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alte FicGrabs - Abo

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

alte FicGrabs - Abo

Beitragvon Magss » Mo 15. Nov 2010, 10:40

in einem Gespräch neulig haben ich festgestellt, dass es ein paar FicGrabs von mir gibt, die bisher nur auf dem Superman-Forum gepostet waren. Da es das ja nun aber nicht mehr gibt, hab ich gedacht, ich stelle die hier mal ein. Ich weiß auch nicht mehr, ob die Reihenfolge stimmt, aber das sollte ja auch keine Rolle spielen. Also - viel Spaß beim Lesen und einer für alle...

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.

Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.






Abonnement


Was für ein Tag!

Clark stand in seiner Küche über dem Spülbecken und während der Abend gerade dabei war in die schwarze Nacht überzugehen, versuchte er mal wieder seinen Anzug sauber zu bekommen. Die Reste seines letzten Einsatzes waren deutlich zu erkennen. Ruß, Explosionsstaub, Matsch... und da waren auch einige Flecken, über die er lieber nicht nachdenken wollte. Sicher, er hatte viele Menschen gerettet. Ein Kanaltunnel war eingestürzt. Ein Nahverkehrszug und mehrere Spuren einer Schnellstraße waren mitten in der Rushhour überflutet worden. Es hatte so viele Verletzte gegeben. Die Menschen saßen in ihren Autos fest und in dem Zug. Alle wollten sie als erstes gerettet werden. Überall Panik, Schreie, Verwundete, Weinen und auch Tote.

Den Matsch bekam er am besten mit kaltem Wasser wieder heraus. Da leuchtete das Blau doch gleich wieder.

Das war etwas, das ihn immer sehr belastete. Ganz gleich, wie vielen Menschen er hatte helfen können, da gab es auch immer die ein, zwei, für die selbst er zu spät gekommen war. Clark wusste, er war schnell, er war wirklich schnell, nach menschlichem Ermessen galaktisch schnell. Doch auch er hatte seine Grenzen, auch er konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. In solchen Situationen fragte er sich immer, was er hätte besser machen können. Sicher, er hatte Hunderten das Leben gerettet. Ohne ihn hätten die Rettungsmannschaften Stunden gebraucht, bis sie bei den Eingeschlossenen gewesen wären.

Der ganze Tag war schon so gehetzt gewesen. Den Vormittag über hatte er mit Lois versucht ein Interview zu ergattern. Richard Denton war der Geschäftsführer eines riesigen Unternehmens der Computerbranche. Seine Firma hatte sich über die Jahre etabliert und nun, wo sie auch noch an die Börse gehen wollte, glaubten alle, es ging nur noch bergauf. Doch plötzlich sprachen die Informanten auf der Straße von Ungereimtheiten in den Finanzen. Für Lois roch das nach Wirtschaftkriminalität und so hatte sie sich, wie der berühmt-berüchtigte Pitbull in die Idee verbissen, sie müsse das Unmögliche erreichen: Ein Interview mit dem Obersten.

Doch überall, wo sie ihn aufzuspüren geglaubt hatten, bekamen sie immer die gleichen Worte zu hören: „Ohhhh, das tut mir sehr leid, den haben Sie gerade verpasst. Versuchen Sie es doch mal...“ Immer ein anderer Ort, immer andere freundliche Mitarbeiter, doch Richard Denton hatten sie auf diese Weise nicht angetroffen.

Über Stunden waren sie ihm hinterher gejagt. Und als sie ihn dann endlich erwischt hatten, auf dem Flughafen von Metropolis, auf dem Weg zu einem Flieger Richtung China, da hatte er gerade einmal eine Minute Zeit für sie. In dieser einen Minute hatte Lois es allerdings geschafft, ein Interview von Weltklasse zu machen. Lois und Denton, sich beide der Knappheit der Zeit voll bewusst, hatten sich nur noch Stichworte zugeworfen. Doch diese Brocken an Informationen waren so vielsagend, dass sie aus diesem Telegramm-Interview wirklich einen Artikel machen konnten. Das war Lois' große Stärke.

Zur Belohnung hatten Lois und Clark dann zusammen zu Mittag gegessen. Wobei sowohl Lois' Handy als auch sein eigenes dabei ständig geklingelt hatten. Lauter Kleinigkeiten, Clark, kannst du dies noch erledigen? Clark, wo liegt der Entwurf für den Artikel aus dem Krisengebiet? Clark, was hast du dir dabei gedacht? Die Redaktion, klar. Auch Lois hatte diverse Anrufe zu beantworten, zum Teil sprachen sie gleichzeitig.

Danach wollte sie zurück in die Redaktion, den Artikel über Denton fertig schreiben. Es sollte ein wenig Ruhe einkehren, doch das blieb ein Wunschtraum. Clark hörte, gerade als sie den Aufzug betreten wollten, wie zwei Menschen sich über die neuesten Nachrichten unterhielten – der Kanaltunnel. Niemand hatte sich vorstellen können, dass dieses Jahrhundert-Bauwerk einstürzen konnte. Aber auch die Titanic war gesunken.

Also hatte er sich hektisch aufgemacht. Musste Lois wieder mal eine von diesen dummen Ausreden auftischen – die Käse-des-Monats-Zeitung.

Er sollte solche ruhigen Momente, wie dieser gerade, in denen er versuchte etwas Schwarzes, Öliges von seinen roten Stiefeln zu reiben, dafür nutzen, um sich endlich mal wirklich gute Ausreden zurecht zu legen. Lois würde ihn eines Tages noch mal durchschauen. Aber Clark glaubte eigentlich immer, Lois durchschaute ihn, wenn er ihr etwas sagte, das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Es war sicher nur das schlechte Gewissen. Aber sie hatte es geschluckt. Doch was blieb ihr auch anderes übrig, er war schließlich bereits eine Sekunde später schon in der Luft.

Und dann hatte ihn dieser Tunnel den ganzen Nachmittag beschäftigt. Es war bereits dunkel, als er wieder nach Metropolis kam. Noch in die Redaktion zu gehen, hätte keinen Sinn mehr gemacht, er war gleich nach Hause geflogen. Also stand er nun in seiner Küche über seinem Anzug gebeugt und rubbelte an dem 27. Fleck herum, den er sich da rein gearbeitet hatte. Der Ersatzanzug war auch schon recht verschlissen, er musste dringend nach Smallville, auch wenn seine Mutter ihm sicher die Ohren langziehen würde. Doch bei dem Gedanken musste Clark lächeln, seine Mutter machte sich einen Spaß daraus streng zu klingen, wenn sie die Reste von den Superman-Anzügen ausbessern sollte, aber sie machte das gerne. Seine Mutter – und sein Vater natürlich auch – waren einfach zwei superklasse Menschen. Smallville...

Ein Klopfen an seiner Wohnungstür riss Clark aus seinen Gedanken an Zuhause. Ein Blick zur Uhr, es war bereits nach elf, ein Blick unter Zuhilfenahme seines Röntgenblicks gab ihm schnell die Antwort: Lois. Natürlich Lois, wer sonst würde so spät noch bei ihm auftauchen?

Clark nahm schnell den Anzug und verstaute ihn in der Geheimkammer, dann setzte er auf dem Weg zur Tür die Brille auf. Lois hatte die Arme vor der Brust verschränkt und tippte mit ihrem Fuß auf den Holzboden. Oh-oh! Das bedeutete Ärger.

Klar, er war den ganzen Nachmittag nicht in der Redaktion gewesen – mal wieder. Sie hatte den Artikel alleine schreiben müssen – mal wieder. Sie hatte sich alleine Perrys Kritik stellen müssen – mal wieder. Mal wieder hatte sie die ganze Arbeit, den Ärger und mal wieder war sie deswegen sauer auf ihn. Wie lange würde er diesen Zustand noch weiter führen können? Er wusste es nicht.

Bereit für das Donnerwetter, das nun über ihn hinwegfegen würde, öffnete er die Tür. Er versuchte taktisch vorzugehen und versuchte es einfach freundlich: „Hey, Lois! Du hier? Komm rein. Möchtest du etwas trinken?“ Er bot all seinen Charme auf.

Eiskalt sah sie ihn an und trat ein. Sie ging ruhig an ihm vorbei in die Mitte des Zimmers und setzte sich auf sein Sofa, immer noch wortlos. Sie hatte immer noch die Arme vor der Brust verschränkt und starrte stur geradeaus. Nun tippte sie wieder mit dem Fuß auf den Boden. Der einzige Punkt, an dem ihre innere Wut, die kurz vor dem Überkochen war, zu sehen war.

