in einem Gespräch neulig haben ich festgestellt, dass es ein paar FicGrabs von mir gibt, die bisher nur auf dem Superman-Forum gepostet waren. Da es das ja nun aber nicht mehr gibt, hab ich gedacht, ich stelle die hier mal ein. Ich weiß auch nicht mehr, ob die Reihenfolge stimmt, aber das sollte ja auch keine Rolle spielen. Also - viel Spaß beim Lesen und einer für alle...
Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.
Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.
Abonnement
Was für ein Tag!
Clark stand in seiner Küche über dem Spülbecken und während der Abend gerade dabei war in die schwarze Nacht überzugehen, versuchte er mal wieder seinen Anzug sauber zu bekommen. Die Reste seines letzten Einsatzes waren deutlich zu erkennen. Ruß, Explosionsstaub, Matsch... und da waren auch einige Flecken, über die er lieber nicht nachdenken wollte. Sicher, er hatte viele Menschen gerettet. Ein Kanaltunnel war eingestürzt. Ein Nahverkehrszug und mehrere Spuren einer Schnellstraße waren mitten in der Rushhour überflutet worden. Es hatte so viele Verletzte gegeben. Die Menschen saßen in ihren Autos fest und in dem Zug. Alle wollten sie als erstes gerettet werden. Überall Panik, Schreie, Verwundete, Weinen und auch Tote.
Den Matsch bekam er am besten mit kaltem Wasser wieder heraus. Da leuchtete das Blau doch gleich wieder.
Das war etwas, das ihn immer sehr belastete. Ganz gleich, wie vielen Menschen er hatte helfen können, da gab es auch immer die ein, zwei, für die selbst er zu spät gekommen war. Clark wusste, er war schnell, er war wirklich schnell, nach menschlichem Ermessen galaktisch schnell. Doch auch er hatte seine Grenzen, auch er konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. In solchen Situationen fragte er sich immer, was er hätte besser machen können. Sicher, er hatte Hunderten das Leben gerettet. Ohne ihn hätten die Rettungsmannschaften Stunden gebraucht, bis sie bei den Eingeschlossenen gewesen wären.
Der ganze Tag war schon so gehetzt gewesen. Den Vormittag über hatte er mit Lois versucht ein Interview zu ergattern. Richard Denton war der Geschäftsführer eines riesigen Unternehmens der Computerbranche. Seine Firma hatte sich über die Jahre etabliert und nun, wo sie auch noch an die Börse gehen wollte, glaubten alle, es ging nur noch bergauf. Doch plötzlich sprachen die Informanten auf der Straße von Ungereimtheiten in den Finanzen. Für Lois roch das nach Wirtschaftkriminalität und so hatte sie sich, wie der berühmt-berüchtigte Pitbull in die Idee verbissen, sie müsse das Unmögliche erreichen: Ein Interview mit dem Obersten.
Doch überall, wo sie ihn aufzuspüren geglaubt hatten, bekamen sie immer die gleichen Worte zu hören: „Ohhhh, das tut mir sehr leid, den haben Sie gerade verpasst. Versuchen Sie es doch mal...“ Immer ein anderer Ort, immer andere freundliche Mitarbeiter, doch Richard Denton hatten sie auf diese Weise nicht angetroffen.
Über Stunden waren sie ihm hinterher gejagt. Und als sie ihn dann endlich erwischt hatten, auf dem Flughafen von Metropolis, auf dem Weg zu einem Flieger Richtung China, da hatte er gerade einmal eine Minute Zeit für sie. In dieser einen Minute hatte Lois es allerdings geschafft, ein Interview von Weltklasse zu machen. Lois und Denton, sich beide der Knappheit der Zeit voll bewusst, hatten sich nur noch Stichworte zugeworfen. Doch diese Brocken an Informationen waren so vielsagend, dass sie aus diesem Telegramm-Interview wirklich einen Artikel machen konnten. Das war Lois' große Stärke.
