Rollenspiel

So, ihr Lieben, viele fleißige Mäuschen haben es wieder zusammen getragen, unser Rollenspiel. Hier kommt also alles bisher geschriebene... viel Spaß!
Perry
Clark kommt mal wieder viel zu spät! Ich habe doch neun Uhr gesagt!
„Lois“ setzte ich an und wand mich an die einzige Person die im Raum war. Der leere Stuhl neben ihr, verärgerte mich nur noch mehr und ich fing wütend an Lois einen neuen Auftrag zu geben: „Du und Clark, werdet euch um 12.45 Uhr mit einer Frau namens Mary McDatch im Park treffen. Sie ist eine Zeugin die gesehen haben will, wie ein paar Männer Schießübungen veranstaltet haben. Außerdem hat sie etwas von einer Verschlüsselten Zahlenkombination gesagt, die einer der Männer verloren haben soll. Ich will das ihr der Sache nachgeht, sollte sich das ganze als Müll herausstellen habe ich noch einen anderen Fall für dich- Herr Gott, wo bleibt Clark?“ Wütend stand ich auf und drehte mich um.
Clark und Lois waren meine zwei besten Reporter, doch dass Clark immer so spät kam, war mehr als ärgerlich.
Vielleicht sollte ich Lois den Fall übergeben. Doch ich entschied mich dagegen. Clark kam vielleicht immer zu spät, mit einer lächerlichen Ausrede auf den Lippen, doch er ist und bleibt der beste Reporter den ich Lois zur Seite stellen konnte.
Als ich mich wieder umdrehte, saß Lois noch immer im Raum. „Na los...“ donnerte ich, und ruderte mit den Armen, zum Zeichen das sie gehen sollte...
Lois
Lois hob ihre Arme abwehrend, um Perry zu zeigen, dass er nicht mehr sagen musste. „Ist schon gut, Chief. Ich bin schon weg“, rief sie ihrem Chefredakteur schnell zu. 'Bevor er jetzt noch richtig wütend wird, sollte ich den Konferenzraum verlassen', dachte sie bei sich, nahm erst ihre Notizen und dann ihre Beine in die Hand.
Perry hatte aber durchaus Recht, dass Clark nicht da war, mal wieder nicht da war, das war... was bildete er sich eigentlich ein? Sie merkte gerade noch, wie sich die Wut von Perry White immer mehr auf sie übertrug.
Erst mal brauchte sie einen Kaffee und dann würde sie versuchen heraus zu finden, was ihr der Computer über Mary McDatch berichten konnte.
Auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch lief ihr Jimmy über den Weg. Er trug Perrys kostbarstes Stück – die Elvis-Uhr – mit einem ausgesprochenen mürrischen Gesichtsausdruck vor sich her. „Sag Jimmy, du weißt nicht zufällig, wo Clark ist?“ Er zuckte daraufhin nur mit seinen Schultern. „Und? Wichtige Sonderaufgabe?“, fragte sie ihn mit einem ironischen Grinsen.
„Ja“, antwortete er ihr sarkastisch, „die Batterien sind alle...“ Er ging hastig weiter.
Armer Jimmy. Wie jeder andere auch, der beim Planet klein angefangen hatte, träumte er von der großen Karriere. Doch Perry ließ ihn nur Handlangerarbeiten machen. Manchmal dachte sie, dass Perry Jimmy ein wenig zu hart rannahm.
Lois tippte den Namen 'Mary McDatch' in ihre Tastatur. Die Suchmaschine bräuchte sicher einen kleinen Moment, so konnte sie wenigstens diesen Kaffee genießen. Gestern hatte sie sich ungefähr zehn Becher eingeschenkt aber nicht einen davon konnte sie trinken. Ständig hatte sie einen Informanten oder jemanden den sie interviewen wollte am Telefon. Alles musste immer jetzt sofort, augenblicklich, auf der Stelle, umgehend oder am besten schon gestern geschehen sein.
Heute war es glücklicherweise etwas ruhiger. Dafür war Clark nicht da. Es interessierte sie wirklich brennend, was der immer so wichtiges zu tun hat... Ach ja, da haben wir sie ja schon... Mary McDatch, 36 Jahre alt, verheiratet, Mutter von zwei Kindern, einem Jungen und ein Mädchen. Nun, so gehörte es sich ja schließlich auch... Hausfrau. Wohnhaft in der Wisteria Lane, oh Himmel hilf, eines von dieses makellosen und geleckten Vorstadtvierteln. Sie schüttelte ein wenig angewidert den Kopf. Alles, was diese Frau darstellte, war der Inbegriff von Langeweile – in ihren Augen. Die Suchmaschine hatte sie auch nur gefunden, weil ihr Ehemann, Steven McDatch, 38 Jahre alt, seines Zeichens Zahnarzt, gelegentlich einen Artikel in einer Fachzeitschrift veröffentlicht hatte. Über seine Frau gab es sonst nichts zu berichten, keine Polizeiakte, keine Vorstrafen, keine Anklage wegen Prostitution, um sich das Studium zu finanzieren - schade. Wahrscheinlich hing sie, gelangweilt und frustriert über ihr kleinbürgerliches Leben, den ganzen Tag am Fenster und sah Gespenster.
'Nun, das wird ja ein spannendes Interview werden. Männer, die Schießübungen machen... verschlüsselte Zahlenkombination... wenn da mal nicht jemand zu viele Krimis im Fernsehen gesehen hat...'
Lois sah auf ihre Uhr. Perry hatte gesagt, um 12:45 Uhr hätten sie diesen Termin im Park mit dieser frustrierten Hausfrau. Das war in genau eine Stunde. Solange würden sie annähernd auch brauchen, bei dem Verkehr. Das hieß, Clark sollte genau jetzt - in diesem Moment hier im Planet auftauchen.
Gelassen sah sie Richtung Fahrstuhl, der Linke kam gerade nach oben. Er hielt. Es ertönte das typische 'Ping', die Türen öffneten sich...
Clark Kent
Clark trat ein wenig gehetzt aus dem Fahrstuhl in die Redaktion des Daily Planet, rückte noch rasch seine Krawatte gerade - und spürte bereits Lois' Blick auf ihm. 'Oh boy,' schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Sie schien bereits auf ihn zu lauern. Einen Moment lang überlegte er, ob er nicht wieder umdrehen sollte...
... Entschied sich dann jedoch für ein freundliches Lächeln und ein Winken in ihre Richtung.
Schließlich war er sowieso schon viel zu spät, aber er hatte es einfach nicht früher geschafft. Nicht dass er an diesem Morgen nicht schon dreimal auf dem Weg zum Planet - und einmal sogar bereits im Aufzug nach oben - gewesen wäre. Aber es war immer wieder etwas dazwischen gekommen. Ein auf dem Highway ins Schleudern gekommener Lastwagen - eine ganze Ladung Tiefkühl-Brokkoli, die sich zu all dem Blechschaden noch über etwa 400 Meter in beiden Fahrtrichtungen verteilt hatte. Ein in Seenot geratenes Kreuzfahrtschiff vor der Küste Haitis. Ein Großbrand in einem chinesischen Sweatshop.
Und der Tag hatte eigentlich gerade erst angefangen. Zumindest hier in Metropolis...
Mit einem kurzen Kontrollblick in Richtung von Perrys Büro trat er an Lois' Schreibtisch und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Guten Morgen, Partner. Was hab ich verpasst?"
Chloe
Noch bevor Lois antworten konnte, kam Chloe aus dem Kopierraum und hielt die Zettel in der Hand, die sie für ihre Recherche kopiert hatte.
“Nur Perry’s schlechte Laune.” sagte sie kleinlaut im Vorbeigehen und stolzierte schnell weiter zu ihrem Tisch. ‘Nur nicht wieder in seinen Augen versinken!’ dachte sie noch als sie sich hinter Ihrem Computer verkroch.
Ihr Platz gegenüber war leer, dabei wünschte sie sich nichts sehnlichster als auch einen Partner an Ihrer Seite wie Clark Kent.
Sie strich sich ihre kurzen blonden Haare hinter die Ohren. Auch sie würde an seiner Seite schließlich eine gute Figur abgeben, sie war klein, schlank und ihre blauen Augen würden einen schönen Kontrast zu seinem dunklen Teint bilden.
Chloe war noch immer dabei herauszufinden, warum es in der letzten Nacht in ganz Metropolis einen Stromausfall gegeben hatte. Um 21 Uhr waren plötzlich alle Lichter aus gewesen.
Telefone, Internet, alles aus. Lediglich die Mobiltelefone funktionierten noch. Kaum waren alle Lichter aus gewesen, klingelten die Mobiltelefone.
Was war passiert? Mussten sie mit einem Anschlag rechnen? Oder war es wirklich nur ein normaler Stromausfall?
Die Bewohner von Metropolis mussten mit allem rechnen. Nur nichts normalem. Auch Chloes Handy hatte geklingelt. Zuerst war es Lois gewesen. Sie hatte wissen wollen, ob Chloe schon wüsste was passiert sei. Der nächste Anrufer war Clark gewesen. Genau das Gleiche. ‘Ich bin zwar eine Art Hackerin, wenn es um so was ging, aber ich bin auch nur ein Mensch.’ beherrschte sie sich noch im Ton.
Als sie hinter dem Monitor ihres Computers hervorschaute, sah sie Clark, der noch immer am Schreibtisch von Lois stand.
‘Denk nicht mal daran Chloe, er liebt nicht dich. Lois ist seine Angebetete.’
Und somit verkroch sie sich wieder hinter ihrem PC, biss sich auf ihre Lippen und tippte in die Tastatur.
Satteliten Bilder zeichneten sich auf ihrem Bildschirm ab. Diese zeigten diverse Aufnahmen aus Metropolis in den letzten 24 Stunden. Bilder von den Kraftwerken und Stromversorgern.
Und etwas außerhalb der City gab es tatsächlich eine Veränderung.
“Es sieht aus wie eine Explosion”, murmelte sie vor sich hin.
Sie lies alles stehen und liegen, schnappte sich ihren Mantel von der Garderobe und eilte zum Fahrstuhl.
'Bing!' machte es, die Fahrstuhltür öffnete sich und Perry stand ihr mit einem fragenden Blick gegenüber.
„Ich... ich muss da schnell etwas überprüfen, Mr. White. Vom Stromausfall, sie wissen schon!"
Perry
Perry nickte: „Wenn du einen Partner brauchst, sag Bescheid“ Ohne eine Antwort abzuwarten lief er weiter. Er hatte Chloe Sullivan nur rein aus Höflichkeit einen Partner angeboten. Eigentlich wollte er das sie den Artikel alleine schrieb. Warum auch nicht, viel herum kommen würde bei dieser Sache sowieso nicht!
Und er hoffte das er sie durch diese Bemerkung an ihrem Stolz gekratzt hatte und sie von ganz alleine den Artikel ohne Hilfe schaffen wollte. Mit einem Seiten Blick zu Lois, registrierte er das Clark endlich da war.
Aber das minderte seine Laune keineswegs. Ganz im gegen Teil!
Völlig in Gedanken versunken lief er zu seinem Büro, übersah dabei eine Mitarbeiterin, die mit einem fertigen Artikel neben ihm auftauchte und schloss ihr die Bürotüre vor der Nase zu. Im Büro war er aber keineswegs alleine. Jimmy wartete mit der Elvis-Uhr.
„Und...“ fragte Perry als er sich auf seinem Sessel niederließ und gleich etwas bessere Laune bekam.
„Sie ist fertig!“ sagte dieser. Perry musterte den jungen Jimmy. Es war nicht zu übersehen das Jimmy fast noch schlechtere Laune hatte als er selbst.
„Gut,“ sagte Perry und sah auf den Papierkram auf seinem Schreibtisch. Ein paar fertiger Artikel und eine Nachricht, von einem Entgegengenommenem Anruf.
Seine Frau... Perry sah schnell wieder auf und sagte: „Hier ist eine Liste von Dingen die besorgt werden müssen.“ Er reichte Jimmy die Liste, die schon seit etwa drei Tagen in seiner Schreibtischschublade lag. „Ich will das du in einer Stunde wieder da bist und kein einziges Teil auf der Liste darf fehlen, Junge!“ ermahnte er Jimmy mit einem ernsten Blick.
Jimmy überflog den Zettel: 50 neu Bleistifte, 15 neu Anspitzer, neue Farbe für die Drucker- Maschine, 2 neue Computerbildschirme, 7 neue Schreibtischlampen und die 30 neuen Plakate für die neue Firmen- Werbung die bei der Druckerfirma Mss Flock vorlagen.
Noch beim lesen, klappte ihm die Kinnladen herunter, empört sah er auf und wollte etwas zu seiner Rettung sagen, doch Perry kam ihm zuvor. „Nimm Andrew Khateley mit!“
„Sie meinen Whateley...“ sagte Jimmy in einem Anflug von Übermut, der durch seine Wut über die Lächerlichen Aufträge nur noch verstärkt wurde. Perry warf ihm einen raschen Blick zu, abschätzend wie weit er bei Jimmy noch gehen konnte! Da Jimmy jedoch schon bei seinem flüchtigem Blick zusammen zuckte und ihn nervös ansah stand Parry auf stützte sich mit seinen Fäuste auf dem Schreibtisch ab und sagte „Nimm ihn mit und sei in einer Stunde wieder da!!!“
Jimmy nickte stumm und drehte sich um: „Und sag Lois und Clark das ich sie heute Nachmittag sehen will!!!“
Als Jimmy das Büro verlassen hatte, lehnte sich Perry in seinen Sessel. Wäre Jimmy wütender gewesen und hätte ihm wütend ins Gesicht sehen können, hätte er nie so weit gehen können. Im Gegenteil, er hätte ihm dann noch die Telefonnummern der Filmen gegen, die ihm das ganze Zeug auch geliefert hätten. So aber lies er den Jungen durch die Gegend fahren mit Andrew als „Helfer“.