Clark schloss die Tür und atmete tief durch. Das würde ein längeres Gespräch werden. Er folgte ihr zum Sofa und wiederholte seine gerade gestellte Frage: „Und... möchtest du etwas trinken?“ Er blieb stehen. Er war sich noch nicht sicher, ob es nicht zu gefährlich war, mit ihr dasselbe Sitzmöbel zu teilen. Sie blieb nach wie vor stumm. Lois kochte innerlich. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, wohin mit dieser Energie. Wenn sie doch bloß endlich etwas sagen würde.

Und dann brach es aus ihr heraus: „Clark, ich... ich... ich... Weißt du, was ich eigentlich machen wollte?“ Sie war so wütend, das war mehr als deutlich. Ihre Stimme bebte, sie atmete kaum und ihre Wangen glühten.

Abgesehen von der ständigen Schuld wegen der einen oder anderen Ausreden-Lüge, war sich Clark keiner wirklichen Schuld bewusst. Er schüttelte den Kopf.

„Ich wollte...“ Lois stand auf und stellte sich ihm gegenüber. Sie funkelte ihn böse an. Es war das erste Mal, dass sie ihn ansah an diesem Abend. Aber den Blick hätte er gerne gegen etwas anderes eingetauscht. „Ich bin wirklich auf die wahnwitzige Idee gekommen...“ Sie begann nun auf und ab zu laufen. Sie war dabei sich in Rage zu reden. Ihre Fäuste waren geballt. „...ich könnte dir einen Gefallen tun. Ständig rennst du wegen dieser blöden Käse-des-Monats-Zeitung weg. Die muss ja wirklich wahnsinnig gut sein, hab ich mir gedacht. Also, statt dass er ständig laufen muss, schenke ich ihm ein Abonnement dieser komischen Zeitung. Das war meine Idee.“

'Oh-oh', dachte Clark bei sich, er hatte ja gewusst, dass das mal passieren musste. Dass Lois von ihm inzwischen in der dritten Person sprach, war auch kein gutes Zeichen. Clark versuchte in einer von ihren ausgesprochen kurzen Atempausen zu Wort zu kommen, doch keine Chance.

Lois hatte inzwischen ihr 'Vulkan-Stadium' erreicht. Die Erde war aufgebrochen, nun schleuderte sie heiße Magma heraus. Wahrscheinlich für Stunden. Sie lief wie ein eingesperrter Tiger umher und fuhr fort: „Ich meine, wie oft läufst du weg, weil du diese Käse-des-Monats-Zeitung kaufen musst? Na ja, und dann habe ich gedacht, du hattest gerade Geburtstag und die Krawatte war vielleicht nicht so der Oberhit, aber diese Zeitung, die dir so sehr am Herzen zu liegen scheint... Ein Abonnement der Käse-des-Monats-Zeitung – das ist es.“ Sie lief nun um ihn herum, warf ihm gelegentlich böse Blicke zu und redete weiter: „Ich habe also gedacht, ich habe die perfekte Idee, für ein perfektes Geschenk. Auch wenn dein Geburtstag schon acht Wochen her ist. Ich dachte, ich mach dir eine Freude. Aber weißt du was?“ Lois sah ihn fragend, ja provozieren an. Aber Clark war sich sicher, sie wollte nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage. Doch sie fuhr auch schon fort: „Du wirst es nicht glauben, es gibt keine Käse-des-Monats-Zeitung! Nicht in Amerika. Nun gut. Clark ist international bewandert. Das heißt noch gar nichts. Also hab ich gedacht, nun, in Sachen Käse sind ja auch die Europäer ganz groß. Aber ob du es glaubst oder nicht, in Frankreich? - keine 'Fromage-du-mois-Zeitung, in der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Italien, Spanien und selbst in England gibt es keine Käse-des-Monats-Zeitung...!“ Sie zog das Wort nun absichtlich in die Länge. „Weißt du, es ist wirklich erstaunlich, was die Europäer alles an Käse machen und noch erstaunlicher ist, wie viele Käse-Zeitschriften es gibt. Und jede zweite Zeitung dieser Welt, die sich irgendwie mit Käse beschäftigt hat eine Rubrik Käse-des-Monats oder der Woche, des Jahres. Aber es gibt doch wirklich auf der ganzen Welt keine Käse-des-Monats-Zeitung.“

Clark merkte, wie ihm langsam schlecht wurde. Er brauchte ihr Vertrauen, mehr als von jedem anderen Menschen auf der Welt. Er brauchte sie. Was sollte er sagen, wenn sie seine Ausreden durchschaute? Doch Lois war noch nicht fertig mit ihm. Immer noch lief sie herum, fuchtelte dabei immer mehr mit den Armen und redete nun ohne Luft zu holen. Der Vulkanausbruch war auf dem Höhepunkt. „Und dann habe ich gedacht, es gibt ja noch so das eine oder andere, was du immer mal wieder erzählst um dann gleich darauf sehr hektisch zu verschwinden. Nun war ich skeptisch geworden und habe mich gefragt, was es wohl mit deinem Frisör 'Waldo' auf sich hat. Du wirst lachen, es gibt in dieser Stadt auch keinen Frisör namens 'Waldo' und bei allen Frisören dieser Stadt gibt es noch nicht mal einen Angestellten namens 'Waldo'; das haben mir alle Praktikanten, die der Planet gerade aufzubieten hat, bestätigt. Es gab Willys, Wallace, Williem, Warren, Walter, was auch immer du willst. Und so oft, wie du zum Zahnarzt läufst, dürftest du keinen echten Zahn mehr haben...“ Lois machte eine Atempause und sah ihn an. Die Wut war weg, alles Magma war verschleudert. Doch der Blick, der ihn nun traf, war schlimmer als jede Wut, die Lois aufbieten konnte, er war verzweifelt. „Clark... was machst du bloß? Was tust du, dass du dafür lügen musst? Was ist so schlimm, dass du mir die Wahrheit nicht sagen willst?“

Jedes ihrer Worte schmerzte ihn. Er hasste es zu lügen. Er hasste es Lois anzulügen. Dass sie ihn ertappt hatte, machte es nicht besser. Doch wie kam er aus dieser Nummer wieder heraus? Was konnte er bloß sagen? Gab es ein Wort dieser Welt, das seine Lügen erklären konnten? Verständlich machen konnte? Ja, das gab es – die Wahrheit. Sein Magen krampfte sich zusammen und er schloss seine Augen. Es gab keinen anderen Ausweg. Keine weitere Lüge konnte seine Ausreden zurechtrücken – und er wollte auch nicht mehr lügen. Lois sollte... sie sollte die Wahrheit erfahren. Es war das erste Mal, dass er diesen Gedanken wirklich dachte und doch wusste er es schon so lange.

Er sah sie an. Ängstlich und doch wusste er, es gab keinen Weg zurück. Würde sie ihn verstehen? Doch das Risiko musste er eingehen.

„Lois... ich...“, er schluckte, „ich werde dir die ganze Wahrheit sagen.“ Er griff sich an seine Brille und zog sie sich von der Nase...

ENDE
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Re: alte FicGrabs - Bobbycar

Beitragvon Magss » Mo 15. Nov 2010, 10:42

Bobbycar

„Jesse! Hättest du die Güte?“ Lois blieb auf dem Bürgersteig stehen und drehte sich zu ihrem Sohn herum, der ein paar Meter hinter ihr auf seinem Bobbycar saß und verträumt in die Gegend sah. Er beobachtete sein Umfeld sehr interessiert und dachte scheinbar gar nicht daran, ihrer Aufforderung nach zu kommen.

Sie hatte bereits das ganze Programm durch, sie hatte ihn gebeten mitzukommen, es ihm befohlen, ihn gelockt, gefragt, ob er nicht Lust hätte Mommy zu unterstützen, hatte ihm angeboten, dass sie etwas ganz Tolles machen würden, wenn sie endlich dort angekommen wären, wo Lois die ganze Zeit hin wollte... musste. Aber nein, alles war interessanter auf dem Weg zu diesem Interview und sie kamen nicht vorwärts. Seit er dieses Bobbycar hatte, bewegte er sich wie ein... AHHH! „Damit bist du schnell wie der Blitz!“, das hatte sein Vater ihm gesagt, als er ihm das knallrote Bobbycar mitgebracht hatte. Ganz wunderbar!

Doch 'Schnell, wie der Blitz', war nicht nur eine Übertreibung, die Realität war das komplette Gegenteil. Es war, als wäre er in die Perspektive einer ganz neuen Welt eingetaucht. Im Grunde genommen war es nur einen Kopf tiefer als wenn er aufrecht laufen würde, aber das schien bereits auszureichen, dass er sich nicht wie ein Blitz bewegte, sondern eher wie eine lahme Schnecke vorwärts kroch. Alles war plötzlich spannender.

