Ganz ohne Grund (Double Drabble)
Nein, er soll noch nicht gehen, nicht so schnell. Noch einmal will ich in seine Augen sehen, einen kostbaren Moment noch dieses Lächeln und den Zauber seiner Gegenwart genießen.
„Warte!“ Ohne nachzudenken habe ich dieses Wort ausgesprochen.
Erwartungsvoll dreht Superman sich wieder um.
Was soll ich sagen, was soll ich tun?
Spontan löse ich aus meiner Tischdekoration eine Rose, weiß, langstielig, knospig, reiche sie ihm: „Hier!“
Er nimmt sie entgegen, betrachtet sie eingehend, dreht sie in seinen Fingern: „Was ist das?“
Kennt er die Königin der Blumen nicht? Mein Lächeln verstärkt sich: „Eine Rose!“
Seine Augen lassen meine nicht los! „Wofür?“
„Brauche ich einen Grund dafür?“
Benötigt man denn für alles eine Erklärung? Die Rosen blühen und duften doch auch ohne jegliche Begründung. Sie sind einfach da, ist das nicht genug?
Er steht vor mir, dreht immer noch die Rose, blickt mich fragend an.
Das muss ich jetzt tun. Mein Hals wird ganz lang, meine Lippen nähern sich seinem Gesicht. Doch statt seines Mundes berühren sie nur seine Wange, so zart und unschuldig wie die weiße Rosenknospe.
Lange schaut er mich an. Seine Stimme klingt belegt und heiser: „Vermutlich nicht!“
„Gute Nacht, Lois!“
Nicht nur wehende Gardinen lässt er zurück…