Eine Sekunde
Verfasst: Do 4. Aug 2011, 20:56
Es gibt doch tatsächlich noch ein paar ältere Fanfictions, die ich hier auf diesem Board noch nicht gepostet habe. Das möchte ich hiermit nahholen.
Wie weit würde Lex Luthor wirklich gehen, um seinen Erzfeind Superman zu erniedrigen, ihn zu vernichten? Und welchen Preis würde er dafür zahlen müssen?
Diese Geschichte nimmt ihren Anfang in der Folge 3.17 'Seconds', 'Lois mal drei'. Es ist mal wieder so eine Was-wäre-wenn-es-ganz-ganz-anders-gewesen-wäre-Geschichte
Zum Inhalt: Clark kommt in das Versteck von Lex Luther und sieht dort auch Lois, die aber denkt, sie sei Wanda Detroid. Es kommt zu einer tragischen und folgenschweren Auseinandersetzung zwischen den Kontrahenten...
Für mich persönlich ist dies eine ganz besondere Story. Ich habe sie am 23.9.07 begonnen zu posten. Nachdem ich dann den zweiten von fünf Teilen eingestellt hatte, hat sich mir jemand als Beta angeboten – und zwar KitKaos. Sie hat sich wohl damals gedacht, dass ich noch einiges tun müsste – und sie hatte Recht. Heute finde ich, der Bruch zwischen dem zweiten und dritten Teil ist schon recht deutlich. Mit der Zeit hat KitKaos fast jede meiner Storys vorab gelesen. Ich habe unendlich viel von ihr gelernt und lerne noch immer. Neben allem, was uns heute persönlich verbindet, bin ich ihr unglaublich dankbar für ihre Hilfe was meinen Schreibstil angeht. Vielen lieben Dank, KitKaos!
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.
Eine Sekunde
Clark erreichte das Gewölbe unter der stillgelegten U-Bahn und sah Lex Luthor mit einem dämonischen Grinsen und unweit davon stand Lois und hielt den Quanten-Auflöser in der Hand.
Lois stand etwas unschlüssig da, doch als sie Clark erblickte, hob sie den Quanten-Auflöser an und zielte auf ihn. Aber sie zögerte, als könnte sie es nicht über sich bringen, auf ihn zu schießen. Und das war auch gut so. Lex hatte ihm nur eine Stunde vorher demonstriert, was diese Waffe anrichten konnte und dass sie ihn durchaus töten konnte.
Aber warum zielte sie auf ihn? Hatte Lex sie wirklich so sehr manipuliert, dass sie wirklich nicht mehr wusste, wer er war? Was sie beide füreinander empfanden, oder irgendwann mal empfunden hatten? War der diabolische Einfluss von Lex wirklich so groß, dass sie alles, was einmal war, vergessen hatte? Dass sie nichts mehr von dem Gefühl wusste, dass sie einmal verband? Dass das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen ihnen vollkommen vernichtet war?
Doch Clark hatte keine Zeit, diesen Gedanken noch weiter zu verfolgen, Lois aktivierte die Waffe. Aber kurz bevor sie ihn anvisierte schloss sie angewidert die Augen und schoss blind. Sie verfehlte dabei natürlich ihr Ziel.
Clark war vollkommen geschockt, sie hatte wirklich auf ihn geschossen, wenn sie auch nicht gezielt hatte, so hatte sie doch durch den blinden Schuss in Kauf genommen, ihn zu treffen. Der Schuss schlug nur wenige Zentimeter von Clark entfernt ein.
Entsetzt realisierte Lex, dass Lois Clark verfehlt hatte, weil sie blind geschossen hatte. Eine unglaubliche Wut machte sich in ihm breit. Sein Plan war zunichte gemacht und das konnte ein Lex Luthor auf keinen Fall ertragen. Lex brüllte Lois mit einer ungebändigten Wut an: "Lois schieß, erschieß in gefälligst!"
Doch Lois sah Lex entsetzt an, verwirrt, sie hatte Zweifel, Moral, irgendetwas was sie davon abhielt zu tun, was er von ihr verlangte. Das wiederum sah Lois ähnlich, selbst in einer Amnesie noch Moral zu haben, aber sonst hatte Clark das Gefühl, dass nichts an dieser Frau, ihn an die Lois erinnerte, die er kannte. Lex Wutausbruch bewirkte bei Lois nur, dass sie die tödliche Waffe angewidert sinken und sie dann auf den Boden fallen ließ. In Lois Gesicht standen in diesem Augenblick alle Fragen dieser Welt.
Aber Lex Luthor wäre nicht Lex Luthor, wenn er nicht auch für diese Situation noch einen Plan 'B' hätte. Er sprang an Lois Seite, stieß sie brutal beiseite und nahm die Waffe vom Boden. Er zielte auf Superman und drückte ab. Doch Clark wusste noch zu gut um die Gefährlichkeit dieser Waffe und bewegte sich blitzschnell aus dem Schussfeld. Er war noch immer etwas entkräftet von dem Beschuss auf seinem Balkon, aber nicht so kraftlos, um sich nicht in Sicherheit bringen zu können. Lex versuchte vergeblich ihn zu treffen, aber Clark war glücklicherweise immer schneller und konnte ihm jedes mal ausweichen. Doch dann zielte Lex sehr sorgfältig und ganz ruhig, mit einem teuflischen Grinsen nahm er Clark ins Visier. Clark ahnte, dies war der alles entscheidende Schuss. Aber Lex drehte sich dann mit der schussbereiten Waffe blitzartig zu Lois um, die die ganze Zeit fassungslos und handlungsunfähig neben ihm stand und drückte ab! Der Quanten-Auflöser traf Lois und im Bruchteil einer Sekunde zeigte sie noch ein entsetztes Gesicht, um im nächsten Augenblick in Agonie zusammenzubrechen.
Clark sah Lois Zusammenbrechen in Zeitlupe, sein Gehör versagte vollständig, er sah nur noch, wie sie ganz langsam zu Boden fiel, alles andere in seinem Blickfeld verschwand. In seinem Fokus sah er nur noch Lois, die in einer unendlichen Langsamkeit zu Boden sank. Clark wollte schreien, aber seine Kehle war zugeschnürt, kein Laut brachte er hervor. Er wollte zu ihr stürmen, wollte nur noch bei ihr sein, doch auch seine Bewegungen unterlagen einer unendlichen Langsamkeit. Trotz allem bewegte er sich Meter für Meter weiter auf Lois zu, die Gefahr, die immer noch von Lex ausging, ignorierend. Doch diese wenigen Meter bis zu ihr schienen Stunden zu brauchen, so langsam bewegte er sich scheinbar durch den Raum. Als er nach einer schier endlosen Zeit endlich bei Lois auf dem Boden liegendem Körper angelangt war, vernahm er keinen Herzschlag mehr, keine Atmung. Alles Leben war bereits aus ihrem Körper gewichen.
Clark wollte sie mit den Händen greifen, als wollte er ihre Lebensgeister zurück beschwören, doch sie löste sich unter seinen Händen in ein nicht mehr greifbares Nichts auf - eine perfide Wirkung des Quanten-Auflösers. Er griff immer weiter nach ihr, er wollte sie nicht gehen lassen, auch nicht ihren toten Körper, aber dennoch löste sie sich vor seinen entsetzten Augen immer weiter auf, bis sie vollständig verschwunden war.
Nichts war von ihr geblieben, nicht ein einziges Molekül, während Clark noch immer verzweifelt die Stelle abtastete, an der sie gerade noch gelegen hatte. Aber sie war weg. Vernichtet. Vollständig aufgelöst. In Zeit und Raum verloren. Nur eine Sekunde und es endete alles, was von Bedeutung war.
Das erste, was dann aus der bitteren Realität, in Clarks Bewusstsein drang, war dass das U-Bahn-Gewölbe mit einem unglaublichen Getöse jetzt zusammenbrach, der Beschuss von Lex mit dem Quanten-Auslöser, musste es so beschädigt haben, so dass es nun vollkommen instabil war. Lex war nirgendwo zu sehen, aber es gab keine Fluchtmöglichkeit für ihn.
Clark war klar, dass er diesen Ort verlassen musste, wenn er überleben wollte, aber was gab es für einen Anreiz zum Überleben? Sollte er sich nicht hier einfach begraben lassen, hier wo Lois vor seinen Augen gestorben war? Hier, wo er alles verloren hatte, jeglichen Sinn, all das, was Leben für ihn bedeutete? So würde er wenigstens das Grab mit ihr teilen.
Clark spürte bereits die ersten Gesteinsbrocken, die ihm auf den Rücken fielen, spürte wie ihm die Tränen über die verstaubten Wangen rannen.
Er war bereit alles aufzugeben, sich einfach in dem Chaos fallen zu lassen und sich von Tonnen von Beton begraben zu lassen, als eine vertraute Stimme von ganz fern an sein Ohr drang, eine Stimme, die seinen Namen rief, eine vertraute Stimme. Doch warum sollte er diesem Ruf folgen, welchen Sinn hatte es noch?
~~~
Martha Kent war glücklich, dass der Lois-Klon sie in ihrem Gefängnis gefunden hatte, sie hörte von dem Kampf zwischen Lex und Superman, einem Kampf auf Leben und Tod zwischen ihrem Sohn und Lex Luthor. Und dass deren Ende durchaus offen war, hatte Lex ihnen ja vorher sehr eindringlich bewiesen. Es machte sie halb wahnsinnig, Clark weder helfen zu können, noch zu erfahren, was dort in dem angrenzenden Gewölbe passierte. Obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie ihm hätte helfen können. Aber alles wäre besser, als hier zur Untätigkeit verdammt an diesem Pfeiler gefesselt zu stehen.
Um so hoffnungsvoller war sie jetzt, als sie den Lois-Klon erblickte. Schnell löste sie ihr die Fesseln und sofort lief Martha dorthin, wo sie eben noch die rivalisierenden Stimmen von Lex und Clark hörte. Sie rief laut und verzweifelt nach ihrem Sohn, doch kaum dort angekommen, brach das Gewölbe mit einem lauten Getöse zusammen. Martha hätte sich in Sicherheit bringen müssen, aber sie blieb wie angewurzelt stehen.
Dann wurde es leise, die Staubwolke nahm ihr jede Sicht, nahm ihr die Luft zum Atmen und mit einem Mal hörte sie langsame Schritte. Eine winzige Hoffnung keimte in ihr auf und tatsächlich schritt ihr aus der Staubwolke langsam und mit schleppenden Schritt Clark entgegen. Es war völlig grau, wie der Staub, der sich nun langsam legte. Doch als Martha ihrem Sohn dann in die Augen blickte, war sie sich nicht sicher, ob Clarks Farblosigkeit von dem Staub herrührte. Aus seinem Blick war jede Hoffnung gewichen. Oh nein, sollte dass etwa bedeuten, dass Lois... Martha konnte noch nicht mal den Gedanken zu Ende denken, so schmerzte sie diese Vorstellung.
Aber ein Blick auf Clark, in seine verzweifelten Augen genügte, um sie die bittere Wahrheit erkennen zu lassen. Was konnte sie nur tun? Was würde sie nicht tun, als Mutter, um diesen Schmerz von den Schultern ihres Sohnes zu nehmen, wusste sie doch aber auch, dass jegliches Bestreben aussichtslos war. Es gab nichts, was in diesem Moment noch einen Funken Hoffnung geben konnte. Obwohl sie wusste, dass es nichts war, legte sie ihm ihre Arme um seine Schultern.
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Einige Stunden später saßen sie zu viert in Clarks Wohnung, Clark, Martha, Jonathan und der Lois-Klon. Inspektor Hendersen war gerade gegangen, er hatte ihnen mitgeteilt, dass seine Männer unermüdlich in den Trümmern des alten U-Bahn-Gewölbes suchen würden nach Überlebenden, nach Spuren, nach Beweisen, nach Lex und natürlich nach Lois, nach der echten Lois. Aber er hatte ihnen nicht viel Hoffnung gemacht. Sie hatten inzwischen den Unterschlupf von Lex und Lois gefunden, doch auch dort keine Spur von den beiden. Selbstverständlich würden sie weitersuchen, aber nach dem jetzigen Erkenntnisstand waren sowohl Lois Lane als auch Lex Luthor in den Trümmern ums Leben gekommen, alles wies darauf hin. Es gab keinen anderen Fluchtweg, als den nach vorne und wenn hier jemand entkommen wäre, so hätte Clark das bemerken müssen. Es würde sicher noch Tage dauern, bis alles Material gesichtet wäre und wahrscheinlich würde sie vieles auch gar nicht mehr finden...
Clark hörte den Ausführungen Inspektor Hendersens nicht mehr zu. All das interessiert ihn überhaupt nicht, die einzige Tatsache, die für ihn eine Bedeutung hatte, war dass Lois tot war, seine Frau, seine Liebe, sein Leben, sein alles. Und dafür brauchte er keinen Beweis, er hatte es gesehen, er war dabei, als es passierte. Und hatte es nicht verhindern können.