Als Clark ihn damals das erste Mal auf sein neues Bobbycar gesetzt hatte, hatte der Kleine freudestrahlend über das ganze Gesicht gelacht. Er hatte auch sehr schnell herausgefunden, was er mit seinen Beinchen machen muss. Im Haus, in ihrem Wohnzimmer war er dann auch wirklich blitzschnell. Seitdem musste das Bobbycar dann immer mit, egal wohin; er lief nicht mehr, sondern rollte nur noch. Sauste geradezu durch die Gegend. Doch kaum hatten sie das Haus verlassen, war 'blitzschnell' Geschichte und die Schnecke war Realität.

Aber sie hatte doch diesen Termin bei Mr Barney – und sie waren schon jetzt weit über der Zeit.

„Jesse! Bitte! Wir kommen doch schon wieder zu spät! Du weißt doch, dass Mommy dieses Interview machen muss...“ Sie wollte es noch einmal, ein allerletztes Mal, im Guten versuchen. Sie merkte schon jetzt, dass sie kurz davor war, die Nerven zu verlieren, wieder in den harten Befehlston zu verfallen. Obwohl sie auch ganz genau wusste, dass sie damit bei ihrem Sohn eigentlich gar nichts erreichte. Und wenn, dann eher das Gegenteil von dem, was sie wollte. Er war so... ein Sturkopf! Lois fragte sich immer wieder, von wem dieser Bengel nur diese Sturheit geerbt hatte. Von ihr nicht! Sie war ja eher die Diplomatie in Person. Und Clark? Er war alles mögliche, aber doch nicht wirklich stur.

Er konnte natürlich nichts dafür, dass sie schon den Planet viel zu spät verlassen hatten, um diesen Termin überhaupt noch einhalten zu können. Nun ja... im Grunde genommen konnte er schon etwas dafür. Er hatte seine Buntstiftsammlung dabei. Sie waren ihm in dem Moment, als sie alles zusammen geräumt hatten um zu gehen, wieder ausgekippt. Also hatten sie erst einmal alles wieder einpacken müssen. Und natürlich war sein Lieblingsbuntstift – der Mittelblaue – plötzlich unauffindbar. Es war ja nun nicht so, als wenn er nicht noch fünf andere Blautöne gehabt hätte – nein! Der eine musste es sein. Nun musste schnell ein Drama verhindert werden. Damit er nicht die ganze Redaktion zusammen schrie, halfen ihr fünf Kollegen beim Suchen. Sie fanden ihn – unter Clarks Schreibtisch. Jimmy brachte dann noch den Signalroten und den Sonnengelben. Woher ihr Junge nur diese Vorliebe für Primärfarben hatte?

Die erste Station ihres Außentermins führte sie zur Polizei, Inspektor Henderson. Sie musste ihn fragen, was es noch an weiteren Informationen zu ihrem Fall gab. Das Gespräch mit Henderson dauerte ganze zwei Minuten, das war überhaupt gar kein Problem. Das hätte sie in ihrem Zeitplan überhaupt nicht ins Chaos gestürzt. Nein, das war Jesse, er hatte mal wieder alles durcheinander gebracht. Er hatte so eine Art und Weise mit den Menschen... ja zu flirten. Er wickelte sie alle um den Finger, es war unglaublich. Ganz gleich ob Frauen oder Männer. Er setzte dieses Zahnlücken-Lächeln auf, das ihre Herzen erweichte.

Es ging ihr ja ganz genauso. Wenn er sie so anlächelte, mit diesem Strahlen in seinen Augen, die eine widerspenstige Locke in der Stirn, konnte sie ihm einfach nichts abschlagen. Aber verdammt! Sie hatte doch keine Zeit. Sie waren doch eh schon zu spät dran, wegen der ganzen Buntstifte... Doch genau mit diesem entwaffnenden Lächeln hatte er die gesamte Mordkommission eingewickelt. „Also, wie süß der Kleine doch ist...“ „Und so artig“ Gut erzogen, ruhig und wie gut er schon sprechen konnte... wie lustig und wie schlau er war... Vielleicht wäre es besser, wenn er ein ganz klein wenig normaler sein würde...? Gut, es war natürlich zu erwarten gewesen, dass ein Kind von Lois Lane überragend war – in allem, was möglich war.

„Ahhh!“, seufzte sie. Dieser Junge! Er raubte ihr manchmal den letzten Verstand, so sehr sie ihn auch liebte. Nur warum konnte er nicht einmal, nur ein einziges Mal das tun, was sie gerade von ihm wollte?!

'Und wie sollte das alles erst werden, wenn das Zweite da war?' Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Hand über ihren deutlich gewölbten Bauch. Es würde nicht mehr lange dauern, dann waren es zwei... in wahrscheinlich zwei Bobbycars... voraussichtlich kam zu dem Rotem ein Blaues dazu... fehlte doch nur noch das Gelbe...

„Neeeiiinnn!!!“

Genau mit dieser Hand auf ihrem Bauch wachte Lois auf. Es war stockfinster. Sie war schweißgebadet, zitterte ein wenig und ihr Magen hatte sich krampfhaft zusammen gezogen. Sie hörte nur ihren eigenen schweren Atem. Abrupt hatte sie sich aufgerichtet und versuchte sich in ihrem dunklen Schlafzimmer zu orientieren. Langsam konnte sie die Konturen des Raumes erkennen. Sie war alleine hier, in ihrem Bett, in ihrem Apartment – alles war gut. Die Hand auf ihrem flachen Bauch sagte ihr dann auch gleich, sie war nicht schwanger, nicht schon wieder schwanger! Dem Himmel sei Dank! Und woher auch? Sie versuchte ruhig durch zu atmen. Langsam beruhigte sich ihr wild klopfendes Herz und auch ihr Magen entspannte sich ein wenig.

Dieser Traum, dieser Alptraum war so real gewesen. Noch jetzt hörte sie die enthusiastische Stimme des kleinen Jesse: „Sieh mal, Mommy. Dieser Stein passt voll zu meinen anderen. Darf ich ihn mit nach Hause nehmen? Ich zeig ihn dann Daddy!“ Noch jetzt sah sie sich auf diesem Bürgersteig stehen und verzweifelt auf ihn einreden. Ihn zu überreden, doch endlich mitzukommen. All das hatte sich so beängstigend real angefühlt. Und all das könnte passieren...

Immer noch war sie ganz durcheinander. Immer noch stand ihr der kalte Schweiß auf der Stirn. Dieser vorgezeichnete Weg... Sie schüttelte den Kopf als versuchte sie dieses Gefühl abzuschütteln. Es war eine vollkommen richtige Entscheidung gewesen, dass sie Clark nach ihrem Date die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Obwohl es ein sehr schönes Date gewesen war – wirklich. Aber dieser vorgezeichnete Weg... Diese Zukunftsaussichten... Nein! Nein! Nein! Das wollte sie nicht! Lois Lane wollte einfach unabhängig sein. Sie wollte arbeiten können. Sie musste unabhängig sein. Bevor das alles noch schlimmer würde und wer wusste schon, wie enden würde...

Sie würde gleich morgen zu Perry gehen und ihm sagen, dass sie einen neuen Partner brauchte. Es ging einfach nicht anders. Sie konnte doch so nicht mehr mit Clark zusammen arbeiten, ihm in die Augen sehen, nachdem sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, nach diesem eigentlich wundervollen Date, nachdem sie so lange gebraucht hatten, um überhaupt einmal auszugehen... Nein! Nein! Nein! Es durfte nicht sein.

Morgen... gleich morgen... gleich als erstes... Gleich nach ihrem ersten Kaffee... Mit diesem festen Vorsatz schlief sie ein.

ENDE
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Re: alte FicGrabs - Campingausflug

Beitragvon Magss » Mo 15. Nov 2010, 10:44

Campingausflug

"Kombinieren, Clark! Kombinieren!", hallten Lois' provozierenden Worte in Clarks Ohren nach. Sie tat ja gerade so, als könnte er eins und eins nicht zusammen zählen. Sicher, Lois sah schon manchmal Zusammenhänge, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich waren. Und sie hatte damit wirklich auch schon mal den entscheidenden Hinweis in einem Fall liefern können. Aber es war ja nun auch nicht so, dass sie der Sherlock Holmes der Journalisten war und er nur ihr Dr. Watson. Außerdem sah sie auch manchmal Spuren, die sich später als vollkommene Sackgasse heraus gestellt hatten.

Nach dieser Anspielung hatte er sich schmollend an seinen Schreibtisch zurück gezogen. Er würde noch mal auf die Schnelle die Unterlagen durchsehen. Und Lois hatte ja keine Vorstellung, was 'Auf die Schnelle' bei ihm in Wirklichkeit bedeutete. Sie würde sich noch wundern.

