals auf dem Ball gefragt hatte, wie ihr das Eheleben bekam und sie nicht darauf geantwortet hatte, hatte Perry sie niemals wieder irgendetwas Persönliches gefragt. Was hätte sie auch antworten sollen? Ich habe alles vermasselt, alles falsch gemacht, habe die Freundschaft zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben weggeworfen, für eine Ehe, die offensichtlich nicht funktioniert. Und inzwischen wusste sie auch, dass Lex genau der Psychopath war, als den Clark ihn immer bezeichnet hatte. Sie hatte genug Gelegenheiten mitzuerleben, wie Lex mit Menschen umging. Für Lex gab es zwei Kategorien von Menschen; die, die ihm nützlich waren, die umsorgte er. Und dann waren da die Menschen, die keinen Nutzen für ihn hatten oder nicht mehr hatten und die mussten sich wirklich vorsehen. Er vernichtete Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie selbst hatte in diesem Spiel eine besondere Rolle zu spielen, meinst kam sie sich wie die Katharina in "Der Widerspenstigen Zähmung" vor. Lois war sich nur noch nicht sicher, was passieren würde, wenn Luthor glauben würde, dass er sie gezähmt hätte oder was ihr drohen würde, wenn er sie niemals zähmen würde können...

Die einzige denkbare Lösung für dieses tagtägliche Desaster, eine Trennung und Scheidung von Lex schied vollkommen aus. Sie hatte schon vor Monaten mit ihm darüber gesprochen und Lex hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie nicht gehen lassen würde, obwohl auch er zugab, sich von dieser Verbindung etwas Anderes versprochen zu haben. Und er hatte er ihr gedroht, er würde sie zerstören, sie und alle Menschen, die ihr etwas bedeuten würden, wenn sie es wagen sollte ihn zu verlassen. Einen Lex Luthor verließ man nicht!

Über all das sprach sie mit Perry niemals. Sie sprachen über seine Segeltörns, über Ausflüge, die Lois machte, über Reisen und immer wieder gerne über die Who-is-who von Metropolis. Nie zuvor hatte Lois soviel Spaß an Klatsch und Tratsch gehabt. Und diese Gespräche bekamen ihr besser als alles andere, gaben sie ihr doch die Möglichkeit, einen Augenblick ihrer grausigen Wirklichkeit zu entfliehen.

Über all dies dachte sie nach, während sie sich ihr Buch nahm, es sich in ihrem Lieblingssofa gemütlich machte und bereit war in die Welt dieses Buches einzutauchen. Früher las sie am liebsten Liebesromane, je schmachtender umso lieber. Doch heute nicht mehr, führten ihr diese Bücher doch immer vor Augen, was sie hätte haben können. Wichtig war ihr, dass ein Buch sie fesselte, damit sie ihrer Realität auch wirklich entfliehen konnte. Doch kaum hatte sie sich nach ein paar Seiten bereits vollkommen eingestimmt, da kam Lex überraschend früh nach Hause und setzte sich zu ihr aufs Sofa und hielt sie vom lesen ab.

Sie hatte ihn heute nicht mehr erwartet. "So früh? Heißt das, deine Verhandlungen sind gescheitert?" Inzwischen hatte sie das Buch, ein Lesezeichen zwischen den Seiten, an der Stelle wo sie unterbrochen wurde, beiseite gelegt.

"Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass du dich freuen würdest, wenn meine Verhandlungen gescheitert wären." Lex schlug einen strengen Ton an, lächelte aber dabei. "Denkst du gelegentlich auch mal daran, dass meine geschäftlichen Aktionen auch dieses Buch da bezahlt haben? Und nein, danke der Nachfrage, sie sind nicht gescheitert, ganz im Gegenteil!"

Lois sah ihn jetzt mit festem Blick an. "Wenn du nicht dafür sorgen würdest, dass ich beim Sender nichts mehr zu melden habe, wäre ich durchaus in der Lage meine Lektüre selber zu finanzieren." Entgegen der Ungeheuerlichkeit dieses Vorwurfs sagte sie das ganz ruhig, so als wüsste sie ganz genau, was sie tat. Lois war sich bis zu diesem Moment selbst nicht bewusst gewesen, wie sehr sie die Kommentare der jungen Kollegen vom Morgen erschüttert hatten. Die Tatsache, dass Lex scheinbar alles ihn ihrem Leben manipulierte, machte sie unglaublich wütend. Und diese Wut hatte den ganzen Tag Gelegenheit, sich aufzubauen.

Lex zeigte sich aufgrund dieser Anschuldigung unbeeindruckt. "So, wer hat denn da geplaudert? Nun, wer hat diese kleine Indiskretion fallen lassen?"

Das war zu viel. Lois bemühte sich nicht mehr, ihre Emotionen im Zaum zu halten. All die Ungewissheit und die Wut der letzten Tage und Wochen brachen aus ihr heraus. "Du gibst es zu?! Du bist wirklich das Letzte! Das ist einfach unglaublich! Aber Lex - warum?" Diese letzten Worte waren nur noch ein verzweifeltes Flüstern.

Lex war von dieser Bloßstellung relativ unbeeindruckt und erklärte ihr ganz ruhig und immer noch lächelnd: "Du fingst an zu gut zu sein. Dein Einfluss beim Sender wurde immer größer. Mir war klar, dass du gut bist, aber ich gebe zu, ich hatte unterschätzt, dass du so gut bist. Ich musste doch verhindern, dass deine Macht bei LNN überhand nahm. Also musste ich dir etwas die Flügel stutzen."

Lois starrte ihn mit offenem Mund an, dass er dies so ungeniert zugab, zeigte nur noch mehr seinen Größtenwahnsinn. Bisher waren die Vorgänge beim Sender nur grobe Vermutungen ihrerseits gewesen, das jetzt einfach so bestätigt zu bekommen, entzog ihr den Boden unter den Füßen. In diesem Moment begriff Lois, dass alles, wirklich jedes einzelne Wort, das Clark jemals über Luthor hatte verlauten lassen, wahr war. Er war dieser Teufel in Menschengestalt, dieser Psychopath. Und er hatte keine Achtung, vor absolut niemandem, nicht einmal vor ihr! "Luthor, lass mich gehen." Diese fast schon flehentliche Bitte kam ganz spontan, ohne dass sie darüber nachdachte.

Das Lächeln verschwand jetzt aus seinem Gesicht. "Niemals."

"Warum? Was willst du von mir?" Lois konnte es immer noch nicht fassen. Für diese Offenheit seinerseits hatte sie keine Worte.

Jetzt fand Luthor wieder zu seinem gewinnenden Lächeln zurück. "Du inspirierst mich. Und mir gefällt der Gedanke, dass die Frau, die bekanntermaßen Superman verfallen war, jetzt mir gehört. Eine Frau, die sich von niemandem hat zähmen lassen, bis zum Zeitpunkt unserer Hochzeit. Ich werde dich niemals gehen lassen!"

Das war zu viel! In diesem Moment begriff Lois das ganze Ausmaß dieses Dramas, nie sah sie Luthor klarer, den kranken Psychopathen, als in diesem Augenblick. Lois sprang von dem Sofa auf, sie konnte nicht mehr ruhig dasitzen. Irgendwo musste sie mit ihrer Energie, mit ihrer Wut und mit ihrer Fassungslosigkeit hin. Sie lief auf und ab, während sie ihm die Worte an den Kopf schleuderte, die jetzt laut und unkontrolliert aus ihr heraus sprudelten: "Lex Luthor, ich schwöre dir, ich werde das nicht tatenlos geschehen lassen. Du wirst mich nicht kleinkriegen. Ich lasse mir das nicht gefallen. Du wirst mich noch kennen lernen. Ich werde alles tun, um dich zu überführen, werde von jetzt an jeden noch so kleinen Beweis gegen dich sammeln und irgendwann, und wenn es Jahre dauern wird, werde ich genug gegen dich in der Hand haben. Und dann werde ich dich auffliegen lassen. Ich werde dich fertig machen. Das schwöre ich dir!"

Luthor stand jetzt auf und ging langsam auf sie zu, während sie ihn immer noch böse anfunkelte. Er legte ihr seine Hände auf die Schultern und sagte in amüsiertem Ton zu ihr: "Weißt du Lois, wenn du so wütend bist, wirst du noch attraktiver..." Dann ließ er seine Hände ihren Rücken hinuntergleiten.

Als Lois realisierte, was er vorhatte, verschlug es ihr für einen kurzen Moment die Sprache, aber es war nur ein kurzer Moment. "Luthor, wenn du mich weiterhin zwingen wirst, mit dir zu schlafen, solltest du dir wirklich Sorgen darum machen, dass ich mich nicht einer der zahllosen Waffen bemächtige, die du ja überall im Haus verteilt hast und dich damit töte!" Mit dem ausgestrecktem Arm zeigte sie zufällig genau auf das Schwert Alexander des Großen.

Er lächelte sie immer noch an, er sah nicht, worauf sie zeigte. Dann griff er seelenruhig in seine Tasche und zog einen Revolver heraus. "Du meinst so etwas hier?"

Lois schnappte nach Luft. Dieses Streitgespräch hatte inzwischen eine beängstigende Dimension angenommen. "Du hast... Du hast eine Waffe dabei, wenn du mit mir schlafen willst?" Gebannt sah sie auf die Waffe in seiner Hand. Ohne die Gefahr zu beachten, sprach sie wütend weiter, machte ihrer Verachtung und ihrem Hass auf ihn Luft: "Clark hatte recht, du bist ein krankhafter Psychopath, er hatte mich vor dir gewarnt und ich habe nicht auf ihn gehört. Ich habe alles ignoriert. Ich habe zugelassen, dass du unsere Freundschaft zerstörst. Das wahrscheinlich Wichtigste in meinem Leben, die Freundschaft zu Clark. Er hat mich geachtet. Etwas, was du niemals tun wirst, was du gar nicht kannst..."

Das, was dann geschah, sah Lois wie in Zeitlupe, sie sah Luthor an, sah ihm in die Augen und erkannte darin seinen Stolz, seinen verletzten Stolz. Dass in diesem Moment der Name Clark Kent gefallen war, jemand, der immer gegen ihn gearbeitet hatte, verletzte ihn. Aus dem Augenwinkel, sie sah ihm immer noch in die Augen, wie um ihn zu bezwingen, sah Lois dann, wie Luthor den Revolver ganz langsam gegen sie richtete, ihr in die Augen schaute, wie der Dompteur dem stolzen Löwen und dann ganz langsam abdrückte. Lois hörte den Schuss, entfernt und doch irgendwie ganz nah und gleichzeitig spürte sie, wie das Geschoss irgendwo in der Bauchregion in ihren Körper eindrang. Ein furchtbarer Schmerz durchfuhr sie, so, als würde ihr Körper in zwei Teile gerissen. Dann ein letzter Blick in seine Augen, war da wieder ein Lächeln zu sehen? Dann wurde es schwarz vor ihren Augen und die Welt um sie herum versank in Dunkelheit und Stille.

***

Clark war gerade dabei seine Superman-Outfits zu reinigen. Er war heute früh mal wieder bei einem Brand zur Hilfe geeilt und danach sah der Anzug immer schrecklich aus, Ruß war wirklich problematisch. Ganz gedankenverloren widmete er sich einer besonders verdreckten Stelle, als plötzlich ein Ruck durch sein Bewusstsein ging. Er sah auf. Da war kein Geräusch, das ihn beunruhigte, da war auch nichts, was er sah. Aber irgendetwas war passiert. Er stellte das Radio an, aber es kamen keine Nachrichten, nirgendwo auf der Welt schien etwas Berichtenswertes passiert zu sein.

Er ging auf seine Terrasse und hörte auf die Geräusche der Stadt, Autos, Menschen im Gespräch, das Fernsehprogramm, das Theater unten an der Ecke, Menschen die sich liebten; alles schien völlig normal. Alles hörte sich so an, wie immer.

Um sich besser konzentrieren zu können schloss Clark jetzt die Augen und horchte noch intensiver. Und plötzlich wusste er es. Es war nicht das Hören eines Geräusches, das ihn erschüttert hatte, es war das Fehlen eines ganz bestimmten Geräusches: Er hörte ihren Herzschlag nicht mehr!

Ganz gleich wo er war, oder wo sie war, wenn Lois in der Stadt war, hörte er ihren Herzschlag - immer. Er hatte sich auf dieses Geräusch eingestimmt. Er hörte wenn es schneller schlug und hörte, wenn es im Schlaf langsamer schlug. Aber jetzt schlug es nicht mehr. Schlagartig hatte das Geräusch aufgehört.

Panik machte sich in ihm breit. Er hörte ihren Herzschlag nicht mehr! Ihr Herz schlug nicht mehr; diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Clark rotierte in das Kostüm, das er von seinem letzten Einsatz noch unter seiner Kleidung trug. Er flog so schnell, dass ein menschliches Auge ihm nicht folgen konnte, zum Haus von Lex Luthor.

Ihr Herz schlug nicht mehr; diese Worte hämmerten in seinem Kopf, aber er konnte sich die mögliche Konsequenz nicht vorstellen. Er brauchte keine zwei Sekunden um sie zu finden. Wie meist abends um diese Zeit war sie in dem gemütlichen Wohnzimmer mit dem bequemen, tiefroten Sofa, auf dem sie gerne las. Doch jetzt saß sie nicht auf dem Sofa. Sie lag am Boden und rührte sich nicht. Ihr Herz schlug nicht mehr. Und Lex Luthor stand über sie gebeugt mit einem Revolver in der Hand!

Clark dachte nicht nach über das, was er tat. Er handelte wie eine Maschine und zertrümmerte das Sicherheitsglas des großen Fensters und eilte ihr zur Hilfe, wie schon so oft. Aber er kam zu spät, alles was er feststellen konnte war, dass ihr Herz nicht mehr schlug. Das, was er den ganzen Flug hierher von zwei Millisekunden schon gewusst hatte, bestätigte sich jetzt: Lois war tot. Ihr Herz schlug nicht mehr.

Clark fühlte, wie er schreien wollte, etwas in seinem Inneren wollte nach Außen, der Schmerz, die Wut, der Hass und die Verzweiflung. Aber kein Laut kam aus seiner Kehle.

Wie in Trance fesselte er Luthor mit einem Vorhang um sich dann sofort wieder Lois zu widmen. Kein Herzschlag mehr, aber sie war noch ganz warm, es musste gerade erst passiert sein. Sie musste in ein Krankenhaus - sofort! Behutsam nahm er sie auf den Arm und flog sie so schnell es ging in das nächste Krankenhaus. Nie kam sie ihm verletzlicher vor als in diesem Moment. Er benutze dort den Helikopterlandeplatz, so kam er sofort in der Notaufnahme an. Verzweifelt übergab er ihren leblosen Körper dem diensthabenden Arzt. Es folgten einige verzweifelte Minuten. Clark stand einfach nur dort, unfähig irgendetwas zu tun, etwas zu sagen. Ihr Herz schlug nicht mehr. Die Ärzte mussten sie retten, sie durfte nicht sterben. Die Gedanken rasten ihm durch den Kopf.

Doch dann kam der Arzt zu ihm und schüttelte nur mit dem Kopf. Diese kurze Kopfbewegung zerstörte sein Leben. Nein! Er wollte schreien. Nein! Er hätte die Welt angehalten, wenn er es gekonnt hätte, er hätte doch alles für sie getan.

Der Arzt erklärte ihm noch irgendetwas über ihre Hirnaktivität und über den immensen Blutverlust, verursacht durch die große Wunde im Oberbauch, aber Clark hörte das alles nicht mehr. Seine Welt versank hinter den Tränen, die er jetzt endgültig herausließ. Die Tränen, die er nicht geweint hatte, als Lois ging, als sie Luthor heiratete, als sie nicht mehr wiederkam. Es war ihm vollkommen egal, sollte die ganze Welt doch sehen, wie sehr er litt, wie sehr er trauerte.

Irgendwann, Minuten oder Stunden später, er hatte inzwischen jedes Zeitgefühl verloren, fiel ihm ein, dass Luthor ja noch gefesselt in seinem Haus lag. Er hatte instinktiv die Waffe bei ihm gelassen - ob er sich selber richten würde?

Clark dachte daran, selber dorthin zu fliegen, aber er wusste ganz sicher, wenn er Luthor jetzt gegenüber stehen würde, in dem Bewusstsein, dass er Lois getötet hatte, würde er sich vergessen und Luthor vernichten. Zu gerne hätte er das getan. Aber er rief die Polizei stattdessen an.

Gegen Morgen rief Clark in Kansas an. Schon bei den Worten "Mom, ich bin es..." spürte Martha, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.

"Junge, was ist denn nur geschehen?"

Clark stand da, die Tränen liefen ihm über die Wangen und seine Hand lag auf seiner Brust, an der verkrustetes Blut klebte - ihr Blut. "Lois... ist... tot. Luthor hat sie erschossen. Ich konnte nichts mehr für sie tun. Ich war zu spät. Ich konnte ihr nicht mehr helfen..."

Martha brauchte einen Augenblick, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. "Bleib wo du bist, wir kommen!"

Und sie kamen auch. Jonathan und Martha Kent taten ihr bestes, ihrem Sohn über den endgültigen Verlust seiner großen Liebe hinweg zu helfen. Aber ohne Lois war Clark nur noch ein Schatten seiner selbst.


Fortsetzung folgt...


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Teil 5

Beitragvon Magss » Fr 29. Jan 2010, 23:43

Kinder der Sterne


"Ohhhhh nein, Herb! Was mache ich hier bloß? Jetzt ist Lois tot. So geht es doch auch nicht! Ich bringe sie noch alle um. Ich bin ja ganz ehrlich", mit diesen Worten sah Mike Wells fast ein wenig verzweifelt an, "ich habe geglaubt, diese Aufgabe hier sei leicht zu lösen; nachdem du mir sagtest, wir könnten raus aus diesem Kristall, habe ich geglaubt, es ist ein Leichtes die Zukunft zu retten. Und außerdem habe ich geglaubt, dieses ganze Gefasel von euch Zeitreisenden... Raum-Zeit-Kontinuum... diese Kräfteverhältnis von Gut und Böse und solche Sachen, ich habe geglaubt, ihr übertreibt maßlos. Aber ich muss gestehen, es ist sehr viel komplizierter als ich gedacht habe..."

Wells ging zwischen den verschiedenen Szenen des letzten Geschehens hin und her, er hatte Mike aufmerksam zugehört und sagte jetzt in seiner beruhigenden Art und Weise: "Nein, so geht es natürlich nicht. So können wir es natürlich auch nicht lassen. Also, was können wir tun?"

Mike blickte den älteren Mann fragend an. "Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es unmöglich..."

"Oh Mike, dieses Wort kann ich gar nicht leiden... Aber sieh dir doch an, was wir erreicht haben."

Mike atmete einmal tief durch und dann war er bereit für die Fragerunde. "Gut, wir wollten Lois wehrhafter haben. Das haben wir geschafft. Aber wir haben sie gleich so wehrhaft gemacht, dass Lex Luthor sie erschießt... Vielleicht", nun bekam Mike wieder diesen erwartungsvollen Gesichtsausdruck, "war Perry einfach nicht der richtige Freund. Ich denke, Clark ist und bleibt der einzige richtige Freund für sie, aber..."

Wells nickte ihm zu und forderte ihn auf weiter zu sprechen.

"Aber wie bekommen wir Clark nah genug an Lois heran, ohne dass Lex etwas davon mitbekommt? Obwohl, das würde gehen; im Manipulieren von Terminkalendern bin ich inzwischen recht geschickt. Aber was vielleicht noch schwieriger wird, wie bekommen wir Lois nah genug an Clark heran? Er leidet scheinbar immer noch sehr unter ihrer Ablehnung als er ihr seiner Gefühle offenbart hat? Das wird schwieriger. Hm."

"Mike, vergiss bitte nicht unseren besten Verbündeten in dieser Mission - die Zeit. Lass einfach ein wenig Zeit verstreichen, bevor die beiden wieder aufeinander treffen. Da schaut Lex nicht mehr so genau hin, Clark ist nicht mehr so beleidigt und Lois weiß dann wohl, was sie mit Clark aufgegeben hat. Ein paar Monate nach der Hochzeit wäre doch ein guter Zeitpunkt, oder?"

Mike versuchte jetzt seinen älteren Berater zu imitieren und setzte seine Fingerspitzen aufeinander. Aber anders als Wells war er nervös und in freudiger Erwartung gespannt. So konnte er seine Hände gar nicht still halten, versuchte aber dennoch auch Wells' Ausspruch nachzuahmen: "Gut, dann lass uns sehen, was wir erreichen können."

Und wieder einmal drehten sie die Zeit zurück und spielten Schicksal.



Unsterbliches Feuer


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

Der Erzbischof besiegelte ihre Entscheidung mit dem Ausspruch: "Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau."

Es war passiert, sie hatte es gesagt, sie hatte tatsächlich 'ja' gesagt und nun war sie die Frau von Lex Luthor, nun war sie verheiratet. Wie fühlte sich das an? Lois konnte es nicht sagen, sie war eigentlich nur froh, dass sie es tatsächlich geschafft hatte eine Entscheidung zu treffen. In dem Augenblick, als alle Augen auf sie gerichtet waren, die Augen aller Gäste, ihrer Mutter und die von Lex. Und sie hatte eine Entscheidung getroffen und das war gut so.

***

Clark setzte sich an den Schreibtisch, an seinen alten Schreibtisch. Sie hatten es in den letzten Wochen wirklich geschafft, den Planet wieder aufzubauen. Perry hatte Mr. Stern überzeugen können, dass Metropolis nicht Metropolis war ohne den Daily Planet. Nachdem sie erst einmal den Investor hatten, lief alles andere wie von selbst. Alle Mitarbeiter waren gezwungen zu improvisieren. In manchen Abteilungen wurde noch gebaut und die Maler liefen zwischen Eimer mit Farbe und Leitern herum. Aber die Reporter des Planets waren alle bereit, dies in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür endlich wieder für die besten Zeitung überhaupt schreiben durften.

Und so saß Clark jetzt auch wieder an seinem alten Schreibtisch. Das Mobiliar aus diesem Stockwerk hatte den Bombenanschlag gut überstanden. Aber es war ein ganz anderes Gefühl, denn der Schreibtisch unweit von seinem, ihr Schreibtisch, blieb leer. Perry hatte es immer noch nicht fertiggebracht, ihn neu zu besetzen. Aber Clark musste endlich aufhören an Lois zu denken, musste sie aus seinem Bewusstsein verbannen. Den Planet konnten sie wieder aufbauen, indem sie einen Stein auf den nächsten setzten. Wenn es doch nur ein so einfaches Rezept gäbe, um jemanden vergessen zu können.

Clarks vorrangigste Pläne, die Verhinderung von Lois' Hochzeit und Luthor zu Fall zu bringen, waren gescheitert. Er hatte sich aus dem Kryptonit-Käfig befreien können, war dem Lex-Tower entkommen und Perry hatte einen Investor gefunden; nun war sein einziger Lebensinhalt seinem Chef beim Aufbau des Planets zu unterstützen.

Doch jetzt saß er hier an seinem Schreibtisch. Dieses Ziel hatten sie erreicht, der Planet arbeitete wieder, doch er fühlte sich schlechter als je zuvor, es erinnerte ihn einfach alles an sie. Wie sollte er da nur eine Zeile schreiben?

***

Kaum saß Lois im Flugzeug nach Boston, breitete sie alles Mögliche, was sie während des Fluges lesen wollte, vor sich aus. Doch kaum lagen da drei Zeitungen und zwei Bücher, verging ihr die Lust aufs Lesen, sie sah aus dem Fenster und ihre Gedanken schweiften ab. Sie wusste gar nicht, was sie auf diesem Kongress in Boston sollte, ein Kongress über Medien und Kommunikation. Sie hatte keine Führungsposition beim Sender LNN, also was sollte sie von diesem Kongress mitnehmen? Aber angeblich hatte niemand Anderes Zeit. Außerdem gab es ihr die Möglichkeit ihrem Alltag für ein ganzes Wochenende zu entfliehen. Sie war jetzt sechs Monate verheiratet und war alles andere als glücklich. Lex und sie umgaben sich beide mit einer gewissen Distanz und sie behandelte ihn mit Ehrfurcht. Aber da war kein Gefühl wie Liebe oder Vertrauen. Es war schon keine Liebeshochzeit, warum also sollte es eine Liebesehe sein? Und sie hatte in der Tat Respekt vor ihm, mehr als sie sich das jemals vorstellen konnte. Aber es war eigentlich mehr Furcht als Respekt. Lex hatte ihr seine Macht demonstriert und sie wusste inzwischen, sie würde ihn niemals verlassen können. Er würde sie niemals gehen lassen.

Also versuchte sie ihm aus dem Weg zu gehen, wo es nur ging. Und dieses Wochenende bot dazu eine wunderbare Möglichkeit.

Letztlich kam sie in Boston an, ohne auch nur eine einzige Zeile gelesen zu haben, statt dessen hatte sie über die letzten Monate nachgedacht, über ihre Ehe, über ihren Job bei LNN. Und all das hatte nur ein melancholisches Gefühl bei ihr hinterlassen. Heute glaubte sie, dass sie alles falsch gemacht hatte, aber heute konnte sie nichts mehr daran ändern. Sie war an Lex gebunden. Ja, er hatte ihr sogar gedroht. Aber jetzt wollte sie darüber nicht weiter nachdenken, sondern sich nur noch auf dieses Wochenende in Boston konzentrieren.

Zwei Stunden später war Lois fertig umgezogen. Sie hatte ihre bequeme Kleidung, die sie für den Flug getragen hatte, jetzt wieder gegen ein elegantes, dunkelrotes Kostüm ausgetauscht. Sie repräsentierte hier schließlich den Sender LNN. Und dann war sie auch schon mitten drin in diesem Kongress für Kommunikation, als wenn sie dort noch etwas zu lernen hatte. Noch nicht mal die Veranstaltungen hatte sie auf dem Flug studiert. Das würde sie jetzt nachholen.

