Diese Fragen stellten sich mir:
Und wovon sollte das Epos handeln? Haben wir nicht schon so viele Szenarien von allen möglichen Seiten beleuchtet? Welche Begebenheit wäre denn noch so ergiebig? Aus welcher Szene könnte man so eine Mammutgeschichte entwickeln?
Hier ist die Antwort:
Stellt Euch ein Feld oder einen großen Rasen vor, auf dem frischer Schnee liegt. Zwei oder drei Spuren sind auf dieser sonst unberührten Fläche zu sehen.
Das ist meine Spielwiese: das alternative Universum, die Parallelwelt, die wir in einer Epi unserer geliebten Serie kennengelernt haben. Bereits meinen Mehrteiler „Gestern, Morgen und zurück…“ habe ich dort angesiedelt.
Mit dieser Story spinne ich jene Geschichte weiter. Dadurch, dass die beiden Universen doch einige Unterschiede aufweisen, bieten sich ungeahnte Möglichkeiten für die Protagonisten und meine Phantasie.
Außerdem betrete ich Neuland: Jeder meiner Mehrteiler war vor dem ersten Post so gut wie fertig. Das ist hier nicht der Fall. Ich bin selber gespannt, wie die ganze Story letztendlich aussehen wird und wohin mich meine Ideen führen!
Disclaimer: die Protagonisten meiner Story sind von Anderen erdacht worden, ich leihe sie mir nur aus. Und natürlich verdiene ich auch kein Geld mit meiner Geschichte.
Die Möglichkeit inmitten der Schwierigkeit
Der Schock (1 /?)
Wie jeden Morgen klopfte Archibald Douglas behutsam an die Zimmertür seines Herrn. „Tack-tack. Tack-tack.“ Wie jeden Morgen erklang dessen ruhige Stimme: „Archie, kommen Sie herein!“ Lautlos öffnete der Angesprochene die Tür und schob den gut bestückten Servierwagen vorsichtig über die Schwelle. Der Besitzer dieses Penthauses und des dazugehörigen Towers saß bereits vor dem Fenster an dem Frühstückstisch, von dem er weit über Metropolis schauen konnte.
Archibald wusste, wie sehr sein Herr diesen Anblick liebte und ihn genoss, wenn es ihm immer möglich war. „Guten Morgen, Sir! Es wird heute der Jahreszeit gemäß kalt, aber noch nicht schneien! “ Mit geschickten Handgriffen hatte er schnell den Tisch gedeckt. Der Kaffee floss in einem dunklen Strom dampfend in die Kaffeetasse aus der „Königlichen Porzellan-Manufaktur". Hauchzartes Porzellan mit viel Golddekor! Der Butler wusste, dass er für ein Gedeck länger als einen Monat arbeiten musste.
Sofort erfüllte der köstliche Kaffeeduft den ganzen Raum. Vermischte sich dann mit dem kräftigen Aroma gebratenen Schinkens, den Archibald seinem Arbeitgeber vorlegte. Das Weißbrot sprang goldbraun aus dem Toaster. Genießerisch wurde es mit Butter bestrichen und mit Rührei belegt.
„Auch wenn es schneien sollte, werden wir heute nach ‚Double-L‘ hinausfahren, Archie. Ein Ritt in den Wäldern und eine Beizjagd werden mir und Faust gefallen. Er braucht mal etwas anders in seinen Krallen als immer nur Tauben. Und? Was ist in der Welt passiert? Was halten Sie heute für das Interessanteste, Archie, was so in den Blättern steht?“ Die gepflegte Hand, geschmückt mit einem schweren Siegelring aus hochkarätigem Gold, wies auf den Stapel Zeitungen auf der unteren Etage des Wagens.
Der Gefragte wartete, bis sein Herr den ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte. „Das Interessanteste, Sir? Das dürfte zweifelsfrei diese Nachricht sein!“ Er hob die oberste Zeitung hoch. Es war der „Daily Planet“. Die Headline prangte in großen Buchstaben:
„SUPERMAN MARRIED!“
Das Bild darunter war im Gegensatz dazu eher klein geraten. Und die Bildqualität ließ zu wünschen übrig. Das Motiv, zwei Personen, war nicht so klar erkennbar, wie man es sonst bei Fotos der ersten Zeitung am Ort gewöhnt war.