Amanda aus der Recherche ging an seinem Schreibtisch vorbei und grüßte ihn nur knapp mit: "Morgen, C.K." Sie war neben Jimmy die einzige, die ihn mit C.K. ansprach. Sie hatte heute morgen einen eigentümlichen Geruch an sich, auf eine unerklärliche Weise vertraut, aber neu an ihr. Vielleicht ein Shampoo, das er sonst von jemand anderem gewohnt war?

Clark nahm sich den Stapel Computerausdrucke, es waren 296 Seiten, und suchte sie nach den Namen Lenny Stoke, David Camden oder Stokes Club durch. Mit Hilfe von ein wenig Supergeschwindigkeit konnte er bereits eine Minute später sicher sein, dass die Namen in dieser Liste nicht enthalten waren, dann war diese Spur also doch eine Finte. Bis Lois das heraus gefunden hätte, würden wahrscheinlich Stunden vergehen, aber sollte sie doch.

Ob sie sich eigentlich immer bewusst war, dass die eine oder andere Äußerung von ihr gelegentlich ein wenig verletzend war? Warum musste sie immer so tun, als durchschaute nur sie alles? Dabei sah gerade sie manchmal Dinge nicht, auch, wenn sie direkt davor stand. So wie Lex, dem sie wirklich sein Gut-Mensch-Getue abgenommen hatte, oder Superman, von dem sie immer noch behauptete, er würde sich in allen nur denkbaren Punkten von ihm, Clark, unterscheiden, die sich ein Mensch nur ausdenken konnte. Wenn sie wüsste...!

Am liebsten würde er ihr jetzt, in diesem Moment und auf der Stelle beweisen, dass er eine hervorragende Kombinationsgabe besaß. Das würde ihr sehr gut tun, gelegentlich konnte sie gerne mal einen Dämpfer vertragen. Lois war eine ausgesprochen intelligente Frau, sie hatte eine bemerkenswerte Intuition und ein unglaubliches Gespür, ob jemand die Wahrheit sagte oder aber nicht. Jedenfalls in Interviews, glücklicherweise nicht überall, sonst hätte sie schon lange den wirklichen Zusammenhang zwischen Superman und Clark Kent hergestellt. Doch glücklicherweise sah auch Lois nur das, was sie sehen wollte. So blieb seine Tarnung intakt. Sie sah lange nicht alles, was sich in ihrem Umfeld ereignete. Sie wusste zum Beispiel sicher nicht, dass McCarntney, der Kollege von der Wetterseite, seine Frau schon seit geraumer Zeit betrog. Er deckte seinen Ehebruch immer mit abendlichen Versammlungen, an denen angeblich alle Kollegen teilnehmen mussten. Ach, aber das konnte er Lois als Beweis für seine Kombinationsgabe nicht erzählen, er wusste davon schließlich nur, weil er gelegentlich ein Telefongespräch McCartneys mitangehört hatte. Das war eine Superman-Fahigkeit, keine Kombinationsgabe.

Oder dass Lennon vom Wirtschaftsteil nur deswegen soviel Überstunden machte, weil er seit Jahren ein festes Callgirl hatte, das er aushielt. Natürlich durfte seine Frau nichts davon erfahren. Und seine Familie, seine Kinder - das wäre ein Skandal. Aber auch davon hatte er nur erfahren, weil er Lennon, während seiner gelegentlichen Kontrollflüge über Metropolis, immer mal wieder in dieses besagte Haus hatte gehen sehen. Und was er bei seinen Rundflügen sah, war eben auch eher eine Superman-Fähigkeit und weniger Kombinationsgabe.

Aber was war zum Beispiel mit Harrissons Spielsucht? Die brachte ihn immer wieder dazu, dass er Artikel oder Fotos von Planet-Redakteuren schon mal an andere Zeitungen weiter verkaufte. Das war nicht illegal, eher unanständig. Er brauchte immer wieder Geld für seinen Buchmacher. Denn wie alle Spielsüchtigen hatte er ja niemals Glück. Und mit seinen Artikeln aus der Haus-und-Garten-Redaktion konnte er so etwas nicht finanzieren. Aber auch das wusste Clark nur, weil er neben dem Planet etwa 30 bis 50 Tageszeitungen täglich las. Wie sollte er Lois das ohne Super-Fahigkeit erklären? Gar nicht.

Oder die Frage, mit wem Jimmy eigentlich seinen Wochenend-Campingausflug verbracht hatte. Das hatten sich Lois und Clark schon am Freitag gefragt. Ihn selber zu fragen wäre zu banal, nein, das müsste sich doch auch so herausfinden lassen. Also, wer kam dafür in Frage? Die Arbeitszeiten von Jimmy hatten leider zur Folge, dass er praktisch keine Freunde hatte. Seine Familie lebte in Virginia, schied also auch aus. Es musste also zwingend jemand vom Planet sein. Clark ließ seinen Blick durch das Redaktionsbüro wandern. Wahrscheinlich war es ein Anglerausflug gewesen, doch Perry hatte dieses Wochenende keine Zeit gehabt. Alice und er wollten Familienbesuche machen. Gerald ging gerne mal mit einem Kollegen zum Angeln, aber er hatte gleich heute Morgen erzählt, dass er das ganze Wochenende mit dem Ausbau seiner Terrasse verbracht hatte.

Wer käme also noch in Frage? Er ließ seinen Beobachterblick nun ein wenig länger auf Jimmys Rücken ruhen. Jimmy kratze sich heute auffällig häufig - ach ja, Mücken, natürlich. Diese Plagegeister konnten den meisten - Clark selbst natürlich ausgenommen - so einen Campingausflug vermiesen. Er konnte ihm fast leid tun.

Doch plötzlich hörte er dieses typische Kratzgeräusch, wenn Fingernägel ganz leicht über die Haut kratzten, aus einer anderen Ecke der Redaktion hören. Er drehte sich in die Richtung - und richtig - da kratzte sich noch jemand genauso ausgiebig. Dann war es wohl doch kein Anglerausflug. Es sah eher so aus, als wenn Jimmy an diesem Wochenende so gar nicht der Sinn nach kalten Fischen gestanden hätte. Prangte da nicht sogar ein Knutschfleck an ihrem Hals? Unter dem Rollkragenpullover natürlich. Ja, das sah ganz danach aus. Amanda aus der Rechercheabteilung. Ja! Jetzt wusste er auch, an wen ihn ihr Geruch vorhin erinnert hatte, es war Jimmys Shampoo. Ja, nun passte doch alles zusammen.

Stolz, selbstzufrieden und mit einem unerschütterlichen Grinsen stand Clark auf und schlug den Weg zu Lois' Schreibtisch ein. Nun würde er Sherlock Holmes berichten, mit wem Jimmy seinen Campingausflug verbracht hatte - und dass es auch nicht mehr nötig sein würde, Jimmy verkuppeln zu wollen. Tja, Sherlock, diesmal steht es wohl eins zu null für Watson...

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Re: alte FicGrabs - Fernbedienung

Beitragvon Magss » Mo 15. Nov 2010, 10:47

Die Fernbedienung

Lois suchte in ihren Manteltaschen nach den Hausschlüsseln für ihr Haus in der Hyperion Avenue. Sie balancierte ihre zwei Einkaufstaschen, versuchte zu erkennen ob Post im Briefkasten war, musste ihren Sohn überreden, sich ein wenig zu beeilen und ihre Tochter dazu bringen, sich ihnen trotz ihrer schlechten Laune anzuschließen. Ein ganz gewöhnlicher Tag also.

Eigentlich war heute ein 'Clark-Tag'. Sie hatten ausgemacht, dass Clark die Kinder montags, mittwochs und freitags von der Schule abholte. Das waren zwar mehr Tage als für Lois, aber durch seinen 'Nebenjob' holte er die Kinder in Wirklichkeit an weniger Tagen ab als Lois. Wenn er es schaffte, gab er ihr per Handy Bescheid, hörte sie nichts von ihm, wusste sie, dass er wahrscheinlich in Thailand oder Südafrika unterwegs war und sie Sanna und Nici abholen musste. Dieses System funktionierte bestens und doch hatte es seine Tücken. An einem Mittwoch wussten die Kinder, sie bekämen etwas Richtiges zu essen. Wenn aber Lois einsprang, wurde nicht gekocht. Das was einer der Gründe für Sannas Laune, der andere war schlicht und ergreifend die Lebensphase, in der sie gerade steckte – beginnende Pubertät.

Lois konnte sie so gut verstehen. Für nichts auf der Welt würde sie wieder jung sein wollen, wenn sie die Pubertät noch einmal durchleben müsste – für den Fall, dass der Flaschengeist ihr das jemals anbieten würde.