Während sie an einem dieser Info-Points stand und aufmerksam durchlas, was heute noch alles angeboten wurde an Vorträgen und Diskussionen, sprach sie jemand von hinten an: "Lois," und sie erkannte diese Stimme sofort. Sie jagte ihr einen Wonneschauer über den Rücken.

Lois drehte sich um und sah Clark in seine schokoladenbraunen Augen; sie hatte fast vergessen, was für wunderschöne Augen er hatte. Und die strahlten sie jetzt an. Und Lois konnte nichts anderes tun als zurück zu strahlen. Plötzlich gefiel es ihr hier in Boston sehr gut. Und sie merkte, wie sehr sie Clark in den letzten Monaten vermisst hatte. "Clark, das ist aber eine Überraschung. Ich freue mich ja so, dich hier zu sehen. Komm, lass uns was zusammen trinken." Vergessen waren die Veranstaltungshinweise. "Du musst mir alles erzählen, was in den letzten Monaten passiert ist, der Planet arbeitet wieder, wie ich gehört habe. Aber mir war klar, dass ihr das schafft und wie geht es Perry und den anderen? Du sagst ja gar nichts, nun erzähl schon endlich..."

Clark lachte. Und dieses Lachen erwärmte ihr Herz mehr als jedes Wort, das er sagen würde. "Ich hatte schon vergessen, wie ich dieses Plappern vermisst habe..."

Lois versuchte einen strengen Gesichtsausdruck. "Plappern...? Ich plappere nicht." Aber dann stimmte sie in sein Lachen mit ein. Sie hakte ihn unter und zog ihn zu einem kleinen Tisch, ganz am Rande, wo sie ungestört reden konnten. "Komm jetzt, es tut so gut mit dir zu reden. Erzähl, wie ist es dir ergangen in den letzten Monaten?"

Sie tauschten Neuigkeiten und Bekanntes aus, erzählten sich alles Erzählenswerte der letzten Monate und Clark berichtete, was die Kollegen im Planet heute machten, wer alles wieder da war oder wer woanders untergekommen war. Doch irgendwann, ganz plötzlich und ohne jede Vorwarnung, stellte Clark dann die gefürchtete Frage, die Frage, die Lois den ganzen Abend schon hatte kommen sehen: "Sag, bist du glücklich mit deiner Entscheidung?" Dabei machte er ein fast ängstliches Gesicht, so als würde er sich wappnen für die Antwort, die er bekommen würde. Er brauchte nicht näher zu erklären, von welcher Entscheidung er sprach. Es ging natürlich um die Entscheidung Luthors Frau zu werden, den Planet zu verlassen und damit auch den Kontakt zu allen Kollegen und auch zu ihm abzubrechen.

Was sollte sie ihm antworten? Nein, es war alles ein riesengroßer Fehler, meine Ehe ist ein Desaster und ich bin furchtbar unglücklich und einsam? Nein, das konnte sie ihm nicht sagen und dabei ging es nicht mal darum, dass Clark am Ende Recht hatte mit allem, was er ihr jemals zu Luthor gesagt hatte. Es ging darum, dass Clark versuchen würde sie zu überreden, sie solle die Beziehung zu Luthor beenden. Aber das ging nicht. Luthor hatte ihr gedroht, er würde jeden Menschen zerstören, der ihr etwas bedeutete, wenn sie ihn verlassen würde. Und diese Verantwortung konnte sie nicht tragen. Außerdem wusste sie inzwischen, dass ihr Ehemann keine leeren Drohungen machte; er hatte diese Macht und er würde sie zweifelsohne nutzen. Also versuchte sie ein Lächeln und sagte das Unverfänglichste, was sie sagen konnte: "Ja, natürlich. Es geht mir wunderbar." Aber Lois beschlich das Gefühl, dass sie nicht sehr überzeugend war. Nur was sollte sie machen?

Am besten das Gespräch in andere Bahnen lenken. "Und du? Wie geht es dir heute, mit dem neuen Planet unter dem alten Chef, Perry, und mit Jimmy als Partner?"

Das Lächeln, das Clark ihr jetzt schenkte, war auch nicht wirklich überzeugend, er sah ihr nicht mal in die Augen, bei seiner Antwort. Während er etwas verlegen sagte: "Ja sicher. Es läuft wirklich alles prima, wirklich...", begutachteten seine Augen die Deckenkonstruktion.

Lois hatte sofort das Gefühl, dass es sich um eine glatte Lüge handelte. Sein betretener Blick, seine ausweichende Mimik, einfach alles an ihm sagte das Gegenteil, aber er wollte das nicht zugeben. Doch sie sollte ihn nicht verurteilen, sie hatte ihm schließlich auch nicht die Wahrheit gesagt.

Doch diese beiden ehrlichen Fragen und die offensichtlich unehrlichen Antworten zerstörte den ganzen, bisher ungezwungenen Gesprächsfluss. Sie waren sich wohl beide bewusst, dass sie sich belogen hatten. Ihr Gespräch stockte und so verabschiedeten sie sich kurz darauf mit dem Hinweis, es sei ja schon spät und morgen sei auch noch ein Tag und sie würden sich sicher sehen, irgendwo hier auf dem Kongress, bei irgendeiner Veranstaltung.

Kurz darauf war Lois in ihrem Hotelzimmer und lief nervös auf und ab. Sie fühlte sich miserabel. Der Augenblick, in dem sie Clark erblickt hatte, war der glücklichste Moment seit Monaten gewesen und sie hatte es kaputt gemacht. Das Gespräch mit ihm hatte ihr so gut getan. Seit langem hatte sie sich wieder so gefühlt, wie sie sich früher immer in Clarks Gegenwart gefühlt hatte: Sie konnte einfach sie selber sein. Da gab es keinen besonderen Verhaltenskodex. Und es gab keine Drohungen, keine Angst, die sie zusammenhielt. Sie konnten einfach nur plaudern, sich vollkommen natürlich geben. Jedenfalls bis zu dem Moment, an dem sie beide diese unleidlichen und ehrlichen Fragen gestellt hatten.

Was hatte sie nur aufgegeben, als sie Clark abgelehnt hatte?

Immer noch lief Lois hin und her. Sollte sie ihrem innigsten Wunsch folgen? Dieses Gespräch mit Clark war einfach das Beste, was ihr in den letzten Monaten passiert war. Warum sollte sie sich selber kasteien? Wer wusste schon, wann sie Clark wieder sehen würde? Und Lex war weit weg. Abrupt hielt sie inne in ihrem Auf- und Ablaufen.

Ja! Der Entschluss war gefasst, sie griff sich ihre Handtasche und verließ ihr Zimmer. Am Empfang erfuhr sie Clarks Zimmernummer und sofort darauf war sie mit dem Fahrstuhl wieder auf dem Weg nach oben, zu ihm. Sie klopfte an seine Tür und fragte sich, was sie sagen wollte, als Clark ihr auch schon die Tür öffnete und sofort war dieses Strahlen wieder auf seinem Gesicht.

"Komm rein! Ich hatte auch schon überlegt zu dir zu kommen."

Jetzt fühlte sich Lois schon viel besser. Keine peinlichen Fragen, kein Entsetzen und keine Überraschung. Da war einfach nur dieses Lächeln, das sagte 'Schön, dass du da bist'. Warum hatte sie so lange gezögert? Lois war Clark in sein Zimmer und zu dem Sofa gefolgt; sie setzten sich beide. Und was sollte sie jetzt sagen? Was wollte sie denn eigentlich von ihm? Sie wollte einfach nur da sein, wollte einfach nur seine Gegenwart genießen, seine Stimme hören und ihm in seine Augen sehen... diese Augen... die sie jetzt ansahen und sie dabei ganz tief berührten. Es war, als sähe er ihr direkt ins Herz.

Und plötzlich wusste Lois, es gab dieses Gefühl! Schmetterlinge im Bauch, ein Kribbeln und eine Spannung, die sie vollkommen erfassten. Glückshormone und die Welt erschien ihr auf einmal rosarot, alles schien jetzt möglich zu sein. Sie spürte es jetzt und das mit einer Intensität, die sie niemals für möglich gehalten hatte. Ihr Handeln erschien ihr einfach richtig, sie beugte sich näher zu ihm, schlang ihre Arme um seine Hals und dann suchten ihre Lippen die seinen. Zärtlich fuhr Lois ihm mit der Zunge über seine Lippen, sie spürte, wie er nur einen ganz kurzen Moment zögerte und dann öffnete er seine Lippen für sie, begrüßte sie leidenschaftlich und ungeduldig. Und sie verloren sich beide in diesem Kuss.

Alles, was Lois tat, schien ihr so logisch, so unausweichlich, sie fühlte sich, als sei sie endlich am Ziel einer sehr langen Reise angelangt. Und Clark schien es genauso zu gehen. Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten, hielt sie fest und streichelte sie zart. Diese Geste, diese Berührung war so gefühlvoll und zärtlich, wie sie es noch niemals bei einem Mann erlebt hatte. Die erotische Spannung verzauberte sie vollkommen. Aber Lois wollte mehr und so begann sie die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, einen nach dem anderen. Dann ließ sie ihre Hand über seine Brust gleiten, was er sichtlich genoss. Sie konnte es kaum erwarten seine Haut unter ihren Fingern zu spüren. Doch irgendwie fühlte es sich merkwürdig an, ungewohnt glatt und sie sah an Clark herunter, sah bis zu ihrer Hand... Und in diesem Augenblick dachte sie, dass sie der Schlag treffen würde: Ihre Hand ruhte auf dem 'S' eines Supermankostüms!

"Clark! Was... Was bitte ist das?" Lois verstand die Welt nicht mehr.

Auch Clark brauchte scheinbar eine Sekunde um wieder zu Sinnen zu kommen, dann folgte sein Blick dem von Lois und er sah sie direkt an. "Ähm... Nun ja... also... ich weiß jetzt nicht so recht..."

"Clark!", Lois' Stimme überschlug sich fast, "du bist wirklich so... so eifersüchtig auf ihn, dass du unter deiner Kleidung ein Kostüm wie seines trägst. Ich glaube das wirklich nicht. das ist einfach nur... lächerlich." Die Ernüchterung für sein unglaubliches Tun stand ihr ins Gesicht geschrieben. Und seine roten Wangen schienen ihre Vermutung nur noch zu bestätigen.

Doch statt des Ertappt-Blickes, den Lois eigentlich erwartet hatte, sah Clark sie jetzt direkt an und vielleicht war da sogar eine Spur eines ganz kleines Lächelns? "Du glaubst, ich bin eifersüchtig auf Superman und trage deswegen ein Supermankostüm unter meiner Kleidung?" Sie nickte; worauf wollte er hinaus? "Und du kannst dir keine andere Erklärung vorstellen?" Jetzt schüttelte Lois den Kopf; was hatte er nur vor? Worauf, verdammt noch mal, wollte er hinaus? "Gut, ich weiß nicht genau, warum ich das mache, aber irgendwie fühlt es sich gerade richtig an."

Dann nahm Clark seine Brille ab und gab sie Lois mit einem sehr ernsten Blick. Sie sah ihn skeptisch an; ihr war nie aufgefallen, wie ähnlich Clark Superman sah, wenn er seine Brille nicht auf der Nase trug. Clark stand von dem Sofa auf. Es war einfach erstaunlich, selbst seine Körpergröße und seine Figur waren der von Superman wirklich sehr ähnlich. Ihr war das bisher nie aufgefallen.

Clark verschränkte seine Arme und dann sah sie nur noch die Kontur seiner übermenschlich schnellen, drehenden Bewegung, die in einem Farbspiel aus Rot-blau endete. Nachdem er im Superman-Outfit wieder zur Ruhe kam, merkte Lois gerade noch, wie sie ihn mit offenem Mund anstarrte. Er nahm ihre Hand, die sie ihm bereitwillig gab. Clark zog Lois zu sich hoch und schwebte noch ein Stück höher, wobei er sie einfach mit in die Höhe nahm. Dann sagte er zu ihr: "Das haben wir doch schon öfters gemacht."

Lois fand zwar ihre Sprache wieder, aber sie hatte das Gefühl, sie konnte noch nicht richtig denken. "Das habe ich mit Superman gemacht", dann schaute sie nach unten, sah, wie ihre und seine Füße in der Luft schwebten. Er stellte gerade ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf, "Das habe ich mit ihm gemacht, du bist... das kann nicht sein, du bist doch Clark... Wie kann das sein?" Abrupt sah sie ihm in die Augen. Ihre Gedanken überschlugen sich jetzt. "Du hast mich angelogen, die ganze Zeit über hast du gelogen", jetzt wusste sie, dass sie wieder denken konnte, "Warum hast du das getan?", fragte sie ihn vorwurfsvoll.

Clark setzte sie beide wieder auf dem Boden ab und setzte sich zurück auf das Sofa; er atmete einmal tief durch und dann sah er ihr in die Augen. "Ich hielt es für eine gute Idee, die zweite Identität, die Brille, das Kostüm, all das gab mir die Möglichkeit für die Menschen da zu sein, zu helfen und dir trotzdem nah zu sein, als Clark. Ich habe es niemals leiden können dich anzulügen. Es tut mir leid."

Plötzlich schlug Lois die Hand vors Gesicht. "Oh nein, ich hätte euch beide haben können, Clark und Superman. Und stattdessen habe ich zu Superman gesagt, ich würde ihn auch ohne Superkräfte lieben, während ich Clark, den Mann ohne diese Kräfte, gerade abgelehnt hatte. Ich habe mich völlig lächerlich gemacht. Und wie ich dich behandelt habe..."

Doch Clark legte ihr seinen Arm um die Schultern und sagte verständnisvoll. "Ich weiß, aber ich weiß ja auch, warum du es getan hast."

Diese Güte hatte sie an Clark immer sehr geschätzt. Er war wirklich der verständnisvollste Mensch, den sie kannte. Immer noch verwirrt schaute sie Superman... Clark an. All dies verwirrte sie. Tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Und sie wollte jetzt nicht mehr trübsinnig sein, über Vergangenes nachdenken, als ihr eine Frage in den Sinn kam, eine Frage, die sie ehrlicherweise schon immer beantwortet haben wollte. Mit einem schelmischen Blick fragte sie ihn jetzt: "Der Anzug... geht er auf? Ich meine, ziehst du ihn manchmal aus?"

Clark lächelte. "Also, du hast mich schon ohne gesehen, weißt du nicht mehr, damals während der Messenger-Geschichte, du hast mich abgeholt und ich kam gerade aus der Dusche..."

Lois bekam große Augen. "Du meinst, das was ich damals gesehen habe, ist unter diesem Anzug?" Sie zeigte mit dem Finger wieder auf das 'S', Clark nickte und war bei ihrem erwartungsfrohen Blick ein wenig verlegen. Und sofort ließ Lois ihre Hände über seinen Körper wandern, von seiner Brust zu seinem Rücken. "Wo... wo geht er auf...?"

Clark blieb augenblicklich wieder die Luft weg. "Lois, bist du dir auch sicher?" Er hatte gerade das Gefühl von einem Bulldozer überrollt zu werden, aber ganz sicher war dies der attraktivste und aufregendste Bulldozer, den er sich vorstellen konnte.

In dem Moment, wo sie den Reißverschluss auf seinem Rücken ertastet hatte, sah sie ihn an. "Ich war mir nie so sicher wie in diesem Augenblick..."

Clark sah aus, als könnte er sich nicht mehr klar artikulieren und um ihr seine Bereitschaft zu signalisieren, küsste er sie sehr leidenschaftlich...

***

Lois und Clark erlebten zwei Tage und Nächte voller Leidenschaft. Verlangen, das gestillt wurde und Wünsche, die erfüllt wurden. Von dem Kongress bekamen sie nicht viel mit und die Welt außerhalb dieses Hotelzimmers schien nicht zu existieren. Doch irgendwann, viel schneller als sie es wahrhaben wollten, kam der Sonntag und damit ging dieses Wochenende seinem Ende entgegen.

Lois lag entspannt auf der Seite auf dem Bett, sie sah ihn an und lächelte dabei. Clark lag neben ihr, auch auf der Seite und sah sie auch an, sah ihr in die Augen, in denen er sich am liebsten verloren hätte.

Lois fragte ihn: "Und, wie geht es dir?"

Clarks Lippen waren von einem Lächeln umkräuselt. "Ehrlich gesagt, habe ich ein wenig ein schlechtes Gewissen, du bist verhei..."

Abrupt legte ihm Lois ihre Finger auf die Lippen. "Sprich dieses Wort nicht aus. Ich weiß, was ich bin." Aber sie lächelte immer noch.

Seine Hand ruhte auf ihrer Schulter und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Und? Wann wirst du ihn verlassen?" Clark war jetzt bereit, die Realität wieder in sein Leben zu lassen; irgendwann musste dieses Wochenende ja mal zu Ende gehen.

Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. "Aber... Ich kann ihn nicht verlassen."

"Was?!" Clark glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können, aber Lois stand die Ernüchterung ins Gesicht geschrieben. Sie sah nicht aus, als würde sie scherzen. "Aber... Du kannst doch nicht zu ihm zurückgehen nach... nach dem hier. War es für dich nur ein Spiel?"

Lois spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. "Glaub mir, es gibt nichts, was ich lieber täte als für immer hier zu bleiben, oder sofort in eine Zukunft mit dir zu starten..." Eine Träne lief ihr über die Wange. "Aber es geht nicht, glaub mir das."

Clark spürte, wie auch ihm sich die Kehle zuschnürte und seine Augen feucht wurden. "Warum nicht? Oder empfindest du doch etwas für ihn?"

"Nein! ich verabscheue ihn! Aber es geht nicht nur um mich und dich. Er droht mir, wenn ich ihn verlasse, würde er jeden Menschen vernichten, der mir nahe steht. Und sie alle zu schützen vermagst noch nicht mal du...", inzwischen rannen ihr die Tränen unablässig über die Wangen, "Wir hatten dieses Wochenende, mehr nicht... Aber die Erinnerung daran werde ich mitnehmen, wo ich auch sein werde, oder was ich auch tun werde."

Auch Clark rannen inzwischen die Tränen über die Wangen. "Das kannst du mir nicht antun. Mein Leben war zu Ende, als du gegangen bist. Und an diesem Freitag hat es wieder angefangen. Und jetzt willst du mir sagen, dass es schon wieder vorbei sein soll? Das kann nicht sein. Du weißt, dass ich alles für dich tun würde... Alles. Sag mir, was ich tun soll, ich tue es."

"Ich weiß, ich weiß es. Es gibt keine Lösung für uns. Aber ich sage dir, was du tun sollst: Bitte liebe mich jetzt. Noch ein letztes Mal und dann dürfen wir uns nie wieder sehen."

***

Und sie sahen sich in der Tat nie wieder.

Nach diesem Wochenende voller Liebe und Leidenschaft versank Clark in einer Welt voller Trauer und Schmerz. Tagelang hielt er sich in der Arktis auf. Fand in der eisigen Kälte fast so etwas wie Trost. Kalt, lebensfeindlich und trostlos schloss das Eis ihn ein und er bedauerte seine Unverwundbarkeit. Diese kalte Wüste legte einen Eispanzer um sein Herz und schloss alle Gefühle wie Liebe, Hoffnung, Zuversicht und Güte darin ein. Er konnte nicht sterben, nicht einmal in dieser tödlichen Umgebung, aber er konnte auch nicht leben. Nicht, nachdem er wusste, dass Lois genauso empfand wie er. Nicht, nachdem ihm klar war, dass sie durchaus die Chance gehabt hätten auf eine gemeinsame Zukunft. Aber beide hatten sie sich ablenken lassen von ihrem eigentlichen Ziel, davon was wirklich wichtig und wahrhaftig war, ihre Liebe füreinander. Und jetzt war es zu spät, es war vorbei.

Und Lex Luthor hatte so ein perfides Netz gespannt, um Lois unter Druck zu setzen, dass sie noch nicht mal jetzt, wo sie endlich zueinander gefunden hatten, die Chance haben sollten, ihre Liebe zu leben.

Als Clark nach Tagen aus der Arktis nach Metropolis zurückkehrte, wusste er eines mit Sicherheit, er konnte unmöglich weiter in dieser Stadt leben. Dort, wo er ständig Gefahr lief ihr zu begegnen, dort, wo ihn alles an sie erinnerte. Aber Clark war sich klar, er musste nicht nur die Stadt verlassen, mit seinen besonderen Fähigkeiten musste er in etwas größeren Dimensionen denken. Er würde das Land verlassen. Doch wo sollte er zukünftig seine Zelte aufschlagen?

Die Idee dazu kam ihm am nächsten Morgen, als er das Redaktionsgebäude des Daily Planet betrat. Er ging unter dem Symbol des Planets hindurch und in dem Moment, wo er sich den Globus ansah, wusste er, wohin er gehen würde. Fast genau gegenüber der amerikanischen Ostküste lag Mauritius und genau dort würde er in Zukunft leben. Das war der Punkt, der am weitesten weg war von Lois. Und diese Entfernung war genau richtig.

Clark errichtete sich dort, ein paar Wochen später, eine einfache Hütte am Strand. Weit weg von den Orten der Insel und weit weg von den Menschen. Letztlich war es doch vollkommen egal, von wo aus er zu irgendwelchen Rettungseinsätzen auf der Welt flog. Wann immer ihn die Welt in Ruhe ließ, arbeite er von dort aus für einige australische, afrikanische und europäische Zeitungen. Gelegentlich besuchte er seine Eltern in Kansas, aber sonst führte er eher das Leben eines Einsiedlers. Diese selbstgewählte Einsamkeit beruhigte ihn, auch wenn sie ihn nicht wirklich vergessen ließ. Aber so konnte er sein Leben ertragen.

***

Lois brachte neun Monate nach dem Wochenende in Boston einen gesunden Jungen zur Welt. Sie war sich vom allerersten Moment, von dem an sie wusste, dass sie schwanger war, klar, wer der Vater dieses Kindes war. Die Aussage der Ärztin, solche wunderschönen schokoladenbraunen Augen bei Säuglingen seien aber eine Seltenheit, bestätigte das nur noch. Genauso wie sie sich sicher war, dass der leibliche Vater des Kindes nicht von ihrem gemeinsamen Kind wusste. Clark hatte die Staaten wenigen Wochen nach ihrem Wiedersehen in Boston verlassen und war nie wieder nach Metropolis zurück gekehrt.

Luthor bestand auf den Namen Alexander und Lois bestand auf den Namen Jerome, glücklicherweise wusste Luthor nichts vom zweiten Vornamen Clarks. Doch jetzt sollte dieser Junge mit Luthor als Vater aufwachsen? Wie sollte er da zu einem anständigen Menschen werden?

Als Alexander-Jerome drei Monate alt war, versuchte sie noch einmal mit Lex über eine Scheidung zu reden. Sie flehte ihn förmlich an, sie und den Jungen gehen zu lassen, aber Luthor war so unerbittlich wie schon zuvor. Er drohte ihr, er würde sie vernichten, sie und alle Menschen, die ihr wichtig seien.

"Und nur damit du ganz sicher bist, dass ich genau weiß, wovon ich rede, ich würde auch den Jungen vernichten." Diese Worte sagte Luthor ihr ganz ruhig und ein gefährliches Lächeln umspielte seine Lippen.

Lois packte das nackte Entsetzen. "Du würdest deinen Sohn vernichten? Es ist ein Kind, ein Säugling! Wie kann ein Mensch nur so rücksichtslos und brutal sein?"

In diesem Moment verdüsterte sich Luthors Miene und er sah sie mit stechenden Blick an. "Wir beide wissen, wer sein Vater ist. Aber ich werde ihn wie meinen eigenen Sohn aufziehen. Da du ja alles tust, um mir keinen Erben zu geben. Glaube mir", er kam ihr jetzt ganz nah und flüsterte die Worte, "wenn du es wagst zu gehen, würde ich nicht eine Sekunde zögern diesen Kuckuck zu vernichten."

Nicht zum ersten Mal in Lois' Leben, krampfte sich bei den Worten Lex Luthors alles in ihr zusammen. Aber sie versuchte ihm gegenüber ihre Abscheu nicht zu zeigen, sonst würde er noch denken, er hatte gewonnen.

Und sie würde alles tun, um das letzte, was sie noch mit Clark verband, ihr gemeinsames Kind, zu schützen. Was blieb ihr übrig, als dem Handel zuzustimmen?


Vierzehn Jahre später...

Heute wollte Lois den hinteren Teil der Garage endlich aufräumen, doch kaum hatte sie diesen abgelegenen Winkel des Grundstückes betreten, konnte sie nicht glauben, was sie sah. Dies war nicht der entlegene Teil einer Garage, die seit Jahren niemand mehr betreten hatte um hier aufzuräumen. Dies hier war fast eine Computerzentrale! Auf drei Schreibtischen standen insgesamt sieben Computer samt Bildschirm. Alle Geräte schienen miteinander verkabelt und hatten Internet-Zugang. Lois setzte sich und versuchte herauszufinden, was hier passierte. Jeder Rechner schien mit irgendeinem Internet-Großrechner verbunden zu sein, das sagte ihr ein kurzer Blick auf den Bildschirminhalt. Da versuchte wohl jemand Daten zwischen User und Internet abzufangen. Nur wozu? Und wer?

Sie sah sich um. Alles deutete auf Alex, seine Sport-Tasche lag hier, seine Lieblings-Cds lagen hier und seine Jacke hing am Haken. Alex hackte sich ins Internet?