Perry grinste, er wusste durch aus das man das alles nicht in einer Stunde schaffte.
Doch nach einer weile dachte er wieder mürrisch über die halbe Stunde, die er in der Chiefetage verbracht hatte, nach.
Wenn nicht bald ein guter Artikel für die Abendausgabe geliefert wurde, sah er richtig alt aus. Chloes Fall war nicht besonders viel versprechend und auch Lois und Clark arbeiteten nicht gerade an einem Pulitzer Favoriten.
Wo waren die ganzen Verbrechen wenn man sie brauchte???
Lois
'Er besaß doch wirklich die Unverfrorenheit, mit... mit... mit so einem unschuldigen, lammfrommen Lächeln hier aufzutauchen.' Lois seufzte verächtlich. Sie würde niemals verstehen, wie Clark immer wieder damit durchkam. Nie war er da, wenn sie ihn brauchte. Er verbrachte kaum eine Stunde pro Tag an seinem Schreibtisch, aber seine Artikel reichte er immer pünktlich und fehlerfrei ab. Wann schrieb er die bloß? Egal, das würde sie heute wohl nicht herausfinden – noch nicht...
Lois kippte hastig ihren letzten Schluck Kaffee herunter, wer wusste schon, wann sie wieder die Zeit finden würde, einen zu trinken. Offensichtlich wollte sich Clark gerade auf eine Ecke ihres Schreibtisches setzen. Das könnte er natürlich völlig vergessen. Noch bevor sein verlängerter Rücken das Holz ihres Tisches auch nur berührt hatte, warf sie ihm einen angriffslustigen Blick zu und fuhr ihn an: „Denk nicht mal dran. Dafür ist keine Zeit.“ Lois griff sich ihre Notizen. „Wir müssen sofort los, wenn es noch rechtzeitig schaffen wollen.“ Sie nahm ihren Mantel vom Haken und wollte sich ihn über die Schulter werfen. Das ging jedoch gar nicht, weil ihr Partner ihn bereithielt. Sie brauchte nur noch in die Ärmel zu schlüpfen. Wollte er sich damit einschmeicheln? „Hier, sieh dir das an.“ Sie gab ihm auf dem Weg zum Fahrstuhl ihre Notizen. Es waren zwei Seiten, die eine, die sie sich in Perrys Büro gemacht hatte und die zweite, die das Ergebnis ihrer Recherche zeigte.
Das 'Ping' ertönte und Lois betrat den Fahrstuhl. Clark folgte ihr. Wortlos, aber das lag einfach nur daran, dass Lois ihm gar keine Möglichkeit gab, auch nur ein einziges Wort zur sagen. „Wir treffen diese Frau, Mary McDatch im Centennial Park.“ Der Fahrstuhl fuhr abwärts, nachdem Lois den Knopf für die Tiefgarage gedrückt hatte. „Sie hat irgendetwas gesehen, Männer, die Schießübungen gemacht haben. Einer der Männer soll dann noch einen Zettel verloren haben mit einer Zahlenkombination... Ich bin mir noch nicht wirklich sicher, wo Perry da eine Story sieht...“
Clark wollte offensichtlich etwas sagen, er öffnete den Mund, doch Lois schien nicht gewillt zu sein ihm zuzuhören. Sie hatte einfach keine Lust, eine Ausrede dafür zu hören, dass er erst mittags im Planet auftauchte und sie die ganze Recherche alleine machen musste. Also sprach sie einfach unaufhörlich weiter. „Aber mich fragt ja auch niemand. Der Chief gibt einen Auftrag und wir laufen los. Hoffentlich stellt sich nicht raus, dass wir einen ganzen Arbeitstag vergeuden, um heraus zu finden, dass wir den Hirngespinsten einer frustrierten Hausfrau nachgejagt sind...“
Inzwischen waren sie in der Tiefgarage und bei Lois' Wagen angekommen. „Und? Willst du fahren?“, fragte sie ihn gelassen. Sie hatte Clark noch nie ans Steuer ihres Wagens gelassen, aber er war doch schließlich ihr Partner.
Clark
Clark wusste nicht ganz, wohin er sich zuerst wenden sollte. Er schien viel verpasst zu haben - gut, aber wen wunderte das, das hier war schließlich der Daily Planet und nicht die Borneo-Gazette.
Zuerst war Chloe möglichst rasch an ihm vorbei gezogen. Bildete er sich das ein oder wirkte sie etwas bedrückt? Doch da stürmte sie auch schon wieder aus der Redaktion. Vielleicht sollte er sie später, wenn sie wieder hier war, in einer ruhigen Minute, einfach mal drauf ansprechen? Auch wenn er schon ahnen konnte, dass das wohl leider nicht passieren würde, schließlich hatte er leider selten ruhige Minuten - aber wen wunderte das, er hatte schließlich zwei Identitäten zu jonglieren.
Dann hatte er plötzlich von Lois die kalte Schulter bekommen. Er musste wirklich ziemlich spät dran sein heute, dass sie ihn so mit Blicken töten wollte. Oh boy. Er hatte ihr doch gar nichts getan, sich lediglich gemütlich an ihren Schreibtisch gelehnt um die Zusammenfassung dessen, was er verpasst hatte, zu bekommen.
Als sie ihm daraufhin ein giftiges 'Denk nicht mal dran,' schenkte, stand er wie vom Blitz gerührt wieder gerade da, Hab-acht-Stellung, und sah sie kurz fragend an, bekam jedoch nicht einmal die kleinste Gelegenheit etwas zu sagen. Er hätte Lois doch einen der leckeren Kaffees, die sie so gern mochte, mitbringen sollen - vielleicht hätte sie das milder gestimmt... Stattdessen machte Lois sich ganz offensichtlich fertig zum Gehen. Mit Hilfe von ein wenig Super-Speed hoffte Clark doch noch ein paar Punkte bei ihr gutmachen zu können, indem er ihr, hilfsbereit wie er war, ihren Mantel hielt. Auch wenn die Würdigung praktisch nonexistent ausfiel - aber wen wunderte das, das war schließlich Lois Lane, mit der er da zusammenarbeitete.
Bei diesem letzten Gedanken huschte ein kleines Grinsen über sein Gesicht.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl überflog er die Notizen, die er von Lois kurzerhand in die Hand gedrückt bekommen hatte, lief dabei beinahe gegen einen anderen Schreibtisch. Er entschuldigte sich und wollte eigentlich Lois fragen, wer denn diese Frau nun eigentlich war, die sie da treffen sollten und ob das wirklich alles war, was Perry für sie gehabt hatte, aber Lois schien ihn nicht zu Wort kommen lassen zu wollen. Er wollte sich bei ihr entschuldigen, dass er sie die Besprechung heute Früh alleine hatte bestreiten lassen, aber Lois redete bereits weiter.
Mit einem leisen Seufzen beschränkte er sich aufs Zuhören und ließ seinen Blick noch einmal über die spärlichen Notizen wandern. Schießübungen und eine Zahlenkombination... wollten diese Männer eine Bank knacken? Wieso setzte Perry dann Lane&Kent darauf an und nicht die Polizei? Also zu banal... Was wusste der Chief, was er ihnen nicht - oder noch nicht - sagte? Und ob das vielleicht sogar etwas mit dem Stromausfall letzte Nacht zu tun hatte? Aber wäre das nicht ein ziemlicher Schuss ins Blaue?
Verwirrt blickte er auf, als Lois ihn schließlich mit ihrer Frage, ob er fahren wollte, aus seinen Gedanken riss. Und trotz superschneller Auffassungsgabe brauchte er einen Moment, bis er registrierte, was sie da gefragt hatte. Sie hatte ihn noch nie fahren lassen. War das etwa Lois' Art zu sagen, dass sie die Waffen ruhen lassen und ihn wieder wie ihren Partner behandeln wollte? Noch etwas zögernd nickte er. "Ähm... okay." Was konnte er auch anderes tun, wenn Lois ihm schon so etwas anbot.
Er nahm die Autoschlüssel entgegen, rückte sich Fahrersitz und Spiegel zurecht und überlegte einen Moment, ob er nicht noch ganz gewissenhaft Lichter und Bremsen durchtesten sollte, bevor er losfuhr - entschied sich dann jedoch dagegen. Schließlich war einerseits die Zeit knapp, andererseits würde Lois ihn dafür wahrscheinlich gleich wieder aussteigen lassen. Wenigstens achtete er gewissenhaft darauf, dass Lois sich auch anschnallte, bevor er den Motor startete und losfuhr in Richtung Centennial Park.
Die Fahr verlief ereignislos, doch kaum hatte er das Auto geparkt und den Zündschlüssel abgezogen, als sein Supergehör Schüsse wahrnahm. Verdammt!
"I-ich bin kurz Kleingeld für die Parkuhr wechseln." Hastig gab er Lois die Autoschlüssel zurück und war auch schon auf dem Weg.
Chloe
Was sagte Perry da eben? Ich sollte Bescheid geben, falls ich einen Partner brauchte?
“Danke Perry, ist nicht nötig!” sie konnte selbst kaum glauben, dass sie diesen Satz gerade laut gesagt hatte. Denn genau das wünschte sie sich doch.
Der Fahrstuhl blieb in jeder Etage stehen. Warum gerade jetzt mussten so viele mit einmal mit dem Lift fahren. Jetzt wo sie es doch eilig hatte. Als sie die roten Zahlen der Anzeige des Liftes ansah, ging ihr der Blick von Clark durch den Kopf.
‘Seine Augen, wie sie leuchteten, wenn er sie anschaute. Und wie er dabei seine Augenbrauen hochzog. Nein so kann es nicht weiter gehen, ich muss mit ihm reden, wenn ich wieder da bin. Er weiß, wie es um meine Gefühle steht.” dachte sie sich. Sie war nicht alleine im Fahrstuhl. Links und rechts von Ihr drängelten die Leute.
Sie musste herausfinden, was Clark über sie dachte. Und ob Lois etwas wusste oder ahnte.
Endlich, der Fahrstuhl hielt im Erdgeschoss.
Chloe drängelte sich an den Menschen vorbei “Entschuldigung, darf ich mal? Danke! Entschuldigung” sagte sie gehetzt.
Es war kurz nach Mittag und die Straßen von Metropolis waren voll. Jetzt mit dem eigenen Auto zu fahren würde nicht viel nützen.
Chloe winkte sich ein Taxi zu sich heran, schaute durch das Fenster der Beifahreseite und fragte den Fahrer, wie lange er bis zum Kraftwerk außerhalb der Stadt brauchen würde.
“Bei dem Verkehr? Sicher 20, 25 Minuten!” antwortete er genervt.
Sie setzte sich hinten herein, knallte die Tür zu und der Fahrer fuhr los.
Nach 20 Minuten Fahrzeit lies sich Chloe etwas weiter entfernt vor dem Kraftwerk absetzen. Sie drückte dem Fahrer 25 Doller in die Hand und schloss die Tür.
Von weitem sah sie die riesigen Essen, die unheimlich viel Rauch ausspuckten.
Schornsteine, Rauch, schlechte Luft, stinkende Abgase, diese vollkommen technisierte Welt in der der Mensch wie eine kleine Ameise wirkt.
Sie näherte sich nur vorsichtig dem Kraftwerk. Es sah von weitem nicht aus, als hätte es hier vor kurzem eine Explosion gegeben.
Steckte vielleicht Lex Luthor dahinter, der das Kraftwerk hatte wieder her richten lassen, um etwas zu verbergen? Er war ja bekannt dafür, das er vieles unter den Tisch kehren ließ, um seine Machenschaften zu verbergen.
Als sie vor dem riesigen Zaun stand, womit das Kraftwerk umgeben war, schaute sie sich um. Keine Kameras, keine Wachen.
Aber wie kam sie in das Kraftwerk, ohne dass sie bemerkt werden würde?
Aber Chloe wäre nicht Chloe, wenn ihr kein Plan einfallen würde.
Sie hatte immer eine Lösung parat, auch wenn sie dazu manchmal Hilfe benötigte.
Aber Perry würde ihr doch nicht wirklich einen Partner an die Seite stellen wollen. Oder doch?
Aber im Notfall hatte sie ja auch noch Clarks Handynummer, womit sie ihn erreichen konnte, wenn er nicht gerade mal wieder als Superman unterwegs war, um Menschen zu retten.
Seit sie von Clarks Geheimnis wusste, war es etwas leichter für sie zu verstehen, wenn er mal nicht an sein Handy ging.
Chloe ging um das Kraftwerk herum und sah, das einige Lastwagen das Gelände durch den hinteren Ausgang verließen.
“Wenn die da rauskommen, komm ich auch da rein” überlegte sie sich.
Und kaum hatte sie den Gedanken ausgesprochen, stand sie auch schon an dem hinteren Ausgang, als sie ein Klopfen auf ihrer Schulter bemerkte..
Lois
Lois hatte sich ihre Schlüssel von Clark gegriffen und starrte ungläubig, ja fassungslos auf den nun leeren Fahrersitz.