Doch auch wenn sie noch so viel Verständnis für ihre Tochter hatte, sie machte es ihrem Umfeld nicht gerade leicht mit ihrem ständigen „Nein, will nicht!“ oder diesem „... weiß auch nicht...“

„Sanna! Kommst du bitte?! Heute noch! Kannst du mir nicht mal wenigstens eine Tüte abnehmen?!“ Wie konnte ein Mensch nur so viel Verachtung in einen Blick legen? Lois seufzte.

Während ihr Sohn Nici, nur ein Jahr jünger als seine große Schwester, verträumt vor sich hin schlenderte, kam Sanna näher. Aber sie kam Lois' Aufforderung, ihr eine Einkaufstüte abzunehmen, nicht nach, sondern nahm einfach nur schweigend ihren Hausschlüssel und öffnete gleich darauf die Tür. 'Wenigstens etwas! Nicht dass mir noch der ganze Einkauf über die Treppen kullert!', schickte Lois ein Stoßgebet zum Himmel.

Sie betraten ihr Heim; erst Nici, verträumt, ein wenig fern ab von dieser Welt, aber bester Dinge. Dann folgte Sanna, widerstrebend, rebellierend, ohne jedoch zu wissen, gegen wen sie ihre Rebellion richten sollte. Lois schnappte sich dann doch noch kurz die Post und folgte den beiden. Gleich hinter der Tür ließ sie die beiden Papiertüten vorsichtig zu Boden gleiten und legte die Post auf die Kommode, um ihren Mantel auszuziehen. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

Lois drehte sich herum, ließ ihren Blick durch den Raum gleiten und blieb am Wohnzimmertisch hängen. Augenblicklich wusste sie: 'Hier ist etwas faul!'

Es war die Fernbedienung – sie lag einfach auf dem Tisch.

Da lag sie sonst nie!

Zwei Dinge gab es in diesem Haushalt, die nie auffindbar waren, selbsttätig verschwanden und immer wie von Zauberhand, an den merkwürdigsten Stellen, wieder auftauchten: Das Telefon und die Fernbedienung des Fernsehers. Vier Menschen unter einem Dach, deren Interessen und Eigenarten kaum unterschiedlicher sein konnten. Und jeder von ihnen schien zu glauben, diese beiden Dinge überall hin verschleppen zu dürfen. Das Telefon war ja nicht so problematisch; mit der Paging-Funktion der Station war es relativ leicht auffindbar. Die Fernbedienung hatten sie dagegen schon an den unmöglichsten Stellen wieder gefunden, im Kühlschrank, auf der Waschmaschine, in der schmutzigen Wäsche, in einer Hemdtasche – und immer war es niemand gewesen.

Aber es gab einen Ort, an dem die Fernbedienung nie lag: Auf dem Wohnzimmertisch vor dem Fernseher.

Doch genau dort lag sie jetzt.

Erst nun fiel ihr auf, dass es mucksmäuschenstill war.

Mit klopfendem Herzen ließ sie ihren Blick weiter wandern. Lois erfasste die Situation: Hinter Sanna stand ein Mann von vielleicht vierzig Jahren; er war ziemlich hager, unrasiert und sein T-Shirt zeigte große Schweißflecken unter den Achseln. Er hielt Sanna ein großes Messer an den Hals und drückte sie an sich. Ihre Tochter sah sie mit großen Augen an. Flehend, fragend.

Ein zweiter Mann, der ungefähr das gleiche Alter haben musste, hielt ihren Sohn auf die gleiche Weise fest. Auch er drückte seiner Geisel ein großes Messer an den Hals. Der Mann war kleiner als der erste, aber dafür von kräftigem, gedrungenem Körperbau. Er grinste. Und dieses irre Grinsen machte Lois fast mehr Angst als die Messer. Ihr Sohn formte mit seinen Lippen ein ängstliches „Mom!“

In diesem Moment spürte sie an ihrem Hals etwas kaltes, scharfes. Natürlich sah sie es nicht, aber es würde genau so ein Messer sein, wie sie es vor sich sah. Der Mann, der sie bedrohte, musste recht groß sein, sie hörte seinen Atem ein ganzes Stück über ihrem Kopf und er roch unangenehm nach Schweiß und Bier.

All das registrierte Lois im Bruchteil einer Sekunde.

Ihre Gedanken überschlugen sich: Drei Männer, die alle bewaffnet waren, gegen sie drei. Sie hatten keine Chance. Niemand würde sie hören oder sehen von der Straße aus. Und Clark war aller Wahrscheinlichkeit nach am anderen Ende der Welt.

Was konnte sie tun?

Wenn sich nur einer von ihnen bewegte, würde das die beiden anderen in Gefahr bringen. Wäre Lois alleine in dieser Situation hätte sie alle Tea-Kwon-Do-Kenntnisse an diesen Kerlen ausgetobt, die sie je gelernt hatte. Aber jede unbedachte Aktion würde das Leben ihrer Kinder in Gefahr bringen.

Was konnte sie tun?

Die Frage, was die drei Kerle von ihnen wollten, machte Lois auch nicht zuversichtlicher. Ginge es den drei Männern nur um Einbruch und ein paar Wertgegenstände, so hätten sie die doch längst einpacken können und wären schon verschwunden. Und dann dieses Grinsen – es hatte etwas lüsternes...

„Hören Sie“, nahm Lois all ihren Mut zusammen, „wollen Sie Geld? Ich habe Kreditkarten und auch etwas Bargeld.“ Sie wunderte sich selbst, wie sicher ihre Stimme klang. Fast so, als versuchte sie den Obstverkäufer einen niedrigeren Preis abzuringen. „Ich geb es Ihnen – alles.“

Der große Mann hinter ihrem Rücken lachte ein höhnisches, tiefes Lachen.

„Sie können auch den Fernseher mitnehmen... und den DVD-Player – beides ganz neu“, setzte Lois schnell nach und versuchte dabei dieses Lachen zu ignorieren.

Was konnte sie den drei Männern noch anbieten? Wenn es nach ihr ging, könnten sie das ganze Haus ausräumen, alles mitnehmen, wenn sie nur ihre Kinder in Ruhe ließen. Aber wahrscheinlich hatten drei entflohene Sträflinge auf der Flucht – genau jetzt fiel ihr auch ein, dass sie im Radio tatsächlich von diesen entflohenen Schwerverbrechern gehört hatte – kein Interesse an einer neuen Waschmaschine.

Was konnte sie tun?

Das Grinsen des kleinen, dicken Mannes gefiel ihr gar nicht – und ihrem Sohn auch nicht. Er hatte Angst, war gelähmt vor Angst. Wie gerne hätte sie ihn in den Arm genommen, ihn getröstet, ihm gesagt, dass alles wieder gut werden würde. Nici hatte so eine unbeschwerte Seele, glaubte immer an das Gute im Menschen. Welche Lektion würde er heute noch lernen müssen?

Lois merkte, dass sie nur noch ganz flach atmete. Ihr Herz schlug dafür umso heftiger. „Mister...“, sie drehte sich eine Spur zu ihrem Peiniger, damit er wusste, dass sie ihn ansprach, „lassen Sie bitte die Kinder gehen. Sie werden nichts sagen. Mit mir können Sie machen was sie wollen – aber lassen Sie die Kinder gehen. Bitte!“ Was konnte sie anderes tun, als zu flehen?

Sanna warf ihr einen stummen Blick zu, riss ihre Augen noch ein Stück weiter auf, wenn das denn möglich war. Sie versuchte still mit Lois zu kommunizieren. Lois hätte sie so gerne aus dieser Situation heraus geholt. Ihr diese Angst erspart – und sonst noch was...

Der Mann hinter ihr hauchte Lois seinen Bieratem in den Nacken und fragte sie: „Warum sollten wir uns mit einem Sahnestückchen zufrieden geben, wenn wir drei haben können – hm?“

Es ging diesen Männern weder um Wertgegenstände noch um Geld. Nun wurde Lois schlecht. 'Wenn einer von euch Dreckskerlen meine Tochter anfasst, dann...' – aber der Mann hinter ihr, würde sie töten. Was passierte dann mit Nici? Und wenn sich dieser dicke Kerl an Nici verging...

Das, was dann passierte, brauchte in Wirklichkeit nur wenige Sekunden, doch Lois nahm es wie in Zeitlupe wahr. Sanna schrie laut: „LOS! NICI!“ Gleichzeitig rammte sie ihrem Widersacher ihren Ellenbogen in die Magengegend. Ihre andere Faust landete in seinem Gesicht. Erstaunt sackte er ohne Gegenwehr zusammen und krümmte sich vor Schmerzen.