Das musste sie sofort klären. Ohne Umwege ging Lois ins Haus und zu Alex. Er lag seelenruhig auf seinem Bett und hörte Musik über Kopfhörer. Er war ein ausgesprochen gutaussehender Junge, sportliche Figur, schwarze Haare, wovon ihm eine widerspenstige Locke immer in die Stirn fiel, schokobraune Augen. Er erinnerte Lois immer mehr an seinen Vater. Lois bedeutete ihm, dass sie mit ihm reden wollte und sie bemühte sich gar nicht erst freundlich zu wirken. Alex nahm den Kopfhörer ab und sah sie gelangweilt an.

"Verdammt noch mal, Alex, was ist das in der Garage?"

Immer noch versuchte er sehr gelangweilt zu erscheinen. "Was soll das schon sein, ein paar Computer, ist doch nichts dabei."

Lois war jetzt böse. "Alex, versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Die Rechner sind so geschaltet, dass du damit in irgendwelche Internet-Server reinkommst. In was für Daten hackst du dich da rein? Was soll das Ganze?"

Ihr Sohn sah sie provozierend an. "Oh, die schlaue Reporterin hat was herausgefunden. Und was willst du jetzt tun? Kriege ich jetzt Stubenarrest?"

Lois setzte sich zu ihm aufs Bett, sie versuchte einen ruhigen Ton anzuschlagen. "Erklär mir bitte, was du da machst! Wenn du nicht willst, dass ich jedes der Geräte dort persönlich entferne. Also, was machst du da?"

Jetzt sah Alex etwas unsicher an Lois vorbei. Er wusste, sie würde ihr Wort wahr machen, sie hatte es mehr als einmal bewiesen. "Ja... es stimmt, ich bin in verschiedenen Internet-Servern drin, blockiere deren Leitung etwas, sehe mir Daten an, sowas halt..."

"Alex! Das ist illegal!"

"Na und? Ich will meine Talente halt in allen Sparten trainieren." Herausfordern sah er seine Mutter an.

"Das reicht mir, ich baue das alles da ab, ich werde jeden dieser verdammten Rechner vom Grundstück schaffen!"

Jetzt setzte sich Alex auf und grinste. "Oh nein, das wirst du nicht tun. Du willst doch nicht, dass dein kleines Geheimnis noch jemand anderes erfährt."

Lois Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Mein was...? Wovon bitte redest du?"

Jetzt hatte Alex Oberwasser, er sah sie an, grinste und genoss jedes seiner Worte. "Wir beide wissen genau, wovon ich spreche. Ich werde das Erbe meines Vaters antreten, beziehungsweise das Erbe meiner beiden Väter...", er ließ seine Worte einen Moment wirken und freute sich immer mehr an dem Entsetzen, dass er in ihrem Blick sah, "Mom, du weißt genau wovon ich rede. Ich werde das finanzielle Erbe meines Vaters Lex Luthor antreten und mit den besonderen Fähigkeiten meines Erzeugers, du weißt natürlich, von wem ich rede, also weißt du auch von welchen Fähigkeiten ich spreche, wird es mir ein leichtes sein das Luthor-Imperium in Dimensionen zu führen, die jede Vorstellungskraft sprengen. Versuch mich aufzuhalten, die Erziehung meines Vaters hat mich gelehrt, mein Ziel auf keine Fall aus den Augen zu verlieren. Also... ich denke, du lässt meine Computer in Ruhe." Dann legte er sich wieder hin, setzte den Kopfhörer auf und schaltete die Musik wieder an.

Lois hatte kaum die Kraft aufzustehen, schon wieder hatte ein Luthor ihr gedroht.

Aber was das Schlimmste daran war, sie hatte vollkommen versagt. Sie hätte aus Alexander-Jerome einen anständigen Menschen machen müssen. Sie hätte damit rechnen müssen, dass er etwas von Clarks Kräften haben würde. In Kombination mit der Erziehung Lex Luthors zu einem rücksichtslosen und kriminellen Menschen hatte sie ein Monster geschaffen.


Fortsetzung folgt...


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Teil 6

Beitragvon Magss » Sa 30. Jan 2010, 15:38

Wenn der Schläfer erwacht


Mike lief in dem Kristall umher, sofern man in einem Raum, der gerade mal Platz für zwei Menschen hatte, von umherlaufen sprechen konnte.

Er hatte die Hände auf dem Rücken ineinander gelegt und sah Wells finster an und dabei lief er immer um ihn herum. Anderswo war schließlich kein Platz zum Laufen.

"Herb, ich bin unglaublich frustriert, ich kann dir gar nicht sagen, wie frustriert ich bin. Wir bekommen sie immer weiter zusammen. Jetzt haben sie sogar schon ein Kind zusammen - und was passiert? Lex zieht es auf, es wird kriminell. Und dann mit den Fähigkeiten eines Kryptoniers ausgestattet; nicht auszudenken, was so jemand auf der Erde erreichen könnte! Ich denke nicht, dass wir noch weiter in die Zukunft reisen müssen, um festzustellen, was er anstellt mit seinen Gaben. Das kann so nicht bleiben, das darf so nicht bleiben. Auf gar keinen Fall! Also, was können wir tun?"

Wells ruderte ein wenig mit den Armen. "Luthor...?"

Mike nickte bestimmt und sah Wells in die Augen. "Definitiv Luthor, wir müssen an ihn ran. Er ist der Ursprung alles Übels..."

Wells sah Mike jetzt sehr ernst an. "Mike, Lex Luthor ist eine entscheidende Person, mit einem sehr starken Einfluss auf alle Beteiligten. Manipulationen an ihm sollten wir sehr, sehr, sehr vorsichtig machen, es kann ungeahnte Folgen haben, vergiss das bitte niemals.

Mike legte Wells jetzt beruhigend seine Hand auf den Arm. "Keine Sorge, ihn selber will ich nicht manipulieren. Ich denke, er muss verhaftet werden. Dann gibt es keine Ehe, keine Drohungen, keine ungewollte Schwangerschaft und keine versehentliche Schwangerschaft, weder von dem einen noch von dem anderen Vater. Also, geben wir der Planet-Crew die Beweise und zwar alle!"

Wells nickte. Gemeinsam verließen sie den Kristall und gingen zwischen den entscheidenden Orten des Geschehens hin und her. Sie manipulierten Papiere, legten Beweise an andere Orte und änderten Einträge in den Computern.

Dann sah Wells Mike an und versuchte ein Lächeln. Er zeigte seine gewohnte Geste und legte seine Fingerspitzen aneinander. Dann lächelte Wells zuversichtlich. "Gut, ich denke, wir haben an alles gedacht. Lass uns sehen, was dabei herauskommt."



Phönix


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

Lois senkte den Blick und ihre Gedanken schweiften ab. Sie hatte 'ja' gesagt, ob sie es jetzt noch zurückziehen konnte? Ob sie jetzt noch sagen konnte, ich habe es mir anders überlegt? Ich bin mir doch nicht sicher. Woher kam nur diese Unsicherheit?

Doch der Erzbischof machte ihren Überlegungen ein Ende, indem er den Satz: "Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau", verlauten ließ.

Lois hob ihren Kopf wieder und sah Lex an, der ihr jetzt immer näher kam. Seine Lippen näherten sich immer mehr den ihren und das ließ Lois erschaudern. Entsetzt fragte sich Lois, was diese Abwehr zu bedeuten hatte. Lex war ihr Mann, ihr angetrauter Ehemann. Mit ihm würde sie den Rest ihres Lebens verbringen. Wo sollte das noch hinführen, wenn sie jetzt schon ein Schaudern verspürte, nur weil sie der Bräutigam küssen wollte?

Alle diese Gedanken schossen ihr in Windeseile durch den Kopf, seine Lippen würden ihre im nächsten Moment berühren...

Als plötzlich die Tür am Ende des Saals mit einem lauten Knall aufflog. Perry rief mit laut polternder Stimme: "Lex Luthor! Geben Sie auf! Wir haben alle Beweise, die wir brauchen. Sie waren es, der den Planet vernichtet hat."

Inspektor Henderson, der gleich nach Perry den Saal betrat, fügte dann genauso stimmgewaltig hinzu: "Lex Luthor, ich verhafte Sie hiermit wegen Brandstiftung und diverser anderer Straftaten. Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können..."

Doch weiter kam er nicht. Luthor brüllte Henderson an: "Halten Sie den Mund. Ich kann mir tausend Anwälte leisten. Sie machen einen fatalen Fehler, das wird Sie ihren Kopf kosten." Und dann sprang Luthor beiseite, hin zu der kleinen Tür am Ende des Saals und riss sie auf. Doch zu seinem Entsetzen stellten sich ihm zwei bewaffnete Polizisten in den Weg. Dann versuchte er die nächste Tür. Er riss auch diese auf und sofort standen auch hier zwei Polizisten, die ihm den Weg versperrten. Luthor versuchte noch auf die nächste Tür zuzulaufen, inzwischen stand ihm die Panik im Gesicht. Doch noch bevor er die Tür erreichen konnte, traten auch hier zwei Polizisten in den Raum. Verzweifelt sah sich Luthor nach einem Fluchtweg um - es gab keinen. Jeder der Ausgänge war von Polizisten besetzt. Henderson hatte ganze Arbeit geleistet.

Langsam trat Luthor noch einmal vor den Altar zu Lois. Er wirkte resigniert, wie in sich zusammen gesunken und er sagte zu ihr: "Lois, meine Liebe, es tut mir leid. Wir holen das nach..." Genau in diesem Moment ließ Henderson die Handschellen auf Luthors Rücken zuschnappen.

Lois stand dort vor dem Altar und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Ihre ganze Welt geriet aus den Fugen. Es war wie ein böser Traum. Endlich hatte sie sich durchgerungen, hatte eine Entscheidung gefällt und dann fiel das Kartenhaus in sich zusammen. Das erschien ihr alles so unwirklich. Lois sah sich um, die eben noch so geordnete Hochzeitsgesellschaft geriet durcheinander, Menschen liefen hin und her und redeten aufgeregt miteinander. Perry und Jimmy standen bei Henderson, der Luthor jetzt abführte. Dieser warf Lois, als er aus dem Saal geführt wurde, noch einen Blick zu, den Lois nicht deuten konnte. Da war keine Reue, nur Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber Lex Luthor verließ den Saal stolz und mit erhobenem Haupt, als hätte er noch irgendein Ass im Ärmel.

Der Bürgermeister kümmerte sich um den Erzbischof und ihre Mutter kümmerte sich um sich selber. Keiner war da, der Lois fragte 'Wie geht es dir?' Sie merkte, wie ihr die Tränen die Wangen herunter rannen. In dem ganzen Durcheinander gab es niemanden, der auf sie achtete. Lois fühlte sich vollkommen verloren.

Die Gäste der Hochzeit verteilten sich jetzt in alle Himmelsrichtungen, viele wollten diese Neuigkeit, diese unglaubliche Sensation, 'Luthor bei seiner eigenen Hochzeit verhaftet', ganz schnell weitertragen.

Dann kam Perry auf Lois zu, er sagte nichts, sah sie nur besorgt an und öffnete seine Arme für seine ehemalige Mitarbeiterin. Lois nahm diese Geste nur zu gerne an, sie brauchte jetzt einfach eine Schulter, um sich daran anzulehnen. Hier konnte Lois jetzt ihren Tränen freien Lauf lassen. Es gab nur eine einzige Schulter, die sie jetzt noch lieber gehabt hätte.

***

Clark öffnete mit zittrigen Händen die Feuerschutztür. Was würde ihn dahinter erwarten? Er hatte sich aus dem Kryptonit-Käfig und aus Luthors Keller befreien können und jetzt am Ende dieses Treppenhauses wollte er durch diese Tür. Sie führte direkt ins Foyer des Lex-Towers! Er hatte es geschafft, er war frei. Kaum hatte er die Tür geöffnet, sah er eine Traube von Menschen. Lex Luthor am Arm von Inspektor Henderson, in Begleitung von diversen uniformierten Polizisten und Lex Luthors Arme lagen auf seinem Rücken in Handschellen. Henderson führte ihn ab.

Lex Luthor war verhaftet worden!

Clark konnte es nicht glauben. Alle seine Gebete waren erhört worden. Er lebte, hatte sich befreien können, Luthor endlich verhaftet und die Hochzeit geplatzt. Besser konnte es fast nicht sein. Er lehnte sich neben der Tür gegen die Wand und atmete einmal tief durch, vergessen waren die Schmerzen und die Angst der letzten Stunden.

Henderson ging jetzt mit Luthor ganz dicht an Clark vorbei, als Luthor plötzlich aufsah und stehen blieb. Er schien überrascht, Clark hier zu sehen. Luthor stand vor ihm, die Hände auf dem Rücken, da sie ja in Handschellen waren und er sah Clark eindringlich an. Dann beugte sich Luthor ganz dicht zu ihm herüber und sagte mit leiser und gepresster Stimme, aber so, dass nur Clark es hören konnte: "Wenn du jetzt glaubst, dass du, dass ihr alle gewonnen habt, dann wirst du dich noch wundern! Unterschätze niemals Lex Luthor! Du wirst diesen Tag noch verfluchen..." Dann lachte Luthor, es war ein böses Lachen und zeigte deutlich den Wahnsinn, der Luthor trieb.

Clark wusste nicht recht, ob ihn diese Bemerkung wirklich ängstigen sollte. Er war mit letzter Kraft der tödlichen Kryptonit-Falle entkommen, er wusste sehr wohl, wozu ein Lex Luthor fähig war. Aber jetzt war nicht der Augenblick, sich von solch negativen Gefühlen die Stimmung verderben zu lassen. Luthor wurde in Handschellen abgeführt und das war wirklich gut so. Darauf hatten sie alle so lange hingearbeitet.

Eigentlich wollte Clark nur noch nach Hause gehen, nachdem Henderson Luthor hinausgezerrt hatte. Aber er war noch etwas schwach und so blieb er einfach noch eine Weile dort stehen, in diesem Foyer aus feinstem rötlichem Marmor. Alles an diesem Gebäude strahlte Macht aus - und auch wenn alles genauso aussah wie immer, so hatte Clark doch das Empfinden, dass diese Macht gerade gebrochen wurde. Er atmete noch einmal tief durch und als die Fahrstuhltüren sich das nächste Mal öffneten, traten Perry, Jimmy und Lois heraus, Lois immer noch beschützend von Perry im Arm gehalten. Und obwohl ihr der Schock noch ins Gesicht geschrieben stand und sie verweinte Augen hatte, fand Clark, dass er niemals etwas Schöneres gesehen hatte.

Lois, natürlich immer noch in ihrem Brautkleid, kam gleich auf Clark zu und fiel ihm in die Arme. "Claaa-ark, wo warst du nur? Warum bist du nicht gekommen? Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet." Sie weinte und schmiegte sich an Clarks Schulter.

Clark war etwas überrascht von Lois' offenem Gefühlsausbruch. Erst vor wenigen Tagen hatte er ihr seine Liebe gestanden und sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht so empfinden würde wie er, dass sie in ihm nur den Freund sehen würde. Den Freund, den sie genau jetzt brauchte. Und natürlich würde Clark ihr dieser Freund sein, er würde da sein und alles tun, was nötig war, um sie zu trösten. Er legte ihr zögernd aber glücklich die Arme um die Schultern und auch wenn er eben noch gedacht hatte, dass er kaum die Kraft hatte auf seinen Beinen zu stehen, so merkte er doch augenblicklich, dass sich Lois beruhigte und das gab ihm die Kraft einfach weiter zu machen.

***
Drei Jahre später...

Es war ein kalter und trüber Februar-Morgen. Auf den Wiesen lag Raureif und ein schneidender Wind erinnerte Lois daran, dass der Winter noch lange nicht vorbei war. Sie stand, ganz in schwarz gekleidet in einen dicken Mantel gehüllt auf dem Friedhof Abendruh. Dies war die dritte Beerdigung in sieben Monaten, bei der sie zugegen sein musste.

Heute war es Perry, dem sie die letzte Ehre erwies. Er war vor ein paar Tagen einem Bombenattentat zum Opfer gefallen. Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass Perry das Bombenattentat vor mehr als drei Jahren, das den Daily Planet eben doch nicht zerstört hatte, unbeschadet überlebt hatte und jetzt auf auf genau diese Art und Weise sein Leben lassen musste. Gerade Perry White, der wie kein Zweiter für den Daily Planet gestanden hatte. Anfangs hatte die Polizei noch keine Spur, wer als Täter in Frage kam, ob es die zielgerichtete Tat eines Einzelnen war oder Perry womöglich nur zu falschen Zeit am falschen Ort war, während ein geisteskranker Amokläufer durch diese Tat auf sich aufmerksam machen wollte. Wer konnte jetzt sagen, wo sich der Daily Planet hin entwickeln würde, ohne Perry White als Chefredakteur?

Letztlich war es Lois in diesem Moment auch egal, wer der Täter war. Nichts würde die Lücke füllen können, die Perry hinterließ. Er war weit mehr als nur ihr Chefredakteur für sie. Perry war der väterliche Freund, der immer ein offenes Ohr für sie hatte, der immer Rat wusste und der mit seiner verschrobenen Elvis-Verehrung einer der liebenswertesten Menschen war, die sie je kennen gelernt hatte.

Lois' Füße waren inzwischen eiskalt. Ein Redner reihte sich an den anderen. Perry war ein bedeutender Mann, für die meisten war er sinnbildlich der Daily Planet, das bedeutendste Blatt an der ganzen Ostküste Amerikas, vielleicht sogar der ganzen Welt. Aber Lois hörte jetzt nicht mehr zu, sie kannte Perry White besser als viele der Menschen, die jetzt sprachen. Sie brauchte diese Worte nicht, um sich an ihn zu erinnern. Und sie stand alleine hier, wie schon so oft. Aber sie würde Clark keinen Vorwurf daraus machen.

Sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ, als sie eine Beziehung mit dem Mann aus Stahl eingegangen war. Nach der geplatzten Hochzeit mit Lex Luthor, an die sie kaum noch denken mochte, hatten Clark und sie noch mehr als ein Jahr gebraucht, um endlich zueinander zu finden. Die Offenbarung, dass Clark, ihre zu dem Zeitpunkt aktuelle Liebe, gleichzeitig auch Superman, ihre Liebe aus vergangenen Tagen sei, war schon ein Schock für sie. Sie war wütend auf Clark, nachdem der ihr von seiner zweiten Identität erzählt hatte. Er hatte sie belogen, für Monate. Hatte sie an der Nase herum geführt. Immer wieder hatte sie die Zerrissenheit ihrer Gefühle für Clark, Superman und Lex in ein emotionales Chaos geführt, das letztlich in der unsäglichen Hochzeit mit Lex Luthor geendet hatte. Aber nach ein paar Tagen, als die Wut schließlich nachgelassen hatte, konnte sie Clarks Argumentation durchaus nachvollziehen. Er hatte viel mehr zu schützen als nur sein eigenes Leben. Jetzt, in der Rückschau betrachtet, würde sie sogar behaupten, zu dem Zeitpunkt, da sie es endlich geschafft hatte, sich diesem Gefühl gegenüber zu öffnen, hatte ihr Leben erst begonnen.

Alles, was vorher Kraftanstrengung war, war nun leicht. Alles, was vorher kaum zu bewältigen schien, floss nun mit Leichtigkeit dahin. Die Liebe zu Clark gab ihr die Kraft, alles, wirklich alles zu überstehen. Auch diese Trauer. Die Liebe, die Clark ihr schenkte, gab ihr Selbstvertrauen und Zuversicht. Und das war das Wichtigste und Stärkste in ihrem Leben.

Aber dies war ja nicht die einzige Beerdigung, bei der ihr die Trauer das Herz zerriss. Vor sieben Monaten hatten sie Jonathan Kent begraben. Er war kerngesund gewesen und bei allerbesten Wetter mit dem Wagen von der Straße angekommen. Eine Straße, die er kannte, seit er denken konnte. Aber die Polizei sah keinen Anhaltspunkt an etwas anderes als einen Unfall zu glauben. Lois und Clark versuchten alles, um irgendwelche Spuren zu entdecken, aber so sehr sie sich auch bemühten, ihre Suche blieb erfolglos. Einer diffusen Eingebung folgend, recherchierten sie, wo sich der inzwischen zu neunhundertundzwölf Jahren verurteilte Luthor zu dem Zeitpunkt des angeblichen Unfalls aufhielt. Aber er saß in seiner Zelle und es gab, nach Auskunft des Gefängnisdirektors, keine Auffälligkeiten. Selbst die Recherche mit wem Lex Luthor Kontakt hatte im Gefängnis, blieb ergebnislos. Aber auch noch Wochen später blieb dieses ungewisse Gefühl, Luthor könnte irgendetwas mit dem Tod von Jonathan Kent zu tun haben. Nur beweisen konnten sie es nicht.

Vor drei Monaten hatten sie dann Jack beerdigt. Er war morgens auf dem Weg in die Redaktion mit dem Fahrrad in einen Verkehrsunfall mit einem Lastwagen geraten und hatte diesen, schwerverletzt, nicht überlebt. Der Lastwagenfahrer konnte der Polizei glaubhaft machen, dass er den Fahrradfahrer nicht gesehen hatte und so wurde er nicht angeklagt. Aber auch in diesem Fall fragte Lois vorsichtshalber nach, ob sich Luthor wirklich noch in seiner Zelle befand. Und er war dort, das bestätigten unzählige Menschen. Aber sie wurde auch bei diesem Fall das Gefühl nicht los, dass Luthor als späte Rache hier irgendwie seine Finger im Spiel hatte. War es denn vollkommen ausgeschlossen, dass er auch von seinem jetzigen Aufenthaltsort aus noch Attentate planen und ausführen lassen konnte? Das einzige, was Lois bei diesem Gedankengang störte, war die Tatsache, dass Jack immer eher Clarks Freund gewesen war. Und eigentlich hatte Luthor nicht so viel Grund, sich an Clark zu rächen, eher an Superman und an ihr.

Und jetzt der Tod Perrys. Auch hier hatte Lois sofort begonnen zu ermitteln, aber sie konnte wieder mal nichts anderes entdecken, das die Polizei nicht schon gefunden hatte. Und das besagte, dass es sich bei dem Täter um einen psychisch gestörten Amokläufer handelte, der, angetrieben von einem krankhaften Geltungsbedürfnis, den Ort, wo er die Bombe hochgehen ließ, eher zufällig ausgewählt hatte. Aber dieses unbestimmte Gefühl, dass Luthor wie ein böser Geist über ihnen schwebte und ständig in Form irgendwelcher Gewaltverbrechen auf sie niederfahren konnte, ließ sie nicht mehr los. In der Konsequenz bedeutete das, dass alle Menschen in ihrem Umfeld irgendwie in Gefahr schwebten, Martha, ihre Eltern, Lucy und Jimmy. Nicht auszudenken, wenn sie mit ihrem Verdacht Recht behalten sollte.

***

Noch zwei Jahre später...

Es war ein trüber Novembertag, erst drei Uhr nachmittags, aber die Dämmerung zog bereits auf. Obwohl man sich an so einem trüben, kalten und regnerischen Tag wie heute nicht mal sicher war, ob es eigentlich jemals richtig hell geworden war. Lois kam nach Hause, in dem einen Arm den Einkauf und in dem anderen Arm ihren zehn Monate alten Sohn Jonathan Jerome und sie freute sich nur noch auf eine schöne heiße Tasse Kaffee.

Sie überlegte gerade noch, wie sie an ihren Schlüssel kommen sollte, wo sie doch keine Hand frei, hatte als sich die Tür zu ihrem Haus plötzlich öffnete. Natürlich erwartete sie Clark, doch als sie den Kopf hob, hatte sie das Gefühl, ihr Herz setzte einen Schlag aus.

Lois blickte in das Gesicht von Lex Luthor und er richtete einen Revolver direkt auf ihren Kopf. Schweigend trat er einen Schritt zurück ins Haus und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Lois wagte nicht zu atmen. Ganz langsam folgte sie ihm ins Haus. Bei dem vorherrschenden Dämmerlicht brauchte sie nicht darauf zu hoffen, dass irgendein Passant sehen würde, was sich hier für ein Drama anbahnte.

"Was willst du von mir, Luthor?" Lois hoffte, dass er ihre Angst nicht aus ihrer zitternden Stimme heraushörte.

Luthor hatte sich verändert. Er trug sein Haar jetzt ganz kurz, was die Aufmerksamkeit auf seine harten Gesichtszüge lenkte. Er war um Jahre gealtert, das Fehlen von jeglicher Gesichtsmassage schien seinem sonst so überlegen dreinblickenden Gesicht nicht gut zu bekommen. "Schließ die Tür! Was ich von dir will, dazu später", sagte er hart und kurz.

Wie immer, wenn sie so beladen nach Hause kam, gab sie der Tür einfach einen Stoß mit dem Fuß. "Wann bist du ausgebrochen?" Sie musste einfach versuchen soviel Informationen wie nur möglich zu sammeln. Und Zeit gewinnen. Fakten waren das einzige, was ihre Panik eindämmen konnte. Und sie musste unbedingt versuchen einen klaren Kopf zu bekommen. Lois ließ ihren Einkauf einfach auf den Boden gleiten, so hatte sie beide Arme frei, um JJ zu beruhigen, der jetzt ein wenig zu jammern begann, sicher spürte er ihre Unruhe.

Luthor lächelte sie an, es war ein böses, irres Lächeln, das ihr kalte Schauer über den Rücken jagte. Es war als blickte sie dem Wahnsinn direkt ins Gesicht. "Nun, immer noch die unermüdliche Reporterin, alles hinterfragen...?" Noch immer hatte er die Waffe direkt auf ihren Kopf gerichtet.

Lois musste Zeit gewinnen, aber bis Clark kam, konnten noch Stunden vergehen. Und sie musste versuchen JJ zu beruhigen. "Also, was willst du von mir?"

Luthor lächelte noch immer. "Das Kind, natürlich..."

