Böses Erwachen
Verfasst: Fr 5. Aug 2011, 08:22
Und noch eine „ältere“ FF von mir. Erstmals gepostet am 26.10.07
Es gibt im Laufe der 2. Staffel etwas, das ich total spannend finde. Lois reagiert auf das Werben von Dan Scardino und Mayson Drake becircst auf sehr offensichtliche Weise Clark. Eine unglaublich spannungsgeladene Situation. Nur in den tatsächlichen Folgen lösen sich die beiden sehr interessanten Charaktere ab. Scardino taucht auf, nachdem Mayson tot ist. Aber was wäre gewesen, wenn beide zur selben Zeit um Lois und Clark gebuhlt hätten? Wenn beide eine Alternative gehabt hätten?
Eine mögliche Antwort darauf könnte so aussehen.
Zeitpunkt: 2. Staffel, so etwa Folge 2.14, 2.15 oder 2.16
Inhalt: Lois ist am zweifeln, sie kann sich nicht entscheiden zwischen Dan Scardino und Clark. Der eine zeigt seine Zuneigung ganz offen, aber ist er der Richtige? Der andere verschwindet dauernd und scheint persönlichen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
Und Clark? Er ist fasziniert von der offenen und ehrlichen Art von Mayson Drake, aber Mayson kann Superman nicht leiden. Ganz im Gegensatz zu Lois, aber Lois scheint für Clark gerade nicht so viel übrig zu haben.
Und dann gibt es eine verhängnisvolle Nacht...
Auch diese Geschichte habe ich mit den beiden Super-Betas Lara Joelle Kent und KitKaos geschrieben und dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei beiden ganz herzlich und aufrichtig bedanken. Ihr beide habt mir einfach unglaublich geholfen - DANKE!
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.
Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.
Böses Erwachen
Verpflichtungen
Lois und Clark bestiegen den Fahrstuhl des Daily Planet, der sie in die Redaktion brachte. Lois lachte während sie versuchte sehr ernst zu klingen. "Clark, ich bitte dich, diese Preiserhöhung für diesen läppischen Kaffee, der noch nicht mal schmeckt, ist einfach völlig überzogen."
Clark schüttelte den Kopf darüber dass sich seine Partnerin so über diese Preiserhöhung für ihren morgendlichen Coffee-to-go aufregen konnte. Aber auch er lachte, als er sagte: "Lois, es ist doch wirklich nicht so schlimm. Wir beide verdienen wirklich genug, um uns den Kaffee auch noch nach dieser Erhöhung leisten zu können. Und vergiss nicht, er reicht dir deinen persönlichen Kaffee immer schon entgegen, bevor du auch nur guten Morgen sagst."
Die Fahrstuhltüren öffneten sich und die beiden betraten die Redaktion. "Nein Clark, das ist eine Sache des Prinzips. Ich denke ernsthaft darüber nach, meinen Kaffee zukünft..." Doch Lois sprach ihren Satz nicht zu Ende. Schon von hier aus sah sie auf ihrem Schreibtisch wieder ein neues... Geschenk von Dan Scardino, eines dieser sehr innovativen. Und wie immer verschlug es ihr die Sprache.
Clark folgte ihrem Blick und grinste. Ihm entschlüpfte gerade ein: "Hmpfgr..."
Doch Lois sah ihn drohend an, während sie langsam auf ihren Schreibtisch zuging. "Sag ja nichts! Du verstehst doch nichts von... solcher... Kunst." Sie merkte selber, dass sie nicht sehr überzeugend klang, aber was sollte sie tun? Sie konnte doch Clark gegenüber nicht eingestehen, dass sie die meisten Geschenke von Dan nicht leiden konnte. Entweder weil sie scheußlich waren, oder weil sie sie nicht verstand, so sie denn überhaupt zu verstehen waren.
Heute hatte er ihr ein... Gebilde geschickt, irgendwie war es eine sehr vereinfachte Form des indischen Gottes Shiva, mit dem Kopf einer weiblichen Barbie-Puppe, der in seinen acht Armen Dinge hielt, die in Lois' Augen keinen Sinn machten, wie ein Teil einer Computerplatine, ein Gummibärchen, ein Freundschaftsring aus einem Kaugummiautomaten, ein kleiner Kaktus aus Plastik, eine Sonnenbrille und einen Autoschlüssel. Denn zwei seiner Hände waren leer. Lois fragte sich kurz, ob er schon etwas verloren hatte, oder ob die zwei leeren Hände einen Sinn hatten. Hatte denn der Rest einen Sinn? Und was wollte Dan ihr damit sagen?
Aber Clark gegenüber musste sie so tun, als verstünde sie die Geschenke von Dan und als freute sie sich sogar darüber. Sie wollte einfach nicht, dass er merkte, dass sie diese Seite an Dan, wenn sie ganz ehrlich war, auch nicht leiden konnte. "Dan hat eine ganz eigene Sicht der Dinge und der Welt im allgemeinen..."
"Und im besonderen von dir, wenn er dich mit solchen Scheußlichkeiten beehrt." Nach dieser Bemerkung ging Clark vorsichtshalber in Deckung.
Lois schob Clark weiter in Richtung seines Schreibtisches und wollte das Gespräch damit beenden. Manchmal beneidete sie Clark um so eine Verehrerin wie Mayson Drake, sie zeigte ihre Gefühle zwar so deutlich, dass die ganze Stadt bereits wusste, dass sie ihr Herz an Clark verloren hatte, aber sie brachte ihm niemals peinliche Geschenke mit. Trotz dieser und noch einiger weiterer sympathischen Seiten an Mayson wusste Lois, dass sie sie nicht leiden konnte. Und was Clark anging, sie war sich nicht sicher, ob er Mayson wirklich gerne mochte, oder ob er es nur nicht fertig brachte Mayson einen Korb zu geben. Hin und wieder wenn Mayson in der Redaktion auftauchte, lachte der eine oder andere der Kollegen. Aber konnte es nicht sogar sein, dass Mayson das sehr wohl merkte und trotzdem kam, einfach nur, um Clark nah zu sein. Konnte einen die Liebe dazu bringen sich bewusst lächerlich zu machen? Könnte es sein, dass Clark für Mayson das selbe empfand? Aber Lois wollte jetzt nicht weiter über Mayson Drake nachdenken.
Und was sollte sie mit all den Geschenken von Dan machen? Sie fand sie doch selber scheußlich. Vielleicht musste sie mit Dan darüber reden. Sie musste ihm einfach klar machen, dass er ihr keine Geschenke zu machen brauchte. Dann würde auch Clark endlich aufhören zu sticheln. Und sie würde sich nicht verpflichtet fühlen, sich dafür auch noch zu bedanken.
Verwirrungen
Dies war irgendwie ein merkwürdiger Tag. Im Nachhinein betrachtet lief der ganze Tag schon irgendwie schräg. Den ganzen Vormittag über war die Stimmung zwischen Lois und Clark irgendwie angespannt. Aber auch Clark selber war lange nicht mehr so locker und entspannt, seit dieser... dieser Agent Scardino, dieser 'nennen Sie mich Dan'... aufgetaucht war. Clark konnte wirklich nicht verstehen, was Lois an ihm fand, er war ein Blender, ein Angeber und immer dieses blöde Grinsen, was wahrscheinlich ein Lächeln sein sollte. Sicher dachte Scardino, dass es nett aussehen würde, dabei war es einfach nur lächerlich. Und dann diese überflüssigen und albernen Geschenke. Selbst Lois waren sie peinlich, das merkte Clark ganz deutlich, aber sie konnte es nicht so recht zugeben.
Eigentlich hatte Lois wirklich einen guten Geschmack, obwohl Clark sich eingestehen musste, dass er niemals einen Mann kennen gelernt hatte, den Lois soweit an sich heran ließ, bis auf Lex Luthor und das war ja nun auch nicht gerade ein Zeichen guten Geschmacks. Aber warum ausgerechnet dieser Scardino? Das verstand er wirklich nicht. An diesem Mann war so gar nichts Nettes, obwohl er schon irgendwie nett war, aber auf eine unangenehme Art und Weise. Und er war auch nicht attraktiv. Gut, er sah ja nicht schlecht aus, fand Clark, aber nun ganz bestimmt auch nicht gut. Also was fand Lois nur an Scardino? Dieses Problem versuchte Clark schon seit Tagen zu lösen, bisher ohne Erfolg.
Gegen Mittag kam Mayson Drake in die Redaktion und lud Clark dann zum Mittagessen ein. Er wollte gerade ablehnen, er war sich seiner Gefühle Mayson gegenüber überhaupt nicht im Klaren. Aber Lois kam ihm zuvor und sagte: "Geht ruhig, es ist okay. Ich bleibe hier und bin da, wenn James endlich anruft." Lois und Clark warteten auf den Rückruf eines Informanten. Was blieb ihm anderes übrig, als 'ja' zu sagen? Es sah fast so aus, als würde Lois ihn in diese Verabredung mit Mayson treiben - warum nur? Was bezweckte sie damit? Wollte sie, dass sie sich aus dem Weg gingen? Oder ob es nur Zufall war?
Mayson war über diese Entwicklung jedenfalls offensichtlich sehr froh. Zuversichtlich lächelte sie Clark an und selbst für Lois hatte sie ein freundliches Lächeln parat. Sie versuchte Clark schon seit Tagen immer mal wieder zu einer Verabredung zu überreden.
Das Essen war sehr nett, er mochte Mason, soviel war klar. Nur, wie sehr mochte er sie, war es mehr als nur mögen? War dies eine Beziehung mit Zukunft? Mehr Chance auf eine Zukunft, als die Sache mit Lois? Und - wollte er das wirklich?
Fragen über Fragen, auf die Clark keine Antwort hatte.
Irgendwann sagte Mayson zu ihm: "Clark, das ist nicht einfach für mich, aber ich glaube die Art und Weise wie ich mich an dich ranschmeiße, macht deutlich, dass ich gewisse Gefühle für dich habe..." Erwartungsvoll sah sie Clark an, der jedoch nichts sagte. "Jetzt warte ich eigentlich darauf, dass du sagst, ich empfinde das gleiche für dich, Mayson."
Eigentlich fand Clark das sehr erfrischend. Im Gegensatz zu Lois war sie sich über ihre Gefühle im Klaren und machte auch keinen Hehl daraus. Aber da Clark sich über seine Gefühle für Mayson nicht im Klaren war, konnte er mit der doch sehr offenen Art von Mayson jetzt gerade nichts anfangen. Trotz allem war das die Offenbarung, vor der er sich immer gefürchtet hatte. Wenn sie jetzt weitersprach, musste er irgendetwas darauf antworten - aber was? 'Ich dich nicht' würde Mayson verletzen und war auch nicht wirklich wahr. Aber 'ich dich auch' stimmte auch nicht unbedingt.
Und es gab da noch das Problem Superman. Mayson konnte Superman nicht leiden, es war fast so, als verachtete sie ihn, aber Superman war ein Teil von Clark. "Mayson, so leicht ist das alles nicht."
"Wenn es Lois ist, dann sag es doch."
Am liebsten hätte er auf diese Frage nicht geantwortet, aber Clark wusste, dass Mayson fairer Weise eine Antwort verdient hatte. "Ich kann dich gut leiden und ich kann Lois gut leiden."
Das war sicher nicht die Antwort, die sie erwartet hatte, aber sie fasste all ihren Mut zusammen und fing gerade an zu sagen: "Clark... ich..."
Clark wünschte sich weit weg, sehr weit weg. Da hörte er entfernt eine Sirene und dankte dem Himmel, Superman wurde gebraucht.
Auch wenn er wusste, dass seine Ausreden hin und wieder etwas dünn klangen, dieser Hilferuf gab ihm die Möglichkeit, jetzt sofort aufzubrechen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, wenigstens vor sich selber.
Während er seine Ausrede stammelte, "Mayson, es tut mir leid, es tut mir so leid, aber das ist jetzt wirklich wichtig. Wir reden später weiter...." war er auch schon weg.
Die Sirene kam aus dem Süden Metropolis'. Aber er hörte noch, wie Mayson ihren begonnen Satz beende, als er schon außer Hörweite war. Ihr "Ich liebe dich." konnte er noch deutlich hören und es bestätigte augenblicklich all seine Verdachtsmomente.
Jetzt war er diesem Geständnis entkommen, aber Mayson würde es wieder sagen, soviel war sicher. Er hatte sicher nicht immer das Glück, dass Superman gebraucht wurde.