Wäre jemand da gewesen, der ihr zuhören würde, dann hätte ihm Lois am liebsten alle Verwünschungen dieser Welt an den Kopf geschleudert. Da war sie Clark gerade mal ein Stück entgegen gekommen, sie hatte ihm immerhin ihr Auto anvertraut, und schon machte er wieder so eine Sache, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Die Parkuhr an dem Parkplatz, an dem Clark angehalten hatte, hatte noch Geld für eine halbe Stunde. Das sollte doch reichen um diese Frau zu befragen.
Egal. Zum hundertsten Male in diesen Tagen, befahl sie sich selbst, sich nicht mehr über Clark aufzuregen. Wenn er meinte, er müsste für Nichts und Widernichts Wechselgeld dabei haben – bitte. Sein Problem. Sie würde in diesen Park gehen und diese Frau hier treffen. Sie würde ihren Job machen. Wenigstens einer von ihnen beiden sollte das tun.
Im ersten Moment stapfte sie einfach nur wütend vor sich hin, nachdem sie ihren Wagen verschlossen hatte. Es war kaum jemand hier. Das war eher erstaunlich. Der Park wurde gerne von den Menschen aus den umliegenden Büros genutzt, um hier die Mittagspause zu verbringen. Doch plötzlich erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Vor sich sah sie eine weite Rasenfläche, im Hintergrund das Denkmal, an dem sie sich treffen sollten. Dort war auch eine Frau, aber sie stand nicht dort, wie erwartet, sondern lag am Boden. Es hatte sich jemand über sie gebeugt, jemand der... Es war das typische rot-blaue Outfit, es war Superman!
Ja! Sofort schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es freute Lois unglaublich, dass sie auch Superman hier im Park traf. Aber dass er sich über die Frau am Boden beugte, beängstigte sie. Es hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten. Waren sie zu spät gekommen? Lois nahm ihre Beine in die Hand und lief schnell zu den beiden.
Nur wenige Augenblicke später war sie am Ort des Geschehens angekommen. Augenblicklich wurde ihr klar, dies war ein Tatort. Die Frau am Boden hatte rötliches, schulterlanges Haar, war schlank und hatte eine ausgesprochen sportliche Figur, die in modischen Jeans und einer taillierten, blauen Jacke steckte. Sie sah wesentlich jünger aus als Mitte 30. Doch der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ Lois erzittern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Mund wirkte merkwürdig schief. Ihr Ausdruck zeigte Schock, Angst und Panik. Lois merkte, wie ihre Beine zu zittern begannen. Der leere, leblose Ausdruck in den Augen dieser Frau, zusammen mit der Stelle am Brustbein, wo ihr Blut langsam das Blau ihrer Jacke schwarz färbte, sagte Lois, dass sie zu spät gekommen waren.
Supermans Kopfschütteln bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
Lois merkte, wie ihr schlecht wurde. Ganz gleich, was sie als Reporterin schon alles gesehen hatte, was sie glaubte alles verkraften zu können, die Leiche eines Menschen bewegte sie mehr als ihr lieb war.
Sie sah Superman hilfesuchend an und fragte ihn: „Was hast du gesehen?“
Clark:
Noch während Clark sich umwandte, seine Hand bereits am Krawattenknoten, sah er bereits die Fassungslosigkeit und die Wut in Lois' Augen. Und im Sprint auf eine ruhige, dunkle Ecke zu, in der er in sein Alter-Ego schlüpfen könnte, hallte ihm Lois' ärgelich erhöhter Herzschlag in den Ohren.
Sein Herz wurde ihm schwer. Er hasste es, sie einfach so stehen zu lassen, hatte es immer gehasst. Er konnte sie verstehen - an ihrer Stelle wäre er genauso irritiert und wütend. Die einfachste Möglichkeit wäre, Lois einfach zu sagen, dass er Superman war. Doch das konnte er nicht. Nicht mehr. Noch nicht. Wie auch immer.
Er wusste, was passieren würde, wenn er Lois von seinem Geheimnis erzählen würde, schließlich hatte er das alles schon einmal durchgemacht. Diese kurze Zeit mit ihr war die schönste in seinem Leben gewesen. Und doch hatte es nicht lange gehalten... Manchmal wünschte er sich, Lois würde sich ebenfalls daran erinnern. Inzwischen hatte er es geschafft, sich Lois gegenüber wieder normal verhalten zu können. Und doch gab es immer wieder Momente, in denen sich sein Herz anfühlte, als würde es von einer eisigen Faust zusammengepresst, bis es zersprang...
Clark schüttelte leicht den Kopf um diese Gedanken zu verscheuchen. Es gab wichtigeres zu tun als Trübsal zu blasen! Er hatte Schüsse gehört, Eile war geboten! Und kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, sah er auch schon beim Denkmal jemanden liegen. Eine Frau, daneben eine abgefeuerte Waffe. Clark konnte Blut riechen und betete, dass er nicht zu spät kam. Angestrengt lauschte er auf einen Herzschlag, einen Puls, irgendwas! Doch da war nur ein schwaches Flattern, das mit jedem Augenblick noch schwächer wurde. Die Zeit drängte, jede Sekunde zählte. Er beugte sich über die Frau, versuchte zu sehen, wo die Kugel war, die Blutung zu stoppen, sie zurück ins Leben zu holen... Doch während er sich noch einredete, er könnte sie retten, wusste er bereits, dass er dieser unbekanten jungen Frau nicht mehr helfen konnte. Ein tiefes, trauriges Seufzen entrang sich seiner Kehle.
Als er aufsah, fand er sich plötzlich Lois gegenüber, die fragend von der toten Frau zu ihm sah. Er brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Egal wie viele Menschen er schon hatte sterben sehen, es war jedes Mal aufs Neue hart, es verpasste ihm jedes Mal einen schmerzhaften Stich ins Herz.
Als Lois ihn fragte, was er gesehen hätte, ließ er sich Zeit. Er schloss der Frau die panisch weit aufgerissenen Augen und stand auf. In bester Superman-Manier antwortete er, "Leider nicht allzu viel. Wer auch immer es getan hat, war bereits weg, als ich hier angekommen bin. Die Waffe-" Dabei deutete er auf das Ding, das nach wie vor neben der Frau im Gras lag und ihn auszulachen schien. "-ist noch warm, aber daraus wurde nur ein Schuss abgefeuert. Gehört habe ich drei."
Chloe:
Chloe drehte sich langsam um. In ihrem Gesicht zeichnete sich, durch die weit aufgerissenen Augen, Panik ab.
Bevor sie erkennen konnte, wer sie da erwischt hatte, erhallte eine männliche tiefe Stimme.
“ Was suchen sie hier?” fragte er so einschüchternd, dass selbst Chloe ins Stottern kam.
“I.. i.. ich...” stotterte Chloe, als sie in die Augen eines Bullen von einem Kerl sah.
“Ich bin nur zufällig hier vorbei gekommen. Wissen Sie, ich interessiere mich für Kraftwerke. “ suchte sie eine Ausrede, die sie sich selbst nie glauben würde.
“Und was ist da drin? “ Der große, kräftige Mann riss Chloe ihre Umhängetasche grob von der Schulter und wühlte darin rum, bis er ihren Presseausweis fand. Ein provokantes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
“Sie interessieren sich also für die Kraftwerke.” fragte er spöttisch.
Im gleichen Moment drehte sich Chloe um, nahm ihre Beine in die Hand, verzichtet auf ihr Hab und Gut zugunsten ihrer Haut, und rannte los. Sie wusste, dass sie in höchster Gefahr wäre, wenn er sie erwischen würde.
Nach wenigen Metern Marathon hörte sie einen lauten Pfiff hinter sich.
Sie drehte sich im Rennen um, um zu sehen, was los war, wunderte sich noch, dass sie nicht verfolgt wurde. Damit hatte sie noch am ehesten gerechnet .
Noch ehe sie sich versah, wurde ihr Rennen plötzlich durch einen harten Aufprall gestoppt.
Sie ging auf den Boden nieder und wurde ohnmächtig.
Das erste, was Chloe wieder klar erkennen konnte, war die Lampe an der Decke. Sie flimmerte nur, kaum geeignet den Raum auszuleuchten. Chloe lag auf einem kalten, harten Steinboden und ihr war kalt. Trotz des schlechten Lichtes nahm sie nun langsam ihre Umgebung wahr, ein leerer Raum, grob verputzte Wände. Sie setzte sich auf, verfluchte sich aber sofort dafür, stechende Kopfschmerzen erinnerten sie daran, dass sie mit etwas harten zusammen gestoßen war. An ihren Handgelenken verspürte sie kalte Handschellen. Ihre Hände waren hinter Ihrem Rücken gefesselt.
In einer Ecke hörte sie zwei Stimmen. Die eine kam ihr sehr bekannt vor.
Lex Luthor!
Um herauszubekommen, was die beiden Männer da tuschelten, stellte sie sich weiterhin ohnmächtig.
“ Hast du herausgefunden, was sie wollte? “ fragte er mit erhöhter, beherrschenden Stimme.
“ Nicht wirklich. Sie meinte, sie interessiere sich für die Kraftwerke, aber ich glaube sie ist hier wegen der Explosion. “ antwortete der Mann mit dem Stiernacken.
“Gut, behalte sie im Auge. Sie darf uns nicht entkommen, bis ich alles geregelt habe. Wenn sie hier rauskommt, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Dann laufen wir keine Gefahr mehr. “
“Okay Boss. “
“Hast du die Frau im Park getroffen? “ , wechselte Lex Luthor nun das Thema.
„Ja, Boss, mitten ins Herz“, antwortete der Handlanger Luthors mit einem dreckigen Lachen, bei dem es Chloe heiß den Rücken herunter lief. „Um sie müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.“
Kurz darauf verspürte Chloe einen leichten Lufthauch an ihrem Hals. Sie hielt aus Angst die Luft an.
Die Tür quietschte und Stille fuhr ein.
Vorsichtig wagte sie sich, ihren Kopf zu heben, um zu sehen, ob sie alleine war.
“Schau an, wer ist denn da wieder unter uns?” hörte sie wieder die Männerstimme.
“Was haben sie mit mir vor? Wo bin ich hier?” fragte Chloe verunsichert.
“So neugierig, Mrs. Sullivan? Sie sind Reporterin. Finden Sie heraus, was wir von Ihnen wollen. Aber eines verspreche ich Ihnen, morgen können Sie sich nicht mehr daran erinnern, wer Sie sind, oder was Sie sind. “ sagte er wieder mit dem dreckigen Lachen.
Mit diesen Worten machte er das flackernde Licht aus und verschloss die schwere, eiserne Tür von Außen.
“Ganz ruhig Chloe. Du hast dich bis jetzt aus jeder Misere retten können. Du wirst jetzt nicht in Panik verfallen und wie eine Furie schreien.“ sagte sie mit panikverzerrter Stimme.
> > Schreien. Schreien. Das ist doch aber eine super Idee. Chloe. Warum bist du denn nicht früher darauf gekommen? Das ist jetzt genau das Richtige ! Ich hoffe du nimmst es mir jetzt nicht übel, aber ich brauche dich jetzt. Hier. Dringend!
“CLARK! CLARK! HILFE! ICH BRAUCHE DICH HIER!“
Perry:
Er saß in seinem Büro, die schwüle Hitze und das stetige Geräusch seines Computer machten ihn wahnsinnig. Das einsame warten in seinem Büro- das selbst nach jahrelanger Übung, noch immer unerträglich war - dauerte schon seit fünf ein halb Stunden an. Weder Chloe noch
Clark oder Lois hatten sich gemeldet. Sein, trotz der Hitze, wacher Verstand sagte ihm das die 6 Stunden Mindestgrenze für seine Gedulde, die er sich vor ein paar Jahren gesetzt hatte, wenn er einen seiner Reporter los schickte, in dieses Fall zu hoch angesetzt war.
Lois und Clark waren schon vor 3 Stunden überfällig gewesen, bei ihnen hatte er sich jedoch daran gewöhnt, dass er Regeln und Gewohnheiten ab und zu umstoßen musste, um mit den beiden agilen und sehr selbständigem jungen Reportern Schritt zu halten.
Er hatte genügend Vertrauen zu den beiden aufgebaut um ihnen eine Frist von 4 verspäteten Stunden zu gewähren.
Das war sehr waghalsig, denn falls ihnen doch etwas schlimmen zugestoßen war, konnte er nicht von sich behaupten alles getan zu haben um sie zu finden und wenn nötig aus einer gefährlichen Situation raus zu holen.
Doch: Sein Vertrauen reichte um dieses Wagnis einzugehen!
Aber er machte sich schreckliche Vorwurfe weil er Chloe hatte allein gehen lassen.
Er hatte es für eine raffinierte Taktik gehalten ihr die alleinige Verantwortung für diese Story zu übertragen, doch nun wünschte er sich, er hätte ihr einen Partner gegeben. Auch hatte er sie beim Fortgehen nicht gefragt wohin sie ging, das allein war ein grober Anfänger Fehler gewesen.
Das schreckliche Gefühl der Unzulänglichkeit machte ihn so fertig, dass er aufstehen musste um in seinem Büro auf und ab zu gehen. Dazu blieben ihm nur 4 Schritte von dem Bücherregal bis zu der Wand mit den Elvis Fotos und der Komode. Doch diese 4 Schritte reichten um seiner inneren Nervosität Luft zu machen. Angestrengt dachte er nach was zu tun war.
Nach Chloe zu suchen machte keinen Sinn, außer er konnte ihren Gedankengang, der sie zum Aufbruch am Morgen gebracht hatte, nachvollziehen. Lois und Clark waren in den Park gegangen. Wo er nach ihnen suchen, oder die Suche beginnen musste, wusste er also. Doch wollte er sich zuerst um Chloe kümmern. Aber wie sollte man das anstellen? Viel schneller und einfacher war es Lois und Clark zu finden!