Ihr kleiner Bruder folgte Sannas Anfeuerung augenblicklich und drehte sich zu seinem Geiselnehmer herum. Nici sprang hoch, unglaublich hoch, schwebte fast einen Moment in der Luft und trat den Mann dann mehrmals in den Bauch, ins Gesicht, gegen die Brust, einfach überall hin. Seine Füße flogen nur so. Auch dieser Mann sackte einfach zusammen.

Lois tat es ihren Kindern gleich, auch wenn sie befürchtete, dass sie gegen diesen Goliath nichts ausrichten würden. Aber es war besser, als einfach nur zusehen. Der Mann, der sie bedrohte, war kräftig. Er hielt sie fest an sich gedrückt. Sie konnte mit ihren Ellenbogen kaum etwas ausrichten. Auch hatte sie wirklich Respekt vor der Waffe an ihrem Hals. Jeden Moment rechnete sie mit einem schneidenden Schmerz. Doch Sanna sprang ihr zur Hilfe. Sie griff mit ihren Fingern einfach in die Klinge und brach das Messer in zwei Teile. Sie hätte sich eigentlich schneiden müssen. Konnte das sein? Was...? Das war... das musste Superkraft sein. Seit wann hatten die Kinder solche Kraft? Lois' Gedanken überschlugen sich.

Sanna schlug noch ein paar Mal nach dem Mann, dann brach auch dieser einfach zusammen und rührte sich nicht mehr.

Das alles dauerte nur wenige Sekunden.

Vollkommen von Sinnen umarmte Lois Sanna und Nici. „Sanna, bist du okay? Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt? Nici, geht es dir gut? Hast du dir weh getan? Wie geht es dir? Sag doch was!“ Sie drückte die beiden immer wieder an sich und strich ihnen über die Schulter, das Gesicht. Fast so, als wollte sie sich versichern, dass sie diesen Kampf wirklich überstanden – wirklich überlebt hatten.

Lois hielt inne und sah die beiden ernst an. „Seit wann könnt ihr das?“

Ihre Tochter schien sich ertappt zu fühlen. Verlegen blickte sie an ihre Mutter vorbei. „Ich... ich wusste nicht, dass ich sooo stark bin.“

Nici dagegen hatte zu seinem unbekümmerten Wesen zurück gefunden. Begeistert plapperte er los: „Mom, hast du gesehen, wie der einfach zusammen gebrochen ist? Ich habe nur ein bisschen getreten – dachte ich. Aber es war, als würde ich eine Fliege wegschnippen – einfach so. War ganz leicht...“

„Mom – haben wir zu stark zugeschlagen?“ Sanna schien diese Frage wirklich zu bedrücken. Wahrscheinlich hatte sie sich bis jetzt nie klar gemacht, was für eine Macht sie hatte. Was für eine Macht ihnen ihr Vater gegeben hatte. Wie auch, sie hatten doch noch nie darüber gesprochen.

Lois sah noch einmal auf die drei Kerle, die immer noch regungslos am Boden lagen. Sie hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, was ihnen bevor gestanden hätte, wenn Nici und Sanna nicht die Kinder Supermans wären, wenn sie nicht Superkräfte hatten, wenn sie sich nicht hätten wehren können. „Nein“, sagte sie also ganz ermutigend zu ihrer Tochter, „die haben es nicht besser verdient.“

~ * ~ * ~

Inspektor Hunter saß Lois und Clark auf ihrem Sofa gegenüber. Gemeinsam hatten sie Hunter klar machen können, dass die Kinder für eine Aussage nicht zur Verfügung stünden. „Mrs. Lane, Sie haben wirklich unglaubliches Glück gehabt, dass sie die drei 'Beagle Boys' erledigen konnten... Wie haben Sie das nur gemacht? Die drei sind für ihre Brutalität bekannt.“

Den Satz 'Sie sind schließlich nur eine Frau und zwei kleine Kinder' sprach er nicht aus, aber Lois war sich sicher, dass er genau so dachte. Inspektor Hunter hatte seine besten Jahre sicher schon hinter sich, er schob einen kräftigen Bierbauch vor sich her, auf seiner Stirnglatze standen kleine Schweißperlen und so war er bei der Verbrecherjagt sicher eher ein Hemmschuh. Aber 'Glück'... dieses Wort irritierte Lois für einen Moment. Doch was sollte sie sagen? Ihr war klar war, dass sie die Wahrheit schon ein wenig biegen musste.

Bevor sie jedoch etwas Unüberlegtes zu Protokoll geben konnte, sprang Clark sehr souverän ein: „Nun, Inspektor Hunter, meine Frau hat den zweiten Dan im Tea-Kwon-Do“, sagte er nicht ohne Stolz, was Lois wirklich rührte, „und sie hat unsere Kindern schon früh in dieser Kampftechnik unterwiesen. Das hat ihr schon mehr als einmal das Leben gerettet. In der heutigen Zeit muss eine Frau sich schließlich zur Wehr setzen können, gerade in unserem Beruf.“

Hunter sah sie anerkennend an. Als Polizist sagte ihm zweiter Dan natürlich etwas. Lois meinte in seinem Blick eine Spur von Bewunderung zu erkennen. Nach einem kurzen Moment fuhr Inspektor Hunter fort: „Nun, die Ärzte im Krankenhaus meinten Bills Knie sei so zertrümmert, dass er wohl nie wieder laufen wird. Mark hat einen Schädelbasisbruch und Joe eine sehr ernst zu nehmende Wirbelsäulenverletzung. Also, Mrs. Lane, ich möchte Ihnen niemals nachts auf der Straße begegnen... Einmal nach der Uhrzeit gefragt und schon bin ich erledigt...“ Er lachte über seinen eigenen Witz. Sagte ihnen dann aber auch noch, dass es sicher keinen Menschen gab, der ihnen ihr Vorgehen gegen die Beagle Boys vorwerfen würde.

Dann verließ der Polizist endlich ihr Haus. Das bot Lois die Möglichkeit endlich mal ein ungestörtes Wort mit Clark zu reden.

Erst nahm er sie nur ganz fest in den Arm. „Mir wird jetzt noch ganz anders... Lois, ich hätte mir das nie verziehen...“

Sie schmiegte sich an ihn. „Ja, aber wir wissen uns durchaus zu wehren, ganz besonders die beiden. Aber“, sie sah ihn an, „du musst mit ihnen reden, ihnen helfen, ihnen zeigen, wie sie damit umgehen müssen. Sie haben Fragen und es macht ihnen vielleicht sogar ein wenig Angst.“

„Ja natürlich“ Clark nickte. „Sie haben also wirklich meine Kräfte geerbt.“

„Offenbar...“ Es würde sicher eine ganz neue Welt für Clark, wenn er nicht mehr der einzige Superman auf der Welt wäre – da kam eine wirklich interessante Phase auf sie alle zu. Immer etwas neues – ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben von Lane und Kent also...

ENDE
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Re: alte FicGrabs - Neuwagen

Beitragvon Magss » Mo 15. Nov 2010, 10:49

Neuwagen

... Die Staatsanwaltschaft von Metropolis ermittelt gegen verantwortliche Mitarbeiter des angeschlagenen Speiseeisunternehmens Rocky Everywhere. „Ermittelt wird wegen des Verdachts der Kursmanipulation, des Insiderhandels und der Bilanzfälschung", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Derek Dursty. Seit Dienstag seien 24 Büros und Wohnungen von Rocky Everywhere-Mitarbeitern durchsucht worden - auch in der Firmenzentrale in Metropolis. Dabei sei bereits umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden...
Vom Ergebnis des beschlagnahmten Materials erfahren Sie in der morgigen Ausgabe


Lois drückte auf 'F7' um ihren Artikel zu senden.

„Ooookayyyy. Und jetzt ab nach Hause. Es ist spät. Es ist dunkel. Es ist kalt...“ Diese Worte murmelte sie nur vor sich her, um die Zeit zu überbrücken, die ihr Computer zum Senden brauchte.

Doch gerade als Lois ihren Rechner herunterfahren wollte, um heute mal ausnahmsweise zeitig Feierabend machen zu können, blinkte es auf ihrem Bildschirm rechts unten in der Ecke: 'Sie haben Post!'

„Wer schickt mir denn jetzt noch etwas? Ooohh nein! Womöglich noch irgendetwas Wichtiges, was ich unbedingt heute noch bearbeiten muss:“ Lois war genervt. Sie wollte Feierabend machen. Einmal in der Woche wollte sie früh hier raus. Sie wollte zum Frisör gehen. Danach wollte sie sich einfach mal einen netten, ruhigen und gemütlichen Abend machen. Vielleicht ein heißes Bad nehmen... Warum musste ihr immer jemand dazwischen funken?