Vielleicht sollte er, um etwas Durchblick in sein eigenes Gefühlschaos zu bringen, auch noch mal mit Lois sprechen, um herauszufinden, ob ihre Beziehung wirklich ohne jede Hoffnung war und was sie wirklich von Dan wollte.
Die Sirene gehörte zu einem Feuerwehreinsatz, der ihn wirklich den ganzen Nachmittag beschäftigte. Erst nach ein paar Stunden waren alle Verletzten versorgt und das Feuer eingedämmt.
Langsam flog Clark jetzt in der Dunkelheit über Metropolis. Er wollte zu Lois, wollte mit ihr reden... aber nicht als Superman und was wollte er sagen? Er konnte sich nicht wirklich durchringen, auf dem kürzesten Weg zu ihr zu fliegen. Was, wenn sie ihm sagte, dass sie Scardino lieber mochte als Clark? Wie würde er das verkraften?
Aber so sehr er sich auch bemühte möglichst langsam zu fliegen, irgendwann war er doch vor dem schon so oft aufgesuchten Fenster von Lois' Apartment. Clark zögerte zu klopfen, als er plötzlich merkwürdige Geräusche aus dem Apartment von Lois hörte. Es klang wie ein Stöhnen. Oh nein, Lois war in Schwierigkeiten - mal wieder!
Clark war schon drauf und dran, ihr Fenster zu stürmen und ihr - schon wieder - rettend zur Seite zu eilen, als er kurz seinen Röntgenblick nutzte, um zu sehen, womit er es denn zu tun hatte.
Doch das, was er dann sah, ließ ihn an allem zweifeln, ganz besonders an Lois' Geschmack! Sie brauchte ganz sicher keine Hilfe, bei dem, was sie gerade tat!
Genauso wenig wollte sie Clark jetzt wohl in ihrem Apartment haben.
Sie war im Bett mit Scardino und was die beiden da taten, war ziemlich eindeutig.
Clark konnte es einfach nicht glauben und merkte ganz entfernt noch, wie er langsam an Höhe verlor.
Völlig fassungslos und durcheinander flog er dann etwas unkoordiniert nach Hause. Er hatte viel mehr gesehen als er sollte und ganz sicher auch viel mehr als er wollte. Und er konnte dieses Bild nicht mehr aus seinem Kopf bekommen.
Vollkommen verstört zu Hause angekommen, musste Clark erst mal versuchen einen klaren Kopf zu bekommen und ging duschen. Doch so kalt er das Wasser auch stellte, konnte es nicht die Bilder vertreiben, die er vor Augen hatte. Clark führte einen inneren Monolog: "Lois, warum? Warum ausgerechnet Scardino? Ist er wirklich der Richtige für dich? Glaubst du, dass du mit ihm glücklich wirst?" Und er fragte sich, ob er es irgendwie hätte verhindern können.
Immer wieder schüttelte er vor Abscheu und Unverständnis den Kopf und wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen, als es plötzlich klopfte. 'Lois' war sein erster Gedanke. Wer würde sonst so spät bei ihm vorbei kommen? Aber die hatte er vor noch nicht mal einer halben Stunden in einer leidenschaftlichen Umarmung und weit mehr mit Scardino gesehen.
Schon bevor er die Tür öffnete, sah er, dass es Mayson war, die dort stand. Clark war völlig hin und her gerissen, auf der einen Seite, wollte er jetzt niemanden sehen, auf der anderen Seite... wenn Lois ihn schon verletzte, dann würde sie noch sehen können, wohin sie ihn damit trieb... Da war ihm Maysons später Besuch nur recht, Lois würde noch erleben, was sie davon hatte...
"Clark, es tut mir leid, es ist wirklich schon spät... aber ich habe noch Licht bei dir gesehen... und ich dachte, wir könnten noch mal über diese Akten sprechen..." Clark wurde das Gefühl nicht los, dass das nur einen Ausrede war, während Mayson, um die Ernsthaftigkeit ihres Anliegen zu beteuern, ihm die Akten entgegenhielt.
Von was für Akten sprach sie da bloß? Clark konnte sich nicht konzentrieren, immer noch hatte er diese Bilder vor Augen. "Ähm... Kein Problem Mayson, komm doch rein. Ich zieh mir nur gerade etwas an." Clark fiel wenigstens noch auf, dass er mit nacktem Oberkörper die Tür geöffnet hatte.
Aber Mayson ließ ihren Blick seinen Oberkörper hinunter wandern und es war nicht zu übersehen, dass ihr wirklich gefiel, was sie sah. "Oh nein Clark, kein Problem, es ist auch wirklich sehr warm hier. Also wirklich sehr, sehr warm, schon fast heiß. Also ich werde das hier auch ausziehen." Noch bevor Clark irgendetwas entgegnen konnte, legte sie ihr Jackett ab und stand nun in einem Top mit dünnen Trägern vor ihm.
Clark bat sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Sie diskutierten eine ganze Weile die Akten, die sie mitgebracht hatte. Gerade, als Clark meinte, jetzt sei seine Konzentration wieder auf einem Normalniveau angelangt, sagte Mayson zu ihm: "Clark, heute Mittag... als du weg musstest, da wollte ich gerade etwas sagen... etwas sehr Wichtiges..." jetzt sah sie ihm tief in die Augen, "Ich wollte dir das schon ganz lange sagen. Es ist wirklich wichtig, jedenfalls für mich..."
Clark wusste augenblicklich, jetzt gab es keine Ausweichmöglichkeit mehr, aber wollte er ausweichen? Heute Mittag war er froh, weg zu müssen, aber da hatte er noch nicht gesehen, was er am Abend in Lois' Apartment gesehen hatte. Und jetzt? Jetzt bewunderte er diese Frau dafür, dass sie so eindeutig fühlte und so eindeutig zu ihren Gefühlen stand. Und diese Gefühle waren für ihn. Also, was sollte er jetzt tun?
Ohne weiter nachzudenken, legte er seinen Arm um Maysons Schulter, neigte ihr Gesicht mit der anderen Hand noch ein wenig dem seinen zu und küsste sie ganz zart und vorsichtig. Doch so vorsichtig, wie dieser Kuss begann, so leidenschaftlich und ungebändigt wurde er bald darauf.
Überraschungen
Lois erwachte und wusste augenblicklich, dass sie nicht wirklich ausgeschlafen war. Obwohl ihr die Helligkeit sagte, dass es bereits Tag war, schloss sie ihre empfindlichen Augen sofort wieder. Ihr Nacken schmerzte. Sie wollte noch wenigstens für ein paar Minuten versuchen eine entspannte Lage zu finden, als sie merkte, dass sie auf etwas Hartem lag, härter wenigstens als ihr Kopfkissen, aber was auch immer es war, es ließ sich nicht wegschieben. Außerdem hatte sie eindeutig viel zu viel von dem süßen Wein getrunken. Ihr Kopf dröhnte, als würde da jemand mit einer Schlagbohrer arbeiten und sie hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund. Aber sollte sie jetzt einen Blick riskieren, um zu sehen, was da 'hartes' in ihrem Bett lag? Doch dazu müsste sie ihre Augen wieder öffnen. Vielleicht sollte sie erst mal tasten, das viele Licht würde ihren Augen bestimmt nicht gut bekommen. Was auch immer es war, was da in ihrem Bett lag, es hatte Haare! Wieso hatte sie eine Katze in ihrem Bett? Sie konnte Haustiere im Bett nicht leiden! Außerdem, wie kam eine Katze in ihr Apartment? Hatte sie wirklich so viel Wein getrunken? Eine Stimme in ihrem Kopf sagte 'ja und noch einiges mehr', also sollte sie jetzt endlich die Augen öffnen? Todesmutig öffnete sie erst ein Auge und dann das andere und sah... in ein Augenpaar! Diese Katze hatte sehr große Augen! So groß wie die Augen eines Menschen. Genau genommen sahen diese Augen aus wie die Augen von Dan! Es gab eine Katze mit großen Augen, die aussahen wie die Augen von Dan?
Von einem Moment zum anderen war ihr klar, was sie da vor sich sah. Es waren natürlich nicht die Augen einer Katze, es waren Dans Augen! Und logischerweise war der Rest von Dan auch da. In ihrem Bett! Das war Dan in ihrem Bett! Und er sah sie an. Lois schloss erst mal ganz schnell ihre Augen wieder. So gewann sie Zeit. Oh nein! Das war der wahr gewordene Albtraum! Am Morgen in die Augen eines Mannes zu blicken, der nicht wirklich hier sein sollte. Was war passiert? Langsam erinnerte sie sich. Es war alles passiert. Sie hatte mit Dan geschlafen! Wollte sie das? Irgendwann im Laufe des Abends sicher, sie konnte sich nur noch sehr dunkel daran erinnern.
Dan war gekommen und hatte Wein mitgebracht. Diesmal nur Wein und keine blödsinnigen Geschenke, alleine das hatte sie schon gerührt. Sie hatte sich über Clark geärgert, eigentlich den ganzen Tag über, wie so oft in letzter Zeit. Er wollte mit Mayson zum Mittagessen gehen und tauchte den ganzen Tag nicht mehr auf. Das kam in letzter Zeit immer öfter vor, dass sie sich über Clark ärgerte, nicht dass er mit Mayson zum Essen ging. Und dann wollte sie Clark anrufen und ihn fragen, ob er eigentlich eine Vorstellung davon hatte, dass es Menschen gab, die sich Sorgen um ihm machten. Aber er war - wie immer - nicht da. Und irgendwann am Abend kam Dan und brachte diesen süßen, süffigen Wein mit und dann... ja dann war es irgendwie passiert. Sie konnte sich noch nicht mal beschweren, dass Dan sie bedrängt hatte, ganz und gar nicht. Eher hatte sie Dan bedrängt. Ja, wenn sie sich recht erinnerte hatte sie ihn verführt, das traf den Ablauf des Abends schon eher. Nicht dass sie Dan lange bezirzen musste, aber sie hatte den Anfang gemacht. Es war alles ihre eigene Schuld - nein, es war alles nur Clarks Schuld!
Aber was machte sie jetzt in dieser Situation mit Dan? Sie wollte nicht, dass er hier war. Sie wollte nicht, dass er die Nacht hier gewesen war. Oh nein, es gab kaum etwas Schlimmeres als nach einer leichtfertigen Nacht morgens neben jemandem aufzuwachen, der eigentlich nicht da sein sollte. Jetzt wünschte sie sich eine von Clarks blödsinnigen Ausreden, mit denen er immer verschwand.
Aber erst mal musste sie wach werden. Lois ging mit geschlossenen Augen ins Bad, so vermied sie es, Dan noch einmal ansehen zu müssen. Dann sehr viel kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem sich ihre Haut soweit abgekühlt hatte, dass es schon fast brannte, wurde sie auch langsam etwas wacher. Sie versuchte sich jetzt daran zu erinnern, ob es eigentlich eine gute Nacht gewesen war. Doch darüber war sie sich nicht wirklich sicher, sie hatte kein 'sensationell' in ihrer Erinnerung, zwar auch kein 'ganz schlecht', aber eben auch kein 'richtig gut'... Aber was machte sie bloß mit Dan? Ob er ihr den Gefallen tat und inzwischen ihr Apartment verlassen hatte? Sicher nicht, er war so glücklich über die Wendung in ihrer Beziehung, wie er ihr immer wieder versichert hatte. Am liebsten würde sie sich einfach wegschleichen, aber sie passte nicht durch das Fenster in ihrem Bad. Der einziger 'Fluchtweg' führte durch ihr Schlafzimmer, vorbei an Dan. Außerdem, wie würde es aussehen, wenn sie sich aus ihrer eigenen Wohnung wegschleichen würde?
Mit ihrem dicken Frotteebademantel bekleidet fühlte sie sich schon viel besser und ging dann zu ihm ins Schlafzimmer. Dan lag dort, in ihrem Bett, ein Zipfel der Bettdecke bedeckte gerade mal das Nötigste. Er hatte seinen Kopf entspannt auf den Arm gestützt und lächelte sie erwartungsfroh an.
Es half nichts, sie musste ihm sagen, dass er gehen musste. Zögerlich sagte sie zu ihm: "Dan... es tut mir leid. Ich weiß, wie das hier aussieht, aber es war ein Fehler. Es hätte gar nicht passieren dürfen. Und... es wäre mir wirklich sehr angenehm, wenn du jetzt gehen würdest." Was konnte sie sonst noch sagen?