Tief in Gedanken versunken merkte er gar nicht, wie eine ganze halbe Stunden verstrich in der er in seinem Büro auf und ab wanderte. Als er sich jedoch der fortgeschrittenen Zeit vergegenwärtigte, faste er endlich einen Endschluss. Er nahm sein Telefon zur Hand und wählte Lois Nummer, das hatte er vor zwei Stunden schon einmal versucht, doch sie hatte ihr Handy wohl aus gehabt. Clark war wie immer nicht zu erreichen! In der Hoffnung das es jetzt an war lauschte er in den Hörer...
Clark:
Clark wollte gerade einen Schritt auf Lois zugehen - er bemerkte ihren Blick, der immer wieder zu der toten Frau wanderte. Auch wenn sie gerne die toughe Journalistin gab, wusste er als ihr Partner doch, dass sie mit dem Tod so extrem unmittelbar eher selten in Berührung kam und sie das auch nach wie vor entsprechend mitnahm (Dafür liebte er sie, nicht nur für das feurige Energiebündel, das sie war, sondern ganz besonders auch für ihre verletzlicheren Seiten, die sie nur selten überhaupt jemanden sehen ließ...). Und so wollte er ihr Sicherheit geben - er war Superman, er vermittelte den Menschen Sicherheit, Hoffnung, dass alles gut werden würde...
Doch bevor er noch etwas tun konnte, hörte er etwas. Einen Hilfeschrei.
"Chloe..." entfuhr es ihm unwillkürliches und sofort hoffte er, Lois hatte es nicht gehört. Es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen...
Einen Moment musterte er Lois noch, versuchte in ihrer Reaktion zu lesen, als er sich an sie wandte, "Lois, ich muss weg. Jemand braucht Hilfe." Für einen Augenblick streckte er alle seinen Sinne aus, suchte den Park und die Umgebung ab, konnte aber außer ein paar alten Frauen mit ihren Enkeln am Ententeich und einem Pärchen hinter den Büschen - bei dem er sich hastig und peinlich berührt wieder abwendete - nichts entdecken. "Wer auch immer das hier getan hat, ist nicht mehr hier, dir droht also keine Gefahr," versicherte er Lois noch.
Und dann war er auch schon in der Luft. Auf dem Weg. Chloe war in ernsten Schwierigkeiten, sonst würde sie ihn nicht rufen, das wusste Clark. Sie hatte panisch geklungen. Er hoffte nur, es ging ihr gut.
Heute Morgen hatte er nur am Rande mitbekommen, dass sie an dem Stromausfall der letzten Nacht arbeitete - und so hatte es ihn dann auch nicht wirklich gewundert, dass er in Richtung des Kraftwerks flog. Die Straßen tief unter ihm wurden leerer, der typische Stadtverkehr wurde zu vereinzelten Autos, zu einem einsamen schwarzen Lieferwagen und schließlich war die Zufahrtsstraße unter ihm ganz leer. Das Kraftwerk war nicht mehr weit. Auch wenn das Gebäude, aus dem Chloes Hilferuf gekommen war, nicht direkt auf dem Kraftwerksgelände lag...
Aus der Luft versuchte er einen Blick in das Innere zu erhaschen, doch scheinbar enthielt die Bausubstanz mehr Blei als seinem Röntgenblick lieb war. Eine Art durchsichtiges Rauschen stellte sich ein, das seine Augen schmerzte.
Also konzentrierte er sein Supergehör auf Chloes rasenden Herzschlag, ortete sie so. Doch er nahm auch noch ein paar weitere Stimmen wahr... Nun gut, er würde mit diesen Kidnappern schon umzugehen wissen!
Erste Priorität allerdings war es, Chloe in Sicherheit zu bringen – diese Typen klangen, als hätten sie Waffen - und er selbst mochte ja unverwundbar sein, aber Chloe war es nicht! Er lauschte noch einmal...
... und bevor er sich versah, hatte er die fensterlose Wand zu Chloes Zelle durchbrochen und eilte zu ihr. "Geht's dir gut?" fragte er besorgt, noch während er ihr die Handschellen abmachte. Er wusste, den Krach musste jemand gehört haben, es war also Eile geboten... Außerdem... Nein, das konnte nicht sein, oder? Er konnte förmlich spüren, wie sich die feinen Härchen auf seinen Armen und in seinem Nacken aufstellten und sich kleine, unscheinbare Schweißperlen dazwischen bildeten...
Kryptonit!
Und als nun auch noch die Tür zur Zelle aufging, spürte er, wie seine Beine unter ihm nachgaben...
Lois:
Lois fühlte sich wie in einem Gefühlskarussell, da war zu einen diese Angst, sie stand immer noch neben dieser Leiche. Sie war noch viel zu jung um zu sterben. Was hatte sie bloß gesehen? Wahrscheinlich hatte sie ihre Nase in eine Sache gesteckt, die eindeutig eine Nummer zu groß für sie war. Bei diesem Gedanken schüttelte Lois ihren Kopf. Dann war da auch Unsicherheit zu spüren. Superman hatte gesagt die Täter seinen nicht mehr vor Ort, aber konnte er sich nicht auch einmal irren? So schnell, wie er mal wieder davonfliegen musste. Er könnte etwas übersehen haben. Sie sah sich noch einmal um, das machte sie nun aber schon zum hundertsten Mal und konnte tatsächlich weder etwas auffälliges sehen noch hören. Vielleicht hatte Superman ja Recht und die Täter waren längst auf und davon. Ja, ganz sicher hatte Superman Recht, er hatte doch eigentlich immer Recht. Aber bei dem Gedanken an ihn mischte sich gleich das nächste Gefühl in ihr Bewusstsein – Enttäuschung. Warum musste er nur immer so schnell gehen? Warum hatte er nie Zeit für sie? Nun gut, in ihrer Vorstellung würde sie nicht unbedingt neben einer Leiche mit ihm sprechen wollen. Aber es gab da ein Gefühl in ihr, das sie nicht so recht fassen konnte. Es war lange nicht mehr nur diese schwärmerische Verliebtheit, mit dem sie ihm zuerst begegnet war, da war noch viel mehr...
Wenn sie dieses Gefühl doch bloß endlich besser greifen könnte. Es war wie eine verschwommene Erinnerung im Nebel, oder in einem Traum... sie und er... alleine... und sie waren sich ganz nah... so nah, wie sich zwei Menschen nur sein konnten... doch wo? Wann? Und warum war es vorbei...?
Das größte Problem mit diesem Gefühl, diesem diffusen Bild vor ihrem inneren Auge war, es war weit mehr als ein Wunschtraum, eine pure Vorstellung, es fühlte sich, als hätte sie etwas erlebt, aber verdrängt. Ihre Hand auf seiner Brust... ohne den Anzug... aber nein, das konnte nicht sein oder? Aber wenn doch, wo? Wann? Und warum war es vorbei?
„Oh verdammt, Lois Lane, reiß dich gefälligst zusammen!“, rief sie sich selbst zur Ordnung. „Du stehst hier im Centenniell-Park neben einer Leiche. Die Täter sind irgendwo, wahrscheinlich nicht mal so weit weg... Aber genau... vielleicht beobachten sie mich, vielleicht auch nicht. Aber es ist wohl besser, wenn auch ich verschwinde. Hm? Diese Frau, Mary McDatch kann mir gar nichts mehr sagen... Ich sollte mir doch einfach mal ansehen, wie sie gelebt hat... Damit geh ich doch kein unnötiges Risiko ein, ich mach einfach meine Arbeit...“
Mary machte es ihr leicht, der Inhalt ihrer Handtasche war bei dem Sturz herausgefallen, unter anderem auch ihr Führerschein, auf dem ihre Adresse stand. Ja, Wunderbar!
Doch genau in dem Moment, in dem sie diesen gefassten Entschluss in die Tat umsetzen wollte, klingelte ihr Handy – immer im unpassendsten Moment – vielleicht war es ja ihr Partner, der sich auf der Suche nach Kleingeld verlaufen hatte... Lois merkte, wie sie der Gedanke an Clark gleich wieder in Rage brachte. Sie sollte einfach nicht so viel über ihn nachdenken. „Lois Lane“, meldete sie sich kurz angebunden.
„Lois, wo stecken Sie?! Oder ihr Partner? Keiner von euch ist zu erreichen?“ Oh, verdammt, die Laune von Perry schien nicht die beste zu sein.
„Chief... alles bestens. Ich... wir haben alles im Griff...“ Sie konnte ihm doch nicht am Telefon mitteilen, dass diese Frau, die sie hier treffen sollten, leider ein paar Minuten zu früh gestorben war. Dass sie hier neben ihrer Leiche stand – und das auch noch alleine. Genausowenig wollte sie ihm mitteilen, dass sie sich die häusliche Unterkunft der nun sehr stillen Informantin einmal ansehen wollte – auch alleine. Sie wusste genau, was ihr Chef dazu sagen würde: Warten Sie auf die Polizei – damit die Spur dann ganz kalt war. Oder: Warten Sie auf Clark – Pah! Auf den zu warten, das war... das war... Lois merkte gerade, wie sie zum wiederholten Male sehr, sehr wütend wurde. Oh nein. „Chef, wirklich alles bestens. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich melde mich, sowie es etwas Neues gibt.“
Während sie das Telefon vom Ohr nahm um den roten Knopf zu drücken hörte sie noch sein eindringliches: „LOIS!“, doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Das würde sie später wieder gerade biegen. Nun müsste sie Spuren suchen...
Chloe:
Chloe konnte gar nicht so schnell reagieren, wie das Geschehen um sie herum passierte. In dem Moment, als Clark ihr die Handschellen löste und sie nach ihrem Wohlergehen fragte, knarrte auch schon die Tür zur ihrer Zelle.
Clark brach augenblicklich zusammen und blieb schmerz verzerrt auf dem Boden liegen.
In der Eile schaute sich Chloe um, wo das Kryptonit sein könnte, welches Clark so schwach werden lies. Oder brachten die Kidnapper das eben erst mit hinein? Sie hatten sicher den Lärm gehört und glaubten wohl, es könnte nur Superman sein.
Sie fand in einer dunklen Ecke ein liegen gebliebenes Stück Rohr, etwa armlang – und es lag gut in der Hand. Ja, damit fühlte sie sich gleich viel sicherer. Warum es hier lag, wollte Chloe nicht wissen. Sie war nur froh, das jemand es da hat liegen gelassen hat.
Chloe umfasste das kalte Metall noch etwas fester und stellte sich genau hinter die Tür. Die Verbrecher würden erst Superman auf dem Boden sehen und dann erst den leeren Stuhl.
In der einen Sekunde musste sie zuschlagen und hoffen, das es nur einer war.
Die Tür ging weiter auf und das Licht wurde angemacht. Sie hörte nur einen Mann der sagte: “Na wen haben wir denn da? Sup...”
In diesem Moment kam Chloe hinter der Tür hervor und schlug mit aller Kraft mit dem Rohr zu. Der riesige Mann ging zu Boden und gab kein Ton mehr von sich. Schnell vergewisserte sich Chloe noch, dass der Mann noch lebte und sie ihn nicht umgebracht hatte. Sie hatte schließlich mit einer gewissen Kraft zugehauen. Sie sah, wie ein Stück Kryptonit vom dem Mann wegrollte, das Clark schwach machte.
Sie nahm es und warf es aus der Tür hinaus. Das musste wenigstens etwas helfen.
“Clark. Geht es dir gut? Wir müssen uns beeilen. Ich weiß nicht, wie lange der noch so liegen bleib!” , sprach sie beschwörend auf ihren Kollegen ein.
Offenbar ging es ihm wenigstens ein wenig besser, er setzte sich auf und versuchte auf die Beine zu kommen. Dankbar sah er sie an. Chloe griff Clark stützend unter die Arme und half ihm, an das Tageslicht zu kommen, wo Clark sich wieder erholen konnte.
“Danke, das du so schnell gekommen bist. Ich weiß nicht, was die noch mit mir angestellt hätten.”
Clark schien sich wieder erholt zu haben. Ein leises “Danke” kam über seine Lippen.
Als Chloe und Clark sich so nah gegenüberstanden, schaute sie in seine wunderschönen Augen. Doch so gerne sie auch in diesen azurblauen Seen versinken wollte, weiche Knie konnte sie sich gerade gar nicht leisten.
“Genug Danksagungen. Wir sind hier erst einmal fertig. Würdest du mich bitte mitnehmen und mich beim Planet absetzen?” , versuchte sie ihre Gefühle zu überspielen.
Und kaum, dass sie sich versah, lag Chloe in seinen starken Armen. Er flog sie zurück zum Planet und setzte Chloe unter dem rieseigen Globus des Planets ab. So dass sie sicher ins Gebäude gelang. Zu viele Gefahren war nun auch sie ausgesetzt.
Kaum hatte Chloe den Boden mit ihren Füßen berührt, sah sie in Clarks Augen einen Blick, als hätte er etwas vergessen.
“Lois” entfuhr es ihm leise.
Mit einer kleinen Entschuldigung, das er nicht länger bleiben konnte, hob er wieder ab und lies Chloe allein.
Sie sah ihm nach.
Dass Lois' Name aus seinem Mund kam und die Tatsache, dass er ihr zur Hilfe eilen wollte, versetzte Ihr einen Stich ins Herz, aber das bekam er schon nicht mehr mit. Würde er sie jemals wahrnehmen? Würde er jemals erkennen, was sie für ihn empfand?
