Titel: Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden
Autor: Magss
Glückskeks: #12 ~ Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden
Universum: Lois und Clark
FSK: Wie die Serie(?)
Wortanzahl: 1.218
Kurzzusammenfassung: Ein gruseliger Supermanausflug
Meinem Lieblings-Beta KitKaos ein riesengroßes Dankeschön. Sie hat wie immer den Text überarbeitet und mich mit zahlreichen Anmerkungen weiter geholfen. Wie immer macht es irre viel Spaß deine Anmerkungen zu lesen. Danke dafür!
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.
Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen. Viel Spaß!
Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden
Superman ließ sich in einen rasanten Sturzflug fallen, genau in die Richtung, aus der er den Hilferuf geortet hatte. Er liebte es, sich auf diese Art aus dem Himmel fallen zu lassen, die Sonne im Rücken, den Wind, der an seinem Cape zog; aber in diesem Moment ging es nicht um seine Vorlieben beim Fliegen – ein Mensch war in Not – benötigte Hilfe – seine Hilfe – also beschleunigte er seinen Fall noch.
Das Gebiet, auf das er zuflog, bestand wohl nur aus Wald, wie ein grünes Meer zwischen den sanften Hügeln, ein lebender Teppich der sich von Ost nach West zog, soweit er das bei dieser Geschwindigkeit wirklich sicher einschätzen konnte. Der Wind zerrte an seinen Haaren, ließ seine Wangen zittern und brannte ihm in den Augen. Weit und breit kein Anzeichen von Zivilisation. Kein Dorf, keine Station oder Straße, wer sollte hier nach ihm gerufen haben? Doch dann sah er einen Berg aus dem Grün ragen, wie ein Hut, den jemand auf einer Decke vergessen hatte. Einen kleinen, grauen Hügel, fast versteckt in dieser grünen Hölle – ein Bergwerk – womöglich ein Grubenunglück? Das würde den dumpfen, undeutlichen Ruf erklären.
Eine Seite des grauen Hügels war noch ein wenig grauer, alle Bäume, Blätter, der Boden waren mit einer feinen Schicht aus Steinmehl überzogen. Als wenn es hier vor kurzem eine Explosion gegeben hatte. Eine Detonation, bei der der Berg sein Innerstes nach Außen gehustet hatte. Genauso sah es über Tage nach einem Grubenunglück immer aus. Leider hatte er das schon zu oft gesehen. Wie viel Zeit blieb ihm noch? Wie viele Männer waren hier eingeschlossen? Was war das für ein Bergwerk in dieser grünen, abgelegenen Ödnis?
Genau in diesem grau bemehlten Bereich sah er sich um und glaubte auch sofort etwas zu erkennen, was vielleicht einmal ein Eingang zu einer Mine gewesen sein könnte. Steine, Geröll, Schutt, Staub, hier und dort ein Balken. Aber in weniger als einer Sekunde hatte der Stählerne dieses lose Durcheinander beiseite geräumt und tatsächlich einen Stolleneingang frei gelegt. Ein schwarzes Loch, das tief in den Berg führte. Dunkel und undurchdringlich. Er spürte ein pochendes Geräusch. War es sein eigenes Herz oder klagte der Berg so laut? Sehen konnte er wirklich nichts – rein gar nichts. Doch das war an sich noch nichts Beunruhigendes, Gestein enthielt häufig einen natürlichen Anteil an Blei, der ausreichte um seinen Röntgenblick zu blockieren. Und doch zögerte er, die Mine zu betreten, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Aber dann stürmte er in gewohnter Form in die tiefschwarze Unendlichkeit.
Lief, flog, sprang, wo immer er meinte einen Weg vermuten zu können. Bis er inne hielt – horchte – versuchte zu sehen in dieser vollkommenen Düsternis – zu erfühlen wo er gebraucht wurde. Doch alles, was er wahrnehmen konnte, war dieses Fehlen jeden Geräusches. Diese absolute Stille war geradezu unerträglich laut.
Superman ließ seine Augen in jede Richtung fliegen, doch selbst dort, von wo er in diesen Berg gekommen war, konnte er nur das tiefste Schwarz sehen. Was war das hier? Nur diese Grabesstille. Und die vollkommenste Dunkelheit, die er je erlebt hatte. Und dann – gerade als er sich fragte, ob dies nicht womöglich eine Falle sein könnte – spürte er es: Es schien im Inneren seines Kopfes zu beginnen und sich von dort über seinen ganzen Körper auszubreiten, als wanderten die Informationen dieses besonderen Gesteins an seinen Nerven entlang, den Hals hinunter, durch das Rückenmark und bis in seine kleinen Zehen, bis er es in jeder Faser und in jeder einzelnen seiner kryptonischen Zellen spürte...