Jonathan legte ihm seine Hände auf die Schultern, aber auch er wusste, dass diese Geste seinen Sohn nicht erreichte, ihm nicht wirklich Trost spenden konnte. Immer wieder unterdrückte auch er eine einzelne Träne, Lois war ihm und seiner Frau in den letzten Monaten so ans Herz gewachsen, sie war für sie beide, die Tochter, die sie nie hatten und jetzt auch nicht mehr haben würden.
Der Lois-Klon hingegen hielt sich jetzt schon seit Stunden bewusst im Hintergrund, hatte sie doch, trotz ihrer geringen Lebenserfahrung, ständig das Gefühl, an diesem ganzen Desaster die Schuld zu tragen. Sie hatte sich bereit erklärt Clark zu täuschen, indem sie als seine Ehefrau einsprang, sie hatte Lex ständig mit Informationen auf dem laufenden gehalten und sie hatte Lex schließlich mitgeteilt, dass Clark Superman war. Inzwischen bereute sie das alles. Obwohl sie Dinge wie Freundschaft oder Mitgefühl, ganz zu schweigen von Liebe, niemals erlebt hatte in ihrem kurzen Leben und sicher auch nicht mehr erleben würde, aber von den hier anwesenden Personen hatte ihr niemand einen Vorwurf gemacht. Diese drei Menschen, Clark, Martha und Jonathan Kent waren einfach gute Menschen - und sie hatte sie alle verraten.
Was hätte Martha darum gegeben ihrem Sohn den Schmerz zu nehmen, sie hätte ihn auf sich geladen, damit er erlöst wurde, aber sie wusste, dass es dafür keine Möglichkeit gab. Sie konnte nichts tun, als ihm gelegentlich ein wenig Kraft zu geben mit einer Umarmung. Obwohl das Gefühl, ihn mit ihrer Zuneigung nicht erreichen zu können eine unglaubliche Stärke hatte, aber sie ließ sich nicht davon abbringen, was konnte sie anderes tun, als ihm ihre Liebe zu zeigen?
Clark saß auf seinem Sofa in der Mitte des Zimmers, seit Stunden oder Tagen? Er wusste es nicht. Gelegentlich nahm er wahr, dass seine Eltern um ihn herum waren, dass sie versuchten Trost zu spenden, manchmal spürte er eine Berührung. Aber die meiste Zeit saß er einfach nur da. Quälende Fragen schossen ihm unablässig durch den Kopf, was wenn er früher da gewesen wäre? Was, wenn er einfach aggressiver gegen Lex vorgegangen wäre? Was wenn er Lois nicht hätte gehen lassen? Was wenn sie woanders geheiratet hätten? Was wenn sie früher oder später geheiratet hätten? Was wenn sie gar nicht geheiratet hätten? Was wenn er Lex damals einfach vernichtet hätte statt ihn der Justiz zu übergeben? Was wenn er Lois niemals aus den Augen gelassen hätte? Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Und dann dieser Raum - obwohl er sich in seiner eigenen Wohnung befand, erinnerte ihn einfach alles an sie. Selbst seine ganz persönlichen Dinge brachte er nur noch mit ihr in Verbindung. Alles in seinem Leben hatte mit ihr zu tun. Lois war einfach die Quelle für seinen Lebensgeist, seine wirkliche Kraftquelle, seine mentale Kraftquelle, das Zentrum seines Bewusstseins, seine Vergangenheit, seine Zukunft - die es jetzt nicht mehr gab, also warum sollte er weiteratmen? Wofür sollte er von diesem Sofa aufstehen? Wie sollte er je wieder die Kraft finden und einem Menschen helfen, wenn er ihr nicht hatte helfen können?
Selbst die Zuwendung seiner Eltern konnte er jetzt immer weniger ertragen. Sie wollten ihm helfen, sicher, auch sie litten an dem Verlust, sicher, auch sie fragten sich, ob sie irgendetwas anderes hätten tun sollen oder können, sicher, aber Clark hatte keine Kraft, sich um ihre Trauer zu kümmern. Jedes Mal, wenn er dachte, er hätte seine Gefühle soweit verdrängt, dass er den Schmerz aus seinem Herz verbannen konnte, kam irgendjemand und legt ihm die Hand auf die Schulter und erinnerte ihn mit seinen Trostbekundungen nur wieder daran, dass er den Schmerz wieder spürte.
Irgendwann hielt Clark es einfach nicht mehr aus und stand doch von seinem Sofa auf, nachdem er schon die ganze Zeit ohne bewusstes Zutun weitergeatmet hatte. Aber jetzt hatte er das Gefühl, dass er in diesem Raum keine Luft mehr bekam. Diese ständigen Zuwendungen, die ihn doch nicht berührten, diese ewig verständnisvollen Blicke, all das schnürte ihm die Kehle zu.
Er reckte seine inzwischen ganz steif gewordenen Glieder, ging zum Fenster und stieg schnell in den Abendhimmel auf. Er hatte immer noch sein staubverschmutzten Anzug an, aber auch das kümmerte ihn nicht.
Martha und Jonathan hofften, er hätte einen Hilferuf gehört und würde jetzt das tun, was er immer tat, das was für ihn inzwischen zur Normalität geworden war, den Menschen zu helfen, wenn sie in Not waren. Normalität war gut, Alltag war gut, alles was ihn von seinem Schmerz ablenken würde, war gut.
Doch Clark war, ohne einen Hilferuf zu vernehmen, in den Himmel aufgestiegen, er konnte die dichte, enge Atmosphäre in seiner Wohnung nicht mehr ertragen, er wollte nur noch raus, weg von all den Erinnerungen. Er stieg sehr schnell sehr hoch und flog dann sehr schnell, so schnell, dass der Wind in seinem Gesicht schmerzte, so schnell, dass er von der Geschwindigkeit das Blut in seinen Adern rauschen hörte, so schnell, dass sein Gleichgewichtssinn ihn im Stich ließ. Doch was würde es schon ausmachen, wenn er herunterstürzen würde, oder wenn er seine Geschwindigkeit so weit steigerte, dass er der Gravitation der Erde entkam und ins All schleuderte? Würde das seine Qual beenden? Er hatte bisher nie darüber nachgedacht, dass unverwundbar auch bedeutete, dass er selber seinem Leben kein Ende bereiten könnte - oder doch?
Nach Stunden hatte Clark die Erde wohl ein paar hundertmal umkreist, doch seine Kräfte ließen nicht nach, flog er dabei ja auch immer wieder durch sonnige Abschnitte, in denen die Sonne seine Kräfte regenerierte - die Sonne - jetzt seine einzige verbliebene Kraftquelle. Irgendwann landete er in der Arktis, mitten in einem Blizzard. Der Sturm, der an seiner Standfähigkeit rüttelte, hatte dabei fast etwas tröstliches, lenkte es ihn doch kurzfristig von seinem Schmerz ab. Nachdem der Sturm etwas nachgelassen hatte und ihn nur noch die Kälte umschloss, ihn vollständig einhüllte, meinte er dieses Körpergefühl passte perfekt zu seinem Seelenzustand, Eis, gefroren, Unbeweglichkeit, Kälte, Grausamkeit, Tod, Verlassen-Sein, Härte, Einsamkeit und die ewige Nacht. Das waren die Attribute, die jetzt sein Leben bestimmen würden.
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Wochen später erinnerte sich Clark an seine tagelangen Aufenthalte in der Eiswüste der Arktis, er hatte noch immer das Gefühl, dass diese eisige Umgebung seinem Seelenzustand am nächsten kam. Inzwischen hatte er aber die Kraft gefunden, wenigstens mechanisch seinen Alltag zu meistern. Er stand auf morgens, auch wenn er sich immer wieder fragte warum. Er ging sogar manchmal zum Planet, sprach aber sehr wenig mit den Kollegen. Perry und Jimmy versuchte er aus dem Weg zu gehen, sie erinnerten ihn mit ihren Mitleidsbekundungen, ähnlich wie seine Eltern in der Anfangsphase, viel zu sehr an Lois. Und das konnte er immer noch nicht ertragen.
Auch Superman machte inzwischen wieder durch Rettungseinsätze auf sich aufmerksam, wenn auch die Nachrichtensprecher dabei nicht selten einen Beitrag sendeten, der wie folgt lautete: "Wie der Feuerwehrhauptmann Smith unserem Korrespondenten berichtete, sah es bei dem Großbrand bis zum Eintreffen von Superman sehr bedrohlich aus. Dank Superman konnte der Brand aber nicht nur schnell gelöscht werden, auch brachte er alle Verwundeten schnell in die umliegenden Krankenhäuser. Doch Augenzeugen berichten immer wieder, dass Superman seit dem tragischen Tod der Reporterin des Daily Planet Lois Lane, nicht mehr der alte sei. Er würde mit niemanden sprechen, gäbe keine Interviews mehr und würde sich nicht mehr fotografieren oder filmen lassen. Lois Lane, die immer als eine gute Freundin von Superman galt und bisher fast alle Interviews mit Superman machte, ist inzwischen für ihr Lebenswerk mit einem Sonder-Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Sie ist Ende Februar, im Zuge einer Entführung von Lex Luthor, unter bisher nicht geklärten Umständen, zusammen mit dem verurteilten Kriminellen Luthor, ums Leben gekommen."
Fünf Tage nach Lois Tod war ihre Beerdigung, doch daran konnte sich Clark nur noch sehr dunkel erinnern. Es war ein trüber kalter Tag und es hatte geregnet. Obwohl Lois immer als schwierig und wenig umgänglich galt und sie wenig Freunde hatte, waren sehr viele Menschen zu ihrer Beisetzung erschienen, vielleicht berührte es die Menschen, dass Lois Lane am Anfang einer vielversprechenden Kariere und am Anfang einer hoffnungsvollen Ehe so brutal aus dem Leben gerissen wurde. Clark erinnerte sich noch dunkel daran, dass die Traueransprachen kein Ende nahmen. Viele Menschen hatten etwas zu sagen. Und obwohl viele zu ihren Lebzeiten immer die Augen verdrehten, wenn sie den Namen Lois Lane hörten, bedankten sich jetzt viele Menschen, dass sie sie gekannt hatten und wollten jetzt nur an ihre guten Eigenschaften erinnern, an ihren Ehrgeiz, ihren Gerechtigkeitssinn, ihr Engagement auch für Hilflose und Schwache, ihren Humor, ihre Empathie, ihre Eigenart erst dann Ruhe zu geben, wenn sie auch das letzte Fitzelchen Wahrheit aufgedeckt hatte, ihre Kraft, ihren Mut und ihre Risikobereitschaft... diese Liste wurde lang und immer länger.
Clark hatte wirklich überlegt, ob auch er sprechen sollte, aber was sollte er sagen? Die einzigen Worte, die ihm zu ihr einfielen waren, ihre Fähigkeit zu lieben, bedingungslos und vollständig. Und ihm damit das Gefühl zu geben, am Leben zu sein. Und immer wenn er diese Worte dachte, drängte sich ihm die Frage auf 'und was war jetzt, wo sie nicht mehr da war?' Aber er war sich sicher, würde er vor all den Leuten stehen, würde er kein Wort mehr herausbekommen, würde in Tränen ertrinken. Er war sich auch sicher, dass keine Worte, welcher Sprache auch immer, ausreichen würden, um diese Frau wirklich zu beschreiben, also ließ er es bleiben.
Der Lois-Klon war nicht mit zur Beerdigung gegangen, auch Martha und Jonathan hielten das wirklich für eine gute Idee. Die meisten Menschen kannten die Umstände um ihren Tod, die Entführung, die Verwechslung mit dem Klon ja gar nicht. Wie würde es aussehen, wenn sie auf der Beerdigung der echten Lois Lane erschienen wäre?
Doch als Clark, Martha und Jonathan nach der Beerdigung wieder in Clarks Wohnung kamen, fanden sie den Lois-Klon sterbend vor. Sie hatte ja nur eine begrenzte Lebensspanne. Aber Clark hatte nicht die Kraft sich um sie zu kümmern. Sie alle hatten ihr nie einen Vorwurf gemacht, aber zu Mitgefühl war Clark einfach nicht in der Lage. Sie beschlossen aber, dass auch sie eine Beerdigung erhalten sollte, aber zu dieser Trauerfeier erschienen nur Clark, Martha und Jonathan. Und auch an diesem Tag hatte es geregnet. Es war ein kalter und unfreundlicher Tag, der richtige Abschied für eine Namenlose Person, die schneller vergessen war, als sie gelebt hatte.