Perry
Clark kommt mal wieder viel zu spät! Ich habe doch neun Uhr gesagt!
„Lois“ setzte ich an und wand mich an die einzige Person die im Raum war. Der leere Stuhl neben ihr, verärgerte mich nur noch mehr und ich fing wütend an Lois einen neuen Auftrag zu geben: „Du und Clark, werdet euch um 12.45 Uhr mit einer Frau namens Mary McDatch im Park treffen. Sie ist eine Zeugin die gesehen haben will, wie ein paar Männer Schießübungen veranstaltet haben. Außerdem hat sie etwas von einer Verschlüsselten Zahlenkombination gesagt, die einer der Männer verloren haben soll. Ich will das ihr der Sache nachgeht, sollte sich das ganze als Müll herausstellen habe ich noch einen anderen Fall für dich- Herr Gott, wo bleibt Clark?“ Wütend stand ich auf und drehte mich um.
Clark und Lois waren meine zwei besten Reporter, doch dass Clark immer so spät kam, war mehr als ärgerlich.
Vielleicht sollte ich Lois den Fall übergeben. Doch ich entschied mich dagegen. Clark kam vielleicht immer zu spät, mit einer lächerlichen Ausrede auf den Lippen, doch er ist und bleibt der beste Reporter den ich Lois zur Seite stellen konnte.
Als ich mich wieder umdrehte, saß Lois noch immer im Raum. „Na los...“ donnerte ich, und ruderte mit den Armen, zum Zeichen das sie gehen sollte...
Lois
Lois hob ihre Arme abwehrend, um Perry zu zeigen, dass er nicht mehr sagen musste. „Ist schon gut, Chief. Ich bin schon weg“, rief sie ihrem Chefredakteur schnell zu. 'Bevor er jetzt noch richtig wütend wird, sollte ich den Konferenzraum verlassen', dachte sie bei sich, nahm erst ihre Notizen und dann ihre Beine in die Hand.
Perry hatte aber durchaus Recht, dass Clark nicht da war, mal wieder nicht da war, das war... was bildete er sich eigentlich ein? Sie merkte gerade noch, wie sich die Wut von Perry White immer mehr auf sie übertrug.
Erst mal brauchte sie einen Kaffee und dann würde sie versuchen heraus zu finden, was ihr der Computer über Mary McDatch berichten konnte.
Auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch lief ihr Jimmy über den Weg. Er trug Perrys kostbarstes Stück – die Elvis-Uhr – mit einem ausgesprochenen mürrischen Gesichtsausdruck vor sich her. „Sag Jimmy, du weißt nicht zufällig, wo Clark ist?“ Er zuckte daraufhin nur mit seinen Schultern. „Und? Wichtige Sonderaufgabe?“, fragte sie ihn mit einem ironischen Grinsen.
„Ja“, antwortete er ihr sarkastisch, „die Batterien sind alle...“ Er ging hastig weiter.
Armer Jimmy. Wie jeder andere auch, der beim Planet klein angefangen hatte, träumte er von der großen Karriere. Doch Perry ließ ihn nur Handlangerarbeiten machen. Manchmal dachte sie, dass Perry Jimmy ein wenig zu hart rannahm.
Lois tippte den Namen 'Mary McDatch' in ihre Tastatur. Die Suchmaschine bräuchte sicher einen kleinen Moment, so konnte sie wenigstens diesen Kaffee genießen. Gestern hatte sie sich ungefähr zehn Becher eingeschenkt aber nicht einen davon konnte sie trinken. Ständig hatte sie einen Informanten oder jemanden den sie interviewen wollte am Telefon. Alles musste immer jetzt sofort, augenblicklich, auf der Stelle, umgehend oder am besten schon gestern geschehen sein.
Heute war es glücklicherweise etwas ruhiger. Dafür war Clark nicht da. Es interessierte sie wirklich brennend, was der immer so wichtiges zu tun hat... Ach ja, da haben wir sie ja schon... Mary McDatch, 36 Jahre alt, verheiratet, Mutter von zwei Kindern, einem Jungen und ein Mädchen. Nun, so gehörte es sich ja schließlich auch... Hausfrau. Wohnhaft in der Wisteria Lane, oh Himmel hilf, eines von dieses makellosen und geleckten Vorstadtvierteln. Sie schüttelte ein wenig angewidert den Kopf. Alles, was diese Frau darstellte, war der Inbegriff von Langeweile – in ihren Augen. Die Suchmaschine hatte sie auch nur gefunden, weil ihr Ehemann, Steven McDatch, 38 Jahre alt, seines Zeichens Zahnarzt, gelegentlich einen Artikel in einer Fachzeitschrift veröffentlicht hatte. Über seine Frau gab es sonst nichts zu berichten, keine Polizeiakte, keine Vorstrafen, keine Anklage wegen Prostitution, um sich das Studium zu finanzieren - schade. Wahrscheinlich hing sie, gelangweilt und frustriert über ihr kleinbürgerliches Leben, den ganzen Tag am Fenster und sah Gespenster.
'Nun, das wird ja ein spannendes Interview werden. Männer, die Schießübungen machen... verschlüsselte Zahlenkombination... wenn da mal nicht jemand zu viele Krimis im Fernsehen gesehen hat...'
Lois sah auf ihre Uhr. Perry hatte gesagt, um 12:45 Uhr hätten sie diesen Termin im Park mit dieser frustrierten Hausfrau. Das war in genau eine Stunde. Solange würden sie annähernd auch brauchen, bei dem Verkehr. Das hieß, Clark sollte genau jetzt - in diesem Moment hier im Planet auftauchen.
Gelassen sah sie Richtung Fahrstuhl, der Linke kam gerade nach oben. Er hielt. Es ertönte das typische 'Ping', die Türen öffneten sich...
Clark Kent
Clark trat ein wenig gehetzt aus dem Fahrstuhl in die Redaktion des Daily Planet, rückte noch rasch seine Krawatte gerade - und spürte bereits Lois' Blick auf ihm. 'Oh boy,' schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Sie schien bereits auf ihn zu lauern. Einen Moment lang überlegte er, ob er nicht wieder umdrehen sollte...
... Entschied sich dann jedoch für ein freundliches Lächeln und ein Winken in ihre Richtung.
Schließlich war er sowieso schon viel zu spät, aber er hatte es einfach nicht früher geschafft. Nicht dass er an diesem Morgen nicht schon dreimal auf dem Weg zum Planet - und einmal sogar bereits im Aufzug nach oben - gewesen wäre. Aber es war immer wieder etwas dazwischen gekommen. Ein auf dem Highway ins Schleudern gekommener Lastwagen - eine ganze Ladung Tiefkühl-Brokkoli, die sich zu all dem Blechschaden noch über etwa 400 Meter in beiden Fahrtrichtungen verteilt hatte. Ein in Seenot geratenes Kreuzfahrtschiff vor der Küste Haitis. Ein Großbrand in einem chinesischen Sweatshop.
Und der Tag hatte eigentlich gerade erst angefangen. Zumindest hier in Metropolis...
Mit einem kurzen Kontrollblick in Richtung von Perrys Büro trat er an Lois' Schreibtisch und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Guten Morgen, Partner. Was hab ich verpasst?"
Chloe
Noch bevor Lois antworten konnte, kam Chloe aus dem Kopierraum und hielt die Zettel in der Hand, die sie für ihre Recherche kopiert hatte.
“Nur Perry’s schlechte Laune.” sagte sie kleinlaut im Vorbeigehen und stolzierte schnell weiter zu ihrem Tisch. ‘Nur nicht wieder in seinen Augen versinken!’ dachte sie noch als sie sich hinter Ihrem Computer verkroch.
Ihr Platz gegenüber war leer, dabei wünschte sie sich nichts sehnlichster als auch einen Partner an Ihrer Seite wie Clark Kent.
Sie strich sich ihre kurzen blonden Haare hinter die Ohren. Auch sie würde an seiner Seite schließlich eine gute Figur abgeben, sie war klein, schlank und ihre blauen Augen würden einen schönen Kontrast zu seinem dunklen Teint bilden.
Chloe war noch immer dabei herauszufinden, warum es in der letzten Nacht in ganz Metropolis einen Stromausfall gegeben hatte. Um 21 Uhr waren plötzlich alle Lichter aus gewesen.
Telefone, Internet, alles aus. Lediglich die Mobiltelefone funktionierten noch. Kaum waren alle Lichter aus gewesen, klingelten die Mobiltelefone.
Was war passiert? Mussten sie mit einem Anschlag rechnen? Oder war es wirklich nur ein normaler Stromausfall?
Die Bewohner von Metropolis mussten mit allem rechnen. Nur nichts normalem. Auch Chloes Handy hatte geklingelt. Zuerst war es Lois gewesen. Sie hatte wissen wollen, ob Chloe schon wüsste was passiert sei. Der nächste Anrufer war Clark gewesen. Genau das Gleiche. ‘Ich bin zwar eine Art Hackerin, wenn es um so was ging, aber ich bin auch nur ein Mensch.’ beherrschte sie sich noch im Ton.
Als sie hinter dem Monitor ihres Computers hervorschaute, sah sie Clark, der noch immer am Schreibtisch von Lois stand.
‘Denk nicht mal daran Chloe, er liebt nicht dich. Lois ist seine Angebetete.’
Und somit verkroch sie sich wieder hinter ihrem PC, biss sich auf ihre Lippen und tippte in die Tastatur.
Satteliten Bilder zeichneten sich auf ihrem Bildschirm ab. Diese zeigten diverse Aufnahmen aus Metropolis in den letzten 24 Stunden. Bilder von den Kraftwerken und Stromversorgern.
Und etwas außerhalb der City gab es tatsächlich eine Veränderung.
“Es sieht aus wie eine Explosion”, murmelte sie vor sich hin.
Sie lies alles stehen und liegen, schnappte sich ihren Mantel von der Garderobe und eilte zum Fahrstuhl.
'Bing!' machte es, die Fahrstuhltür öffnete sich und Perry stand ihr mit einem fragenden Blick gegenüber.
„Ich... ich muss da schnell etwas überprüfen, Mr. White. Vom Stromausfall, sie wissen schon!"
Perry
Perry nickte: „Wenn du einen Partner brauchst, sag Bescheid“ Ohne eine Antwort abzuwarten lief er weiter. Er hatte Chloe Sullivan nur rein aus Höflichkeit einen Partner angeboten. Eigentlich wollte er das sie den Artikel alleine schrieb. Warum auch nicht, viel herum kommen würde bei dieser Sache sowieso nicht!
Und er hoffte das er sie durch diese Bemerkung an ihrem Stolz gekratzt hatte und sie von ganz alleine den Artikel ohne Hilfe schaffen wollte. Mit einem Seiten Blick zu Lois, registrierte er das Clark endlich da war.
Aber das minderte seine Laune keineswegs. Ganz im gegen Teil!
Völlig in Gedanken versunken lief er zu seinem Büro, übersah dabei eine Mitarbeiterin, die mit einem fertigen Artikel neben ihm auftauchte und schloss ihr die Bürotüre vor der Nase zu. Im Büro war er aber keineswegs alleine. Jimmy wartete mit der Elvis-Uhr.
„Und...“ fragte Perry als er sich auf seinem Sessel niederließ und gleich etwas bessere Laune bekam.
„Sie ist fertig!“ sagte dieser. Perry musterte den jungen Jimmy. Es war nicht zu übersehen das Jimmy fast noch schlechtere Laune hatte als er selbst.
„Gut,“ sagte Perry und sah auf den Papierkram auf seinem Schreibtisch. Ein paar fertiger Artikel und eine Nachricht, von einem Entgegengenommenem Anruf.
Seine Frau... Perry sah schnell wieder auf und sagte: „Hier ist eine Liste von Dingen die besorgt werden müssen.“ Er reichte Jimmy die Liste, die schon seit etwa drei Tagen in seiner Schreibtischschublade lag. „Ich will das du in einer Stunde wieder da bist und kein einziges Teil auf der Liste darf fehlen, Junge!“ ermahnte er Jimmy mit einem ernsten Blick.
Jimmy überflog den Zettel: 50 neu Bleistifte, 15 neu Anspitzer, neue Farbe für die Drucker- Maschine, 2 neue Computerbildschirme, 7 neue Schreibtischlampen und die 30 neuen Plakate für die neue Firmen- Werbung die bei der Druckerfirma Mss Flock vorlagen.
Noch beim lesen, klappte ihm die Kinnladen herunter, empört sah er auf und wollte etwas zu seiner Rettung sagen, doch Perry kam ihm zuvor. „Nimm Andrew Khateley mit!“
„Sie meinen Whateley...“ sagte Jimmy in einem Anflug von Übermut, der durch seine Wut über die Lächerlichen Aufträge nur noch verstärkt wurde. Perry warf ihm einen raschen Blick zu, abschätzend wie weit er bei Jimmy noch gehen konnte! Da Jimmy jedoch schon bei seinem flüchtigem Blick zusammen zuckte und ihn nervös ansah stand Parry auf stützte sich mit seinen Fäuste auf dem Schreibtisch ab und sagte „Nimm ihn mit und sei in einer Stunde wieder da!!!“
Jimmy nickte stumm und drehte sich um: „Und sag Lois und Clark das ich sie heute Nachmittag sehen will!!!“
Als Jimmy das Büro verlassen hatte, lehnte sich Perry in seinen Sessel. Wäre Jimmy wütender gewesen und hätte ihm wütend ins Gesicht sehen können, hätte er nie so weit gehen können. Im Gegenteil, er hätte ihm dann noch die Telefonnummern der Filmen gegen, die ihm das ganze Zeug auch geliefert hätten. So aber lies er den Jungen durch die Gegend fahren mit Andrew als „Helfer“.