~ ~ ~
„So! Das war's für heute. Ab ins Bett. Auf der Stelle. Los! Mom und Dad kommen bald nach Hause – und dann müsst ihr schlafen.“ Sanna richtete sich auf, schaltete erbarmungslos das Licht ein, so dass sie endlich nicht mehr von dieser dichten Dunkelheit umgeben waren und zeigte damit unumstößlich, dass sie nicht bereit war, weiter zu erzählen. Dann gab sie ihren beiden jüngeren Geschwistern zu verstehen, dass sie sich in Bewegung setzen sollten. Doch die Zwillinge sahen sie entsetzt an.
Ben rief spitz aus: „Sanna! Du darfst jetzt nicht aufhören!“ Alle Wut und alles Entsetzen, zu der diese kleinen, dunklen Augen fähig waren, sprangen sie an.
Doch die Ältere erklärte ihm unbeeindruckt: „Oh doch, ich kann. Und wenn ihr nicht sofort ins Bett krabbelt, werde ich dir nie erzählen, wie es ausgeht. Dann wird der arme Superman dich von jetzt an in jedem Traum besuchen. Und du kannst nichts tun. Also, los Marsch!“, sagte sie erbarmungslos.
Jo schien lange nicht so viel Angst wie ihr Bruder zu haben. Während sie langsam in Richtung ihres eigenen Bettes ging, kamen die Fragen wie selbsttätig aus ihrem Mund: „Es ist Kryptonit, richtig, Sanna? In dem Berg ist Kryptonit, aber welche Farbe hat es? Grünes? Aber du hast nichts von Schmerzen gesagt. Rot? Hm... aber er wusste doch noch immer, was er tun muss. Und Daddy hat immer gesagt, die beiden sind die Schlimmsten. Oder etwa blaues? Aber nein, das ist doch so selten. Weißes Kryptonit ist Quatsch, im Berg sind doch keine Pflanzen. Also, welche Farbe hat es denn nun?“, plapperte sie vor sich hin
Sanna deckte ihre Schwester fürsorglich zu, während sie mit ernster Stimme zu ihr sagte: „Du sollst schlafen jetzt!“ Doch sie sah wohl ein, dass sie jetzt nicht einfach aufhören könnte, dafür hatte sie vorher zu viel erzählt und Jo würde erst still sein, wenn sie die Farbe gesagt bekam. Sie gab nie auf, bevor sie nicht die ganze Wahrheit erfahren hatte. „Türkis. Es ist türkis und leuchtet im Dunklen. Gute Nacht.“
Doch so leicht war Jo nicht zufrieden zu stellen. „Türkis?!“, fragte sie ehrfürchtig. „Was macht Kryptonit in türkis?“
„Das, meine Liebe, wirst du nur erfahren, wenn du jetzt auf der Stelle schläfst.“ Dann strich sie ihr über die Wange und verließ das Zimmer der Zwillinge. Vielleicht sollte sie ihren beiden kleinen Geschwistern doch andere Geschichten erzählen, solche, bei denen sie besser würden schlafen können. Aber wo blieb denn da der Spaß beim Babysitten?
Nur Minuten später hörte Sanna ihre Eltern nach Hause kommen. „Alles still...“, drang eine Stimme gedämpft zu ihr nach oben. Das war ihre Mutter. „Sie schlafen wirklich.“ Klang sie überrascht? Sanna fragte sich, warum sie ihr immer noch nicht zutrauten, die Kleinen zu bändigen. „Ich hatte befürchtet, Sanna erzählt ihnen Gruselgeschichten und sie kommen dann für Tage nicht zum Schlafen.“
„Gruselgeschichten?!“ Das war ihr Dad. „Lois, warum sollte sie das tun?“, fragte er offenbar belustigt.
„Sie ist mir so ähnlich“, entgegnete ihre Mutter, während sie die Treppe nach oben kamen.
„Du hast...?!“
Doch weiter ließ ihn Mom nicht sprechen. Das machte sie öfter so und fiel ihm ins Wort: „Lucy hat im Alter von vier bis elf Jahren kaum mehr als drei Stunden Schlaf pro Nacht bekommen. Kopflose Reiter, Untote, Vampire, Werwölfe und hinterlistige Sklavenhändler und wer weiß, was noch für Monster, ich habe alle Register gezogen...“ Sie lachte, doch selbst das verstummte kurz darauf. Sanna wusste genau, wie ihr Dad sie zum Schweigen brachte.
Aber vielleicht sollte sie ja doch etwas vorsichtiger werden in Zukunft, obwohl Sanna ja mit Recht behaupten würde, dass Kryptonit ja nun kein Monster war...
ENDE
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