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Storytelling allgemein

Diskussionen rund ums Schreiben - als Handwerk, als Zeitvertreib, als Genuss

Storytelling allgemein

Beitragvon KitKaos » Sa 26. Okt 2013, 00:04

Da ich gerade einen Kurs zum Thema besuche, dachte ich mir, ich stoße hier mal eine kleine Diskussion an...

Was ist Storytelling?

Was macht für euch gutes Storytelling aus? Und warum?

Und so als Beispiel: Pixar's 22 Rules of Storytelling
"I am Clark Kent. I need to be Clark. I'd go crazy if I'd have to be Superman all the time."

"Creativity is the residue of time wasted." (Albert Einstein)

"The future is there ... looking back at us. Trying to make sense of the fiction we will have become. And from where they are, the past behind us will look nothing at all like the past we imagine behind us now. ..."
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Re: Storytelling allgemein

Beitragvon Falkenhayn » Sa 26. Okt 2013, 07:23

Was die 22 Tipps von Pixar betrifft:
Viele der Tipps sind mir zu allgemein gehalten - andere betreffen eher professionelles Drehbuchschreiben, denn Fan-Fiction IMO.
Die Tipps, die ich als zutreffend ansehe, habe ich bereits für mich entdeckt, lange bevor der Name Pixar allgemein bekannt war.

Storytelling wird IMO fälschlicherweise für das geschriebene Wort, oder für Filme genutzt - beschreibt es doch grundsätzlich die Art und Weise der mündlichen Überlieferung. Aber okay:
Erklärend möchte ich sagen, dass alles Folgende sich auf das Storytelling beim Schreiben von Fan-Fiction beziehen wird - nicht auf das Storytelling in Film oder TV.

Gerade wer beginnt FF zu schreiben, der sollte es sich nicht zu kompliziert machen. Darum empfehle ich anfangs auch eher, mit Kurzgeschichten zu beginnen. Denn ich finde, dass man sehr gut später in großen Maßstäben nutzen kann, was man dabei lernt.

Ein gutes Storytelling besteht für mich vordringlich aus einer faszinierenden Idee, gerade im Bereich SF oder Fantasy - wer will schon den 197. Aufguss desselben Plots lesen - oder anschauen.

Ich selbst gehe bei der Entwicklung einer Geschichte so vor:
- Zunächst muss ich wissen WAS ich überhaupt schreiben will. Weiß ich das nicht, so weiß ich auch nicht, welche Art von Protagonist/Antagonist ich benötige.
- Dann stelle ich meine "Heldentruppe" zusammen - zugleich lege ich deren Gegenpart fest, so es einen gibt. Also das WER ist gefragt. Dieser Part ist mir mit der wichtigste, weil gerade das Zusammenspiel der Charaktere oft zwischen einer guten oder schlechten FF entscheiden.
- Danach folgt die Sammlung von einzelnen Details, die in die Story mit einfließen sollen, hier folgt das Festlegen des WO, WANN und WARUM.
- Habe ich die fünf großen W´s so lege ich den Fahrplan fest - das Exposé meiner Geschichte. Dies bildet quasi das Drehbuch, nach der die Geschichte dann geschrieben wird, wobei ich mir Raum für spontane Detail-Ideen lasse. Am grundsätzlichen Ablauf ändere ich hier nichts mehr, das erledige ich in den vorherigen Schritten, bei Bedarf.

Eine Tatsache, an der ein FF-Autor nicht vorbeikommt ist: "Der beste Gag verpufft wirkungslos, wenn man ihn nicht rechtzeitig ankündigt".
Der Leser soll erahnen, was auf ihn zu kommt - aber nicht wissen. Die Kunst ist hier, die Andeutungen auf den Knalleffekt so zu halten, dass er nicht zu früh verraten wird, aber andererseits auch nicht zu abrupt kommt.
Eine abweichende Form davon ist: Den Leser bereits etwas vorher wissen zu lassen, wie der Plan für eine Aktion aussieht, nur um ihn damit zu konfrontieren, dass dieser Plan den ersten Kontakt nicht übersteht und ihn damit zu unterhalten, wie das Ziel dann durch haarsträubende Improvisationen doch noch ein Erfolg wird.