Zur Belohnung hatten Lois und Clark dann zusammen zu Mittag gegessen. Wobei sowohl Lois' Handy als auch sein eigenes dabei ständig geklingelt hatten. Lauter Kleinigkeiten, Clark, kannst du dies noch erledigen? Clark, wo liegt der Entwurf für den Artikel aus dem Krisengebiet? Clark, was hast du dir dabei gedacht? Die Redaktion, klar. Auch Lois hatte diverse Anrufe zu beantworten, zum Teil sprachen sie gleichzeitig.
Danach wollte sie zurück in die Redaktion, den Artikel über Denton fertig schreiben. Es sollte ein wenig Ruhe einkehren, doch das blieb ein Wunschtraum. Clark hörte, gerade als sie den Aufzug betreten wollten, wie zwei Menschen sich über die neuesten Nachrichten unterhielten – der Kanaltunnel. Niemand hatte sich vorstellen können, dass dieses Jahrhundert-Bauwerk einstürzen konnte. Aber auch die Titanic war gesunken.
Also hatte er sich hektisch aufgemacht. Musste Lois wieder mal eine von diesen dummen Ausreden auftischen – die Käse-des-Monats-Zeitung.
Er sollte solche ruhigen Momente, wie dieser gerade, in denen er versuchte etwas Schwarzes, Öliges von seinen roten Stiefeln zu reiben, dafür nutzen, um sich endlich mal wirklich gute Ausreden zurecht zu legen. Lois würde ihn eines Tages noch mal durchschauen. Aber Clark glaubte eigentlich immer, Lois durchschaute ihn, wenn er ihr etwas sagte, das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Es war sicher nur das schlechte Gewissen. Aber sie hatte es geschluckt. Doch was blieb ihr auch anderes übrig, er war schließlich bereits eine Sekunde später schon in der Luft.
Und dann hatte ihn dieser Tunnel den ganzen Nachmittag beschäftigt. Es war bereits dunkel, als er wieder nach Metropolis kam. Noch in die Redaktion zu gehen, hätte keinen Sinn mehr gemacht, er war gleich nach Hause geflogen. Also stand er nun in seiner Küche über seinem Anzug gebeugt und rubbelte an dem 27. Fleck herum, den er sich da rein gearbeitet hatte. Der Ersatzanzug war auch schon recht verschlissen, er musste dringend nach Smallville, auch wenn seine Mutter ihm sicher die Ohren langziehen würde. Doch bei dem Gedanken musste Clark lächeln, seine Mutter machte sich einen Spaß daraus streng zu klingen, wenn sie die Reste von den Superman-Anzügen ausbessern sollte, aber sie machte das gerne. Seine Mutter – und sein Vater natürlich auch – waren einfach zwei superklasse Menschen. Smallville...
Ein Klopfen an seiner Wohnungstür riss Clark aus seinen Gedanken an Zuhause. Ein Blick zur Uhr, es war bereits nach elf, ein Blick unter Zuhilfenahme seines Röntgenblicks gab ihm schnell die Antwort: Lois. Natürlich Lois, wer sonst würde so spät noch bei ihm auftauchen?
Clark nahm schnell den Anzug und verstaute ihn in der Geheimkammer, dann setzte er auf dem Weg zur Tür die Brille auf. Lois hatte die Arme vor der Brust verschränkt und tippte mit ihrem Fuß auf den Holzboden. Oh-oh! Das bedeutete Ärger.
Klar, er war den ganzen Nachmittag nicht in der Redaktion gewesen – mal wieder. Sie hatte den Artikel alleine schreiben müssen – mal wieder. Sie hatte sich alleine Perrys Kritik stellen müssen – mal wieder. Mal wieder hatte sie die ganze Arbeit, den Ärger und mal wieder war sie deswegen sauer auf ihn. Wie lange würde er diesen Zustand noch weiter führen können? Er wusste es nicht.