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Clark kam nach einem schier endlos langen Tag in seiner Wohnung an und setzte sich auf sein Sofa. All das, was früher eine Bedeutung für ihn hatte, war heute nebensächlich, wie sich Essen zuzubereiten. Er hatte nie ausprobiert, wie lange er wirklich ohne Essen auskam, aber seit er unter Menschen lebte, hatte er jeden Tag gegessen, einfach weil es alle taten und natürlich weil es ihm schmeckte. Aber seit Lois aus seinem Leben verschwunden war, seit er alleine war, kochte er kaum noch, meist stopfte er sich nur gelangweilt etwas Brot oder irgendwelche Kekse zwischen die Zähne, aber er schmeckte nicht mal, was er da aß. Wenn er aus der Redaktion kam, saß er oft für Stunden auf seinem Sofa und starrte einen Punkt in irgendeiner Ecke des Zimmers an, um dann festzustellen, dass er noch immer die Jacke anhatte.
Manchmal verlor er sich dabei in einem Traum, seit er einen alten Song aus den 80er wiedergehört hatte,
When I need you
I just close my eyes and I'm with you
and all that I so want to give you
it's only a heartbeat away
when I need love
I hold out my hands and I touch love
I never knew there was so much love
keeping me warm night and day,
doch er erwachte immer mit tränenfeuchten Augen aus diesen Träumen. Trotzdem waren diese Minuten, in denen er der Realität entfloh, die einzigen glücklichen Momente seines Lebens.
Sein Verstand akzeptierte, dass sie nie mehr wieder kommen würde, aber sein Herz konnte diesen Umstand noch immer nicht verstehen. Er hatte eigentlich immer das Gefühl, ihre Präsens überall zu spüren. War es einfach so, dass er ihre Liebe über ihren Tot hinaus spürte? Dass er ihre Liebe für immer in seinem Herzen konservieren würde? Oder was hatte es zu bedeuten?
Über Supermaneinsätze war er meist froh, erfüllten sie ihn auch heute nicht mehr mit solch einer Befriedigung, wie sie es einmal taten, aber sie lenkten ihn ab, wenigstens für ein paar Stunden.
Auch jetzt saß er schon seit geraumer Zeit, immer noch in der Jacke da, als es plötzlich klopfte. Clark stand von dem Sofa auf und machte erst mal Licht an, er hatte bis zu diesem Moment im dunklen gesessen, dann öffnete er seine Tür. Davor stand Perry White. Clark atmete einmal tief durch. Perry bat ihn schon die ganze Woche, immer wenn er ihn sah, um ein Gespräch unter vier Augen, aber bisher hatte Clark das einfach ignoriert. Er ging ihm immer noch aus dem Weg, beschränkte alle Gespräche auf das nötigste. Aber nun schien es kein Entrinnen mehr zu geben.
Er trat beiseite und bedeutete seinen Chef einzutreten.
Perry begann zögerlich, als legte er jedes Wort auf die Goldwaage. "Clark, ich bin froh, dich hier anzutreffen, in der Redaktion gehst du mir ja immer noch aus dem Weg, als könnte ich etwas dafür..."
"Nein, das ist es nicht Chef... Über manche Dinge will ich nur einfach nicht reden." Irgendwie war Clark schon seit Tagen klar, dass er diesem Gespräch nicht entgehen konnte.
"Clark... Wir alle vermissen sie. Sicher, niemand so wie du. Das ist mir vollkommen klar, aber auch ich kann es immer noch nicht fassen. Manchmal sehe ich ihren Schreibtisch und denke, wo bleibt sie nur heute? Oder ich teile ihr in Gedanken eine Story zu, immer die vielversprechenden, die komplizierten, die ganz verzwackten, bis ich dann aufmerke und mich mit einmal erinnere, dass sie nicht mehr da ist... und auch niemals wieder kommt... Aber Clark..." Perry wollte so gerne irgendetwas mitfühlend hoffnungsvolles sagen, aber auch ihm fehlten bis heute die Worte. Lois Lane war mehr als eine Angestellte, sie war so viel mehr für ihn. Aber alles, was ihm einfiel war, "das Leben geht weiter."
Wie oft hatte Clark diesen Satz in den letzten Wochen gehört? Immer wieder. Von Menschen, die ihm oder Lois nahe standen, oder auch von Menschen, die sie beide nur entfernt kannten. Es war, als sei dieser eine Satz die Universalantwort für jede Form von Verlust. Aber es war nicht wahr, er hätte es am liebsten laut herausgeschrien, es war einfach nicht wahr, das Leben ging nicht weiter, es hatte einfach aufgehört zu existieren. Jede Form von Leben, wie sie vorstellbar war für Clark, gab es nicht mehr. Aber das konnte er Perry so nicht sagen. Auch Perry kämpfte immer noch mit seiner Trauer, wie er eben gerade wieder deutlich gemacht hatte und wenn es ihm gelang, aus genau diesem Satz Hoffnung zu schöpfen, gut für ihn. Aber das galt nicht für Clark. Er wollte mit seinem Chef nicht diskutieren und nickte nur vorsichtig.
Perry sah die Zweifel und die Verzweiflung in Clark und weil ihm so gar nichts kluges einfallen wollte, kam er jetzt, ein wenig enttäuscht von sich selbst, mit seiner nächsten universellen Lebensweisheit. "Und Clark, wir haben immer noch eine Zeitung herauszubringen!"
Perry wollte Clark die Zeit geben, die er brauchte, aber er war auch überzeugt, dass er wirklich langsam beginnen sollte, seiner Arbeit wieder regelmäßiger nachzugehen. Die Routine würde ihm sicher helfen. 'Die Zeit heilt alle Wunden' fiel ihm jetzt ein, aber er wollte nicht noch eine Phrase herunterbeten, die eigentlich leer und fehl am Platze war. Stattdessen sollte er langsam wirklich zu seinem Anliegen vordringen. "Clark meinst du nicht, du solltest langsam versuchen wieder wie ein Reporter zu denken und zu handeln und versuchen diejenigen dingfest zu machen, die Lex geholfen haben? Lex ist tot, der hat seine Strafe bereits, aber er wird Handlanger gehabt haben, es muss Leute gegeben haben, die ihm geholfen haben... Und irgendjemand sollte die aufstöbern und ihrer gerechten Strafe zuführen. Das bist du... Lois schuldig. Sie würde so handeln."
Clark hatte oft darüber nachgedacht, dass er gerne irgendjemanden verantwortlich machen würde. Er wusste ganz sicher, wenn Lex noch leben würde, dann würde sein einziger Lebensinhalt Rache sein. Aber nach anderen zu recherchieren, die beteiligt waren, die Lex geholfen hatten, die Idee war ihm bisher noch gar nicht gekommen. Sollte er sich diesem Gefühl hingeben? Er wusste, dass das nicht ganz ungefährlich war, aber wenn die Liebe in seinem Herzen nicht mehr wohnen würde, sollte da der Hass einziehen...? Clark atmete noch einmal tief durch, ja, der Gedanke schien ihm immer verlockender. Er würde versuchen alle aufzuspüren, die irgendwie beteiligt waren, sie würden alle bezahlen dafür, was sie Lois angetan hatten.
Dieser Gedanke formte sich jetzt immer mehr in seiner Vorstellung, nahm immer mehr Gestalt an und erfüllte ihn mit einem Antrieb, wie er ihn schon seit Wochen nicht mehr erlebt hatte. Auch seine Eltern hatten ihn immer wieder zu überreden versucht, er solle sich für eine Story engagieren, einfach nur, um sich abzulenken, um auf andere Gedanken zu kommen. Und für diese Story wollte er sich nun engagieren.
Clark unternahm dann, kaum dass er die Tür hinter Perry geschlossen hatte, einen Kontrollflug über Metropolis, einfach nur mal nachsehen, ob alles in Ordnung war, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, dazusitzen, bis die Zeit abgelaufen war, bis ein weiterer Tag Vergangenheit geworden war. Ein Kontrollflug, ohne dass ein Hilferuf ihn aufgefordert hatte. Ihm selbst fiel das überhaupt nicht auf, war es doch in seinem früheren Leben viel zu sehr ein normaler Teil seines Lebens.
Perry verließ Clarks Wohnung mit einem unguten Gefühl. Er hatte genau beobachtet, wie Clark von dem Gedanken erfasst wurde, ja verführt wurde, Rache nehmen zu können. Aber er versuchte schon seit Wochen, ihn mit allen denkbaren Storys abzulenken, leichte oder schwere, kurze oder lange, alleine oder solche, die er mit Jimmy gemeinsam bearbeiten sollte. Aber Clark hatte alles gleichgültig angelehnt. Dies war nun Perrys letztes Ass im Ärmel. Er war sich durchaus der Gefahr bewusst, Clark direkt in die Rache zu treiben, außerdem bedeutete diese Recherche, sich intensiv mit Lois' letzten Tagen auf Erden beschäftigen zu müssen. Aber mit irgendeiner Story musste er ihn doch erreichen! Und er vertraute auf Clarks Güte und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Eigenschaften, die ihn mehr auszeichneten, als alles andere, auch wenn diese Seite von Clark Kent gerade etwas verschüttet und blockiert schien.
Und so ging Perry in der Hoffnung, das richtige getan zu haben, nachdem Clark ihm glaubhaft versichert hatte, sich gleich morgen als erstes daran zu setzen.
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Wie er es Perry versprochen hatte, setzte er sich gleich am nächsten Morgen mit Jimmy an die minutiöse Rekonstruktion der letzten Tage im Leben von Lois Lane. Sie kamen Lex Luthor dabei Stück für Stück näher. Jimmy fiel auf, dass Clark nicht mehr so resigniert wirkte, aber seine Ausstrahlung war noch immer negativ, seine Handlungen und seine Worte mechanisch und relativ gefühllos. Nie zeigte sich ein Lächeln auf seinen Gesicht, wenn sie ein Detail ans Tageslicht beförderten, wie Jimmy es von früher kannte. Machte Jimmy mal einen Scherz, um die Stimmung ein wenig aufzulockern, so überhörte Clark das einfach.
In mühsamer Kleinarbeit und mit einer unermüdlichen Akribie förderten sie dabei ein Detail nach dem nächsten ans Tageslicht. Sie fanden heraus, wer Lex diese Waffe verkauft hatte, aber von dem Mann selber fehlte jede weitere Spur. Entweder der hatte sich wirklich sehr gut abgesetzt oder vielleicht hatte Lex ihn vernichtet. Dann gab es da noch viele Leute innerhalb de Gefängnisverwaltung, die die völlig unglaubwürdige Begnadigung Lex Luthors, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, akzeptiert hatten. Die Menschen, die ihm diesen Unterschlupf unter der stillgelegten U-Bahn hergerichtet hatten, die Menschen, die ihn während der ganzen Zeit mit allem versorgt hatten, was er zum Leben brauchte. Die Menschen innerhalb der Bank, die ihn an sein Geld gebracht hatten. Dann gab es noch einige Menschen innerhalb der Star Labs, die ihm schon lange vor dem Verlassen des Gefängnisses und auch danach in allen genetischen Fragen zur Seite gestanden hatten. Es gab unglaublich viele Leute, die ihn unablässig mit Informationen versorgt hatten und es gab Asabi. Der einzige Zeuge den die Polizei bereits festgenommen hatte. Und er war eine recht üppige Informationsquelle, versuchte er doch auch nur seine Haut zum Markte zu tragen. Clark und Jimmy sichteten Unmengen an Papieren, sprachen mit Zeugen und Informanten und sammelten dabei Beweis um Beweis. Nach ungefähr einer Woche hatten sie genügend Material zusammen, dass sie dann Inspektor Hendersen vorlegen würden.
Während Clark und Jimmy dann gemeinsam den Artikel dafür schrieben, merkte Jimmy auf einmal, wie froh er war, dass die Zusammenarbeit mit Clark an diesem Fall beendet war. Er hatte während der gesamten Ermittlung immer die Befürchtung gehabt, dass sie irgendwann auf einen Hauptverdächtigen stoßen würden. Er hätte nicht gewusst, wie Clark reagieren würde. Aber der Dreh- und Angelpunkt für das ganze Drama war und blieb Lex Luthor. Und der hatte sich seiner gerechten Strafe durch seinen Tod entzogen.
Hendersen erschien in der Redaktion, während sie den Artikel gerade beendeten. Er dankte Clark für die Informationen und freute sich gleich ein ganzes Dutzend Haftbefehle beim Staatsanwalt beantragen zu können. Hendersen war wirklich beeindruckt, dass Clark Kent diese Art von Ermittlungsarbeit so gleichmütig geschafft hatte, aber er fand auch, dass er noch immer ein Schatten seiner selbst war. Hendersen war selber glücklich verheiratet, er hatte schon eine ungefähre Vorstellung davon, was in diesem Mann vorging. Er wusste nicht, ob er selber die Kraft dazu haben würde.
Im lockeren Plauderton erzählte Hendersen ihnen beiden dann anschließend, dass auf dem Internationalen Kriminalisten-Kongress jemand vor wenigen Tagen in einer kleinen Diskussionsrunde eine sehr abwegige aber interessante These vorgestellt hatte: Lex Luthor hätte seiner Meinung nach einen Nachahmer. Der Mann, der diese These vorstellte, arbeitete für die italienische Polizei und er sei der Meinung, dass es seit einiger Zeit, seit ein paar Wochen, oder vielleicht seit ein paar Monaten in Norditalien jemand geben würde, der die Handschrift, oder eher einfach den Stil von Luthor kopieren würde. Hendersen schüttelte den Kopf und sagte etwas resigniert: "Es ist wohl eher so, dass die Lex Luthors dieser Welt sicher nie aussterben..." Mit diesen Worten verabschiedete sich Hendersen.