Am einfachsten wäre es, sie würde die Nachricht gar nicht mehr öffnen, so tun, als hätte sie sie gerade nicht mehr bekommen. Nicht geöffnet, nicht gelesen, nicht bearbeitet. Eigentlich war es so einfach. Aber... auf der anderen Seite war sie so neugierig, sie konnte es einfach nicht lassen. Manchmal hasste Lois ihr Naturell, aber nur manchmal. Sie machte einen Doppelklick auf die Zeile '1 ungelesene Nachricht'.

Betreff: Neuwagen.

„Oh nein!“, flehte sie leise. „Bitte keine Autoausstellung. Bitte keine Neueröffnung eines Mega-Auto-Hauses.“ Oder etwas, das auch nur im entferntesten mit Autos, ob neu oder alt, zu tun hatte. Lois hasste diese Art von Reportagen. Das waren keine Reportagen. Das war banalster, schnödester, simpelster, langweiligster Journalismus. Natürlich, es musste sein, auch von diesen Dingen musste berichtet werden. Aber bitte – sie war Lois Lane – sie hatte das Talent Intrigen aufzudecken, Verschwörungen zu offenbaren, das war ihre Natur, das war ihre Fähigkeit! Also bitte... bitte, bitte bitte kein neues Autohaus!

Absender...?

Es gab keinen Absender.

Wieso schickte ihr jemand, ohne sich zu erkennen zu geben, eine Nachricht? Was sollte das?

Ihr Computer hatte die Nachricht geladen und zeigte sie ihr auf dem Bildschirm an. Doch sie enthielt kein Text. Aber einen Dateianhang. Aha...

Der Name der Datei lautete: WDWWLLCK.doc

Es waren offensichtlich wahllos zusammengewürfelte Buchstaben, die keinen Sinn ergaben. Aber es war ein Textdokument, soviel wusste sie nun. Okay, das würde sich schnell klären lassen. Ein Doppelklick auf die angehängte Datei – und? 'Bitte geben Sie Ihr Passwort ein'.

„Verflixt!“ Da schickte ihr jemand eine Nachricht, ohne sich zu offenbaren. Mit dem Betreff 'Neuwaren' und einem Textanhang, der passwortgeschützt war. Er oder sie machte Lois dadurch wütend - und neugierig. Was sie gleich noch wütender machte. „Grrrrr...!“, knurrte sie.

Welcher Idiot...? Hm, was konnte das für ein Passwort sein? Lois überlegte krampfhaft. Was für ein Passwort könnte passen für jemanden, der eine Nachricht mit dem Betreff 'Neuwagen' verschickte? Es konnte sich doch nur um einen Mann handeln. Männer denken in Kategorien wie Autos. Es war eine Nachricht, die aus der internen Nachrichtenlinie des Daily Planets kam, es musste sich also um einen ihrer männlichen Kollegen handeln. Ja, das schränkte die Auswahl langsam ein, die weiblichen Kolleginnen schieden also aus. Einer der Männer machte sich doch wahrscheinlich einfach nur einen Spaß mit ihr, schickte ihr eine Nachricht, mit der sie im ersten Moment gar nichts anfangen konnte – nur um sie zu reizen. „Na warte, Kerle, ich werde dich kriegen! Da sei sicher!“

Hm... also ein Mann... es würde niemand von den älteren Männern sein, die machten solche blödsinnigen Scherze nicht mehr. Aber auch niemand von den ganz jungen Kollegen, die würden sich das wohl nicht trauen, da war sich Lois sehr sicher – nicht bei ihr. Sie hatte einen gewissen Ruf. Es würde auch niemand aus der Druckerei oder der Chefetage sein. Wer von denen hatte schon ein Interesse Lois heraus zu fordern? Das schränkte die Gruppe der möglichen Kandidaten weiter ein. Nein, es musste jemand hier aus dem Redaktionsbüro sein. Einer ihrer
Kollegen.

Lois sah sich um. Es war später Nachmittag, um diese Zeit war das Büro noch voll besetzt, bis auf die Kollegen, die im Ausland waren, wie Burns, oder diejenigen die auswärts Interviews zu führen hatten, wie Davis, der Sportreporter. Auch Mitch war unterwegs um für seinen Bericht zum Klimawandel Wetterimpressionen zu sammeln. Wenn sie nun noch das infragekommende Alter berücksichtigte, waren nur noch fünf Kollegen in der engeren Wahl: Als allererstes fiel ihr stahlharter Blick auf Clark.

Würde ihr Clark so eine Nachricht schicken?

Genau genommen hatte sie Clark schon immer ein wenig geärgert, er hatte sie in die Kanalisation von Metropolis geschickt, weil dort angeblich Superman zu finden sein sollte. Eigentlich war Clark jemand, der sie ständig ärgerte, ihr die Stirn bot, Tag für Tag. So wie das noch niemand vor ihm getan hatte. Clark, was hast du dir dabei gedacht? Sollte dies eine Aufgabe für Lois Lane sein, ein Rätsel?

Na warte, die Wette nehme ich an. Da kannst du sicher sein. Und ich werde gewinnen!

„Wie würde Clark... Aber Clark würde nicht in Kategorien wie 'Neuwagen' denken, er hatte noch nicht mal ein Auto. Vielleicht träumte er davon? Aber nein, Clark würde es geschickter anstellen. Er würde es zum Beispiel nicht über das interne Nachrichtensystem schicken. Er würde sich die Mühe machen von einen anderen Computer aus zu arbeiten. Er war letztlich doch sehr viel schlauer. Also schied Clark aus.

Lois drehte sich noch ein Stück weiter nach links, Richard vom Wirtschaftsteil...?

Er war noch einer der netteren Kollegen, ein wenig trocken auf seine Art, aber nett. Er war gerade vor ein paar Tagen zum zweiten Mal Vater geworden. In der Situation hatte er doch sicher kein Geld für ein Auto... schon gar nicht für einen Neuwagen. Aber wurden die Kinderwagen nicht heute auch schon Sportwagen genannt? Aber Richard hatte Niveau, so eine blöde, undurchsichtige, kindische, alberne Nachricht als Scherz zu verschicken, das war nicht seine Art.

Wer könnte es also noch sein?

Lois' gnadenloser Blick wanderte weiter. Und blieb an Ralph hängen. Nein! Sie schüttelte ihren Kopf, drehte sich noch weiter. Ralph? Aber warum eigentlich nicht? Ralph. Ja... jaaa! Ralph. Lois triumphierte still vor sich hin.

Ralph träumte von einem Neuwagen. Er sprach schon seit Monaten von nichts anderem. Doch solange seine Arbeit weiterhin dieses unterirdische Niveau hatte, er also kaum Prämien bekam, würde er sich nie einen 'Neuwagen' leisten können. Das passte.

Nachricht ohne Absender – Ralph? Ja, das würde passen.

Nachricht ohne Text – Ralph? Ja, das würde passen.

Ein Dateianhang mit den Buchstaben WDLLGMCK – Ralph? Ja, das würde passen.

Okay, nun war Lois ihm auf der Spur. Sie drehte sich wieder ihrem Bildschirm zu und starrte auf die Nachricht. Wie würde jemand wie Ralph eine Datei verschlüsseln? Nicht mit seinem Namen, so dumm war selbst er nicht. Aber jemand, der ihm nahe stand. Wie hieß doch gleich seine Mutter? Lois überlegte fieberhaft und kaute dabei auf ihrem Bleistift... Violett? Veronica? Vera. Ja! Das war es! Sie tippte die Buchstaben: V E R A... und dann die Enter-Taste.

Lois' Bildschirm füllte sich mit Zeichen, Buchstaben, Worten, Sätzen... Tada!

Aber was war das bloß für ein Text?

Der erste Absatz war überschrieben mit: Wichtige Daten. Hier hatte Ralph Namen, Anschrift und den Geburtstag seiner Mutter, sowie ihrer beiden Hunde – zwei hässliche, zickige Pudel – notiert. Es folgten ein paar Telefonnummern und andere Zahlenkolonnen. Sicher hatte er hier seine Kreditkartennummern vermerkt.

Lois schüttelte ihren Kopf. Warum konnte er sich diese paar Daten nicht merken? Selbst sie hatte sie schon fast im Kopf, nachdem sie nur zweimal darüber gesehen hatte.

Der zweite Block war überschrieben mit: Wichtige Wetten. „Oh Himmel hilf!“ Ralph und seine Wetten. Die meisten davon waren kindisch, übertrieben und vollkommen unangemessen. Und sie interessierten kaum jemanden. Wer wie viel verdiente. Ralph war sicher der, der in dieser Liste ganz unten stehen müsste, da war sich Lois sicher. Wer die nächste Titelstory schreiben dürfte. Ganz sicher niemals Ralph, so hoffte Lois. Wer den nächsten Kerth oder Pulitzer bekam. Also Ralph würde sicher nie einen bekommen. Wer wirklich Cats Schlafzimmer kannte. Nun, Ralph ganz sicher nicht. Wer das von Davis, Burns, Annet, Linda oder Veronica kannte. Auch hier: Ralph ganz sicher nicht.