"Nein! Niemals würde ich dir mein Kind geben." Lois' Stimme überschlug sich panikartig.

Doch jetzt kam Luthor einen Schritt auf sie zu und richtete den Lauf der Waffe nun gegen den Kopf des Jungen. "Oh doch, ich denke, du wirst ihn mir geben." Er genoss seine Überlegenheit. "Und hoffe nicht auf Hilfe aus der Luft. Ich habe mir eine nette kleine Beschäftigung für Superman ausgedacht, die ihn noch Stunden beschäftigen wird. Sein Vater wird ihm diesmal nicht helfen."

Lois' Gedanken überschlugen sich, er wusste Bescheid, er wusste, dass Clark Superman war, woher wusste er das nur? Und dies war nun die jahrelang gefürchtete Rache an Superman; er wollte sich den Menschen nehmen, der Clark am nächsten stand, seinen kleinen Sohn. Was sollte sie nur tun? Auf Hilfe brauchte sie nicht zu hoffen. In dieser Situation stand sie ganz allein. Aber sie konnte ihm doch nicht ihren Sohn überlassen!

"Luthor", sie war bereit für JJ zu kämpfen, "wage es ja nicht, den Kleinen auch nur anzurühren!"

"Wenn du ihn mir nicht sofort gibst, stirbt er hier an Ort und Stelle!", presste er zwischen zusammengebissen Zähnen hervor.

"Bitte nicht den Jungen", flehte sie ihn jetzt an.

Luthor sah ihr in die Augen und spannte hörbar den Hahn der Waffe. "Sofort!"

Ihr schossen die Tränen in die Augen, aber sie merkte auch, wie sie langsam und zögerlich den Griff um den kleinen Körper von JJ lockerte. Was konnte sie anderes tun? "JJ, verzeih mir", flüsterte sie.

Luthor griff den Jungen mit seiner freien Hand und richtete immer noch den Revolver auf den Kleinen. "Wenn du die Polizei rufst, ist er tot. Wenn du mir folgst, ist er tot. Warte auf meinen Anruf, ohne mit jemandem zu sprechen oder das Haus zu verlassen, dann wird ihm nichts passieren."

"Luthor, warum? Es ist ein Kind."

"Das wirst du noch früh genug erfahren." Luthor ging jetzt auf die Tür zu.

Lois wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Warte", dann gab sie Luthor die Flasche, die sie in der Manteltasche hatte, "er wird bald Hunger bekommen."

Luthor griff die Flasche wortlos und verließ augenblicklich das Haus.

Sie hatte inzwischen jegliches Zeitgefühl verloren, stand dort in dieser hilflosen Erstarrung und blickte die Tür an, ohne sie wirklich wahrzunehmen, durch die Luthor mit ihrem kleinen Jungen verschwunden war.

Lois fühlte sich wie gelähmt. Hätte sie irgendetwas anderes tun können? Hätte sie kämpfen sollen? Aber hätte sie denn eine Chance gehabt, ohne den Jungen zu gefährden? Hätte sie den beiden folgen sollen? Hätte sie es vorhersehen können? Es hatte über all die Jahre immer wieder Verdachtsmomente gegeben, dass Luthor auch aus dem Gefängnis heraus versuchte Rache zu nehmen. Lois hatte nie daran geglaubt, dass der Tod von Perry, Jack und Jonathan Zufälle gewesen waren. Aber sie konnten nie irgendetwas beweisen. Und so hatten sie sich von der scheinbaren Sicherheit beruhigen und ablenken lassen, waren mit der Zeit immer unvorsichtiger geworden.

Jetzt würde sie den Preis dafür zahlen. Nein, nicht sie, JJ, ihr Sohn, Clarks und ihr kleiner Junge, würde den Preis zahlen.

Doch gerade als Lois glaubte, die Ernüchterung dieser Situation würde sie erdrücken, hörte sie vom Fenster dieses wohlbekannte Geräusch, dieses 'Wusch', das immer das Eintreffen von Clark als Superman ankündigte. Noch nie war sie so glücklich gewesen es zu hören und gleichzeitig so ängstlich. Jetzt würde sie Clark erklären müssen, dass Luthor ihren Sohn entführt hatte und sie hatte nichts gegen ihn ausrichten können.

Aber warum war Clark hier? Hatte Luthor nicht erwähnt, dass er in irgendeiner Katastrophen-Mission noch für Stunden beschäftigt sein würde.

Clark kam mit besorgtem Gesicht auf sie zu. "Lois, ist irgendetwas passiert?" Sie wandte sich jetzt ihm zu. "Da ist dieser Stausee explodiert und es gab diese Überschwemmung. Ich werde dort noch für Stunden zu tun haben, aber irgendwie hatte ich plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass hier zu Hause etwas nicht stimmt." Bei dem verzweifelten Gesicht, in das er jetzt blickte, brauchte er auch nicht weiter zu fragen, ob seine Vorahnung denn wahr war. "Wo ist JJ? Geht es ihm gut?"

Lois erklärte ihm in kurzen Worten, was passiert war. Als sie ihm sagen musste, dass Luthor seinen Sohn mitgenommen hatte, schossen Lois wieder die Tränen in die Augen. "Clark, was hätte ich tun können?"

Er nahm sie daraufhin ganz kurz in den Arm und sagte. "Ich werde ihn finden. Bleib du hier!" Und ohne noch eine weitere Reaktion zu zeigen, war er auch schon wieder weg.

Die nächste Stunde war die längste, die Lois jemals in ihrem Leben erlebt hatte; die Zeit schien zu einer trägen Masse geworden zu sein, die nur noch zwischen unendlicher Langsamkeit und scheinbarer Erstarrung weiter schlich. Unruhig lief sie hin und her. Unfähig, sich auf einen Gedanken zu konzentrieren. Immer wieder gingen ihr die gleichen Fragen durch den Kopf. Sollte sie nicht besser die Polizei rufen? Sollte sie einfach nur warten. Hätte sie es irgendwie verhindern können? Was sollte sie nur tun? Und was wollte Luthor?

Das Klingeln des Telefons riss sie abrupt aus ihren Gedanken und Lois war sofort nach dem ersten Läuten am Apparat. Es war Luthor.

"Ich sehe, du hast dich an meine Anweisung gehalten und wirklich nicht telefoniert." Es war damit zu rechnen, dass er ihren Anschluss überprüfte. Es war wirklich erstaunlich, wie gut vorbereitet Luthor, so kurz nach seinem Ausbruch, bereits zu Werke gehen konnte. Das alles musste von langer Hand vorbereitet gewesen sein.

Lois unterdrückte für diesen Moment ihren ganzen Hass gegen Luthor. "Wie geht es meinem Sohn?"

"Nun, noch geht es ihm gut. Und das wird auch so bleiben, wenn du genau das machst, was ich dir sage. Vor deinem Haus steht ein Taxi, das bringt dich hierher. Aber nur damit wir uns verstehen, du rufst niemanden an und sprichst auch sonst mit niemandem. Ich erwarte dich." Dann legte er auf.

Ohne darüber nachzudenken, ob es irgendetwas gab, was sie sonst tun konnte, griff sich Lois ihren Mantel, trat vors Haus und bestieg das Taxi, das dort stand.

Die Fahrt brachte Lois in den Nordhafen, eine höchst finstere Gegend, die Lois freiwillig niemals aufgesucht hätte. Am Dock 247, Block E hielt der Taxifahrer, der die ganze Fahrt über beharrlich geschwiegen hatte, vor einem heruntergekommenem Lagerhaus. Es hatte mehr Fenster, die mit Brettern vernagelt waren, als solche, die noch Scheiben hatten. Und obwohl die Beschläge der Tür so aussahen, als ließe sich die Tür schon seit Jahren nicht mehr öffnen, konnte Lois sie ganz leicht aufdrücken.

Die große Halle war schummerig beleuchtet, durch die wenigen verdreckten Fenster fiel ein trübes gelbliches Licht von den Gaslaternen draußen. Lois stand in einer Halle, die überwiegend leer war, nur auf der einen Seite standen noch einige Holzkisten. Über allem lag eine dicke Staubschicht, die darauf hinwies, dass dieser Ort schon lange nicht mehr betreten worden war.

***

Nach Lois' Worten 'Luthor hat unseren Sohn', war Clark sofort losgeflogen. Der Staudamm war vergessen. Luthor war ausgebrochen, wann?!? Es konnte erst ein paar Stunden her sein. Luthor war sich sicher bewusst, dass er Clark an seinem empfindlichsten Punkt getroffen hatte und das war wohl auch seine Absicht.

Clark überflog die Stadt so schnell, dass er gerade noch in der Lage war, aus dem allgemeinen Geräuschpegel einzelne Töne heraus zu hören. Doch würde das ausreichen, um JJs Herzschlag zu orten? Wenn er doch nur sprechen würde. Er konnte noch nicht wirklich sprechen, aber die Laute, die er meist lautstark und vergnügt von sich gab, würden Clark vielleicht besser helfen, ihn zu finden. Immer unter der Voraussetzung, dass Luthor ihm die Möglichkeit dazu ließ. Wenn Luthor seinem kleinen Jungen auch nur das Geringste antun würde, könnte Clark für absolut nichts mehr garantieren.

Nach einer ihm ewig erscheinenden Zeit hörte er endlich, worauf er die ganze gehofft hatte. Es war ein lautes Rufen, wie er es zu gerne machte, wenn er Spaß hatte. Das war ein gutes Zeichen, bedeutete es doch, dass es ihm gut ging.

Es kam aus Richtung Norden, aus der Gegend des Hafens, Clark flog zwischenzeitlich so schnell, dass er den Ton verlor, also verharrte er in der Luft, um sich zu konzentrieren - und da war es wieder. Sein Röntgenblick zeigte ihm jetzt genau, wo er hin musste. Es war eine abgelegene Lagerhalle am Dock 247.

Und dann sah er JJ. Er saß in einem Laufgitter und spielte. Allem Anschein nach ging es ihm gut. Ein paar Meter daneben sah er auch Luthor.

Doch während er jetzt so schnell wie möglich auf diese Halle zuflog, sah er gerade noch, wie Lois diese gerade betrat. "Oh Lois, warum kannst du nicht ein einziges Mal in deinem Leben das machen, worum ich dich gebeten habe? Du solltest zu Hause auf mich warten." Aber er konnte ihr nicht wirklich böse sein. Irgendwoher schien Lois erfahren zu haben, wo Luthor mit JJ hingeflohen war und dann konnte sie mit dieser Information nicht einfach dasitzen und warten. Es ging um ihren Sohn!

Während Lois die Tür schloss, durch die sie gerade eingetreten war, flog Clark durch eine defekte Stelle im Dach in die Halle.

Und da standen sie jetzt alle. Lois ein paar Meter links von Clark. Sein Sohn saß in dem Laufstall ein paar Meter vor ihm und diagonal dazu, zwischen den beiden stand Luthor auch ein paar Meter entfernt. Als wollten sie ein magisches Quadrat bilden.

JJ sah Clark an, zeigte mit den Finger auf ihn und sagte: "Da..." Irgendwann würde daraus sicher mal 'Daddy' werden, wenn man ihm die Chance dazu gab.

"Halt!" Luthor erweckte kurz den Eindruck, als würde ihn das Auftauchen von Superman doch etwas überraschen. "Ich will erst mal etwas klarstellen." In seiner rechten Hand hielt Luthor einen Revolver, den er auf Lois richtete, in seiner linken Hand hielt er irgendeinen kleinen Kasten, vielleicht eine Fernbedienung. "Der Junge sitzt auf einer Ladung Sprengstoff, den Zünder habe ich hier in der Hand. Was ich mit der Waffe anstellen kann, brauche ich dir ja wohl nicht zu erklären. Und denke nicht mal daran, mich zu erreichen. Du kannst nicht beide retten... Einen erwische ich ganz sicher... Also, wen wirst du retten? Deine Gefährtin... oder deinen Sohn? Eine ganz einfache Frage; wer bedeutet dir mehr? Also..." Dann begann Luthor zu lachen.

Clarks Gedanken überschlugen sich. Luthor hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Wen würde er retten? Wen würde er zuerst retten? Wie standen seine Chancen? Die Aussicht, Luthor wieder festzusetzen, rückte in seiner Prioritätenskala gerade ganz weit nach hinten. Auch wenn er sich sicher war, dass es irgendwann einen Moment geben würde, wo er sich vorwerfen würde, sein persönliches Interesse über das der Allgemeinheit gestellt zu haben. Und das tat er, wenn er Luthor entkommen lassen würde. Aber in diesem Raum befanden sich die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben.

Lois fragte Luthor jetzt: "Was willst du von uns?"

Luthor lachte überheblich. "Ist das denn nicht offensichtlich...? Dich - natürlich. Was hattest du denn gedacht?"

Lois sah Clark verzweifelt an, dann blickte sie wieder zu Luthor. "Was willst du von mir?"

Luthor lachte noch immer. "Das was ich immer gewollt habe, dich an meiner Seite..."

Clark musste handeln, wenn Luthor nicht bekam, was er wollte, würde er nicht davor zurückschrecken, sie alle in die Luft zu jagen und zu töten. Und dann würde Clark als einziger Überlebender in einem Trümmerhaufen stehen und damit meinte er nicht die Lagerhalle.

Luthor hielt die Waffe, die er auf Lois richtete, in der rechten Hand und er war Rechtshänder, er wäre sicher in Lage, sie auch wirklich zu treffen. Luthor war ein hervorragender Schütze. Den Zünder hielt er in der linken Hand. Die meisten Rechtshänder waren mit der linken Hand nicht ganz so schnell. Also sollte er erst Lois greifen und dann den Jungen...?

Aber der Zünder würde wahrscheinlich mit Ultraschall oder sogar mit Infrarotlicht funktionieren. Und das Licht war viel schneller. Während das Geschoss eine deutlich messbare Verzögerung auf dem Weg bis zu Lois hatte. Also sollte er erst den Jungen und dann Lois greifen...? In Gedanken spielte er den Weg noch zweimal durch und dann flog er los.

Für Clarks Wahrnehmung passierte das alles fast langsam. Er flog auf seinen Sohn zu, griff ihn mit der rechten Hand. Dann flog er so schnell, wie er es verantworten konnte, auf Lois zu, griff sie mit der linken Hand um die Taille und flog aus der Halle. Dann hörte er, wie Luthor abdrückte und dann auf den Zünder drückte. Das Geschoss prallte an Clarks Rücken ab, den er jetzt Luthor zugewandt hatte und als er die Explosion hörte, war er mit den beiden bereits soweit von der Halle weg, dass ihnen nichts mehr passieren konnte. Die Druckwelle schleuderte sie noch weiter von der Halle weg, aber sie waren alle unverletzt.

JJ schrie, er hatte sich bei der Aktion so erschrocken, dass sie beide eine ganze Weile brauchten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Lois rieb sich den Nacken.

"Schatz, es tut mir leid, dass es so stürmisch zuging. Ich musste mich wirklich beeilen..." Dann gab er ihr den Jungen auf den Arm.

"Clark, wir beide leben und sind unverletzt, wenn auch etwas durcheinander." Dabei streichelte sie ihrem Sohn über den Rücken, der jetzt langsam etwas ruhiger wurde. "Was ist mit Luthor?"

Nach ein paar Minuten kam Clark zurück und sagte mit besorgter Miene: "Keine Spur von Luthor. Da ist absolut nichts. Ich weiß nicht, ob er sich irgendwie hat retten können?"

Lois sah ihn ernst an. "Du meinst, er könnte noch leben? Das bedeutet dann ja wohl, dass wir ab jetzt immer wieder damit rechnen müssen, dass er aus dem Hinterhalt zuschlägt... Das heißt jeden Tag Angst." Bei diesem Worten küsste sie JJ zärtlich, der inzwischen in ihren Armen ganz ruhig geworden war.

Clark schloss Lois und den Kleinen in seine Arme. In diesem Moment war er einfach nur froh, dass sie alle drei hier standen und dass es ihnen gut ging. Aber Lois' Worte hatten ihn sehr nachdenklich gemacht. Lex Luthor hatte allem Anschein nach überlebt und Lois hatte natürlich Recht, er würde sie niemals in Ruhe lassen. Luthor würde sich rächen, an ihm, an Superman. Solange er als Superman aktiv war, solange würde Luthor sie aufspüren, überall.

Clark hatte immer geahnt, dass er irgendwann diese Entscheidung würde treffen müssen. Superman und Familie war einfach nicht vereinbar. Diese beiden Menschen, die er mehr liebte als sein eigenes Leben machten ihn so angreifbar. Wäre er alleine, so würde er sicher immer einen Weg finden, sich gegen Luthor zur Wehr zu setzen, aber Lois hatte diese Kräfte nicht und sein kleiner Sohn hatte sie noch nicht. Also fasste er einen schweren Entschluss.

"Doch, es gibt eine Möglichkeit ohne die Angst zu leben. Wir werden weggehen, irgendwohin, wo uns niemand kennt - und dann wird Superman...", er atmete noch einmal tief durch und sah Lois dann entschlossen an, "aufhören zu existieren."

"Du kannst doch nicht Superman verschwinden lassen. Er ist ein Teil von dir. Und du wirst niemals untätig sein, wenn jemand Hilfe braucht." Lois sah ihn verzweifelt an.

"Diese Aktion hier", Clark deutete mit dem Arm auf das brennende Lagerhaus im Hintergrund, "hat mir gezeigt, dass ich mich entscheiden muss, Familie zu haben oder anderen zu helfen. Beides geht nicht. Wenn dieses Kostüm", bei diesen Worten zerrte er ungeduldig an seinem Cape, "nicht mehr existiert, bin ich nicht mehr so angreifbar für diese Psychopathen wie Luthor, oder wer da auch immer noch kommen wird."

"Du würdest das tun... für... für uns, für ihn?"

Clark nickte zögerlich. Es fiel ihm sichtlich schwer und Lois schwieg nun auch. Sie brachte keine Argumente mehr hervor, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Sie tat das, was jede Mutter tun würde, sie wollte einfach nur, dass ihr Kind behütet aufwachsen könnte.


Fortsetzung folgt...


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Teil 7

Beitragvon Magss » Mo 1. Feb 2010, 09:09

Die offene Verschwörung


Mike fuhr sich durch die Haare. "Okay, Herb, ich versuche es jetzt mal mit deinen Augen zu sehen und frage mich, was wir Positives erreicht haben. Beide leben, sie sind zusammen, es gibt einen Nachfahren. Immerhin haben wir jetzt schon mal eine theoretische Chance auf Utopia, so dicht waren wir der Lösung noch nie..."

Wells sah den jungen Mann an und beobachtete ihn genau. "Deine Aufzählung klingt, als würde da jetzt ein 'Aber' folgen. Was ist das 'Aber'?"

Mike lief jetzt wieder aufgeregt hin und her und stieß ungeduldig hervor: "Natürlich gibt es ein 'Aber'. Die Gefahr, die immer noch von Luthor ausgeht. Wird das Kind überleben? Was heckt Luthor als nächstes aus? Und er weiß, dass Clark Superman ist. Und wer weiß schon, wen aus dem Umkreis Supermans er noch alles töten wird. Und dann natürlich das Schlimmste überhaupt, er will nicht mehr Superman sein! Das kann nicht sein, das darf nicht sein. Es gibt unzählige Argumente gerade dagegen. Utopia braucht diesen Helden, auf den sich alles aufbaut, dieser Nachfahre und alle, die da noch kommen werden brauchen diesen Helden. Und wir beide wissen ganz genau, Lois braucht diesen Helden, macht es sie doch zur Heldin. Herb, so können wir es nicht lassen. So geht es einfach nicht! Ich habe da gar kein gutes Gefühl."

Wells sah Mike mit einem durchdringenden Blick an. "Und was willst du tun?"

"Gut, wir müssen die Bedingungen dahingehend ändern, dass Luthor nicht nur verhaftet, sondern völlig demontiert wird. Irgendjemand muss alle seine Verbindungen aufdecken, dann hat er nach seiner Verhaftung nicht mehr so viele Einflussmöglichkeiten. Und es ist auch völlig klar, wer das machen muss. Ich denke, es gibt nur zwei Menschen, die dazu in der Lage sind, Lane und Kent, das heißeste Team der Stadt, muss zuschlagen, aber richtig. Aber wie... wie bekomme ich es hin, dass die beiden in dieser verfahrenen Situation", Mike sprach jetzt gedankenverloren mehr zu sich selber, "er gesteht ihr seine Liebe und sie lehnt ab, wie bekommen wir sie in dieser Situation zusammen? Herb, wie machen wir das? Das ist die alles entscheidende Frage. Lass mich nachdenken... Ich denke, hm... Lois muss entdecken, wer Luthor wirklich ist. Was wäre, wenn Lois diejenige wäre, die Superman rettet? Das würde ich hinbekommen. Natürlich dürfen die Beweise zum Fall des Hauses Luthor diesmal nicht von der Planet-Crew aufgedeckt werden, sondern von Lois und Clark... Komm, Herb, wir haben viel Arbeit vor uns."

Wells hatte jetzt wieder zu seinem zuversichtlichen Lächeln gefunden und er legte seine Fingerspitzen aneinander und sagte: "Ja, das scheint mir ein guter Plan zu sein, dann lass uns sehen, was dabei herauskommt."

Und wieder drehten sie die Zeit zurück und versuchten die Elemente im Leben von Lois und Clark neu zu ordnen.



Hoffnung auf Frieden


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ja, ich will!"

Lois fragte sich, ob diese Antwort mehr mit Clarks Nichterscheinen auf ihrer Hochzeit oder womöglich noch viel mehr mit Supermans Korb zu tun hatte als sie sich ursprünglich eingestehen wollte. Aber wenn Superman sie nicht haben wollte und wenn Clark es aus Stolz nicht nötig hatte, ihrer Einladung zu ihrer Vermählung zu folgen, so sollten die beiden doch sehen, was sie davon hatten! Lois wurde sich bewusst, dass sie sich zu dieser Entscheidung sehr hatte durchringen müssen. Dann hatte sie sich einen Ruck gegeben und hatte wirklich 'ja' gesagt. Mit dem Ausspruch, "Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau", des Erzbischofs wurde dieser eher noch spontane Entschluss jetzt fest untermauert.

Die Tatsache, dass sie bis zur Frage des Erzbischofs noch nicht sicher gewusst hatte, was sie antworten sollte, hatte sie schrecklich verwirrt, aber sie hatte es getan, sie hatte 'ja' gesagt. Lois versuchte alle Zweifel und Gedanken an andere Männer beiseite zu schieben. Allen voran Clark und Superman, aber auch Perry und Jimmy, die ja schließlich auch nicht zu ihrer Hochzeit erschienen waren. Dann wandte sie sich Lex zu, dieser strahlte sie an, nahm sie in den Arm und küsste sie.

Das nächste Mal, dass sie Lex wieder so nah war, war einige Stunden später. Er führte sie elegant und selbstbewusst übers Tanzparkett. Lois betrachtete ihren Ehemann dabei etwas genauer. Es war Lex deutlich anzusehen, dass er ausgesprochen zufrieden war. Aber Lois beschlich auch eine gewisse Unsicherheit, während sie ihn betrachtete. Wie gut kannte sie ihn denn eigentlich? War er wirklich der Mann ihrer Träume, der, mit dem sie ihr Lebensziel erreichen würde? Obwohl sich Lois eingestehen musste, dass sie das selber nicht genau kannte. Und dann schlich sich da eine Frage in ihr Bewusstsein, bei der sie das Gefühl hatte, unterschwellig hatte sie schon die ganze Zeit daran gedacht: Was würde die Nacht noch bringen? Lois hatte Lex gebeten zu warten. Das war ihr vor ein paar Wochen als ein sehr plausibler Wunsch erschienen, aber jetzt stand dies aufgeschobene Ereignis direkt bevor. Sie merkte, wie sie beim Gedanken daran doch etwas nervös wurde. War das wirklich so eine gute Idee gewesen? Was, wenn es eine Enttäuschung werden sollte?

Aber Lois rief sich während der nächsten Drehung selbst zur Vernunft. Mit ihren negativen Gedanken würde sie noch alles kaputt machen und das, bevor es begonnen hatte.

Genau diesen Gedanken sagte sich Lois noch ein paar weitere Stunden später wieder auf. Sie wiederholte es ständig vor sich selbst 'Mach dich nicht selbst verrückt' und 'Lex wird auch hier genauso reizend und charmant sein, wie schon den ganzen Tag über', das jedenfalls hoffte sie. Sie waren inzwischen, nachdem sie beide die Hochzeitsfeier verlassen hatten, in seinem Schlafzimmer angelangt. Und Lois war wirklich nervös, wie sie sich selber eingestehen musste. Sie rief sich abermals zur Vernunft, 'Benimm dich gefälligst nicht wie eine ängstliche Jungfrau!'

Lex hatte hier und dort im Zimmer ein paar Lampen angemacht. Gerade als er sich wieder zu ihr umdrehte, klingelte das Telefon. Lex sah sie mit einem entschuldigenden Blick an und ging an den Apparat. Lois blieb dort in der Mitte des Raumes stehen und sah sich um. Dieses Schlafzimmer war größer als ihr gesamtes Apartment. War dies wirklich ihre Welt? Doch noch bevor sie diesen Gedanken weiter verfolgen konnte, kam Lex mit ernster Miene zu ihr zurück.

"Lois, es tut mir so leid...", er sah sie ernst an. "Aber ich muss noch mal weg. Es ist wirklich sehr wichtig." Und scheinbar auch sehr eilig; Lex gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging sofort, ohne sie noch einmal anzusehen. Was konnte nur so wichtig sein, dass Lex die Hochzeitsnacht verschob? Und wie lange würde er wegbleiben? Eine Stunde oder einen ganzen Tag...?