In einer längeren Geschichte belasse ich es zumeist nicht bei nur einem Handlungsstrang, sondern ich verteile die Geschichte auf 2-3 Handlungsstränge (zur selben Zeit - ingesamt können es mehr sein). Es gibt gerade unter den jüngeren, kommerziellen Autoren einige, die es mitunter mit 4 verschiedenen Handlungsebenen gleichzeitig versuchen, wobei ich dies als Leser zumeist als einen zuviel ansehe.

Wichtig in Hinsicht auf gutes Storytelling ist für mich auch, dass es in der Geschichte - selbst wenn sie actionreich angelegt ist - an den richtigen Passagen ruhige Momente gibt, in denen längere Dialoge Platz haben, um dem Leser Informationen zu vermitteln, abseits des reinen Fließtextes. Weil dies gut überlegt sein will halte ich persönlich nichts vom Drauflosschreiben, da diese wichtige Planung dabei vollkommen flachfällt.

Für mich auch sehr wichtig ist: Aus wessen Sicht erzähle ich den jeweiligen Part meiner Geschichte? Es kann einen großen Unterschied machen, ob ich, bei einer Verfolgung, die Sicht des Verfolgten, oder die des Verfolgenden einnehme. Und wann ich die Sichtweise evt. wechsele. Dabei kommt es hier oft mehr auf Gefühl an, als um etwas, das man starr lernen könnte IMO.
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Re: Storytelling allgemein

Beitragvon Magss » Do 31. Okt 2013, 20:25

Storytelling... und was es für mich bedeutet...

das erste was mir spontan dazu einfällt, ist große Emotionen nicht in ein einziges Wort zu packen: Er war eifersüchtig... Das machte ihr Angst... Die Schokolade schmeckte wirklich gut... bäh!

Ich meine Angst – ich kann doch nicht schreiben, dass mein Protagonist Angst hat!
In meinen Augen ist Angst ein zerfressendes Gefühl, etwas das heiß, stechend und lähmend ist. Das vielleicht vom Magen aus startet, oder eher vom Bauch aus, den Hals herauf kriecht, genau dort meinem Protagonisten die Luft abdrückt, weil es ihm die Luftröhre zusammendrückt (oder wem das zu anatomisch ist: ihm die Luft nimmt), den Rachen trocken macht und spätestens am Kopf angelangt, eine Implosion heraufbeschwört.
Also, die Frage ist doch, wie zeigt sich Angst? Wie fühlt sich das an? Wo merkt er es? Welche Symptome macht es? Am Ende brauche ich das Wort Angst/ängstlich gar nicht mehr.

Storytelling bedeutet für mich packende Schilderungen. Also die Worte so wählen, dass es den Leser richtig mitnimmt. Immer eher in Bildern zu arbeiten als eine reine Beschreibung zu geben.

Die Empfindungen der Protagonisten ganz und absolut mitzuerleben, zu fühlen, zu hören, zu schmecken, zu riechen, eben einfach möglichst viele Kanäle anzusprechen.

Was für mich auch dazu gehört, ist mit Worten zu spielen. Das klingt jetzt so simpel, was ich aber meine, ist Formulierungen zu suchen, die z.B. einen Rhythmus haben (Klang, Gegensätze, Steigerungen, bewusste Wiederholungen, so etwas eben)

Eine Anmerkung noch zu den im Netz viel diskutierten Pixar-Tipps:
Ich finde die einfach nur genial. Und dass nicht nur, weil ich Pixar mag. Sondern ganz besonders, weil ich es im höchsten Maße spannend finde, Anregungen, Regeln, Empfehlungen oder in diesem Fall Tipps aus anderen Genres zu beachten. Immer einen Blick auf Ähnlichkeiten oder Gleichheiten (kann man so schreiben?) und natürlich auch immer ein besonderes Augenmerk auf die Unterschiede zu richten – das kann nur bereichern!