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Clark ging an diesem Abend grübelnd nach Hause, die Worte Hendersens kreisten immer wieder durch seinen Kopf, ein Nachahmer? Jemand der Lex kopierte? Aber was war, wenn es niemand war, der Lex Luthor kopierte, sondern wenn es doch Lex Luthor selber war? Konnte das möglich sein? Alle waren immer davon ausgegangen, dass Lex irgendwo in den Trümmern begraben war, aber die Polizei hatte niemals einen wirklich eindeutigen, unumstößlichen Beweis dafür gefunden. Konnte es sein, dass Lex Luthor noch lebte, dass er geflohen war? Hatte dieser etwas merkwürdige indische Wunderheiler Asabi nicht davon gesprochen dass Lex vorgehabt hatte in die Alpen zu fliehen? Nun, es gab doch auch die italienischen Alpen. Waren das nicht zu viele Zufälle? Würde er vielleicht doch noch zu seiner Rache kommen?
Als Clark dann bei seiner Wohnung angekommen war, wusste er sofort, dass er hier natürlich gar nicht hinwollte, er wollte nach Italien und zwar sofort! Das war seit langer Zeit das erste Mal, dass er ganz zielgerichtet handelte, weil er wusste, was er tun wollte. Dort in Italien war es jetzt früher morgen, also eine gute Zeit um vorsichtige Ermittlungen zu beginnen. Aber er sollte aus Gründen der Fairness Perry, Jimmy und seinen Eltern Bescheid geben. Vielleicht war er ja nach einer Stunde schon wieder da, aber sollte an dieser verrückten Idee auch nur der Funke einer Möglichkeit sein, könnte es gut sein, dass er länger weg wäre.
Also machte er sofort wieder kehrt in den Planet und legte seinem Chef eine Notiz auf seinen Schreibtisch und faxte seinen Eltern, dass er für ein paar Tage nicht in Metropolis sein würde. Zu dieser späten Stunde die beste Möglichkeit seinen Eltern in Kansas eine Nachricht zukommen zu lassen. Und mit diesem neuen, alten Elan flog er dann nur Minuten später, pfeilschnell durch die Nacht über den Atlantik auf dem Weg Richtung Europa.
Er hatte noch gar keinen Plan, wie er vorgehen wollte. Das Beste würde es sein, Kontakt zu Luigi Branduardi aufzunehmen. Luigi kannte er noch aus seinen ersten Reporterjahren und heute lebte der wieder in Vigolo, seinem Heimatdorf. Wenn Clark sich noch recht erinnern konnte, sollte dieses Dorf sogar am Rande der Alpen liegen und Luigi hatte immer noch sehr gute Kontakte. Clark wollte nicht, dass irgendwie deutlich wurde, dass Superman oder Clark Kent in Europa aktiv wurden. Wenn Lex wirklich noch am Leben war, würde er nach ihm Ausschau halten, beziehungsweise nach ihm Ausschau halten lassen. Und Lex wusste schließlich, dass Clark Kent Superman war. Also brauchte er einen Unterschlupf, alles Dinge, die ihm Luigi in idealer Weise bieten konnte.
Luigi wurde von Clark immer als Lebenskünstler gesehen, er war eine zeitlang beim Militär und bei der Polizei gewesen, fertigte abstrakte Skulpturen aus allerfeinstem Carrara-Marmor und baute hingebungsvoll Gemüse in seinem Garten an, deswegen lebte er auch in diesem kleinen Dorf, fernab der kulturell interessanten Städte Italiens. Clark war sich nie ganz sicher, ob er nicht gelegentlich für Italiens Spionageeinheit tätig war, er, oder auch seine Frau Maria, aber das würden die beiden niemals zugeben, wenn es wirklich so sein sollte.
Clark landete in der Nähe des Dorfes und ging zu Fuß zu dem Haus der Branduardis. Er hoffte, er würde ihn wirklich zu Hause antreffen. Und genau so, wie er es erwartet oder gehofft hatte, war es dann auch. Luigi stand in seinen Garten und erntete ein paar Pfirsiche für das Frühstück. Kaum hatte Clark 'Buongiorno' gesagt, begrüßte Luigi ihn leidenschaftlich, laut und mit wilden Gesten. Augenblicklich kam auch Maria, Luigis Frau dazu und auch sie begrüßte Clark freudig überrascht und herzlich. Das italienische Temperament war nicht zu verhehlen. Dann meinte Luigi zu Clark: "Du siehst furchtbar aus. Aber ich weiß natürlich was passiert ist. Es tut mir so leid für dich. Es tut immer weh, einen Freund leiden zu sehen. Komm, frühstücke mit uns im Garten, in der Sonne, koste diese Pfirsiche, die besten, die es gibt, dann geht es dir etwas besser." Luigi wusste immer über alles Bescheid, Clark hatte keine Ahnung, wie er das machte. Aber er hoffte, dass es ihm jetzt helfen würde.
Nach einem üppigem Frühstück, nach dem es Clark in der Tat sehr viel besser ging, wollte Luigi wissen, was er für seinen alten Freund tun konnte. Dass Clark nicht zufällig vorbeigekommen war, stand für ihn von vorne herein fest. Clark erzählte ihm von dem Verdacht, den er hegte, von der winzigen Möglichkeit, die sich hinter all den Fakten verbergen könnte. Auch Luigi kannte Lex Luthor, wie er immer alle großen und mächtigen kannte. "Clark das wird kompliziert und wahrscheinlich gefährlich. Aber wir beide helfen dir, wo wir nur können. Das ist klar! Gib mir ein paar Stunden Zeit. Ich werde telefonieren. Ich kenne ein paar Leute, die kennen ein paar Leute... Mal sehen, was sich da herausfinden lässt. Wenn Lex Luthor noch am Leben ist und wenn er in Europa ist, wissen wir das heute Abend. Ganz sicher, das ist kein Problem. Aber ihn zu kriegen, das wird schwer." Clark wollte nicht wirklich wissen, was für Quellen Luigi anzapfte, um an diese Informationen zu kommen.
Maria zeigte ihm derweil ihre neuesten Kreationen, auch sie war als Bildhauerin tätig, arbeitete aber lieber mit kleinen, eher bildhaften Figuren in weicheren Formen, im Gegensatz zu Luigis Skulpturen, die ausladend, meist abstrakt und groß waren. Clark wollte sich eigentlich nicht auf eine Kunstdiskussion einlassen, aber Maria führte ihn, mit dieser typischen Künstler-Leidenschaft, immer weiter an ihre Werke heran, so dass er sich diesem Charme auf keinen Fall entziehen konnte und auch irgendwann gar nicht mehr wollte.
Gegen Mittag kam Luigi dann zu ihnen in die Werkstatt und sagte zu Clark mit einem triumphierenden Blick und ohne seinen Stolz zu verstecken: "Ich denke, du hattest Recht. Es gibt ja jemanden in der Nähe von Merano, natürlich ein anderer Name, Conte Giovanni Carpaccio, damit war ja zu rechnen. Aber sonst würde alles passen, auch der Zeitpunkt, als er hier in Italien aufgetaucht ist, ohne dass jemand weiß, wo er herkommt. Und alle munkeln, er hält sich über Wasser mit Drogenhandel, per Schiff, sicher von Venedig aus. Clark, den sollten wir uns ansehen. Ich habe eine Kleinigkeit zu Mittag gemacht und dann fahren wir - okay?"
Luigis Kleinigkeit stellte sich als ein mehrgängiges Menü heraus. Heiße und kalte Köstlichkeiten der italienischen Küche. Im Moment des Essens hatte Clark das Gefühl, noch nie in seinem Leben so gut gegessen zu haben, auch spürte er ein Leben in seinen Adern fließen, wie er es schon lange vermisste. Es war sicher ein Fehler, sich so lange von allen Freunden zurück gezogen zu haben.
Und dann fuhren sie beide nach Merano. Luigis Informant meinte, dass ein ganz bestimmtes Anwesen irgendwie zu der ganzen Sache passen würde, etwas abgelegen, aber mit Blick über die ganze Stadt. Lex liebte es, den Überblick über alle zu haben, es war wie eine Art Kampftaktik. Immer den höchsten Punkt besetzen. Doch bei diesem Ausspruch durchfuhr Clark eine geradezu schmerzhafte Erinnerung an Lois. Sie war dabei gewesen, als Lex Luther persönlich diesen Satz zu Clark gesagt hatte. Das alles schien so viele Ewigkeiten her zu sein. Sollte dieser Mann, der hier so plötzlich aufgetaucht war, ohne dass jemand wusste woher er kam, was er vorher gemacht hatte, wirklich Lex Luthor sein? Und wenn er es wirklich war, was würde Clark dann mit ihm machen... wollen?
Luigi parkte den Wagen außerhalb des Ortes in einem kleinem Waldstück mit gutem Ausblick auf das besagte Anwesen. Es wirkte nicht mal so groß, höchstens zehn Zimmer, das passte nun allerdings nicht zu Lex Luthor, der lebte schon immer gerne auf recht großem Fuß. Sie wollten das ganze erst mal eine Weile beobachten, was aber de Facto bedeutete dass Luigi seelenruhig schlief, während Clark alles im Auge behielt. Aber das war auch ganz gut so, gab es Clark doch die Möglichkeit seinen Superblick ungesehen einzusetzen. Bei all dem, was Luigi immer von allen wusste, war Clark sich bis heute nicht sicher, wieviel er wirklich von ihm und seinem Geheimnis wusste.
Sie standen schon eine ganze Weile auf ihrem Beobachtungsposten, als sich dort dann gegen frühen Abend etwas tat auf dem Anwesen. Aus dem Haus kamen Leute die Tische nach draußen trugen und eindeckten. Es sah aus, als liefen dort Vorbereitungen für eine Art Gartenfest. Das war natürlich sehr gut, Gartenfest würde bedeuten, dass auch der Gastgeber irgendwann im Garten erscheinen würde.
Clark wurde langsam wirklich aufgeregt und ungeduldig. Am liebsten wäre er auf das Anwesen gestürmt, um... ja was denn eigentlich? Was erwartete er denn zu sehen? Und wenn es wirklich Lex Luthor war, der dort lebte, was würde er dann tun? Und gerade in diesem Moment dachte er wieder an Lois. Sie war diejenige, die sich immer in alles hineinstürzte. Er war schon immer etwas zurückhaltender. Lois wäre sicher schon längst dort, wenn sie mit ihm gemeinsam diese Beobachtungen machen würde. Aber natürlich war Lois nicht hier.
Ihre Geduld wurde belohnt, am Abend erschienen dann einige Gäste und als scheinbar alle versammelt waren, beehrte der Gastgeber seine Gäste. Es war ein richtig großer Auftritt, alle Gäste warteten, dann wurde das Licht im Garten etwas dunkler eingestellt und an dem hellsten Punkt des Gartens erschien dann der Gastgeber. Das würde nun wieder sehr gut zu Luthor passen.
Während Luigi versuchte mit einem Nachtsicht-Fernglas irgendwas zu erkennen, scannte Clark sich immer weiter an den Mann heran, wegen dem sie jetzt schon seit Stunden hier saßen und warteten. Clark sah ihn eine ganze Weile von hinten, er hatte recht helle Haare, aber das konnte auch Tarnung, eine Perücke sein. Dann endlich drehte sich der Mann um und sah direkt in Clarks Richtung. Wenn er nicht mehrere Hundert Meter entfernt wäre, würde man sagen, er blickte Clark direkt in die Augen. Und diese Augen beantworteten augenblicklich alle Frage, alle Zweifel und alle Unsicherheiten: es war zweifelsfrei Lex Luthor. Die Gesichtszüge, das Kinn und die Augen. Clark war sich sicher, diese Augen würde er immer wieder erkennen, da konnte er sich noch so sehr verkleiden. Diese Augen waren einfach böse und durchtrieben.
Auch Luigi meinte dann, dass das seiner Meinung nach Lex Luthor sei und reichte Clark das Fernglas. Damit hatten sie den heutigen Teil ihrer Mission erfüllt. Jetzt mussten sie so viel Informationen über diesen Conte Giovanni Carpaccio sammeln, wie nur irgendwie möglich, sie mussten auf jeden Fall eine wunde Stelle finden, einen schwachen Punkt. Am liebsten wäre Clark sofort auf dieses Anwesen gestürmt und hätte Lex vor den Augen seiner ehrenwerten Gäste in kleine Stücke gerissen. Er spürte jetzt eine kaum zu bändigende Wut in sich aufkeimen, aber er musste wirklich noch ein wenig Geduld haben. Er wollte es richtig machen. Lex Luthor musste endgültig unschädlich gemacht werden. Das war er Lois einfach schuldig.