Als der Blick des sich seines Frühstücks Widmendem auf die Schlagzeile und das Bild fiel, verfinsterte sich schlagartig seine Miene. Die dunklen Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Er ließ sein Besteck scheppernd auf sein kostbares Geschirr fallen, sprang auf und riss dem verdutzten Diener die Zeitung aus der Hand. Eine gefühlte Stunde starrte er auf das Bild, als ob er es aufsaugen wollte. Dann überflogen seine Augen unter den zusammengezogenen Brauen in Windeseile den Text dieser Nachricht. Ein Laut der größten Überraschung löste sich aus seinem Mund und er ließ sich einfach zurück in seinen Sessel fallen.
Betroffen starrte Archibald Douglas auf seinen Herrn. In den zwei Jahren seiner Dienste für ihn hatte er ihn noch nie so fassungslos erlebt.
Bis vor fünf Minuten war dieser Job leicht und angenehm gewesen. Sicher, sein Herr war anspruchsvoll, sehr sogar. Nie hatte Archibald einem verwöhnteren und wählerischeren Arbeitgeber seine Dienste gewidmet. Doch wenn man ihn und sein Niveau kannte, sein Bestes gab und ihm jeden Wunsch erfüllte, sei er noch so außergewöhnlich, war das Leben hier und in dem schlossähnlichen Anwesen in den Bergen vor der Stadt unproblematisch.
Doch die jetzige Situation fand Mr. Douglas furchterregend! Lex Luthor, Öl-Tycoon, außerdem Besitzer verschiedenster Unternehmen, Multimilliardär, jetzt der begehrteste Junggeselle der Welt, nicht mehr der zweitbegehrteste, saß da in seinem antiken Sessel, bebte am ganzen Körper, starrte auf die Zeitung und …ja, er knirschte mit den Zähnen. Immer wieder kam keuchend derselbe Satz aus seinem Mund: „Lois Lane lebt, verheiratet mit Superman! Lois Lane lebt, verheiratet mit Superman…!“
Plötzlich schien ihm bewusst zu werden, dass er nicht allein war. Er schaute auf. Archibald wurde von einem Blick aus funkelnden Augen getroffen, der ihm wie der Stich eines mazedonischen Dolches vorkam. „Danke, Sie können gehen!“ Diese Stimme hatte der Butler noch nie bei seinem Dienstherrn gehört. „Ich will nicht gestört werden!“, kam es noch knurrend hinterher.
In dem eleganten Raum mit einem lustig flackernden Kaminfeuer wurde es eiskalt. „Jawohl, Sir!“ Fröstelnd zog Archibald Douglas die Schultern hoch und verließ fluchtartig das Zimmer. Vor der Tür blieb er aufatmend stehen. Konzentriert versuchte er sich an den Artikel zu erinnern. Im Geiste sah er die Wörter vor sich:
„Seit vier Tagen wird in der ganzen Welt gerätselt, aus welchem Grund Superman an keiner wohltätigen Veranstaltung mehr teilnimmt und auch alle diesbezüglichen Termine abgesagt hat. Durch seine sonstige starke Präsenz bei vielen dieser Events ist das besonders aufgefallen.
Der Vermisste hat den Daily Planet autorisiert, folgende Erklärung abzugeben:
Clark Kent und Lois Lane haben am 13. Februar 1997 den Bund der Ehe geschlossen. Jeder Leser wird verstehen, dass Superman aus diesem sehr privaten Grund für die Dauer der Hochzeitsreise in der Öffentlichkeit nur in dringendsten Notfällen zu sehen sein wird.
Die Braut, unsere Reporterin Lois Lane, war vor vier Jahren in Afrika spurlos verschwunden. Wie sich jetzt herausstellte, hatte sie seinerzeit einen schweren Unfall. Sie lag seitdem unerkannt im Koma und zwar auf einer Missionsstation mitten im kongolesischen Dschungel. Erst vor kurzem erlangte sie das Bewusstsein wieder.
Perry White, der Bürgermeister von Metropolis und James Olsen, der Herausgeber des Daily Planet bitten die Bevölkerung, die Privatsphäre des jungen Paares zu achten und gegebenenfalls auch zu schützen. Auf diese Weise können alle Superman etwas für das zurückgeben, was er in dem letzten Jahr für Metropolis und die Welt getan hat.
Vorstand und alle Mitarbeiter dieser Zeitung freuen sich mit den frisch Vermählten und wünschen ihnen für ihren gemeinsamen Lebensweg unendlich viel Glück!“
Der Butler schüttelte verständnislos den Kopf. Was an dieser eigentlich doch positiven Meldung hatte Lex Luthor nur so unglaublich erschüttert?
Es geht bald weiter!