Kaos, das war eine tolle Idee!
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Re: Storytelling allgemein

Beitragvon C_K_unlimited » So 3. Nov 2013, 11:32

Für mich bedeutet Storytelling (bei einer "großen" Geschichte) immer auch eine "Reise" der/des Protagonisten. Wobei, wenn ich es genau überlege, dann gibt es diese Reise auch bei kleinen Geschichten - nur eben eine kleinere Reise. Diese "Reise" beginnt am Anfang der Geschichte und beinhaltet die äußere und innere Handlung der Protagonisten. Unter äußerer und innerer Handlung verstehe ich die Dinge, die der/die Protagonisten tun (sie kämpfen zum Beispiel gegen Bösewichte oder suchen einen Schatz), und die Dinge, die der/die Protagonisten daraus "lernt" (zum Beispiel, dass Menschen manchmal richtig böse sein können oder man Mut braucht um einen Schatz zu finden).

Aber ganz ehrlich Storytelling ist ein großes Thema, das sich durch viele Genres zieht und alle diese Genres haben Gemeinsamkeiten. Eine Geschichte, die "funktioniert", hat doch in allen Genres ähnliche Punkte. Jede Geschichte hat einen oder mehrere Protagonisten, die uns in irgend einer Form ansprechen und mitnehmen und da ist es egal ob diese Geschichte mündlich, schriftlich oder in stehenden oder sich bewegenden Bildern erzählt wird. Aus diesem Grund kann meiner Meinung nach jedes Genre bei den anderen spicken und sich Beispiele abschauen.

Ich hab übrigens zum Thema Storytelling schon ein interessantes Buch mit dem Titel "Aristoteles in Hollywood" gelesen. Da wird eben genau aufgezeigt wie sich das Erzählen von Geschichten entwickelt hat, quasi vom Lagerfeuer in der Steinzeit bis zu Filmen und Serien in der heutigen Zeit. Wer sich für das Thema interessiert kann da viele Anregungen finden.
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Re: Storytelling allgemein

Beitragvon Falkenhayn » So 3. Nov 2013, 16:25

C_K_unlimited hat geschrieben:Für mich bedeutet Storytelling (bei einer "großen" Geschichte) immer auch eine "Reise" der/des Protagonisten.


Eine interessante wie zutreffende Ansicht, :superman:
Original dieselbe habe ich vor längerer Zeit schon in diversen Foren - unter der jeweiligen Rubrik Autorentipps - gepostet...
--> http://sfdb5f.phpbb8.de/autorentipps-f4 ... t-t32.html

Selbst beim Film DIE HARD findet diese Reise, wenn auch auf engstem Raum, statt - denn auch hier wechselt der Protagonist von einer Location zur anderen.
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Re: Storytelling allgemein

Beitragvon KitKaos » So 3. Nov 2013, 23:09

Zum Thema mündliche Geschichten vs. schriftlich festgehaltene nur ganz kurz: Der Unterschied ist meiner Meinung nach hier vor allem das Medium, also die Art zu erzählen, nicht die Geschichte selbst, die erzählt wird. Gerade auch viele mündlich überlieferte Geschichten sind schlussendlich in eine schriftliche Form gebracht worden (z.B. im Fall von Märchen). Deshalb denke ich eigentlich schon, dass man auch auf das, was wir hier und auch ganz allgemein machen, den Begriff "Storytelling" anwenden kann.

Natürlich folgt trotzdem jedes Medium eigenen Gesetzmäßigkeiten - man wird also kaum einen Film finden, in dem durch Voice-over von Anfang bis Ende erklärt wird. Klar. Aber auch das ist ja im Zeitalter von Trans- und Intermedia gar nicht mehr so voneinander zu trennen, es gibt ja doch immer neue Formen und viele Experimente. :) Und das find ich eigentlich sogar sehr spannend und interessant.

Von daher finde ich es sehr spannend, die Pixar-Regeln mal zu versuchen zu berücksichtigen. Klar hat Pixar die nicht erfunden - das Geschichtenerzählen ist so alt wie die Menschheit, da wird ein Animationsstudio im 21. Jahrhundert nicht plötzlich die Erleuchtung haben. Aber sie sind sehr schön auf den Punkt gebracht.