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, stand Lois immer noch in der Mitte des Raumes und kam sich irgendwie unbehaglich und verlassen vor in diesem riesigen Zimmer. Ein Vorteil hatte diese Überraschung, sie musste sie sich nicht mehr ständig wegen ihrer negativen Gedanken ermahnen. Lois sah sich um. Wie die meisten von Lex' Privaträumen war auch das Schlafzimmer mit vielen Antiquitäten eingerichtet, die durch ihr dunkles Holz schwer und mächtig wirkten. Nicht zum ersten Mal fragte sich Lois, ob Lex diese Möbel auswählte, weil sie ihm wirklich gefielen, oder weil sie einfach teuer waren. Aber da waren sie wieder, diese bösen Gedanken. Lois rief sich abermals zur Ordnung, 'Denk nicht weiter darüber nach.' Der Teppichboden war in einem sandfarbenem Ton gehalten und brachte dadurch die Möbel sehr gut zur Geltung. An der einen Wand hingen zwei große Bilder in breiten, reichlich verzierten Goldrahmen. Beide zeigten Jagdszenen und Lois dachte bei sich, 'Das Töten von Tieren als Sport und dann noch im Schlafzimmer... hm.' Aber sie fragte sich auch, wie weit ihr Einfluss in der Zukunft wohl reichen würde, wenn es um solche Einrichtungsfragen ging.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke; es gab noch einige Zimmer in den Privaträumen von Lex, die sie noch nie gesehen hatte. Vielleicht war dies eine gute Gelegenheit, diese jetzt mal anzusehen. Für diesen Zweck würde sie sich erst einmal umziehen, dieses lange, weiße Kleid, von dem sie erwartet hatte, dass er es ihr ausziehen würde, war doch etwas unpraktisch für Erkundungstouren. Ausgesprochen unpassend für den Zeitpunkt - ihre Hochzeitsnacht, aber die war ja ins Wasser gefallen - zog sie jetzt Jeans und einen Pullover an.

Der nächste Raum war das Wohnzimmer, eines der vielen Wohnzimmer. Diesen Raum kannte Lois bereits; sie hatte hier mit Lex in den letzten Wochen schon so manchen Abend verbracht. Was sie nur wunderte, war der brennende Kamin, für wen brannte er? Aber der Raum wirkte dadurch sehr gemütlich und einladend. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war eine schöne Flasche Wein dazu. Genau das würde sie jetzt machen, sich eine Flasche Wein aus dem Keller holen. Dann könnte sie mit Lex noch ein Glas trinken, wenn er zurück kam.

Auch den Keller kannte Lois bereits, Lex hatte ihn ihr einmal vor ein paar Tagen gezeigt und sie war wirklich beeindruckt gewesen, so einen Weinkeller in einem modernen Wolkenkratzer vorzufinden.

Nachdem sich die Fahrstuhltür, die sie ganz nach unten gebracht hatte, öffnete, fiel Lois sofort das grünliche Licht auf, das den ganzen Keller überstrahlte. Und dann entdeckte sie auch die Quelle für dieses ungewöhnliche Licht. Es war eine Art Käfig, dessen Gitterstäbe giftig grün leuchteten. Lois konnte nicht erkennen wer oder was sich in dem Käfig befand. Ungeduldig und neugierig lief sie also die Stufen hinunter und dann blieb sie ungläubig direkt vor diesem Käfig stehen und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie hätte niemals sagen können, was sie erwartet hatte, aber das, was sie jetzt sah, war ein unglaublicher Schock für sie. Auf dem Boden lag zusammengekauert Superman! Und allem Anschein nach war er bewusstlos. Er lag jedenfalls völlig reglos dort. Was hatte das denn nun zu bedeuten?

"Superman! Kannst du mich hören?" Gespannt beobachtete sie ihn. Hatte er nicht ein klein wenig seinen Kopf gedreht?

Aber sie musste ihm helfen und das möglichst schnell! Lois rüttelte an der Tür des Käfigs, doch die war fest verschlossen - natürlich. Dann sah sie sich hastig um, ob sie irgendwo einen Schlüssel finden konnte. Ein paar Meter weiter lag auf einem hölzernem Weinfass ein großer Schlüssel. Ob es der richtige war? Daneben lag ein kleiner Kasten mit einigen Knöpfen darauf, ganz so, wie eine Fernbedienung. Was die wohl bewirken konnte? Beides nahm sie mit zur Tür des Käfigs. Lois steckte den Schlüssel ins Schloss. Ihre Hände zitterten dabei. Der Schlüssel passte tatsächlich. Ungeduldig öffnete sie schnell die Tür. Dann lief sie zu Superman und kniete sich neben seinen Kopf auf den Boden. Sie legte seinen Kopf vorsichtig auf ihre Oberschenkel .

"Superman, kannst du mich hören? Ich bin es, Lois..." Sie fuhr ihm vorsichtig mit der Hand über die Brust. Er atmete nur noch ganz flach. Oh nein, er stirbt! Was sollte sie nur tun? Er musste aus diesem Käfig raus, sicher war es Kryptonit, was da so grünlich leuchtete. Aber wie sollte sie ihn hinaus bekommen? Er war schwer, viel zu schwer für sie. Ob sie diese Fernbedienung ausprobieren sollte? Was konnte schon passieren?

Lois lebte schon immer nach der Devise, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das hatte sie schon in so manch heikle Situation gebracht, aber auch schon immer mal wieder der Lösung sehr viel näher. Also probierte sie mutig den kleinen blauen Knopf aus. Und schlagartig leuchteten die Gitterstäbe nicht mehr. Ja! Das war sehr gut.

Superman schien nun besser atmen zu können, aber er hatte noch immer seine Augen geschlossen. Dann bewegten sich seine Lippen und er versuchte zu sprechen, was ihn offensichtlich immer noch sehr viel Kraft kostete: "Lois... du darfst ihn nicht... heiraten..."

Das war nun wirklich unglaublich! Superman lag hier und rang mit dem Tod und das Erste, was er sagte, war, sie solle Lex nicht heiraten. Aber er hatte ihr doch einen Korb gegeben! Was machte das alles für einen Sinn? Das würde sie später klären müssen, erst einmal musste er hier raus. Sollte sie auch den gelben Knopf ausprobieren? Kaum dass sie den Knopf gedrückt hatte, hob sich der Käfig mittels der Ketten, die von Dach des Käfigs bis zur Decke des Kellers reichten, nach oben. Und das brachte den entscheidenden Schritt. Superman schlug die Augen auf und sah sie an. "Lois?" Noch immer klang seine Stimme krächzend und kraftlos, aber es war nicht mehr nur dieses Flüstern, wie noch kurz zuvor.

"Superman, was ist denn nur passiert? Was hat das zu bedeuten? Wie bist du hier hinein geraten?" Die entscheidende Frage - wer war es, der dich hierher gebracht hat? - stellte sie instinktiv nicht, unterschwellig hatte Lois das Gefühl, dass sie die Antwort nicht hören wollte.

Er ruderte ein wenig mit den Armen und versuchte sich aufzusetzen. Mit Lois' Hilfe gelang ihm das auch. Dann atmete er ein paar mal tief durch. "Hilfst du mir?" Lois nickte. "Ich muss hier raus, bevor er zurückkommt."

Wieder unterdrückte sie die Frage, von wem er sprach und half ihm stattdessen auf die Beine zu kommen. Lois merkte deutlich, dass er mit aller Kraft versuchte, sich nicht allzu sehr auf sie zu stützen, aber alleine konnte er kaum stehen. Sie brachte Superman langsam zu der Treppe, die zum Fahrstuhl führte, die mussten sie schaffen. Und sie schafften sie auch, langsam und Stufe für Stufe. Lois bot alles an Kraft auf, was sie hatte und auch Superman fiel offensichtlich jeder Schritt schwer.

Oben angelangt, öffneten sich die Fahrstuhltüren sofort, nachdem Lois auf den Knopf gedrückt hatte. Sie gingen beide hinein und sie fragte ihn: "Wohin? In die Garage? Da steht mein Wagen."

"Ja, das klingt sehr gut. Und deinen Wagen wird er nicht so schnell vermissen wie einen von seinen." Er hörte sich schon fast wieder wie der Superman an, den sie kannte.

Aber da war es wieder, dieses 'er'. Konnte er wirklich von Lex sprechen, von ihrem soeben angetrauten Ehemann? Aber das musste sie später klären, jetzt war es erstmal vorrangig, dass Superman hier heraus kam. Der Fahrstuhl fuhr nach oben, hielt an und gab den Blick auf die Garage frei. Lois brachte Superman, vorbei an all den Nobelkarossen, zielsicher in die hintere rechte Ecke zu ihrem Wagen. Sie half ihm auf den Beifahrersitz und setzte sich dann ans Steuer. Zum Glück war die Garage so gesichert, dass immer alle Zündschlüssel in den Autos blieben. Lois fuhr los, öffnete das Tor mit einem Code und fuhr auf die Straße. "Wohin jetzt?"

"Vielleicht am besten in Clarks Wohnung." Lois hatte das Gefühl, er war noch immer nicht der Alte, aber es klang nicht mehr ganz so kraftlos. Natürlich gab das einen Sinn, sie entfernten sich schließlich immer weiter von dem Kryptonit.

Was würde Clark wohl denken, wenn sie bei ihm mitten in der Nacht auftauchte, mit einem völlig entkräfteten Superman im Arm, aber die beiden waren ja schließlich auch befreundet. Kurze Zeit später bemerkte Lois, dass Clark gar nicht da war. Die Wohnung war dunkel und es reagierte niemand auf ihr Klopfen. Und sie hatte ihre Handtasche, in der sie immer noch das eine oder andere hilfreiche Werkzeug mitführte, nicht dabei. Lois fluchte: "Es ist immer das Gleiche mit Clark, wenn man ihn braucht, ist er nicht da! Wo treibt er sich jetzt nur herum, mitten in der Nacht? Wenn ich doch einen Schlüssel hätte."

"Er ist nicht zu Hause. Da ist ein Schlüssel in dem Blumentopf." Superman zeigte auf einen der Töpfe, die vor der Tür standen.

Während Lois nach dem Schlüssel sah und ihn auch fand, wunderte sie sich kurz darüber, wie vertraut Superman und Clark waren. Und dann kam ihr in den Sinn, wie idiotisch es war, dass Clark in einer Stadt wie Metropolis den Schlüssel zu seiner Wohnung direkt davor deponierte. Irgendwann würde sie ihm das vielleicht mal ausreden, aber jetzt musste sie erst mal Superman hier hinein bekommen. Sie führte ihn bis zum Sofa. Froh, dass sein Gewicht nicht mehr auf ihren Schultern lastete, schloss sie dann hastig die Tür.

"Superman, was soll ich jetzt tun? Wie kann ich dir helfen?" Sie sah ihn besorgt an.

"Lass mich einfach nur einen Moment hier sitzen, ich denke, es geht gleich wieder." Superman schien langsam wieder zu Atem zu kommen. Es war fast so, als wollte er Lois beruhigen, sich keine weiteren Sorgen zu machen.

Lois kam nachdenklich zu ihm zurück. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Sollte sie die Frage stellen, die sie vom allerersten Moment an brennend interessiert hatte? Wollte sie die Antwort hören? Ach verdammt noch mal, war sie nun eine Enthüllungsreporterin oder nicht? "Superman, wie bist du in diesen Käfig geraten? Wer war es?" Sie setzte sich an das andere Ende des Sofas und wappnete sich für seine Antwort.

Superman wandte sich jetzt ihr zu; es schien ihm besser zu gehen, er bekam langsam wieder Farbe auf den Wangen. "Ich muss dich erst etwas anderes fragen. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist. Hast du ihn geheiratet?" Lois nickte. "Oh, dann ist alles zu spät."

Langsam hatte Lois dieses Katze-und-Maus-Spiel satt. "Du scheinst ja wirklich nichts Anderes im Kopf zu haben als die Frage, ob ich ihn heirate oder nicht, oder geheiratet habe. Ist das wirklich das Einzige, was dich interessiert?" Sie hatte sich inzwischen richtig in Rage geredet. "Ich verstehe dich nicht. Du warst es doch, der mich abgewiesen hat. Du hättest es anders haben können..." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn provozierend an.

Und er ließ sich provozieren. Aufgebracht antwortete er: "Ich? Aber du hast mich doch abgelehnt. Du hast gesagt, dass du nicht so empfinden würdest, im Park..." Abrupt hielt er inne und sah schuldbewusst an ihr vorbei.

"Moment", die Gedanken rasten ihr durch den Kopf, "das habe ich nicht zu dir gesagt...", Lois schloss für einen Moment die Augen und vergegenwärtigte sich noch einmal seine soeben gesagten Worte. Seine Stimme, die Art zu argumentieren, all das erinnerte sie an Clark. Und zu Clark hatte sie im Park gesagt, dass sie nicht so empfinden würde. Aber vor ihr saß Superman und nicht Clark. Und den sah sie nun an. "Woher weißt du, was ich zu Clark gesagt habe? Redet ihr über mich?"

Lois fragte diese Frage, aber sie dachte etwas ganz anderes. Sie hatte das Gefühl, als schossen ihr tausend Fragen gleichzeitig durch den Kopf. Clark, Superman, Clarks Ausreden, sein ständiges Verschwinden, Supermans Unnahbarkeit. Clark wusste immer, wie er Superman erreichen konnte, . War es ein Zufall, dass sich Superman, wenn sie die Augen schloss, wie Clark anhörte? Woher wusste er, dass Clark nicht zu Hause sein würde? Woher wusste er von dem Schlüssel? Und er hatte gesagt, dass sie ihn abgelehnt hatte, aber das hatte sie mit Clark getan. Wenn sie all diese Fakten zusammenzog, offenbarten sie eine so unglaubliche Wahrheit, dass es ihr die Sprache verschlug. Lois beugte sich jetzt näher zu ihm und fuhr ihm durch die glatten Haare und zog die eine widerspenstige Locke in seine Stirn. Dann sah sie ihn mit böse funkelnden Augen an. "Wo ist die Brille?"

Clark atmete einmal tief durch und sagte dann: "Es tut mir leid, ich wollte dich niemals belügen und schon gar nicht wollte ich dich verletzen. Aber dieses Kostüm hat mit die Möglichkeit gegeben den Menschen als Superman zu helfen und dir als Clark so nah zu sein." Er sah sie an und lächelte. "Aber je näher wir uns kamen, umso komplizierter wurde es. Und dann fingst du auch noch an mit Lex Luthor auszugehen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt doch schon, was für ein Mensch er ist." Jetzt wirkte Clark verzweifelt. "Ich wollte dich warnen, aber du dachtest, ich sei eifersüchtig. Und das... das war ich auch, ich gebe es zu." Nun bekam sein Blick etwas weiches. "Aber was ich im Park zu dir gesagt habe, ist wahr, ich liebe dich... ich habe dich vom ersten Moment an geliebt. Aber du, du hast nur den strahlenden Helden gesehen, den Provinztölpel Clark hast du nicht mal beachtet. Das war nicht immer leicht für mich." Clark sagte das ganz abgeklärt. "Und... um dir auch noch die Frage zu beantworten, es war Luthor, der mich in seinen Keller lockte und einsperrte. Es war eine Falle. Luthor wusste immer, dass ich hinter ihm her war. Das Kryptonit hätte mich getötet, wenn du mich nicht gefunden hättest. Danke." Clark sah sie jetzt an, als erwartete er ihr Urteil.

Lois hatte Clark genau zugehört. Und in diesem Moment kam sie sich eigentlich nur noch lächerlich vor, wurde ihr doch bewusst, wie sie ihn, in dem Glauben, er sei zwei verschiedene Personen, behandelt hatte. Er hatte recht, sie hatte immer nur den Helden gesehen, angehimmelt, vergöttert. Und den hatte sie versucht für sich zu gewinnen, indem sie zu ihm sagte, sie würde ihn auch lieben, wenn er keine Superkräfte hätte. Doch genau den Mann ohne die vermeintlichen Superkräfte hatte sie wenige Stunden zuvor abgewiesen. "Oh Super... ähm Clark, ich komme mir vor wie ein Idiot. Du hast in allem recht. Als Clark habe ich dich behandelt wie einen Fußabtreter und als Superman habe ich dir hinterher geschmachtet und das auch noch ziemlich offensichtlich. Vielleicht habe ich Superman gegenüber meine Gefühle so offen zeigen können, weil ich irgendwie gewusst habe, dass er unerreichbar ist. Und was ich derweil mit Clark angestellt habe, war wirklich nicht fair. Und vielleicht kannst mir das irgendwann mal verzeihen. Aber... Clark - das bleibt unter uns, ja? Ich meine, ein Wort an irgendwen, Kent, und du bist tot?" Vielleicht klang das ungerecht, aber Lois hatte einen Ruf als Unerbittliche zu verlieren, sie war nicht diejenige, die jemand um Verzeihung bat.

Clark sah sie überrascht an. "Du bittest mich um Verzeihung?" Lois nickte. "Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich habe es dir ja auch nicht gerade leicht gemacht." Er lächelte jetzt.

"Und es war wirklich Luthor, der dich in diesen Käfig gesperrt hatte?" Clark nickte. "Ich verstehe das nicht, ich hatte doch mal so eine gute Menschenkenntnis. Ich habe ihn völlig verkannt..."

"Lois, du hast das gesehen, was er dich hat sehen lassen und was du sehen wolltest."

Sie sah ihn nachdenklich an. "Weiß du Clark, was ich glaube? Du bist schuld, dass ich Luthor mein Jawort gegeben habe. Dieses Hin und Her zwischen euch beiden, zwischen dir in der einen Person und dir in der anderen Person hat mich so durcheinander gebracht, dass ich nach einem Ausweg gesucht habe - Luthor. Und weißt du noch etwas, ich kann besser mit dir reden als Clark und vor allem kann ich besser mit dir streiten als Clark. Könntest du dich bitte umziehen?" Lois sah ihn vorwurfsvoll an.

Er stand vom Sofa auf, lächelte nun auch und sagte: "Das wollte ich immer schon mal vor dir machen." Mit diesen Worten rotierte er innerhalb von nur drei Sekunden in seine Clark Kent Kleidung und setzte, nachdem er zum Stillstand gekommen war, die Brille auf.

"Wow! Das ist wirklich beeindruckend. So hatte ich es mir nicht vorgestellt."

Clark setzte sich zu ihr auf das Sofa und lächelte immer noch. "Nun, ich bin immer noch etwas angeschlagen, sonst geht es besser, aber ich merke auch, wie ich langsam wieder zu Kräften komme und das habe ich dir zu verdanken. Und ich bin wirklich froh, dass mein... Geheimnis heraus ist. Dieses Versteckspiel war wirklich nicht immer schön."

"Gut Clark, was machen wir jetzt wegen Luthor?"

"Du bist bereit, gegen ihn zu ermitteln? Er ist dein Ehemann."

"Ab morgen früh sicher nicht mehr. Ich werde die Ehe annullieren lassen. Clark, er hat versucht dich zu töten... Ich hätte nie geglaubt, dass Lex... aber lassen wir dass."

***

Kaum eine Stunde später waren Perry, Jimmy und Jack bei ihnen, nachdem Clark die drei angerufen hatte. Alle begrüßten Lois wirklich mit großem 'Hallo' und Perry sagte zu ihr, dass sie jetzt, mit Lois' tatkräftiger Unterstützung, sicher keine Probleme mehr haben würden, Luthor wirklich die maßgebliche Beteiligung an der Zerstörung des Planets zu beweisen.

Obwohl es mitten in der Nacht war, zeigte keiner auch nur das geringste Anzeichen von Müdigkeit, die Euphorie hielt sie wach. Perry fasste ihre gesamte Ermittlungsarbeit für Lois zusammen, die den vollständigen Hergang der Tat beinhaltete.

Lois war gefühlsmäßig immer noch hin und her gerissen, zwischen der Ungeheuerlichkeit dessen, was Luthor getan hatte und ihrer Naivität, oder besser der Tatsache, dass sie genau das gesehen hatte, was sie hatte sehen wollen. Sie hatte Lex den großzügigen Wohltäter geglaubt, den er ihr vorgespielt hatte. Sie hatte es sehen wollen. "Also, wo können wir ansetzen, um es ihm zu beweisen?"

Während Perry nur die Schultern zuckte, antwortete Jimmy statt seiner: "Nun, es ist ganz einfach, wir überreden den finsteren John Black zu einer Aussage, oder noch einfacher, wir decken endlich die immer noch fehlende Verbindung zwischen Black und Luthor auf. Dann haben wir ihn." Er ließ sich mit sarkastisch-verzweifeltem Unterton? zurückfallen.

Doch Lois bekam jetzt dieses Funkeln in ihren Augen, sie stand auf und ging ein wenig auf und ab. "Gib mir nur einen Moment, irgendwas ist mit diesem Namen... John Black... wenn ich doch nur wüsste, wo ich diesen Namen schon gehört habe, oder vielleicht gelesen... warte mal, ich habe ihn gelesen, nur wo...?" Sie ging noch ein wenig stumm im Raum herum und dann plötzlich hielt sie inne. "Ja, das ist es. Sein Name steht auf der Liste der Leute, für die LNN-TV die Krankenversicherung bezahlt. Ist eine längere Geschichte, wie auch immer. Aber das heißt er steht auf der Lohnliste von Lex Corp. Clark, lass mich an deinen Computer. Ich kann die Liste von hier aus aufrufen. Dann haben wir die Verbindung. John Black braucht nicht aussagen." Stolz sah sie die anderen an und präsentierte ihnen kurz darauf, wie versprochen, die besagte Liste.

Perry kam auf sie zu. "Selbst auf die Gefahr hin, dass es dir irgendwann zu Kopf steigt, du bist und bleibst einfach die Beste. Damit kriegen wir ihn. Druck mir diese Liste aus, dann gehen wir direkt zu Henderson. Der wartet schon seit Tagen auf uns. Aber Lois, du weißt auch, was du da tust... du bist verheiratet mit ihm..."

Lois sah jetzt auf ihre Uhr, dann sah sie Perry an. "Nicht mehr lange. Es ist jetzt sechs Uhr. Ich weiß einen Richter, den ich um diese Uhrzeit problemlos aufsuchen kann. Sucht ihr Henderson auf, ich lasse derweil meine Ehe annullieren und dann treffen wir uns gegen halb acht am Lex-Tower und lassen ihn auffliegen. Und dass wir uns richtig verstehen, ich will bei seiner Verhaftung dabei sein." Mit diesen Worten griff sie sich ihren Autoschlüssel und verließ Clarks Wohnung.

Perry sah ihr amüsiert nach. "Nun, Tornado-Lane ist wieder da, würde ich sagen. Und... Lex scheint mir gerade noch mal davon gekommen zu sein, zumindest was ein Zusammenleben mit ihr angeht. Ich beneide den Mann nicht, der es irgendwann versuchen wird, es mit ihr aufzunehmen." Dabei sah er Clark mit einem schelmischen Seitenblick an, bei dem Clark tatsächlich etwas verlegen wurde.

"Nun Chef, soweit sind wir ganz sicher noch nicht, aber wir arbeiten daran..." Auch Jimmy und Jack grinsten ihn jetzt vielsagend an.

***

Genau wie Lois es vorhergesagt hatte, war sie um Punkt halb acht am Lex-Tower und wurde dort von der Planet-Mannschaft und Inspektor Henderson begrüßt. Die Sonne stand inzwischen hoch über dem Horizont und die Stadt war schon eine ganze Weile in der tagtäglichen Geschäftsmäßigkeit versunken. Um das Gebäude verteilt standen an die zwanzig Polizeifahrzeuge und hier am Eingang waren es bestimmt fünfzig Polizisten, die meisten von ihnen schwer bewaffnet. Ein bemerkenswerter Aufwand für einen einzelnen Mann. Henderson sprach immer wieder mit anderen Leuten per Funkgerät. Perry erklärte Lois das weitere Vorgehen. Der Lex-Tower war vollkommen umstellt und sie wollten in ein paar Minuten hineingehen, immer in Gruppen zu zwölf, während alle Ausgänge weiterhin bewacht blieben. Nicht einmal eine Ratte könnte dieses Gebäude jetzt noch verlassen.

Lois spürte förmlich, wie die Spannung die Luft vibrieren ließ. Sie hakte sich jetzt bei Clark unter und fragte ihn so leise, dass nur er es hören konnte: "Wie geht es dir? Hast du dich vollkommen erholen können?" Auch Clark war die Anspannung deutlich anzusehen. "Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich weiß, dass du deine Kräfte wieder hast..."

Er lächelte sie an. "Ich bin fast wieder ganz der Alte. Und bei dir, war der Besuch bei dem Richter erfolgreich?"

"Ja, ich bin wieder Lois Lane." Bis zu diesem Moment hatte sie keine Vorstellung davon gehabt, was für eine Erlösung es für sie sein würde, diese Worte auszusprechen.

"Das ist gut so", sagten sie jetzt gleichzeitig.

Dann gab Henderson das Sturmsignal.

Wie bei einem Belagerungsfeldzug erkämpfte sich die Truppe, die vom Boden immer wieder mit Nachschub versorgt wurde, die Kontrolle über ein Stockwerk nach dem nächsten. Jede Person, die sie antrafen, wurde überprüft und in diesem Gebäude arbeiteten an die tausend Menschen. Jedes Büro, jeder Raum, jeder Treppenaufgang, alle Fahrstühle wurden überprüft. Lex Luthor durfte ihnen auf keinen Fall entwischen, in keiner noch so ausgefeilten Verkleidung. Mit unglaublicher Konzentration und militärischer Akkuratesse arbeitete sich die Mannschaft Hendersons immer weiter nach oben. Immer weiter auf den höchsten Punkt Metropolis' zu.

Doch zwei Stunden später stellte sich die bittere Erkenntnis ein, dass Lex Luthor nicht in diesem Gebäude war. Die Polizei hatte wirklich jeden Quadratzentimeter des Lex-Towers und der umliegenden Straßen abgesucht, aber von Luthor keine Spur. Er war verschwunden.