Dans Lächeln war jetzt natürlich verschwunden. "Lois, ich hatte schon fast befürchtet, dass du mich vor die Tür setzt nach dieser Nacht..." Er war inzwischen aufgestanden und suchte seine Kleidungsstücke zusammen, die wirklich im ganzen Zimmer verstreut waren. "... Aber, denke mal darüber nach, dass ich dich nicht überredet habe..." Er zog sich ohne jeden Widerstand an. "Ganz und gar nicht. Und du hast so gehandelt, weil es da eine Seite in dir gibt, die das wollte..." Er ging zur Tür und öffnete sie.
Was sollte sie dazu sagen? Nichts! Er hatte recht. Aber das konnte sie ihm doch nicht sagen. Auf der anderen Seite konnte sie Dan ja auch nicht sagen, dass sie mit ihm geschlafen hatte, um Clark eins auszuwischen. Also schwieg sie lieber und atmete erst erleichtert durch, nachdem sie ihre Tür hinter ihm geschlossen hatte.
"Oh Lois Lane, was hast du dir nur wieder dabei gedacht? Immer wieder machst du alles kaputt. Du bist einfach nicht beziehungsfähig, gib's doch zu. Das hast du so falsch gemacht, wie man es nur falsch machen kann. Warum machst du nur immer solche eklatanten Fehler? Als wenn es nicht schon kompliziert genug ist. Ha, ich weiß es, es kommt nur daher, weil Clark immer verschwindet. Alles nur, weil du nicht weißt, woran du bist bei Clark." Unter der Dusche wurde ihr Kopf ein wenig klarer, was ihr das Denken etwas erleichterte. "Eines ist mal sicher: Clark ist schuld. Noch nie hast du so eine komplizierte Beziehung zu einem Mann gehabt wie zu Clark. Die Beziehung zu Dan ist da doch viel einfacher, bei ihm kannst du dir sicher sein, was er will: Er will dich." Ohne wirklich zu merken, was sie auswählte, suchte Lois sich ein paar Sachen aus ihrem Kleiderschrank zusammen. "Und was machst du? Du gehst mit ihm ins Bett und machst dadurch alles kaputt. Und alles nur, weil Clark immer wegrennt. Immer wenn es wichtig ist, oder wenn es persönlich ist, läuft er weg. Mit Erklärungen, die zum Himmel schreien. Warum nur tischt er dir diese unglaublichen Ausreden auf? Es können nur Ausreden sein. Aber was macht er denn nur statt dessen? Nichts! Oder gibt es da doch etwas, was er dir verheimlicht? Also kann es doch nur bedeuten, dass er dir aus dem Weg geht." Mechanisch zog sie sich an, legte etwas Make-up auf und fuhr fort in ihrem Monolog. "Und Lois Lane, wenn er dir aus dem Weg geht, schlag ihn dir aus dem Kopf. Richte deine Augen doch lieber auf jemanden wie Dan. Der steht zu seinen Gefühlen, sie scheinen so offen und aufrichtig zu sein. Kannst du denn nicht versuchen, ihn zu mögen?" Lois hielt inne, als sie sich ihren Mantel anziehen wollte. "Könnte ich Dan jemals so mögen wie ich Clark mag?" fragte sie sich niedergeschlagen. "Nein", sagte sie leise zu sich selber, "Dan ist ganz nett, irgendwie süß, doch Clark ist mein bester Freund. Aber..." jetzt fasste Lois neuen Mut, "vielleicht können wir das ja doch noch klären. Ich muss einfach versuchen, mit Clark zu reden. Glücklicherweise weiß er nicht, was heute Nacht passiert ist und er wird es nie erfahren. Er darf es nicht erfahren. Wenn ich nur nicht solche Kopfschmerzen hätte..."
Und so verließ Lois, inzwischen vollständig angezogen, ihr Apartment, in dem festen Glauben, dass ihre Beziehung mit Clark noch eine Chance hatte.
Erst auf dem Weg in die Redaktion, wurde Lois klar, dass Clark sie heute morgen nicht abgeholt hatte, um mit ihr gemeinsam zum Planet zu gehen.
Peinlichkeiten
Als Clark das Redaktionsbüro betrat, war Lois schon da. Es kam selten vor, dass sie vor ihm eintraf, einfach weil er sie meistens abholte. Sie tranken auf dem Weg in den Planet den ersten Kaffee zusammen und begannen den Tag so mit einer netten, manchmal belanglosen Plauderei. Aber Clark liebte dieses Ritual.
Doch heute war alles anders. Seit gestern Abend war einfach nichts mehr so wie vorher. Es waren zwei Dinge passiert, die einfach alles auf den Kopf gestellt hatten. Zum einen hatte Clark gesehen, wie nah sich Lois und Scardino wirklich waren. Zum anderen hatte ihn genau diese Einsicht in eine Liaison mit Mayson getrieben, von der er wirklich in diesem Moment nicht genau wusste, ob er zu seinem Tun vom gestrigen Abend heute noch stand.
Für ihn war es eher ein böses Erwachen.
Seit Mayson heute morgen seine Wohnung mit einem seligen Lächeln auf den Lippen verlassen hatte, gingen ihm immer wieder die selben Fragen durch den Kopf: War das, was da heute Nacht passiert war, wirklich das, was er wollte? Wie konnte es nur soweit kommen? Warum gab es zwischen Lois und ihm nur noch Streit? Warum hatte er nicht nein gesagt? War es fair Mayson gegenüber? Warum nur hatte Lois mit Dan geschlafen? Warum nur hatte er mit Mayson geschlafen?
Doch ganz gleich, was aus Mayson und ihm wurde, er wollte Lois auf keinen Fall im Wege stehen. Wenn sie mit Scardino glücklich werden konnte, so wollte er sie nicht daran hindern.
Aber er konnte Lois nicht in die Augen sehen. Clark hatte sich ganz fest vorgenommen, Lois gegenüber ganz normal und fair zu reagieren. Aber jetzt ging er an ihr vorbei zu seinem Schreibtisch und konnte sie nicht mal ansehen. Und er hatte nur ein äußerst knappes "Morgen" für sie übrig. Aber er dachte nur: 'Lois, warum?' Clark konnte die Bilder, die er gestern in ihrem Apartment gesehen hatte, einfach nicht vergessen. Lois wollte gerade irgendetwas zu ihm sagen, als ihr Telefon klingelte. Clark dankte dem Himmel für diesen Anruf. Das gab ihm die Zeit, mit Perry zu sprechen, ihn zu bitten, dass Lois und er eine Zeit lang getrennt arbeiten sollten. Vielleicht nur kurzfristig, vielleicht auch für immer - wer wusste das schon.
Clark war noch nie aufgefallen, wie lang der Weg von seinem Schreibtisch zu dem Büro seines Chefredakteurs wirklich war. Nur noch ein paar Meter und er wusste immer noch nicht, wie er dieses Gespräch beginnen sollte. 'Chef, ich will nicht mehr mit Lois zusammenarbeiten'. Nein, von wollen konnte eigentlich keine Rede sein. 'Lane und Kent sollten für eine gewisse Zeit vielleicht mal eigene Wege gehen'. Was hieß schon 'eine gewisse Zeit'? Konnte es je wieder so werden, wie es einmal war? 'Chef, es ist etwas passiert...' Aber Clark wusste auch genau, so gerne er Lois die Schuld geben würde, das was er letzte Nacht gemacht hatte, war nicht besser als das, was sie gemacht hatte. Es stand ihm nicht zu, ein Urteil zu fällen.
Und dann erreichte er die Tür zum Büro von Perry White viel eher, als er es wollte, aber es gab einfach keine andere Lösung. Perry hob nur kurz den Blick. Clark fürchtete, dass er einen Eindruck vermittelte, der es seinem Chef unmöglich machen würde für ein Gespräch zur Verfügung zu stehen. Und erwartungsgemäß forderte Perry ihn auf einzutreten und die Tür zu schließen. "Nun, Clark..."
"Chef... ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt sagen soll. Ich kann im Moment nicht mit Lois zusammen arbeiten..." Sollte er seinem Chef noch mehr sagen? Aber er konnte doch nicht... "Es geht einfach nicht."
Perry nickte mit ernster Miene, fragte aber nichts. "Clark, ich bin von deiner Bitte alles andere als begeistert. Ich halte nichts davon, aber ich werde euch heute mal getrennt arbeiten lassen. Und morgen sehen wir dann weiter."
"Chef, ich weiß nicht. Aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass morgen irgendetwas anders sein sollte."
"Clark, jetzt hör mir gefälligst mal zu. Ich habe bisher immer gedacht, ihr beide seid Profis. Und wenn ich das auch weiterhin denken soll, dann zeigt ihr beiden mir am besten, dass ihr eure Probleme lösen könnt. Oder... willst du mir sagen, worum es geht und dazu die Meinung eines alten Rock'n'Rollers hören?"
Clark schüttelte resigniert den Kopf.
"Ist es dieser Dan?"
Clark antwortete nicht, sah Perry jetzt aber an und dieser wusste sofort, was Clarks Blick zu bedeuten hatte.
"Oh Clark, du willst sie dir wirklich wegschnappen lassen von diesem Agent Scardino? Wenn du nämlich noch lange wartest, ist er schneller als du."
Clark musste sich konzentrieren, dass ihm die Stimme nicht versagte. "Oh Chef, es ist noch viel schlimmer..." Aber er wollte und konnte jetzt nicht weiter darüber reden, stand auf und verließ das Büro seines Chefredakteurs ohne ein weiteres Wort.
Während der folgenden Morgenbesprechung teilte Perry seine Mitarbeiter den anstehenden Storys zu. Als er dann Clark bat, den Gerichtsprozess um Jeff Parker zu besuchen und darüber zu berichten und Lois bat, sich um den Bestechungsskandal in der Molkerei zu kümmern, sah sie so aus, als verstünde sie die Welt nicht mehr. Und sie verstand sie auch wirklich nicht.
Lois war offensichtlich sehr überrascht über Perrys Personalplanung. Clark war sich sicher, dass sie enttäuscht war, aber sie sagte nichts. Doch Clark wusste genau, dass es wirklich keine gute Idee gewesen wäre, wenn sie den ganzen Tag zusammen verbracht hätten. Clark hätte sich sicher nicht auf seine Arbeit konzentrieren können. Aber wie sollte er in Zukunft mit ihr umgehen? Würde er jemals wieder mit Lois ganz normal und entspannt zusammen arbeiten können? Diese Frage und besonders die Worte 'jemals wieder' versetzten ihm einen Stich in der Magengegend.
Sollte er nicht einfach versuchen, sich auf das zu konzentrieren, was er letzte Nacht mit Mayson begonnen hatte. Mayson war sehr glücklich über den Verlauf der Nacht. Sie war die Aktive gewesen, diejenige, die genau das tat, was sie tun wollte. Clark war sich überhaupt nicht sicher gewesen.
Doch jetzt riss ihn Lois aus seinen Gedanken. Clark und sie saßen immer noch im Konferenzraum, aber sonst war niemand mehr da. Er hatte nicht bemerkt, dass die anderen den Konferenzraum nach der Morgenbesprechung verlassen hatten.
Lois wedelte vor seinen Augen mit ihrer Hand herum. Wie lange machte sie das wohl schon? "Erde an Clark. Wo bist du? So verträumt habe ich dich ja lange nicht erlebt. Was ist los mit dir?"
Lois versuchte einen fröhlichen Ton anzuschlagen, aber Clark meinte in ihrer Stimme eine leichte Unsicherheit herauszuhören. Hatte sie nicht auch einen leicht beschleunigten Puls? Unsicherheit und Lois, wie passte das denn jetzt zusammen? "Ich... Ach, nun ja, ich habe gerade an etwas gedacht."
Lois blickte ihn erwartungsvoll an. "An was?"
Diese Direktheit, die Clark bei Lois immer als erfrischend empfunden hatte, brachte ihn jetzt in Verlegenheit. Was sollte er nur antworten? Ich habe mit Mayson geschlafen und das nur, weil ich völlig geschockt war, dass ich dich mit Scardino gesehen habe. Wohl kaum. Das wäre zwar die Wahrheit, aber das konnte er wirklich nicht sagen. Stimmte es denn eigentlich, dass er nur deswegen mit Mayson geschlafen hatte? Hatte er sich da in etwas hinein manövriert, wo er jetzt schwer wieder rauskam? Aber war Mayson für ihn nur ein Mittel zum Zweck? Das wäre wirklich nicht fair. Wie auch immer, Lois wartete noch immer auf eine Antwort. Sie vergaß eine einmal gestellt Frage so schnell nicht.
Clark stammelte: "Ach Lois, nun ja, nicht so wichtig. Ich muss an meinen Fall..." Etwas besseres fiel ihm einfach nicht ein, seine Ausreden für Superman waren ja manchmal auch etwas dünn, aber in diesem Moment wollte ihm gar nichts einfallen. Doch Lois Reaktion überraschte ihn dann sehr.