Anyway, @Falkenhayn - was macht für dich eine 'faszinierende' Idee aus? Ich bin jetzt mal ganz frech und konstatiere, dass alles schon mal in irgendeiner Form da war und, wie hab ich heut so schön gelesen?, Kreativität kommt nicht davon auf ein leeres Blatt zu starren, sondern aus dem reichen Schatz unserer Erfahrungen, des schon Erlebten.

Und dann muss ich auch noch auf dein "Der beste Gag verpufft wirkungslos, wenn man ihn nicht rechtzeitig ankündigt" eingehen, ich hoffe, das ist erlaubt. Die Kunst des Andeutens ist da glaub ich eine ziemliche Gratwanderung, aber deshalb gibt es eben auch so wenige wirklich gute Komödienschreiber, meiner Meinung nach. Ich habe es ja selbst auch schon mal versucht und es ist wirklich eine hohe Kunst. Natürlich kommt da vor allem das Prinzip von Chekhov's gun zu tragen, was ich ja sehr faszinierend finde, besonders wenn es gelungen umgesetzt ist (z.B. BBC's "Sherlock" ist da einfach hammermäßig gut drin). Trotzdem finde ich auch gerade absolut unerwartete komische Momente in gutem Storytelling möglich. Schlimm ist nur das Gegenteil, wenn man die Pointe schon von Weitem kommen sieht.

@Magss - gutes Storytelling als packende Schilderungen vor allem von abstrakten Konzepten wie Angst oder so. Kann ich denke ich auch unterschreiben. Aber macht es zum Beispiel dann einen Unterschied, aus welcher Perspektive man schreibt? Und wie sieht das mit dem ganz bewussten Einsatz von solchem "showing vs. telling" aus? Gibt es Situationen, in denen du dir vorstellen könntest, es eben doch einfach auf das abstrakte Konzept zu beschränken?

@CK - das Buch würde ich mir bei Gelegeinheit gern ausleihen, wenn ich wieder da bin? Das klingt wirklich interessant. Und eine Reise in irgendeiner Form ist immer teil einer Story, das seh ich auch so, selbst wenn sie nur im Kopf stattfindet, so à la Initiationsgeschichte, etc. Ich find leider gerade nicht mehr, wer mal diese Liste zusammengestellt hat, aber in der Narratologie gibt es ein Modell, das davon ausgeht, dass es eigentlich nur eine Handvoll Prototypen einer Erzählhandlung gibt - wenn man sich mal vorstellt, wie viele Romane, Theaterstücke, Filme, Comics, Videospiele, etc etc. es da draußen gibt, find ich das total faszinierend.

Was mich ja bei "gutem Storytelling" oft beschäftigt, ist die Wechselwirkung mit dem Rezipienten - ich denke, da kommt es sehr darauf an, für wen man schreibt oder zu schreiben meint... Ich erzähle eine Geschichte anders, wenn ich weiß, mein Leser ist mit Thematik XYZ vertraut oder wenn ich davon ausgehe, dass die Aufmerksamkeitsspanne entsprechend gering ist, etc etc. Das spielt doch alles auch mit rein, denke ich...
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Re: Storytelling allgemein

Beitragvon Falkenhayn » Do 7. Nov 2013, 11:22

KitKaos hat geschrieben:Deshalb denke ich eigentlich schon, dass man auch auf das, was wir hier und auch ganz allgemein machen, den Begriff "Storytelling" anwenden kann.


Ich mache deswegen den Unterschied zwischen Storytelling und Storywriting, da ich signifikante Unterschiede ausmache. Ersteres vielleicht deswegen, weil ich früher meinen Nichten sehr viel vorgelesen habe. Und ich denke, dass ich dabei deswegen bei beiden so gefragt war, weil ich die Geschichten nicht einfach vorgelesen habe, sondern die Stimmlage und Redeweise für jede Figur individuell geändert habe. Große Brummbären habe ich langsam und mit Bassstimme reden lassen, Hasen eher schnell mit hoher Stimmlage, den Erzähler neutral, etc. pp. Und dass bedeutet für mich gutes Storytelling - also nicht sich eine Geschichte auszudenken und/oder sie niederzuschreiben, sondern tatsächlich die ART wie man eine Geschichte ERZÄHLT.