Lois und Clark gingen in Begleitung von zwei Polizisten noch einmal in den Keller. Lois sah Clark deutlich an, welche Beklemmung das Betreten dieses Raumes in ihm auslöste. Clark sah sich unsicher um und verstärkte den Druck auf die Hand, die sie hielt. Aber was sie dort fanden, waren die Spuren einer Verwüstung. Jemand hatte mehrere Fässer mit einer Axt zerschmettert, Weinregale umgeworfen und blind Dinge durcheinander geworfen.

"Es ist meine Schuld", Lois stand inmitten des Trümmerhaufens und sah sich ungläubig um; überall sah sie nur Gewalt, Aggression und blinde Wut. "Irgendwann wird er nach Hause gekommen sein, hat mich nicht gefunden und hat dann hier unten nachgesehen. Nachdem Superman nicht mehr hier war, wird ihm klar geworden sein, dass ich jetzt auch gegen ihn arbeite. Aber das hat ihn gewarnt. Und so ist er geflohen. Wir sind zu spät." Lois war hin und her gerissen zwischen der Frustration durch Lex' Flucht und dem Produkt seines Wutausbruchs, denn dass es Lex war, der dies alles angerichtet hatte, daran bestand kein Zweifel.

Clark öffnete seine Arme für Lois und sie schmiegte sich dankbar an ihn. Dies war die erste Annäherung, seit ihr Clark gestern Nacht noch einmal seine Liebe gestanden hatte. Und in diesem Moment gab es keinen Ort, an dem sie sich behaglicher gefühlt hätte. Und Clark hatte in seiner ihm eigenen Güte nur tröstende Worte für sie: "Du bist nicht schuld. Sag so etwas nicht." Liebevoll strich ihr Clark über den Rücken. Lois sah gerade noch, dass Perry die beiden beobachtete und zufrieden lächelte.

Lois sah Clark an. "Clark, wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen? Ich habe geglaubt er ist ... gut."

Clark antwortete darauf: "Lois, in jedem Menschen gibt es etwas Gutes. Das Beste, was jemals in Luthor war, hast du zum Vorschein gebracht."

Dann hörte Lois ein Grollen und ein Donnern, das sie sich nicht erklären konnte...

***

[font=times]DER FALL DES HAUSES LUTHOR

Metropolis. Heute morgen genau um 10 Uhr und 03 Minuten wurde der Lex-Tower, das höchste Gebäude Metropolis' bei einer Explosion vollständig zerstört. Zum Zeitpunkt der Explosion hielten sich, nach bisherigen Schätzungen in dem Gebäude 1100 Menschen auf, darunter 112 Polizisten. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden gibt es nur einen einzigen Überlebenden, Superman. Drei weitere Gebäude wurden durch Trümmerschäden und Feuer ebenfalls zerstört, ebenso zwei U-Bahn-Stationen. 8 weitere Gebäude, die den Lex-Tower umgaben, wurden zum Teil so schwer beschädigt, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar ist, ob diese in ihrer Statik dauerhaft geschädigt sind.

Ersten Einschätzungen der Feuerwehr zufolge kann davon ausgegangen werden, dass als Ursache für die Explosion kein Unfall in Frage kommt. Obersprengmeister Mike Match (42) sagte zu unserem Korrespondenten: "Ich habe schon viele Sprengungen gesehen und wenn etwas so sauber weggesprengt wurde, wie dieses riesige Haus, dann hat da jemand wirklich sein Handwerk verstanden. Das ganze Haus muss von oben bis unten mit Sprengstoff und den entsprechenden Zündern präpariert gewesen sein. Und dann wurde die Explosion wahrscheinlich mit einem Fernzünder gestartet. Ich schätze da waren Sprengsätze auf 25 Stockwerken. Genau werden wir das wohl nie erfahren."

Inspektor William Henderson (39) war am Morgen gegen 7 Uhr 30 mit einer Hundertschaft in den Wolkenkratzer eingezogen, um den Erbauer und Eigner des Lex-Towers, Lex Luthor, zu verhaften. Ihm wird vorgeworfen, maßgeblich an der Zerstörung der Tageszeitung Daily Planet beteiligt zu sein. Ob sich der Multimillionär Lex Luthor zum Zeitpunkt der Explosion in dem Gebäude befand, ist nicht bekannt. Er gilt seitdem als vermisst.

Neben den Polizisten befanden sich einige Reporter des vor kurzem auch durch einen Bombenanschlag vernichteten Daily Planet in dem Gebäude, darunter der Chefredakteur Perry White (49), die mehrfach preisgekrönte Lois Lane (27), Clark Kent (29) und Jimmy Olsen (21). Sie sollen sich zum Zeitpunkt der Detonation im Keller aufgehalten haben. Auch sie sind der Explosion zum Opfer gefallen.

Lois Lane hatte bereits gestern Schlagzeilen gemacht, als sie den zweitreichsten Mann der Welt, Lex Luthor, geheiratet hatte. Aus zuverlässiger Quelle wurde aber berichtet, dass Lois Lane diese Ehe bereits heute in den frühen Morgenstunden annullieren ließ.

Zu den möglichen Gründen für diese Explosion schwiegen sowohl die Feuerwehr, das FBI, als auch die Polizei. Lesen Sie morgen mehr...[/font]


Fortsetzung folgt...


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Teil 8

Beitragvon Magss » Mi 3. Feb 2010, 09:38

Die Rettung der Zivilisation


Mike war kreideweiß. Er sah Wells verzweifelt an. "Herb, 1100 Tote! Ich bin sprachlos! Ich bin wirklich fassungslos! Bis kurz vor Schluss habe ich gedacht, wir haben es. Ich habe wirklich geglaubt, wir schaffen es. Sie schaffen es. Sie haben sich versöhnt, Lois weiß Bescheid und ich finde, sie hat es sehr gefasst aufgenommen. Und dann ermitteln sie zusammen. Es ist übrigens wirklich ein Vergnügen, die beiden zusammen arbeiten zu sehen. Da ist soviel Übereinstimmung, so viel Harmonie. Und sie haben die Beweise, sie haben die Polizei auf ihrer Seite und dieser... dieser... Psychopath sprengt sein eigenes Haus in die Luft! Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie kann ein Mensch so handeln? War er denn nun in dem Haus? Hat er sich selbst mit gesprengt...? Du weißt es doch sicher."

Wells sah den jungen Mann ernst an und sprach zu ihm mit einem strengen Ton. "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Und ich denke auch nicht, dass wir unsere Zeit damit vergeuden sollten, das herauszufinden. Viel wichtiger ist doch: So können wir es nicht lassen."

Mike hatte sich resigniert zurückgelehnt. "Nein Herb, so können wir es ganz sicher nicht lassen. Das geht natürlich überhaupt nicht. Ich glaube auch inzwischen, wir müssen noch einen Schritt weiter gehen. Ich denke kein Vollzug der Ehe mit Lex Luthor reicht nicht, sie darf ihn gar nicht erst heiraten. Das ist doch Anfang allen Übels."

"Und wie willst du das erreichen? Wie willst du Lois davon abbringen 'ja' zu sagen? Das wird nicht einfach. Sie in diesem emotionalen Dreieck auf die richtige Spur zu bringen...?"

Mike lief jetzt wieder in dem Kristall aufgeregt hin und her. "Ich weiß es noch nicht, Herb. Wir müssen uns einfach viel stärker auf sie konzentrieren." Dann hielt Mike plötzlich inne. "Moment mal, in dieser Zeit reagieren die Menschen doch noch sehr stark auf diese einfachen Sinnesreize, nun ja, Musik zum Beispiel oder Gerüche." Er sprach jetzt gedankenversunken zu sich selbst und achtete nicht auf sein Gegenüber. "Das wäre eine Möglichkeit. Es hieße, ich müsste herausfinden, was für Musik Lois gehört hat, wenn sie mit Clark zusammen war, was für ein Aftershave er benutzt, was für ein Shampoo. Clark kocht doch auch relativ gut, oder? Und dann werde ich sie kurz vor der Hochzeit mit 'Clark-Reizen' nur so überschütten. Sie wird an nichts anderes mehr denken können als an ihn. Und dann muss sie einfach 'nein' sagen. Herb, es muss funktionieren!"

Wells blickte jetzt etwas zuversichtlicher. "Das könnte funktionieren. Aber du bist dir im Klaren darüber, dass wir von unserer ursprünglichen Maxime, so wenig wie möglich zu verändern, sehr weit entfernt sind. Unsere Eingriffe sind wirklich gravierend."

Mike reagierte nun etwas ungehalten. "Glaubst du, das weiß ich nicht? Aber was sollen wir bitte schön denn machen? Die beiden müssen zusammen kommen. Klarer Fall. Lois muss erfahren, dass er Superman ist. Klarer Fall. Und sie müssen irgendwann Nachkommen haben. Klarer Fall. Nur so schaffen wir die Voraussetzung für ein Utopia. Und das ist einfach unser höchstes Ziel. Was wir dafür tun müssen, werden wir tun. Und nun, Herb, entschuldige mich, ich habe eine Menge zu recherchieren."

Mike verließ den Kristall und war kurz darauf nicht mehr zu sehen, er war in der Zeit ein Stück zurück gereist, um sich die notwendigen Informationen zu beschaffen. Er hatte viel Arbeit vor sich.

Wells besah sich die eingefroren erscheinende Szene mit ernstem Blick. Dort wo der Lex-Tower einstmals gestanden hatte, war nur noch ein Trümmerfeld zu sehen. Er hoffte, dass Mikes Vorgehensweise wirklich dazu führen würde, dass Lois wirklich 'nein' zu Lex Luthor sagte, dass sie sich mit Clark versöhnte, dass die beiden zusammen arbeiten würden, dass sie ein Paar werden würden. Und dass sie endlich Lex Luthor besiegen würden.

Er legte nachdenklich seine Fingerspitzen aneinander und sagte zu sich selbst: "Mike, ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Du wirst es brauchen bei dieser Aufgabe. Sie ist doch um einiges schwerer als du es jemals gedacht hast. Und diese beiden 'Soul Mates' zusammen zu bekommen ist gar nicht so leicht... Lass uns sehen, ob es dir diesmal gelingt."




Geheimkammern des Herzens


Lois zögerte noch, es war nur die Zeitspanne eines Wimpernschlags, doch kam sie ihr wie eine Ewigkeit vor. Und dann antworte sie, erst mit unsicherer Stimme, doch mit jeder Silbe wurde sie fester: "Ich... Ich kann nicht!"

Sie hatte es laut und deutlich gesagt, alle konnten es hören. Aber sie konnte doch nichts anderes sagen. Während der vergangenen Stunden hatte sie aus unerklärlichen Gründen mehr an Clark gedacht als an irgendjemand anderen und das konnte doch nur bedeuten, dass sie Lex nicht wirklich liebte und statt dessen Clark... Sie wusste das tief in ihrem Inneren eigentlich schon lange. Liebe war es nicht, die sie den Antrag von Lex hatte annehmen lassen. Aber in diesem Moment wusste sie einfach, wem ihr Herz gehörte und so konnte sie Lex nicht heiraten. Das könnte niemals gut gehen.

Lex sah sie entsetzt an, doch bevor er noch ein Wort sagen konnte, flog jetzt am Ende des Saals die Tür auf und Perry, Jimmy und Inspektor Henderson betraten den Raum. Perry rief selbstsicher: "Lois!"

Lois achtete jetzt nicht mehr auf Lex, sie war nur noch glücklich. "Lex, sie sind gekommen."

Perry schritt mit schnellen Schritten durch den Saal, ungeachtet der entsetzten Hochzeitsgesellschaft. "Schluss mit der Hochzeit, Sie können diesen Mann nicht heiraten." Dabei zeigte er mit dem Finger auf Lex Luthor.

Lois rief überrascht aus, während sie Perry entgegenlief: "Was? Gibt es ein Echo hier. Das habe ich doch gerade gesagt."

Lex stand nun allein gelassen am Altar. Verwirrt und wütend blickte er Perry an. "Was soll das bedeuten?"

Perry trat ihm selbstsicher entgegen und rief laut und deutlich durch den Raum: "Das bedeutet, ganz einfach, Luthor, Sie sind fertig. Wir haben alle Beweise gegen Sie, die wir brauchen."

Lois war jetzt bei Perry angekommen, aber wovon redete ihr ehemaliger Chef da nur? "Beweise? Beweise für was?"

Nun trat Henderson zu Lex Luthor und erklärte ganz gelassen: "Dies ist ein Haftbefehl gegen Sie. Wegen Brandstiftung und diverser anderer schwerer Straftaten, Luthor."

Lex wirkte jetzt wirklich wütend: "Sie beide haben wohl den Verstand verloren."

Doch Henderson ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen: "Sie haben das Recht zu Schweigen. Sie haben das Recht auf einen Anwalt, wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können..."

Während Lex Luthor lautstark protestierte, "Reden Sie nicht! Ich kann mir tausend Anwälte leisten. Das wird Sie Ihren Kopf kosten", wollte ihm Henderson die Handschellen anlegen. Doch Luthor entwand sich dem Zugriff des Inspektoren und lief aus dem Saal. Henderson und die ihn begleitenden Polizisten hinterher.

Lois stand neben Perry und beobachtete das Geschehen, sie sah, was passierte, doch sie konnte nicht verstehen, was hier gerade geschah. Perry sprach von Beweisen, davon, dass Lex der Urheber der Zerstörung des Planets sein sollte. Konnte das wirklich wahr sein? Der Mann, den sie beinahe geheiratet hatte. Wie hatte sie sich nur so täuschen lassen?

Lois kämpfte mit den Tränen. Da trat Perry zu ihr und nahm sie in seiner vertrauten väterlichen Art in den Arm. Das tat so gut. Lois fühlte sich in diesem Moment verlassen und betrogen. Betrogen von Lex und verlassen von der ganzen Welt. Jimmy stand nur betreten daneben.

Dann fuhren die drei mit dem Fahrstuhl nach unten, während sich die wild durcheinander redende Hochzeitsgesellschaft auflöste. Lois wollte nur noch weg hier, weg von Lex, weg von dieser Hochzeit, weg vom Lex-Tower. Kaum hatten sie den Wolkenkratzer verlassen, ging es Lois schon viel besser. Es war als erwachte sie aus einem bösen Traum, hier inmitten ihrer Freunde. "Wo ist Clark?" Bei diesen Worten schossen ihr wieder die Tränen in die Augen.

"Ich bin hier..." Clark kam aus einem der Nebeneingänge des Lex-Towers jetzt langsam auf sie zu. Er wirkte abgespannt und müde, irgendwie kraftlos. Aber er ging auf sie zu und Lois schmiegte sich in seine Arme. Jetzt war alles gut. Alle ihre Freunde, auch Clark waren hier. Diese Hochzeit, von der sie bis zum letzten Moment nicht wusste, was sie tun würde, war geplatzt. Und Lex Luthor? Der wurde wahrscheinlich gerade verhaftet und, so schien es, würde dann seiner gerechten Strafe zugeführt werden.

Doch plötzlich gab es einen Tumult. Viele der Menschen, die am Fuße des Lex-Towers standen, blickten erschrocken nach oben. Von hier aus war gerade noch erkennbar, was sich auf dem höchsten Balkon des Lex-Towers abspielte. Lex stand auf der Brüstung und schwankte bedrohlich, scheinbar sprach er mit jemand, der von hier unten aber nicht zu sehen war und dann... dann sprang Lex Luthor! Er sprang vom höchsten Balkon des Lex-Towers. Er sprang in den sicheren Tod. Lois hielt die Luft an und wand dann die Augen ab, das konnte sie nicht mit ansehen.

Clarks Bemerkung "Ich... ich kann nicht", ignorierte Lois. Sie ergab keinen Sinn. Aber war es denn ein Wunder? Sie standen alle unter Schock.

Was für ein Ende?

***

Nur einen Tag später versammelten sich Perry, Jimmy, Jack, Clark und Lois vor dem Gebäude des Daily Planet. Sie waren hier, um Abschied zu nehmen, Abschied vom Planet und wohl auch Abschied von einander. Wenn sie in Zukunft bei verschiedenen Zeitungen arbeiten würden, wer wusste schon, ob und wann sie sich wieder sehen würden.

Perry sagte gerade, dass er es nicht aushalten würde, dass Luthor am Ende doch gewonnen hätte, als ein Transporter vor das Gebäude fuhr und anhielt. Alle konnten sehen, was auf der Ladefläche lag: Der Globus des Daily Planets. Dann trat Mr. Stern auf Perry zu und erklärte ihm, dass Metropolis nicht mehr Metropolis war, ohne den Daily Planet und dass Luthor eben doch nicht gewonnen hätte. Er hätte sich entschlossen in den Planet zu finanzieren und die beste Zeitung der Welt wieder neu aufzubauen.

Alle fielen in einen ausgelassenen Jubel ein. Sie hatten wieder eine Zukunft und was das beste daran war, es war eine gemeinsame Zukunft.

Ein wenig nachdenklich trat Lois zu Clark. Sie hatten seit der geplatzten Hochzeit gestern nicht mehr miteinander gesprochen und da gab es noch so viel zu sagen. Lois hatte nachgedacht, den ganzen gestrigen Tag und die ganze Nacht, sie hatte nachgedacht über sich, über Luthor, über Superman und über Clark. Und sie hatte erkannt, dass Clark in diesem ganzen Durcheinander, in diesem Gefüge aus mehreren Männern der Fels in der Brandung war. Warum hatte sie das vorher nie erkannt? Clark war ihr Freund, ihr bester Freund. Sie hatte bisher nie einen besten Freund gehabt, vielleicht hatte sie deswegen solche Schwierigkeiten gehabt, das zu erkennen. Er war ihr Freund und er war ganz sicher der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Und es war Clark, den sie während all der Zweifel, ob sie Lex Luthor nun heiraten sollte oder nicht, vor Augen hatten. Er war ihr Freund und er war noch so viel mehr. Und diesmal würde sie nicht wieder alles falsch machen.

Lois sah Clark betreten an.

Clark sah zwischen ihr und dem Globus hin und her und sagte dann. "Ich habe noch nie in meinem Leben etwas so wunderschönes gesehen."

Statt zu fragen, wen oder was er meinte, wollte Lois jetzt lieber auf ihr Thema kommen, das Thema, das sie seit Stunden beschäftigte. "Du hast niemals aufgegeben, nicht den Planet, nicht deine Freunde, oder mich"

"Das könnte ich nicht. Du hast eben so ziemlich alles genannt, das mir etwas bedeutet."

War das jetzt wirklich der Moment, mit Clark ganz offen zu sprechen? Er wich nicht aus, er lief nicht weg. "Ich glaube nicht dass ich jemals, oder dass ich jemals wieder jemanden treffen werde wie dich..."

Sein "Lois...", und ihr "Clark...", kamen gleichzeitig.

Lois musste jetzt endlich sagen, was ihr durch den Kopf ging. Niemals wieder wollte sie sich über eine verpasste Chance beschweren müssen. "Nein, lass mich zuerst reden."

Clark wirkte fast verzweifelt. "Nein, nein, nein, diesmal nicht, bitte. Lois, ich muss mich entschuldigen. Für viele Dinge. Ich wollte Luthor immer entlarven. Aber ich wollte dich niemals dabei verletzen. Ich hätte nichts darüber sagen sollen, darüber wie ich für dich empfinde. Ich habe dich in eine ziemlich peinliche Situation gebracht."

Ja, sie waren wirklich beim Thema und sie würde jetzt auch ganz offen eingestehen, was sie falsch gemacht hatte. "Nein, Clark... Ich habe dich..."

Aber Clark ließ sie nicht zu Wort kommen. "Nein, nein, die Wahrheit ist doch... es ist gar nicht wahr. Ich... ich bin nicht in dich verliebt."

Schock! Nicht? Was sagt er da? Wieso nicht? Aber was hatte das denn alles zu bedeuten? "Ach nein...?"

Dies zu sagen, schien Clark peinlich zu sein. "Ich hätte so ziemlich alles gesagt, damit du Luthor nicht heiratest."

Ach, darum ging es nur. Er wollte sie nur abhalten 'ja' zu sagen, weiter nichts. Alle Gefühle, die sie in den letzten Stunden in Clarks Verhalten interpretiert hatte, waren gar nicht vorhanden. Sie hatte sich das Alles nur eingebildet. "Oh... Äh... Weißt du, wenn das so ist, will ich..."

Wieder schnitt ihr Clark das Wort ab. "Ich will nur dasselbe, was du willst. Nämlich dass wir Freunde sind. Partner. Für immer."

Schon wieder hatte sich Lois in einem Mann getäuscht. Und heute morgen hatte sie noch gedacht, jetzt hätte sie es verstanden - endlich. "Für immer." Freunde und Partner - das war doch besser als nichts...

Clark lächelte sie an. "Was wolltest du vorhin sagen?"

"Oh... gar nichts. Ja, so was, was du gesagt hast, das wollte ich auch sagen." Aber Lois beschloss, nicht ungerecht sein zu wollen, einen Freund wie Clark zu haben, war nicht nur der Trostpreis. Clark als Freund zu haben war sehr wichtig für sie. Auch wenn sie einen kurzen Moment geglaubt hatte, er könnte mehr für sie sein.

Doch dann verdrehte Clark die Augen und sagte: "Können wir später weiterreden? Ich muss da wirklich ganz dringend mal was erledigen..." Und mit diesen Worten verschwand er auch schon.

Lois stand da und glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können, es war alles genauso wie immer, sie führten ein Gespräch und er lief weg. Sie kamen sich persönlich etwas näher und er wich aus. Sie gingen einen Schritt aufeinander zu und er war nicht mehr da. Es war so wie immer. Aber es war auch besser, sie waren jetzt Freunde. Freunde und Partner.

Für immer!


Fortsetzung folgt...


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Teil 9

Beitragvon Magss » Fr 5. Feb 2010, 09:45

Der Krieg, der den Krieg beendet


Wells blickte Mike erwartungsvoll an. Dieser betrachtete sich die stillstehende Situation hinter sich genau. Lois stand gedankenverloren mit Blick in den Himmel vor dem Gebäude des Daily Planets. Ein wenig entfernt von ihr standen Jimmy und Jack und scherzten scheinbar miteinander. Perry war mit Mr. Stern in eine hitzige Debatte vertieft und am Himmel flog Superman.

Mike sprach bedächtig. "Auf den ersten Blick scheint es gar keine so gute Ausgangslage zu sein, die beiden sind noch nicht mal richtig versöhnt. Aber ich glaube trotzdem, dass diese Situation besser ist, als sie auf den ersten Blick erscheint. Sie sind Freunde - und das ist wirklich nicht zu verachten. Freunde sind so wichtig. Und auf diese Freundschaft wird sich mit der Zeit etwas noch Wichtigeres aufbauen, die Liebe. So haben die beiden die Zeit, dieses Gefühl auch wirklich nach und nach zu entwickeln. Das macht sie Stärker. Gerade Lois braucht, meiner Meinung nach, schon noch etwas Zeit, um sich auf solche großen Gefühle wirklich einlassen zu können. Herb, ich denke, so werde ich es lassen", sagte er gedankenversunken.

Wells sah ihn nachdenklich an. "So...?"

"Ja, aber weißt du was? Ich würde die beiden doch ungern alleine lassen. Ich meine, wir haben jetzt soviel Mühe darauf verwendet, sie an diesen Punkt zu bekommen, da möchte ich nichts riskieren. Da gibt es immer noch so viele böse Geister, die gegen die beiden kämpfen und irgendwie habe ich sogar das Gefühl, dass wir auch von Lex Luthor noch nicht das letzte Mal gehört haben. Sein Erbe, was immer das auch sein mag, wird sicher noch einen Einfluss auf die beiden haben. Ich möchte sie auf jeden Fall jetzt begleiten. Und wenn dann etwas passiert, was nicht gut ist, was nicht hilfreich ist oder was nur ein wenig stört, könnte ich eingreifen. Was hältst du davon?"

Wells wusste, dass er Mike seine Idee nicht würde ausreden können. "Es würde dich Jahre kosten."

"Herb, warst du es nicht, der mich davon überzeugt hatte, dass diese beiden es Wert sind, ich meine, auf ihren Schultern ruht die Zukunft - Utopia - meine Gegenwart. Sein Tun, ihre Unterstützung, die Werte, ihre gemeinsame Liebe und ihre Nachkommen sind es, worauf sich Utopia gründet. Dafür sollten wir kämpfen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Und ich werde mein Bestes geben."

Wells war sich bewusst, dass es Mike längst nicht mehr nur um seine Prüfung ging. Zum einen hatte er erkannt, wie wichtig es für die Zukunft war, dass Lois und Clark Nachkommen hatten, die genauso klare Wertvorstellungen hatten, wie Superman selbst. Dazu mussten die beiden nicht nur einfach zusammenkommen, sie mussten auch wirklich glücklich werden. Zum anderen war Wells überzeugt, dass ihm Lois und Clark auf der menschlichen Ebene inzwischen wirklich ans Herz gewachsen waren.

***

Einige Monate später...

Lois inspizierte gerade ihren Kleiderschrank, sie brauchte ein angemessenes Kleid für den heutigen Abend. Sie wollte Clark zu der Verleihung des Kerth-Award begleiten. Sollte sie das rote nehmen oder doch lieber das schwarze? Aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie sich vorgenommen hatte, es sollte für Clark ein reizender Abend werden, sie wollte reizend zu ihm sein. Also doch lieber das schwarze, sie wollte ihm schließlich nicht die Show stehlen.