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Wie weit würde Lex Luthor wirklich gehen, um seinen Erzfeind Superman zu erniedrigen, ihn zu vernichten? Und welchen Preis würde er dafür zahlen müssen?
Diese Geschichte nimmt ihren Anfang in der Folge 3.17 'Seconds', 'Lois mal drei'. Es ist mal wieder so eine Was-wäre-wenn-es-ganz-ganz-anders-gewesen-wäre-Geschichte
Zum Inhalt: Clark kommt in das Versteck von Lex Luther und sieht dort auch Lois, die aber denkt, sie sei Wanda Detroid. Es kommt zu einer tragischen und folgenschweren Auseinandersetzung zwischen den Kontrahenten...
Für mich persönlich ist dies eine ganz besondere Story. Ich habe sie am 23.9.07 begonnen zu posten. Nachdem ich dann den zweiten von fünf Teilen eingestellt hatte, hat sich mir jemand als Beta angeboten – und zwar KitKaos. Sie hat sich wohl damals gedacht, dass ich noch einiges tun müsste – und sie hatte Recht. Heute finde ich, der Bruch zwischen dem zweiten und dritten Teil ist schon recht deutlich. Mit der Zeit hat KitKaos fast jede meiner Storys vorab gelesen. Ich habe unendlich viel von ihr gelernt und lerne noch immer. Neben allem, was uns heute persönlich verbindet, bin ich ihr unglaublich dankbar für ihre Hilfe was meinen Schreibstil angeht. Vielen lieben Dank, KitKaos!
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.
Eine Sekunde
Clark erreichte das Gewölbe unter der stillgelegten U-Bahn und sah Lex Luthor mit einem dämonischen Grinsen und unweit davon stand Lois und hielt den Quanten-Auflöser in der Hand.
Lois stand etwas unschlüssig da, doch als sie Clark erblickte, hob sie den Quanten-Auflöser an und zielte auf ihn. Aber sie zögerte, als könnte sie es nicht über sich bringen, auf ihn zu schießen. Und das war auch gut so. Lex hatte ihm nur eine Stunde vorher demonstriert, was diese Waffe anrichten konnte und dass sie ihn durchaus töten konnte.
Aber warum zielte sie auf ihn? Hatte Lex sie wirklich so sehr manipuliert, dass sie wirklich nicht mehr wusste, wer er war? Was sie beide füreinander empfanden, oder irgendwann mal empfunden hatten? War der diabolische Einfluss von Lex wirklich so groß, dass sie alles, was einmal war, vergessen hatte? Dass sie nichts mehr von dem Gefühl wusste, dass sie einmal verband? Dass das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen ihnen vollkommen vernichtet war?
Doch Clark hatte keine Zeit, diesen Gedanken noch weiter zu verfolgen, Lois aktivierte die Waffe. Aber kurz bevor sie ihn anvisierte schloss sie angewidert die Augen und schoss blind. Sie verfehlte dabei natürlich ihr Ziel.
Clark war vollkommen geschockt, sie hatte wirklich auf ihn geschossen, wenn sie auch nicht gezielt hatte, so hatte sie doch durch den blinden Schuss in Kauf genommen, ihn zu treffen. Der Schuss schlug nur wenige Zentimeter von Clark entfernt ein.
Entsetzt realisierte Lex, dass Lois Clark verfehlt hatte, weil sie blind geschossen hatte. Eine unglaubliche Wut machte sich in ihm breit. Sein Plan war zunichte gemacht und das konnte ein Lex Luthor auf keinen Fall ertragen. Lex brüllte Lois mit einer ungebändigten Wut an: "Lois schieß, erschieß in gefälligst!"
Doch Lois sah Lex entsetzt an, verwirrt, sie hatte Zweifel, Moral, irgendetwas was sie davon abhielt zu tun, was er von ihr verlangte. Das wiederum sah Lois ähnlich, selbst in einer Amnesie noch Moral zu haben, aber sonst hatte Clark das Gefühl, dass nichts an dieser Frau, ihn an die Lois erinnerte, die er kannte. Lex Wutausbruch bewirkte bei Lois nur, dass sie die tödliche Waffe angewidert sinken und sie dann auf den Boden fallen ließ. In Lois Gesicht standen in diesem Augenblick alle Fragen dieser Welt.
Aber Lex Luthor wäre nicht Lex Luthor, wenn er nicht auch für diese Situation noch einen Plan 'B' hätte. Er sprang an Lois Seite, stieß sie brutal beiseite und nahm die Waffe vom Boden. Er zielte auf Superman und drückte ab. Doch Clark wusste noch zu gut um die Gefährlichkeit dieser Waffe und bewegte sich blitzschnell aus dem Schussfeld. Er war noch immer etwas entkräftet von dem Beschuss auf seinem Balkon, aber nicht so kraftlos, um sich nicht in Sicherheit bringen zu können. Lex versuchte vergeblich ihn zu treffen, aber Clark war glücklicherweise immer schneller und konnte ihm jedes mal ausweichen. Doch dann zielte Lex sehr sorgfältig und ganz ruhig, mit einem teuflischen Grinsen nahm er Clark ins Visier. Clark ahnte, dies war der alles entscheidende Schuss. Aber Lex drehte sich dann mit der schussbereiten Waffe blitzartig zu Lois um, die die ganze Zeit fassungslos und handlungsunfähig neben ihm stand und drückte ab! Der Quanten-Auflöser traf Lois und im Bruchteil einer Sekunde zeigte sie noch ein entsetztes Gesicht, um im nächsten Augenblick in Agonie zusammenzubrechen.
Clark sah Lois Zusammenbrechen in Zeitlupe, sein Gehör versagte vollständig, er sah nur noch, wie sie ganz langsam zu Boden fiel, alles andere in seinem Blickfeld verschwand. In seinem Fokus sah er nur noch Lois, die in einer unendlichen Langsamkeit zu Boden sank. Clark wollte schreien, aber seine Kehle war zugeschnürt, kein Laut brachte er hervor. Er wollte zu ihr stürmen, wollte nur noch bei ihr sein, doch auch seine Bewegungen unterlagen einer unendlichen Langsamkeit. Trotz allem bewegte er sich Meter für Meter weiter auf Lois zu, die Gefahr, die immer noch von Lex ausging, ignorierend. Doch diese wenigen Meter bis zu ihr schienen Stunden zu brauchen, so langsam bewegte er sich scheinbar durch den Raum. Als er nach einer schier endlosen Zeit endlich bei Lois auf dem Boden liegendem Körper angelangt war, vernahm er keinen Herzschlag mehr, keine Atmung. Alles Leben war bereits aus ihrem Körper gewichen.
Clark wollte sie mit den Händen greifen, als wollte er ihre Lebensgeister zurück beschwören, doch sie löste sich unter seinen Händen in ein nicht mehr greifbares Nichts auf - eine perfide Wirkung des Quanten-Auflösers. Er griff immer weiter nach ihr, er wollte sie nicht gehen lassen, auch nicht ihren toten Körper, aber dennoch löste sie sich vor seinen entsetzten Augen immer weiter auf, bis sie vollständig verschwunden war.
Nichts war von ihr geblieben, nicht ein einziges Molekül, während Clark noch immer verzweifelt die Stelle abtastete, an der sie gerade noch gelegen hatte. Aber sie war weg. Vernichtet. Vollständig aufgelöst. In Zeit und Raum verloren. Nur eine Sekunde und es endete alles, was von Bedeutung war.
Das erste, was dann aus der bitteren Realität, in Clarks Bewusstsein drang, war dass das U-Bahn-Gewölbe mit einem unglaublichen Getöse jetzt zusammenbrach, der Beschuss von Lex mit dem Quanten-Auslöser, musste es so beschädigt haben, so dass es nun vollkommen instabil war. Lex war nirgendwo zu sehen, aber es gab keine Fluchtmöglichkeit für ihn.
Clark war klar, dass er diesen Ort verlassen musste, wenn er überleben wollte, aber was gab es für einen Anreiz zum Überleben? Sollte er sich nicht hier einfach begraben lassen, hier wo Lois vor seinen Augen gestorben war? Hier, wo er alles verloren hatte, jeglichen Sinn, all das, was Leben für ihn bedeutete? So würde er wenigstens das Grab mit ihr teilen.
Clark spürte bereits die ersten Gesteinsbrocken, die ihm auf den Rücken fielen, spürte wie ihm die Tränen über die verstaubten Wangen rannen.
Er war bereit alles aufzugeben, sich einfach in dem Chaos fallen zu lassen und sich von Tonnen von Beton begraben zu lassen, als eine vertraute Stimme von ganz fern an sein Ohr drang, eine Stimme, die seinen Namen rief, eine vertraute Stimme. Doch warum sollte er diesem Ruf folgen, welchen Sinn hatte es noch?
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Martha Kent war glücklich, dass der Lois-Klon sie in ihrem Gefängnis gefunden hatte, sie hörte von dem Kampf zwischen Lex und Superman, einem Kampf auf Leben und Tod zwischen ihrem Sohn und Lex Luthor. Und dass deren Ende durchaus offen war, hatte Lex ihnen ja vorher sehr eindringlich bewiesen. Es machte sie halb wahnsinnig, Clark weder helfen zu können, noch zu erfahren, was dort in dem angrenzenden Gewölbe passierte. Obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie ihm hätte helfen können. Aber alles wäre besser, als hier zur Untätigkeit verdammt an diesem Pfeiler gefesselt zu stehen.
Um so hoffnungsvoller war sie jetzt, als sie den Lois-Klon erblickte. Schnell löste sie ihr die Fesseln und sofort lief Martha dorthin, wo sie eben noch die rivalisierenden Stimmen von Lex und Clark hörte. Sie rief laut und verzweifelt nach ihrem Sohn, doch kaum dort angekommen, brach das Gewölbe mit einem lauten Getöse zusammen. Martha hätte sich in Sicherheit bringen müssen, aber sie blieb wie angewurzelt stehen.
Dann wurde es leise, die Staubwolke nahm ihr jede Sicht, nahm ihr die Luft zum Atmen und mit einem Mal hörte sie langsame Schritte. Eine winzige Hoffnung keimte in ihr auf und tatsächlich schritt ihr aus der Staubwolke langsam und mit schleppenden Schritt Clark entgegen. Es war völlig grau, wie der Staub, der sich nun langsam legte. Doch als Martha ihrem Sohn dann in die Augen blickte, war sie sich nicht sicher, ob Clarks Farblosigkeit von dem Staub herrührte. Aus seinem Blick war jede Hoffnung gewichen. Oh nein, sollte dass etwa bedeuten, dass Lois... Martha konnte noch nicht mal den Gedanken zu Ende denken, so schmerzte sie diese Vorstellung.
Aber ein Blick auf Clark, in seine verzweifelten Augen genügte, um sie die bittere Wahrheit erkennen zu lassen. Was konnte sie nur tun? Was würde sie nicht tun, als Mutter, um diesen Schmerz von den Schultern ihres Sohnes zu nehmen, wusste sie doch aber auch, dass jegliches Bestreben aussichtslos war. Es gab nichts, was in diesem Moment noch einen Funken Hoffnung geben konnte. Obwohl sie wusste, dass es nichts war, legte sie ihm ihre Arme um seine Schultern.
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Einige Stunden später saßen sie zu viert in Clarks Wohnung, Clark, Martha, Jonathan und der Lois-Klon. Inspektor Hendersen war gerade gegangen, er hatte ihnen mitgeteilt, dass seine Männer unermüdlich in den Trümmern des alten U-Bahn-Gewölbes suchen würden nach Überlebenden, nach Spuren, nach Beweisen, nach Lex und natürlich nach Lois, nach der echten Lois. Aber er hatte ihnen nicht viel Hoffnung gemacht. Sie hatten inzwischen den Unterschlupf von Lex und Lois gefunden, doch auch dort keine Spur von den beiden. Selbstverständlich würden sie weitersuchen, aber nach dem jetzigen Erkenntnisstand waren sowohl Lois Lane als auch Lex Luthor in den Trümmern ums Leben gekommen, alles wies darauf hin. Es gab keinen anderen Fluchtweg, als den nach vorne und wenn hier jemand entkommen wäre, so hätte Clark das bemerken müssen. Es würde sicher noch Tage dauern, bis alles Material gesichtet wäre und wahrscheinlich würde sie vieles auch gar nicht mehr finden...
Clark hörte den Ausführungen Inspektor Hendersens nicht mehr zu. All das interessiert ihn überhaupt nicht, die einzige Tatsache, die für ihn eine Bedeutung hatte, war dass Lois tot war, seine Frau, seine Liebe, sein Leben, sein alles. Und dafür brauchte er keinen Beweis, er hatte es gesehen, er war dabei, als es passierte. Und hatte es nicht verhindern können.