Geschichten ausdenken und schreiben ist IMO definitiv Storywriting. Mit dem ursprünglichen Begriff des Storytelling hat das eigentlich nichts zu tun - der Begriff wird heute eben nur (fälschlich) oft und gerne für Storywriting benutzt.
No offense...

KitKaos hat geschrieben:Von daher finde ich es sehr spannend, die Pixar-Regeln mal zu versuchen zu berücksichtigen. Klar hat Pixar die nicht erfunden - das Geschichtenerzählen ist so alt wie die Menschheit, da wird ein Animationsstudio im 21. Jahrhundert nicht plötzlich die Erleuchtung haben. Aber sie sind sehr schön auf den Punkt gebracht.


Ich finde sie nicht schlecht - ich hätte mir nur gewünscht, man wäre mehr in die Details gegangen. Ich sehe diese Tipps als sehr grobes Grundgerüst, wer aber beim Schreiben von FF bei Null beginnt, der benötigt IMO mehr Hilfestellung.

Zudem sehe ich diese Tipps sehr auf die Vorgehensweise bei einer typischen Pixar-Story, in Trickfilmen bezogen.

KitKaos hat geschrieben:Anyway, @Falkenhayn - was macht für dich eine 'faszinierende' Idee aus? Ich bin jetzt mal ganz frech und konstatiere, dass alles schon mal in irgendeiner Form da war und, wie hab ich heut so schön gelesen?, Kreativität kommt nicht davon auf ein leeres Blatt zu starren, sondern aus dem reichen Schatz unserer Erfahrungen, des schon Erlebten.


Natürlich war alles mal da und baut sehr viel auf Erfahrung auf.
Ich sehe eine "faszinierende Idee" z.B. weniger in dem ausgelutschten Szenario: "Aliens finden die Erde und beginnen eine Invasion..." (ID4, FALLING SKIES) Vor allen Dingen dann, wenn der entsprechende Erfinder dieser Story nicht erzählt, welche Intentionen und möglicherweise sogar Notwendigkeiten dahinter stecken. Nein, das ist mir persönlich zu einfach.
Leider finden solche Simpel-Szenarios leider immer mehr den Weg, gerade in die Kinos: Laut - Bunt - Schnell - Story=Null.

Dabei kann man natürlich ein "Aliens überfallen Erde Szenario" schon schlüssig - im Idealfall intelligent - erzählen, nur wird das, gerade in Kinofilmen, oder Büchern zu PC-Games, dann kaum gemacht.

Ein gutes Beispiel FÜR eine gut umgesetzte Idee ist IMO "Rendezvous with Rama" von Arthur C. Clarke.
Es ist zwar nicht neu, ein unbekanntes Raumschiff zu entdecken einzudringen und nachzuschauen, was es dort zu finden gibt.
Clarke versteht es in dieser Geschichte dennoch, die Erforschung des Raumschiffs, durch eine Handvoll Menschen, mit dessem langsamen, maschinellen Erwachen so zu verquicken, dass ich das Buch förmlich verschlungen habe. Hier war nicht der eigentliche Plot die faszinierende Idee, sondern auf welche Art Clarke ihn umgesetzt hat. In dieser Geschichte war es einfach schon die faszinierend beschriebene Umgebung, die mich gefesselt hat.