Perry grinste, er wusste durch aus das man das alles nicht in einer Stunde schaffte.
Doch nach einer weile dachte er wieder mürrisch über die halbe Stunde, die er in der Chiefetage verbracht hatte, nach.
Wenn nicht bald ein guter Artikel für die Abendausgabe geliefert wurde, sah er richtig alt aus. Chloes Fall war nicht besonders viel versprechend und auch Lois und Clark arbeiteten nicht gerade an einem Pulitzer Favoriten.
Wo waren die ganzen Verbrechen wenn man sie brauchte???
Lois
'Er besaß doch wirklich die Unverfrorenheit, mit... mit... mit so einem unschuldigen, lammfrommen Lächeln hier aufzutauchen.' Lois seufzte verächtlich. Sie würde niemals verstehen, wie Clark immer wieder damit durchkam. Nie war er da, wenn sie ihn brauchte. Er verbrachte kaum eine Stunde pro Tag an seinem Schreibtisch, aber seine Artikel reichte er immer pünktlich und fehlerfrei ab. Wann schrieb er die bloß? Egal, das würde sie heute wohl nicht herausfinden – noch nicht...
Lois kippte hastig ihren letzten Schluck Kaffee herunter, wer wusste schon, wann sie wieder die Zeit finden würde, einen zu trinken. Offensichtlich wollte sich Clark gerade auf eine Ecke ihres Schreibtisches setzen. Das könnte er natürlich völlig vergessen. Noch bevor sein verlängerter Rücken das Holz ihres Tisches auch nur berührt hatte, warf sie ihm einen angriffslustigen Blick zu und fuhr ihn an: „Denk nicht mal dran. Dafür ist keine Zeit.“ Lois griff sich ihre Notizen. „Wir müssen sofort los, wenn es noch rechtzeitig schaffen wollen.“ Sie nahm ihren Mantel vom Haken und wollte sich ihn über die Schulter werfen. Das ging jedoch gar nicht, weil ihr Partner ihn bereithielt. Sie brauchte nur noch in die Ärmel zu schlüpfen. Wollte er sich damit einschmeicheln? „Hier, sieh dir das an.“ Sie gab ihm auf dem Weg zum Fahrstuhl ihre Notizen. Es waren zwei Seiten, die eine, die sie sich in Perrys Büro gemacht hatte und die zweite, die das Ergebnis ihrer Recherche zeigte.
Das 'Ping' ertönte und Lois betrat den Fahrstuhl. Clark folgte ihr. Wortlos, aber das lag einfach nur daran, dass Lois ihm gar keine Möglichkeit gab, auch nur ein einziges Wort zur sagen. „Wir treffen diese Frau, Mary McDatch im Centennial Park.“ Der Fahrstuhl fuhr abwärts, nachdem Lois den Knopf für die Tiefgarage gedrückt hatte. „Sie hat irgendetwas gesehen, Männer, die Schießübungen gemacht haben. Einer der Männer soll dann noch einen Zettel verloren haben mit einer Zahlenkombination... Ich bin mir noch nicht wirklich sicher, wo Perry da eine Story sieht...“
Clark wollte offensichtlich etwas sagen, er öffnete den Mund, doch Lois schien nicht gewillt zu sein ihm zuzuhören. Sie hatte einfach keine Lust, eine Ausrede dafür zu hören, dass er erst mittags im Planet auftauchte und sie die ganze Recherche alleine machen musste. Also sprach sie einfach unaufhörlich weiter. „Aber mich fragt ja auch niemand. Der Chief gibt einen Auftrag und wir laufen los. Hoffentlich stellt sich nicht raus, dass wir einen ganzen Arbeitstag vergeuden, um heraus zu finden, dass wir den Hirngespinsten einer frustrierten Hausfrau nachgejagt sind...“
Inzwischen waren sie in der Tiefgarage und bei Lois' Wagen angekommen. „Und? Willst du fahren?“, fragte sie ihn gelassen. Sie hatte Clark noch nie ans Steuer ihres Wagens gelassen, aber er war doch schließlich ihr Partner.
Clark
Clark wusste nicht ganz, wohin er sich zuerst wenden sollte. Er schien viel verpasst zu haben - gut, aber wen wunderte das, das hier war schließlich der Daily Planet und nicht die Borneo-Gazette.
Zuerst war Chloe möglichst rasch an ihm vorbei gezogen. Bildete er sich das ein oder wirkte sie etwas bedrückt? Doch da stürmte sie auch schon wieder aus der Redaktion. Vielleicht sollte er sie später, wenn sie wieder hier war, in einer ruhigen Minute, einfach mal drauf ansprechen? Auch wenn er schon ahnen konnte, dass das wohl leider nicht passieren würde, schließlich hatte er leider selten ruhige Minuten - aber wen wunderte das, er hatte schließlich zwei Identitäten zu jonglieren.
Dann hatte er plötzlich von Lois die kalte Schulter bekommen. Er musste wirklich ziemlich spät dran sein heute, dass sie ihn so mit Blicken töten wollte. Oh boy. Er hatte ihr doch gar nichts getan, sich lediglich gemütlich an ihren Schreibtisch gelehnt um die Zusammenfassung dessen, was er verpasst hatte, zu bekommen.
Als sie ihm daraufhin ein giftiges 'Denk nicht mal dran,' schenkte, stand er wie vom Blitz gerührt wieder gerade da, Hab-acht-Stellung, und sah sie kurz fragend an, bekam jedoch nicht einmal die kleinste Gelegenheit etwas zu sagen. Er hätte Lois doch einen der leckeren Kaffees, die sie so gern mochte, mitbringen sollen - vielleicht hätte sie das milder gestimmt... Stattdessen machte Lois sich ganz offensichtlich fertig zum Gehen. Mit Hilfe von ein wenig Super-Speed hoffte Clark doch noch ein paar Punkte bei ihr gutmachen zu können, indem er ihr, hilfsbereit wie er war, ihren Mantel hielt. Auch wenn die Würdigung praktisch nonexistent ausfiel - aber wen wunderte das, das war schließlich Lois Lane, mit der er da zusammenarbeitete.
Bei diesem letzten Gedanken huschte ein kleines Grinsen über sein Gesicht.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl überflog er die Notizen, die er von Lois kurzerhand in die Hand gedrückt bekommen hatte, lief dabei beinahe gegen einen anderen Schreibtisch. Er entschuldigte sich und wollte eigentlich Lois fragen, wer denn diese Frau nun eigentlich war, die sie da treffen sollten und ob das wirklich alles war, was Perry für sie gehabt hatte, aber Lois schien ihn nicht zu Wort kommen lassen zu wollen. Er wollte sich bei ihr entschuldigen, dass er sie die Besprechung heute Früh alleine hatte bestreiten lassen, aber Lois redete bereits weiter.
Mit einem leisen Seufzen beschränkte er sich aufs Zuhören und ließ seinen Blick noch einmal über die spärlichen Notizen wandern. Schießübungen und eine Zahlenkombination... wollten diese Männer eine Bank knacken? Wieso setzte Perry dann Lane&Kent darauf an und nicht die Polizei? Also zu banal... Was wusste der Chief, was er ihnen nicht - oder noch nicht - sagte? Und ob das vielleicht sogar etwas mit dem Stromausfall letzte Nacht zu tun hatte? Aber wäre das nicht ein ziemlicher Schuss ins Blaue?
Verwirrt blickte er auf, als Lois ihn schließlich mit ihrer Frage, ob er fahren wollte, aus seinen Gedanken riss. Und trotz superschneller Auffassungsgabe brauchte er einen Moment, bis er registrierte, was sie da gefragt hatte. Sie hatte ihn noch nie fahren lassen. War das etwa Lois' Art zu sagen, dass sie die Waffen ruhen lassen und ihn wieder wie ihren Partner behandeln wollte? Noch etwas zögernd nickte er. "Ähm... okay." Was konnte er auch anderes tun, wenn Lois ihm schon so etwas anbot.
Er nahm die Autoschlüssel entgegen, rückte sich Fahrersitz und Spiegel zurecht und überlegte einen Moment, ob er nicht noch ganz gewissenhaft Lichter und Bremsen durchtesten sollte, bevor er losfuhr - entschied sich dann jedoch dagegen. Schließlich war einerseits die Zeit knapp, andererseits würde Lois ihn dafür wahrscheinlich gleich wieder aussteigen lassen. Wenigstens achtete er gewissenhaft darauf, dass Lois sich auch anschnallte, bevor er den Motor startete und losfuhr in Richtung Centennial Park.
Die Fahr verlief ereignislos, doch kaum hatte er das Auto geparkt und den Zündschlüssel abgezogen, als sein Supergehör Schüsse wahrnahm. Verdammt!
"I-ich bin kurz Kleingeld für die Parkuhr wechseln." Hastig gab er Lois die Autoschlüssel zurück und war auch schon auf dem Weg.
Chloe
Was sagte Perry da eben? Ich sollte Bescheid geben, falls ich einen Partner brauchte?
“Danke Perry, ist nicht nötig!” sie konnte selbst kaum glauben, dass sie diesen Satz gerade laut gesagt hatte. Denn genau das wünschte sie sich doch.
Der Fahrstuhl blieb in jeder Etage stehen. Warum gerade jetzt mussten so viele mit einmal mit dem Lift fahren. Jetzt wo sie es doch eilig hatte. Als sie die roten Zahlen der Anzeige des Liftes ansah, ging ihr der Blick von Clark durch den Kopf.
‘Seine Augen, wie sie leuchteten, wenn er sie anschaute. Und wie er dabei seine Augenbrauen hochzog. Nein so kann es nicht weiter gehen, ich muss mit ihm reden, wenn ich wieder da bin. Er weiß, wie es um meine Gefühle steht.” dachte sie sich. Sie war nicht alleine im Fahrstuhl. Links und rechts von Ihr drängelten die Leute.
Sie musste herausfinden, was Clark über sie dachte. Und ob Lois etwas wusste oder ahnte.
Endlich, der Fahrstuhl hielt im Erdgeschoss.
Chloe drängelte sich an den Menschen vorbei “Entschuldigung, darf ich mal? Danke! Entschuldigung” sagte sie gehetzt.
Es war kurz nach Mittag und die Straßen von Metropolis waren voll. Jetzt mit dem eigenen Auto zu fahren würde nicht viel nützen.
Chloe winkte sich ein Taxi zu sich heran, schaute durch das Fenster der Beifahreseite und fragte den Fahrer, wie lange er bis zum Kraftwerk außerhalb der Stadt brauchen würde.
“Bei dem Verkehr? Sicher 20, 25 Minuten!” antwortete er genervt.
Sie setzte sich hinten herein, knallte die Tür zu und der Fahrer fuhr los.
Nach 20 Minuten Fahrzeit lies sich Chloe etwas weiter entfernt vor dem Kraftwerk absetzen. Sie drückte dem Fahrer 25 Doller in die Hand und schloss die Tür.
Von weitem sah sie die riesigen Essen, die unheimlich viel Rauch ausspuckten.
Schornsteine, Rauch, schlechte Luft, stinkende Abgase, diese vollkommen technisierte Welt in der der Mensch wie eine kleine Ameise wirkt.
Sie näherte sich nur vorsichtig dem Kraftwerk. Es sah von weitem nicht aus, als hätte es hier vor kurzem eine Explosion gegeben.
Steckte vielleicht Lex Luthor dahinter, der das Kraftwerk hatte wieder her richten lassen, um etwas zu verbergen? Er war ja bekannt dafür, das er vieles unter den Tisch kehren ließ, um seine Machenschaften zu verbergen.
Als sie vor dem riesigen Zaun stand, womit das Kraftwerk umgeben war, schaute sie sich um. Keine Kameras, keine Wachen.
Aber wie kam sie in das Kraftwerk, ohne dass sie bemerkt werden würde?
Aber Chloe wäre nicht Chloe, wenn ihr kein Plan einfallen würde.
Sie hatte immer eine Lösung parat, auch wenn sie dazu manchmal Hilfe benötigte.
Aber Perry würde ihr doch nicht wirklich einen Partner an die Seite stellen wollen. Oder doch?
Aber im Notfall hatte sie ja auch noch Clarks Handynummer, womit sie ihn erreichen konnte, wenn er nicht gerade mal wieder als Superman unterwegs war, um Menschen zu retten.
Seit sie von Clarks Geheimnis wusste, war es etwas leichter für sie zu verstehen, wenn er mal nicht an sein Handy ging.
Chloe ging um das Kraftwerk herum und sah, das einige Lastwagen das Gelände durch den hinteren Ausgang verließen.
“Wenn die da rauskommen, komm ich auch da rein” überlegte sie sich.
Und kaum hatte sie den Gedanken ausgesprochen, stand sie auch schon an dem hinteren Ausgang, als sie ein Klopfen auf ihrer Schulter bemerkte..
Lois
Lois hatte sich ihre Schlüssel von Clark gegriffen und starrte ungläubig, ja fassungslos auf den nun leeren Fahrersitz.
Wäre jemand da gewesen, der ihr zuhören würde, dann hätte ihm Lois am liebsten alle Verwünschungen dieser Welt an den Kopf geschleudert. Da war sie Clark gerade mal ein Stück entgegen gekommen, sie hatte ihm immerhin ihr Auto anvertraut, und schon machte er wieder so eine Sache, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Die Parkuhr an dem Parkplatz, an dem Clark angehalten hatte, hatte noch Geld für eine halbe Stunde. Das sollte doch reichen um diese Frau zu befragen.