Bereit für das Donnerwetter, das nun über ihn hinwegfegen würde, öffnete er die Tür. Er versuchte taktisch vorzugehen und versuchte es einfach freundlich: „Hey, Lois! Du hier? Komm rein. Möchtest du etwas trinken?“ Er bot all seinen Charme auf.
Eiskalt sah sie ihn an und trat ein. Sie ging ruhig an ihm vorbei in die Mitte des Zimmers und setzte sich auf sein Sofa, immer noch wortlos. Sie hatte immer noch die Arme vor der Brust verschränkt und starrte stur geradeaus. Nun tippte sie wieder mit dem Fuß auf den Boden. Der einzige Punkt, an dem ihre innere Wut, die kurz vor dem Überkochen war, zu sehen war.
Clark schloss die Tür und atmete tief durch. Das würde ein längeres Gespräch werden. Er folgte ihr zum Sofa und wiederholte seine gerade gestellte Frage: „Und... möchtest du etwas trinken?“ Er blieb stehen. Er war sich noch nicht sicher, ob es nicht zu gefährlich war, mit ihr dasselbe Sitzmöbel zu teilen. Sie blieb nach wie vor stumm. Lois kochte innerlich. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, wohin mit dieser Energie. Wenn sie doch bloß endlich etwas sagen würde.
Und dann brach es aus ihr heraus: „Clark, ich... ich... ich... Weißt du, was ich eigentlich machen wollte?“ Sie war so wütend, das war mehr als deutlich. Ihre Stimme bebte, sie atmete kaum und ihre Wangen glühten.
Abgesehen von der ständigen Schuld wegen der einen oder anderen Ausreden-Lüge, war sich Clark keiner wirklichen Schuld bewusst. Er schüttelte den Kopf.
„Ich wollte...“ Lois stand auf und stellte sich ihm gegenüber. Sie funkelte ihn böse an. Es war das erste Mal, dass sie ihn ansah an diesem Abend. Aber den Blick hätte er gerne gegen etwas anderes eingetauscht. „Ich bin wirklich auf die wahnwitzige Idee gekommen...“ Sie begann nun auf und ab zu laufen. Sie war dabei sich in Rage zu reden. Ihre Fäuste waren geballt. „...ich könnte dir einen Gefallen tun. Ständig rennst du wegen dieser blöden Käse-des-Monats-Zeitung weg. Die muss ja wirklich wahnsinnig gut sein, hab ich mir gedacht. Also, statt dass er ständig laufen muss, schenke ich ihm ein Abonnement dieser komischen Zeitung. Das war meine Idee.“
'Oh-oh', dachte Clark bei sich, er hatte ja gewusst, dass das mal passieren musste. Dass Lois von ihm inzwischen in der dritten Person sprach, war auch kein gutes Zeichen. Clark versuchte in einer von ihren ausgesprochen kurzen Atempausen zu Wort zu kommen, doch keine Chance.