KitKaos hat geschrieben:Und dann muss ich auch noch auf dein "Der beste Gag verpufft wirkungslos, wenn man ihn nicht rechtzeitig ankündigt" eingehen, ich hoffe, das ist erlaubt. Die Kunst des Andeutens ist da glaub ich eine ziemliche Gratwanderung, aber deshalb gibt es eben auch so wenige wirklich gute Komödienschreiber, meiner Meinung nach. Ich habe es ja selbst auch schon mal versucht und es ist wirklich eine hohe Kunst. Natürlich kommt da vor allem das Prinzip von Chekhov's gun zu tragen, was ich ja sehr faszinierend finde, besonders wenn es gelungen umgesetzt ist (z.B. BBC's "Sherlock" ist da einfach hammermäßig gut drin).


Es ist in der Tat schwer, diese Gratwanderung zu vollziehen. Um so mehr, als dass ich als Autor einer Geschichte ja bereits alle Details kenne (hoffentlich) und dann abwägen muss, wie viel ich davon dem Leser verraten kann, ohne ihm Zuviel, oder aber Zuwenig zu verraten.
Bei der bisher einzigen beinahe rein humorvollen STAR TREK- FF-Episode von mir habe ich gemerkt, dass gerade eine humorvolle Geschichte umso mehr Vorarbeit und Überlegung erfordert. Dort sind die (humorigen) "Gags" überwiegend spontan - und so muss es auch sein.

Das Wort GAG hatte ich eingangs allerdings weniger im humorigen Sinn gemeint. Meiner Meinung nach kann man den Leser nicht 88 Seiten lang im Dunkel belassen, was den Ausgang einer Story betrifft, und plötzlich nimmt die Geschichte auf Seite 89 DIE 180°-Wendung und endet auf Seite 90. Das funktioniert ganz sicher nicht. IMO wird in jedweder Geschichte auf das Finale hin gearbeitet - mal komplexer, mal einfacher.

KitKaos hat geschrieben:Trotzdem finde ich auch gerade absolut unerwartete komische Momente in gutem Storytelling möglich. Schlimm ist nur das Gegenteil, wenn man die Pointe schon von Weitem kommen sieht.


Ins andere Extrem zu verfallen ist natürlich auch nicht gewünscht, das versteht sich aber IMO so sehr von selbst, dass ich es nicht extra erwähnt habe.

KitKaos hat geschrieben:Was mich ja bei "gutem Storytelling" oft beschäftigt, ist die Wechselwirkung mit dem Rezipienten - ich denke, da kommt es sehr darauf an, für wen man schreibt oder zu schreiben meint... Ich erzähle eine Geschichte anders, wenn ich weiß, mein Leser ist mit Thematik XYZ vertraut oder wenn ich davon ausgehe, dass die Aufmerksamkeitsspanne entsprechend gering ist, etc etc. Das spielt doch alles auch mit rein, denke ich...


Das ist ein wirklich interessanter Punkt für mich, da ich mich gerade bei STAR TREK - ICICLE gefragt habe, in wie weit ich auf gewisse Details eingehen soll.
Wie ein Raumschiff der AKIRA-KLASSE aussieht, dass wissen die meisten ST-Fans, an die sich diese FF-Serie hauptsächlich ausrichtet. Andererseits habe ich mir gesagt, dass es immer auch Neuleser/Schauer gibt, die erst wenig oder vielleicht noch gar nicht mit den vielen Details der TV-Serien vertraut sind.
So habe ich mich letztlich dazu entschieden grundsätzliche Details zu den Raumschiffen einzubinden, die für meine Episoden relevant sind, auch wenn vielleicht 95% der Leser nicht erklärt bekommen müssen, wie das Schiff aussieht, oder wie lang und breit es ist.

Ähnliches gilt für meine SMALLVILLE-FF. Natürlich weiß der Serienfan, wie Clark, Lana und Co. aussehen. Dennoch binde ich mitunter "Der Schwarzhaarige" oder "Seine blauen Augen musterten ihn/sie/es fragend..." ein, wenn von Clark die Rede ist. Einerseits, um auch Leser, die noch keine einzige TV-Folge sahen, nicht im Dunkel stehen zu lassen - andererseits vielleicht deswegen, weil ich mit Original-Fiction angefangen habe, wo der Leser keine Vorlage durch Film/TV/Bücher etc. pp. hat.
Alte Gewohnheiten sind langlebig...
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