Jonathan legte ihm seine Hände auf die Schultern, aber auch er wusste, dass diese Geste seinen Sohn nicht erreichte, ihm nicht wirklich Trost spenden konnte. Immer wieder unterdrückte auch er eine einzelne Träne, Lois war ihm und seiner Frau in den letzten Monaten so ans Herz gewachsen, sie war für sie beide, die Tochter, die sie nie hatten und jetzt auch nicht mehr haben würden.
Der Lois-Klon hingegen hielt sich jetzt schon seit Stunden bewusst im Hintergrund, hatte sie doch, trotz ihrer geringen Lebenserfahrung, ständig das Gefühl, an diesem ganzen Desaster die Schuld zu tragen. Sie hatte sich bereit erklärt Clark zu täuschen, indem sie als seine Ehefrau einsprang, sie hatte Lex ständig mit Informationen auf dem laufenden gehalten und sie hatte Lex schließlich mitgeteilt, dass Clark Superman war. Inzwischen bereute sie das alles. Obwohl sie Dinge wie Freundschaft oder Mitgefühl, ganz zu schweigen von Liebe, niemals erlebt hatte in ihrem kurzen Leben und sicher auch nicht mehr erleben würde, aber von den hier anwesenden Personen hatte ihr niemand einen Vorwurf gemacht. Diese drei Menschen, Clark, Martha und Jonathan Kent waren einfach gute Menschen - und sie hatte sie alle verraten.
Was hätte Martha darum gegeben ihrem Sohn den Schmerz zu nehmen, sie hätte ihn auf sich geladen, damit er erlöst wurde, aber sie wusste, dass es dafür keine Möglichkeit gab. Sie konnte nichts tun, als ihm gelegentlich ein wenig Kraft zu geben mit einer Umarmung. Obwohl das Gefühl, ihn mit ihrer Zuneigung nicht erreichen zu können eine unglaubliche Stärke hatte, aber sie ließ sich nicht davon abbringen, was konnte sie anderes tun, als ihm ihre Liebe zu zeigen?
Clark saß auf seinem Sofa in der Mitte des Zimmers, seit Stunden oder Tagen? Er wusste es nicht. Gelegentlich nahm er wahr, dass seine Eltern um ihn herum waren, dass sie versuchten Trost zu spenden, manchmal spürte er eine Berührung. Aber die meiste Zeit saß er einfach nur da. Quälende Fragen schossen ihm unablässig durch den Kopf, was wenn er früher da gewesen wäre? Was, wenn er einfach aggressiver gegen Lex vorgegangen wäre? Was wenn er Lois nicht hätte gehen lassen? Was wenn sie woanders geheiratet hätten? Was wenn sie früher oder später geheiratet hätten? Was wenn sie gar nicht geheiratet hätten? Was wenn er Lex damals einfach vernichtet hätte statt ihn der Justiz zu übergeben? Was wenn er Lois niemals aus den Augen gelassen hätte? Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Und dann dieser Raum - obwohl er sich in seiner eigenen Wohnung befand, erinnerte ihn einfach alles an sie. Selbst seine ganz persönlichen Dinge brachte er nur noch mit ihr in Verbindung. Alles in seinem Leben hatte mit ihr zu tun. Lois war einfach die Quelle für seinen Lebensgeist, seine wirkliche Kraftquelle, seine mentale Kraftquelle, das Zentrum seines Bewusstseins, seine Vergangenheit, seine Zukunft - die es jetzt nicht mehr gab, also warum sollte er weiteratmen? Wofür sollte er von diesem Sofa aufstehen? Wie sollte er je wieder die Kraft finden und einem Menschen helfen, wenn er ihr nicht hatte helfen können?
Selbst die Zuwendung seiner Eltern konnte er jetzt immer weniger ertragen. Sie wollten ihm helfen, sicher, auch sie litten an dem Verlust, sicher, auch sie fragten sich, ob sie irgendetwas anderes hätten tun sollen oder können, sicher, aber Clark hatte keine Kraft, sich um ihre Trauer zu kümmern. Jedes Mal, wenn er dachte, er hätte seine Gefühle soweit verdrängt, dass er den Schmerz aus seinem Herz verbannen konnte, kam irgendjemand und legt ihm die Hand auf die Schulter und erinnerte ihn mit seinen Trostbekundungen nur wieder daran, dass er den Schmerz wieder spürte.
Irgendwann hielt Clark es einfach nicht mehr aus und stand doch von seinem Sofa auf, nachdem er schon die ganze Zeit ohne bewusstes Zutun weitergeatmet hatte. Aber jetzt hatte er das Gefühl, dass er in diesem Raum keine Luft mehr bekam. Diese ständigen Zuwendungen, die ihn doch nicht berührten, diese ewig verständnisvollen Blicke, all das schnürte ihm die Kehle zu.
Er reckte seine inzwischen ganz steif gewordenen Glieder, ging zum Fenster und stieg schnell in den Abendhimmel auf. Er hatte immer noch sein staubverschmutzten Anzug an, aber auch das kümmerte ihn nicht.
Martha und Jonathan hofften, er hätte einen Hilferuf gehört und würde jetzt das tun, was er immer tat, das was für ihn inzwischen zur Normalität geworden war, den Menschen zu helfen, wenn sie in Not waren. Normalität war gut, Alltag war gut, alles was ihn von seinem Schmerz ablenken würde, war gut.
Doch Clark war, ohne einen Hilferuf zu vernehmen, in den Himmel aufgestiegen, er konnte die dichte, enge Atmosphäre in seiner Wohnung nicht mehr ertragen, er wollte nur noch raus, weg von all den Erinnerungen. Er stieg sehr schnell sehr hoch und flog dann sehr schnell, so schnell, dass der Wind in seinem Gesicht schmerzte, so schnell, dass er von der Geschwindigkeit das Blut in seinen Adern rauschen hörte, so schnell, dass sein Gleichgewichtssinn ihn im Stich ließ. Doch was würde es schon ausmachen, wenn er herunterstürzen würde, oder wenn er seine Geschwindigkeit so weit steigerte, dass er der Gravitation der Erde entkam und ins All schleuderte? Würde das seine Qual beenden? Er hatte bisher nie darüber nachgedacht, dass unverwundbar auch bedeutete, dass er selber seinem Leben kein Ende bereiten könnte - oder doch?
Nach Stunden hatte Clark die Erde wohl ein paar hundertmal umkreist, doch seine Kräfte ließen nicht nach, flog er dabei ja auch immer wieder durch sonnige Abschnitte, in denen die Sonne seine Kräfte regenerierte - die Sonne - jetzt seine einzige verbliebene Kraftquelle. Irgendwann landete er in der Arktis, mitten in einem Blizzard. Der Sturm, der an seiner Standfähigkeit rüttelte, hatte dabei fast etwas tröstliches, lenkte es ihn doch kurzfristig von seinem Schmerz ab. Nachdem der Sturm etwas nachgelassen hatte und ihn nur noch die Kälte umschloss, ihn vollständig einhüllte, meinte er dieses Körpergefühl passte perfekt zu seinem Seelenzustand, Eis, gefroren, Unbeweglichkeit, Kälte, Grausamkeit, Tod, Verlassen-Sein, Härte, Einsamkeit und die ewige Nacht. Das waren die Attribute, die jetzt sein Leben bestimmen würden.
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Wochen später erinnerte sich Clark an seine tagelangen Aufenthalte in der Eiswüste der Arktis, er hatte noch immer das Gefühl, dass diese eisige Umgebung seinem Seelenzustand am nächsten kam. Inzwischen hatte er aber die Kraft gefunden, wenigstens mechanisch seinen Alltag zu meistern. Er stand auf morgens, auch wenn er sich immer wieder fragte warum. Er ging sogar manchmal zum Planet, sprach aber sehr wenig mit den Kollegen. Perry und Jimmy versuchte er aus dem Weg zu gehen, sie erinnerten ihn mit ihren Mitleidsbekundungen, ähnlich wie seine Eltern in der Anfangsphase, viel zu sehr an Lois. Und das konnte er immer noch nicht ertragen.
Auch Superman machte inzwischen wieder durch Rettungseinsätze auf sich aufmerksam, wenn auch die Nachrichtensprecher dabei nicht selten einen Beitrag sendeten, der wie folgt lautete: "Wie der Feuerwehrhauptmann Smith unserem Korrespondenten berichtete, sah es bei dem Großbrand bis zum Eintreffen von Superman sehr bedrohlich aus. Dank Superman konnte der Brand aber nicht nur schnell gelöscht werden, auch brachte er alle Verwundeten schnell in die umliegenden Krankenhäuser. Doch Augenzeugen berichten immer wieder, dass Superman seit dem tragischen Tod der Reporterin des Daily Planet Lois Lane, nicht mehr der alte sei. Er würde mit niemanden sprechen, gäbe keine Interviews mehr und würde sich nicht mehr fotografieren oder filmen lassen. Lois Lane, die immer als eine gute Freundin von Superman galt und bisher fast alle Interviews mit Superman machte, ist inzwischen für ihr Lebenswerk mit einem Sonder-Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Sie ist Ende Februar, im Zuge einer Entführung von Lex Luthor, unter bisher nicht geklärten Umständen, zusammen mit dem verurteilten Kriminellen Luthor, ums Leben gekommen."
Fünf Tage nach Lois Tod war ihre Beerdigung, doch daran konnte sich Clark nur noch sehr dunkel erinnern. Es war ein trüber kalter Tag und es hatte geregnet. Obwohl Lois immer als schwierig und wenig umgänglich galt und sie wenig Freunde hatte, waren sehr viele Menschen zu ihrer Beisetzung erschienen, vielleicht berührte es die Menschen, dass Lois Lane am Anfang einer vielversprechenden Kariere und am Anfang einer hoffnungsvollen Ehe so brutal aus dem Leben gerissen wurde. Clark erinnerte sich noch dunkel daran, dass die Traueransprachen kein Ende nahmen. Viele Menschen hatten etwas zu sagen. Und obwohl viele zu ihren Lebzeiten immer die Augen verdrehten, wenn sie den Namen Lois Lane hörten, bedankten sich jetzt viele Menschen, dass sie sie gekannt hatten und wollten jetzt nur an ihre guten Eigenschaften erinnern, an ihren Ehrgeiz, ihren Gerechtigkeitssinn, ihr Engagement auch für Hilflose und Schwache, ihren Humor, ihre Empathie, ihre Eigenart erst dann Ruhe zu geben, wenn sie auch das letzte Fitzelchen Wahrheit aufgedeckt hatte, ihre Kraft, ihren Mut und ihre Risikobereitschaft... diese Liste wurde lang und immer länger.
Clark hatte wirklich überlegt, ob auch er sprechen sollte, aber was sollte er sagen? Die einzigen Worte, die ihm zu ihr einfielen waren, ihre Fähigkeit zu lieben, bedingungslos und vollständig. Und ihm damit das Gefühl zu geben, am Leben zu sein. Und immer wenn er diese Worte dachte, drängte sich ihm die Frage auf 'und was war jetzt, wo sie nicht mehr da war?' Aber er war sich sicher, würde er vor all den Leuten stehen, würde er kein Wort mehr herausbekommen, würde in Tränen ertrinken. Er war sich auch sicher, dass keine Worte, welcher Sprache auch immer, ausreichen würden, um diese Frau wirklich zu beschreiben, also ließ er es bleiben.
Der Lois-Klon war nicht mit zur Beerdigung gegangen, auch Martha und Jonathan hielten das wirklich für eine gute Idee. Die meisten Menschen kannten die Umstände um ihren Tod, die Entführung, die Verwechslung mit dem Klon ja gar nicht. Wie würde es aussehen, wenn sie auf der Beerdigung der echten Lois Lane erschienen wäre?
Doch als Clark, Martha und Jonathan nach der Beerdigung wieder in Clarks Wohnung kamen, fanden sie den Lois-Klon sterbend vor. Sie hatte ja nur eine begrenzte Lebensspanne. Aber Clark hatte nicht die Kraft sich um sie zu kümmern. Sie alle hatten ihr nie einen Vorwurf gemacht, aber zu Mitgefühl war Clark einfach nicht in der Lage. Sie beschlossen aber, dass auch sie eine Beerdigung erhalten sollte, aber zu dieser Trauerfeier erschienen nur Clark, Martha und Jonathan. Und auch an diesem Tag hatte es geregnet. Es war ein kalter und unfreundlicher Tag, der richtige Abschied für eine Namenlose Person, die schneller vergessen war, als sie gelebt hatte.
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Clark kam nach einem schier endlos langen Tag in seiner Wohnung an und setzte sich auf sein Sofa. All das, was früher eine Bedeutung für ihn hatte, war heute nebensächlich, wie sich Essen zuzubereiten. Er hatte nie ausprobiert, wie lange er wirklich ohne Essen auskam, aber seit er unter Menschen lebte, hatte er jeden Tag gegessen, einfach weil es alle taten und natürlich weil es ihm schmeckte. Aber seit Lois aus seinem Leben verschwunden war, seit er alleine war, kochte er kaum noch, meist stopfte er sich nur gelangweilt etwas Brot oder irgendwelche Kekse zwischen die Zähne, aber er schmeckte nicht mal, was er da aß. Wenn er aus der Redaktion kam, saß er oft für Stunden auf seinem Sofa und starrte einen Punkt in irgendeiner Ecke des Zimmers an, um dann festzustellen, dass er noch immer die Jacke anhatte.