Lois hatte inzwischen ihr 'Vulkan-Stadium' erreicht. Die Erde war aufgebrochen, nun schleuderte sie heiße Magma heraus. Wahrscheinlich für Stunden. Sie lief wie ein eingesperrter Tiger umher und fuhr fort: „Ich meine, wie oft läufst du weg, weil du diese Käse-des-Monats-Zeitung kaufen musst? Na ja, und dann habe ich gedacht, du hattest gerade Geburtstag und die Krawatte war vielleicht nicht so der Oberhit, aber diese Zeitung, die dir so sehr am Herzen zu liegen scheint... Ein Abonnement der Käse-des-Monats-Zeitung – das ist es.“ Sie lief nun um ihn herum, warf ihm gelegentlich böse Blicke zu und redete weiter: „Ich habe also gedacht, ich habe die perfekte Idee, für ein perfektes Geschenk. Auch wenn dein Geburtstag schon acht Wochen her ist. Ich dachte, ich mach dir eine Freude. Aber weißt du was?“ Lois sah ihn fragend, ja provozieren an. Aber Clark war sich sicher, sie wollte nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage. Doch sie fuhr auch schon fort: „Du wirst es nicht glauben, es gibt keine Käse-des-Monats-Zeitung! Nicht in Amerika. Nun gut. Clark ist international bewandert. Das heißt noch gar nichts. Also hab ich gedacht, nun, in Sachen Käse sind ja auch die Europäer ganz groß. Aber ob du es glaubst oder nicht, in Frankreich? - keine 'Fromage-du-mois-Zeitung, in der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Italien, Spanien und selbst in England gibt es keine Käse-des-Monats-Zeitung...!“ Sie zog das Wort nun absichtlich in die Länge. „Weißt du, es ist wirklich erstaunlich, was die Europäer alles an Käse machen und noch erstaunlicher ist, wie viele Käse-Zeitschriften es gibt. Und jede zweite Zeitung dieser Welt, die sich irgendwie mit Käse beschäftigt hat eine Rubrik Käse-des-Monats oder der Woche, des Jahres. Aber es gibt doch wirklich auf der ganzen Welt keine Käse-des-Monats-Zeitung.“
Clark merkte, wie ihm langsam schlecht wurde. Er brauchte ihr Vertrauen, mehr als von jedem anderen Menschen auf der Welt. Er brauchte sie. Was sollte er sagen, wenn sie seine Ausreden durchschaute? Doch Lois war noch nicht fertig mit ihm. Immer noch lief sie herum, fuchtelte dabei immer mehr mit den Armen und redete nun ohne Luft zu holen. Der Vulkanausbruch war auf dem Höhepunkt. „Und dann habe ich gedacht, es gibt ja noch so das eine oder andere, was du immer mal wieder erzählst um dann gleich darauf sehr hektisch zu verschwinden. Nun war ich skeptisch geworden und habe mich gefragt, was es wohl mit deinem Frisör 'Waldo' auf sich hat. Du wirst lachen, es gibt in dieser Stadt auch keinen Frisör namens 'Waldo' und bei allen Frisören dieser Stadt gibt es noch nicht mal einen Angestellten namens 'Waldo'; das haben mir alle Praktikanten, die der Planet gerade aufzubieten hat, bestätigt. Es gab Willys, Wallace, Williem, Warren, Walter, was auch immer du willst. Und so oft, wie du zum Zahnarzt läufst, dürftest du keinen echten Zahn mehr haben...“ Lois machte eine Atempause und sah ihn an. Die Wut war weg, alles Magma war verschleudert. Doch der Blick, der ihn nun traf, war schlimmer als jede Wut, die Lois aufbieten konnte, er war verzweifelt. „Clark... was machst du bloß? Was tust du, dass du dafür lügen musst? Was ist so schlimm, dass du mir die Wahrheit nicht sagen willst?“
Jedes ihrer Worte schmerzte ihn. Er hasste es zu lügen. Er hasste es Lois anzulügen. Dass sie ihn ertappt hatte, machte es nicht besser. Doch wie kam er aus dieser Nummer wieder heraus? Was konnte er bloß sagen? Gab es ein Wort dieser Welt, das seine Lügen erklären konnten? Verständlich machen konnte? Ja, das gab es – die Wahrheit. Sein Magen krampfte sich zusammen und er schloss seine Augen. Es gab keinen anderen Ausweg. Keine weitere Lüge konnte seine Ausreden zurechtrücken – und er wollte auch nicht mehr lügen. Lois sollte... sie sollte die Wahrheit erfahren. Es war das erste Mal, dass er diesen Gedanken wirklich dachte und doch wusste er es schon so lange.
Er sah sie an. Ängstlich und doch wusste er, es gab keinen Weg zurück. Würde sie ihn verstehen? Doch das Risiko musste er eingehen.
„Lois... ich...“, er schluckte, „ich werde dir die ganze Wahrheit sagen.“ Er griff sich an seine Brille und zog sie sich von der Nase...
ENDE