Es war ja schon ein großer Schock für sie gewesen, dass er nominiert worden war und sie selbst nicht. Gut, sie hatte den Kerth drei Jahre nacheinander erhalten und so hatte sie natürlich erwartet, dass es dieses Jahr auch wieder so sein würde. Es hatte sie sogar bei der dann folgenden Ermittlungsarbeit um Lenny Stoke ein ganz klein wenig abgelenkt. Und wenn sie wirklich sehr ehrlich zu sich selber war, es war nicht nur ein Schock für sie, es war als wenn ihre ganze Welt zusammenstürzte. Da half auch Perrys völlig unpassendes Gefasel von Teamarbeit wenig. Sie wollte gewinnen, immer und überall, sie hatte schließlich nicht umsonst immer und in allem versucht die Beste zu sein. Lois seufzte. Aber wenn es schon jemand anderes aus dem Planet-Team sein sollte, der die Ehrung erhielt, so war es ihr schon am liebsten, wenn dies Clark war.

Die Entscheidung war gefallen, das schwarze. Es war elegant und nicht zu gewagt, also perfekt. Nur welche Schuhe sollte sie dann nehmen? Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, sie hatte noch zwei Stunden Zeit.

Da klopfte es an ihrer Tür. Lois nahm sich ihren seidenen Morgenrock und zog ihn über. Wer würde das sein? Sie konnte jetzt wirklich keinen Besucher gebrauchen. Es würde doch nicht schon Clark sein. Er wäre noch viel zu früh.

Ein Blick durch den Spion ihrer Tür ließ sie wirklich innerlich zusammenzucken und sie öffnete die diversen Schlösser und Vorhängeketten.

"Mutter! Was machst du denn hier?" Lois war sich klar, das klang sicher nicht sehr einladend, aber dieser Besuch passte ihr jetzt gar nicht. Es würde ihren ganzen Zeitplan durcheinander bringen, wenn nicht schlimmer. "Was ist passiert? Du siehst abgespannt aus." Das aber war eine unglaubliche Untertreibung, Ellen Lane sah grausam aus. Müde und vergrämt, sie hatte dicke schwarze Ringe unter den Augen und die Sorgenfalte auf ihrer Stirn war so tief und zerklüftet wie der Grand Canyon.

Ellen Lane kam herein und lief nervös hin und her. "Lois, ich halte es nicht eine Minute länger aus, wenn ich noch lange vollkommen alleine in dieser großen Wohnung sitze und kein Mensch da ist... und das alles ohne einen Tropfen... ich werde noch wahnsinnig. Freunde kommen schon lange nicht mehr und was ist mit meiner Familie? Keiner hat auch nur mal eine Stunde um zu fragen, wie es mir geht. Auch du nicht... Wozu setzt man denn Kinder in die Welt, um dann letztlich doch alleine zu sein."

Lois atmete einmal tief durch. Ihre Mutter in einer tiefen Depression war nichts, was sich mit einem kurzen tröstenden Gespräch lösen ließ. Sie würde Clark absagen müssen. Sie wollte schließlich nicht verantwortlich dafür sein, wenn ihre Mutter irgendeine Dummheit beging. "Setzt dich Mutter, ich muss nur kurz jemand anrufen", sagte sie tonlos.

Ihre Mutter machte es sich mit diesem Kümmer-dich-gefälligst-um-mich-Blick auf dem Sofa bequem. "Hattest du etwas vor?" Sie wusste genau, diese Taktik funktionierte immer.

"Wie kommst du darauf, dass ich etwas vorhaben könnte?", fragte Lois resigniert.

"Diese hässlichen Lockenwickler drehst du doch nur ein, wenn du versuchst dich schick zu machen."

Lois versuchte den unterschwellig vorwurfsvollen Ton zu ignorieren und winkte ab. "Nicht der Rede wert... Was ist passiert, Mutter?"

***

"Siehst du Herb, was ich meine? Das ist die Situation, von der ich sprach. Hier würde ich gerne eingreifen. Nicht dass es um Leben und Tot geht, aber... Also bis hier hin fand ich alles ganz in Ordnung. Es gab hier und da brenzliche Situationen, aber nichts, was die beiden nicht selber lösen konnten. Aber dies hier gefällt mir gar nicht. Mir wäre es wirklich sehr viel lieber, wenn sie Clark zu der Verleihung begleiten würde, sie die Ehrgeizige, die Karrierefrau, die ihren Freund und Partner zu seiner Ehrung begleitet. Was meinst du?"

Wieder einmal diskutierte Mike mit Herbert George Wells in dem schwebenden, bläulichen Kristall, während im Hintergrund die Szene, in der Lois mit ihrer Mutter auf dem Sofa saß, wie eingefroren erschien.

Bedächtig sagte Mike: "Ich denke, ich werde mit Sam Lane reden. Der sollte sich diesen Tag einfach mal um seine Ex-Frau kümmern. Dann lässt diese Lois in Ruhe und sie hat Zeit, um Clark auf diese Kerth-Award-Verleihung zu begleiten. Außerdem, wer weiß, was noch alles passiert, wenn die beiden alten Lanes mal ein klärendes Gespräch führen..." Mike grinste vielsagend.

Wells zog die Augenbrauen nach oben und sah Mike ernst an. "Du willst mit ihm reden...? Das würde bedeutet, du trittst ihm gegenüber? Er könnte dich wieder erkennen."

"Und?" Mike schien das wenig zu beeindrucken, "Dann hat er eben Mike schon einmal gesehen..."

Dann drehten sie die Zeit für ein paar Stunden zurück, Mike sprach mit Sam Lane und dieser stattete Lois' Mutter den längst fälligen Besuch ab. Und sie sprachen sich wirklich aus, sprachen über Fehler, Verletzungen und Versäumnisse von vielen Jahren.

Lois hingegen begleitete Clark, der an diesem Abend tatsächlich seinen ersten Kerth-Award erhielt. Sie brillierte als seine Begleiterin, hielt sich vornehm im Hintergrund und bewunderte ihn. Es war ein wunderschöner Abend für beide und Clark gab ihr am Ende als Note eine eins plus!


***

Noch einige Monate später...

Clark sah seinen Chef an. Perry saß an seinem Schreibtisch und dachte scheinbar über das eben vorgetragene sorgfältig nach. Lois und Clark hatten ihm berichtet, dass sie den Anwalt Bender observieren wollten, weil er Teile, wahrscheinlich sogar große Teile von Lex Luthors Vermögen in seine eigene Tasche hatte fließen lassen. Natürlich wollten sie beiden die Observierung selber machen, aber an dieser Stelle unterbrach Perry sie. Er erzählte ihnen, dass jemand aus seinem Club ein Apartment direkt am Yachthafen hatte, perfekt für so eine Observation.

Perry sah sie beide genau an. "Also hört zu, ihr beiden, ich stimme euch zu, Bender zu beobachten ist wohl eine gute Idee. Wir brauchen Beweise, ihr wisst ja, Fakten, Fakten, Fakten, sonst können wir gar nichts machen. Und ich denke, es wird das Beste sein, wenn Clark und Jimmy gehen. Jimmy kann dann auch gleich die Fotos schießen."

"Was!?!" Lois war entsetzt aufgesprungen. "Chef! Das ist unsere Story. Wieso soll ich nicht mit?" Sie funkelte Perry jetzt herausfordernd an. Mad Dog Lois Lane konnte es offensichtlich überhaupt nicht leiden, wenn irgendjemand sie von einer Story, die auch noch sehr vielversprechend war, abzog.

Perry versuchte sie zu beruhigen. "Lois, hör mal, ich denke, Jimmy muss jetzt wirklich mal eine Chance bekommen. Er wartet schon eine ganze Weile auf so eine wirklich heiße Sache und so ein Anwalt wie Bender, das ist doch genau das Richtige für ihn."

"Chef! "Lois hatte immer noch immer nicht ihre Stimme wieder unter Kontrolle, sie wirkte immer noch sehr aufgebracht.

Doch dann schlug Perry einen strengen Ton an: "Lois, das ist mein letztes Wort, Clark und Jimmy gehen. Freu dich doch, du kannst dich ausschlafen. Ende der Diskussion. Und jetzt raus mit euch beiden."

"Clark, sag du doch auch mal was." Noch gab Mad Dog Lane nicht auf.

Doch Clark blickte entschuldigend zwischen seinem Chef und Lois hin und her. "Ich denke, Perry hat Recht, Jimmy braucht eine Chance und wahrscheinlich wird doch auch gar nichts spannendes passieren. Ich mach dir einen Vorschlag, wenn etwas passiert, rufe ich dich an - versprochen. Aber bis dahin kannst du doch wirklich schlafen. Okay?"

Clark verschloss Perrys Bürotür von außen und als er sich sicher war, dass sein Chef nicht mehr zuhören würde, sagte er leise zu Lois: "Also ich denke, er hat Recht, vielleicht ist es doch ganz gut so. Ich meine, unser Date müssen wir sowieso verschieben, ob wir Bender nun gemeinsam beobachten oder nur ich das tue."

Doch Lois war weder den überzeugenden Argumenten von Perry noch Clark zugänglich, drehte sich schmollend um, ging und ließ Clark stehen, wo er gerade stand.

***

Wells sah Mike jetzt erwartungsvoll an. "Und was gefällt dir an dieser Situation nicht? Oder weißt du mehr als ich?"

Mike wurde jetzt wieder ganz aufgeregt. "Ich weiß in der Tat mehr. Ich habe schon mal ein wenig weiter gesehen und es ist eigentlich ganz einfach, Bender erschein erst am Morgen, sprich, wer auch immer ihn observiert, hat den ganzen Abend und die ganze Nacht Zeit. Nur gibt es natürlich keinen Sinn, wenn das Clark und Jimmy machen. Was sollen die beiden schon in einem geschmackvollen Apartment mit einer Flasche Champagner und sehr viel Zeit anfangen? Ich werde Perry überreden, dass er Lois statt Jimmy schickt. Jimmy wird schon noch seine Chance bekommen. Und wenn die beiden schon mal die Initiative ergreifen, dass sie ein Date verabreden, sollten wir doch alles tun, damit es auch wirklich geschieht. Auch wenn es 'nur' ein 'fast erstes Date' ist."

Wells konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dass Mike jetzt schon als Kuppler auftreten wollte, war schon bemerkenswert. "Und du willst schon wieder riskieren, gesehen zu werden?"

Doch auf diese Frage bekam Wells die gleiche Antwort wie schon zuvor. "Und?"

Wieder drehten sie die Zeit einen kurzen Moment zurück und Mike 'überredete' Perry zu dieser Observation Lois und Clark zu schicken. Dann besahen sie sich das Ergebnis. Nicht nur dass die beiden wirklich von ihrem 'fast ersten Date' sprachen, den ganze Abend über war diese prickelnde Spannung zwischen den beiden zu spüren. Die Funken sprühten nur so. Dies war wirklich ein 'fast erstes Date'.


***

Noch einige Monate später...

Lois saß an ihrem Schreibtisch und sah etwas verträumt durch das Redaktionsbüro. Sie ließ ihren Blick über Clark, Jimmy und Perry gleiten. Sie hatte wirklich all ihre Befürchtungen über Bord geworfen und hatte Clark um ein Date gebeten, nachdem Clark sie schon ein paar Mal darum gebeten hatte. Mit den Worten 'Clark, wir sollten es einfach tun' hatte sie ihn aufgefordert, in ihrer beider Terminkalender einen passenden Tag zu finden. Ob das richtig war? Sicher, da war etwas zwischen ihnen beiden, da war manchmal so ein Knistern und ein Kribbeln. Aber was würde nur danach kommen? Was würde passieren, wenn mehr daraus wurde? Und wenn es dann doch nicht klappen würde? Müsste einer von ihnen dann nicht die Redaktion verlassen, oder würden sie es schaffen, dann wieder wie einfache, normale Kollegen zusammen zu arbeiten, oder sich wenigstens zu respektieren?

Aber im Moment war dieses Date alles andere als sicher. Jimmy stand unter Mordanklage und war nur auf Kaution in Freiheit. Und es war Clarks und ihre Aufgabe, Jimmys Unschuld zu beweisen. Würde ihnen das gelingen? Aber darüber wollte Lois gar nicht nachdenken. Sie mussten es einfach schaffen, die nötigen Beweise zu finden. Nur das alles konnte sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. War es nicht furchtbar egoistisch, darüber nachzudenken, dass ihr erstes Date durch Jimmys Mordanklage gefährdet war?

Dann ließ sie ihren Blick zu Perry gleiten. Ihr Chef wusste eigentlich immer eine Antwort, aber in dieser Situation war selbst er etwas ratlos. Er versuchte Jimmy Mut zu machen und er hatte dafür gesorgt, dass der Planet die Kaution stellte, aber in diesem Moment war die Beweislast erdrückend.

Clark trat zu ihr und holte sie damit etwas unsanft aus ihren Tagträumereien. "Weißt du, wo Jimmy ist. Ich wollte ihn bitten, diese Listen für mich durchzusehen."

Lois sah auf. "Eben saß er noch an seinem Platz. Er ist sicher gleich wieder da."

Ein paar Minuten später kam Clark noch einmal zu Lois und fragte sie wieder, ob sie wüsste, wo Jimmy ist. Dann sah Clark Lois erschrocken an. "Du glaubst doch nicht, dass er...?"

"Clark, also wirklich. Das würde Jimmy nie tun. Er weiß, dass wir ihm vertrauen. Und er weiß außerdem, dass wir alles tun werden, um ihn da rauszuholen."

Clark ging zu Jimmys Schreibtisch, nahm von dort einen Zettel hoch und las ihn laut vor: "Entschuldigt mich bitte. Ich habe einfach zu große Angst, dass niemand beweisen kann, dass ich unschuldig bin. Sucht mich nicht - Jimmy."

Lois sprang entsetzt auf und lief zu Clark. "Oh nein, das glaube ich nicht. Aber so leicht kommt er uns nicht davon. Wir werden ihn suchen. Ich werde alle Adressen aufsuchen, wo er sein könnte..."

Clark rief hektisch zurück: "Und ich werde Superman bitten, uns zu helfen." Mit diesen Worten und dem bekannten Griff an seinen Hemdkragen verließ Clark kurz nach Lois die Redaktion.

Und sie kehrten erst in den frühen Morgenstunden zurück, Lois hatte jede ihr bekannte Adresse, die er irgendwann mal erwähnt hatte, aufgesucht. Aber von Jimmy keine Spur. Clark war genauso betrübt, weder Superman noch er hatten Jimmy finden können.

Müde und entmutigt saßen die beiden jetzt alleine in der fast dunklen Redaktion. Clark hob jetzt den Blick und versuchte ein Lächeln. "Wer war es noch, der sagte, dass die Chancen für unser Date sehr schlecht stehen würden?"

Lois war sehr froh, dass Clark dieses Thema ansprach. So war sie sich wenigstens sicher, dass nicht nur sie alleine daran gedacht hatte. Und das bei der wirklich schlechten Lage, in der ihr Freund Jimmy sich befand. "Ach Clark, irgendwann schaffen wir das schon." Aber es klang nicht sehr überzeugend.

***

"Herb, du wirst mir doch wohl zustimmen, das können wir nicht so lassen. Ich meine, sieh dir die Situation doch mal an, sie verabreden sich für ein Date, beide! Sie finden einen Termin. Und dann macht sich dieser Angsthase Jimmy auf und davon und es fällt alles ins Wasser. Wie lange wollen die beiden denn noch warten? Außerdem denke ich, die Zeit drängt, dieses Staatsanwältin ist nicht ungefährlich. Gar nicht davon zu reden, dass Jimmy in der Zukunft noch eine wichtige Rolle zu spielen hat."

Wells nickte. "Ja, diesmal stimme ich dir ohne jede Gegenwehr zu. Und wie ich dich kenne, wirst du wieder mal jemandem ins Gewissen reden, da du ja überhaupt keine Skrupel mehr zu haben scheinst, den Menschen direkt gegenüber zu treten."

Auch Mike nickte nun. "Natürlich. Und du weißt sicher auch wem ich gegenüber treten werde - oder?" Mit einem schelmischen Grinsen sah er Wells provozierend an.

"Nun, das ist diesmal wirklich nicht schwer zu erraten, Jimmy denke ich."

"Ja natürlich. Zumal die Beweise schon so offensichtlich herum liegen, dass es nur eine Frage von wenigen Stunden ist, bis Lois und Clark das Rätsel gelöst haben. Und dann können sie ihr Date haben - also, wollen wir?"

Wells brachte sie in der Zeit nur ein paar Stunden zurück, dann sprach Mike mit Jimmy, dass er die Nerven behalten sollte und sie besahen sich das Ergebnis. Es trat genauso ein, wie Mike es behauptet hatte. Lois und Clark deckten die Manipulation an Jimmys Wagen auf. Dann war für Lois und Clark noch genug Zeit sich umzuziehen und dann hatten sie ihr Date. Ihr erstes Date. Und es war ein wunderbares Date. Abgesehen davon, dass Lois noch mehr wie einen Tag brauchte, um sich auch wirklich auf dieses Gefühl einlassen zu können. Schlug sie ihm doch tatsächlich die Tür vor der Nase zu, nachdem Clark sie nach Hause gebracht hatte. Aber nur einen Tag später war sie bereit dafür. Auch wenn dieser Kuss dann überschattet war von dem Bombenattentat auf Mayson Drake.

***

Noch einige Monate später...

"Mar-tha..." Diese zwei Silben fielen Jonathan unglaublich schwer, er hatte nicht mehr die Kraft, ihren Namen in einem Atemzug auszusprechen. Martha hätte ihm so gerne gesagt, dass er still sein sollte. Dass er sich schonen, seine Kraft sparen sollte. Aber sie wusste instinktiv, sie würde ihn nicht davon abbringen können, ihr jetzt noch zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag. Er wusste sicher, dass er kaum noch Zeit hatte, sein Herz zu erleichtern, Sein Herz, in dem aller Wahrscheinlichkeit nach die Kugel steckte, die Jace Mazik auf ihn abgefeuert hatte.

Martha hielt ihren Mann im Arm und flehte um jeden Atemzug, den er tat.

Jonathan hatte Mazik provoziert, er hatte ihn beschimpft, hatte ihn angerempelt, nachdem Mazik Martha als langweilige Farmersfrau beleidigt hatte. Und Jonathan wollte doch sicher nur den Helden spielen, weil Martha die Sache mit dem Gutschein zum Hochzeitstag nicht wirklich begeistert aufgenommen hatte.

Dieser Metropolisbesuch war irgendwie von Anfang an schief gelaufen. Sie wollten ihren Hochzeitstag in Metropolis feiern. Und dann hatte ihr Jonathan diesen Gutschein in die Hand gedrückt, ein Gutschein für einen Costmart. Nach mehr als dreißig Jahren Ehe fiel ihm wirklich nichts besseres ein, womit er ihr eine kleine Freude machen konnte. Und er hatte ihre Enttäuschung sicher gespürt. Clark hatte sich zu diesem Gespräch diskret im Hintergrund gehalten. Nachdem Clark dann die Wohnung verlassen hatte, kamen Mazik und sein Handlanger Nigel St. John, die sie brutal entführt hatten.

Martha und Jonathan wussten vom allerersten Moment an, dass es bei dieser Entführung nur darum ging, Superman unter Druck zu setzen. Dass war es, was Clark all die Jahre über befürchtet hatte, dass war immer seine größte Angst. Wenn jemand herausbekam, dass Superman Eltern hatte, Freunde hatte oder eine Frau, die ihn liebte, so würden das immer die Personen sein, mit denen jeder Ganove dieser Welt Superman unter Drucke setzen konnte. Sie konnten in zwingen alles zu tun, jedes nur erdenkliche Verbrechen, oder aber jede geforderte Unterlassung. Sie wussten nicht, was Mazik von Clark fordern würde, aber sie hatten die Hoffnung, dass ihr Sohn alles tun würde, was notwendig war, um solchen Menschen wie Mazik das Handwerk zu legen.

Doch in der Ruhe ihrer Gefangenschaft war Jonathan nachdenklich geworden, in sich gekehrt hatte er kaum noch ein Wort mit ihr gewechselt. Martha kannte ihren Mann nur zu genau, er dachte darüber nach, dass sein Geschenk zum Hochzeitstag nicht so gut angekommen war bei ihr.

Maziks Beleidigung hatte dann bei Jonathan das Fass zum Überlaufen gebracht. Er wollte sein Versagen bei dem Geschenk durch sein heldenhaftes Verhalten revidieren. Aber Mazik war ein nervöser und bösartiger Geselle, der sich von Jonathan nichts vorschreiben lassen wollte, er zog auf Jonathans heftigen Ausbruch: "Sie beleidigen meine Frau nicht! SIE NICHT!", einen Revolver und drückte ab.

Geschockt sah Jonathan auf sein Hemd, was sich sofort rot färbte und brach zusammen. Martha war sofort zu ihm geeilt. Doch die stark blutende Wunde in seiner Brust ließ sie das Schlimmste ahnen. Und das alles wegen dieses vollkommen unwichtigen Gutscheins. Warum nur hatte er sich deswegen hinreißen lassen Mazik zu provozieren?

Martha versuchte ihre Tränen zurück zu halten, sie wollte Jonathan ihre Angst nicht zeigen. Sie hielt ihn einfach nur fest.

Jonathan schlug die Augen auf, sah sie mit ganz klarem Blick an und sagte mit brüchiger Stimme: "Martha... ich liebe dich... habe dich immer geliebt..." Ein leises Röcheln und sein Blick wurde leer.

Martha wusste augenblicklich, dass diese Worte sein Abschied waren, ein Abschied für immer.

Da saß sie nun auf dem Boden und wiegte den Mann in ihren Armen, der ihr Leben gewesen war. Und obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, keine Schwäche zu zeigen, vor Mazik und seinem Handlanger mit dem britischen Accent, suchten sich die Tränen jetzt doch ihren Weg.

***

Mike forderte Wells mit einer verzweifelten und provozierenden Geste auf zu diesem Geschehen seine Meinung zu äußern. Selber sagte er nichts, ganz so, als würde sich jeder weitere Kommentar erübrigen.

Wells schüttelte nur mit dem Kopf. "Was lässt sich Clarks Vater aber auch so in Rage bringen? Und dann von diesem Mazik, einem gewöhnlichen Juwelendieb."

"Weißt du was Herb?" Auch Mike stand das Unverständnis ins Gesicht geschrieben. "Diesmal habe ich nicht weiter in die Zukunft geschaut, um zu sehen, was passiert. Aber ich habe das Gefühl, dass wir hier an einem wichtigen Punkt für unsere beiden sind. Der Tod von Jonathan Kent ist eine ganz schreckliche Angelegenheit, aber ich habe irgendwie das Gefühl, wenn wir dafür sorgen, dass Clark nicht irgendwann um seinen Vater trauern muss, wird er irgendwas ganz wichtiges tun... Ich würde es so gerne ausprobieren. Es ist doch wirklich sehr einfach, ich muss nur Jonathan dazu bringen, die Nerven zu behalten. Was meinst du?" Er lächelte Wells erwartungsvoll und mit glitzernden Augen an.

"Oh Mike", nachdem Wells ihm gut zugehört hatte, schüttelte er wieder mit dem Kopf, doch diesmal sah er den jungen Mann amüsiert an, "du veränderst die Abläufe der Zeit wie andere Menschen eine Bouillabaisse kochen. Hiervon ein wenig mehr, davon etwas weniger... Aber meinetwegen, ich drehe die Zeit zurück und du machst Jonathan Kent klar, dass er mehr Stärke zeigt, indem er Ruhe bewahrt."

Dann besahen sie sich das Ergebnis: Lois bewies, dass sie auch ohne jede Superkräfte eine Heldin sein konnte. Sie machte Clark den Vorschlag, der Forderung Maziks, sie zu töten, nachzukommen, indem Clark sie mit seinem Atem einfror und so ihren Tod vortäuschte. Das Risiko, das sie dabei einging, war gewaltig. Aus der Kryptonitfalle, die St. John vorbereitet hatte, halfen ihm seine Eltern. Dann konnte Clark sie alle befreien und natürlich Lois vorsichtig wieder erwärmen.

Das emotionale Durcheinander diese Tages war Lois und Clark, als sie den Tag abends bei einem Spazierganz im Centeniel Park Revue passieren ließen, deutlich anzumerken. Lois stand ja nicht nur an der Schwelle des Todes, es war doch weit mehr. Und auch Clark war sehr aufgewühlt; er musste um seine Eltern zu retten das Risiko eingehen, Lois zu verlieren und das durch seine Hand.

Doch am Ende dieses klärendes Gesprächs erklärte Clark Lois nicht nur seine Liebe, er bat sie seine Frau zu werden.

Mike verschränkte die Arme vor der Brust und grinste Wells sehr zufrieden und sehr stolz an. Er sah ganz so aus, als hätte er genau das erwartet.


***

Noch einige Tage später...

Lois würde sich selbst immer als Spielerin bezeichnen. Sie spielte gerne. Sie liebte Herausforderungen und sie liebte es zu gewinnen, die besten Vorraussetzungen für eine Spielernatur. Und sie liebte Wetten. Die Möglichkeiten abschätzen, Wahrscheinlichkeiten abwägen und den Einsatz festlegen. Und wenn sie dann noch jemand wie Clark zu einer Wette herausforderte, das war einfach das größte Vergnügen.

Aber diese Wette... Lois konnte jetzt nicht auf eine Wette eingehen. Und schon gar nicht konnte sie auf eine Wette mit Clark eingehen. Und vollkommen unmöglich konnte sie auf diese Wette eingehen. Absolut unmöglich!

