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Superman - Abschied von einem Helden
von Kai Brauns
Der ganze Saal starrte plötzlich auf ihn. Sie wunderten sich, dass ER plötzlich aufgetaucht war.
"Kann ich Ihnen helfen?" fragte der Priester schließlich.
Superman trat vor und sagte: "Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne einige Worte über den Verblichenen sprechen."
Der Priester zögerte kurz, sah in die Gesichter der Gäste der Trauerfeier, und nickte schließlich: "Bitte!"
Superman ging langsam vor, an dem Podium vorbei und blieb vor dem Sarg stehen. Er sah traurigen Blickes hinab, fasste sich dann wieder, und trat zum Podium. "Meine Damen und Herren, ich würde Ihnen gerne darüber erzählen, wie ich Chris kennenlernte und was er mir bedeutete."
Die gigantische Echse brüllte auf, als Superman sie am Schwanz packte. Er zog so stark er konnte, doch das Reptil war so massig, dass er nur langsam voran kam. Das Monster drehte sich um und schlug mit der Klaue nach dem Mann von Morgen, der nur knapp ausweichen konnte.
Um sie herum, in den Straßen von Metropolis, herrschte eine Massenpanik. Die Leute liefen schreiend vor der gigantischen Bestie davon.
Die Riesenechse schwang ihren Schwanz hin und her, woraufhin Superman schließlich den Halt verlor und gegen die Außenwand eines nahestehenden Bürogebäudes geschmettert wurde.
Der Helikopter des Daily Panet flog etwa 50 Meter von dem gewaltigen Kampf entfernt.
"Oh, Mann, Miss Lane!" rief Jimmy Olsen, während er die Kamera immer zwischen Superman und dem Monster hin und her schwenkte und dabei pausenlos knippste. "Diese Kreatur scheint Superman zu schaffen zu geben!"
"Keine Sorge, Jimmy," beruhigte Lois Lane den jungen Fotografen. "Superman hat bisher noch jeden Gegner bezwungen."
Die Echse wartete nicht darauf, dass Superman sie erneut angriff, sondern rannte weiter die Straße entlang, wobei sie diese gleichzeitig verbreiterte. Bald würde sie die wild flüchtende Menschenmenge erreicht haben.
Superman schüttelte seine Benommenheit ab und erkannte sofort die neue Situation. So schnell er konnte flog er dem Monster hinterher. Kaum war sie eingeholt, da flog der Stählerne um die Kreatur herum und rammte seine Fäuste mit voller Kraft in ihre Magengegend. Die Bestie schrie vor Schmerzen auf und fiel nach hinten hin um.
Plötzlich hörte er mit seinem Supergehör mehrere Rottoren und die Stimme von Dr. Karen Faulkner, der Leiterin der S.T.A.R. Labs von Metropolis: "Superman, wir haben einen Plan zur Bekämpfung des Monsters. Halte mindestens 30 Meter Abstand!"
Superman folgte der Anweisung und flog in die Nähe des DP-Helikopters. Da sah er drei Armeehubschrauber auf die Riesenechse zufliegen. Diese erhob sich gerade wieder unter lautem Gebrüll, wurde jedoch sogleich mit einigem Kapseln aus den Hubschraubern beschossen. Auf der schuppigen Haut der Kreatur zerbrachen die Kapseln und flüssiger Stickstoff strömte aus. Bald darauf war das Monster komplett eingefroren.
Superman landete vor den eisigen Überresten der Riesenechse. Er beachtete den Jubel der nicht weit entfernten Menschenmengen nicht, sondern ging zu den Trümmern eines Appartmenthauses hinüber. Mit entsetzten Augen sah er eine kleine Hand aus den Trümmern hervorschauen. Sein Röntgenblick bestätigte seine schlimme Vermutung.
"Acht Jahre war Sally Maureen alt," erzählte Superman den trauernden Gästen. "Wie sich herausstellte, war ihre Mutter zu dem Zeitpunkt bei der Arbeit, und sie hatte Sally verboten, alleine das Appartment zu verlassen. Ihre Geschichte ist weitgehend unbekannt, es gab nur einen Nachruf im Daily Planet. Die meisten waren nur heilfroh, die Riesenechse los zu sein."