Manchmal verlor er sich dabei in einem Traum, seit er einen alten Song aus den 80er wiedergehört hatte,
When I need you
I just close my eyes and I'm with you
and all that I so want to give you
it's only a heartbeat away
when I need love
I hold out my hands and I touch love
I never knew there was so much love
keeping me warm night and day,
doch er erwachte immer mit tränenfeuchten Augen aus diesen Träumen. Trotzdem waren diese Minuten, in denen er der Realität entfloh, die einzigen glücklichen Momente seines Lebens.
Sein Verstand akzeptierte, dass sie nie mehr wieder kommen würde, aber sein Herz konnte diesen Umstand noch immer nicht verstehen. Er hatte eigentlich immer das Gefühl, ihre Präsens überall zu spüren. War es einfach so, dass er ihre Liebe über ihren Tot hinaus spürte? Dass er ihre Liebe für immer in seinem Herzen konservieren würde? Oder was hatte es zu bedeuten?
Über Supermaneinsätze war er meist froh, erfüllten sie ihn auch heute nicht mehr mit solch einer Befriedigung, wie sie es einmal taten, aber sie lenkten ihn ab, wenigstens für ein paar Stunden.
Auch jetzt saß er schon seit geraumer Zeit, immer noch in der Jacke da, als es plötzlich klopfte. Clark stand von dem Sofa auf und machte erst mal Licht an, er hatte bis zu diesem Moment im dunklen gesessen, dann öffnete er seine Tür. Davor stand Perry White. Clark atmete einmal tief durch. Perry bat ihn schon die ganze Woche, immer wenn er ihn sah, um ein Gespräch unter vier Augen, aber bisher hatte Clark das einfach ignoriert. Er ging ihm immer noch aus dem Weg, beschränkte alle Gespräche auf das nötigste. Aber nun schien es kein Entrinnen mehr zu geben.
Er trat beiseite und bedeutete seinen Chef einzutreten.
Perry begann zögerlich, als legte er jedes Wort auf die Goldwaage. "Clark, ich bin froh, dich hier anzutreffen, in der Redaktion gehst du mir ja immer noch aus dem Weg, als könnte ich etwas dafür..."
"Nein, das ist es nicht Chef... Über manche Dinge will ich nur einfach nicht reden." Irgendwie war Clark schon seit Tagen klar, dass er diesem Gespräch nicht entgehen konnte.
"Clark... Wir alle vermissen sie. Sicher, niemand so wie du. Das ist mir vollkommen klar, aber auch ich kann es immer noch nicht fassen. Manchmal sehe ich ihren Schreibtisch und denke, wo bleibt sie nur heute? Oder ich teile ihr in Gedanken eine Story zu, immer die vielversprechenden, die komplizierten, die ganz verzwackten, bis ich dann aufmerke und mich mit einmal erinnere, dass sie nicht mehr da ist... und auch niemals wieder kommt... Aber Clark..." Perry wollte so gerne irgendetwas mitfühlend hoffnungsvolles sagen, aber auch ihm fehlten bis heute die Worte. Lois Lane war mehr als eine Angestellte, sie war so viel mehr für ihn. Aber alles, was ihm einfiel war, "das Leben geht weiter."
Wie oft hatte Clark diesen Satz in den letzten Wochen gehört? Immer wieder. Von Menschen, die ihm oder Lois nahe standen, oder auch von Menschen, die sie beide nur entfernt kannten. Es war, als sei dieser eine Satz die Universalantwort für jede Form von Verlust. Aber es war nicht wahr, er hätte es am liebsten laut herausgeschrien, es war einfach nicht wahr, das Leben ging nicht weiter, es hatte einfach aufgehört zu existieren. Jede Form von Leben, wie sie vorstellbar war für Clark, gab es nicht mehr. Aber das konnte er Perry so nicht sagen. Auch Perry kämpfte immer noch mit seiner Trauer, wie er eben gerade wieder deutlich gemacht hatte und wenn es ihm gelang, aus genau diesem Satz Hoffnung zu schöpfen, gut für ihn. Aber das galt nicht für Clark. Er wollte mit seinem Chef nicht diskutieren und nickte nur vorsichtig.
Perry sah die Zweifel und die Verzweiflung in Clark und weil ihm so gar nichts kluges einfallen wollte, kam er jetzt, ein wenig enttäuscht von sich selbst, mit seiner nächsten universellen Lebensweisheit. "Und Clark, wir haben immer noch eine Zeitung herauszubringen!"
Perry wollte Clark die Zeit geben, die er brauchte, aber er war auch überzeugt, dass er wirklich langsam beginnen sollte, seiner Arbeit wieder regelmäßiger nachzugehen. Die Routine würde ihm sicher helfen. 'Die Zeit heilt alle Wunden' fiel ihm jetzt ein, aber er wollte nicht noch eine Phrase herunterbeten, die eigentlich leer und fehl am Platze war. Stattdessen sollte er langsam wirklich zu seinem Anliegen vordringen. "Clark meinst du nicht, du solltest langsam versuchen wieder wie ein Reporter zu denken und zu handeln und versuchen diejenigen dingfest zu machen, die Lex geholfen haben? Lex ist tot, der hat seine Strafe bereits, aber er wird Handlanger gehabt haben, es muss Leute gegeben haben, die ihm geholfen haben... Und irgendjemand sollte die aufstöbern und ihrer gerechten Strafe zuführen. Das bist du... Lois schuldig. Sie würde so handeln."
Clark hatte oft darüber nachgedacht, dass er gerne irgendjemanden verantwortlich machen würde. Er wusste ganz sicher, wenn Lex noch leben würde, dann würde sein einziger Lebensinhalt Rache sein. Aber nach anderen zu recherchieren, die beteiligt waren, die Lex geholfen hatten, die Idee war ihm bisher noch gar nicht gekommen. Sollte er sich diesem Gefühl hingeben? Er wusste, dass das nicht ganz ungefährlich war, aber wenn die Liebe in seinem Herzen nicht mehr wohnen würde, sollte da der Hass einziehen...? Clark atmete noch einmal tief durch, ja, der Gedanke schien ihm immer verlockender. Er würde versuchen alle aufzuspüren, die irgendwie beteiligt waren, sie würden alle bezahlen dafür, was sie Lois angetan hatten.
Dieser Gedanke formte sich jetzt immer mehr in seiner Vorstellung, nahm immer mehr Gestalt an und erfüllte ihn mit einem Antrieb, wie er ihn schon seit Wochen nicht mehr erlebt hatte. Auch seine Eltern hatten ihn immer wieder zu überreden versucht, er solle sich für eine Story engagieren, einfach nur, um sich abzulenken, um auf andere Gedanken zu kommen. Und für diese Story wollte er sich nun engagieren.
Clark unternahm dann, kaum dass er die Tür hinter Perry geschlossen hatte, einen Kontrollflug über Metropolis, einfach nur mal nachsehen, ob alles in Ordnung war, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, dazusitzen, bis die Zeit abgelaufen war, bis ein weiterer Tag Vergangenheit geworden war. Ein Kontrollflug, ohne dass ein Hilferuf ihn aufgefordert hatte. Ihm selbst fiel das überhaupt nicht auf, war es doch in seinem früheren Leben viel zu sehr ein normaler Teil seines Lebens.
Perry verließ Clarks Wohnung mit einem unguten Gefühl. Er hatte genau beobachtet, wie Clark von dem Gedanken erfasst wurde, ja verführt wurde, Rache nehmen zu können. Aber er versuchte schon seit Wochen, ihn mit allen denkbaren Storys abzulenken, leichte oder schwere, kurze oder lange, alleine oder solche, die er mit Jimmy gemeinsam bearbeiten sollte. Aber Clark hatte alles gleichgültig angelehnt. Dies war nun Perrys letztes Ass im Ärmel. Er war sich durchaus der Gefahr bewusst, Clark direkt in die Rache zu treiben, außerdem bedeutete diese Recherche, sich intensiv mit Lois' letzten Tagen auf Erden beschäftigen zu müssen. Aber mit irgendeiner Story musste er ihn doch erreichen! Und er vertraute auf Clarks Güte und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Eigenschaften, die ihn mehr auszeichneten, als alles andere, auch wenn diese Seite von Clark Kent gerade etwas verschüttet und blockiert schien.
Und so ging Perry in der Hoffnung, das richtige getan zu haben, nachdem Clark ihm glaubhaft versichert hatte, sich gleich morgen als erstes daran zu setzen.
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Wie er es Perry versprochen hatte, setzte er sich gleich am nächsten Morgen mit Jimmy an die minutiöse Rekonstruktion der letzten Tage im Leben von Lois Lane. Sie kamen Lex Luthor dabei Stück für Stück näher. Jimmy fiel auf, dass Clark nicht mehr so resigniert wirkte, aber seine Ausstrahlung war noch immer negativ, seine Handlungen und seine Worte mechanisch und relativ gefühllos. Nie zeigte sich ein Lächeln auf seinen Gesicht, wenn sie ein Detail ans Tageslicht beförderten, wie Jimmy es von früher kannte. Machte Jimmy mal einen Scherz, um die Stimmung ein wenig aufzulockern, so überhörte Clark das einfach.
In mühsamer Kleinarbeit und mit einer unermüdlichen Akribie förderten sie dabei ein Detail nach dem nächsten ans Tageslicht. Sie fanden heraus, wer Lex diese Waffe verkauft hatte, aber von dem Mann selber fehlte jede weitere Spur. Entweder der hatte sich wirklich sehr gut abgesetzt oder vielleicht hatte Lex ihn vernichtet. Dann gab es da noch viele Leute innerhalb de Gefängnisverwaltung, die die völlig unglaubwürdige Begnadigung Lex Luthors, ohne irgendwelche Fragen zu stellen, akzeptiert hatten. Die Menschen, die ihm diesen Unterschlupf unter der stillgelegten U-Bahn hergerichtet hatten, die Menschen, die ihn während der ganzen Zeit mit allem versorgt hatten, was er zum Leben brauchte. Die Menschen innerhalb der Bank, die ihn an sein Geld gebracht hatten. Dann gab es noch einige Menschen innerhalb der Star Labs, die ihm schon lange vor dem Verlassen des Gefängnisses und auch danach in allen genetischen Fragen zur Seite gestanden hatten. Es gab unglaublich viele Leute, die ihn unablässig mit Informationen versorgt hatten und es gab Asabi. Der einzige Zeuge den die Polizei bereits festgenommen hatte. Und er war eine recht üppige Informationsquelle, versuchte er doch auch nur seine Haut zum Markte zu tragen. Clark und Jimmy sichteten Unmengen an Papieren, sprachen mit Zeugen und Informanten und sammelten dabei Beweis um Beweis. Nach ungefähr einer Woche hatten sie genügend Material zusammen, dass sie dann Inspektor Hendersen vorlegen würden.
Während Clark und Jimmy dann gemeinsam den Artikel dafür schrieben, merkte Jimmy auf einmal, wie froh er war, dass die Zusammenarbeit mit Clark an diesem Fall beendet war. Er hatte während der gesamten Ermittlung immer die Befürchtung gehabt, dass sie irgendwann auf einen Hauptverdächtigen stoßen würden. Er hätte nicht gewusst, wie Clark reagieren würde. Aber der Dreh- und Angelpunkt für das ganze Drama war und blieb Lex Luthor. Und der hatte sich seiner gerechten Strafe durch seinen Tod entzogen.
Hendersen erschien in der Redaktion, während sie den Artikel gerade beendeten. Er dankte Clark für die Informationen und freute sich gleich ein ganzes Dutzend Haftbefehle beim Staatsanwalt beantragen zu können. Hendersen war wirklich beeindruckt, dass Clark Kent diese Art von Ermittlungsarbeit so gleichmütig geschafft hatte, aber er fand auch, dass er noch immer ein Schatten seiner selbst war. Hendersen war selber glücklich verheiratet, er hatte schon eine ungefähre Vorstellung davon, was in diesem Mann vorging. Er wusste nicht, ob er selber die Kraft dazu haben würde.
Im lockeren Plauderton erzählte Hendersen ihnen beiden dann anschließend, dass auf dem Internationalen Kriminalisten-Kongress jemand vor wenigen Tagen in einer kleinen Diskussionsrunde eine sehr abwegige aber interessante These vorgestellt hatte: Lex Luthor hätte seiner Meinung nach einen Nachahmer. Der Mann, der diese These vorstellte, arbeitete für die italienische Polizei und er sei der Meinung, dass es seit einiger Zeit, seit ein paar Wochen, oder vielleicht seit ein paar Monaten in Norditalien jemand geben würde, der die Handschrift, oder eher einfach den Stil von Luthor kopieren würde. Hendersen schüttelte den Kopf und sagte etwas resigniert: "Es ist wohl eher so, dass die Lex Luthors dieser Welt sicher nie aussterben..." Mit diesen Worten verabschiedete sich Hendersen.