"Clark, wenn es etwas gibt... du weißt, dass du mit mir reden kannst. Jederzeit."
Und er würde so gerne reden, mit irgendjemandem, aber als letztes auf dieser Welt mit Lois! Clark wusste sich jetzt nicht weiter zu helfen und stand einfach nur noch auf und verließ den Konferenzraum. Er ging direkt zu seinem Schreibtisch, nahm seine Jacke und verließ die Redaktion. Er wusste, dass sein Handeln Lois gegenüber wirklich nicht fair war, aber er konnte jetzt nicht mit ihr reden. Hoffentlich würde diese Berichterstattung ihn ein wenig ablenken und hoffentlich war Lois weg, wenn er wieder kam.
Missverständnisse
Lois glaubte ihren Augen nicht zu trauen, statt einer Antwort bekam sie von Clark nichts, absolut nichts. Wie immer, wenn ihre Gespräche persönlich wurden, ging er. Und diesmal bekam sie noch nicht mal eine von seinen merkwürdigen Ausreden. Viel schlimmer noch, er ließ sie einfach dort stehen und ging ohne noch ein weiteres Wort für sie übrig zu haben. Sie hatte so gehofft, dass sie mit ihm reden konnte. Na, der konnte was erleben, wenn er sich wieder blicken ließ! Sie würde ihm am liebsten... Aber konnte sie ihn nicht vielleicht auch ein ganz klein wenig verstehen? Die Stimmung zwischen ihnen beiden war in den letzten Wochen schon etwas angespannt. Und dann war Dan aufgetaucht und es war nicht gerade besser geworden. Aber war es denn ein Wunder, dass sie sich von Dan angezogen fühlte? Clark verschwand ständig und ging ihr aus dem Weg, wann immer sie etwas Persönliches besprachen. Und Dan? Dan war einfach immer da, er stand zu seinem Wort, er hielt seine Verabredungen ein, er zeigte seine Gefühle und stand dazu.
Inzwischen waren ihre Erinnerungen an die letzte Nacht auch wieder völlig vorhanden, obwohl sie sie gerne wieder verdrängt hätte. Aber eines war sicher: Genau diese Klarheit in Dans Handlungen hatte sie dahin geführt, wo sie dann nun einmal gelandet waren. Aber war Dan der Mann, den sie sich für ihre Zukunft erträumte? Mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen konnte? Oder war er nicht nur der Nebenbuhler, mit dem sie Clark eins auswischen konnte? Genau genommen war es Clark, von dem sie sich diese Klarheit immer wünschte. Sicher, Dan war irgendwie aufregend. Wenn Dan eine Eissorte wäre, wäre er Walnuss-Splitter und Clark... Clark wäre nur Schokolade. Walnuss-Splitter ist wirklich sehr aufregend, aber was wäre ihr Leben ohne Schokolade? Wo sie doch ein Chocoholic war.
Aber wie sollten sie das alles klären, wenn sie nicht miteinander reden würden? Wenn sich heute keine Gelegenheit mehr ergeben würde, dann würde sie zu Clark in seine Wohnung gehen, um mit ihm zu reden. Sie musste einfach mit ihm reden.
Ein paar Stunden später stürmte Lois ungeduldig in Perrys Büro. Dass Perry zu dem Zeitpunkt noch am telefonieren war, störte sie dabei wenig. Auch seinen bösen Blick ignorierte Lois geflissentlich. "Perry, ich warte jetzt seit Stunden darauf, dass Clark hier wieder auftaucht. Er wird sich ja wohl nicht so lange an dieser Gerichtsreportage aufhalten. Wahrscheinlich ist er ja sowieso wieder dorthin verschwunden, wo er immer hin verwindet, wenn er nicht auffindbar ist - wie eigentlich immer..."
Perry hatte den Telefonhörer inzwischen an seine Schulter gedrückt und fragte Lois scheinbar gelassen, aber mit diesem unterschwelligen Groll: "Lois, vielleicht ist es ja nicht so deutlich zu erkennen, aber ich telefoniere..."
Ohne eine Spur von peinlich berührt sein, antwortete Lois gelassen: "Oh, das ist kein Problem, es stört mich nicht. Aber nur kurz zu meiner Frage: Wo ist Clark?"
Jetzt sah Perry aber doch etwas böse entsetzt aus. Aber was sollte sie denn machen? Sie wollte nur ganz kurz diese eine klitzekleine Frage beantwortet haben. Das dauerte doch nun wirklich nicht so lange. Er sollte ja nicht auf die Idee kommen Benimm-Regeln mit ihr diskutieren zu wollen. Eine kurze Antwort und sie war schon wieder weg. Perry schüttelte kurz den Kopf als focht er einen inneren Dialog aus und sah sie dann direkt an.
"Lois, warum? Was willst du den eigentlich von Clark?" Schließlich hatte Clark ihn morgens noch darum gebeten mit etwas Abstand zu Lois arbeiten zu können.
"Nun ja, die Zeugenaussage von der Gerichtsverhandlung, ich muss wissen, was Jeff Parker vor Gericht ausgesagt hat. Es spielt in meine Bestechungsrecherche um die Molkerei mit rein."
Perry ließ seinen Blick zur Decke gleiten und dachte nur: Oh Elvis! Clark hatte ihn gebeten, dass Lois und er an getrennten Fällen arbeiten könnten und er teilte ihnen doch tatsächlich die zwei Fälle zu, die sich im Laufe des Tages überschnitten! Einfach wunderbar, oder war es Schicksal?
"Nun, er wollte eigentlich in ein paar Minuten hier sein. Dann könnte ihr das besprechen."
Lois sah ihren Chef zufrieden an, na also, ging doch.
Und dann könnte sie endlich mit ihm reden.
Aus den paar Minuten wurde eine Stunde, aber als es draußen schon begann dunkel zu werden, erschien Clark in den Redaktionsräumen des Daily Planet.
Verdrehte er etwa die Augen, als er sah, dass Lois auch noch dort war?
Egal, ohne Umschweife ging Lois auf ihn zu. "Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr hierher. Wo warst du so lange? Doch wohl kaum im Gericht - oder?" Und sie biss sich gleich auf die Zunge, nachdem sie das gesagt hatte. Der Tonfall in ihrer Stimme war viel härter, als sie das eigentlich wollte. Sie wollte doch mit ihm reden, wollte sich verständnisvoll zeigen.
Den Blick, den Clark Lois daraufhin zukommen ließ, konnte sie überhaupt nicht einschätzen. Und er sagte nichts. Er schwieg einfach. Und dann wandte er die Augen von ihr ab und gab ihr das Manuskript seines Artikels. "Hier, das wirst du für den Molkereiartikel brauchen. Jeff Parker steckt in dem Betrug auch mit drin. Das hat er vor Gericht ausgesagt."
"Danke." Aber Lois sah nur flüchtig auf seine Aufzeichnungen. Was ging nur in Clark vor? Irgendwas war da passiert, irgendetwas Dramatisches. Lois versuchte einen lockeren Tonfall anzuschlagen. "Sag mal Clark, was ist eigentlich los mit dir? Ist irgendwas passiert?" Clarks ganze Mimik und Körperhaltung war völlig verschlossen, ohne eine erkennbare Reaktion sah er nur auf den Bleistift, mit dem er die ganze Zeit spielte.
Plötzlich hatte Lois eine Idee. "Ist irgendetwas mit dir... und Mayson Drake?" Noch während sie die Worte aussprach dachte sie 'was soll da schon sein? Clark ist viel zu schüchtern, um da irgendetwas zu machen...' Aber der Blick, den sie jetzt von Clark erntete sprach Bände. Da war so ein 'Ertappt' in seinem Blick. Auch wurde er tatsächlich etwas rot. Lois konnte es nicht glauben. Doch was war passiert?
Aber wie schon am Morgen stand Clark jetzt ohne ein weiteres Wort und ohne sie noch einmal anzusehen auf und ging aus dem Konferenzraum. Lois war immer noch viel zu erschrocken und sprachlos, um zu reagieren. Was hatte das bloß zu bedeuten? Was war passiert? Und was fiel ihm ein, sie schon wieder hier stehen zu lassen wie bestellt und nicht abgeholt.
***
Etwas später saß Lois auf dem Sofa in ihrem Apartment, stand aber gleich wieder auf und ging herum, dann setzte sie sich wieder hin. Immer wieder gingen ihr die gleichen Fragen durch den Kopf, was war bloß los mit Clark? Warum redete er nicht mehr mit ihr? Gerade jetzt, wo sie ihn braucht, wo sie mit ihm reden wollte, wo sie mit ihm reden musste. Und dann dieses unbestimmte Gefühl, dass er ihr etwas verheimlichte. Es fühlte sich fast so an, als hätte er ein riesiges Geheimnis. Aber was sollte Clark schon für ein Geheimnis haben? Jemand wie Clark hatte einfach keine Geheimnisse. Natürlich hing es mit seinem ständigen Verschwinden zusammen. Clark war einfach nicht die Sorte Mensch, die sich große Sorgen darum machte in der Videothek keine Strafgebühren zu zahlen, also was machte er nur immer, wenn er ständig mit diesen blödsinnigen Erklärungen verschwand?
Was sollte sie tun? Clark anrufen, zu ihm gehen? Nein. Dan anrufen, zu ihm gehen? Nein! Wenn sie doch nur einen richtig guten Freund hätte. Wenn es doch nur irgendjemand in ihrer Familie gäbe, dem sie sich anvertrauen könnte. Soll sie sich aus dem Fenster stürzen, um Superman herbeizurufen? Nein.
Offenbarungen
Auf seinem Weg nach Hause fühlt Clark etwas, dass er noch nie in seinem Leben erlebt hat. Jeder Schritt fiel ihm schwer, er hatte fast das Gefühl, als würde ihm die Kraft fehlen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Dieses Gefühl von Niedergeschlagenheit kannte er, der er immer vor Kraft und Energie nur so strotzte, bisher nur von Kryptonit. Aber jetzt war es anders und es war fast schlimmer als Kryptonit. Bei Kryptonit hatte er etwas, was er bekämpfen konnte. Aber in seiner jetzigen Situation gab es keinen Feind, den er ausfindet machen und vernichten konnte. Diesmal trug er den Feind in sich. Und dieser Feind war die Ursache dafür, dass er es kaum noch ertragen konnte sich im Spiegel anzublicken. Er hasste es Lois anzulügen, aber er konnte ihr auch nicht die Wahrheit sagen. Also sagte er einfach nichts, aber damit verletzte er sie, das wusste er.
Dieses Gefühl wurde nicht besser, als er zu Hause angekommen war und sah dass auf seinem Anrufbeantworter sieben Nachrichten waren. Es hatte fast Angst davor den Knopf zum Abspielen der Nachrichten zu drücken. Er hatte das sichere Gefühl, dass es Mayson war. Sie hatte ihn morgens mit diesem seligen Gesichtsausdruck verlassen und ihm gesagt, dass sie unglaublich glücklich sei. Und Clark, der schon im Moment des Aufwachens wusste, dass das alles irgendwie falsch war, traute sich nicht sie zu enttäuschen. Darum sagte er lieber gar nichts und lächelte nur verlegen. Genau wie Lois gegenüber, nur dass er ihr gegenüber noch nicht mal mehr lächelte.
Und sein Gefühl trügte ihn nicht. Alle Nachrichten waren von Mayson. "Guten Morgen Clark, ich wollte dir einfach nur guten Morgen sagen."
"Doch ich wollte dir noch etwas sagen, ich bin wirklich sehr, sehr glücklich."
"Oh je Clark, ich könnte jedes Mal, wenn ich alleine in meinem Büro bin, bei dir anrufen. Und ich würde dir so gerne so viel sagen, aber das Wichtigste ist: Danke, ich möchte dir danke sagen, für eine wunderbare Nacht. Und... ich muss jetzt aufhören."
"Clark, ich bin es noch mal, ich wollte dir noch sagen, dass ich... dich liebe, auch wenn ich dir das schon ein paar Mal gesagt habe letzte Nacht. Aber kann man das zu oft sagen? Bis später."
"Clark, ich erreiche dich leider nicht, weder zu Hause noch im Planet noch auf deinem Handy. Werden wir uns heute Abend wieder sehen? Bitte ruf mich doch zurück."
"Vielleicht bist du ja sehr beschäftigt. Also ich hätte so ab acht Uhr sicher Zeit. Ich versuche dich dann noch mal zu erreichen. Bis dann."