Und dann gab es eine eigene Kategorie für die Wetten um Lois Lane und Clark Kent.

Lois stockte der Atem. Sie konnte nicht glauben, was sie hier sah.

Angeführt wurde die Liste von der Frage, wie lange es Clark Kent als zwangsweise zugeteilter Partner von Lois aushalten würde. Stunden, Tage, Wochen? Er schien diese Frage immer wieder aufgewärmt zu haben. Aber es waren offensichtlich immer weniger Kollegen bereit gewesen, auf diese infantile Wette einzusteigen. Mal ganz abgesehen davon, dass ganz sicher niemand verstehen konnte, was Lois an Clark schätzte. Inzwischen an ihm schätzte. Oder was Clark in Lois sah.

'Hat Clark mit Lois geschlafen?'

Wie... geschmacklos war das denn? Lois fehlten die Worte. Wie primitiv war dieser Mensch nur?

Doch die Liste ging noch weiter...

'Ob Clark mit Lois schlafen musste?'

Angewidert überflog sie den Rest und nahm dabei noch flüchtig das Wort 'Vorlieben' auf. NEIN! Das war zu viel.

Lois ging an den Anfang des Dokuments und schrieb in großen, fetten Lettern: 'Ich, Lois Lane, wette 100 zu 1, dass ich dich nie wieder in meinem Leben ernst nehmen werde!'

Mit der Taste 'F5' schickt sie die Datei an Ralph. Unverschlüsselt. Er sollte sie ruhig sofort öffnen können.

Sie fuhr ihren Rechner herunter, löschte ihre Schreibtischlampe und nahm sich ihren Mantel vom Haken.

Nur wenige Augenblicke später sah Lois durch die sich gerade schließenden Aufzugstüren, wie Ralph auf seinen Bildschirm starrte. Er war blass. Obwohl, das traf es nicht wirklich, weiß wie die Wand oder leichenblass, ja, das passte besser.

Allein dieser Blick eines geschockten Kaninchens war es wert gewesen. Ralph war nur ein kleines unbedeutendes Nichts. Sie... war eben Lois Lane.

Lois atmete zufrieden durch. Nun... ging es ihr gut.

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Re: alte FicGrabs - Schnee

Beitragvon Magss » Mo 15. Nov 2010, 10:55

Schnee

„Nun komm schon, sieh dich um!“, gab Lois Clark ihre Anweisung im Flüsterton, aber absolut unnachgiebig. Sie schaltete ihre kleine Taschenlampe an und leuchte einmal im Raum herum um sich zu orientieren.

„Was bitte suchen wir denn hier?“, fragte Clark ein wenig ungehalten, aber genauso geflüstert. Er konnte es nicht leiden, wenn seine Verlobte jeder sich bietenden Idee nachjagte und jede erdenkliche Tür aufbrach. Sie würde sich damit noch mal in Teufels Küche bringen. Ganz besonders seit sie wusste, dass sie diese Art von Einbrüchen gemeinsam mit Superman vollbrachte, schreckte sie vor gar nichts mehr zurück. Das ängstigte ihn.

Lois hatte ihre Taschenlampe in den Mund genommen um nun mit beiden Händen den Aktenschrank von Mr. St. George durchwühlen zu können. „A'es was uns 'ilft, ih' su be'eisen, 'ass 'iese Schiffe ir'en'was 'ür ihn sch'uggeln...“

Natürlich, das war Clark auch klar, aber was sollte das sein? St. George war Bauingeneur, was würden sie hier also finden außer Bauplänen und Kostenvoranschlägen für Brücken? St. Georges Spezialität. Er machte sich daran die übrigen Schränke zu durchleuchten, bevor er sie öffnete. Karten, Flurzeichnungen, Statische Berechnungen, hier war kein Hinweis zu entdecken, dass St. George wirklich mit dieser Schmugglerbande unter einer Decke steckte.

Als nächstes machte sich Clark über den Schreibtisch her, er durchblätterte den Rolodex, fand jedoch keinen Namen, der ihm auch nur ihm geringsten verdächtig vor kam.

Lois' begeistertes „Aha!“, ließ ihn aufmerken und er drehte sich zu ihr herum. Sie hatte ein Bild von der Wand genommen, hinter dem sich eine Art Fach in der Wand befand. Vielleicht sollte es ursprünglich mal einen Tresor beherbergen, aber so war es nur ein einfaches Loch in der Wand. Einfach aber doch effektiv. Lois nahm aus dem Loch eine durchsichtige Plastiktüte heraus, darin befand sich ein weißes Pulver. Sie öffnete den Knoten der Tüte, steckte sich ihren Zeigefinger in den Mund und noch bevor Clark vorsorglich einschreiten konnte, hatte sie ihren nun feuchten Finger in das Pulver getaucht und lutsche ihren Finger ab.

Clark sprang auf. „Lois! Bist du verrückt?! Was machst du da?“ Sie konnte dieses Zeug doch nicht auch noch schlucken! Wer wusste, was es war? Doch es war bereits zu spät.

Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Lois konnte es nicht leiden, wenn er ihr versuchte vorzuschreiben, was sie tun sollte und was nicht. Aber sie hatte diese Eigenart, immer erst zu handeln und dann zu denken.

Er musste versuchen, ein wenig einzulenken, damit sie nicht hier und jetzt das Streiten anfingen. „Warum machst du das?“, fragte er nun viel ruhiger.

Lois zog ihre Augenbrauen zusammen und antwortete zögerlich: „Das machen sie in den Filmen doch auch immer...“

Oh nein! Clark konnte nicht glauben, was er hörte. „Ja, aber die probieren nur eine winzige Kleinigkeit... und nicht gleich einen ganzen Teelöffel voll!“, setzte er entsetzt nach. „Und? Wie schmeckt es?“, fragte er beklommen.

Lois' Gesichtsausdruck wechselte eindeutig in Richtung schuldbewusst. Das war an sich schon sehr besorgniserregend. Ihre Antwort fiel dann auch entsprechend kleinlaut aus: „Nun, ein wenig bitter... außerdem...“

Clark fühlte sich wie auf die Folter gespannt. „Jaaaa...“

Sie fuhr sich ganz vorsichtig mit dem Finger über ihre Unterlippe. „Irgendwie fühlt es sich wie betäubt an...“

'Oh nein! Bitte nicht! Nicht das!', flehte Clark still in sich hinein. Und laut sprach er aus: „Kokain!“

Lois sagte nichts, formte mit ihren Lippen aber ganz deutlich das Wort: „WAS?!“ Es hatte ihr wirklich die Sprache verschlagen, was für sich genommen schon eine Sensation war.

Clark hatte aufgrund seiner Fähigkeit Bücher binnen Sekunden zu lesen ein unglaubliches umfangreiches Wissen und er versuchte sich nun zu erinnern, was er zur Kokainwirkung jemals gelesen hatte. Es dauerte einen kleinen Moment, dann war er sich sicher, Kokain führt nach oraler Einnahme zu einem gesteigertem Rededrang, größerer allgemeiner Leistungsfähigkeit, erhöhtem Selbstwertgefühl, Euphorie, Bewegungsdrang, verbesserter Konzentration und Wachheit sowie einer Absenkung der sexuellen und sozialen Hemmungen... in einem Fachbuch gefunden zu haben. Oh nein, gesteigerter Rededrang – und das bei Lois! … größerer allgemeiner Leistungsfähigkeit, erhöhtem Selbstwertgefühl, Euphorie, Bewegungsdrang, verbesserter Konzentration und Wachheit – sie würde nun sicher die ganze Nacht arbeiten wollen! Und ... Absenkung der sexuellen und sozialen Hemmungen – oh boy!

Er musste handeln. Jetzt sofort! „Lois, ich höre Schritte, wir müssen hier raus!“ Clark rotierte währenddessen in sein blaues Arbeits-Outfit und nahm sie, ohne auch nur die Spur ihres Protestes abzuwarten, auf den Arm. Lois wehrte sich erstaunlicherweise nicht. Er öffnete das Fenster und stieg schnell in den Nachthimmel auf. Sie hielt sich, wie immer beim Fliegen, an seinen Schultern fest, doch er spürte eindeutig ihre Lippen auf seinem Hals. Oh boy! Dies würde mit absoluter Sicherheit eine sehr lange Nacht werden... sehr lang...


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