Perry drängte sie schon den ganzen Tag, mit Clark gemeinsam diese einsame Insel zu besuchen. Eine völlig langweilige, karibische Insel, mit nichts als einem Hotel drauf. Wahrscheinlich etwas Strand, viel Dschungel und lästigen Insekten. Das alles wäre ja noch erträglich. Aber sie konnte doch nicht mit dem Mann, der ihr vor ein paar Tagen einen Heiratsantrag gemacht hatte, zu dem sie immer noch nicht wusste, was sie sagen sollte, auf eine einsame Insel reisen. Womöglich geriet irgendetwas bei der Reservierung durcheinander und sie würden ein gemeinsames Zimmer bekommen - mit einem Bett! Oder was wäre, wenn sie plötzlich wusste, dass sie 'nein' sagen würde? Oder dass sie 'ja' sagen würde?

Sie konnte nicht mit Clark in den Urlaub fliegen, solange sie nicht wusste, was sie ihm sagen würde. Fliegen - das war das nächste Minenfeld. Clark war der Mann aus Stahl. Er war ein Außerirdischer. Schneller als eine Pistolenkugel. Als er unerreichbar erschien, da hatte sie von ihm geträumt. Aber jetzt, wo sie ihn haben konnte, fragte sie sich, ob es das war, was sie wollte?

Clark hatte sie provozierend angesehen, während er auf dem Fenstersims ihres Apartments stand, bereit zu irgendeinem Notfall zu fliegen. Er sagte er würde es schaffen, ein Wochenende ohne Superman, wenn sie es auch schaffen würde ein Wochenende ohne Arbeit...

Lois wusste genau, dass dies wirklich eine Wette, eine Herausforderung so ganz nach ihrem Geschmack war. Und die Lois von vor ein paar Wochen hätte sie auch mit funkelnden Augen angenommen. Aber sie konnte das gerade nicht. Nicht jetzt. Nicht in dieser Situation. Nicht mit dieser Frage im Raum.

Sie nahm sich ein Stück perfekt temperierten, französischen Brie und sagte laut und bestimmt: "Nein Clark, ich werde diese Wette nicht annehmen. Da kann sich Perry auf den Kopf stellen - und du auch!" Dass Clark bereits losgeflogen war und sie nicht mehr hören konnte, störte sie dabei nicht. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Das war in diesem Augenblick erst einmal das Wichtigste.

***

"Nun, da du mich an diesen Punkt gebracht hast, denke ich, diese Situation passt dir nicht..." H.G. Wells hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und sein Kinn in die rechte Hand gestützt. Neben ihm stand Mike und beide sahen sie mit ernstem Gesicht auf Lois, die vollkommen unbeweglich auf ihrem Sofa saß. Aber auch wenn sie nicht in diesem Stillstand der Zeit gefangen wäre, würde sie genauso ruhig dasitzen. Sie wirkte resigniert und nachdenklich.

Mike begann schon wieder in dem Kristall hin und her zu laufen. "Herb, ich bitte dich." er sah seinen Begleiter vorwurfsvoll an. "Eine karibische Insel, Sonne den ganzen Tag, das blaue Meer, weißer, feiner Strand... Was kann denn noch romantischer sein? Und dann schlägt Lois eine Wette aus - Lois! Ich denke, ich werde meine Überredungskünste diesmal ihr zukommen lassen." Zufrieden sah er Wells an.

Dieser lächelte nun. "Langsam kennen sie dich aber alle..."

Mike schien das nicht weiter zu kümmern. "Und?", war alles, was ihm dazu einfiel.

Wieder drehten sie am Rad der Zeit. Mike trat Lois gegenüber und zeigte ihr alle Vorzüge von Herausforderungen und dem Gefühl des Gewinnens bei Wetten und beim Spiel. Er ließ Erinnerungen in ihr aufsteigen von ihren Triumphen in der Vergangenheit, von knapp gewonnen Spielen und heiklen Wetten. Lois lernte bereits früh, wie süß ein Sieg schmecken kann.

Dann besahen sich dann das Ergebnis und waren wirklich zufrieden. Lois und Clark ließen sich von der Situation verzaubern und erlebten einfach eine romantische Zeit. Doch sie wären nicht Lois und Clark, wenn es da nicht auch den wahnsinnigen Bösewicht gäbe, den es zu erledigten galt. Aber Spencer Spencer war wirklich nur für eine kurze Zeit ein ernstzunehmender Gegner für sie.


***

Noch einige Monate später...

Der bläuliche Kristall schwebte in der Luft, Mike und Wells standen still darin und besahen sich die erstarrte Situation. Sie befanden sich in einem abgeschlossenen Raum ohne Fenster, dafür aber mit sehr viel Sicherheitsmaßnahmen. Der Boden war mit Kontaktdetektoren ausgestattet. Es gab diverse Kameras und am Ende des Raumes gab es eine Art Sicherungs­kasten, der all diese Technik steuerte. Dann standen in diesem Raum zwei gläserne Kästen, mit einer Grundfläche von etwa zwei mal drei Meter, von denen der eine mit Sprengstoff gespickt war. In dem gläsernen Kasten mit dem Sprengstoff darunter lag Lois und schlief. In dem anderen Glaskasten saß Superman nachdenklich, er machte den Eindruck, als würde er sich das Hirn zermartern, seinem wirklich sehr ernsten Blick nach zu urteilen.

Mike und Wells waren ihrerseits auch ganz still, bis Mike endlich das Schweigen brach. "Herb, er weiß nicht, was er machen soll. Und es gibt wirklich nur eine Möglichkeit aus diesem Käfig herauszukommen. Die Lakes haben ihn fast perfekt konzipiert - fast... Aber er weiß nicht, wie er es machen soll."

Wells sah den jungen Mann skeptisch an. "Du willst doch nicht schon wieder...?"

"Ja sollen wir denn warten, bis er irgendetwas anderes versucht und sie in die Luft jagt? Es geht nur, indem er vibriert - heute eine ganz bekannte Technik, aber die Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts kennen sie noch nicht. Und Clark ist ein Mensch, oder eher ein Bewohner der Erde des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich werde es ihm sagen... müssen."

Wells schüttelte amüsiert den Kopf. "Oh-oh Mike, bis auf die beiden Mütter haben dich dann bereits alle gesehen..."

Mike winkte diesen Einwurf geflissentlich ab. "Und? Kann ich etwas dafür? Also."

Diesmal konnte Mike direkt in die angehaltene Zeit einsteigen, konnte er mit diesem Kristall doch sowohl in der Zeit reisen wie auch im Raum. Sicher war es ein kurioser Anblick für Clark. Mike stieg aus dem Kristall aus direkt zu Clark in den Glaskasten. Dann ließ Wells die Zeit weiterlaufen. Für Clark sah es also so aus, als wäre Mike von einem Augenblick zum nächsten aus dem Nichts aufgetaucht. Er erklärte dem überrascht dreinblickenden Clark nur, dass er ihm helfen wollte, dass er ihm nicht wirklich sagen konnte, woher er kam und bevor Clark noch anfing weiterreichende Fragen zu stellen, erläuterte er ihm die Vibrationstechnik und wie er sie für sich nutzen könnte. Dann holte ihn Wells aber auch schon wieder ab. Was aber für Clark so aussah, als wäre der merkwürdig gekleidete Mann, der wie im Traum urplötzlich aus dem Nichts erschienen war, auch genauso wieder verschwunden.

Wells und Mike beobachteten gespannt, was Clark nun machte.

Clark saß noch eine Weile in dem Kasten, aber jetzt nicht mehr so unbeweglich. Er blickte hektisch hin und her als suchte er den Besucher, nachdem Mike Clarks Gefängnis wieder verlassen hatte. Aber nach wenigen Minuten rief Clark nach Lois, um sie zu wecken. Er erklärte ihr seinen Plan, Clark schien Mikes Anregung durchdacht und akzeptiert zu haben.

Lois wollte ihm die Idee noch ausreden, sie meinte, es sei zu gefährlich. Doch Clark ließ sich jetzt, nachdem er einen ersten Test nur mit seinem Arm erfolgreich versucht hatte, nicht mehr aufhalten.

Clark vibrierte so stark, dass sich die Molekularstruktur seines Körpers auflöste und dieser Verband an losen Molekülen konnte die Barriere des Glasgefängnisses passieren, ohne einen Alarm auszulösen. Mit letzter Kraft deaktivierte er den Sprengsatz unter Lois' Glasgefängnis. Gemeinsam nahmen sie die Lakes fest und so hatten sie auch dieses Abenteuer unbeschadet überstanden.

Mike und Wells nickten sich zufrieden zu.


***

Noch einige Monate später...

Lois sah Clark an und verdrehte die Augen. Sie war nervös, ihre Mutter war bissig und unglaublich negativ. Ihr Vater bezog wie immer keine Stellung und zuckte nur mit den Schultern. Die Reservierung der Hotels hatte nicht geklappt und so waren sie verdammt, mit beiden Elternpaaren den Abend in Clarks Wohnung zu verbringen. Dies war ganz sicher nicht die Stimmung, die sie sich gewünscht hatte, um sich auf den schönsten Tag ihres Lebens vorzubereiten. Clark und sie wollten am morgigen Tag heiraten. Endlich hatten sie diesen Punkt erreicht und jetzt sorgte Ellen Lane dafür, dass die ganze Atmosphäre vergiftet wurde.

Lois flüsterte Clark zu: "Sie tut gerade so, als wäre es mein persönliches Versagen, dass die Hotelreservierung nicht geklappt hat."

Clark versuchte sie liebevoll zu trösten: "Lass dich nicht ärgern von deiner Mutter, Schatz."

Lois schnaufte, Clark hatte gut reden. "Pah. Das sagst du einfach so. Aber glaube mir, sie wird sticheln, bis alle schlechte Laune haben."

Clark versuchte sein überzeugendstes Lächeln. "Ich glaube nicht, dass sie meine Mutter aus der Ruhe bringen wird. Lois, lass dich doch nicht von ihr nervös machen." Er wollte sie in den Arm nehmen, aber Lois wehrte ihn ab.

Als sie dann beide wieder zu den anderen gingen, waren Ellen Lane und Martha Kent in eine hitzige Diskussion verwickelt. Ellen sagte gerade: "Männer heiraten doch nur, damit ihnen jemand die Suppe kocht."

Bevor Martha darauf reagieren konnte, was sie gerade im Begriff war zu tun, antwortete Lois und das sogar mit einem Lächeln auf den Lippen: "Nun, dann hätte Clark aber eine schlechte Wahl getroffen. Aber Mutter, vielleicht heiratet er mich einfach, weil er mich liebt."

Ellen lachte ein böses Lachen. "Liebe... du meinst diese prickelnde, körperliche Anziehung hält lange an? Glaube mir, nach einer gewissen Zeit bleiben da nur noch die Schulbrote für die Kinder und schmutzige Socken. Und er? Er sieht sich nach jüngeren um." Ellen Lane sah zwar Lois an, aber ihr Vater drückte sich mit einem sehr betretenen Gesichtsausdruck in die hinterste Ecke.

Martha rief erhitz aus: "Mein Sohn macht so etwas nicht..."

Gleichzeitig sagte Lois leise: "Ich weiß, dass ich mich auf Clark verlassen kann." Sie hätte sich nur gewünscht, dass es überzeugender geklungen hätte.

Das war das richtige Stichwort für Ellen. "Pah, was glaubt ihr denn, wer er ist? Superman, oder wie? Er ist ein Mann wie jeder andere auch und er wird genauso wie alle Männer reagieren..."

Lois hatte genug gehört, während Martha bereit war für ihren Sohn, wie eine Löwin zu kämpfen, zog Lois Clark am Ärmel auf seine Terrasse. Sie schloss die Tür, um das Gekeife der aufgebrachten Mütter nicht mehr mitanhören zu müssen. Dann sah sie Clark verzweifelt an. "Clark, lass uns... durchbrennen... Nimm mich auf den Arm und lass uns fortfliegen..."

Aber Clark sah sie überrascht an. "Lois, das können wir doch jetzt nicht machen, deine Eltern sind da und meine. Morgen kommen noch mehr Leute..."

"Clark" Lois' Stimme hatte jetzt schon so einen spitzen Ton, der Clark genau sagte, dass Vorsicht geboten war. "Noch eine Minute länger da drinnen und ich drehe wirklich durch. Die einzigen Leute, die auf dieser Hochzeit sein müssen, sind du und ich..."

***

Mike stand in dem Kristall mit verschränkten Armen und versteinerter Miene. Er sah Wells durchdringend an.

Wells war nun derjenige, der für seine Verhältnisse fast etwas aufgebracht wirkte. "Ja, ja, ich denke du hast Recht. Dies ist wirklich eine Situation zum Eingreifen. Es ist schon erstaunlich, dass diese Situation so leicht eskalieren konnte. Dass Ellen ein wenig die Nerven verliert, damit war ja zu rechnen, aber Martha? Sie, die doch eigentlich immer die Besonnene und Vernünftige ist. Wirklich erstaunlich. Und? Wirst du Lois und Clark wirklich durchbrennen lassen? Oder wirst du die schicksalhafte Situation nutzen und beide Mütter überzeugen. Dann hättest du wirklich mit allen gesprochen...?"

Mike sagte dann mit einem sehr ernstem Gesichtsausdruck: "Definitiv die Mütter! Clark würde sich sicher zum Durchbrennen überreden lassen von Lois. Aber er ist ein Familienmensch, es würde ihm im Nachherein immer ein wenig leid tun, ohne die Familien geheiratet zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein guter Start wäre."

Wells lächelte ein wenig. "Nun, Martha zur Vernunft zu bringen, dürfte nicht so schwer sein, aber Ellen...?"

Mike sah Wells immer noch mit todernsten Blick an. "Genau das ist das Problem. Um Martha mache ich mir keine Gedanken, sie ist eine Frau, die vernünftigen Argumenten zugänglich ist. Wahrscheinlich ist sie an diesem Abend nur etwas gestresst und vielleicht hat ja auch sie mal schlechte Laune. Ihr werde ich etwas gut zureden, das wird schon klappen. Nein, das große Problem ist Ellen Lane. Diese Frau ist so... negativ. Aber wundert es dich, bei ihren Erfahrungen? Für sie werde ich alle Register ziehen müssen, einfaches Überreden wird da nicht reichen, Suggestion und Hypnose werde ich auch mit heranziehen. Glücklicherweise sind unsere Techniken da etwas subtiler und ausgereifter als in in der Zeit, in der wir uns gerade bewegen. Also machen wir uns an die Arbeit. Herb, programmierst du bitte die Zeitmaschine. Ich beginne mit Martha und dann, als letzte große Aufgabe, so hoffe ich: Ellen Lane." Mike seufzte.

Als Mike einige Zeit später wieder zurück in den Kristall kam, wirkte er müde und abgespannt, es schien wirklich ein hartes Stück Arbeit gewesen zu sein. Doch dann besahen sie sich das Ergebnis seiner Arbeit.

Der Abend war dann trotz der fehlerhaften Hotelreservierungen ganz entspannt verlaufen. Am nächsten Tag ließ Ellen noch mal ihr altes Wesen erkennen als sie ihrer Tochter mitteilte, sie würde nicht zu ihrer Hochzeit kommen. Aber es gelang Lois vergleichsweise leicht, sie davon zu überzeugen, dass sie ihre Mutter auf ihrer Hochzeit einfach erwarten würde. Die gemeinsame Ermittlungsarbeit gegen Dr. Mamba half durchaus auch dabei. Lois und Clark ließen mal eben im Nebenschluss die Clon-Affäre um den Präsidenten auffliegen um dann zu ihrer Hochzeit zu eilen.

Wells lächelte zufrieden, während sie das 'Ja-Wort' von beiden gehört hatten, getraut von Perry, einem ihrer besten Freunde. Nun war alles gut, so schien es ihm.

Doch Mike legte ihm mit einem wirklich besorgten Gesicht die Hand auf den Arm. "Herb, dies ist nicht das Happyend... Diese Ehe geht alles andere als gut, denn die Frau, die wir da gerade sehen... ist nicht Lois."

"Was?!" Wells war wirklich bestürzt. "Das ist nicht Lois? Aber sie sieht aus... Oh, nein, es ist ein Clon! Mike! Das können wir nicht so lassen. Das ist unmöglich."

Mike sprach jetzt unbeirrt und ruhig: "Ich habe nachgesehen, ich weiß was passiert. Und ich habe mich schweren Herzens entschieden, es genauso weiter laufen zu lassen. Zum einen, weil sie es schaffen. Zum anderen, weil es sie wieder einmal stärker macht, auch wenn es diesmal wirklich ein langer und schwerer Weg ist. Und nicht zuletzt, weil sie diesmal wirklich Lex Luthor besiegen."

Wells blieb für einen kurzen Moment die Luft weg. "Lex Luthor...?!"

Mike nickte stumm.


***

Noch einige Monate später...

Mike und Wells standen in dem Kristall, doch diesmal schauten sie nicht auf eine stillstehende, eingefrorene Szenerie. Alles um sie herum bewegte sich. Sie waren mitten im laufenden Zeitgeschehen. Und beide waren offensichtlich sehr aufgeregt.

Mike wippte von einem Fuß auf den anderen. "Und Herb, wenn da auch nur die kleinste Kleinigkeit schief geht, wenn irgendjemand es wagt, Cloning, verliebte Psychiater, Kidnapping, Geister, Flüche oder was auch immer, wenn da jemand kommt, den die beiden nicht selber aus dem Weg räumen können, dann soll der mich aber kennen lernen."


Es war ein sonniger Morgen in Metropolis. Lois und Clark waren gemeinsam auf dem Weg in den Planet und kauften sich jeder einen Kaffee.

"Da! Was ist das für ein alter Mann? Der Kaffeeverkäufer ist doch eigentlich ein junger Mann."

Wells machte ein erzürntes Gesicht. "Pst! Sei doch mal still. Ich verstehe ja kein Wort."


Der Mann, der Lois und Clark den Kaffee verkauft hatte, sagte mit einem freundlichen Lächeln: "Ich bin Mike."

Daraufhin lächelte erst Clark und dann sogar Lois. Dieser Mann schien etwas beruhigendes an sich zu haben, wenn er es so leicht schaffte, selbst Lois die Nervosität für einen Augenblick vergessen zu lassen.

Mike sah Wells an, es machte fast den Eindruck als sei ihm dies gerade peinlich. "Ich weiß", sagte er entschuldigend, "Mike ist ein Allerweltsname. So heißen viele..."

In diesem Moment grinste Wells. "Du erkennst ihn wirklich nicht?"

Mike hatte offensichtlich keine Ahnung, worauf Wells hinaus wollte. "Wen? Ich weiß gar nicht, was du meinst. Moment... Du glaubst... Nein! Der Mann dort ist steinalt..."

Wells grinste immer noch. "Sieh ihm in die Augen."

Es dauerte einen Moment, bis Mike wirklich erkannte, was Wells meinte, bis er es wirklich akzeptieren konnte, dass dieser Mike, der Lois und Clark gerade einen Kaffee verkauft hatte, sein älteres Ich war. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll..."

Wells, der im Zeitreisen doch um einiges erfahrener war als dieser junge Mann hier, hatte wirklich seinen Spaß an dieser Unterhaltung. Für Wells war es wirklich auch nicht das erste Mal, dass er an so eine Grenzbegegnung eines Zeitreisenden stieß. Er grinste. "Nun, sag doch einfach, schön zu wissen, dass ich eine Zukunft habe." Wells war sich bewusst, dass Mike in diesem Moment für die Doppeldeutigkeit dieses Satzes die Aufmerksamkeit fehlte. Es war schon ein besonderes Erlebnis, sich selbst als alten Menschen sehen zu können.

Aber jetzt hatten sie beide die Zuversicht, dass wirklich alles gut werden würde. Obwohl Myrtle Beech, die Hochzeitszerstörerin ausgebrochen war. Obwohl der Klatschreporter Leo Nunk seine Sensationsgier mit dem Leben bezahlen musste. Obwohl Lois mal wieder alle Vorsichtsmaßnahmen ignorierte und alleine in das Haus von dem Psychiater Dr. Voyle Grumman einbrach, um die notwendige Recherche zu Myrtle Beechs Persönlichkeit zu erhalten. Und obwohl die Hochzeitszerstörerin wirklich drauf und dran war, die Hochzeit von Lois und Clark zu zerstören. Und nicht nur das, für einen kurzen Moment hielt sie wirklich das Leben von Lois in ihren Händen. Immer war der ältere Mike zugegen - und alle erkannten ihn auch wieder.

Und dann beobachteten Wells und Mike entspannt, wie sich beide Elternpaare, Perry und Jimmy und natürlich Lois und Clark auf diesem sonnenbeschienenen Hügel einfanden, wo sich Lois und Clark dann wirklich und wahrhaftig das 'Ja-Wort' gaben.

Wells atmete zufrieden einmal tief durch. "Ach, schön. Für diesen Moment haben wir uns all die Mühe gemacht."

Als Mike sah, dass sein älteres Ich diese denkwürdige Trauung durchgeführt hatte, konnte er einen gewissen Stolz nicht verbergen. Aber warum auch, das war doch durchaus etwas, auf dass er stolz sein konnte.

"Ach Herb, bevor ich es vergesse. Es gibt da etwas, um das ich dich bitten würde. Jetzt, nachdem dieser Schritt endlich gelungen ist und die beiden endlich verheiratet sind und vor dem nächsten... ähm Schritt stehen. Ich habe natürlich schon mal wieder in die Zukunft geschaut, also, es geht um den Vollzug der Ehe, da sollten wir wirklich etwas tun und ich glaube einfach, dass sie dir, da du einfach etwas älter bist, eher vertrauen werden."

Wells hob seine Augenbrauen und sah Mike gespannt an. "Aha. Sprich, die beiden werden uns auch weiterhin auf Trapp halten. Nun denn..." Wells setzte seine Fingerspitzen aufeinander, lächelte zufrieden und sagte: "Gut, dann lass uns sehen, was als nächstes passiert."


***

Nur eine Stunde später...


Mike drehte sich selbstzufrieden zu Wells um und sagte zu ihm: "Ich denke, für den Moment wäre es das..." Es fiel ihm sichtlich schwer, sich von den inzwischen so lieb gewonnenen Protagonisten zu trennen. Doch dann fiel ihm noch etwas ein. "Herb, was ist mit dem Vollzug...?"

Wells lächelte. "Das hat mein jüngeres Ich längst erledigt."

Mike sah noch eine Möglichkeit den anstehenden Aufbruch noch etwas aufzuschieben. "Wie hast du das gemacht? Ein jahrhundertealter Fluch ist etwas, womit ich es noch nie zu tun hatte." Gespannt sah er Wells an.

"Das erzähle ich dir vielleicht morgen, oder vielleicht gestern... Ich denke, wir sollten; die Prüfungskommission wartet."

Erstaunlicherweise zeigte Mike jetzt doch Unsicherheiten. Mit gesenktem Blick sah er Wells an. "Die Prüfung, ja. Hast du einen Bericht geschrieben?"

"Auch das ist längst erledigt."

Mike wirkte nervös. "Was steht drin?"

Doch H.G. Wells ließ sich nicht erweichen. "Du wirst zufrieden sein und die Prüfungskommission auch. Lass uns gehen..."



ENDE





Danksagung
: mein Dank geht an meine beiden Betas, Lara Joelle Kent und KitKaos. Von den beiden kamen für diese Story so unglaublich viele und gute Ideen, ohne die diese ganze Story gar nichts wäre. Beide führten mich unglaublich gut, soweit ich das beurteilen kann, durch Orthographie, Interpunktion und neue deutsche Rechtschreibung. Und beide feilten sie immer an meinen Formulierungen. Besonders KitKaos fordern mich immer wieder auf auszuformulieren, wo ich viel zu schnell durch Geschehnisse durchjagte. (Nicht zu vergessen der Hinweis von Ulrike, mehr zu beschreiben. Auch das habe ich mir zu Herzen genommen)

Von Mellie stammen wirklich die Hälfte der Szenarien und hätte ich sie nicht irgendwann gebremst (hallo... ich soll das alles schreiben...) hätte sie immer weitere 'produziert'. Danke dafür. Obwohl ich an dieser Stelle darauf hinweisen sollte, dass die Bösartigkeit des ersten Szenario, Superman/Clark sterben zu lassen meine Idee war.

Von KitKaos stammt die Idee, für die Titel tatsächlich erschienene Veröffentlichungen von H.G. Wells zu verwenden, witzigerweise handelt es sich dabei nicht nur um Romane, sondern auch Sachbücher sind dabei. Nachdem ich dann gesehen habe, was der Mann alles geschrieben hatte, war ich völlig begeistert davon.

Und dann KitKaos Fragen! Oh nein (!) kann ich da nur sagen, diese 'Warum?', 'Welche?', 'Wie sagt sie das?', 'Woher weiß er das?', 'Was heißt das für Lois' Gefühlslage?', 'Woran sieht Lois das?' und so weiter. Die haben mich manchmal Stunden gekostet, aber für jede einzelne dieser Fragen bin ich ihr dankbar!

Und dann muss ich einfach noch mal darauf hinweisen, was ich den beiden da zugemutet habe, es sind immerhin 95 Textseiten, und die beiden haben sich da wirklich unermüdlich Zeile für Zeile durchgekämpft.

Ein riesiges Dankeschön auch an meinen armen Mann, der sich alle möglichen Theorien anhören musste, dem ich jedes Szenario erzählt habe (obwohl ich nicht austesten möchte, wie gut er mir zugehört hat ;-) ), der mir alle medizinischen Fragen beantwortete und das alles, obwohl er Superman und alles was damit zu tun hat, überhaupt nicht leiden kann und auch überhaupt nicht daran interessiert ist. Ich weiß, dass er das nur für mich tut. Danke mein Liebster!

Und letztlich muss ich euch Lesern danken. Mit den Kommentaren und dem FDK, dass ihr mir zwischenzeitlich schon gegeben habt, mit dem ihr gezeigt habt, dass ihr mitfiebert, aber auch mit dem verständnislosen Äußerungen (Anne, wie kannst du nur? Lass sie endlich NEIN sagen...) habt ihr mich wirklich unglaublich motiviert. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Danke!


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