Betroffenheit breitete sich im Saal aus. Superman machte eine Pause, bevor er weitersprach: "Ich verbrachte die nächsten Stunden im Orbit. Es ist ein guter Ort zum Nachdenken, dort hat man die ganze Welt im Blickfeld. Mich plagten Schuldgefühle wegen Sally. Ich fragte mich, ob das Monster denselben Weg gegangen wäre, wenn ich es nicht bekämpft, wenn ich nicht eingegriffen hätte. Schließlich bemerkte ich jemanden."
Chris saß auf der Veranda und sang ein Lied. Als er fertig war, drehte er seinen Rollstuhl und wollte gerade ins Haus fahren, als er hinter sich eine Stimme hörte: "Guten Abend!"
Chris wandte sich um und blickte Superman an. Sein Gesicht zeigte die Überraschung, die er verspürte. "Guten Abend, Superman, welch Überraschung. Mein Name ist Chris!"
"Meiner ist Kal. Hätten Sie etwas Zeit?"
"Sicher,... Kal! Was ist los?"
"Ich denke, ich muss über etwas sprechen, doch ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll."
"Wenn du reden willst, ich kann Geheimnisse für mich bewahren. Komm und setz dich, wenn du willst!"
"Danke, Chris," Superman trat auf die Veranda und setzte sich auf den Stuhl, der Chris gegenüberstand. Er zögerte kurz, dann begann er: "Ich nehme an, dass du von der Riesenechse in Metropolis gehört hast."
"Sicher, es war vorhin auf allen Sendern!"
"Wahrscheinlich hast du aber nicht davon gehört, dass ein kleines Mädchen dabei umgekommen ist."
Chris war offensichtlich betroffen. "Nein, das hat man nicht erwähnt."
"Sie war allein in einem Appartment, das in den letzten Momenten des Kampfes zerstört wurde. Und ich frage mich, ob sie auch getötet worden wäre, wenn ich nicht eingegriffen hätte. Vielleicht hätte das Monster Metropolis gleich wieder verlassen."
"Vielleicht, aber vielleicht hätte es auch noch mehr Menschen getötet."
"Aber sollte ich wirklich eingreifen? Sollte ich den Dingen nicht einfach ihren Lauf lassen?"
"Das kannst du gar nicht! Und das ist gut so! Wenn wir alle uns nur noch in unser Schicksal ergeben und die Dinge hinnehmen würden, dann würde sich die Welt niemals verändern."
Einen Moment herrschte nachdenkliches Schweigen. Dann ergriff Chris erneut das Wort. "Seit ich vor etwa zwei Jahren von einem Pferd fiel, bin ich an diesen Rollstuhl gefesselt. Ich konnte mich damals fast gar nicht mehr bewegen. Viele, denen das passiert, ergeben sich in ihr Schicksal. Doch ich wollte mich wieder bewegen können, ich wollte wieder gehen können. Also begann ich mit einer Physiotherapie. Ich traff mich mit einigen Biologen und Medizinern, die an Mitteln gegen meine Art von Lähmung arbeiteten. Ich habe eine Spenden für diese Forschungen gesammelt, damit wir Gelähmten eines Tages wieder gehen könnten. Und heute kann ich meinen kleinen Finger an der rechten Hand wieder bewegen. Es klingt vielleicht nicht nach viel, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Am Anfang konnte ich mich nämlich gar nicht mehr bewegen. Und hätte ich mich damals mit meinem Schicksal abgefunden, hätte ich einfach nichts getan, dann könnte ich meinen Finger auch heute noch nicht bewegen."
Superman nickte. Er war offensichtlich erleichtert. "Ich danke dir, Chris!"
Chris lächelte. Superman stand auf, ging von der Veranda herab, wandte sich noch einmal um, um Chris zu winken und erhob sich dann in den Nachthimmel.
"Chris hat mir geholfen, mit der Situation fertig zu werden. Er hat mir sehr geholfen. Heut wissen wir, dass er es nicht mehr geschafft hat, sich wieder aus eigener Kraft aus seinem Rollstuhl zu erheben. Doch er wird uns immer in Erinnerung bleiben. Er, der gegen sein Schicksal kämpfte." Superman blickte in die Gesichter der Trauergäste, die offenbar gerührt waren. Nun ging er noch einmal zum Sarg und legte seine Hand auf den Deckel. "Auf Wiedersehen, Chris, und mögest du nun durch den Himmel gehen!"
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