"Hm, du bist immer noch nicht da. Ich versuche es einfach später noch mal, vielleicht seh ich ja auch einfach mal kurz bei dir vorbei."
Es gibt im Laufe der 2. Staffel etwas, das ich total spannend finde. Lois reagiert auf das Werben von Dan Scardino und Mayson Drake becircst auf sehr offensichtliche Weise Clark. Eine unglaublich spannungsgeladene Situation. Nur in den tatsächlichen Folgen lösen sich die beiden sehr interessanten Charaktere ab. Scardino taucht auf, nachdem Mayson tot ist. Aber was wäre gewesen, wenn beide zur selben Zeit um Lois und Clark gebuhlt hätten? Wenn beide eine Alternative gehabt hätten?
Eine mögliche Antwort darauf könnte so aussehen.
Zeitpunkt: 2. Staffel, so etwa Folge 2.14, 2.15 oder 2.16
Inhalt: Lois ist am zweifeln, sie kann sich nicht entscheiden zwischen Dan Scardino und Clark. Der eine zeigt seine Zuneigung ganz offen, aber ist er der Richtige? Der andere verschwindet dauernd und scheint persönlichen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
Und Clark? Er ist fasziniert von der offenen und ehrlichen Art von Mayson Drake, aber Mayson kann Superman nicht leiden. Ganz im Gegensatz zu Lois, aber Lois scheint für Clark gerade nicht so viel übrig zu haben.
Und dann gibt es eine verhängnisvolle Nacht...
Auch diese Geschichte habe ich mit den beiden Super-Betas Lara Joelle Kent und KitKaos geschrieben und dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei beiden ganz herzlich und aufrichtig bedanken. Ihr beide habt mir einfach unglaublich geholfen - DANKE!
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.
Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.
Böses Erwachen
Verpflichtungen
Lois und Clark bestiegen den Fahrstuhl des Daily Planet, der sie in die Redaktion brachte. Lois lachte während sie versuchte sehr ernst zu klingen. "Clark, ich bitte dich, diese Preiserhöhung für diesen läppischen Kaffee, der noch nicht mal schmeckt, ist einfach völlig überzogen."
Clark schüttelte den Kopf darüber dass sich seine Partnerin so über diese Preiserhöhung für ihren morgendlichen Coffee-to-go aufregen konnte. Aber auch er lachte, als er sagte: "Lois, es ist doch wirklich nicht so schlimm. Wir beide verdienen wirklich genug, um uns den Kaffee auch noch nach dieser Erhöhung leisten zu können. Und vergiss nicht, er reicht dir deinen persönlichen Kaffee immer schon entgegen, bevor du auch nur guten Morgen sagst."
Die Fahrstuhltüren öffneten sich und die beiden betraten die Redaktion. "Nein Clark, das ist eine Sache des Prinzips. Ich denke ernsthaft darüber nach, meinen Kaffee zukünft..." Doch Lois sprach ihren Satz nicht zu Ende. Schon von hier aus sah sie auf ihrem Schreibtisch wieder ein neues... Geschenk von Dan Scardino, eines dieser sehr innovativen. Und wie immer verschlug es ihr die Sprache.
Clark folgte ihrem Blick und grinste. Ihm entschlüpfte gerade ein: "Hmpfgr..."
Doch Lois sah ihn drohend an, während sie langsam auf ihren Schreibtisch zuging. "Sag ja nichts! Du verstehst doch nichts von... solcher... Kunst." Sie merkte selber, dass sie nicht sehr überzeugend klang, aber was sollte sie tun? Sie konnte doch Clark gegenüber nicht eingestehen, dass sie die meisten Geschenke von Dan nicht leiden konnte. Entweder weil sie scheußlich waren, oder weil sie sie nicht verstand, so sie denn überhaupt zu verstehen waren.
Heute hatte er ihr ein... Gebilde geschickt, irgendwie war es eine sehr vereinfachte Form des indischen Gottes Shiva, mit dem Kopf einer weiblichen Barbie-Puppe, der in seinen acht Armen Dinge hielt, die in Lois' Augen keinen Sinn machten, wie ein Teil einer Computerplatine, ein Gummibärchen, ein Freundschaftsring aus einem Kaugummiautomaten, ein kleiner Kaktus aus Plastik, eine Sonnenbrille und einen Autoschlüssel. Denn zwei seiner Hände waren leer. Lois fragte sich kurz, ob er schon etwas verloren hatte, oder ob die zwei leeren Hände einen Sinn hatten. Hatte denn der Rest einen Sinn? Und was wollte Dan ihr damit sagen?
Aber Clark gegenüber musste sie so tun, als verstünde sie die Geschenke von Dan und als freute sie sich sogar darüber. Sie wollte einfach nicht, dass er merkte, dass sie diese Seite an Dan, wenn sie ganz ehrlich war, auch nicht leiden konnte. "Dan hat eine ganz eigene Sicht der Dinge und der Welt im allgemeinen..."
"Und im besonderen von dir, wenn er dich mit solchen Scheußlichkeiten beehrt." Nach dieser Bemerkung ging Clark vorsichtshalber in Deckung.
Lois schob Clark weiter in Richtung seines Schreibtisches und wollte das Gespräch damit beenden. Manchmal beneidete sie Clark um so eine Verehrerin wie Mayson Drake, sie zeigte ihre Gefühle zwar so deutlich, dass die ganze Stadt bereits wusste, dass sie ihr Herz an Clark verloren hatte, aber sie brachte ihm niemals peinliche Geschenke mit. Trotz dieser und noch einiger weiterer sympathischen Seiten an Mayson wusste Lois, dass sie sie nicht leiden konnte. Und was Clark anging, sie war sich nicht sicher, ob er Mayson wirklich gerne mochte, oder ob er es nur nicht fertig brachte Mayson einen Korb zu geben. Hin und wieder wenn Mayson in der Redaktion auftauchte, lachte der eine oder andere der Kollegen. Aber konnte es nicht sogar sein, dass Mayson das sehr wohl merkte und trotzdem kam, einfach nur, um Clark nah zu sein. Konnte einen die Liebe dazu bringen sich bewusst lächerlich zu machen? Könnte es sein, dass Clark für Mayson das selbe empfand? Aber Lois wollte jetzt nicht weiter über Mayson Drake nachdenken.
Und was sollte sie mit all den Geschenken von Dan machen? Sie fand sie doch selber scheußlich. Vielleicht musste sie mit Dan darüber reden. Sie musste ihm einfach klar machen, dass er ihr keine Geschenke zu machen brauchte. Dann würde auch Clark endlich aufhören zu sticheln. Und sie würde sich nicht verpflichtet fühlen, sich dafür auch noch zu bedanken.
Verwirrungen
Dies war irgendwie ein merkwürdiger Tag. Im Nachhinein betrachtet lief der ganze Tag schon irgendwie schräg. Den ganzen Vormittag über war die Stimmung zwischen Lois und Clark irgendwie angespannt. Aber auch Clark selber war lange nicht mehr so locker und entspannt, seit dieser... dieser Agent Scardino, dieser 'nennen Sie mich Dan'... aufgetaucht war. Clark konnte wirklich nicht verstehen, was Lois an ihm fand, er war ein Blender, ein Angeber und immer dieses blöde Grinsen, was wahrscheinlich ein Lächeln sein sollte. Sicher dachte Scardino, dass es nett aussehen würde, dabei war es einfach nur lächerlich. Und dann diese überflüssigen und albernen Geschenke. Selbst Lois waren sie peinlich, das merkte Clark ganz deutlich, aber sie konnte es nicht so recht zugeben.
Eigentlich hatte Lois wirklich einen guten Geschmack, obwohl Clark sich eingestehen musste, dass er niemals einen Mann kennen gelernt hatte, den Lois soweit an sich heran ließ, bis auf Lex Luthor und das war ja nun auch nicht gerade ein Zeichen guten Geschmacks. Aber warum ausgerechnet dieser Scardino? Das verstand er wirklich nicht. An diesem Mann war so gar nichts Nettes, obwohl er schon irgendwie nett war, aber auf eine unangenehme Art und Weise. Und er war auch nicht attraktiv. Gut, er sah ja nicht schlecht aus, fand Clark, aber nun ganz bestimmt auch nicht gut. Also was fand Lois nur an Scardino? Dieses Problem versuchte Clark schon seit Tagen zu lösen, bisher ohne Erfolg.
Gegen Mittag kam Mayson Drake in die Redaktion und lud Clark dann zum Mittagessen ein. Er wollte gerade ablehnen, er war sich seiner Gefühle Mayson gegenüber überhaupt nicht im Klaren. Aber Lois kam ihm zuvor und sagte: "Geht ruhig, es ist okay. Ich bleibe hier und bin da, wenn James endlich anruft." Lois und Clark warteten auf den Rückruf eines Informanten. Was blieb ihm anderes übrig, als 'ja' zu sagen? Es sah fast so aus, als würde Lois ihn in diese Verabredung mit Mayson treiben - warum nur? Was bezweckte sie damit? Wollte sie, dass sie sich aus dem Weg gingen? Oder ob es nur Zufall war?
Mayson war über diese Entwicklung jedenfalls offensichtlich sehr froh. Zuversichtlich lächelte sie Clark an und selbst für Lois hatte sie ein freundliches Lächeln parat. Sie versuchte Clark schon seit Tagen immer mal wieder zu einer Verabredung zu überreden.
Das Essen war sehr nett, er mochte Mason, soviel war klar. Nur, wie sehr mochte er sie, war es mehr als nur mögen? War dies eine Beziehung mit Zukunft? Mehr Chance auf eine Zukunft, als die Sache mit Lois? Und - wollte er das wirklich?
Fragen über Fragen, auf die Clark keine Antwort hatte.
Irgendwann sagte Mayson zu ihm: "Clark, das ist nicht einfach für mich, aber ich glaube die Art und Weise wie ich mich an dich ranschmeiße, macht deutlich, dass ich gewisse Gefühle für dich habe..." Erwartungsvoll sah sie Clark an, der jedoch nichts sagte. "Jetzt warte ich eigentlich darauf, dass du sagst, ich empfinde das gleiche für dich, Mayson."
Eigentlich fand Clark das sehr erfrischend. Im Gegensatz zu Lois war sie sich über ihre Gefühle im Klaren und machte auch keinen Hehl daraus. Aber da Clark sich über seine Gefühle für Mayson nicht im Klaren war, konnte er mit der doch sehr offenen Art von Mayson jetzt gerade nichts anfangen. Trotz allem war das die Offenbarung, vor der er sich immer gefürchtet hatte. Wenn sie jetzt weitersprach, musste er irgendetwas darauf antworten - aber was? 'Ich dich nicht' würde Mayson verletzen und war auch nicht wirklich wahr. Aber 'ich dich auch' stimmte auch nicht unbedingt.
Und es gab da noch das Problem Superman. Mayson konnte Superman nicht leiden, es war fast so, als verachtete sie ihn, aber Superman war ein Teil von Clark. "Mayson, so leicht ist das alles nicht."
"Wenn es Lois ist, dann sag es doch."
Am liebsten hätte er auf diese Frage nicht geantwortet, aber Clark wusste, dass Mayson fairer Weise eine Antwort verdient hatte. "Ich kann dich gut leiden und ich kann Lois gut leiden."
Das war sicher nicht die Antwort, die sie erwartet hatte, aber sie fasste all ihren Mut zusammen und fing gerade an zu sagen: "Clark... ich..."
Clark wünschte sich weit weg, sehr weit weg. Da hörte er entfernt eine Sirene und dankte dem Himmel, Superman wurde gebraucht.
Auch wenn er wusste, dass seine Ausreden hin und wieder etwas dünn klangen, dieser Hilferuf gab ihm die Möglichkeit, jetzt sofort aufzubrechen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, wenigstens vor sich selber.
Während er seine Ausrede stammelte, "Mayson, es tut mir leid, es tut mir so leid, aber das ist jetzt wirklich wichtig. Wir reden später weiter...." war er auch schon weg.
Die Sirene kam aus dem Süden Metropolis'. Aber er hörte noch, wie Mayson ihren begonnen Satz beende, als er schon außer Hörweite war. Ihr "Ich liebe dich." konnte er noch deutlich hören und es bestätigte augenblicklich all seine Verdachtsmomente.
Jetzt war er diesem Geständnis entkommen, aber Mayson würde es wieder sagen, soviel war sicher. Er hatte sicher nicht immer das Glück, dass Superman gebraucht wurde.
Vielleicht sollte er, um etwas Durchblick in sein eigenes Gefühlschaos zu bringen, auch noch mal mit Lois sprechen, um herauszufinden, ob ihre Beziehung wirklich ohne jede Hoffnung war und was sie wirklich von Dan wollte.