Egal. Zum hundertsten Male in diesen Tagen, befahl sie sich selbst, sich nicht mehr über Clark aufzuregen. Wenn er meinte, er müsste für Nichts und Widernichts Wechselgeld dabei haben – bitte. Sein Problem. Sie würde in diesen Park gehen und diese Frau hier treffen. Sie würde ihren Job machen. Wenigstens einer von ihnen beiden sollte das tun.
Im ersten Moment stapfte sie einfach nur wütend vor sich hin, nachdem sie ihren Wagen verschlossen hatte. Es war kaum jemand hier. Das war eher erstaunlich. Der Park wurde gerne von den Menschen aus den umliegenden Büros genutzt, um hier die Mittagspause zu verbringen. Doch plötzlich erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Vor sich sah sie eine weite Rasenfläche, im Hintergrund das Denkmal, an dem sie sich treffen sollten. Dort war auch eine Frau, aber sie stand nicht dort, wie erwartet, sondern lag am Boden. Es hatte sich jemand über sie gebeugt, jemand der... Es war das typische rot-blaue Outfit, es war Superman!
Ja! Sofort schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es freute Lois unglaublich, dass sie auch Superman hier im Park traf. Aber dass er sich über die Frau am Boden beugte, beängstigte sie. Es hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten. Waren sie zu spät gekommen? Lois nahm ihre Beine in die Hand und lief schnell zu den beiden.
Nur wenige Augenblicke später war sie am Ort des Geschehens angekommen. Augenblicklich wurde ihr klar, dies war ein Tatort. Die Frau am Boden hatte rötliches, schulterlanges Haar, war schlank und hatte eine ausgesprochen sportliche Figur, die in modischen Jeans und einer taillierten, blauen Jacke steckte. Sie sah wesentlich jünger aus als Mitte 30. Doch der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ Lois erzittern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Mund wirkte merkwürdig schief. Ihr Ausdruck zeigte Schock, Angst und Panik. Lois merkte, wie ihre Beine zu zittern begannen. Der leere, leblose Ausdruck in den Augen dieser Frau, zusammen mit der Stelle am Brustbein, wo ihr Blut langsam das Blau ihrer Jacke schwarz färbte, sagte Lois, dass sie zu spät gekommen waren.
Supermans Kopfschütteln bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
Lois merkte, wie ihr schlecht wurde. Ganz gleich, was sie als Reporterin schon alles gesehen hatte, was sie glaubte alles verkraften zu können, die Leiche eines Menschen bewegte sie mehr als ihr lieb war.
Sie sah Superman hilfesuchend an und fragte ihn: „Was hast du gesehen?“
Clark:
Noch während Clark sich umwandte, seine Hand bereits am Krawattenknoten, sah er bereits die Fassungslosigkeit und die Wut in Lois' Augen. Und im Sprint auf eine ruhige, dunkle Ecke zu, in der er in sein Alter-Ego schlüpfen könnte, hallte ihm Lois' ärgelich erhöhter Herzschlag in den Ohren.
Sein Herz wurde ihm schwer. Er hasste es, sie einfach so stehen zu lassen, hatte es immer gehasst. Er konnte sie verstehen - an ihrer Stelle wäre er genauso irritiert und wütend. Die einfachste Möglichkeit wäre, Lois einfach zu sagen, dass er Superman war. Doch das konnte er nicht. Nicht mehr. Noch nicht. Wie auch immer.
Er wusste, was passieren würde, wenn er Lois von seinem Geheimnis erzählen würde, schließlich hatte er das alles schon einmal durchgemacht. Diese kurze Zeit mit ihr war die schönste in seinem Leben gewesen. Und doch hatte es nicht lange gehalten... Manchmal wünschte er sich, Lois würde sich ebenfalls daran erinnern. Inzwischen hatte er es geschafft, sich Lois gegenüber wieder normal verhalten zu können. Und doch gab es immer wieder Momente, in denen sich sein Herz anfühlte, als würde es von einer eisigen Faust zusammengepresst, bis es zersprang...
Clark schüttelte leicht den Kopf um diese Gedanken zu verscheuchen. Es gab wichtigeres zu tun als Trübsal zu blasen! Er hatte Schüsse gehört, Eile war geboten! Und kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, sah er auch schon beim Denkmal jemanden liegen. Eine Frau, daneben eine abgefeuerte Waffe. Clark konnte Blut riechen und betete, dass er nicht zu spät kam. Angestrengt lauschte er auf einen Herzschlag, einen Puls, irgendwas! Doch da war nur ein schwaches Flattern, das mit jedem Augenblick noch schwächer wurde. Die Zeit drängte, jede Sekunde zählte. Er beugte sich über die Frau, versuchte zu sehen, wo die Kugel war, die Blutung zu stoppen, sie zurück ins Leben zu holen... Doch während er sich noch einredete, er könnte sie retten, wusste er bereits, dass er dieser unbekanten jungen Frau nicht mehr helfen konnte. Ein tiefes, trauriges Seufzen entrang sich seiner Kehle.
Als er aufsah, fand er sich plötzlich Lois gegenüber, die fragend von der toten Frau zu ihm sah. Er brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Egal wie viele Menschen er schon hatte sterben sehen, es war jedes Mal aufs Neue hart, es verpasste ihm jedes Mal einen schmerzhaften Stich ins Herz.
Als Lois ihn fragte, was er gesehen hätte, ließ er sich Zeit. Er schloss der Frau die panisch weit aufgerissenen Augen und stand auf. In bester Superman-Manier antwortete er, "Leider nicht allzu viel. Wer auch immer es getan hat, war bereits weg, als ich hier angekommen bin. Die Waffe-" Dabei deutete er auf das Ding, das nach wie vor neben der Frau im Gras lag und ihn auszulachen schien. "-ist noch warm, aber daraus wurde nur ein Schuss abgefeuert. Gehört habe ich drei."
Chloe:
Chloe drehte sich langsam um. In ihrem Gesicht zeichnete sich, durch die weit aufgerissenen Augen, Panik ab.
Bevor sie erkennen konnte, wer sie da erwischt hatte, erhallte eine männliche tiefe Stimme.
“ Was suchen sie hier?” fragte er so einschüchternd, dass selbst Chloe ins Stottern kam.
“I.. i.. ich...” stotterte Chloe, als sie in die Augen eines Bullen von einem Kerl sah.
“Ich bin nur zufällig hier vorbei gekommen. Wissen Sie, ich interessiere mich für Kraftwerke. “ suchte sie eine Ausrede, die sie sich selbst nie glauben würde.
“Und was ist da drin? “ Der große, kräftige Mann riss Chloe ihre Umhängetasche grob von der Schulter und wühlte darin rum, bis er ihren Presseausweis fand. Ein provokantes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
“Sie interessieren sich also für die Kraftwerke.” fragte er spöttisch.
Im gleichen Moment drehte sich Chloe um, nahm ihre Beine in die Hand, verzichtet auf ihr Hab und Gut zugunsten ihrer Haut, und rannte los. Sie wusste, dass sie in höchster Gefahr wäre, wenn er sie erwischen würde.
Nach wenigen Metern Marathon hörte sie einen lauten Pfiff hinter sich.
Sie drehte sich im Rennen um, um zu sehen, was los war, wunderte sich noch, dass sie nicht verfolgt wurde. Damit hatte sie noch am ehesten gerechnet .
Noch ehe sie sich versah, wurde ihr Rennen plötzlich durch einen harten Aufprall gestoppt.
Sie ging auf den Boden nieder und wurde ohnmächtig.
Das erste, was Chloe wieder klar erkennen konnte, war die Lampe an der Decke. Sie flimmerte nur, kaum geeignet den Raum auszuleuchten. Chloe lag auf einem kalten, harten Steinboden und ihr war kalt. Trotz des schlechten Lichtes nahm sie nun langsam ihre Umgebung wahr, ein leerer Raum, grob verputzte Wände. Sie setzte sich auf, verfluchte sich aber sofort dafür, stechende Kopfschmerzen erinnerten sie daran, dass sie mit etwas harten zusammen gestoßen war. An ihren Handgelenken verspürte sie kalte Handschellen. Ihre Hände waren hinter Ihrem Rücken gefesselt.
In einer Ecke hörte sie zwei Stimmen. Die eine kam ihr sehr bekannt vor.
Lex Luthor!
Um herauszubekommen, was die beiden Männer da tuschelten, stellte sie sich weiterhin ohnmächtig.
“ Hast du herausgefunden, was sie wollte? “ fragte er mit erhöhter, beherrschenden Stimme.
“ Nicht wirklich. Sie meinte, sie interessiere sich für die Kraftwerke, aber ich glaube sie ist hier wegen der Explosion. “ antwortete der Mann mit dem Stiernacken.
“Gut, behalte sie im Auge. Sie darf uns nicht entkommen, bis ich alles geregelt habe. Wenn sie hier rauskommt, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Dann laufen wir keine Gefahr mehr. “
“Okay Boss. “
“Hast du die Frau im Park getroffen? “ , wechselte Lex Luthor nun das Thema.
„Ja, Boss, mitten ins Herz“, antwortete der Handlanger Luthors mit einem dreckigen Lachen, bei dem es Chloe heiß den Rücken herunter lief. „Um sie müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.“
Kurz darauf verspürte Chloe einen leichten Lufthauch an ihrem Hals. Sie hielt aus Angst die Luft an.
Die Tür quietschte und Stille fuhr ein.
Vorsichtig wagte sie sich, ihren Kopf zu heben, um zu sehen, ob sie alleine war.
“Schau an, wer ist denn da wieder unter uns?” hörte sie wieder die Männerstimme.
“Was haben sie mit mir vor? Wo bin ich hier?” fragte Chloe verunsichert.
“So neugierig, Mrs. Sullivan? Sie sind Reporterin. Finden Sie heraus, was wir von Ihnen wollen. Aber eines verspreche ich Ihnen, morgen können Sie sich nicht mehr daran erinnern, wer Sie sind, oder was Sie sind. “ sagte er wieder mit dem dreckigen Lachen.
Mit diesen Worten machte er das flackernde Licht aus und verschloss die schwere, eiserne Tür von Außen.
“Ganz ruhig Chloe. Du hast dich bis jetzt aus jeder Misere retten können. Du wirst jetzt nicht in Panik verfallen und wie eine Furie schreien.“ sagte sie mit panikverzerrter Stimme.
> > Schreien. Schreien. Das ist doch aber eine super Idee. Chloe. Warum bist du denn nicht früher darauf gekommen? Das ist jetzt genau das Richtige ! Ich hoffe du nimmst es mir jetzt nicht übel, aber ich brauche dich jetzt. Hier. Dringend!
“CLARK! CLARK! HILFE! ICH BRAUCHE DICH HIER!“
Perry:
Er saß in seinem Büro, die schwüle Hitze und das stetige Geräusch seines Computer machten ihn wahnsinnig. Das einsame warten in seinem Büro- das selbst nach jahrelanger Übung, noch immer unerträglich war - dauerte schon seit fünf ein halb Stunden an. Weder Chloe noch
Clark oder Lois hatten sich gemeldet. Sein, trotz der Hitze, wacher Verstand sagte ihm das die 6 Stunden Mindestgrenze für seine Gedulde, die er sich vor ein paar Jahren gesetzt hatte, wenn er einen seiner Reporter los schickte, in dieses Fall zu hoch angesetzt war.
Lois und Clark waren schon vor 3 Stunden überfällig gewesen, bei ihnen hatte er sich jedoch daran gewöhnt, dass er Regeln und Gewohnheiten ab und zu umstoßen musste, um mit den beiden agilen und sehr selbständigem jungen Reportern Schritt zu halten.
Er hatte genügend Vertrauen zu den beiden aufgebaut um ihnen eine Frist von 4 verspäteten Stunden zu gewähren.
Das war sehr waghalsig, denn falls ihnen doch etwas schlimmen zugestoßen war, konnte er nicht von sich behaupten alles getan zu haben um sie zu finden und wenn nötig aus einer gefährlichen Situation raus zu holen.
Doch: Sein Vertrauen reichte um dieses Wagnis einzugehen!
Aber er machte sich schreckliche Vorwurfe weil er Chloe hatte allein gehen lassen.
Er hatte es für eine raffinierte Taktik gehalten ihr die alleinige Verantwortung für diese Story zu übertragen, doch nun wünschte er sich, er hätte ihr einen Partner gegeben. Auch hatte er sie beim Fortgehen nicht gefragt wohin sie ging, das allein war ein grober Anfänger Fehler gewesen.
Das schreckliche Gefühl der Unzulänglichkeit machte ihn so fertig, dass er aufstehen musste um in seinem Büro auf und ab zu gehen. Dazu blieben ihm nur 4 Schritte von dem Bücherregal bis zu der Wand mit den Elvis Fotos und der Komode. Doch diese 4 Schritte reichten um seiner inneren Nervosität Luft zu machen. Angestrengt dachte er nach was zu tun war.
Nach Chloe zu suchen machte keinen Sinn, außer er konnte ihren Gedankengang, der sie zum Aufbruch am Morgen gebracht hatte, nachvollziehen. Lois und Clark waren in den Park gegangen. Wo er nach ihnen suchen, oder die Suche beginnen musste, wusste er also. Doch wollte er sich zuerst um Chloe kümmern. Aber wie sollte man das anstellen? Viel schneller und einfacher war es Lois und Clark zu finden!