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Clark ging an diesem Abend grübelnd nach Hause, die Worte Hendersens kreisten immer wieder durch seinen Kopf, ein Nachahmer? Jemand der Lex kopierte? Aber was war, wenn es niemand war, der Lex Luthor kopierte, sondern wenn es doch Lex Luthor selber war? Konnte das möglich sein? Alle waren immer davon ausgegangen, dass Lex irgendwo in den Trümmern begraben war, aber die Polizei hatte niemals einen wirklich eindeutigen, unumstößlichen Beweis dafür gefunden. Konnte es sein, dass Lex Luthor noch lebte, dass er geflohen war? Hatte dieser etwas merkwürdige indische Wunderheiler Asabi nicht davon gesprochen dass Lex vorgehabt hatte in die Alpen zu fliehen? Nun, es gab doch auch die italienischen Alpen. Waren das nicht zu viele Zufälle? Würde er vielleicht doch noch zu seiner Rache kommen?
Als Clark dann bei seiner Wohnung angekommen war, wusste er sofort, dass er hier natürlich gar nicht hinwollte, er wollte nach Italien und zwar sofort! Das war seit langer Zeit das erste Mal, dass er ganz zielgerichtet handelte, weil er wusste, was er tun wollte. Dort in Italien war es jetzt früher morgen, also eine gute Zeit um vorsichtige Ermittlungen zu beginnen. Aber er sollte aus Gründen der Fairness Perry, Jimmy und seinen Eltern Bescheid geben. Vielleicht war er ja nach einer Stunde schon wieder da, aber sollte an dieser verrückten Idee auch nur der Funke einer Möglichkeit sein, könnte es gut sein, dass er länger weg wäre.
Also machte er sofort wieder kehrt in den Planet und legte seinem Chef eine Notiz auf seinen Schreibtisch und faxte seinen Eltern, dass er für ein paar Tage nicht in Metropolis sein würde. Zu dieser späten Stunde die beste Möglichkeit seinen Eltern in Kansas eine Nachricht zukommen zu lassen. Und mit diesem neuen, alten Elan flog er dann nur Minuten später, pfeilschnell durch die Nacht über den Atlantik auf dem Weg Richtung Europa.
Er hatte noch gar keinen Plan, wie er vorgehen wollte. Das Beste würde es sein, Kontakt zu Luigi Branduardi aufzunehmen. Luigi kannte er noch aus seinen ersten Reporterjahren und heute lebte der wieder in Vigolo, seinem Heimatdorf. Wenn Clark sich noch recht erinnern konnte, sollte dieses Dorf sogar am Rande der Alpen liegen und Luigi hatte immer noch sehr gute Kontakte. Clark wollte nicht, dass irgendwie deutlich wurde, dass Superman oder Clark Kent in Europa aktiv wurden. Wenn Lex wirklich noch am Leben war, würde er nach ihm Ausschau halten, beziehungsweise nach ihm Ausschau halten lassen. Und Lex wusste schließlich, dass Clark Kent Superman war. Also brauchte er einen Unterschlupf, alles Dinge, die ihm Luigi in idealer Weise bieten konnte.
Luigi wurde von Clark immer als Lebenskünstler gesehen, er war eine zeitlang beim Militär und bei der Polizei gewesen, fertigte abstrakte Skulpturen aus allerfeinstem Carrara-Marmor und baute hingebungsvoll Gemüse in seinem Garten an, deswegen lebte er auch in diesem kleinen Dorf, fernab der kulturell interessanten Städte Italiens. Clark war sich nie ganz sicher, ob er nicht gelegentlich für Italiens Spionageeinheit tätig war, er, oder auch seine Frau Maria, aber das würden die beiden niemals zugeben, wenn es wirklich so sein sollte.
Clark landete in der Nähe des Dorfes und ging zu Fuß zu dem Haus der Branduardis. Er hoffte, er würde ihn wirklich zu Hause antreffen. Und genau so, wie er es erwartet oder gehofft hatte, war es dann auch. Luigi stand in seinen Garten und erntete ein paar Pfirsiche für das Frühstück. Kaum hatte Clark 'Buongiorno' gesagt, begrüßte Luigi ihn leidenschaftlich, laut und mit wilden Gesten. Augenblicklich kam auch Maria, Luigis Frau dazu und auch sie begrüßte Clark freudig überrascht und herzlich. Das italienische Temperament war nicht zu verhehlen. Dann meinte Luigi zu Clark: "Du siehst furchtbar aus. Aber ich weiß natürlich was passiert ist. Es tut mir so leid für dich. Es tut immer weh, einen Freund leiden zu sehen. Komm, frühstücke mit uns im Garten, in der Sonne, koste diese Pfirsiche, die besten, die es gibt, dann geht es dir etwas besser." Luigi wusste immer über alles Bescheid, Clark hatte keine Ahnung, wie er das machte. Aber er hoffte, dass es ihm jetzt helfen würde.
Nach einem üppigem Frühstück, nach dem es Clark in der Tat sehr viel besser ging, wollte Luigi wissen, was er für seinen alten Freund tun konnte. Dass Clark nicht zufällig vorbeigekommen war, stand für ihn von vorne herein fest. Clark erzählte ihm von dem Verdacht, den er hegte, von der winzigen Möglichkeit, die sich hinter all den Fakten verbergen könnte. Auch Luigi kannte Lex Luthor, wie er immer alle großen und mächtigen kannte. "Clark das wird kompliziert und wahrscheinlich gefährlich. Aber wir beide helfen dir, wo wir nur können. Das ist klar! Gib mir ein paar Stunden Zeit. Ich werde telefonieren. Ich kenne ein paar Leute, die kennen ein paar Leute... Mal sehen, was sich da herausfinden lässt. Wenn Lex Luthor noch am Leben ist und wenn er in Europa ist, wissen wir das heute Abend. Ganz sicher, das ist kein Problem. Aber ihn zu kriegen, das wird schwer." Clark wollte nicht wirklich wissen, was für Quellen Luigi anzapfte, um an diese Informationen zu kommen.
Maria zeigte ihm derweil ihre neuesten Kreationen, auch sie war als Bildhauerin tätig, arbeitete aber lieber mit kleinen, eher bildhaften Figuren in weicheren Formen, im Gegensatz zu Luigis Skulpturen, die ausladend, meist abstrakt und groß waren. Clark wollte sich eigentlich nicht auf eine Kunstdiskussion einlassen, aber Maria führte ihn, mit dieser typischen Künstler-Leidenschaft, immer weiter an ihre Werke heran, so dass er sich diesem Charme auf keinen Fall entziehen konnte und auch irgendwann gar nicht mehr wollte.
Gegen Mittag kam Luigi dann zu ihnen in die Werkstatt und sagte zu Clark mit einem triumphierenden Blick und ohne seinen Stolz zu verstecken: "Ich denke, du hattest Recht. Es gibt ja jemanden in der Nähe von Merano, natürlich ein anderer Name, Conte Giovanni Carpaccio, damit war ja zu rechnen. Aber sonst würde alles passen, auch der Zeitpunkt, als er hier in Italien aufgetaucht ist, ohne dass jemand weiß, wo er herkommt. Und alle munkeln, er hält sich über Wasser mit Drogenhandel, per Schiff, sicher von Venedig aus. Clark, den sollten wir uns ansehen. Ich habe eine Kleinigkeit zu Mittag gemacht und dann fahren wir - okay?"
Luigis Kleinigkeit stellte sich als ein mehrgängiges Menü heraus. Heiße und kalte Köstlichkeiten der italienischen Küche. Im Moment des Essens hatte Clark das Gefühl, noch nie in seinem Leben so gut gegessen zu haben, auch spürte er ein Leben in seinen Adern fließen, wie er es schon lange vermisste. Es war sicher ein Fehler, sich so lange von allen Freunden zurück gezogen zu haben.
Und dann fuhren sie beide nach Merano. Luigis Informant meinte, dass ein ganz bestimmtes Anwesen irgendwie zu der ganzen Sache passen würde, etwas abgelegen, aber mit Blick über die ganze Stadt. Lex liebte es, den Überblick über alle zu haben, es war wie eine Art Kampftaktik. Immer den höchsten Punkt besetzen. Doch bei diesem Ausspruch durchfuhr Clark eine geradezu schmerzhafte Erinnerung an Lois. Sie war dabei gewesen, als Lex Luther persönlich diesen Satz zu Clark gesagt hatte. Das alles schien so viele Ewigkeiten her zu sein. Sollte dieser Mann, der hier so plötzlich aufgetaucht war, ohne dass jemand wusste woher er kam, was er vorher gemacht hatte, wirklich Lex Luthor sein? Und wenn er es wirklich war, was würde Clark dann mit ihm machen... wollen?
Luigi parkte den Wagen außerhalb des Ortes in einem kleinem Waldstück mit gutem Ausblick auf das besagte Anwesen. Es wirkte nicht mal so groß, höchstens zehn Zimmer, das passte nun allerdings nicht zu Lex Luthor, der lebte schon immer gerne auf recht großem Fuß. Sie wollten das ganze erst mal eine Weile beobachten, was aber de Facto bedeutete dass Luigi seelenruhig schlief, während Clark alles im Auge behielt. Aber das war auch ganz gut so, gab es Clark doch die Möglichkeit seinen Superblick ungesehen einzusetzen. Bei all dem, was Luigi immer von allen wusste, war Clark sich bis heute nicht sicher, wieviel er wirklich von ihm und seinem Geheimnis wusste.
Sie standen schon eine ganze Weile auf ihrem Beobachtungsposten, als sich dort dann gegen frühen Abend etwas tat auf dem Anwesen. Aus dem Haus kamen Leute die Tische nach draußen trugen und eindeckten. Es sah aus, als liefen dort Vorbereitungen für eine Art Gartenfest. Das war natürlich sehr gut, Gartenfest würde bedeuten, dass auch der Gastgeber irgendwann im Garten erscheinen würde.
Clark wurde langsam wirklich aufgeregt und ungeduldig. Am liebsten wäre er auf das Anwesen gestürmt, um... ja was denn eigentlich? Was erwartete er denn zu sehen? Und wenn es wirklich Lex Luthor war, der dort lebte, was würde er dann tun? Und gerade in diesem Moment dachte er wieder an Lois. Sie war diejenige, die sich immer in alles hineinstürzte. Er war schon immer etwas zurückhaltender. Lois wäre sicher schon längst dort, wenn sie mit ihm gemeinsam diese Beobachtungen machen würde. Aber natürlich war Lois nicht hier.
Ihre Geduld wurde belohnt, am Abend erschienen dann einige Gäste und als scheinbar alle versammelt waren, beehrte der Gastgeber seine Gäste. Es war ein richtig großer Auftritt, alle Gäste warteten, dann wurde das Licht im Garten etwas dunkler eingestellt und an dem hellsten Punkt des Gartens erschien dann der Gastgeber. Das würde nun wieder sehr gut zu Luthor passen.
Während Luigi versuchte mit einem Nachtsicht-Fernglas irgendwas zu erkennen, scannte Clark sich immer weiter an den Mann heran, wegen dem sie jetzt schon seit Stunden hier saßen und warteten. Clark sah ihn eine ganze Weile von hinten, er hatte recht helle Haare, aber das konnte auch Tarnung, eine Perücke sein. Dann endlich drehte sich der Mann um und sah direkt in Clarks Richtung. Wenn er nicht mehrere Hundert Meter entfernt wäre, würde man sagen, er blickte Clark direkt in die Augen. Und diese Augen beantworteten augenblicklich alle Frage, alle Zweifel und alle Unsicherheiten: es war zweifelsfrei Lex Luthor. Die Gesichtszüge, das Kinn und die Augen. Clark war sich sicher, diese Augen würde er immer wieder erkennen, da konnte er sich noch so sehr verkleiden. Diese Augen waren einfach böse und durchtrieben.
Auch Luigi meinte dann, dass das seiner Meinung nach Lex Luthor sei und reichte Clark das Fernglas. Damit hatten sie den heutigen Teil ihrer Mission erfüllt. Jetzt mussten sie so viel Informationen über diesen Conte Giovanni Carpaccio sammeln, wie nur irgendwie möglich, sie mussten auf jeden Fall eine wunde Stelle finden, einen schwachen Punkt. Am liebsten wäre Clark sofort auf dieses Anwesen gestürmt und hätte Lex vor den Augen seiner ehrenwerten Gäste in kleine Stücke gerissen. Er spürte jetzt eine kaum zu bändigende Wut in sich aufkeimen, aber er musste wirklich noch ein wenig Geduld haben. Er wollte es richtig machen. Lex Luthor musste endgültig unschädlich gemacht werden. Das war er Lois einfach schuldig.
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