Die Sirene gehörte zu einem Feuerwehreinsatz, der ihn wirklich den ganzen Nachmittag beschäftigte. Erst nach ein paar Stunden waren alle Verletzten versorgt und das Feuer eingedämmt.
Langsam flog Clark jetzt in der Dunkelheit über Metropolis. Er wollte zu Lois, wollte mit ihr reden... aber nicht als Superman und was wollte er sagen? Er konnte sich nicht wirklich durchringen, auf dem kürzesten Weg zu ihr zu fliegen. Was, wenn sie ihm sagte, dass sie Scardino lieber mochte als Clark? Wie würde er das verkraften?
Aber so sehr er sich auch bemühte möglichst langsam zu fliegen, irgendwann war er doch vor dem schon so oft aufgesuchten Fenster von Lois' Apartment. Clark zögerte zu klopfen, als er plötzlich merkwürdige Geräusche aus dem Apartment von Lois hörte. Es klang wie ein Stöhnen. Oh nein, Lois war in Schwierigkeiten - mal wieder!
Clark war schon drauf und dran, ihr Fenster zu stürmen und ihr - schon wieder - rettend zur Seite zu eilen, als er kurz seinen Röntgenblick nutzte, um zu sehen, womit er es denn zu tun hatte.
Doch das, was er dann sah, ließ ihn an allem zweifeln, ganz besonders an Lois' Geschmack! Sie brauchte ganz sicher keine Hilfe, bei dem, was sie gerade tat!
Genauso wenig wollte sie Clark jetzt wohl in ihrem Apartment haben.
Sie war im Bett mit Scardino und was die beiden da taten, war ziemlich eindeutig.
Clark konnte es einfach nicht glauben und merkte ganz entfernt noch, wie er langsam an Höhe verlor.
Völlig fassungslos und durcheinander flog er dann etwas unkoordiniert nach Hause. Er hatte viel mehr gesehen als er sollte und ganz sicher auch viel mehr als er wollte. Und er konnte dieses Bild nicht mehr aus seinem Kopf bekommen.
Vollkommen verstört zu Hause angekommen, musste Clark erst mal versuchen einen klaren Kopf zu bekommen und ging duschen. Doch so kalt er das Wasser auch stellte, konnte es nicht die Bilder vertreiben, die er vor Augen hatte. Clark führte einen inneren Monolog: "Lois, warum? Warum ausgerechnet Scardino? Ist er wirklich der Richtige für dich? Glaubst du, dass du mit ihm glücklich wirst?" Und er fragte sich, ob er es irgendwie hätte verhindern können.
Immer wieder schüttelte er vor Abscheu und Unverständnis den Kopf und wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen, als es plötzlich klopfte. 'Lois' war sein erster Gedanke. Wer würde sonst so spät bei ihm vorbei kommen? Aber die hatte er vor noch nicht mal einer halben Stunden in einer leidenschaftlichen Umarmung und weit mehr mit Scardino gesehen.
Schon bevor er die Tür öffnete, sah er, dass es Mayson war, die dort stand. Clark war völlig hin und her gerissen, auf der einen Seite, wollte er jetzt niemanden sehen, auf der anderen Seite... wenn Lois ihn schon verletzte, dann würde sie noch sehen können, wohin sie ihn damit trieb... Da war ihm Maysons später Besuch nur recht, Lois würde noch erleben, was sie davon hatte...
"Clark, es tut mir leid, es ist wirklich schon spät... aber ich habe noch Licht bei dir gesehen... und ich dachte, wir könnten noch mal über diese Akten sprechen..." Clark wurde das Gefühl nicht los, dass das nur einen Ausrede war, während Mayson, um die Ernsthaftigkeit ihres Anliegen zu beteuern, ihm die Akten entgegenhielt.
Von was für Akten sprach sie da bloß? Clark konnte sich nicht konzentrieren, immer noch hatte er diese Bilder vor Augen. "Ähm... Kein Problem Mayson, komm doch rein. Ich zieh mir nur gerade etwas an." Clark fiel wenigstens noch auf, dass er mit nacktem Oberkörper die Tür geöffnet hatte.
Aber Mayson ließ ihren Blick seinen Oberkörper hinunter wandern und es war nicht zu übersehen, dass ihr wirklich gefiel, was sie sah. "Oh nein Clark, kein Problem, es ist auch wirklich sehr warm hier. Also wirklich sehr, sehr warm, schon fast heiß. Also ich werde das hier auch ausziehen." Noch bevor Clark irgendetwas entgegnen konnte, legte sie ihr Jackett ab und stand nun in einem Top mit dünnen Trägern vor ihm.
Clark bat sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Sie diskutierten eine ganze Weile die Akten, die sie mitgebracht hatte. Gerade, als Clark meinte, jetzt sei seine Konzentration wieder auf einem Normalniveau angelangt, sagte Mayson zu ihm: "Clark, heute Mittag... als du weg musstest, da wollte ich gerade etwas sagen... etwas sehr Wichtiges..." jetzt sah sie ihm tief in die Augen, "Ich wollte dir das schon ganz lange sagen. Es ist wirklich wichtig, jedenfalls für mich..."
Clark wusste augenblicklich, jetzt gab es keine Ausweichmöglichkeit mehr, aber wollte er ausweichen? Heute Mittag war er froh, weg zu müssen, aber da hatte er noch nicht gesehen, was er am Abend in Lois' Apartment gesehen hatte. Und jetzt? Jetzt bewunderte er diese Frau dafür, dass sie so eindeutig fühlte und so eindeutig zu ihren Gefühlen stand. Und diese Gefühle waren für ihn. Also, was sollte er jetzt tun?
Ohne weiter nachzudenken, legte er seinen Arm um Maysons Schulter, neigte ihr Gesicht mit der anderen Hand noch ein wenig dem seinen zu und küsste sie ganz zart und vorsichtig. Doch so vorsichtig, wie dieser Kuss begann, so leidenschaftlich und ungebändigt wurde er bald darauf.
Überraschungen
Lois erwachte und wusste augenblicklich, dass sie nicht wirklich ausgeschlafen war. Obwohl ihr die Helligkeit sagte, dass es bereits Tag war, schloss sie ihre empfindlichen Augen sofort wieder. Ihr Nacken schmerzte. Sie wollte noch wenigstens für ein paar Minuten versuchen eine entspannte Lage zu finden, als sie merkte, dass sie auf etwas Hartem lag, härter wenigstens als ihr Kopfkissen, aber was auch immer es war, es ließ sich nicht wegschieben. Außerdem hatte sie eindeutig viel zu viel von dem süßen Wein getrunken. Ihr Kopf dröhnte, als würde da jemand mit einer Schlagbohrer arbeiten und sie hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund. Aber sollte sie jetzt einen Blick riskieren, um zu sehen, was da 'hartes' in ihrem Bett lag? Doch dazu müsste sie ihre Augen wieder öffnen. Vielleicht sollte sie erst mal tasten, das viele Licht würde ihren Augen bestimmt nicht gut bekommen. Was auch immer es war, was da in ihrem Bett lag, es hatte Haare! Wieso hatte sie eine Katze in ihrem Bett? Sie konnte Haustiere im Bett nicht leiden! Außerdem, wie kam eine Katze in ihr Apartment? Hatte sie wirklich so viel Wein getrunken? Eine Stimme in ihrem Kopf sagte 'ja und noch einiges mehr', also sollte sie jetzt endlich die Augen öffnen? Todesmutig öffnete sie erst ein Auge und dann das andere und sah... in ein Augenpaar! Diese Katze hatte sehr große Augen! So groß wie die Augen eines Menschen. Genau genommen sahen diese Augen aus wie die Augen von Dan! Es gab eine Katze mit großen Augen, die aussahen wie die Augen von Dan?
Von einem Moment zum anderen war ihr klar, was sie da vor sich sah. Es waren natürlich nicht die Augen einer Katze, es waren Dans Augen! Und logischerweise war der Rest von Dan auch da. In ihrem Bett! Das war Dan in ihrem Bett! Und er sah sie an. Lois schloss erst mal ganz schnell ihre Augen wieder. So gewann sie Zeit. Oh nein! Das war der wahr gewordene Albtraum! Am Morgen in die Augen eines Mannes zu blicken, der nicht wirklich hier sein sollte. Was war passiert? Langsam erinnerte sie sich. Es war alles passiert. Sie hatte mit Dan geschlafen! Wollte sie das? Irgendwann im Laufe des Abends sicher, sie konnte sich nur noch sehr dunkel daran erinnern.
Dan war gekommen und hatte Wein mitgebracht. Diesmal nur Wein und keine blödsinnigen Geschenke, alleine das hatte sie schon gerührt. Sie hatte sich über Clark geärgert, eigentlich den ganzen Tag über, wie so oft in letzter Zeit. Er wollte mit Mayson zum Mittagessen gehen und tauchte den ganzen Tag nicht mehr auf. Das kam in letzter Zeit immer öfter vor, dass sie sich über Clark ärgerte, nicht dass er mit Mayson zum Essen ging. Und dann wollte sie Clark anrufen und ihn fragen, ob er eigentlich eine Vorstellung davon hatte, dass es Menschen gab, die sich Sorgen um ihm machten. Aber er war - wie immer - nicht da. Und irgendwann am Abend kam Dan und brachte diesen süßen, süffigen Wein mit und dann... ja dann war es irgendwie passiert. Sie konnte sich noch nicht mal beschweren, dass Dan sie bedrängt hatte, ganz und gar nicht. Eher hatte sie Dan bedrängt. Ja, wenn sie sich recht erinnerte hatte sie ihn verführt, das traf den Ablauf des Abends schon eher. Nicht dass sie Dan lange bezirzen musste, aber sie hatte den Anfang gemacht. Es war alles ihre eigene Schuld - nein, es war alles nur Clarks Schuld!
Aber was machte sie jetzt in dieser Situation mit Dan? Sie wollte nicht, dass er hier war. Sie wollte nicht, dass er die Nacht hier gewesen war. Oh nein, es gab kaum etwas Schlimmeres als nach einer leichtfertigen Nacht morgens neben jemandem aufzuwachen, der eigentlich nicht da sein sollte. Jetzt wünschte sie sich eine von Clarks blödsinnigen Ausreden, mit denen er immer verschwand.
Aber erst mal musste sie wach werden. Lois ging mit geschlossenen Augen ins Bad, so vermied sie es, Dan noch einmal ansehen zu müssen. Dann sehr viel kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem sich ihre Haut soweit abgekühlt hatte, dass es schon fast brannte, wurde sie auch langsam etwas wacher. Sie versuchte sich jetzt daran zu erinnern, ob es eigentlich eine gute Nacht gewesen war. Doch darüber war sie sich nicht wirklich sicher, sie hatte kein 'sensationell' in ihrer Erinnerung, zwar auch kein 'ganz schlecht', aber eben auch kein 'richtig gut'... Aber was machte sie bloß mit Dan? Ob er ihr den Gefallen tat und inzwischen ihr Apartment verlassen hatte? Sicher nicht, er war so glücklich über die Wendung in ihrer Beziehung, wie er ihr immer wieder versichert hatte. Am liebsten würde sie sich einfach wegschleichen, aber sie passte nicht durch das Fenster in ihrem Bad. Der einziger 'Fluchtweg' führte durch ihr Schlafzimmer, vorbei an Dan. Außerdem, wie würde es aussehen, wenn sie sich aus ihrer eigenen Wohnung wegschleichen würde?
Mit ihrem dicken Frotteebademantel bekleidet fühlte sie sich schon viel besser und ging dann zu ihm ins Schlafzimmer. Dan lag dort, in ihrem Bett, ein Zipfel der Bettdecke bedeckte gerade mal das Nötigste. Er hatte seinen Kopf entspannt auf den Arm gestützt und lächelte sie erwartungsfroh an.
Es half nichts, sie musste ihm sagen, dass er gehen musste. Zögerlich sagte sie zu ihm: "Dan... es tut mir leid. Ich weiß, wie das hier aussieht, aber es war ein Fehler. Es hätte gar nicht passieren dürfen. Und... es wäre mir wirklich sehr angenehm, wenn du jetzt gehen würdest." Was konnte sie sonst noch sagen?
Dans Lächeln war jetzt natürlich verschwunden. "Lois, ich hatte schon fast befürchtet, dass du mich vor die Tür setzt nach dieser Nacht..." Er war inzwischen aufgestanden und suchte seine Kleidungsstücke zusammen, die wirklich im ganzen Zimmer verstreut waren. "... Aber, denke mal darüber nach, dass ich dich nicht überredet habe..." Er zog sich ohne jeden Widerstand an. "Ganz und gar nicht. Und du hast so gehandelt, weil es da eine Seite in dir gibt, die das wollte..." Er ging zur Tür und öffnete sie.