Tief in Gedanken versunken merkte er gar nicht, wie eine ganze halbe Stunden verstrich in der er in seinem Büro auf und ab wanderte. Als er sich jedoch der fortgeschrittenen Zeit vergegenwärtigte, faste er endlich einen Endschluss. Er nahm sein Telefon zur Hand und wählte Lois Nummer, das hatte er vor zwei Stunden schon einmal versucht, doch sie hatte ihr Handy wohl aus gehabt. Clark war wie immer nicht zu erreichen! In der Hoffnung das es jetzt an war lauschte er in den Hörer...
Clark:
Clark wollte gerade einen Schritt auf Lois zugehen - er bemerkte ihren Blick, der immer wieder zu der toten Frau wanderte. Auch wenn sie gerne die toughe Journalistin gab, wusste er als ihr Partner doch, dass sie mit dem Tod so extrem unmittelbar eher selten in Berührung kam und sie das auch nach wie vor entsprechend mitnahm (Dafür liebte er sie, nicht nur für das feurige Energiebündel, das sie war, sondern ganz besonders auch für ihre verletzlicheren Seiten, die sie nur selten überhaupt jemanden sehen ließ...). Und so wollte er ihr Sicherheit geben - er war Superman, er vermittelte den Menschen Sicherheit, Hoffnung, dass alles gut werden würde...
Doch bevor er noch etwas tun konnte, hörte er etwas. Einen Hilfeschrei.
"Chloe..." entfuhr es ihm unwillkürliches und sofort hoffte er, Lois hatte es nicht gehört. Es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen...
Einen Moment musterte er Lois noch, versuchte in ihrer Reaktion zu lesen, als er sich an sie wandte, "Lois, ich muss weg. Jemand braucht Hilfe." Für einen Augenblick streckte er alle seinen Sinne aus, suchte den Park und die Umgebung ab, konnte aber außer ein paar alten Frauen mit ihren Enkeln am Ententeich und einem Pärchen hinter den Büschen - bei dem er sich hastig und peinlich berührt wieder abwendete - nichts entdecken. "Wer auch immer das hier getan hat, ist nicht mehr hier, dir droht also keine Gefahr," versicherte er Lois noch.
Und dann war er auch schon in der Luft. Auf dem Weg. Chloe war in ernsten Schwierigkeiten, sonst würde sie ihn nicht rufen, das wusste Clark. Sie hatte panisch geklungen. Er hoffte nur, es ging ihr gut.
Heute Morgen hatte er nur am Rande mitbekommen, dass sie an dem Stromausfall der letzten Nacht arbeitete - und so hatte es ihn dann auch nicht wirklich gewundert, dass er in Richtung des Kraftwerks flog. Die Straßen tief unter ihm wurden leerer, der typische Stadtverkehr wurde zu vereinzelten Autos, zu einem einsamen schwarzen Lieferwagen und schließlich war die Zufahrtsstraße unter ihm ganz leer. Das Kraftwerk war nicht mehr weit. Auch wenn das Gebäude, aus dem Chloes Hilferuf gekommen war, nicht direkt auf dem Kraftwerksgelände lag...
Aus der Luft versuchte er einen Blick in das Innere zu erhaschen, doch scheinbar enthielt die Bausubstanz mehr Blei als seinem Röntgenblick lieb war. Eine Art durchsichtiges Rauschen stellte sich ein, das seine Augen schmerzte.
Also konzentrierte er sein Supergehör auf Chloes rasenden Herzschlag, ortete sie so. Doch er nahm auch noch ein paar weitere Stimmen wahr... Nun gut, er würde mit diesen Kidnappern schon umzugehen wissen!
Erste Priorität allerdings war es, Chloe in Sicherheit zu bringen – diese Typen klangen, als hätten sie Waffen - und er selbst mochte ja unverwundbar sein, aber Chloe war es nicht! Er lauschte noch einmal...
... und bevor er sich versah, hatte er die fensterlose Wand zu Chloes Zelle durchbrochen und eilte zu ihr. "Geht's dir gut?" fragte er besorgt, noch während er ihr die Handschellen abmachte. Er wusste, den Krach musste jemand gehört haben, es war also Eile geboten... Außerdem... Nein, das konnte nicht sein, oder? Er konnte förmlich spüren, wie sich die feinen Härchen auf seinen Armen und in seinem Nacken aufstellten und sich kleine, unscheinbare Schweißperlen dazwischen bildeten...
Kryptonit!
Und als nun auch noch die Tür zur Zelle aufging, spürte er, wie seine Beine unter ihm nachgaben...
Lois:
Lois fühlte sich wie in einem Gefühlskarussell, da war zu einen diese Angst, sie stand immer noch neben dieser Leiche. Sie war noch viel zu jung um zu sterben. Was hatte sie bloß gesehen? Wahrscheinlich hatte sie ihre Nase in eine Sache gesteckt, die eindeutig eine Nummer zu groß für sie war. Bei diesem Gedanken schüttelte Lois ihren Kopf. Dann war da auch Unsicherheit zu spüren. Superman hatte gesagt die Täter seinen nicht mehr vor Ort, aber konnte er sich nicht auch einmal irren? So schnell, wie er mal wieder davonfliegen musste. Er könnte etwas übersehen haben. Sie sah sich noch einmal um, das machte sie nun aber schon zum hundertsten Mal und konnte tatsächlich weder etwas auffälliges sehen noch hören. Vielleicht hatte Superman ja Recht und die Täter waren längst auf und davon. Ja, ganz sicher hatte Superman Recht, er hatte doch eigentlich immer Recht. Aber bei dem Gedanken an ihn mischte sich gleich das nächste Gefühl in ihr Bewusstsein – Enttäuschung. Warum musste er nur immer so schnell gehen? Warum hatte er nie Zeit für sie? Nun gut, in ihrer Vorstellung würde sie nicht unbedingt neben einer Leiche mit ihm sprechen wollen. Aber es gab da ein Gefühl in ihr, das sie nicht so recht fassen konnte. Es war lange nicht mehr nur diese schwärmerische Verliebtheit, mit dem sie ihm zuerst begegnet war, da war noch viel mehr...
Wenn sie dieses Gefühl doch bloß endlich besser greifen könnte. Es war wie eine verschwommene Erinnerung im Nebel, oder in einem Traum... sie und er... alleine... und sie waren sich ganz nah... so nah, wie sich zwei Menschen nur sein konnten... doch wo? Wann? Und warum war es vorbei...?
Das größte Problem mit diesem Gefühl, diesem diffusen Bild vor ihrem inneren Auge war, es war weit mehr als ein Wunschtraum, eine pure Vorstellung, es fühlte sich, als hätte sie etwas erlebt, aber verdrängt. Ihre Hand auf seiner Brust... ohne den Anzug... aber nein, das konnte nicht sein oder? Aber wenn doch, wo? Wann? Und warum war es vorbei?
„Oh verdammt, Lois Lane, reiß dich gefälligst zusammen!“, rief sie sich selbst zur Ordnung. „Du stehst hier im Centenniell-Park neben einer Leiche. Die Täter sind irgendwo, wahrscheinlich nicht mal so weit weg... Aber genau... vielleicht beobachten sie mich, vielleicht auch nicht. Aber es ist wohl besser, wenn auch ich verschwinde. Hm? Diese Frau, Mary McDatch kann mir gar nichts mehr sagen... Ich sollte mir doch einfach mal ansehen, wie sie gelebt hat... Damit geh ich doch kein unnötiges Risiko ein, ich mach einfach meine Arbeit...“
Mary machte es ihr leicht, der Inhalt ihrer Handtasche war bei dem Sturz herausgefallen, unter anderem auch ihr Führerschein, auf dem ihre Adresse stand. Ja, Wunderbar!
Doch genau in dem Moment, in dem sie diesen gefassten Entschluss in die Tat umsetzen wollte, klingelte ihr Handy – immer im unpassendsten Moment – vielleicht war es ja ihr Partner, der sich auf der Suche nach Kleingeld verlaufen hatte... Lois merkte, wie sie der Gedanke an Clark gleich wieder in Rage brachte. Sie sollte einfach nicht so viel über ihn nachdenken. „Lois Lane“, meldete sie sich kurz angebunden.
„Lois, wo stecken Sie?! Oder ihr Partner? Keiner von euch ist zu erreichen?“ Oh, verdammt, die Laune von Perry schien nicht die beste zu sein.
„Chief... alles bestens. Ich... wir haben alles im Griff...“ Sie konnte ihm doch nicht am Telefon mitteilen, dass diese Frau, die sie hier treffen sollten, leider ein paar Minuten zu früh gestorben war. Dass sie hier neben ihrer Leiche stand – und das auch noch alleine. Genausowenig wollte sie ihm mitteilen, dass sie sich die häusliche Unterkunft der nun sehr stillen Informantin einmal ansehen wollte – auch alleine. Sie wusste genau, was ihr Chef dazu sagen würde: Warten Sie auf die Polizei – damit die Spur dann ganz kalt war. Oder: Warten Sie auf Clark – Pah! Auf den zu warten, das war... das war... Lois merkte gerade, wie sie zum wiederholten Male sehr, sehr wütend wurde. Oh nein. „Chef, wirklich alles bestens. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich melde mich, sowie es etwas Neues gibt.“
Während sie das Telefon vom Ohr nahm um den roten Knopf zu drücken hörte sie noch sein eindringliches: „LOIS!“, doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Das würde sie später wieder gerade biegen. Nun müsste sie Spuren suchen...
Chloe:
Chloe konnte gar nicht so schnell reagieren, wie das Geschehen um sie herum passierte. In dem Moment, als Clark ihr die Handschellen löste und sie nach ihrem Wohlergehen fragte, knarrte auch schon die Tür zur ihrer Zelle.
Clark brach augenblicklich zusammen und blieb schmerz verzerrt auf dem Boden liegen.
In der Eile schaute sich Chloe um, wo das Kryptonit sein könnte, welches Clark so schwach werden lies. Oder brachten die Kidnapper das eben erst mit hinein? Sie hatten sicher den Lärm gehört und glaubten wohl, es könnte nur Superman sein.
Sie fand in einer dunklen Ecke ein liegen gebliebenes Stück Rohr, etwa armlang – und es lag gut in der Hand. Ja, damit fühlte sie sich gleich viel sicherer. Warum es hier lag, wollte Chloe nicht wissen. Sie war nur froh, das jemand es da hat liegen gelassen hat.
Chloe umfasste das kalte Metall noch etwas fester und stellte sich genau hinter die Tür. Die Verbrecher würden erst Superman auf dem Boden sehen und dann erst den leeren Stuhl.
In der einen Sekunde musste sie zuschlagen und hoffen, das es nur einer war.
Die Tür ging weiter auf und das Licht wurde angemacht. Sie hörte nur einen Mann der sagte: “Na wen haben wir denn da? Sup...”
In diesem Moment kam Chloe hinter der Tür hervor und schlug mit aller Kraft mit dem Rohr zu. Der riesige Mann ging zu Boden und gab kein Ton mehr von sich. Schnell vergewisserte sich Chloe noch, dass der Mann noch lebte und sie ihn nicht umgebracht hatte. Sie hatte schließlich mit einer gewissen Kraft zugehauen. Sie sah, wie ein Stück Kryptonit vom dem Mann wegrollte, das Clark schwach machte.
Sie nahm es und warf es aus der Tür hinaus. Das musste wenigstens etwas helfen.
“Clark. Geht es dir gut? Wir müssen uns beeilen. Ich weiß nicht, wie lange der noch so liegen bleib!” , sprach sie beschwörend auf ihren Kollegen ein.
Offenbar ging es ihm wenigstens ein wenig besser, er setzte sich auf und versuchte auf die Beine zu kommen. Dankbar sah er sie an. Chloe griff Clark stützend unter die Arme und half ihm, an das Tageslicht zu kommen, wo Clark sich wieder erholen konnte.
“Danke, das du so schnell gekommen bist. Ich weiß nicht, was die noch mit mir angestellt hätten.”
Clark schien sich wieder erholt zu haben. Ein leises “Danke” kam über seine Lippen.
Als Chloe und Clark sich so nah gegenüberstanden, schaute sie in seine wunderschönen Augen. Doch so gerne sie auch in diesen azurblauen Seen versinken wollte, weiche Knie konnte sie sich gerade gar nicht leisten.
“Genug Danksagungen. Wir sind hier erst einmal fertig. Würdest du mich bitte mitnehmen und mich beim Planet absetzen?” , versuchte sie ihre Gefühle zu überspielen.
Und kaum, dass sie sich versah, lag Chloe in seinen starken Armen. Er flog sie zurück zum Planet und setzte Chloe unter dem rieseigen Globus des Planets ab. So dass sie sicher ins Gebäude gelang. Zu viele Gefahren war nun auch sie ausgesetzt.
Kaum hatte Chloe den Boden mit ihren Füßen berührt, sah sie in Clarks Augen einen Blick, als hätte er etwas vergessen.
“Lois” entfuhr es ihm leise.
Mit einer kleinen Entschuldigung, das er nicht länger bleiben konnte, hob er wieder ab und lies Chloe allein.
Sie sah ihm nach.
Dass Lois' Name aus seinem Mund kam und die Tatsache, dass er ihr zur Hilfe eilen wollte, versetzte Ihr einen Stich ins Herz, aber das bekam er schon nicht mehr mit. Würde er sie jemals wahrnehmen? Würde er jemals erkennen, was sie für ihn empfand?