Was sollte sie dazu sagen? Nichts! Er hatte recht. Aber das konnte sie ihm doch nicht sagen. Auf der anderen Seite konnte sie Dan ja auch nicht sagen, dass sie mit ihm geschlafen hatte, um Clark eins auszuwischen. Also schwieg sie lieber und atmete erst erleichtert durch, nachdem sie ihre Tür hinter ihm geschlossen hatte.
"Oh Lois Lane, was hast du dir nur wieder dabei gedacht? Immer wieder machst du alles kaputt. Du bist einfach nicht beziehungsfähig, gib's doch zu. Das hast du so falsch gemacht, wie man es nur falsch machen kann. Warum machst du nur immer solche eklatanten Fehler? Als wenn es nicht schon kompliziert genug ist. Ha, ich weiß es, es kommt nur daher, weil Clark immer verschwindet. Alles nur, weil du nicht weißt, woran du bist bei Clark." Unter der Dusche wurde ihr Kopf ein wenig klarer, was ihr das Denken etwas erleichterte. "Eines ist mal sicher: Clark ist schuld. Noch nie hast du so eine komplizierte Beziehung zu einem Mann gehabt wie zu Clark. Die Beziehung zu Dan ist da doch viel einfacher, bei ihm kannst du dir sicher sein, was er will: Er will dich." Ohne wirklich zu merken, was sie auswählte, suchte Lois sich ein paar Sachen aus ihrem Kleiderschrank zusammen. "Und was machst du? Du gehst mit ihm ins Bett und machst dadurch alles kaputt. Und alles nur, weil Clark immer wegrennt. Immer wenn es wichtig ist, oder wenn es persönlich ist, läuft er weg. Mit Erklärungen, die zum Himmel schreien. Warum nur tischt er dir diese unglaublichen Ausreden auf? Es können nur Ausreden sein. Aber was macht er denn nur statt dessen? Nichts! Oder gibt es da doch etwas, was er dir verheimlicht? Also kann es doch nur bedeuten, dass er dir aus dem Weg geht." Mechanisch zog sie sich an, legte etwas Make-up auf und fuhr fort in ihrem Monolog. "Und Lois Lane, wenn er dir aus dem Weg geht, schlag ihn dir aus dem Kopf. Richte deine Augen doch lieber auf jemanden wie Dan. Der steht zu seinen Gefühlen, sie scheinen so offen und aufrichtig zu sein. Kannst du denn nicht versuchen, ihn zu mögen?" Lois hielt inne, als sie sich ihren Mantel anziehen wollte. "Könnte ich Dan jemals so mögen wie ich Clark mag?" fragte sie sich niedergeschlagen. "Nein", sagte sie leise zu sich selber, "Dan ist ganz nett, irgendwie süß, doch Clark ist mein bester Freund. Aber..." jetzt fasste Lois neuen Mut, "vielleicht können wir das ja doch noch klären. Ich muss einfach versuchen, mit Clark zu reden. Glücklicherweise weiß er nicht, was heute Nacht passiert ist und er wird es nie erfahren. Er darf es nicht erfahren. Wenn ich nur nicht solche Kopfschmerzen hätte..."
Und so verließ Lois, inzwischen vollständig angezogen, ihr Apartment, in dem festen Glauben, dass ihre Beziehung mit Clark noch eine Chance hatte.
Erst auf dem Weg in die Redaktion, wurde Lois klar, dass Clark sie heute morgen nicht abgeholt hatte, um mit ihr gemeinsam zum Planet zu gehen.
Peinlichkeiten
Als Clark das Redaktionsbüro betrat, war Lois schon da. Es kam selten vor, dass sie vor ihm eintraf, einfach weil er sie meistens abholte. Sie tranken auf dem Weg in den Planet den ersten Kaffee zusammen und begannen den Tag so mit einer netten, manchmal belanglosen Plauderei. Aber Clark liebte dieses Ritual.
Doch heute war alles anders. Seit gestern Abend war einfach nichts mehr so wie vorher. Es waren zwei Dinge passiert, die einfach alles auf den Kopf gestellt hatten. Zum einen hatte Clark gesehen, wie nah sich Lois und Scardino wirklich waren. Zum anderen hatte ihn genau diese Einsicht in eine Liaison mit Mayson getrieben, von der er wirklich in diesem Moment nicht genau wusste, ob er zu seinem Tun vom gestrigen Abend heute noch stand.
Für ihn war es eher ein böses Erwachen.
Seit Mayson heute morgen seine Wohnung mit einem seligen Lächeln auf den Lippen verlassen hatte, gingen ihm immer wieder die selben Fragen durch den Kopf: War das, was da heute Nacht passiert war, wirklich das, was er wollte? Wie konnte es nur soweit kommen? Warum gab es zwischen Lois und ihm nur noch Streit? Warum hatte er nicht nein gesagt? War es fair Mayson gegenüber? Warum nur hatte Lois mit Dan geschlafen? Warum nur hatte er mit Mayson geschlafen?
Doch ganz gleich, was aus Mayson und ihm wurde, er wollte Lois auf keinen Fall im Wege stehen. Wenn sie mit Scardino glücklich werden konnte, so wollte er sie nicht daran hindern.
Aber er konnte Lois nicht in die Augen sehen. Clark hatte sich ganz fest vorgenommen, Lois gegenüber ganz normal und fair zu reagieren. Aber jetzt ging er an ihr vorbei zu seinem Schreibtisch und konnte sie nicht mal ansehen. Und er hatte nur ein äußerst knappes "Morgen" für sie übrig. Aber er dachte nur: 'Lois, warum?' Clark konnte die Bilder, die er gestern in ihrem Apartment gesehen hatte, einfach nicht vergessen. Lois wollte gerade irgendetwas zu ihm sagen, als ihr Telefon klingelte. Clark dankte dem Himmel für diesen Anruf. Das gab ihm die Zeit, mit Perry zu sprechen, ihn zu bitten, dass Lois und er eine Zeit lang getrennt arbeiten sollten. Vielleicht nur kurzfristig, vielleicht auch für immer - wer wusste das schon.
Clark war noch nie aufgefallen, wie lang der Weg von seinem Schreibtisch zu dem Büro seines Chefredakteurs wirklich war. Nur noch ein paar Meter und er wusste immer noch nicht, wie er dieses Gespräch beginnen sollte. 'Chef, ich will nicht mehr mit Lois zusammenarbeiten'. Nein, von wollen konnte eigentlich keine Rede sein. 'Lane und Kent sollten für eine gewisse Zeit vielleicht mal eigene Wege gehen'. Was hieß schon 'eine gewisse Zeit'? Konnte es je wieder so werden, wie es einmal war? 'Chef, es ist etwas passiert...' Aber Clark wusste auch genau, so gerne er Lois die Schuld geben würde, das was er letzte Nacht gemacht hatte, war nicht besser als das, was sie gemacht hatte. Es stand ihm nicht zu, ein Urteil zu fällen.
Und dann erreichte er die Tür zum Büro von Perry White viel eher, als er es wollte, aber es gab einfach keine andere Lösung. Perry hob nur kurz den Blick. Clark fürchtete, dass er einen Eindruck vermittelte, der es seinem Chef unmöglich machen würde für ein Gespräch zur Verfügung zu stehen. Und erwartungsgemäß forderte Perry ihn auf einzutreten und die Tür zu schließen. "Nun, Clark..."
"Chef... ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt sagen soll. Ich kann im Moment nicht mit Lois zusammen arbeiten..." Sollte er seinem Chef noch mehr sagen? Aber er konnte doch nicht... "Es geht einfach nicht."
Perry nickte mit ernster Miene, fragte aber nichts. "Clark, ich bin von deiner Bitte alles andere als begeistert. Ich halte nichts davon, aber ich werde euch heute mal getrennt arbeiten lassen. Und morgen sehen wir dann weiter."
"Chef, ich weiß nicht. Aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass morgen irgendetwas anders sein sollte."
"Clark, jetzt hör mir gefälligst mal zu. Ich habe bisher immer gedacht, ihr beide seid Profis. Und wenn ich das auch weiterhin denken soll, dann zeigt ihr beiden mir am besten, dass ihr eure Probleme lösen könnt. Oder... willst du mir sagen, worum es geht und dazu die Meinung eines alten Rock'n'Rollers hören?"
Clark schüttelte resigniert den Kopf.
"Ist es dieser Dan?"
Clark antwortete nicht, sah Perry jetzt aber an und dieser wusste sofort, was Clarks Blick zu bedeuten hatte.
"Oh Clark, du willst sie dir wirklich wegschnappen lassen von diesem Agent Scardino? Wenn du nämlich noch lange wartest, ist er schneller als du."
Clark musste sich konzentrieren, dass ihm die Stimme nicht versagte. "Oh Chef, es ist noch viel schlimmer..." Aber er wollte und konnte jetzt nicht weiter darüber reden, stand auf und verließ das Büro seines Chefredakteurs ohne ein weiteres Wort.
Während der folgenden Morgenbesprechung teilte Perry seine Mitarbeiter den anstehenden Storys zu. Als er dann Clark bat, den Gerichtsprozess um Jeff Parker zu besuchen und darüber zu berichten und Lois bat, sich um den Bestechungsskandal in der Molkerei zu kümmern, sah sie so aus, als verstünde sie die Welt nicht mehr. Und sie verstand sie auch wirklich nicht.
Lois war offensichtlich sehr überrascht über Perrys Personalplanung. Clark war sich sicher, dass sie enttäuscht war, aber sie sagte nichts. Doch Clark wusste genau, dass es wirklich keine gute Idee gewesen wäre, wenn sie den ganzen Tag zusammen verbracht hätten. Clark hätte sich sicher nicht auf seine Arbeit konzentrieren können. Aber wie sollte er in Zukunft mit ihr umgehen? Würde er jemals wieder mit Lois ganz normal und entspannt zusammen arbeiten können? Diese Frage und besonders die Worte 'jemals wieder' versetzten ihm einen Stich in der Magengegend.
Sollte er nicht einfach versuchen, sich auf das zu konzentrieren, was er letzte Nacht mit Mayson begonnen hatte. Mayson war sehr glücklich über den Verlauf der Nacht. Sie war die Aktive gewesen, diejenige, die genau das tat, was sie tun wollte. Clark war sich überhaupt nicht sicher gewesen.
Doch jetzt riss ihn Lois aus seinen Gedanken. Clark und sie saßen immer noch im Konferenzraum, aber sonst war niemand mehr da. Er hatte nicht bemerkt, dass die anderen den Konferenzraum nach der Morgenbesprechung verlassen hatten.
Lois wedelte vor seinen Augen mit ihrer Hand herum. Wie lange machte sie das wohl schon? "Erde an Clark. Wo bist du? So verträumt habe ich dich ja lange nicht erlebt. Was ist los mit dir?"
Lois versuchte einen fröhlichen Ton anzuschlagen, aber Clark meinte in ihrer Stimme eine leichte Unsicherheit herauszuhören. Hatte sie nicht auch einen leicht beschleunigten Puls? Unsicherheit und Lois, wie passte das denn jetzt zusammen? "Ich... Ach, nun ja, ich habe gerade an etwas gedacht."
Lois blickte ihn erwartungsvoll an. "An was?"
Diese Direktheit, die Clark bei Lois immer als erfrischend empfunden hatte, brachte ihn jetzt in Verlegenheit. Was sollte er nur antworten? Ich habe mit Mayson geschlafen und das nur, weil ich völlig geschockt war, dass ich dich mit Scardino gesehen habe. Wohl kaum. Das wäre zwar die Wahrheit, aber das konnte er wirklich nicht sagen. Stimmte es denn eigentlich, dass er nur deswegen mit Mayson geschlafen hatte? Hatte er sich da in etwas hinein manövriert, wo er jetzt schwer wieder rauskam? Aber war Mayson für ihn nur ein Mittel zum Zweck? Das wäre wirklich nicht fair. Wie auch immer, Lois wartete noch immer auf eine Antwort. Sie vergaß eine einmal gestellt Frage so schnell nicht.
Clark stammelte: "Ach Lois, nun ja, nicht so wichtig. Ich muss an meinen Fall..." Etwas besseres fiel ihm einfach nicht ein, seine Ausreden für Superman waren ja manchmal auch etwas dünn, aber in diesem Moment wollte ihm gar nichts einfallen. Doch Lois Reaktion überraschte ihn dann sehr.
"Clark, wenn es etwas gibt... du weißt, dass du mit mir reden kannst. Jederzeit."
Und er würde so gerne reden, mit irgendjemandem, aber als letztes auf dieser Welt mit Lois! Clark wusste sich jetzt nicht weiter zu helfen und stand einfach nur noch auf und verließ den Konferenzraum. Er ging direkt zu seinem Schreibtisch, nahm seine Jacke und verließ die Redaktion. Er wusste, dass sein Handeln Lois gegenüber wirklich nicht fair war, aber er konnte jetzt nicht mit ihr reden. Hoffentlich würde diese Berichterstattung ihn ein wenig ablenken und hoffentlich war Lois weg, wenn er wieder kam.
Missverständnisse
Lois glaubte ihren Augen nicht zu trauen, statt einer Antwort bekam sie von Clark nichts, absolut nichts. Wie immer, wenn ihre Gespräche persönlich wurden, ging er. Und diesmal bekam sie noch nicht mal eine von seinen merkwürdigen Ausreden. Viel schlimmer noch, er ließ sie einfach dort stehen und ging ohne noch ein weiteres Wort für sie übrig zu haben. Sie hatte so gehofft, dass sie mit ihm reden konnte. Na, der konnte was erleben, wenn er sich wieder blicken ließ! Sie würde ihm am liebsten... Aber konnte sie ihn nicht vielleicht auch ein ganz klein wenig verstehen? Die Stimmung zwischen ihnen beiden war in den letzten Wochen schon etwas angespannt. Und dann war Dan aufgetaucht und es war nicht gerade besser geworden. Aber war es denn ein Wunder, dass sie sich von Dan angezogen fühlte? Clark verschwand ständig und ging ihr aus dem Weg, wann immer sie etwas Persönliches besprachen. Und Dan? Dan war einfach immer da, er stand zu seinem Wort, er hielt seine Verabredungen ein, er zeigte seine Gefühle und stand dazu.
Inzwischen waren ihre Erinnerungen an die letzte Nacht auch wieder völlig vorhanden, obwohl sie sie gerne wieder verdrängt hätte. Aber eines war sicher: Genau diese Klarheit in Dans Handlungen hatte sie dahin geführt, wo sie dann nun einmal gelandet waren. Aber war Dan der Mann, den sie sich für ihre Zukunft erträumte? Mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen konnte? Oder war er nicht nur der Nebenbuhler, mit dem sie Clark eins auswischen konnte? Genau genommen war es Clark, von dem sie sich diese Klarheit immer wünschte. Sicher, Dan war irgendwie aufregend. Wenn Dan eine Eissorte wäre, wäre er Walnuss-Splitter und Clark... Clark wäre nur Schokolade. Walnuss-Splitter ist wirklich sehr aufregend, aber was wäre ihr Leben ohne Schokolade? Wo sie doch ein Chocoholic war.
Aber wie sollten sie das alles klären, wenn sie nicht miteinander reden würden? Wenn sich heute keine Gelegenheit mehr ergeben würde, dann würde sie zu Clark in seine Wohnung gehen, um mit ihm zu reden. Sie musste einfach mit ihm reden.
Ein paar Stunden später stürmte Lois ungeduldig in Perrys Büro. Dass Perry zu dem Zeitpunkt noch am telefonieren war, störte sie dabei wenig. Auch seinen bösen Blick ignorierte Lois geflissentlich. "Perry, ich warte jetzt seit Stunden darauf, dass Clark hier wieder auftaucht. Er wird sich ja wohl nicht so lange an dieser Gerichtsreportage aufhalten. Wahrscheinlich ist er ja sowieso wieder dorthin verschwunden, wo er immer hin verwindet, wenn er nicht auffindbar ist - wie eigentlich immer..."
Perry hatte den Telefonhörer inzwischen an seine Schulter gedrückt und fragte Lois scheinbar gelassen, aber mit diesem unterschwelligen Groll: "Lois, vielleicht ist es ja nicht so deutlich zu erkennen, aber ich telefoniere..."
Ohne eine Spur von peinlich berührt sein, antwortete Lois gelassen: "Oh, das ist kein Problem, es stört mich nicht. Aber nur kurz zu meiner Frage: Wo ist Clark?"
Jetzt sah Perry aber doch etwas böse entsetzt aus. Aber was sollte sie denn machen? Sie wollte nur ganz kurz diese eine klitzekleine Frage beantwortet haben. Das dauerte doch nun wirklich nicht so lange. Er sollte ja nicht auf die Idee kommen Benimm-Regeln mit ihr diskutieren zu wollen. Eine kurze Antwort und sie war schon wieder weg. Perry schüttelte kurz den Kopf als focht er einen inneren Dialog aus und sah sie dann direkt an.
"Lois, warum? Was willst du den eigentlich von Clark?" Schließlich hatte Clark ihn morgens noch darum gebeten mit etwas Abstand zu Lois arbeiten zu können.
"Nun ja, die Zeugenaussage von der Gerichtsverhandlung, ich muss wissen, was Jeff Parker vor Gericht ausgesagt hat. Es spielt in meine Bestechungsrecherche um die Molkerei mit rein."
Perry ließ seinen Blick zur Decke gleiten und dachte nur: Oh Elvis! Clark hatte ihn gebeten, dass Lois und er an getrennten Fällen arbeiten könnten und er teilte ihnen doch tatsächlich die zwei Fälle zu, die sich im Laufe des Tages überschnitten! Einfach wunderbar, oder war es Schicksal?
"Nun, er wollte eigentlich in ein paar Minuten hier sein. Dann könnte ihr das besprechen."
Lois sah ihren Chef zufrieden an, na also, ging doch.
Und dann könnte sie endlich mit ihm reden.
Aus den paar Minuten wurde eine Stunde, aber als es draußen schon begann dunkel zu werden, erschien Clark in den Redaktionsräumen des Daily Planet.
Verdrehte er etwa die Augen, als er sah, dass Lois auch noch dort war?
Egal, ohne Umschweife ging Lois auf ihn zu. "Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr hierher. Wo warst du so lange? Doch wohl kaum im Gericht - oder?" Und sie biss sich gleich auf die Zunge, nachdem sie das gesagt hatte. Der Tonfall in ihrer Stimme war viel härter, als sie das eigentlich wollte. Sie wollte doch mit ihm reden, wollte sich verständnisvoll zeigen.
Den Blick, den Clark Lois daraufhin zukommen ließ, konnte sie überhaupt nicht einschätzen. Und er sagte nichts. Er schwieg einfach. Und dann wandte er die Augen von ihr ab und gab ihr das Manuskript seines Artikels. "Hier, das wirst du für den Molkereiartikel brauchen. Jeff Parker steckt in dem Betrug auch mit drin. Das hat er vor Gericht ausgesagt."
"Danke." Aber Lois sah nur flüchtig auf seine Aufzeichnungen. Was ging nur in Clark vor? Irgendwas war da passiert, irgendetwas Dramatisches. Lois versuchte einen lockeren Tonfall anzuschlagen. "Sag mal Clark, was ist eigentlich los mit dir? Ist irgendwas passiert?" Clarks ganze Mimik und Körperhaltung war völlig verschlossen, ohne eine erkennbare Reaktion sah er nur auf den Bleistift, mit dem er die ganze Zeit spielte.
Plötzlich hatte Lois eine Idee. "Ist irgendetwas mit dir... und Mayson Drake?" Noch während sie die Worte aussprach dachte sie 'was soll da schon sein? Clark ist viel zu schüchtern, um da irgendetwas zu machen...' Aber der Blick, den sie jetzt von Clark erntete sprach Bände. Da war so ein 'Ertappt' in seinem Blick. Auch wurde er tatsächlich etwas rot. Lois konnte es nicht glauben. Doch was war passiert?
Aber wie schon am Morgen stand Clark jetzt ohne ein weiteres Wort und ohne sie noch einmal anzusehen auf und ging aus dem Konferenzraum. Lois war immer noch viel zu erschrocken und sprachlos, um zu reagieren. Was hatte das bloß zu bedeuten? Was war passiert? Und was fiel ihm ein, sie schon wieder hier stehen zu lassen wie bestellt und nicht abgeholt.
***
Etwas später saß Lois auf dem Sofa in ihrem Apartment, stand aber gleich wieder auf und ging herum, dann setzte sie sich wieder hin. Immer wieder gingen ihr die gleichen Fragen durch den Kopf, was war bloß los mit Clark? Warum redete er nicht mehr mit ihr? Gerade jetzt, wo sie ihn braucht, wo sie mit ihm reden wollte, wo sie mit ihm reden musste. Und dann dieses unbestimmte Gefühl, dass er ihr etwas verheimlichte. Es fühlte sich fast so an, als hätte er ein riesiges Geheimnis. Aber was sollte Clark schon für ein Geheimnis haben? Jemand wie Clark hatte einfach keine Geheimnisse. Natürlich hing es mit seinem ständigen Verschwinden zusammen. Clark war einfach nicht die Sorte Mensch, die sich große Sorgen darum machte in der Videothek keine Strafgebühren zu zahlen, also was machte er nur immer, wenn er ständig mit diesen blödsinnigen Erklärungen verschwand?
Was sollte sie tun? Clark anrufen, zu ihm gehen? Nein. Dan anrufen, zu ihm gehen? Nein! Wenn sie doch nur einen richtig guten Freund hätte. Wenn es doch nur irgendjemand in ihrer Familie gäbe, dem sie sich anvertrauen könnte. Soll sie sich aus dem Fenster stürzen, um Superman herbeizurufen? Nein.
Offenbarungen
Auf seinem Weg nach Hause fühlt Clark etwas, dass er noch nie in seinem Leben erlebt hat. Jeder Schritt fiel ihm schwer, er hatte fast das Gefühl, als würde ihm die Kraft fehlen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Dieses Gefühl von Niedergeschlagenheit kannte er, der er immer vor Kraft und Energie nur so strotzte, bisher nur von Kryptonit. Aber jetzt war es anders und es war fast schlimmer als Kryptonit. Bei Kryptonit hatte er etwas, was er bekämpfen konnte. Aber in seiner jetzigen Situation gab es keinen Feind, den er ausfindet machen und vernichten konnte. Diesmal trug er den Feind in sich. Und dieser Feind war die Ursache dafür, dass er es kaum noch ertragen konnte sich im Spiegel anzublicken. Er hasste es Lois anzulügen, aber er konnte ihr auch nicht die Wahrheit sagen. Also sagte er einfach nichts, aber damit verletzte er sie, das wusste er.
Dieses Gefühl wurde nicht besser, als er zu Hause angekommen war und sah dass auf seinem Anrufbeantworter sieben Nachrichten waren. Es hatte fast Angst davor den Knopf zum Abspielen der Nachrichten zu drücken. Er hatte das sichere Gefühl, dass es Mayson war. Sie hatte ihn morgens mit diesem seligen Gesichtsausdruck verlassen und ihm gesagt, dass sie unglaublich glücklich sei. Und Clark, der schon im Moment des Aufwachens wusste, dass das alles irgendwie falsch war, traute sich nicht sie zu enttäuschen. Darum sagte er lieber gar nichts und lächelte nur verlegen. Genau wie Lois gegenüber, nur dass er ihr gegenüber noch nicht mal mehr lächelte.
Und sein Gefühl trügte ihn nicht. Alle Nachrichten waren von Mayson. "Guten Morgen Clark, ich wollte dir einfach nur guten Morgen sagen."
"Doch ich wollte dir noch etwas sagen, ich bin wirklich sehr, sehr glücklich."
"Oh je Clark, ich könnte jedes Mal, wenn ich alleine in meinem Büro bin, bei dir anrufen. Und ich würde dir so gerne so viel sagen, aber das Wichtigste ist: Danke, ich möchte dir danke sagen, für eine wunderbare Nacht. Und... ich muss jetzt aufhören."
"Clark, ich bin es noch mal, ich wollte dir noch sagen, dass ich... dich liebe, auch wenn ich dir das schon ein paar Mal gesagt habe letzte Nacht. Aber kann man das zu oft sagen? Bis später."
"Clark, ich erreiche dich leider nicht, weder zu Hause noch im Planet noch auf deinem Handy. Werden wir uns heute Abend wieder sehen? Bitte ruf mich doch zurück."
"Vielleicht bist du ja sehr beschäftigt. Also ich hätte so ab acht Uhr sicher Zeit. Ich versuche dich dann noch mal zu erreichen. Bis dann."
"Hm, du bist immer noch nicht da. Ich versuche es einfach später noch mal, vielleicht seh ich ja auch einfach mal kurz bei dir vorbei."